Weinprobe Riesling and friends
Verfasst: Mo 16. Okt 2017, 18:40
Hallo zusammen,
letzten Freitag trafen sich wieder einige Weininteressierte, um insgesamt 15 Rieslinge bzw. die eine oder andere "Rieslingkreuzung" zu verkosten.
Folgende Weine wurden probiert (mit kurzen Anmerkungen von mir):
2014er Riesling Sekt Brut (Reichsrat von Buhl, Deidesheim) -Pfalz-
sehr geradlinig und dezent hefig, nur zarte, eher introvertierte Rieslingfrucht, "steiniger" Typ, geringe Dosage, knackiger, mineralischer Riesling-Sekt mit Niveau, ein gelungenes "Mittelding" zwischen klassischen Deutschem Riesling-Sekt und Champagner. Gefiel allgemein. 88 P.
2015er Oberweseler Oelsberg Riesling Spätlese trocken (Dr. Kauer, Bacharach) -Mittelrhein-
sehr reintönige, klare Agrumenfrucht mit Steinobst, absolut jugendlich, dezente Schieferaromatik, wirkt dank der knackigen Säure (8,7 Promill) richtig trocken, die 5,2 gr. Restzucker werden quasi geschluckt, mittelgewichtig (12,5 Vol%), eher ein Kabinett- als ein Spätlese-Typ, was dem Trinkfluss keineswegs schadet, mittellanger Abgang, sehr stimmiger, geradliniger Wein mit hohem Spassfaktor. 87P.
2015er Riesling Reserve "Passion" QW trocken Niederösterreich (Pfaffl, Stetten) -Weinviertel-
recht intensives Gelbgold, reife Orangenfrucht mit etwas Grapefruit, etwas Akazie spürbar (wurde im Akazienholzfass ausgebaut), würzig, fülliger Naseneindruck. Aufgrund Spontangärung deutlicher Restzucker (8,1), mittlere Säure (6,7), die den kräftigen Wein noch in der Balance hält, cremige Zitrusfrucht, deutlich Grapefruit, würzige Holznote, trotz nur 13 Vol% ein kraftvoller, eher finessearmer, aber doch beeindruckender Riesling mit ungewöhnlichem Geschmacksprofil. Auch aufgrund des sportlichen Preises (35 EURO im Handel) kein Nachkaufreflex. 87P.
2016er Bullenheimer Paradies Scheurebe "Alte Reben" QW trocken (Markus Hillabrand,Hüttenheim) -Franken-
der "Riesling-Verwandte" (Kreuzung aus Riesling x Bukettrebe) wurde aufgrund seiner typischen Art sehr schnell enttarnt: Cassis, etwas Mango und Passionsfrucht, aber eher auf der nicht plakativen Seite, einige Dichte (13,5 Vol%), sehr klar, deutliches, aber angenehmes "Zuckerschwänzchen" (7,8 RZ), stimmige Säure (6,2 Promill), kraftvoll, aber nicht mastig, saftige Länge. 88P.
2015er Birkweiler Kastanienbusch Riesling QW trocken (Sven Klundt, Mörzheim) -Pfalz-
zurückhaltende Rieslingfrucht mit viel Stein-Mineralik, mit Luft entwickelt sich Steinobst und Zitrus, sehr tiefgründig, braucht offensichtlich Luft und Zeit. Auf der Zunge absolut trocken, sehr puristisch, aber durchaus kraftvoll (13,5 Vol%), sehr tiefgehende Frucht und Würze, komplex und durchaus mit Finesse, sehr lang. Der Wein braucht noch einige Jahre, um seine ganze Schönheit offenzulegen. Für mich ein großer Jahrgangsvertreter, der qualitativ absolut in der "GG-Liga" spielt. 93P+
1998er Viesslinger Ried Bruck Riesling Smaragd (Högl, Viessling) -Wachau-
wunderschön gereifter Riesling-Oldie, zarte Honignoten, ätherisch, keinerlei Petrolnoten, wirkt kraftvoll schon in der Nase, auf der Zunge noch etwas Restsüsse (knapp 9 gr. RZ), die aber nicht stört, überraschend knackige Säure, die die 14 Vol% Alk. bestens integriert, dadurch fast leichtfüssiger Eindruck,ein Hauch brotige Bortrytisnoten, aber sehr sauber und balanciert am Gaumen, cremiges Steinobst, im Abgang bricht der Wein etwas ab, aber ein tadelloser Altwein, der in dieser Verfassung noch einige Jahre Freude bereiten kann. 89P.
2009er Niederhäuser Hermannshöhle Riesling "GG" (Dönnhoff, Oberhausen) -Nahe-
makellose Weinbergspfirsichnase, etwas Mango, noble Fruchtausprägung, schon von der Nase her ein offener, entgegenkommender "freundlicher" Wein, auch auf der Zunge extrem ausgewogen, zarte Restsüsse, genau abgestimmte, saftige Säure, sanfter, mittelgewichtiger Wein (13 Vol%), ganz klare Frucht, Agrumen und Mango, perfekte Balance aller Komponenten, mittellanger Abgang. Der Wein ist absolut trinkbereit und wird sich einige Jahre auf diesem Niveau halten. Mir persönlich fehlt etwas der Charakter und die "verruchte Mineralität"; dieses GG stirbt fast in seiner Perfektion. Aber das ist natürlich Jammern auf sehr hohem Niveau... 91P.
2014er Riesling Ried Edelschuh Sausal QW tr. (Wohlmuth, Kitzeck) -Steiermark-
auf den Wein war ich sehr gespannt, da er aus einer der wenigen Schieferlagen (roter und schwarzer Schiefer) der Steiermark stammt und die Steiermark ja nicht unbedingt mit Riesling in Verbindung gebracht wird... zu Unrecht, was diesen Wein betrifft. Die Trauben stammen aus einem Weinberg mit 73 -90 % Hangneigung, der Wein wurde in 600-Liter-Holzfässern ausgebaut, 9 Monate Hefelager. Sehr verschlossene Nase, aber viel Tiefe andeutend, absoluter Steinwein, Frucht kommt nur langsam aus dem Glas, ein Hauch Cassis, auf der Zunge knalltrocken, extrem mineralisch, mehr struktur- als fruchtbetont, obwohl durchaus Frucht vorhanden ist, saftige, fordernde Säure, nur mittelgewichtig (13 Vol%), der Wein ist viel zu jung, aber sehr vielversprechend. Den würde ich gerne noch einmal in 5 Jahren probieren. Beeindruckender und eigenständiger Riesling, der aber leider stolz bepreist ist (35 EURO im Handel). 91P++
2007er Wösendorfer Kirchweg Riesling Smaragd (Rudi Pichler, Wösendorf) -Wachau-
sehr feine, leicht angereifte Riesling-Nase mit einem Hauch Petrol, komplexer Eindruck, in bester Reife, absolut trocken, saftige, reife Säure, sehr gute Balance zwischen Alkohol und Extrakt, eher mittelgewichtig (13 Vol%), Pfirsich und Agrumen, Urgesteinsnoten, würzig, sehr klassisch Wachau. 91P.
Fortsetzung mit den fehlenden 6 Weinen folgt in Kürze !
Grüsse
Bodo
letzten Freitag trafen sich wieder einige Weininteressierte, um insgesamt 15 Rieslinge bzw. die eine oder andere "Rieslingkreuzung" zu verkosten.
Folgende Weine wurden probiert (mit kurzen Anmerkungen von mir):
2014er Riesling Sekt Brut (Reichsrat von Buhl, Deidesheim) -Pfalz-
sehr geradlinig und dezent hefig, nur zarte, eher introvertierte Rieslingfrucht, "steiniger" Typ, geringe Dosage, knackiger, mineralischer Riesling-Sekt mit Niveau, ein gelungenes "Mittelding" zwischen klassischen Deutschem Riesling-Sekt und Champagner. Gefiel allgemein. 88 P.
2015er Oberweseler Oelsberg Riesling Spätlese trocken (Dr. Kauer, Bacharach) -Mittelrhein-
sehr reintönige, klare Agrumenfrucht mit Steinobst, absolut jugendlich, dezente Schieferaromatik, wirkt dank der knackigen Säure (8,7 Promill) richtig trocken, die 5,2 gr. Restzucker werden quasi geschluckt, mittelgewichtig (12,5 Vol%), eher ein Kabinett- als ein Spätlese-Typ, was dem Trinkfluss keineswegs schadet, mittellanger Abgang, sehr stimmiger, geradliniger Wein mit hohem Spassfaktor. 87P.
2015er Riesling Reserve "Passion" QW trocken Niederösterreich (Pfaffl, Stetten) -Weinviertel-
recht intensives Gelbgold, reife Orangenfrucht mit etwas Grapefruit, etwas Akazie spürbar (wurde im Akazienholzfass ausgebaut), würzig, fülliger Naseneindruck. Aufgrund Spontangärung deutlicher Restzucker (8,1), mittlere Säure (6,7), die den kräftigen Wein noch in der Balance hält, cremige Zitrusfrucht, deutlich Grapefruit, würzige Holznote, trotz nur 13 Vol% ein kraftvoller, eher finessearmer, aber doch beeindruckender Riesling mit ungewöhnlichem Geschmacksprofil. Auch aufgrund des sportlichen Preises (35 EURO im Handel) kein Nachkaufreflex. 87P.
2016er Bullenheimer Paradies Scheurebe "Alte Reben" QW trocken (Markus Hillabrand,Hüttenheim) -Franken-
der "Riesling-Verwandte" (Kreuzung aus Riesling x Bukettrebe) wurde aufgrund seiner typischen Art sehr schnell enttarnt: Cassis, etwas Mango und Passionsfrucht, aber eher auf der nicht plakativen Seite, einige Dichte (13,5 Vol%), sehr klar, deutliches, aber angenehmes "Zuckerschwänzchen" (7,8 RZ), stimmige Säure (6,2 Promill), kraftvoll, aber nicht mastig, saftige Länge. 88P.
2015er Birkweiler Kastanienbusch Riesling QW trocken (Sven Klundt, Mörzheim) -Pfalz-
zurückhaltende Rieslingfrucht mit viel Stein-Mineralik, mit Luft entwickelt sich Steinobst und Zitrus, sehr tiefgründig, braucht offensichtlich Luft und Zeit. Auf der Zunge absolut trocken, sehr puristisch, aber durchaus kraftvoll (13,5 Vol%), sehr tiefgehende Frucht und Würze, komplex und durchaus mit Finesse, sehr lang. Der Wein braucht noch einige Jahre, um seine ganze Schönheit offenzulegen. Für mich ein großer Jahrgangsvertreter, der qualitativ absolut in der "GG-Liga" spielt. 93P+
1998er Viesslinger Ried Bruck Riesling Smaragd (Högl, Viessling) -Wachau-
wunderschön gereifter Riesling-Oldie, zarte Honignoten, ätherisch, keinerlei Petrolnoten, wirkt kraftvoll schon in der Nase, auf der Zunge noch etwas Restsüsse (knapp 9 gr. RZ), die aber nicht stört, überraschend knackige Säure, die die 14 Vol% Alk. bestens integriert, dadurch fast leichtfüssiger Eindruck,ein Hauch brotige Bortrytisnoten, aber sehr sauber und balanciert am Gaumen, cremiges Steinobst, im Abgang bricht der Wein etwas ab, aber ein tadelloser Altwein, der in dieser Verfassung noch einige Jahre Freude bereiten kann. 89P.
2009er Niederhäuser Hermannshöhle Riesling "GG" (Dönnhoff, Oberhausen) -Nahe-
makellose Weinbergspfirsichnase, etwas Mango, noble Fruchtausprägung, schon von der Nase her ein offener, entgegenkommender "freundlicher" Wein, auch auf der Zunge extrem ausgewogen, zarte Restsüsse, genau abgestimmte, saftige Säure, sanfter, mittelgewichtiger Wein (13 Vol%), ganz klare Frucht, Agrumen und Mango, perfekte Balance aller Komponenten, mittellanger Abgang. Der Wein ist absolut trinkbereit und wird sich einige Jahre auf diesem Niveau halten. Mir persönlich fehlt etwas der Charakter und die "verruchte Mineralität"; dieses GG stirbt fast in seiner Perfektion. Aber das ist natürlich Jammern auf sehr hohem Niveau... 91P.
2014er Riesling Ried Edelschuh Sausal QW tr. (Wohlmuth, Kitzeck) -Steiermark-
auf den Wein war ich sehr gespannt, da er aus einer der wenigen Schieferlagen (roter und schwarzer Schiefer) der Steiermark stammt und die Steiermark ja nicht unbedingt mit Riesling in Verbindung gebracht wird... zu Unrecht, was diesen Wein betrifft. Die Trauben stammen aus einem Weinberg mit 73 -90 % Hangneigung, der Wein wurde in 600-Liter-Holzfässern ausgebaut, 9 Monate Hefelager. Sehr verschlossene Nase, aber viel Tiefe andeutend, absoluter Steinwein, Frucht kommt nur langsam aus dem Glas, ein Hauch Cassis, auf der Zunge knalltrocken, extrem mineralisch, mehr struktur- als fruchtbetont, obwohl durchaus Frucht vorhanden ist, saftige, fordernde Säure, nur mittelgewichtig (13 Vol%), der Wein ist viel zu jung, aber sehr vielversprechend. Den würde ich gerne noch einmal in 5 Jahren probieren. Beeindruckender und eigenständiger Riesling, der aber leider stolz bepreist ist (35 EURO im Handel). 91P++
2007er Wösendorfer Kirchweg Riesling Smaragd (Rudi Pichler, Wösendorf) -Wachau-
sehr feine, leicht angereifte Riesling-Nase mit einem Hauch Petrol, komplexer Eindruck, in bester Reife, absolut trocken, saftige, reife Säure, sehr gute Balance zwischen Alkohol und Extrakt, eher mittelgewichtig (13 Vol%), Pfirsich und Agrumen, Urgesteinsnoten, würzig, sehr klassisch Wachau. 91P.
Fortsetzung mit den fehlenden 6 Weinen folgt in Kürze !
Grüsse
Bodo