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Weiße Burgunder aus Deutschland

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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Einzelflaschenfreund

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Weiße Burgunder aus Deutschland

BeitragSo 29. Nov 2015, 15:19

Grauburgunder, Weißburgunder, immer öfter auch Chardonnay – die weißen Burgunderrebsorten begegnen einem ständig in Deutschland, auch und gerade in der Gastronomie. Bislang hatte ich allerdings selten mehr als drei verschiedene Exemplare auf einmal. Und so kam es zu meiner kleinen Versuchsanordnung; mit bester Absicht bezüglich einer gewissen Vielfalt, aber von vornherein ohne jede Ambition der Repräsentativität.
Alle Weine kamen zunächst blind ins Glas und (dies ließ sich nicht immer komplett durchhalten) als „durchlaufende Kette“, soll heißen: Wein 2 kam ins Glas, als Wein 1 noch nicht leer war. 1 wurde dann enthüllt, anschließend durch 3 ersetzt, als 2 noch nicht leer war. 2 wurde dann enthüllt usw. Bis zur Nr. 10 gilt: Alle Weine wurden ca. 3-4 Stunden zuvor kurz geöffnet, Mini-Probeschluck genommen, dann wieder Korken/Schrauber drauf. Trinktemperatur ca. 10 Grad.
And here we go:

1. Gysler/Rheinhessen, 2013 Grauer Burgunder trocken, 12,5%
Bei meinem Edeka für unter 10 Tacken erstanden. Cremig, gleichzeitig frisch, schöne Säure, Limette. Gute Dichte. Eine sehr schöne Qualität für solch einen Basiswein.

2. R&C Schneider/Baden, 2010 Ruländer Spätlese trocken, 12,5%
Etwas pudrige Nase, feinwürzig, mild, austariert (man merkt ihm an, dass er schon „gesetzter“ ist als der Gysler), leicht süß (aber eher nicht vom RZ), etwas blumiger.

3. R&C Schneider/Baden, 2011 Ruländer Spätlese *** trocken, 13,0%
Sehr rund, süße Würze, absolut harmonisch. Die Säure kommt eher im Abgang. Bei den Schneiders erhalten immer die besseren Weine eines Jahrgangs die drei Sterne (es gibt nur drei oder null) – hier merkt man, warum er dazu gehört. Sehr guter Trinkfluss, deutlich komplexer als der 10er.

4. Salwey/Baden, 2009 Glottertäler Eichberg GG Grauburgunder, 14,0%
Wuchtig, etwas gerbstoffig. Voll, sehr kräftig und etwas schweißig. Die Trinkfreude wird durch einen leichten Bitterton (Alk?) etwas eingeschränkt.

Erstes Zwischenfazit: Auf ihre Art allesamt schön „trinkig“, ohne zu gefällig zu sein.

5. Odinstal,Thomas Hensel/Pfalz, 2013 350 N.N. Auxerrois, 12,0%
Hier waren fast alle von der eindeutigen Restsüße irritiert. OK, er hatte zugleich eine schöne Würze, war gut strukturiert. Aber diese Süße ohne puffernde Säure – das schmeckte dann doch irgendwie wie ein Ersatzangebot an Freunde restsüßer Weine, die keinen Riesling mögen. Außerdem etwas unstimmig für mich, angesichts der deutlichen Bio-Positionierung des Betriebs: eine wahnsinnig schwere Flasche.

6. Wittmann/Rheinhessen, 2014 Westhofener Weißer Burgunder & Chardonnay trocken, 13,5%
Noch sehr jung, etwas adstringierend, ziemlich fest. Hier musste man erst etwas tiefer eindringen; Zeit tat diesem Wein bereits im Glas gut und wird ihm auf der Flasche erst recht gut bekommen. Ist der Nachfolger von Weißburgunder S und Chardonnay S. In ca. zwei, drei Jahren mit Sicherheit ein toller Tischwein. An diesem Abend konnte er sich gegen Jacobsmuscheln mit Schinken und Kartofffelgratin mit Kräuterseitlingen und Comté nicht ganz behaupten.
Übrigens: Nr. 6 und Nr. 7 sind beide spontanvergoren.
OK, nach diesen beiden Weinen sozusagen außer Konkurrenz weiter zur nächsten Gruppe:

7. Dr. Wehrheim/Pfalz, 2011 Keuper Chardonnay S trocken, 13,5%
Noch halbwegs frisch und leicht buttrig. Nicht so schön die Bitternote. Baute im Glas leider ab und gefiel am Ende niemandem mehr so richtig. Nicht gelungen.

8. Bernhard Koch/Pfalz, 2014 Hainfelder Letten Chardonnay Réserve trocken, 13,0%
Eine Empfehlung meines Möpi-Händlers. Volker, wir müssen reden! Zwar mit interessanter Traubigkeit und leichten Anlagen zu einer gewissen Eleganz, aber dann doch irgendwie grünbananig, mit unausgewogener Säure, irgendwie ziemlich daneben.

9. Milch/Rheinhessen, 2012 Monsheimer Silberberg Chardonnay trocken „Blauarsch“, 14,0%
Gefiel mir beim Mini-Probeschluck noch gut, abends war er aber unbalanciert, scharf, sehr gewollt (statt gekonnt). Hm.

10. Milch/Rheinhessen, 2011 Monsheimer Silberberg Chardonnay trocken XXL, 14,0%
Gibt es nur in besonderen Jahren und dann gerade mal ein Barrique. OK, das war schon ein ordentlicher Wein, Holz bereits ganz gut integriert. Aber dem Material dahinter fehlte es an Komplexität. Das ist ein guter Chardonnay der unteren Mittelklasse.

Zweites Zwischenfazit: Leute, das war gar nichts! Ausgesprochen kalkuliert wirkende Weine ohne jeden Trinkfluss und ohne jede Raffinesse. Man gewinnt den Eindruck, deutscher Chardonnay steht dort, wo Spätburgunder noch vor einigen Jahren stand: Je ambitionierter Preis und Weinbereitung, desto mehr spürt man das Gewollte und Gemachte. Das ewige Vorbild Burgund scheint zu Verkrampfungen zu führen – entweder ist das Motto „Holz, Holz, Holz“ oder man versucht bewusst, sich durch Setzen auf die Frucht zu unterscheiden. OK, kann man machen, aber SO bitte nicht. Und dann kostet ein Chardonnay idR noch einen „Rebsortenzuschlag“ im Sortimentsvergleich.

Ich war mir vor der Probe nicht sicher gewesen, welches Pensum angemessen sein könnte. Daher hatte ich die Weißburgunder (bis auf Nr. 15) nicht vorher geöffnet. Nun ging es also frisch aus der Flasche weiter:

11. Dr. Wehrheim/Pfalz, 2013 Birkweiler Mandelberg GG Weißburgunder, 13,0%
Hier hätte Stephan wohl (hätte er dabei sein können) so was wie „now we’re talking!“ gesagt. ;-) Auch in diesem jugendlichen Alter lieferte dieser Wb den eindrucksvollen Beweis dafür, dass hier jemand genau weiß, was er tut. Irre Komplexität, filigran ziseliert, tolle Balance. Jetzt noch auf einer etwas primärfruchtigen Seite, aber banal ist das ganz und gar nicht. Und auf einen Schlag wird das große Problem der Chardonnays deutlich: Ihnen alle fehlte jegliche Mineralität! Ganz im Gegensatz zu diesem Exemplar.

12. Dr. Wehrheim/Pfalz, 2011 Birkweiler Mandelberg GG Weißburgunder, 14,5%
1,5 Prozentpunkte mehr Alk. lassen sich hier leider nicht verleugnen. Längst nicht so gut wie der 13er – vermutlich ist er das grundsätzlich nicht, aber ich schätze, dass wir diesen Wein zusätzlich in einem schwierigen Zeitfenster erwischen. Hat etwas anstrengende/chemische Noten. Hm.

13. Salwey/Baden, 2012 Oberrotweiler Henkenberg GG Weißburgunder trocken, 13,0%
Für einen Salwey fast schon schlank. Sehr gut integriertes Holz, ist schon ganz bei sich. Idealer Essenswein (den hätte ich gern zu den Jacobsmuscheln gehabt).

14. Salwey/Baden, 2009 Oberrotweiler Henkenberg GG Weißburgunder trocken, 14,0%
Kommt mit seinem 12er Kollegen nicht ganz mit. Ein bisschen viel von allem, aber er hält es noch zusammen. Vermutlich noch mit Entwicklungspotentzial, aber wie das so ist mit Wetten auf die Zukunft ...
Generell zu den Salweys: Diese eher dicken Geschosse mögen derzeit weniger en vogue sein (irgendwo las ich, Salwey habe jetzt auch einen Stilwechsel vollzogen), aber auf diese Art haben sie durchaus ihre Berechtigung. Gegen gut gemachtes Powerplay ist überhaupt nichts zu sagen. Gerade der Kontrast zu Wehrheim war sehr interessant.

15. Balthasar Ress/Rheingau, 2012 Pinot Blanc trocken, 14,5%
Immer wieder schön, so ein Game Changer am Schluss: viel Alkohol? Hier überhaupt kein Problem. Der ist furzesttrocken, irrsinnig komplex, ein bisschen wie ein Manzanilla bzw. nicht-oxidativer Sherry. Klingt anstrengend (und sieht auch so aus), hat aber einen wahnsinnigen Trinkfluss. Zu sechst hatten wir die Flasche ratzfatz leer. Ja, SO geht Orange!

Drittes Zwischenfazit: Aha, aha: Die Trinkigkeit, die die Grauburgunder bereits haben, trifft auf die Ambition, die die Chardonnays noch lange nicht einlösen – wenn man großen deutschen Weißwein aus Burgunderrebsorten trinken will, hat man wohl beim Weißburgunder die besten Chancen.

Zugabe:
16. Bruno Paillard/Champagne, 2008 Le Mesnil („Vin blanc des coteaux champenois“), 12%
Ein Stillwein aus der Champagne! Nun, was soll man sagen? Hier haben wir sie dann wieder, die Mineralität. Angestrengt wirkt da überhaupt nichts, wirklich groß zugegebenermaßen aber auch (noch?) nicht. Ein wenig säuerlich kommt er daher – dass das eigentlich „nur“ ein Chamapgner-Grundwein ist, merkt man dann irgendwie doch. Aber trotzdem ein sehr schöner Chardonnay. Ich kann allerdings verstehen, dass er bei Kössler für 50 EUR nicht wirklich verkäuflich war.

Insgesamt: ein erhellender Abend mit erfreulichem Niveau (Ausnahme folgt gleich) und auch mehr Trinkfluss als erwartet. Vielleicht hatten wir mit der Auswahl der Chardonnays Pech, aber diese Kategorie war an diesem Abend ein Totalausfall. Ihr wollt Punkte? Ich habe keine notiert. Aber mal so zur Orientierung: Die Grauburgunder waren für mich so etwa im Bereich von 86-90 Punkten. Die Chardonnays bei 80-84 Punkten (der XXL etwas darüber). Und die Weißburgunder bei 88-95 Punkten (der Wehrheim 11 an diesem Tag etwas darunter).

Was meinen die übrigen Probenteilnehmer?

Viele Grüße
Guido
Zuletzt geändert von Einzelflaschenfreund am Mo 30. Nov 2015, 11:04, insgesamt 1-mal geändert.
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austria_traveller

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Re: Weiße Burgunder aus Deutschland

BeitragSo 29. Nov 2015, 20:37

Einzelflaschenfreund hat geschrieben:Was meinen die übrigen Probenteilnehmer?

Ich bin zwar keiner, habe die Burgunder von Milch auf schonmal probiert und stimme mit dir überein.
Sehr kräftig, aber ohne dass hintenrum was nachkommt. Ich war eigentlich eher enttäuscht.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Jürgen

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Re: Weiße Burgunder aus Deutschland

BeitragSo 29. Nov 2015, 22:52

Hallo Guido, deutsche Weißburgunder haben bei mir mittlerweile deutlich deutsche Rieslinge in der Beliebtheitsskala ersetzt. Momentan leide ich unter meinen Rieslingaltlasten, an die gar nimmer so wirklich ran will. Wenn ich an Rieslingen noch was neu kaufe, dann nur das Allerbeste. Entweder deutsche weiße Burgunder oder Weißweine aus Frankreich oder Spanien, danach schlägt gerade mein Herz. Von Odinstal hättet ihr besser den Weißburgunder oder noch besser den WB-Basalt probieren sollen. Den Auxerrois braucht man nicht wirklich.
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mixalhs

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Re: Weiße Burgunder aus Deutschland

BeitragMo 30. Nov 2015, 00:23

.... kann ich nur bestätigen.

Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals einen richtig guten Chardonnay aus D gehabt zu haben. Doch bei Durchsicht meiner Verkostungsnotizen stelle ich fest, dass ich doch einen hatte: Chardonnay 2004 *** von Knipser, getrunken 2011. Die Ausnahme bestätigt die Regel.

Dagegen einige sehr gute WB und GB, vor allen Dingen von den Schneiders aus Endingen. Genial auch eine 2007er GB Baßgeige von Franz Keller im letzten Sommer im Schwarzen Adler: vielleicht etwas fülliger als ein Premier Cru aus dem Burgund, aber ebenso gut als Essensbegleiter zu Muscheln, Fisch, Gemüse, Perlhuhn und Kalb.

Die besten weißen Burgunder aus Deutschland können gut sieben oder mehr Jahre reifen und drehen dann erst richtig auf.
Zuletzt geändert von mixalhs am Mo 30. Nov 2015, 01:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Kle

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Re: Weiße Burgunder aus Deutschland

BeitragMo 30. Nov 2015, 00:37

Jürgen hat geschrieben:Hallo Guido, deutsche Weißburgunder haben bei mir mittlerweile deutlich deutsche Rieslinge in der Beliebtheitsskala ersetzt.

Guidos Probe hat bei mir eine Art Weinkulturschock ausgelöst und für die Zukunft möglich erscheinen lassen, was für dich gilt, Jürgen. Ist Weißburgunder im großen Vergleich vielleicht facettenreicher und aufregender als der stilistisch oft sehr festgelegt erscheinende deutsche Riesling? Ich habe erst einmal eine solche Massenprobe deutscher Weiß- und Grauburgunder mitgemacht, vor gut einem Jahrzehnt auf dem Weinsalon mit "Kristall" Julius, einem ausgesprochenen Liebhaber des Weißburgunders. Das war eine begeisternde Erfahrung und trotzdem hat mich der Riesling wieder abgelenkt. Das soll dank Guidos großartiger Probe nicht wieder passieren!

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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Philst

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Re: Weiße Burgunder aus Deutschland

BeitragMo 30. Nov 2015, 09:48

Ich habe bei der Probe nicht teilgenommen, sehe die deutschen Weiß- und Grauburgunder aber auch eher vor den Chardonnays. Sehr gut gefallen hat mir an deutschen Chardonnays ein 2009er von Huber und auch den 2012er Chardonnay I von Von Winning trink ich immer wieder gern. Hier stimmt das Verhältnis von Frucht und Holz, wobei auch hier tatsächlich die Mineralik fehlt. Ob die fehlende Mineralik an den Standorten der Reben oder am wohl recht junger Alter der Reben liegt weiß ich nicht.

Die deutschen WB und GB wirken in der Regel straffer, frischer und vielschichtiger.

Mein Kaufschwerpunkt verlagert sich von Riesling, der bei den weißen Kellerbeständen derzeit noch den überwiegenden Teil ausmacht, auch zu den weißen Burgundersorten, alleine schon um mit meiner Frau einen Mittrinker finden zu können. Leider liegen die Burgundersorten preislich oft über den Rieslingen.

Beste Grüße

Philipp
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octopussy

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Re: Weiße Burgunder aus Deutschland

BeitragMo 30. Nov 2015, 10:11

Hallo Guido,

danke für die ausführlichen Notizen. Außerdem sehr interessant zu lesen, dass offenbar viele Weintrinker zunehmend von Riesling zu Weiß- und Grauburgunder und Chardonnay wechseln. Mir geht es ähnlich. Nur selten gibt es zu Hause etwas zu essen, zu dem ein Riesling besser passt als ein aromatisch etwas zurückgenommenerer Wein (wie z.B. aus Burgunder-Sorten). Bei mir geht es aber eher in Richtung Chardonnay aus dem Burgund und dem Jura.

Zum Odinstal Auxerrois: den habe ich selber noch nie getrunken, die hohe Restsüße erstaunt aber, denn dafür ist Odinstal eigentlich nicht bekannt. Deren Weißburgunder "350 NN" fand ich wirklich gut (wen auch nicht absolut herausragend).

Zu den Chardonnays: bei deutschen Chardonnays muss man genau auswählen. Die Auswahl gut gelungener Exemplare ist klein. Wie du schon schreibst, scheint das Motto oft entweder "jetzt aber richtig" zu sein oder aber der Chardonnay stiefmütterlich behandelt zu werden, um den Kunden auch das anbieten zu können, was sie aus Hotelrestaurants kennen. Meine Chardonnay-Favoriten bislang waren der einfache und der Hecklinger Schlossberg Chardonnay von Huber und vor allem der 2008 Chardonnay "Hard" von Ziereisen, von dem ich auch noch einige Flaschen habe. Auch wenn ich generell eher kein Ziereisen Fan bin, so ist dieser Wein schon außergewöhnlich gut gelungen und stilistisch genau mein Fall. Auch Martin Waßmer hat ein Händchen für Chardonnay.

Mit Weißburgundern habe ich nicht selten meine Probleme. Weißburgunder mit auch nur einem Hauch Restzucker sind mir ein absolutes Gräuel und in den letzten Jahren hatte ich einige von der Sorte, die mit Reife nur noch schlimmer wurden. Ein Gault Millau 92 Punkte Weißburgunder von Faubel war so ein Beispiel oder auch der Wehlener Klosterberg Weißburgunder *** von Markus Molitor. Bei solchen Weinen steige ich echt aus, aber mit dem Stil von Salwey, Dr. Wehrheim oder auch Rebholz kann ich durchaus viel anfangen, auch wenn ich der Meinung bin, dass Weißburgunder als Rebsorte von der Aromatik, der potenziellen Komplexität und der Holzverträglichkeit her den wirklich guten Chardonnays allenfalls ganz selten das Wasser reichen können.
Beste Grüße, Stephan
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Einzelflaschenfreund

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Re: Weiße Burgunder aus Deutschland

BeitragDi 1. Dez 2015, 10:54

Moin,

bis hierher schon mal vielen Dank für die Rückmeldungen - und selbstverständlich interessieren mich auch Beiträge von Nicht-Teilnehmern zum Thema.

Gar nicht erwartet hätte ich diese Grundsatzfrage: Burgundersorten als "Riesling-Verdränger". Ich glaube, bei mir ist das nicht so, dem Riesling werde ich so schnell nicht abschwören.

Unumstößlich scheint mir aber, dass WB, GB und Co. zum Essen oft viel besser passen als Riesling. Bzw. insbesondere besser als JUNGER Riesling. Hier liegt auch ein Problem in der Gastronomie: Viele Betriebe, auch und gerade in den oberen Ligen, haben (sofern sie nicht über eine längere Historie und ein entsprechendes Faible verfügen) kaum gereifte Weine (und damit auch kaum gereifte Rieslinge) auf der Karte. Im schlimmsten Fall sind selbst GG und Co. zwar relativ breit verfügbar, aber spätestens im Alter von drei Jahren ausgetrunken. Ich glaube, auf diese Weise werden Rieslinge auch schwerlich aus der Nische des Aperitiv- und Digestivweins herauskommen, denn zu den meisten Gerichten passen junge Rieslinge nicht besonders gut.
Auch gute WB, GB etc. profitieren von einer gewissen Reife, aber sie benötigen sie nicht in dem Maße und sind in ihrer Struktur (weniger Primärfrucht, weniger Säure) tendenziell besser kombinierbar zu Speisen.

Viele Grüße
Guido
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Michl

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Re: Weiße Burgunder aus Deutschland

BeitragDi 1. Dez 2015, 18:48

Jürgen hat geschrieben:deutsche Weißburgunder haben bei mir mittlerweile deutlich deutsche Rieslinge in der Beliebtheitsskala ersetzt.


KETZEREI! :lol: Und so etwas darf ungestraft in einem deutschen Weinforum stehen :twisted:

An Riesling kommt für mich in Dtl. in der Breite noch nichts ran. Burgundischer Burgunder ist für mich jedoch mindestens gleichrangig. Aber deutscher? Großartig (und eigen) können die Chardonnays von Koehler-Ruprecht sein. Und Weißburgunder hatte ich bisher in meiner Vorurteilsbeladenheit immer mit aromatisch limitiert, häufig dünn, belanglos und einfach assoziiert. Aber aufgrund eurer Eindrück muss ich mein Weinweltbild da wohl mal kräftig infrage stellen...
Viele Grüße

Michl
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Jürgen

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Re: Weiße Burgunder aus Deutschland

BeitragDi 1. Dez 2015, 19:27

Hallo Michl,

mir fallen sofort der Weißburgunder R von Wittmann oder der Basalt von Odinstal ein, die mir so richtig gut gefallen. Es gibt derer noch viele mehr, aber gerade die kaufe ich in jedem Jahr. Die Chardonnays von Koehler-Ruprecht (ich nehme an du meinst die Philippi-Linie) hast du ja schon erwähnt. Auch super sind die Grauburgunder von Philippi und richtig gut wird es, wie immer bei dem Betrieb, wenn ein "R" dahinter steht.

Ein Weißwein so ganz ohne Holz, hm, kann der denn was sein :?: :lol: :P
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