Syrah aus AT, AU, DE, FR, GR, SP am 29.1.2016

Die Probe begann um 19:30. Ich hatte die Weine fünf Stunden vorher geöffnet, sie in Karaffen umgegossen, sie darin etwa 20 Minuten stehen lassen und dann wieder in die Flaschen gefüllt. Das hatte den Weinen sehr gut getan. Sie präsentierten sich in Topform.

Verkostet wurde blind in Zweierflights. Aufgedeckt wurde nach jedem Flight. Meine Gäste wussten nicht, was sie erwartet, außer dass ich ihnen gesagt sagte, dass es mir auch darum geht herauszufinden, wo Griechenland in der Syrahwelt steht. Und es war bekannt, dass die Mehrzahl der Weine preislich bei 20 bis 25 Euro liegt, dass es aber auch einige teurere geben wird.

Hier erstmal das Line-up (VKN kommen später im Laufe des Tages):

1 Nostos Manousakis, Syrah 2012,GR Kreta,17 €
2 Guigal, St. Joseph 201, FR Rhone, 16 €
3 Salomon, Estate Fleurieu 2010, AU South Australia, 23 €
4 Knipser, Syrah 2012, DE Pfalz, 40 €
5 Pitnauer, Pegasos 2013, AT Carnuntum, 23 €
6 Delas, Crozes Hermitage Dom. des Grands Chemains 2012, FR Rhone, 25€
7 Guigal, Hermitage 2009, FR Rhone, 40€
8 Kitrvs , Syrah 2013, GR Thessalien, 24 €
9 Vallegarcia, Syrah 2011, SP Toledo, 22 €
10 Terlato & Chapoutier, Lieu Dit Malakoff 2012, AU Pyrenees, 23 €
11 Scheiblhofer, Shiraz Perfection 2013 , AT Burgenland, 25 €
12 Jaboulet Ainé, Hermitage La Petite Chapelle 2009, FR Rhone, 70€
13 Le Negly, Clos des Truffiers 2008, FR Languedoc, 85 €
14 Salomon, Alttus 2009, AU South Australia ,79 €
15 Kokkalis, Syrah 2008, GR Nemea, 29 €
16 d'Arenberg, Dead Arm Shiraz 2005, AU McLaren Vale, 45 €

Danach, zum Dessert, gab es dann noch eine Syrah-TBA 2010 von Scheiblhofer.

1 Nostos Manousakis, Syrah 2012,GR Kreta,
Dunkle Kirsche, etwas Vanille, gut eingebundenes Tannin,aber ein wenig trocknend, wirkt "warm". 92

2 Guigal, St. Joseph 2013, FR Rhone
Ganz andere Stilistik, deutlich mehr Säure, kräuterige Noten, etwas spitz, 89

3 Salomon, Estate Fleurieu 2010, AU South Australia
Syrah mit geringem Viognier-Anteil und einzige Flasche der Probe mit Schraubverschluss, liegt stilistisch zwischen den beiden ersten, deutlich trocknende Tannine, beim zweiten und dritten Schluck anstrengend, vielleicht wird das mit längerer Lagerung besser, allerdings hält der Schraubverschluss den Wein länger jung, 87

4 Knipser, Syrah 2012, DE Pfalz
Der mit Abstand schwächste Wein der Probe, in der Nase zunächst etwas Räucherspeck wie bei einem Spätburgunder vom Kaiserstuhl, dann grüne unreife Noten, am Gaumen dominieren die grünen grasigen Noten, Gault-Millau gab 90 Punkte, bei mir sind es 83

5 Pitnauer, Pegasos 2013, AT Carnuntum
Wenig Frucht, auch etwas grasige Noten, besser als Knipsers Syrah, aber nicht viel besser. Ist es der Jahrgang? Vor vielen Jahren hatte ich mal einen Pegasos auf dem Flughafen Wien verkostet, der richtig gut war. Dieser hier ist es nicht, 85

6 Delas, Crozes Hermitage Dom. des Grands Chemains 2012, FR Rhone
Kirschen, auch Schattenmorellen, gut eingebundene Säure, Tannine etwas trocknend. 90

7 Guigal, Hermitage 2009, FR Rhone
Wieder Kirsche, wirkt viel feiner und filgraner als die vorangegangen Weine, gute Struktur, 92

8 Kitrvs, Syrah 2013, GR Thessalien
Beim Dekantieren fiel das für einen so jungen Wein enorme Depot auf. In der Farbe fast schwarz, dicht und mächtig, dickflüssig, im Vergleich zu den anderen Weinen etwas säurearm. Ein Wein, den man zum Prime Rib Steak trinkt, nach dem ersten aber nur noch ein zweites, aber nicht mehr das dritte Glas. Der Wein macht satt. 91

9 Vallegarcia, Syrah 2011, SP Toledo
Hat noch mal sieben Prozent mehr Alkohol als der Kitrus (sieben Prozent, nicht Prozentpunkte!), sonst in der Stilistik in die gleiche Richtung gehend, Kirsche, Bitterschokolade, Röstaromen (scharf angebratenes Rindfleisch), 91

10 Terlato & Chapoutier, Lieu Dit Malakoff 2012, AU Pyrenees
Etwas mehr Säure, frischer wirkend, hat aber ein paar grüne Noten, 88

11 Scheiblhofer, Shiraz Perfection 2013, AT Burgenland
Säurearm, feste Taninne, trocknend, gut gemacht, aber mangels Säure fehlt dem Wein die Spannung, 89

12 Jaboulet Ainé, Hermitage La Petite Chapelle 2009, FR Rhone
frische Säure, harmonisch, feine Struktur, zurückhaltende Frucht, schon ziemlich gut, aber für 70 Euro dann doch zu wenig, 91

13 Le Negly, Clos des Truffiers 2008, FR Languedoc
Am Abend der Verkostung gefiel er mir besser als am Tag danach. Jetzt sind da balsamische Überreifenoten, die es gestern nicht gab. Im Vergleich zu allen Weinen vorher haben wir hier einen Quantensprung. Ein Wein, der trotz 15% Alkohol filigran und strukturiert wirkt. Großartig, aber nicht mehr lange lagerfähig. 95

14 Salomon, Alttus 2009, AU South Australia
Ebenfalls großartig, hat in der Nase eine leicht Botryrisnote und am Gaumen auch. Der Wein erinnert an einen Recioto di Valpolicella, da ist auch eine deutliche Restsüße. Wozu trinkt man solche Weine: Steaks, Steaks, Steaks. Ansonsten ein vino della meditazione am offenen Kamin, eine leichte Zigarre wäre nicht verkehrt. 94

15 Kokkalis, Syrah 2008, GR Nemea
Deutlich gereift, jetzt auf dem Punkt, sollte bald getrunken werden, ein toller Wein zu Fleischgerichten.(Rind, Wild, Lamm und warum nicht Ente oder Gans?), 92

16 d'Arenberg, Dead Arm Shiraz 2005, AU McLaren Vale
In der Nase Röstaromen, am Gaumen auch, reife rote Früchte, gut Balance 92

Und zum Dessert gab's dann noch eine Syrah-TBA 2010 von Scheiblhofer, für meinen Geschmack etwas arg klebrig und süß, aber mit schöner Säure (10 Gramm). Ich glaube, dass das ein Wein für 2025 oder 2030 ist.

Fazit:

1. Griechenland kann Syrah. Auf internationalem Spitzenniveau und zu kompetitiven Preisen.
2. Siegerwein des Abends. Syrah 2012 von Manousakis, Kreta. Ich selbst hatte ihn nur auf Platz 4, aber die anderen liebten ihn noch mehr.
3. Mein persönlicher Favorit: Clos des Truffiers 2008 aus dem Languedoc. Jetzt auf dem Höhepunkt und bald zu trinken.
4. Einige Weine mir grasigen Unreifenoten aus Deutschland, Österreich und Australien,

Vielen Dank für deinen Bericht Michael. Syrah mag ich sehr, hatte aber noch nie einen griechischen Syrah im Glas. Ein Wort zum Clos des Truffiers. Ich kenne den Porte du Ciel und den Truffiers als recht haltbare Weine. Ich habe noch einige aus 2002 im Keller und keine Angst, daß sie mittlerweile zu alt sein könnten. In den nächsten Monaten (wahrscheinlich im April) organisiere ich wieder eine Syrah-Probe, da wird auch ein Negly dabei sein.

Wo gibt es denn die griechischen Syrahs zu kaufen?

Kokkalis und Manousakis bei Fohringer in Spitz in der Wachau und Kitrvs bei Wine and Nature in Hamburg.

klingt gut. Auch wenn der Syrah von Kitrvs bereits mehrfach mit 94 Punkten versehen wurde ... hängt vielleicht daran, dass er zu wenig Luft hatte? Hättest du den Douloufakis Alargó Syrah noch dabei gehabt wären ganz sicher
4 Griechen ganz weit mit vorn gewesen .

Interessante Probe. Ein Wort zu den Hermitage: Es könnte gut sein, dass die noch nicht wirklich ihr Potential erreicht haben. Die soll man ja min. 10 Jahre lang liegen lassen, was es immer ein wenig schwierig macht, herauszufinden, ob einem die "Richtung" überhaupt gefällt.
Cote Rotie fehlte noch in der Sammlung

Interessante Probe. Ein Wort zu den Hermitage: Es könnte gut sein, dass die noch nicht wirklich ihr Potential erreicht haben. Die soll man ja min. 10 Jahre lang liegen lassen,

Stimmt. Auch als Bordeaux-Trinker bin ich von der enormen Reifefähigkeit, aber auch der enormen Reifebedürftigkeit der großen Syrah von der Nordrhone immer wieder überrascht. In einem guten Jahr sehe ich da 10 Jahre eher als die Untergrenze an, besser sind 15.

Ferndiagnose für die beiden Hermitage: 5 bis 10 Jahre zu früh aufgemacht...

Gruß
Ulli

Ferndiagnose für die beiden Hermitage: 5 bis 10 Jahre zu früh aufgemacht...

Genau. Und aus diesem Grund ruhen meine wenigen Hermitage und Cornas noch brav im WKS. Beispiel der Cornas VV von Tardieu aus 2009 ist lagerfähig bis 2050 (laut Lobenberg) und sollte nicht vor 2017 geöffnet werden. Grad nachgeschaut...

ist lagerfähig bis 2050

Ich finde das sehr umsichtig von Dir, dass Du darauf schaust, daß Deine Kinder auch mal was vernünftiges zu trinken haben