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- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 14:19
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Hallo zusammen,
vor knapp 2 Wochen trafen sich wieder einige Weininteressierte, um insgesamt 15 Weine aus der Burgunderfamilie zu verkosten. Bei den Weißen waren Weiß- und Grauburgunder sowie Chardonnay am Start, bei den Roten in erster Linie Spätburgunder mit jeweils 1 Frühburgunder und St. Laurent.
Kurzfazit: alle Weine präsentierten sich in guter Form, keinerlei "Korkschäden".
Kurz zu den probierten Weinen (8x weiss, 7x rot):
2015er Flemlinger Grauburgunder Spätlese trocken (Thomas Dolt, Flemlingen)-Pfalz-
ein guter Einstieg: glasklarer, trinkanimierender Grauburgunder, sehr sortentypisch, frische Säure, durchaus dicht, aber alles andere als fett, die 13,5 Vol% sind in keiner Phase zu spüren, saftig, durchaus langer Abgang. Klasse Grauburgunder für den kleinen Geldbeutel: 6,90 EURO ab Weingut, da kann man wirklich nicht meckern. 87 P.
2014er Mörzheimer Pfaffenberg Weißer Burgunder QW trocken (Sven Klundt, Mörzheim)-Pfalz-
wir bleiben in der Südpfalz: spannende, mineralische Nase, schnörkellos und kühle Anmutung. Auf der Zunge sehr fokussiert und ohne einen Hauch von Restzucker, sehr straff und "steinig", dennoch Platz für dezente Apfelfrucht mit einem Hauch Birne, bei aller Straffheit ein Wein mit viel Extrakt und Tiefe, aber voll auf der mineralischen Seite, macht mit jedem Schluck mehr Spass, bei allem Trinkfluss vergisst man komplett, dass der Wein immerhin 13,5 Umdrehungen hat, langer straffer Abgang. Ein hochklassiger, sehr puristischer Weißburgunder ohne jeglichen Holzeinfluss. 89 P.
1998er Hambacher Römerbrunnen Weißburgunder Spätlese trocken (Müller-Catoir, Haardt)-Pfalz-
dieser Wein stammt noch von der "Kellermeister-Legende" H.-G. Schwarz, der eine ganze Generation von ambitionierten Jungwinzern geprägt hat. Die golden angehauchte Farbe dieses Weins täuscht, denn er ist noch voller Leben. Angenehm gereift, ein Hauch angenehme Bortrytis, fast exotische Nase für einen Weißburgunder, auf der Zunge absolut cremig, zwar trocken, aber mit einem Hauch Restzucker, der diesem Weintyp aber gut zu Gesicht steht, auch auf der Zunge exotische Frucht (reifer Pfirsich, Ananas, ein Hauch Litschi), aber alles andere als aufdringlich, unheimlich cremig bei durchaus vorhandener Säure, sehr lebendig und lang im Abgang. Ein Schmuse-Weißburgunder mit Klasse, der wirklich jedem gefallen muss und nach annähernd 20 Jahren noch wie eine Eins im Glas steht. 90P.
2010er Chardonnay Santa Maria Valley (Au Bon Climat, Jim Clendenden) -Kalifornien-
ein Kalifornier wie aus dem Bilderbuch: relativ viel Holz in der Nase (aber von der feinen Sorte), nicht zu röstig, sodass auch die durchaus vorhandene Frucht (reife Honigmelone, Birne, Zitrus) eine Chance hat, cremig auf der Zunge, gelungene Malolaktik ohne "milchige" Töne, passende, mittelkräftige Säure, mittlerer bis kräftiger Körper, der Alkohol ist solide abgepuffert, deutliche Holzaromatik, kräftige Frucht, ein wenig monolithisch, es fehlt etwas Spannung und "Herkunft", ein guter, wenn auch etwas austauschbarer Chardonnay. 87 P.
2010er "Musbrugger" Grauer Burgunder Landwein tr. (Ziereisen, Efringen-Kirchen) -Baden-
gleich danach die "allemannische" Antwort auf den kalifornischen Chardonnay, auch wenn es sich hier um einen Grauburgunder handelt: total spannende Nase aus Frische und Reife, sehr straff angelegt, die Mineralik springt förmlich aus dem Glas, ganz dezente Holznote, am Gaumen frisch und straff, furztrocken, aber in keiner Weise sauer oder asketisch, reife Apfelfrucht mit etwas Melone, saftig, sehr straight und mundwässernd, hat überhaupt nichts mit den häufig fülligen und etwas schwerfälligen Grauburgundern aus Baden zu tun,geht in seiner direkten Art eher in Richtung Bourgogne, steinig-fruchtiger Abgang ohne jegliche Altersnoten. 91P.
2014er Sommeracher Katzenkopf Weißburgunder "Hölzlein" QW tr. (Richard Östreicher) -Franken-
einer der interessantesten Betriebe der letzten Jahre in Franken: superfeiner Holzeinsatz (kein neues Barrique), das dem Wein ein festes Korsett gibt, deutliche Parallellen zum Vorgänger in der Stilistik, knalltrocken, laserstrahlartig und fokussiert auf der Zunge, reife Apfelfrucht, etwas Aprikose, die Frucht ordnet sich aber komplett der Mineralik unter, dezent phenolische Noten, die dem Wein Grip verleiht, kühle Grundausrichtung, saftige Säure, nur mittlerer Körper (13 Vol%), sehr dicht, langer, kühler Abgang. Ein burgundisch inspirierter Wein, der für die feine Tafel gemacht ist. es wundert nicht, dass Richard Östreicher als einer der wenigen deutschen Winzer auch Weine an die französische Gastronomie liefert. Dieser Wein kann auf seine Weise manchem 1er Cru aus der Bourgogne die Stirn bieten. 91 P.
Fortsetzung folgt !!
Grüsse
Bodo
vor knapp 2 Wochen trafen sich wieder einige Weininteressierte, um insgesamt 15 Weine aus der Burgunderfamilie zu verkosten. Bei den Weißen waren Weiß- und Grauburgunder sowie Chardonnay am Start, bei den Roten in erster Linie Spätburgunder mit jeweils 1 Frühburgunder und St. Laurent.
Kurzfazit: alle Weine präsentierten sich in guter Form, keinerlei "Korkschäden".
Kurz zu den probierten Weinen (8x weiss, 7x rot):
2015er Flemlinger Grauburgunder Spätlese trocken (Thomas Dolt, Flemlingen)-Pfalz-
ein guter Einstieg: glasklarer, trinkanimierender Grauburgunder, sehr sortentypisch, frische Säure, durchaus dicht, aber alles andere als fett, die 13,5 Vol% sind in keiner Phase zu spüren, saftig, durchaus langer Abgang. Klasse Grauburgunder für den kleinen Geldbeutel: 6,90 EURO ab Weingut, da kann man wirklich nicht meckern. 87 P.
2014er Mörzheimer Pfaffenberg Weißer Burgunder QW trocken (Sven Klundt, Mörzheim)-Pfalz-
wir bleiben in der Südpfalz: spannende, mineralische Nase, schnörkellos und kühle Anmutung. Auf der Zunge sehr fokussiert und ohne einen Hauch von Restzucker, sehr straff und "steinig", dennoch Platz für dezente Apfelfrucht mit einem Hauch Birne, bei aller Straffheit ein Wein mit viel Extrakt und Tiefe, aber voll auf der mineralischen Seite, macht mit jedem Schluck mehr Spass, bei allem Trinkfluss vergisst man komplett, dass der Wein immerhin 13,5 Umdrehungen hat, langer straffer Abgang. Ein hochklassiger, sehr puristischer Weißburgunder ohne jeglichen Holzeinfluss. 89 P.
1998er Hambacher Römerbrunnen Weißburgunder Spätlese trocken (Müller-Catoir, Haardt)-Pfalz-
dieser Wein stammt noch von der "Kellermeister-Legende" H.-G. Schwarz, der eine ganze Generation von ambitionierten Jungwinzern geprägt hat. Die golden angehauchte Farbe dieses Weins täuscht, denn er ist noch voller Leben. Angenehm gereift, ein Hauch angenehme Bortrytis, fast exotische Nase für einen Weißburgunder, auf der Zunge absolut cremig, zwar trocken, aber mit einem Hauch Restzucker, der diesem Weintyp aber gut zu Gesicht steht, auch auf der Zunge exotische Frucht (reifer Pfirsich, Ananas, ein Hauch Litschi), aber alles andere als aufdringlich, unheimlich cremig bei durchaus vorhandener Säure, sehr lebendig und lang im Abgang. Ein Schmuse-Weißburgunder mit Klasse, der wirklich jedem gefallen muss und nach annähernd 20 Jahren noch wie eine Eins im Glas steht. 90P.
2010er Chardonnay Santa Maria Valley (Au Bon Climat, Jim Clendenden) -Kalifornien-
ein Kalifornier wie aus dem Bilderbuch: relativ viel Holz in der Nase (aber von der feinen Sorte), nicht zu röstig, sodass auch die durchaus vorhandene Frucht (reife Honigmelone, Birne, Zitrus) eine Chance hat, cremig auf der Zunge, gelungene Malolaktik ohne "milchige" Töne, passende, mittelkräftige Säure, mittlerer bis kräftiger Körper, der Alkohol ist solide abgepuffert, deutliche Holzaromatik, kräftige Frucht, ein wenig monolithisch, es fehlt etwas Spannung und "Herkunft", ein guter, wenn auch etwas austauschbarer Chardonnay. 87 P.
2010er "Musbrugger" Grauer Burgunder Landwein tr. (Ziereisen, Efringen-Kirchen) -Baden-
gleich danach die "allemannische" Antwort auf den kalifornischen Chardonnay, auch wenn es sich hier um einen Grauburgunder handelt: total spannende Nase aus Frische und Reife, sehr straff angelegt, die Mineralik springt förmlich aus dem Glas, ganz dezente Holznote, am Gaumen frisch und straff, furztrocken, aber in keiner Weise sauer oder asketisch, reife Apfelfrucht mit etwas Melone, saftig, sehr straight und mundwässernd, hat überhaupt nichts mit den häufig fülligen und etwas schwerfälligen Grauburgundern aus Baden zu tun,geht in seiner direkten Art eher in Richtung Bourgogne, steinig-fruchtiger Abgang ohne jegliche Altersnoten. 91P.
2014er Sommeracher Katzenkopf Weißburgunder "Hölzlein" QW tr. (Richard Östreicher) -Franken-
einer der interessantesten Betriebe der letzten Jahre in Franken: superfeiner Holzeinsatz (kein neues Barrique), das dem Wein ein festes Korsett gibt, deutliche Parallellen zum Vorgänger in der Stilistik, knalltrocken, laserstrahlartig und fokussiert auf der Zunge, reife Apfelfrucht, etwas Aprikose, die Frucht ordnet sich aber komplett der Mineralik unter, dezent phenolische Noten, die dem Wein Grip verleiht, kühle Grundausrichtung, saftige Säure, nur mittlerer Körper (13 Vol%), sehr dicht, langer, kühler Abgang. Ein burgundisch inspirierter Wein, der für die feine Tafel gemacht ist. es wundert nicht, dass Richard Östreicher als einer der wenigen deutschen Winzer auch Weine an die französische Gastronomie liefert. Dieser Wein kann auf seine Weise manchem 1er Cru aus der Bourgogne die Stirn bieten. 91 P.
Fortsetzung folgt !!
Grüsse
Bodo