Mi 11. Okt 2017, 09:25
Bestätigt nochmals meine Eindrücke vor einigen Wochen und Belüftung hätte beim BRC auch nicht geholfen. Interessant auch hier wieder die Erwähnung von "Bitternoten".
"Hat jemand bereits Erfahrungen mit Van Volxem Scharzhofberger P 2016? In den VKNs im Rahmen von Wiesbaden wurde der Wein außerordentlich hervorgehoben. Ich erinnere mich vor allem an die Beiträge von Marcus und Dirk. Wenn ich die Worte noch richtig im Kopf habe schrieb Dirk von einem „alles überthronenden Scharzhofberger Pergentsknopp 2016“.
Als ich vor einigen Tagen dann zufällig auf Marcus Bewertungen gestoßen bin war ich verwundert, dass er dem Wein „nur“ 90 Punkte gab. Das ist freilich ein sehr gutes Ergebnis, aber dann doch etwas weit weg von dem „großen“ Wein, den man nach Wiesbaden erwartet hatte. Ich sprach Samstag bereits kurz mit Marcus darüber und er meinte, er wäre auch erstaunt gewesen, sah aber bei ausgiebiger Verkostung nicht mehr das, was er in Wiesbaden an vermeintlichem Potential im Glas hatte.
Ich habe jetzt selbst eine der Flaschen aufgemacht und meine diese Divergenz zu Wiesbaden ganz gut nachvollziehen zu können. Der Wein hat direkt nach dem Öffnen sehr vielfältige Aromen, weißes Steinobst, eine feinkräutrige Würze, gleichzeitig meint man gar einen Touch Honig zu vernehmen. Am Gaumen entwickelt der Pergentsknopp eine unglaubliche Spannung, er bringt viel Druck und vor allem endlose Salzigkeit mit; ist tiefgründig und gleichzeitig dicht. Rote (Johannis-)Beeren, saftige Frucht, enorm langer Abgang. Wirklich lohnenswert hier eine Kindstötung vorzunehmen! Nach bereits einer Stunde in der Karaffe verändern sich die Eindrücke dann aber nachhaltig. Der Pergentsknopp macht dicht, die Frucht ist abgetaucht, ein leichter Bitterton im Abgang tritt hinzu. Heute – zwei Tage nach dem Öffnen – hat sich der Wein wieder gefangen. Nach wie vor eine handfeste Mineralik, die Wildheit ist ein wenig der Eleganz gewichen, das Salz ist zurück, auch wenn nach wie vor ein leichter Bitterton bleibt, die Frucht ist im Hintergrund, gibt allerdings ein harmonisches Gesamtbild mit der Mineralik; die freilich vorhandene Restsüße ist kaum wahrnehmbar.
Meiner Ansicht nach ist der Scharzhofberger P 2016 ein unglaublich spannender Riesling direkt aus der Flasche, aber mit etwas Sauerstoff auch kein großer Wein im Sinne von 95 und mehr Punkten. Das wahrlich alles Überthronende fehlt ihm tatsächlich (nach einer gewissen Zeit). Dennoch ein hervorragender Riesling bei dem ich gespannt bin wie er sich entwickeln wird. Summa summarum: Marcus 90 Punkte halte ich für zu verhalten. Ich würde mindestens 91, vielleicht sogar mehr geben. Ein ganz großer Wein ist es - zumindest für mich - jedoch ebenfalls nicht."
"Ein Leben ohne Riesling ist zwar möglich, aber sinnlos!"