Mo 12. Okt 2015, 17:57
.... und weiter geht es mit den Schaumweinen:
6.) 2010er "Intens" Rosat Gran Reserva Brut Nature (Recaredo, San Sadurni, d'Anoia) -Penedes-degorgiert 13.05.2014, Cuvee aus 58 % Pinot Noir und 42 % Monastrell, 3 Jahre Hefelager.
kräftiges Rose, rotfruchtige Nase (Kirsche, Erdbeere) mit einem Schuss Holzwürze und dezenten Malo-Noten, sehr feine Perlage, wirkt reif, cremiger Mundauftritt dank gelungener Malolaktik, dezente Säure, die dennoch gut ausgleicht, etwas kräftiger Körper, wieder rotfruchtig im Mund, viel Frucht, gute Länge. Ein Cava, der wahrscheinlich auch gut zu Wildgerichten geht. Ungewöhnlicher Stil, aber gekonnt umgesetzt. Leider nicht ganz preiswert. 89P.
7.) 2012er Beilsteiner Wartberg Muskat-Trollinger Blanc de Noir trocken (Gemmrich, Beilstein) -Württemberg-nach traditioneller Flaschengärung produziert und handgerüttelt.
Sehr exotische, muskatige Nase, floral geprägt, erinnert an einen durchaus intensiven Muskatellersekt, zart-lachsfarben, deutliche Restsüsse (19,7 gr.), relativ dezente Säure(5,7 Promill), mittelgewichtig (12 Vol %), voll auf Frucht und Würze gebaut, nicht sehr dicht und lang oder gar komplex, sondern ein spassiger Aperitifsekt, von dem man allerdings nicht viel trinken kann. Trotzdem in seiner Machart durchaus gelungen. 85P.
8.) ---- Franciacorta DOCG "Coupe" Non dosato (Monte Rossa) -Franciacorta-hefig-mineralisch mit typischer Chardonnay-Nase (stahlig-buttrig mit etwas Melone), sehr klar und elegant, sehr trocken (völlig ohne Dosage), eingebundene, keineswegs spitze Säure, etwas fülliger Körper (13 Vol %), aber nicht ohne Balance und Feinheit, dezente Gelbfrucht mit cremiger Würze, etwas steinig, gute Länge. Ein gutklassiger, typischer Franciacorta der puristischen und ungeschminkten Art aus sehr viel Chardonnay mit einem Spritzer Pinot Noir. Gelungen, aber preislich auf Champagner-Niveau. 89P.
und nun kommen geballt die Champagner:
9.)----"Naturessence" Brut (Benoit Lahaye, Bouzy) -Champagne- Cuvee hälftig aus Pinot Noir und Chardonnay, Grundweine zu 100% im Holz.
extrem feines Perlen, reifer Gaumenauftritt mit einem Mix aus hintergründigen Holznoten, brotig-würzigen Hefenoten, durchaus komplex, abgeklärter Gaumenauftritt, dezente Dosage (leider keine Angaben, geschätzt 5-6 Gramm RZ), der Schaumwein ruht in sich, geschmeidig, toastig-würzig mit dezenten Gelbfruchtnoten, Alkohol und Säure bestens integriert, ein hervorragender Menü-Champagner mit Kraft und Würze. 90P.
10.)----Brut Nature Pinot Noir Dosage Zero (Drappier, Urville) -Champagne- Grundweine aus dem Aube-Gebiet, keine Dosage, 100% Pinot Noir, geringer SO2-Einsatz.
Helles Gelbgold, füllig und weinig in der Nase, deutliche Pinot-Frucht (Kirsche, Hauch Erdbeere), sehr ausgeglichen und einladend. Auf der Zunge absolut trocken mit reifer, aber gut strukturierender Säure, relativ kräftig, sehr typische Pinot-Frucht, glasklar mit feiner Hefe-Untermalung, feine Perlage, gute Länge, ein gelungener Blanc de Noir zu vernünftigem Preis. 90P.
11.) ----Grand Cru Extra Brut (Marie-Noelle Ledru, Ambonnay) -Champagne-fast reinsortiger Pinot-Noir mit 15% Chardonnay, 3 Jahre Hefelager, Malolaktik, handdegorgiert.
Sehr interessant der Vergleich zum annähernd vergleichbaren Vorgänger: etwas weniger fruchtbetont, mehr auf der mineralisch-hefigen Seite, fast eine Spur Salzigkeit, einige Ecken und Kanten, absolut trocken mit bestens integrierter, trotz Malo sehr frisch wirkender Säure, angenehme Mischung aus dezenter Frucht, brotig-hefigen Noten, ein Champagne, der durch Charakter und weniger durch Feinheit und Finesse glänzt. Ich mag sowas durchaus. Der Betrieb von Madame Ledru gehört mit seinen 2 ha Rebfläche zu den kleinsten, selbstproduzierenden Champagnerwinzern überhaupt. 90P.
12.)----Cuvee No. 736 Extra Brut (Jacquesson, Dizy) -Champagne-2008er Grundwein mit 34% Reserveweine/Spontanvergärung der Grundweine /Trauben nur aus Grand und 1er Cru-Lagen/53 % Chardonnay/29 % Pinot Noir/18 % Pinot Meunier/ Dosage nur 1,5 gr., degorgiert November 2012.
Sehr chardonnaybetonte Nase, kalkige Steine, stahlig, sehr puristische Nase, ausgewogen, macht neugierig auf den ersten Schluck. Knackig trocken im Mund, dennoch nicht sauer oder spitz, strukturbetont schlank, aber durchaus dicht, mittelgewichtig (12 Vol %), ganz dezente Gelbfrucht, Hauch Quitte, komplex-würzig, extrem trinkig, sehr gelungener, geradliniger und wunderbar ausgewogener Champagner, der dank hochwertigem Traubenmaterial auch keinerlei Süße-Schminke benötigt. 91P.
13.) 2005er Blanc de Blancs Grand Cru Non dose (Pierre Moncuit, Mesnil-sur-Oger) -Champagne-abgrundtiefe, mineralische Nase, Kreide pur, zarte Hefenoten, vermischt mit Zitrus- und Aprikosennoten, strukturierter und straffer Eindruck, Chardonnay und Mesnil-Stilistik pur. Wow!
Am Gaumen absolut trocken (keinerlei Dosage), prononcierte, aber reife Säure dank perfekt durchgeführter Malolaktik, nur mittelgewichtig, phantastische Klarheit, feine Agrumenfrucht, dann kommt wieder die mineralische Peitsche (steinig-kalkig), tolle Balance zwischen Terroir, Frucht und Würze, Finesse pur, fast Understatement, der wirkt sehr filigran, hat aber untergründig viel Dichte, super Trinkfluss, beachtliche Länge,
Dieser kompromisslose, aber gleichzeitig unwahrscheinlich elegante Blanc de Blanc präsentiert aufs Feinste den Stil von Mesnil. Perfekt in dieser Stilistik; geht kaum besser, nur anders ! 95 P.
14.) 2006er Blanc de Blancs Extra Brut Grand Cru "Vieilles Vignes de Cramant" (Larmandier-Bernier) -Champagne-Spontanvergärung des Grundweins/Fassausbau mit Battonage/ Malolaktik/Reben 48-75 Jahre alt/Dosage 2 gr.
Völlig konträr zum Vorgänger, aber mit der selben Klasse. Extrem weinig schon in der Nase, Brioche, würzig, kalkig-steinig, unwahrscheinlich füllig ohne auch nur eine Spur von Mastigkeit, elegante, fast seidige Gelbfrucht, enorm würzig (hefig, etwas Safran), komplexe Nase, große Klasse !
absolut trocken am Gaumen mit Fülle und Seidigkeit, trotzdem zaubert die reife Säure auch viel Frische in diesen Schäumer, sehr zarte, aber intensive Perlage, dezente Frucht mit viel Kalk, Würze, komplex und sehr dicht, cremig und doch frisch, enorme Länge, ein Champagner voller Gegensätze in einer unnachahmlichen Stilistik produziert. Große Klasse und ebenfalls 95P.
15.) ----"Cuvee Louis" Extra Brut (Tarlant, Oeuilly) -Champagne-Cuvee aus hälftig Pinot Noir und Chardonnay/ Einzellage Les Crayons/durchschnittl. 60 Jahre alte Rebstöcke/ keine Malo/ Jahrgänge 1999/1998/1997/1996/ Mai 2000 auf Flasche/ degorgiert: Februar 2013 !! sagenhafte 12,5 Jahre Hefelager/ 2gr. Dosage.
Der Abschluss-Champagne spielt absolut in der selben Liga wie seine beiden Vorgänger, nur wieder in einer anderen Stilistik. In der Nase eine fast unglaubliche Frische und Reinheit, beide Rebsortenanteile kommen sehr gut zur Geltung, glasklare zart-hefige Stilistik mit etwas Holzeinfluss, tolle Würze und Frische, Frische, Frische....
Am Gaumen absolut trocken, trotz unterdrückter Malolaktik keinerlei spitze Säure, glasklare Stilistik, Finesse und Fülle, dennoch aufgrund der intensiven Säure sehr leichtfüssig, sehr dicht, neben der Frucht auch mineralische Noten, sehr komplex und lang, trotzdem absolut kein Sattmacher. Wunderbar saftig und frisch, trotz dieses enorm langen Hefelagers benötigt dieser Schaumwein noch ein paar Jahre Flaschenlager, damit die Komplexität noch von zarten Reifenoten und zusätzlicher Würze gekrönt wird. Ganz großes Kino. Dies ist mit Sicherheit einer der preiswertesten Prestige- Champagner überhaupt. Würde dieser Schäumer aus einem der bekannte großen Häusern stammen, würde er wahrscheinlich das Dreifache kosten. 95P+.
Das war es wieder in aller Kürze. Ich hoffe, meine Begeisterung ist vor allem bei den letzten 3 Schäumern gut rübergekommen. Denn die waren schon allein das "Eintrittsgeld" wert...... Nächsten Freitag geht es mit den 4 B (Bordeaux, Burgund, Barolo und Brunello) weiter. Ich glaube, es könnte einen schlimmer treffen
. Werde wieder berichten.
Grüsse
Bodo