Siegerweine im Forumstest

[Birte]

Liebe Probenteilnehmer, liebe Mitleser,

ab heute können hier im Forum die Siegerweine des Berlin Gutsriesling Cup probiert, beschrieben und bewertet werden.
Ich kann erst am Dienstag mit einsteigen. Ich freue mich auf Eure Beschreibungen.

Die Weine:
Bürklin-Wolf 87 Punkte
Keller 86 Punkte
St Antony "Rotschiefer" 86 Punkte


Grüße
Birte

Dann fange ich einfach mal mit dem Bürklin-Wolf an:



Das ist definitiv kein Wein, der bei mir einen Nachkaufreflex auslöst. In der mehr oder minder knapp einstelligen Preisklasse habe ich schon sehr viele für mich deutlich attraktivere Rieslinge getrunken - mein Geschmack deckt sich ganz offenkundig nicht wirklich mit dem der Berliner Jury (das soll eine bloße Feststellung und keine Wertung sein !).

Die anderen beiden "Siegerweine" stehen mir leider nicht zur Verfügung. Zwar habe ich anlässlich meines Rheinhessen-Urlaubs ganz kurz bei St. Antony hereingeschaut, aber da mir entfallen war, dass der 2014er Rotschiefer auch auf unserer Liste steht, bin ich leider nur an den 2013er geraten (und der hat mich auch nicht hochgradig überzeugt - eine VKN folgt später an anderer Stelle).

Herzliche Grüße

Bernd

Ich hatte den Gutriesling von Bürklin-Wolf bei Martins Gutsrieslingcup kennengelernt und ihn auf Platz 1 gesetzt. Seitdem habe ich ihn noch zweimal getrunken, das letzte Mal am Freitagabend aus einer drittelvollen Flasche, die fünf Tage im Kühlschrank gestanden hatte (Schraubverschluss). Fazit: Aus der frisch geöffneten Flasche schmeckte er mir am besten, aber auch mit viel Luft war er am Freitag sehr gut. Ich bleibe bei 88 Punkten. Vor ein paar Tagen hatte ich ihn auch im Vergleich zu Rieslingen von Marius Meyer (Rhodt, Pfalz) und auch dort lag er in der Preisklasse unter 10 Euro deutlich vorn.



Zu St. Antony und Keller habe ich keine detaillierten Notizen mehr. Beim Gutsrieslingcup hatte ich sie mit 84 bzw. 83 im Mittelfeld und habe daher nichts gekauft.

Moin,

zu einer gründlichen Beschäftigung hat's bei mir noch nicht gereicht, aber ich habe den B-W schon mal angetrunken.
Natürlich muss man im Kopf einen kleinen Schalter umlegen: Testsieger hin oder her, aber wir sprechen hier über einen Basiswein, wenngleich zweifellos zu einem Tarif, zu dem auch gute, solide Qualität produziert werden kann.
Und ohne das große Wettbewerbsumfeld ist es auch nicht so leicht, die Qualität einzuordnen; gerade wenn man sonst nicht so viel Basisweine trinkt.

Ich fand ihn animierend, etwas süßer als erwartet. Aromatisch ging er für mich fast in eine leichte Scheureben-Richtung; da muss ich noch mal genauer hinschmecken.

Bei den Punkten würde ich vorläufig vermutlich irgendwo zwischen Bernd und Michael liegen.

Viele Grüße
Guido

Aromatisch ging er für mich fast in eine leichte Scheureben-Richtung....

Es ist immer wieder interessant, zu sehen, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen ausfallen können: An eine Scheurebe fühlte ich mich nicht im Entferntesten erinnert.

Natürlich muss man im Kopf einen kleinen Schalter umlegen: Testsieger hin oder her, aber wir sprechen hier über einen Basiswein

Mhhhm....ich stoße aber, wenn ich in meinen VKNs wühle, durchaus auf Basisweine (aus anderen Jahrgängen), die mich spontan deutlich mehr angesprochen haben (von Wittmann oder Kühn z.b.).
Und davon abgesehen muss der Wein, wenn es um meine Kaufentscheidung geht, am Ende den Vergleich mit jedem Riesling seiner Preisklasse aushalten - wobei wir wieder bei der beliebten Frage wären, ob es, wenn man im einstelligen Kursbereich bleiben will, sinnvoller ist, sich an die Basisweine der renommiertesten Betriebe oder an die aus einem höheren Segment stammenden Erzeugnisse von nicht ganz so hochberühmten Winzern zu halten? Ich tendiere ganz klar zu Plan B!

Herzliche Grüße

Bernd

Es ist schon interessant, wie unterschiedlich dieser Riesling gesehen wird, nicht nur rein punktemäßig, ich habe letzte Woche über 7 Tage die Flasche getrunken, die mir Bernd dankenswerterweise überlassen hat, am ersten Tag fand ich ihn viel zu anstrengend , ernsthaft und mineralisch, jegliches Trinkvergnügen ging mit bei dem Wein ab, nach einem Glas hatte ich keine Lust mehr, die Trinkfreude steigerte sich aber von Tag zu Tag und am siebten Tag hat er mir am besten gefallen, nicht mehr so anstrengend, schön mineralisch, eher wenig Frucht und immer noch sehr ernsthaft, ich bräuchte ihn sicher nicht jeden Tag, aber ich finde diesen Basisriesling gut gelungen, der Preis ist auch vollkommen in Ordnung, insgesamt 86 Punkte, klar kenne ich bessere Rieslinge um die 10 Euro, aber ich finde die Qualität schon sehr erstaunlich und individuell bei den Stückzahlen

Gruß

Ralf

Bei der Hitze der vergangenen Woche war es leicht, sich mit dem Antesten der Flasche bis Sonntag zu beherrschen. Gott sei Dank brachte ein kurzer, aber sehr heftiger Hagelschauer gestern die dringend notwendige Abkühlung für unbeschwerten Weingenuss.

In der Nase Sommerblumenwiese und etwas Kräuterduft (Estragon?).
Im Trunk schlank, dominante Zitrusnoten, was ich generell sehr gerne mag, Kraeuterwuerze und eine nicht unangenehme, leichte Bitternote im Abgang, leicht cremige Textur, guter Trinkfluss, für mich eher unkomplizierter Sommerwein.

Hätte ich blind nie auf BW getippt, noch nicht einmal in die Pfalz gesteckt. Gefällt mir klar besser als die beiden früher probierten Gutsrieslinge von BW. Kann mit den Ortsweinen früherer Jahrgänge, die maximal 2 € teurer sind, aber nicht mithalten, aus 2014 habe ich noch keinen probiert. In 2014 fehlt mir der Vergleich, da bislang noch kaum was probiert. In 2013 gab es aber einige Basisrieslinge, die mich stärker begeistert haben, z.B. von Schubert, Fritz Haag, Wittmann und der Jakobus von Kühn.

Wenn ich punkten soll, so 85-86 Punkte. Animiert mich weniger zum Nachkauf, als er Neugier weckt auf die Ortsweine. Die müsste ich eigentlich klasse finden, wenn der Abstand zum Basisriesling ähnlich wie in den Vorjahren ausfaellt.

Nach Ralfs Notiz werde ich den Flaschenrest aber ueber die nächsten Abende weiter beobachten.

So - nun habe auch ich den Bürklin-Wolf Riesling trocken 2014 aufgemacht und die erste Nase und die ersten Schlucke genommen, bevor ich diesen Thread hier las .... und nach dem Lesen dieser Beiträge hier habe ich mich erst noch mal vergewissert, ob ich auch den "richtigen" Wein im Glase habe .... ich scheine nämlich schon wieder was ganz anderes zu riechen und zu schmecken als viele meine Vorredner .... am ehesten teile ich bordeauxlovers Eindrücke.

In der Nase: unerwarteterweise fruchtig nach Apfel, Weinbergpfirsich und Zitrone, leicht cremiger Duft.
Im Mund setzt sich die Nase dann fort, wobei hier dann eher die Zitrone dominiert. Die Säure finde ich nun überraschend mild, gleichwohl ist der Wein sehr schlank, macht aber insgesamt einen sehr ausgewogenen Eindruck und gefällt mir im allerersten Eindruck schon mal ganz gut als Sommerwein.
Wie er sich entwickelt, bleibt abzuwarten ...

Moin, moin,

heute wurde der BW auch hier geöffnet, zusammen mit meiner Frau gab's mal wieder Riesling nach einigen sehr unterschiedlichen Roses (meist Pfalz) in den letzten heißen Tagen. Rieslinge trinken wir am liebsten von der Saar, aber da Pfalz auch Thema eines kleinen Weinkreises Ende diesen Monats ist,paßte diese gemeinsame Flasche wie die Faust aufs Auge.

0,1 l habe ich noch im Glas. Die Weine in den letzten Wochen haben beileibe nicht so lange überlebt. Welche Gründe mag es dafür geben. Zum Einen die spürbare Säure, die meiner Frau heute zu viel ist. Aber auch bei mir ist kein großer Trinkfluß angefallen.

Die Farbe spielt etwas in die grünliche Richtung, ist für mich aber normal nicht wirklich von Bedeutung.
Der Duft ist eher verhalten, auf keinen Fall fruchtig, eher etwas erdig, vielleicht auch eher in Richtung Grauer Burgunder als Riesling, für mich keine Scheurebenanklänge.

Bedeutender ist der Mundeindruck, wieder wenig Frucht, oder vielleicht doch, aber dann Zitrus oder noch besser Grapefruitnoten, mit deutlichen Bitteranklängen. Bitter oder mineralisch,ich bin etwas unentschlossen, lange keinen Pfälzer Riesling mehr im Glas gehabt und 14er ohnehin noch keinen. Vielleicht für mich zu jung? Sollte bei einem Gutswein aber wohl eher nicht der Fall sein. Mit mehr Luft und Wärme werden die Grapefruiteindrücke deutlicher und vor allem länger.

Fazit: Na ja, wenig Begeisterung, wenig Trinkfluß, zu viel Bitternoten (obwohl ich etwas Bitter gern mag), heute überhaupt nicht mein (unser) Wein. Schmeckt insgesammt nicht besonders.Ich wüßte nicht, zu welcher Gelegenheit ich eine Flasche öffnen würde. Meist sollte der Keller etwas Passenderes bieten und das muß nicht unbedingt (deutlich) teurer sein.

Es kamen Zweifel auf, ob es sinnvoll ist unsere zweite Flasche zum Pfalzweinabend mitzubringen, wenn diese ähnlich "gut" wegkommt müßten wir schon Ersatz mitbringen, um die Freunde nicht zu verärgern. Aber vielleicht wäre es doch sinnvoll, zum Einen um eine evtl. heute vorhandene schlechte Grundkondition auszuschliessen und zum Anderen um die Flasche nicht auf Ewigkeit unberührt im Keller liegen zu lassen.

Das klingt jetzt alles sehr negativ. was sicher überzogen ist. Aber heute bringt der Wein keinen Spaß, leider. Punkte heute irgendwo bei 83, fehlerfrei trinkbar und eine gute - wenn auch vor allem von Bitternoten getragenen - Länge. Ich hoffe, die zweite Flasche gefällt besser, auch wenn die Flascheninhalte gleich sein mögen, aber vielleicht bin ich / sind wir dann besser empfänglich.

Ich bin gespannt, welche Eindrücke die Runde beherrschen, bislang fallen diese ja sehr unterschiedlich aus. Mag evtl. die verwendete Glasart hier Einfluß nehmen? Wir haben das Sensus benutzt, unser übliches Probeglas in der Weinkreisrunde.

Schöne Grüße aus dem heute wieder abgekühlten Norden

Wolfgang

Wolfgang, puhh....endlich einmal eine Rückmeldung, die meinem eigenen Eindruck weitgehend entspricht!

Bitter oder mineralisch,ich bin etwas unentschlossen

Ja, ich bin ebenso unentschlossen....

Wahrscheinlich hast du zufällig genau die auch meiner VKN zugrundeliegende Version der vermutlich mindestens 10 Abfüllungen dieses Gutsrieslings erwischt!

Herzliche Grüße

Bernd