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Burgund Abend mit Freunden

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janosch65934

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Burgund Abend mit Freunden

BeitragSo 6. Dez 2015, 22:44

Nach längerer Zeit gab es mal wieder einen schönen Burgund Abend mit den vertrauten Burgunderfreunden. Jung und Alt. Damen und Herren. Wie immer wurde blind verkostet.

Zur Begrüßung wurde ein Cremant von der Domaine Cyrot-Buthiau aus Pommard präsentiert, der nur mit Trauben aus Pommard hergestellt wurde. Was eher selten der Fall ist. Unser Hauswein, der aber über das normale Qualitätsniveau gleichwertiger Cremants heraus ragt.

Zur Vorspeise wurde ein Pal Roger Champagner ausgeschenkt. Hergestellt aus Pinot Munier und Pinot Noir Trauben. Er harmonierte gut zu dem Linsensalat mit Gänsebrust.


Es folgte der erste Rotwein, der gleich für eine Überraschung sorgte. Der 2009er Bourgogne von Denis Mortet zeigte sich noch anfangs sehr verschlossen, obwohl er schon 6 Jahre auf dem Buckel hat. Mit der Zeit öffnete sich der Weine mehr und mehr und war auf dem Niveau eines Village-Weines. Rote Früchte, komplex (erstaunlich für ein Bourgogne!), mit viel Extrakt und einer schönen Länge. Toll. Für mich ein echtes Highlite an diesem Abend.

Der 2.Wein wirkte dagegen ein wenig leicht. Was sicherlich auch jahrgangs-bedingt ist, da es ein 2011er Hautes-Cotes de Beaune von Thomas Bouley war. Man traut ihm auch kein weiteres Potenzial zu. Ich dagegen bin ein großer Fan dieses Weins, da er jedes Jahr ein hohes Niveau abliefert und das zu einem fantastischen Preis. Es muss nicht immer 1er Cru oder Grand Crus sein. Ich sehe auch bei diesem Wein noch weiteres Entwicklungspotenzial. Er wirkte eher kühl. Viel rote Frucht. Frisch. Auch schön solo zu trinken.

Der folgende Wein war sehr würzig. Waldboden. Aromen von Kräutern. Pilze. Herbstlaub. Ganz anders. Noch ein wenig verschlossen, aber mit einer schönen Aromatik. Es war ein 2005er Ladoix V.V. Village von Edmond Cornu. Ein typischer Burgunder von der Cote de Nuits. Am 2.Tag war der Wein weitaus offener. War aber weiterhin von einer würzigen Note geprägt. Ein guter Essenbegleiter, da er auch die entsprechende Säure mitbringt.


Der zweite Flight begann mit einem Weißwein. Zur großen Überraschung war es ein 2014er Puligny-Montrachet Village von Delagrange. Ich wusste gar nicht, dass es schon Weißweine aus 2014 gibt, die schon abgefüllt wurden. Der Wein war von einer fruchtigen Note geprägt: Ananas, Birne, Pfirsich. Er wirkte noch sehr verschlossen. Vielleicht hätten wir diesen Wein vorher dekantieren sollen. Schwer zu beurteilen.

Und nun ging es in die Tiefen des Burgunds. Mit Tiefen meinte ich vom Jahrgang her ziemlich weit runter. Was uns im Glas präsentiert wurde, deutete darauf hin, dass der Weine aus den 60er Jahren sein müsste. Ich tippte, aufgrund der Süße und der geringen Säure auf 1969. Doch es war ein 1964 Beaune 1er Cru von Albert Morot. Er war süßlich, von der Farbe her sehr dunkel, hatte schöne gereifte Aromen von Orangen, Herbstlaub, Teer, Tabak. Ein Maul von Wein. Ich habe schon des Öfteren diesen Wein getrunken und nie war er schlecht. Sondern immer gut. Wow!

Nun kam ein echter Kontrast zu Tage. Trotzdem für mich ein super Wein. Sehr dicht. Veiel Aromen. Lang, tolle Säure. Mit viel Zug. Als dann aufdeckt wurde, dass es ein 1999er Clos de Vougeot Grand Cru von Ambroise war, waren alle baff. Gut den Jahrgang haben einige richtig erraten. Aber so einen feinen Clos de Vougeot habe auch ich noch nie getrunken. Potenzial für weitere 10 Jahre. Leider war dies die letzte Flasche. Sie hat mich damals nur 55 Euro gekostet. Was für ein herrlicher Burgunder. Eine unglaubliche Länge. Man wollte gar nicht mehr aufhören die Nase in den Aromenstrauß zu halten.

Bei uns in der Runde gab es auch Damen, die wenig Rotwein trinken, sondern eher Weißwein. Zudem hatte ich im Vorfeld darum gebeten, zuerst die Rotweine und im Anschluss die Weißweine zu trinken. Und ab ging‘s in den Süden von Burgund. Pouilly Fuisse.
Der erste der beiden Weißweine war geprägt von Brioche-Aromen. Frisch. Geprägt von einer wunderbaren Säure. Druckvoll. Viel Frucht. Sehr schön. Es war ein 2010er En Buland von der Domaine Barraud. Jedes Jahr einer meiner Lieblingsweine aus Pouilly Fuisse. Jedes Jahr gut. Und zudem ein schönes Preis-Leistungsverhältnis. Aufmerksam bin ich auf diesen Wein vor ein paar Jahren geworden, als Paula Bosch über diesen Wein schrieb.

Es folgte der 2.Weine aus Pouilly Fuisse. Diesmal ein 2010er Clos Sur de la Roche von Saumaize- Michelin. Er wirkte anfangs gegenüber dem En Buland eher kühl. Verhalten. Doch man bekommt eine Ahnung davon was hinter diesem noch verschlossenen Wein steckt. Ein schlafender Riese! Was macht ein richtig geilen Wein aus? Kühle Aromatik, Feuerstein.
Sehr mineralisch. Kreideartig. Richtig klasse. Kein Weichspüler. Terroir at ist best. Dieser Weine wird uns noch viel Freude bereiten in den kommenden Jahren. Wer ihn jetzt schon probieren will, sollte ihn gut belüften. Noch besser als der En Buland! Viel besser.

Zum Abschluss-Dessert in Form von Schokoladenkuchen mit Orangen gab es einen ungewöhnlichen Portwein. Warum ungewöhnlich? Nun, da er nicht aus den typischen Rebsorten des Douro-Tals hergestellt wurde sondern aus der Rebsorte Baga, die Leit-Rebsorte im Dao. Produziert, von der Dao-Referenz Louis Pate. Ein Espirito de Baga. Ein Maul von Schokolade, süßen Früchten, Amarenakirschen, Rumtopf. Aber keine zu aufdringliche Süße. Perfekt zum Schoko-Kuchen. Und dann war Schluss. Leider….
Ich möchte mich hiermit bei allen Beteiligten recht herzlich bedanken. Vor allem dem Chefkoch, Sterne-Koch Dieter. Dein Rehgulasch war perfekt zum Burgunderabend.

Fazit:
Bourgogne können richtig gut sein. Auf Village-Niveau. Von entsprechenden Winzern.
2005 wird uns in kommenden Jahren viel Freude bringen. Geduld ist angesagt.
Albert Morot’s gereifte Weine sind immer eine sichere Bank für viel Genuss.
Sehr gute Burgunder müssen nicht teuer sein: Pouilly-Fuisse ist ein tolles Beispiel dafür.
Ich liebe die 1999erRotweine.
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octopussy

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Re: Burgund Abend mit Freunden

BeitragMo 7. Dez 2015, 10:32

Vielen Dank für die schönen Notizen. Den Ladoix VV von Cornu hatte ich gerade erst letzte Woche aufgemacht (Jahrgang 2009). Der hat mir gar nicht gefallen, trotz wenig Neuholz irgendwie röstig und verbrannt wirkend. Vielleicht bindet sich das mit zunehmender Flaschenreife ja ein? Ladoix ist aber übrigens an der Côte de Beaune, wenn auch direkt an der Grenze zur Côte de Nuits.

Danke auch für die Notiz zu dem HCdB von Thomas Bouley, der bei mir auch noch im Keller liegt. Ich werde davon mal eine Flasche hervorziehen. Zu den beiden Pouilly-Fuissés: die Weine von Barraud fand ich bislang auch immer ganz gut bis sehr gut, aber die Weine von Roger und Christine Saumaize sind auch für mich dann doch immer diesen gewissen Hauch frischer, dynamischer und einnehmender. Für mich die allererste Adresse für Pouilly-Fuissé.
Beste Grüße, Stephan

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