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Griechische Weinprobe in Würzburg

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weinaffe

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Griechische Weinprobe in Würzburg

BeitragMi 7. Mär 2018, 18:50

Hallo zusammen,

letzten Freitag kamen wieder einige Weininteressierte zusammen, um einige Weine aus Griechenland zu verkosten. Insgesamt waren 15 Weine am Start, die aufzeigen konnten, das sich in Griechenland weinmäßig durchaus einiges bewegt. Es wurden überwiegend Weine aus autochthonen Rebsorten vorgestellt.

Folgende Weine (5x weiss, 10x rot) wurden Verkostet:

------ Brut (100% Athiri) (CAIR, Lindos) -Rhodos-
sehr angenehmer Schäumer, zart strohgelbe Optik, dezente Perlage, sehr cremig, relativ wenig Säure, sehr geradlinig und sauber, durchaus gelungenes Mittelding zwischen Deutschem Winzersekt und spanischem Cava.


2016er Vidiano Heraklio P. G. I. (Domaine Zacharioudakis, Heraklion) -Kreta-
dezentes Strohgelb mit grünen Reflexen, ganz dezente Apfel- und Birnenfrucht in der Nase, absolut trocken mit überraschend hoher, sehr animierender (zugesetzter?) Säure, die diesen alkoholreichen Wein (14,5 Vol%) nur mittelgewichtig erscheinen lässt, mineralische Akzente, erinnert ein wenig an fränkischen Silvaner.


2016er Assyrtiko Santorini P. D. O. (Artemis Karamolegos, Santorini) -Santorin-
klassischer Assyrtiko, feine Zitrus und Aprikosennase, Mineralität schimmert durch, knalltrocken mit stimmiger Säure, die 13,5 Vol% sind dank der Säure gut verpackt, elegante Gelbfrucht, Hauch salzige Mineralität, gute Länge. Ein stimmiger Sortenvertreter, der durchaus Parallellen zu einem gut gemachten Riesling hat.


2016er "Magic Mountain" (100 % Sauvignon blanc) Drama P. G. I. (Nico Lazaridi) -Makedonien-
zurückhaltende Nase nach Mango, Cassis und etwas grüne Paprika, absolut trocken mit eingebundener Säure, mittelgewichtiger Typ (12,5 Vol%), absolut sortentypischer, kein lauter Vertreter, sondern sehr ausgewogen zwischen reifer Frucht und vegetabilen Nuancen, mittlere Länge, guter Sortenvertreter.


2010er Samos a.o.c. "Anthemis" (United Winemaking Agr. Coop. of Samos) -Samos-
klassischer, "gespriteter" Wein aus Muscat- Alexandria-Trauben mit 5 Jahren Fasslagerung, mittelkräftiges Goldgelb, Duft nach getrockneten Früchten, klassische Muskateller-Aromatik, dezent oxidative Stilistik, stimmige, nicht klebrige Süsse, gut konterkarierende Säure, durchaus kraftvoll (15 Vol%), wiederum Trockenfrüchte mit blumiger Aromatik, sehr gute Länge. Ein echter Klassiker in dieser Stilistik und vielleicht das beste Preis-/Leistungsverhältnis der gesamten Probe.

Und nun zu den Roten:

2014er Kotsifali Heraklio P. G. I. (Domaine Zacharioudakis, Heraklion) -Kreta-
der zweite Wein nach dem weißen Vidiano aus diesem biologische arbeitenden Betrieb: leicht durchscheinendes Purpurrot, in der Nase eine saftige Kirschfrucht, trinkanimierender Eindruck, auf der Zunge ebenfalls viel Kirschfrucht, etwas Preiselbeere, mildes Tannin, die 14,5 Vol% sind bestens verpackt, der Wein wirkt trinkig, nur mittelgewichtig und in keiner Weise brandig (was für den Wein spricht), geht etwas in die Beaujolais-Richtung, mittlere Länge, macht durchaus Spass und besitzt in jedem Falle Trinkfluss.


2011er Rapsani Grande Reserve P. G. I. (Tsantalis, Agiod Pavlos) -Thessalien-
eine Cuvee aus den autochthonen Rebsorten Xinomavro, Krassato und Stavroto,18 Mon. Barrique und weitere 18 Mon. Flaschenlagerung, kräftiges Kirschrot, dunkle Waldfrüchte, gelungener, nicht aufdringlicher Holzeinsatz, etwas Tabak und Leder, guter Mix aus Dunkelfrucht und Würze, bestens verpackter Alkohol (13,5 Vol%), ansprechende Länge. Einer der Topweine der Großkellerei, die zeigt, dass auch hier Klasse erzeugt werden kann. Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis (ca. 12 EURO) für diesen Rotwein in internationaler Stilistik. Top gemacht, aber die Herkunft bleibt hier etwas auf der Strecke.


2007er "300" Regional Dry Wine of Lakonia (Monemvasia Winery, Monemvasia) -Peloponnes-
Cuvee aus 70% Agiorgitiko und 30% Mavroudi, 18 Mon.im Mahagoni (!)-Fass gereift: Entweder hatten wir hier eine schlechte Flasche oder der Wein befindet sich tatsächlich schon deutlich auf dem absteigenden Ast, deutlich oxidative Noten, der Wein wirkt "müde" in der Nase, dito im Mund, ansonsten war schon zu erkennen, das sich hinter der Oxidation eine guter Wein befunden hätte.


2013er "Ramnista" Naoussa P. D. O. (Ktima Kir-Yianni, Yanakohori-Naoussa) -Makedonien-
100% Xinomavro aus einer Einzellage, leicht durchscheinendes Kirschrot, typ. Xinomavro-Nase (erinnert mich an getrocknete Tomaten, OLiventapenade und Preiselbeeren), sehr eigenständig, auf der Zunge knalltrocken, saftige, durchaus präsente Säure, leicht eckiges Barolo-like-Tannin, bestens eingebundener Alkohol (14,5 Vol%), kantig-charaktervoller Typ, der in vielen Punkten an einen traditionellen Barolo erinnert.


2010er Gerontoklima (100% Vertzami) Lefkada P. G. I. (Antonopoulos, Patras) -Lefkada-
mitteltiefes Kirschrot, dezente, feine Dunkelfrucht (Kirsche, Himbeere, Pflaume), angenehme Säure, weitgehend abgeschmolzenes, feinkörniges Tannin, trotz 14 Vol% nur mittelgewichtig, sehr stimmig und unspektakulär, aber sehr gut. Die Qualität liegt in der Ausgewogenheit aller Komponenten, jetzt bestens gereift.


2013er "Avaton" Epanomi P. G. I. (Ktima Gerovassiliou, Epanomi) -Makedonien-
Cuvee aus Limnio, Mavroudi und Mavratragano von Altmeister Gerovassiliou: leider etwas viel Holz in der Nase, geschliffene Dunkelfrucht, wirkt sehr "international" und auf hohem Niveau leider austauschbar, das bestätigt sich auf der Zunge, dunkle Waldfrüchte (Brombeeren, Himbeeren), feinkörniges Tannin, aber auch am Gaumen hängt das Holztannin etwas an, durchaus Extrakt, Alkohol (13,5 Vol%) gut verpackt, sehr guter, wenn auch etwas "seelenloser" Wein, der von überall her kommen könnte.


2016er Mavrotragano Cyclades P. G. I. (Santo Wines, Santorini) -Santorin-
einer der Spitzenweine der örtlichen, gut arbeitenden Genossenschaft, 12 Mon. Holzausbau, sauberes, nicht blickdichtes Kirschrot, saftige Kirschfrucht, dezente Würze, nur mittelgewichtig (13 Vol%), ein erfolgreich auf Finesse und Saftigkeit vinifizierter Mavrotragano mit gefühlvollen Holzeinsatz, sehr stimmiger Wein mit gutem Trinkfluss, allerdings aufgrund des "Seltenheitsfaktor" dieser Rebsorte zu hoch bepreist (Handel ca. 29 EURO).


2014er "Trilogia" (100% Cabernet Sauvignon) Ilia P.G. I. (Christos Kokkalis, Elis) -Peloponnes-
einer der wenigen griechischen Weine mit einem gewissen "Kultcharakter", 18 Mon. Barrique, als Cabernet schon in der Nase gut erkennbar (reifer Cassis, etwas Tabak, ein Hauch grüne Paprika), viel Extrakt mit deutlicher Extraktsüsse, der Alkohol (14,5 Vol%) drückt leider etwas durch, dadurch etwas sattmachend, erinnert mehr an einen Cabernet aus der "Neuen Welt" als an einen klassische Bordeaux. Zweifellos aber ein sehr guter Wein, der leider etwas austauschbar ist und aufgrund des merklichen Alkohols mit gebremsten Trinkfluss daherkommt.


2010er "Alpha One" Florina P. G. I. (Alpha Estate, Amyndeon-Florina) -Makedonien-
Cuvee aus je 50% Xinomavro und Mavrodaphne, 3 Jahre neues Barrique, 2 Jahre Flaschenreife, nur 4.597 Fl.
Der Spitzenwein von Alpha, der jedes Jahr aus den besten Trauben und in unterschiedlichen Rebsortenzusammensetzungen und Mischungsverhältnissen von dieser gehypten Botique-Winery erzeugt wird.
Fast schwarze Farbe, sehr tiefe Nase mit Pflaumen- und Kirschfrucht und gut eingepasstem Holz, auf der Zunge extrem extraktreich, stimmige Säure, die dieses "Geschoss" in der Balance hält, sehr feinkörniges Tannin, Alkohol (14,5 Vol%) bestens verpackt, deutlich extraktsüss, satte Frucht, sehr lang.
Durchaus beeindruckender, sehr gekonnt vinifizierter Wein für Liebhaber kraftvoller Gewächse.

Der letzte Wein und ein eine kleine Zusammenfassung wird in Kürze nachgereicht!

Grüsse
Bodo
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weinaffe

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Re: Griechische Weinprobe in Würzburg

BeitragMi 7. Mär 2018, 20:17

... und abschließend noch der letzte Wein der Griechenland-Weinprobe:


1999er Mavrodaphne Reserve "601" (Achaia-Clauss, Patras) -Peloponnes
die Luxusversion eines "gespriteten", Mavrodaphne, wie man sie "beim Griechen nebenan" leider auf der Weinkarte nicht findet:
glänzend ziegelrote Farbe, bezwingender, aromatischer Kirschduft, hohe aromatische Intensität, sehr stimmige Süsse, feine Holzreifenoten, leicht oxidativer Stil, aber dennoch sehr abgeklärt und frisch, stimmiger Alkohol (15,5 Vol%), sehr lang im Abgang. Ein toller und zeitloser Meditationswein, der nicht billig, aber durchaus fair bepreist ist.

Das war`s wieder in komprimierter Form. Griechische Weine sind deutlich im Aufschwung, das hat diese Probe deutlich gezeigt. Manchmal würde ich mir noch mehr Mut zur Eigenständigkeit und mehr Charakter wünschen, denn die Vielzahl autochthoner Sorten lässt da sicherlich einen breiten Spielraum. Wir werden sehen....

Am Freitag geht es bereits weiter, wenn wir hier die "Rhone-Rebsorten" (Syrah, Grenache, Mourvedre + Co.) im Geschmackstest haben. Nach Möglichkeit werde ich wieder berichten.

Grüsse
Bodo

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