Mi 9. Dez 2015, 19:21
... und weiter geht's mit der Jahrhundert-Weinprobe Vol. 3:
als erstes gab es einen "Kultwein" von der nördlichen Rhone aus der Magnum von einem Winzer, den ich bis dato nicht kannte
, um den aber speziell in Amerika ein Riesen-Hype gemacht wird und dessen Weine dort zu enormen Preisen gehandelt werden, zumal der Winzer auch noch vor kurzem verstorben ist:
1986er Cornas (Noel Verset) aus der Magnum.
sehr feiner, klassischer Syrah von der Nordrhone, elegante Säure, fast "burgundisch" in der Eleganz und Finesse, der Wein ist noch voll da, braucht sogar etwas im Glas, ein Wein, mit dem man sich eigentlich noch länger beschäftigen sollte, da er sich auch ständig im Glas änderte. Aber irgendwann ist das Glas halt mal leer..
Danach leider ein "Oldie", der seine besten Zeiten hinter sich hatte:
1923er Fleury (tatsächlich mit "y" geschrieben) Abf. J. H. Wandmacher Nachf., Flensburg
malzig, oxidativ und dezente Mäuselnote im Abgang.
Leider schlug ausgerechnet beim ältesten Wein der "Korkteufel" gnadenlos zu:
1915er Rioja Gran Reserva (Honorable Gomez Cruzado)
schade, da dieser Wein ansonsten einen blendenden und sehr vitalen Eindruck machte und trotz des fiesen Korkschmeckers noch deutlich Spuren von Frucht und viel Würze auszumachen waren.
Nun ging es aber wieder aufwärts:
1967er Barbaresco Asili Reserva (Red Label) von Bruno Giacosa
Optik wie ein Rose mit etwas Ziegelrot, sehr feine Nase, noch voller Leben mit abgeklärter Dunkelfrucht, für Frische sorgende Säure und noch Spuren von eckigem Tannin. Ein echter Klassiker mit hohem Spassfaktor, der jetzt wunderbar zu trinken ist.
Ein weiteres Highlight folgt zugleich:
1995er Chateau Haut-Brion
ganz klassischer, völlig unaufgeregter Graves, der schon wunderbar anzutrinken ist. Elegante Dunkelfrucht, etwas Tabak und Leder, sehr würzig und dicht bei knapp 13 Vol%, der Wein gewinnt deutlich im Glas. Hat noch Potential für viele Jahre.
Dann kam das Dessert (Creme Brulee, Mangotorte und Gewürz-Espuma):
hierzu gab es einen Klassiker vom Neusiedlersee aus der Magnum:
1991er Grande Cuvee Beerenauslese (Alois Kracher)
fast cognacfarben, relativ weit vergoren, eine angenehm gereifte BA, die mit Ihrer stabilen Säure einen interessanten Gegenpol zur Süssspeise schuf; ein bischen mehr Restsüsse hätte der Harmonie aber sicher auch gut getan.
Danach noch etwas toll gereiftes:
1944er Colheita Port (Burmester)
klassischer und noch sehr vitaler Colheita mit würzigen Rancio und Altholznoten, Sauerkirsche, angenehme Süsse, sehr lang im Abgang, ein echter Meditationswein.
Den als Nachtrunk noch ausgeschenkten rumänischen Schaumwein haben wir dann aber ausgelassen, da wir noch den letzten Bus erreichen mussten.
Vielen Dank wieder an Christian und die Crew im Tiepolo. Sehr schöner und entspannter Abend, den ich gerne im nächsten Jahr bei Vol. 4 wieder erleben möchte.
Grüsse
Bodo