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- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 14:19
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Hallo zusammen,
letzten Freitag trafen sich wieder einige Weininteressierte, um die roten "Rhone-Rebsorten" im internationalen Kontext zu verkosten. Im wesentlichen ging es um die 4 wichtigsten roten Sorten, nämlich Syrah (Shiraz), Grenache (Garnacha), Mourvedre (Monastrell) und Carignan (Carinena), die sich teils solo oder in Cuvees präsentierten. Das Niveau der Weine war erfreulich hoch, zumal durch das Weglassen von "Alkoholbomben" (14,5 Vol% lt. Etikett war die Höchstgrenze)auch ein gewisser Trinkfluss vorhanden war.
Anschließend die 14 verkosteten Rotweine (mit kurzen Kommentaren meinerseits):
1.) 2010er "Beryna" Alicante DO (Bodegas Bernabe Navarro, Villena) -Alicante-
eine durchaus gelungene Cuvee aus 70% Monastrell, 15% Tempranillo, 5% Syrah, 5% Merlot und 5% Cabernet Sauvignon. Fast blickdichtes Purpurrot, dunkelfruchtige Nase mit angenehmer Barriqueuntermalung, feine Würze, gut strukturiende Säure bei noch leicht eckigem, aber feinkörnigem Tannin, kräftiger Körper, bei dem die 14,5 Vol% dennoch kaum zu spüren sind, ein Hauch angenehme Animalik, mittellanger, fruchtig-würziger Abgang.
Sehr guter, monastrelltypischer Alicante-Wein zu einem konsumentenfreundlichen Preis (ca. 10 EURO im Fachhandel). 86 P.
2.) 2010er "Schwarzer Schiefer" Priorat DOQ (Vinicola del Priorat, Gratallops) -Priorat-
Eine Cuvee aus 60% altem Carinena und 40% Syrah. 10 Mon. Barriqueausbau. Sehr frisch wirkender Rotwein mit der typ. Schieferwürze des Priorats, reife Pflaume etwas Kirsche, gelungener Barriqueeinsatz, angenehm frische Säure und noch etwas Tannin, das aber schon gut geglättet ist, auch hier ist der kraftvolle Alkohol (14,5 Vol%) sehr gut eingebunden, mittellanger, makelloser Abgang. Ein sehr typischer und vor allem trinkiger Priorat-Rotwein, der nicht nur aufgrund des fairen Preises (12,50 EURO im Handel) allgemein sehr gut ankam. 87 P.
3.) 2011er "Gestad" Syrah Landwein trocken (Ziereisen, Efringen-Kirchen) -Baden-
auf kalkig-lehmigen Boden gewachsen, 8 Wochen Maischegärung, 16 Mon. Holzausbau (nur 25% neues Holz), keine Schönung und Filtration, Restzucker 1,3 g. Äußerst syrahtypisch in der Nase (knappreife Cassis, Kirsche, Cranberry, ein Hauch Paprika und deutlich weisser Pfeffer), sehr viele tippten spontan auf einen hochklassigen Sortenvertreter von der nördlichen Rhone, tolle Eleganz und Finesse, Holz nur ganz unterstützend im Hintergrund, trotzdem kein dünner oder wässriger Eindruck auf der Zunge, einiges an Extrakt und Fruchtdichte, aber toll ausbalanciert, es fehlt einfach noch der letzte Tick Kraft alter Reben, ansonsten ein großartiger Syrah. Wenn hier die Reben mal das richtige Alter erreicht haben, wird das ein echter Konkurrent für viele Edelgewächse der nördlichen Rhone. 90P.
4.) 2012er Shiraz QW trocken "Perfection" (Erich Scheiblhofer, Andau) -Burgenland-
eine -zumindest für mich- absolut misslungene Imitation eines kraftvollen "Macho"-Syrah von "Down under": 100% neues, offensichtlich kräftig getoastetes Barrique, das dem Wein geruchlich und geschmacklich seinen Stempel aufdrückt, in der Nase extrem viel Räucherschinken, Mokka und Vanille, so dass die durchaus vorhandene Frucht (etwas überreif wirkend) kaum durchdringen kann, auf der Zunge gute Säure mit noch etwas kantigem Tannin, auch hier wieder sehr penetrante Holznoten, die am Gaumem deutlich austrocknen, der Alkohol (14 Vol%) ist ordentlich integriert, auch hier etwas kompottartige und leicht überreife Dunkelfrucht. Langer, aber nur von trocknendem Holztannin geprägter Abgang. Hier wurde völlig unsensibel und nach dem Motto "von allem möglichst viel" gearbeitet, was auch durch die schwere Angeberflasche mit stylischem Etikett untermalt wird.
Für mich meilenweit von Syrah-Perfektion entfernt, aber auch dieser "Biberwein" wird -leider- seine begeisterten Abnehmer finden. Der Kontrast zum vorangegangenen Wein hätte kaum größer sein können, was letztlich auch Ziel dieser Gegenüberstellung war. 26 EURO ab Weingut, 78 P.
5.) 2010er "Director's Cut" Shiraz Langhorne Creek (Heartland, Kent Town) -Australien-
Heartland ist eines der vielen Projekte von Mr. Amon-Ra (Ben Glaetzer), dem deutschstämmigen Star-Önologen aus dem Barossa Valley. Ein auf sandigem Lehm gewachsener Syrah von älteren Reben, 14 Mon. Ausbau in neuer französischer Eiche. Angenehm "warme" und reife Nase mit den typischen "Aussie-Noten (Cola, Eukalyptus), dichte, weiche Frucht nach reifen Beeren, gelungener Holzeinsatz, reif, aber auch mit der erforderliche Frische auf der Zunge, kräftiger Körper (14,5 Vol%), der aufgrund fehlender Überreife noch etwas verschlankt wird, ordentliche Länge mit fruchtig-würzigen Akzenten. Gelungener Premiumwein zu noch vernünftigem Preis (23 EURO im Handel), 88 P.
Fortsetzung folgt!
Grüsse
Bodo
letzten Freitag trafen sich wieder einige Weininteressierte, um die roten "Rhone-Rebsorten" im internationalen Kontext zu verkosten. Im wesentlichen ging es um die 4 wichtigsten roten Sorten, nämlich Syrah (Shiraz), Grenache (Garnacha), Mourvedre (Monastrell) und Carignan (Carinena), die sich teils solo oder in Cuvees präsentierten. Das Niveau der Weine war erfreulich hoch, zumal durch das Weglassen von "Alkoholbomben" (14,5 Vol% lt. Etikett war die Höchstgrenze)auch ein gewisser Trinkfluss vorhanden war.
Anschließend die 14 verkosteten Rotweine (mit kurzen Kommentaren meinerseits):
1.) 2010er "Beryna" Alicante DO (Bodegas Bernabe Navarro, Villena) -Alicante-
eine durchaus gelungene Cuvee aus 70% Monastrell, 15% Tempranillo, 5% Syrah, 5% Merlot und 5% Cabernet Sauvignon. Fast blickdichtes Purpurrot, dunkelfruchtige Nase mit angenehmer Barriqueuntermalung, feine Würze, gut strukturiende Säure bei noch leicht eckigem, aber feinkörnigem Tannin, kräftiger Körper, bei dem die 14,5 Vol% dennoch kaum zu spüren sind, ein Hauch angenehme Animalik, mittellanger, fruchtig-würziger Abgang.
Sehr guter, monastrelltypischer Alicante-Wein zu einem konsumentenfreundlichen Preis (ca. 10 EURO im Fachhandel). 86 P.
2.) 2010er "Schwarzer Schiefer" Priorat DOQ (Vinicola del Priorat, Gratallops) -Priorat-
Eine Cuvee aus 60% altem Carinena und 40% Syrah. 10 Mon. Barriqueausbau. Sehr frisch wirkender Rotwein mit der typ. Schieferwürze des Priorats, reife Pflaume etwas Kirsche, gelungener Barriqueeinsatz, angenehm frische Säure und noch etwas Tannin, das aber schon gut geglättet ist, auch hier ist der kraftvolle Alkohol (14,5 Vol%) sehr gut eingebunden, mittellanger, makelloser Abgang. Ein sehr typischer und vor allem trinkiger Priorat-Rotwein, der nicht nur aufgrund des fairen Preises (12,50 EURO im Handel) allgemein sehr gut ankam. 87 P.
3.) 2011er "Gestad" Syrah Landwein trocken (Ziereisen, Efringen-Kirchen) -Baden-
auf kalkig-lehmigen Boden gewachsen, 8 Wochen Maischegärung, 16 Mon. Holzausbau (nur 25% neues Holz), keine Schönung und Filtration, Restzucker 1,3 g. Äußerst syrahtypisch in der Nase (knappreife Cassis, Kirsche, Cranberry, ein Hauch Paprika und deutlich weisser Pfeffer), sehr viele tippten spontan auf einen hochklassigen Sortenvertreter von der nördlichen Rhone, tolle Eleganz und Finesse, Holz nur ganz unterstützend im Hintergrund, trotzdem kein dünner oder wässriger Eindruck auf der Zunge, einiges an Extrakt und Fruchtdichte, aber toll ausbalanciert, es fehlt einfach noch der letzte Tick Kraft alter Reben, ansonsten ein großartiger Syrah. Wenn hier die Reben mal das richtige Alter erreicht haben, wird das ein echter Konkurrent für viele Edelgewächse der nördlichen Rhone. 90P.
4.) 2012er Shiraz QW trocken "Perfection" (Erich Scheiblhofer, Andau) -Burgenland-
eine -zumindest für mich- absolut misslungene Imitation eines kraftvollen "Macho"-Syrah von "Down under": 100% neues, offensichtlich kräftig getoastetes Barrique, das dem Wein geruchlich und geschmacklich seinen Stempel aufdrückt, in der Nase extrem viel Räucherschinken, Mokka und Vanille, so dass die durchaus vorhandene Frucht (etwas überreif wirkend) kaum durchdringen kann, auf der Zunge gute Säure mit noch etwas kantigem Tannin, auch hier wieder sehr penetrante Holznoten, die am Gaumem deutlich austrocknen, der Alkohol (14 Vol%) ist ordentlich integriert, auch hier etwas kompottartige und leicht überreife Dunkelfrucht. Langer, aber nur von trocknendem Holztannin geprägter Abgang. Hier wurde völlig unsensibel und nach dem Motto "von allem möglichst viel" gearbeitet, was auch durch die schwere Angeberflasche mit stylischem Etikett untermalt wird.
Für mich meilenweit von Syrah-Perfektion entfernt, aber auch dieser "Biberwein" wird -leider- seine begeisterten Abnehmer finden. Der Kontrast zum vorangegangenen Wein hätte kaum größer sein können, was letztlich auch Ziel dieser Gegenüberstellung war. 26 EURO ab Weingut, 78 P.
5.) 2010er "Director's Cut" Shiraz Langhorne Creek (Heartland, Kent Town) -Australien-
Heartland ist eines der vielen Projekte von Mr. Amon-Ra (Ben Glaetzer), dem deutschstämmigen Star-Önologen aus dem Barossa Valley. Ein auf sandigem Lehm gewachsener Syrah von älteren Reben, 14 Mon. Ausbau in neuer französischer Eiche. Angenehm "warme" und reife Nase mit den typischen "Aussie-Noten (Cola, Eukalyptus), dichte, weiche Frucht nach reifen Beeren, gelungener Holzeinsatz, reif, aber auch mit der erforderliche Frische auf der Zunge, kräftiger Körper (14,5 Vol%), der aufgrund fehlender Überreife noch etwas verschlankt wird, ordentliche Länge mit fruchtig-würzigen Akzenten. Gelungener Premiumwein zu noch vernünftigem Preis (23 EURO im Handel), 88 P.
Fortsetzung folgt!
Grüsse
Bodo