Moin octopussy,
auf der Seite, auf die du verweist, heisst es:
Mosel Fine Wines hat geschrieben:True to its wine style: German Riesling has the incredible richness of coming in different styles, which vary in terms of degrees of residual sugar or in terms of flavor profile and intensity (i.e. Kabinett, Spätlese, Auslese, etc.). Great Riesling should glorify its declared style.
A great Kabinett, which remains true to its style, can therefore get a higher score than, say, an average Spätlese or Auslese.
Also ich lese dieses
"true to its style" schon als
peer-group-Ansatz, oder?
Ferndiagnostiken sind ja immer ein bisschen schwierig, nicht.
Die Weine waren anfangs etwas zu warm; aber nicht zu warm zum
Verkosten, sondern zu warm, um sie
ueber viele Minuten hinweg zu verkosten. Das Problen wurde aber nach 10 Weinen wenn nicht vollstaendig geloest, dann doch erheblich abgemildert. Ich glaube also, dass die Waerme der Weine nicht so sehr das Problem war.
Auch wenn ich die Grenze vielleicht nicht bei 10 Weinen ziehen wuerde, stellt die Menge schon eher eine Herausforderung dar, denn 48 Weine sind definitiv ein strammes Programm. (Deshalb habe ich auch geschrieben, dass ein Wein, der am Ende serviert wird und immer noch Eindruck macht, durchaus seine Qualitaeten haben kann.) Da ich nicht weiss, wie die Jungs von MFW ihre Weine verkosten, waere ich aber vorsichtig, etwaige Unterschiede einfach nur auf die Verkostungs
modalitaeten zu schieben; typischerweise lassen sie sich viel besser (und einfacher) mit unterschiedlichen Vorlieben erklaeren. (Beispiel: Unsere gemeinsame Muellen-Probe neulich.)
Peer pressure ist extrem schwer nachzuweisen, also versuchen wir uns daran, die Abwesenheit davon zu plausibilisieren, und schauen wir uns mal die Spannen der Punkte an. Die Spannen werden mit fortschreitender Probe nicht kleiner (also nachdem ungefaehr klar wurde, wie die einzelnen Verkoster relativ zur Gruppe werten). Ich behaupte:
Peer pressure war kein Problem.
Eher schon greift das Phaenomen, dass man am Anfang etwas langsam macht mit den Punkten, um noch genug Marge fuer die "richtigen Knaller" zu haben. Weil die aber einfach nicht nur nicht kamen, sondern die Weine anscheindend immer schwaecher wurden - was wir durchaus diskutiert haben -, wurden die Punkte halt auch nicht hoeher. Als Indiz dafuer koennte man werten, dass der Pegelwein, immerhin Vorjahressieger(!), irgendwie bei 87 Gruppen-Punkten gelandet war, und daraus folgern, bei den BKC-Wertungen einfach pauschal 3 Punkte draufzuschlagen, damit das Bild wieder passt.
Natuerlich muss man dem Kupp dann auch 93 Punkte geben wollen. Persoenlich halte ich das nicht fuer verteidigbar, aber wenn dann die Weltordnung wieder stimmt, soll's mir recht sein. Am Ende isses eh egal, weil man keine Punkte trinkt, da hat Martin schon recht mit seinem
so what. Ist an der Mosel nicht anders als in Bordeaux. Am Ende wird auch jeder selber sehen, wie nach dem eigenen Geschmck die aus den MFW-Wertungen folgenden
relativen Unterschiede der Weine zueinander passen. Letztes Jahr habe ich mal fuer mich eine kleine Statistik gemacht, und ich kann sagen: Fuer mich passt es nicht. Dennoch betrachte ich wie Martin die MFW als Leitmedium in Sachen Mosel. Dass hier Liebhaber fuer Liebhaber schreiben und sich dabei sehr viel Muehe geben, die guten Seiten der verkosteten Weine herauszustellen, ist ein sehr sympatischer und nicht mehr sehr populaerer Ansatz.
Cheers,
Ollie