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Weinprobe Australien/Neuseeland in Würzburg

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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weinaffe

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Weinprobe Australien/Neuseeland in Würzburg

BeitragSa 10. Dez 2016, 18:02

Hallo zusammen,

vor 2 Wochen trafen sich wieder einmal einige Weininteressierte, um einige Weine "vom anderen Ende der Welt" zu probieren. Es waren insgesamt 14 Weine am Start (5x weiß, 9x rot), die wie immer "blind" probiert wurden.

Hier zunächst die Weißweinne:

2013er Dry Riesling Central Otago (Amisfield, Queenstown) -Neuseeland-
eine Überraschung ! dieser Wein wäre in einer Mosel-Weinprobe überhaupt nicht aufgefallen. Sehr sortentypisch, deutliche Schiefernote, Aprikose und Weinbergspfirsich, deutlich mineralisch, trocken mit ein paar Gramm Restzucker, mit seinen 11 Vol% federleicht und trinkanimierend, mittellanger Abgang. Fast perfekte Kopie einer trockenen Spätlese von der Mosel, leider deutlich teurer als das Original (ca. 23 EURO im Handel), was aber die Qualität nicht tangiert. 87 P.

2015er "Bell Ringer" Select Vineyards Albarino Gisborne (Coopers Creek) -Neuseeland-
die Trendsorte aus Nordwest-Spanien in durchaus gekonnter "Down-Under"-Interpretation: glasklare, sehr fruchtbetonte Nase (Grapefruit, Maracuja, Agrumen) mit leicht pfeffrigen Noten,liegt irgendwo in der Mitte zwischen Sauvignon blanc und Semillon, knackige Säure, sehr straight und trotz 4 gr. RZ absolut trockener Eindruck, seine Fülle und Kraft (13,5 Vol%) versteckt er recht gut, kein Ausbund an Komplexität und Mineralität, für Fruchttrinker aber ein toller Wein. 86 P.

2015er "Discovery" Sauvignon blanc/Semillon Margaret River (Domaine Naturaliste) -Australien-
hier tippten fast alle auf einen Neuseeländer. Aber auch Australien kann in seinen "kühlen Ecken" auch frische Weißweine produzieren: deutlich Grapefruit, tropische Früchte, etwas grüner Pfeffer, sehr fruchtbetont und klirrend frisch, macht unkomplizierten Spass 85 P.

2015er Sauvignon blanc Marlborough (Te Whare Ra, Anglesa St. Renwick) -Neuseeland-
aus einem der ältesten Weinberge in Marlborough, deutliche, aber nicht so plakative Stachelbeernote, vermischt mit roter Paprika,tropische Früchte, aber auch ein Hauch Holz, sehr stimmiger S. Bl., der nicht als Fruchtbombe daherkommt, gute Länge. 89 P.

2014er Craighall Chardonnay Martinborough (Ata Rangi, Martinborough) -Neuseeland-
kommt dem "Original" aus der Bourgogne verblüffend nahe: Sehr elegante Nase, ganz dezenter Holzeinsatz, einige Finesse und Komplexität, komplett trocken, fast stahlige Säure, mineralisches Fundament, keinerlei exaltierte Frucht, Alkohol perfekt integriert, hohe aromatische Länge. Absolut auf Augenhöhe mit guten Chardonnays aus der Bourgogne. 91 P.

Demnächst folgen die Roten !

Grüße
Bodo
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weinaffe

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Re: Weinprobe Australien/Neuseeland in Würzburg

BeitragSo 11. Dez 2016, 14:38

...und weiter geht es mit den Rotweinen aus Neuseeland und Australien:

2014er Zweigelt Nelson (Seifried Estate, Appleby, Nelson) -Neuseeland-
ein weiterer "Exote", von einem österreich-stämmigen Inhaber vinifiziert: sehr typisch in der Nase, reife Sauerkirsche, angenehmes, nicht zu intensives Tannin mit stimmiger Säure, kein Neuholz schmeckbar, die 14 Vol% sind nicht schmeckbar, stilistisch sehr nah an einem österreichischen oder deutschen, auf Frucht gebauten Easy-drinking-Rotwein. Macht durchaus Spass. 85 P.

2013er "Three Bridges" Durif Riverina (Calabria, Griffith, New South Wales) -Australien-
100% Durif (soll mit dem Petite Syrah aus Kalifornien verwandt sein). Extrem schwarz-rote Farbe, absolut blickdicht, schon in der Nase "warme" reife Zwetschkenfrucht,etwas Räucherschinken, sehr intensiv, auf der Zunge sehr fruchtdicht und reif mit deutlicher Extraktsüsse, ein echter Powerwein, der aber durch ausreichend Tannin und Säure im Zaum gehalten wird, der Alkohol (14,5) ist überrasch gut eingebunden, langer, warmer Abgang. Zwar nicht alkoholisch wirkend, trotzdem für mich schon sehr sättigend. Richtiger Trinkfluss kann hier nicht aufkommen. Dennoch ein guter Wein, speziell für Weinproben. 87 P.

2012er "Baby Bush" Mourvedre Barossa Valley (Hewitson, Dorrien) -Australien-
eine "Selection massale" vom wohl ältesten Mourvedre Weinberg der Welt (gepflanzt 1853): animierende, komplexe Dunkelfrucht (Brombeere, Blaubeere) mit angenehmer Holzunterstützung, animierende Säure und feinkörniges Tannin sorgen für eine gewisse Eleganz, die 14 Vol% sind gut verpackt, trinkanimierende Länge. Da kann man auch noch ein 2. Glas trinken. 89 P.

2011er "Parterre" Cabernet Sauvignon Margaret River (Fraser Gallop) -Australien-
klassische, fruchtbetonte und sehr typische Cabernet-Nase, nur dezenter Holzeinsatz, sehr puristisch, auf der Zunge ebenso klare, cassis-betonte Nase, sehr reintönige, klare Frucht, dezente Holzwürze, gut integrierte Säure mit feinkörnigem Tannin, mittlerer bis langer, ein wenig linearer Abgang. es fehlt etwas die Komplexität und Finesse, aber ein extrem gut gemachter Cabernet. Erinnert in seiner Art ein wenig an Cabernet Sauvignon aus Südtirol. 88 P.

2010er Cabernet Sauvignon "ESP" Victoria Goulburn Valley (Chateau Tahbilk) -Australien-
Die Rotweine von Tahbilk sind stets eine Bank, so auch dieses Top-Produkt des Hauses: feine, cabernet-typische Aromatik mit Cassis, Kirsche und Brombeere, hier ergänzt durch würzige Noten von Tabak und Leder, sehr ausgewogen auf der Zunge, mit seinen 13,5 Vol% deutlich "kühler" und finessenreicher als der Vorgänger aus Margaret River, gute, fruchtig würzige Länge. Durchaus auf dem Niveau eines guten Bordeaux. 90 P.

Fortsetzung mit den letzten 4 Rotweinen folgt !

Grüsse
Bodo
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weinaffe

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Re: Weinprobe Australien/Neuseeland in Würzburg

BeitragSa 17. Dez 2016, 14:41

.... und abschliessend noch die letzten 4 Rotweine der Neuseeland/Australien-Verkostung:

2013er Bannockburn Pinot Noir Central Otago (Felton Road, Bannockburn) -Neuseeland-
sehr aromatische Dunkelfrucht (Kirsche, etwas Himbeere und Erdbeere), komplexe Holznoten, relativ fülliger Eindruck, absolut trocken mit deutlicher Extraktsüsse, dagegen steht eine gut strukturierende Säure, samtiges Tannin, mittlerer bis kräftiger Körper (13,5 Vol%),dichte Frucht, Alkohol gut eingebunden, gewisse Eleganz gepaart mit Frucht und Würze, perfekter, nur unterstützender Holzeinsatz,mittler bis langer Abgang . Ein sehr ausgewogener und feiner Pinot, der von der Frucht einem sehr guten deutschen Pinot ähnelt, aber auch einen Ansatz "französischer" Struktur besitzt. Sicherlich ein Benchmark-Wein für "Neue-Welt-Pinot", der aber auch seinen Preis hat. 92 P.

2012er "The Struie" Shiraz Barossa + Eden Valley (Torbreck, Marananga) -Australien-
Fast blickdichte dunkelrubinrote Farbe, satte, kräftige Frucht (Brombeere, Cassis, Pflaume), vermischt mit eleganten Holznoten, sehr konzentrierter Eindruck in der Nase. bestätigt sich am Gaumen, zwar trocken, aber aufgrund extremer Konzentration viel Extraktsüsse, ordentliche Säure, feinkörniges Tannin, der Wein schrammt mit seinen 15,5 Vol% haargerade an Trinkmarmelade vorbei, der Alkohol ist schon spürbar, viel Dunkelfrucht mit feiner Holzwürze, langer, fruchtig-"warmer" Abgang. Ein echter australischer Blockbuster, der sicherlich beeindruckt, aber auch schnell satt macht und keinen Trinkfluss aufkommen lässt. 90 P.

2011er Syrah "Gimblett Gravels" Hawkes Bay (Trinity Hills, Hastings) -Neuseeland-
größer könnte der Kontrast zum Vorgänger eigentlich nicht sein: elegante, komplexe Nase mit Cassis und Brombeeren, deutlich grünpfeffrig, feinfühliger Holzeinsatz, frischer und trinkanimierender Naseneindruck. Absolut trocken mit frischer, bestens integrierter Säure, sehr feinkörniges, präsentes Tannin, nur mittelgewichtig (13 Vol%), auf der Zunge feinfruchtig, mineralische Noten, elegant und finessenreich, hohe aromatische Präsenz im Abgang. Eine Klasse-Syrah aus Neuseeland, den man ohne weiteres als Pirat in eine Probe mit Syrahs von der nördlichen Rhone setzen kann. 93P.

2009er Shiraz Reserve Mc Laren Vale (Fox Creek, Mc Laren Vale) -Australien
sehr jugendlicher Naseneindruck, kräftige, aber nicht plakative Frucht, reife Herzkirsche, Brombeere und Cassis, gelungener Holzeinsatz, wirkt noch nicht voll entwickelt. Auf der Zunge dichte Frucht, die aber von einer kräftigen Säure und noch eckigem Tannin im Zaum gehalten wird, Alkohol ist hier trotz 14,5 Vol% gut eingebunden, langer, noch etwas linear-fruchtiger Abgang mit etwas Würze. Der Wein braucht noch ein paar Jahre und könnte dann noch komplexere Aromen hinzugewinnen. Hochwertiger Shiraz im gemäßigten New-World-Style. 92 P.

Das wars wieder in aller Kürze. Da ich selbst fast nur europäische Weine in meinem Keller eingelagert habe, war es mal wieder schön, über den "Tellerrand" zu schauen. Es waren wirklich einige schöne Weine dabei; trotzdem werde ich den europäischen Weinen weiter die Treue halten.

Demnächst werde ich noch über die inzwischen kultige "Jahrhundert-Weinprobe" und eine Blindverkostung mit deutschen 2015er Lagen-Rieslingen berichten.

Bis demnächst
Bodo

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