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Jahrhundertprobe in Würzburg Vol. 3

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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weinaffe

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Jahrhundertprobe in Würzburg Vol. 3

BeitragDi 8. Dez 2015, 17:23

Hallo zusammen,

zum dritten Male trafen sich wieder einige "Genussmenschen" in der Würzburger Vinothek "Tiepolo", um bei einem leckeren Menue Weine aus dem Zeitraum 1915 bis 2015 zu verkosten. Die Probe wurde wie immer bestens von Christian zusammengestellt und mit viel Herzblut präsentiert.

Los ging es mit einem Aperitiv zur Begrüssung: ein Bamboo de Luxe, gemixt unter Beteiligung eines 1937er Wermuths.

Danach gab es zu verschiedenen Tapasvariationen zunächst einen blutjungen Rose aus Südafrika (2015er Rose, Holden Manz Estate), der in seiner dezent fruchtigen und eher stoffigen Art an gute Provence-Rose erinnerte.

Anschliessend:
2008er Riesling "Kalkofen" GG (von Winning): sehr angenehm gereift, knackig frisch, ohne schmeckbares Neuholz, ein sehr gelungenes und vor allem trinkiges GG.

2011er Sauvignon blanc "Zieregg" (Tement): weit weniger holzbetont als früher, braucht aber viel Luft, hat sicher noch eine gute Zukunft.

Zum Zwischengang (Pappardelle mit Steinbeißerbäckchen und Flußkrebsschwänzen in Hummersauce) harmonierte bestens der:
2004er Hattenheimer Nussbrunnen Riesling Kabinett trocken (Doppelmagnum). Angenehm gereift, wirkt absolut trocken mit dezenten Karamellnoten, mittlere Länge, dürfte jetzt am Höhepunkt sein.

Als nächstes:
1957er Kallstadter Traminer (Weingut Georg Henninger IV): noch durchaus lebendig dank erstaunlich präsenter Säure, die Rebsorte ist aber nur schwer erkennbar.

dann: 1977er Torres Gran Coronas "Mas La Plana" Cabernet Sauvignon
erstaunlich jugendlicher Spanier im Stil eines hochklassigen Bordeaux, sehr fein dank gemäßigtem Alkohol, absolut kein Blockbuster, würde bei einer Probe gereifter Bordeaux wahrscheinlich nicht als Pirat erkannt werden.

Zum Hauptgang (Lammhaxe mit Aromen der Provence und Polenta) gab es einen ungewöhnlich guten:
1998er Dehesa la Granja (Alejandro Fernandez). Noch sehr lebendig mit feiner Frucht, sehr dicht und wunderbar trinkig. Passte perfekt zur Lammhaxe. Der 1998er ist mit größter Wahrscheinlichkeit der beste je erzeugte Dehesa la Granja.

Danach gab es dann vor dem süssen Finale ohne Essensbeteiligung noch 5 gereifte Rotweine, auf die man doch sehr gespannt sein konnte.

Fortsetzung folgt !!

Grüsse
Bodo
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harti

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Re: Jahrhundertprobe in Würzburg Vol. 3

BeitragDi 8. Dez 2015, 17:53

weinaffe hat geschrieben:2004er Hattenheimer Nussbrunnen Riesling Kabinett trocken (Doppelmagnum). Angenehm gereift, wirkt absolut trocken mit dezenten Karamellnoten, mittlere Länge, dürfte jetzt am Höhepunkt sein.

Hallo Bodo,

von welchem Weingut stammte der Nussbrunnen?

Grüße

Hartmut
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weinaffe

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Re: Jahrhundertprobe in Würzburg Vol. 3

BeitragMi 9. Dez 2015, 17:48

harti hat geschrieben:
weinaffe hat geschrieben:2004er Hattenheimer Nussbrunnen Riesling Kabinett trocken (Doppelmagnum). Angenehm gereift, wirkt absolut trocken mit dezenten Karamellnoten, mittlere Länge, dürfte jetzt am Höhepunkt sein.

Hallo Bodo,

von welchem Weingut stammte der Nussbrunnen?

Grüße

Hartmut


Hallo Hartmut,
der Nussbrunnen war von Langwerth von Simmern.
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weinaffe

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Re: Jahrhundertprobe in Würzburg Vol. 3

BeitragMi 9. Dez 2015, 18:21

... und weiter geht's mit der Jahrhundert-Weinprobe Vol. 3:

als erstes gab es einen "Kultwein" von der nördlichen Rhone aus der Magnum von einem Winzer, den ich bis dato nicht kannte :oops: , um den aber speziell in Amerika ein Riesen-Hype gemacht wird und dessen Weine dort zu enormen Preisen gehandelt werden, zumal der Winzer auch noch vor kurzem verstorben ist:

1986er Cornas (Noel Verset) aus der Magnum.

sehr feiner, klassischer Syrah von der Nordrhone, elegante Säure, fast "burgundisch" in der Eleganz und Finesse, der Wein ist noch voll da, braucht sogar etwas im Glas, ein Wein, mit dem man sich eigentlich noch länger beschäftigen sollte, da er sich auch ständig im Glas änderte. Aber irgendwann ist das Glas halt mal leer.. ;)

Danach leider ein "Oldie", der seine besten Zeiten hinter sich hatte:

1923er Fleury (tatsächlich mit "y" geschrieben) Abf. J. H. Wandmacher Nachf., Flensburg
malzig, oxidativ und dezente Mäuselnote im Abgang.

Leider schlug ausgerechnet beim ältesten Wein der "Korkteufel" gnadenlos zu:

1915er Rioja Gran Reserva (Honorable Gomez Cruzado)
schade, da dieser Wein ansonsten einen blendenden und sehr vitalen Eindruck machte und trotz des fiesen Korkschmeckers noch deutlich Spuren von Frucht und viel Würze auszumachen waren.

Nun ging es aber wieder aufwärts:

1967er Barbaresco Asili Reserva (Red Label) von Bruno Giacosa
Optik wie ein Rose mit etwas Ziegelrot, sehr feine Nase, noch voller Leben mit abgeklärter Dunkelfrucht, für Frische sorgende Säure und noch Spuren von eckigem Tannin. Ein echter Klassiker mit hohem Spassfaktor, der jetzt wunderbar zu trinken ist.

Ein weiteres Highlight folgt zugleich:

1995er Chateau Haut-Brion
ganz klassischer, völlig unaufgeregter Graves, der schon wunderbar anzutrinken ist. Elegante Dunkelfrucht, etwas Tabak und Leder, sehr würzig und dicht bei knapp 13 Vol%, der Wein gewinnt deutlich im Glas. Hat noch Potential für viele Jahre.

Dann kam das Dessert (Creme Brulee, Mangotorte und Gewürz-Espuma):
hierzu gab es einen Klassiker vom Neusiedlersee aus der Magnum:

1991er Grande Cuvee Beerenauslese (Alois Kracher)
fast cognacfarben, relativ weit vergoren, eine angenehm gereifte BA, die mit Ihrer stabilen Säure einen interessanten Gegenpol zur Süssspeise schuf; ein bischen mehr Restsüsse hätte der Harmonie aber sicher auch gut getan.

Danach noch etwas toll gereiftes:

1944er Colheita Port (Burmester)
klassischer und noch sehr vitaler Colheita mit würzigen Rancio und Altholznoten, Sauerkirsche, angenehme Süsse, sehr lang im Abgang, ein echter Meditationswein.

Den als Nachtrunk noch ausgeschenkten rumänischen Schaumwein haben wir dann aber ausgelassen, da wir noch den letzten Bus erreichen mussten.

Vielen Dank wieder an Christian und die Crew im Tiepolo. Sehr schöner und entspannter Abend, den ich gerne im nächsten Jahr bei Vol. 4 wieder erleben möchte.

Grüsse
Bodo

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