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Oster BYOB-Probe

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maha

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Oster BYOB-Probe

BeitragDi 3. Apr 2018, 09:56

Hallo zusammen,

am Gründonnerstag haben wir die Osterfeiertage mit einer BYOB Probe in der Winebank Frankfurt eingeläutet. Keine thematische Eingrenzung. Getrunken wurde blind.
Es sollte ein Spektakel werden:

Hier meine kurzen Eindrücke (ohne Notizen)

Als Aperitif:
Beringer Chardonnay Private Reserve 1996
Deutliche Reifenoten (bei dem Alter kein Wunder) sowohl in Farbe als auch im Geruch und Gaumen. Buttrig, schmelzig. Im Gaumen leicht petrolig. Wurde von einigen als Chardonnay erkannt. Ein, in Würde gereifter, schöner Wein und sehr guter Start in den Abend.
Hatte später dann noch einen großen Auftritt als die Austern serviert wurden. Dazu harmonierte er super.

Als ersten Wein gab es den einzigen Weißen aus dem „Hauptfeld“
Domain Fichet, Mersault Les Chevaliers, 2011
Beim Öffnen dachte ich, der ist schon schön präsent und muss nicht mehr in die Karaffe. Das wäre aber besser gewesen, denn er öffnete sich mehr und mehr mit Luft. Zunächst noch sehr verhaltene, florale Nase, wurde immer schöner und „süßer“. Exotische Früchte, Litschi. Im Mund komplex und mit ordentlich Druck. Ich fand ihn recht „laut“ einige eher schlank. Feine Mineralik, buttrig und dicht. Cremige Textur. Ein schöner und komplexer Vertreter seiner Art, dem etwas mehr Reife sicher noch gut tun wird.

Es folgten nun die Roten:
Petit Cheval 1988
Die Nase leider wenig betörend. Etwas rote Früchte, bisschen was grünes. Wirkte im Mund etwas ausgezehrt und wässrig. Leider nicht die Komplexität die man ihm zugetraut hatte. Schade, denn eine optimale Flasche wäre sicher ein schöner Vergleich zum folgenden Wein gewesen.

Ausone 1996
What a wine! Mein Gewinner des Abends! Fantastische Nase. Komplex, dicht, wuchtig, sofort präsent. Ein bunter Strauß dunkle Früchte, Würze. Kaum Altersnoten. So frisch wie die junge Fa. Hammer! Das gleiche setzt sich im Mund fort. Voller Körper, unfassbares Volumen, riesen Länge, perfekte Säure / Süße. Mit das beste was ich bisher aus dem St. Emilion getrunken habe. Das ist schon ganz großes Mopped! Und wer sich glücklich schätzen kann diesen Wein noch im Keller zu haben, braucht sich sicher auch nicht zu beeilen.

Das was dann danach kam, hatte es jetzt natürlich schwer:
Beausejour Becot 1990
Florale Nase, rote Früchte (Kirsche, Johannisbeere), man will die Nase gar nicht wieder aus dem Glas nehmen. Die dezenten Tertiäraromen mag ich ganz gerne, neben etwas Leder und Zigarre findet sich aber auch hier eine schöne rote Frucht und eine frische Säure. Das Tannin abgeschmolzen und fein. Hat wohl das Ende seines Trinkfensters erreicht.

Jetzt wurde es wild:
Nit den Nin 2008
Wat ne Wuchtbrumme. Dunkel, dicht und kompakt. In der Nase Alkohol und ein ganz fieser Klebstoff-Stinker. Der Spender hat den Wein 2 Tage vorher geöffnet und am Tag zuvor 6 Stunden zwangsbeatmet. Das alles erweckte den schlafenden Riesen leider nicht aus seinem tiefen Schlaf. Likörig und wuchtig auch im Mund. Leider nicht viel Preis gebend. Auf Wiedervorlage in mehreren Jahren. Wenn er dann die PS auf die Straße bringt, die er jetzt schon andeutet, wird das eine riesen Granate. Da hilft dann auch kein ABS mehr.

Es ging zurück in den St. Emilion Himmel.
Der Zufall wollte es dass wir noch einen Hammer aus dieser Appellation ins Glas bekamen.
Figeac 1993
Und der lieferte ebenfalls ab. Wuchtige Nase, dunkelbeerig, würzig, Tabak, Pflaume. Im Mund komplex und sofort präsent. Leichte Extraktsüße, viel Brombeere und etwas Rosmarin, Schwarzbrot. Ganz leicht laktisch und etwas Pfeffer. Mittlerer bis voller Körper und lang hinten raus. Meine Nummer zwei aus dem St. Emilion an diesem Abend

Zurück nach Spanien:
Artadi Pagos Viejos 1995
Diesen Rioja durfte ich schon ein paar Mal geniessen und er fasziniert mich immer wieder. Meine VKN aus 2016 kann ich fast komplett hier rein kopieren. Sehr animalisch und wuchtig, wild. Dahinter ein Korb dunkler Frucht etwas Rumtopf. Auch sehr martialisch im Gaumen. Leichte Süße mit perfektem Säurespiel. 23 Jahre und kaum Altersnoten. Wow. Volle Frucht, dunkel und schwer. Das kann sogar gegen die großen Bordeaux des Abends anstinken. Das schaffen sicher nicht viele Spanier.

Dann war es Zeit für das Dessert:
Kesseler Riesling Auslese 2007
Süss und mächtig kommt diese Auslese daher. Etwas mehr Säure hätte mir besser gefallen. Aber die wuchtigen Roten vorweg zollten auch hier Ihren Tribut, so sank die Aufmerksamkeit etwas zu vorgerückter Stunde. Dennoch ein komplexer Wein der perfekt als Abschluss taugte.

Abschluss? Moment, noch nicht ganz. Es wurde noch ein Nachzügler geholt, der noch mal zum Finale Furioso aufspielte:
Pavillon Rouge du Margaux 1989
Puh, und was für ein Finale. Tabak, Leder, und betörendes Margaux Parfum mit etwas Kuhstall. Laktisch am Gaumen, voll und wild. Kaffee, Mineralik und Blaubeere. Dazu etwas Lebkuchengewürz (oder war das schon die vorgerückte Stunde?) So ganz war ich nicht mehr beisammen, aber das hat mich schon sehr begeistert!

Da keiner wusste wer welchen Wein mitbringt, konnte auch keiner ahnen dass aus diesem Abend fast eine Best Bottle St. Emilion werden sollte. Für mich mit einem klaren Sieger, Ausone! Schade dass der Petit Cheval nicht abliefern konnte.
Figeac braucht sich aber davor nicht zu verstecken und der Rioja bietet den großen Franzosen ordentlich die Stirn. Der Nit den Nin wird in einigen Jahren zeigen was in ihm steckt, da bin ich auch sicher.
Das nächste Mal sollten wir allerdings eine neutrale Person bestimmen der vorher die Reihenfolge festlegt.

Was für ein genialer Abend!
Vielen Dank an alle
Gruss Marko
Der schönste Sport ist der Weintransport!

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