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Mythos Mosel (4. Juli, Berlin)

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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Ollie

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Mythos Mosel (4. Juli, Berlin)

BeitragMi 15. Jul 2015, 20:26

Dank einer freundlichen Intervention von Felix konnte ich an diesem, eigentlich Fachleuten vorbehaltenen Event teilnehmen. Es handelte sich um die Berliner "Spiegelveranstaltung" der Mythos Mosel, die vorher bereits an der Mosel stattgefunden hatte. Keine Ahnung, ob es sich um die gleichnn Aussteller handelte, aber trotz irrer Temperaturen und eines nichtklimatisierten Verkostungsraums war die Sache sehr interessant und perfekt organisiert. (Dass ganz Berlin derweil im Wannsee planschte und es mehr Winzer als Besucher gab, steigerte meinen Spass natuerlich enorm.)

Aus Zeitmangel (und, ehrlich gesagt, allgemeiner alkoholischer Saettigung nach ein paar wahnwitzigen Tagen...) habe ich sehr selektiv und v.a. entlang mir (zumindest namentlich) bekannter Erzeuger verkostet. Von mir besonders gelungen erscheinenden Sachen moechte ich kurz berichten. Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich um 2014er Rieslinge.

Sowohl bei Franzen als auch bei Cluesserath-Weiler gefielen mir die Weine vom roten Tonschiefer besser als die vom blauen Devonschiefer. Franzen: Neefer Frauenberg trocken (rot) vs. Bremmer Calmont trocken (blau). Cluesserath-Weiler: Terra Rossa Mehringer Zellerberg trocken sowie Mehringer Zellerberg Alter Reben feinherb (rot) vs. Trittenheimer Apotheke trocken und feinherb (blau). Speziell die Alten Reben mit 25 g/l RZ gefielen mir sehr gut, mit Saft und Trinkfluss, und erinnerten mich spontan an alte Sachen vom Roten Hang, die superb reifen konnten. Bravo!

Bei beiden Erzeugern insgesamt sehr weiche Saeure, dank bei der Spontanvergaerung mitlaufenden BSAs Werte um die 6.5 g/l, was gerade den Blauschieferweinen etwas Frische und Spannung nimmt. Da hat mit dir Wuerze des Tonschiefers einfach mehr gebracht. Unabhaengig voneinander bestaetigten mir beide Winzer aber, dass sich das in der Jugend (die Weine waren ca. 4-6 Wochen gefuellt) immer so darstelle und die Blauschieferweine spaeter aufdrehen.

Bei Carl Loewen war ich ziemlich beeindruckt vom "1896" trocken. Deutlich weniger energisch als der "normale" Longuicher Maximin Herrenberg 1896 Alten Reben trocken, aber von einer unglaublichen Feinheit und Laenge. Wow. Vor allem bei Zuruecktrinken erschliesst sich die vergleichsweise Rustikalitaet der Alten Reben; deutlich dahinter die Laurentiusley Alte Reben trocken. Im Vergleich zu 2007 und 2009 haben die 2014er etwas mehr Frische und sind nicht ganz so behaebig-cremig.

Ebenso risikolos, aber hoechst befriedigend fand ich die Weine von Vols. Wer auf der Suche nach guten, nicht zu suessen (40 g/l RZ bei 9.5% Alkohol) und vor allem kabinettigen Kabinetten ist, kann hier bei den 2014ern recht gluecklich werden. Der Kabinett aus der Wiltinger Kupp (roter Schiefer!) gefiel mir besser (Wuerze!) als der aus der Ayler Kupp (blauer Schiefer), der mir arg Saar-blumig daherkam. Ein nach 14 Monaten gefuellter 2012er Wiltinger trocken schmeckte (zur hellen Freude des Winzers) genau so, auch wenn er noch etwas kantig war dank der rustikalen 2012er Saeure. Sehr interessant.

Den Vogel fuer mich abgeschossen hat aber der Schlangengarten trocken aus wurzelechten Reben von 1920: 6 g/l RZ bei 9 g/l S und 11.3% Alk, momentan noch hefelastig und reduktiv und deshalb quasi bar jeder Frucht, aber voll Saft und kraeutriger Wuerze - ich benutze die Metapher eigentlich nie, aber hier habe ich wirklich einen Kieselstein im Mund. Stark!

Auch beeindruckend (und nach Aussage des Kellermeisters "eine geile Sau") war eine im September 2014 gefuellte Wehlener Sonnenuhr Spaetlese trocken von 2012 des Weinguts Witwe Dr. H. Thanisch - Erben Mueller-Burggraf. Saft, Kraft, noch sehr unmoselig, aber das wird noch kommen. Die suessen Weine dort waren mir wiederum zu suess, eine 2013er Spaetlese aus der Juffer Sonnenuhr mit Botrytis und 97 g/l RZ ebenso wie der 2013er Berncasteler Doctor Kabinett mit 91 g/l und auch Botrytis.

Weine von der anderen Haelfte - Witwe Dr. H. Thanisch - Erben Thanisch waren nicht so meins (und der 2014er Kabinett aus dem Doctor auch eher eine Spaetlese).

Die Sachen vom Rebenhof in Uerzig fand ich ganz solide, aber so richtig ueberspringen wollte der Funke nicht, obwohl ich die 2013er SL trocken aus dem Uerziger Wuerzgarten recht gelungen fand. Irgendwie waren mit Weine etwas arg brav.

Neben den ausstellenden Erzeugern gab es noch ein paar Thementische, von denen ich spaeter noch berichte.

Bis dahin Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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darius

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Re: Mythos Mosel (4. Juli, Berlin)

BeitragDi 21. Jul 2015, 22:24

Hallo Ollie,

schön, mal wieder von Dir zu lesen :-).

Ich habe an der Veranstaltung an der Mosel
teilgenommen.

Meine Highlights dort (wobei ich lange nicht
überall war) waren Weine von Willi Schäfer,
der vielleicht noch nicht so bekannten Günther
Steinmetz und Timo Dienhart sowie natürlich
J.J. Prüm. Bei Prüm wurden vorrängig ältere
Jahrgänge gezeigt, was den Weinen sehr gut stand.
Bei Steinmetz und Dienhart überzeugten vor allem
die trockenen Weine, wobei Steinmetz auch gutklassige
Pinots sowie Dienhsrt auch eine mir sehr gefallende
halbtrockene Selektion anbot.

Csrl Loewen präsentierte auch an der Misel, hier bin ich
völlig mit Dir einer Meinung, dass der 1896er am meisten
beeindruckte.

Viele Grüße,

Darius

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