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Griechenland-Weinprobe in Würzburg

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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weinaffe

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Griechenland-Weinprobe in Würzburg

BeitragMo 9. Mär 2015, 14:54

Hallo zusammen,

letzten Freitag haben sich wieder einige Weininteressierte in Würzburg eingefunden, um einen kleinen Rundumschlag in Sachen griechischer Wein durchzuführen.
Es gab insgesamt 14 Weine (4x weiss, 10x rot). Um es gleich vorwegzunehmen: die Weine hatten durchgängig zumindest ein gutes Niveau. Bis auf einen deutlichen "Korker" hatten wir durchaus Glück mit den Weinen.

Folgende Weine waren am Start (mit meinem Kurzkommentar):

1.) ---Amalia Brut Methode Traditionelle (Tselepos) -Mantinia-
ein nach traditioneller Champagnermethode produzierter Schaumwein aus 100% Moschofilero, angenehm leicht (12 Vol%) und frisch, dezent blumige Note, sehr ausgeglichen und trinkanimierend. 85 P.


2.) 2014er "Silogi" Cyclades PGI (Moraitis, Paros) -Paros-
im Stahltank ausgebaute Cuvee aus Malagousia und Assyrthiko, etwas Eisbonbon mit angenehmer Pfirsich- und Zitrusfrucht, kein Schwergewicht (12,5 Vol%), geradlinig und etwas einfach gestrickt, unkomplizierter Wein für die Terrasse 81 P.


3.) 2014er Santorini PDO Assyrthiko (Sigalas, Santorini) -Santorin-
100% Assyrthiko aus wurzelechten Reben von der Vulkaninsel Santorin, Ertrag kleiner 20 hl/ha, traditionelle "Körbchenerziehung" der Reben. gehaltvoller, aber sehr frischer Wein mit deutlich Grapefruit und Stachelbeeren, der sich von der Nase her wie eine hypothetische Mischung aus Riesling mit etwas Sauvignon blanc gibt, saftiger Gaumenauftritt mit überraschend kräftiger, aber gut eingebundener Säure, geballte und feine Frucht, sehr trinkanimierend, die 14 Vol% sind in keiner Weise zu spüren, die Säure sorgt für eine verspielte Eleganz, gute Länge. Qualitativ spielt dieser Wein durchaus in einer Liga mit sehr guten deutschen Rieslingen. Eine echte Überraschung. MIt gut 13 EURO im hiesigen Handel ein sehr ansprechendes Preis-/Leistungsverhältnis. 90 P.


2007er Samos Nectar a.o.c. (Union de Cooperatives Vinicoles de Samos) -Samos-
sonnengetrocknete Trauben aus 100% Muscat d'Alexandrie, die 3 Jahre in gebrauchten Fässern ausgebaut wurden, ergeben einen Strohwein-Typ mit angenehmer, reifer Muskatelleraromatik, gut austarierte Süsse, die durch eine gute Säurestruktur gut unterfüttert ist, angenehm schmelzig, mit seinen 14 Vol% nicht zu schwer, mittellanger, fruchtig-würziger Abgang. 86 P.

Fortsetzung folgt mit den Rotweinen !!

Grüsse
Bodo
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mixalhs

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Re: Griechenland-Weinprobe in Würzburg

BeitragMo 9. Mär 2015, 17:49

Kann ich gut nachvollziehen. Malagouzia hat gelegentlich diese Eisbonbonnote, Bisher ist mir die bei Weinen von Moraitis bisher erspart geblieben. 2014 hatte ich allerdings noch nicht. Assyrtiko von Santorini ist immer wieder fein, und ich freue mich, dass der 2014er auch wieder gelungen zu sein scheint. Es lohnt sich,nach diesen Weinen Ausschau zu halten, egal ob von Sigalas, Gaia oder Hatzidakis. Und sie haben sogar Alterungspotenzial. Jetzt bin ich gespannt auf die Roten .....
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weinaffe

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Re: Griechenland-Weinprobe in Würzburg

BeitragMo 9. Mär 2015, 19:47

... und weiter geht es mit den Roten aus Griechenland:


5.) 2008er Katogi Averoff IGP Macedonie (Katogi & Strofilia, Metsovo) -Epirus-
der rote Klassiker aus Nordgriechenland: Cuvee aus 70% Cabernet Sauvignon und 30% Agiorgitiko. Durch die Höhenlage ein Wein, der aufgrund der kühlen Stilistik einem klassischen Bordeaux nicht unähnlich ist. In der Nase Kirsche, Cassis mit einem Hauch grüner Paprika, am Gaumen absolut trocken mit feiner Säurestruktur und feinkörnigem, schon fast abgeschmolzenem Tannin, mittlerer, eleganter Abgang. Ein Rotwein mit durchaus hohem Spassfaktor zu einem sozialverträglichen Preis (im Handel 9,50 EURO). 86 P.


6.) 2011er Domaine Mercouri Lettimi PGI (Mercouri Estate, Korakochori) -Ilias-
interessante Cuvee aus Refosco und der einheimischen Mavrodaphne, dunkle fast etwas gekochte Früchte in der Nase, am Gaumen gerundet mit viel Dunkelfrucht, sehr harmonisch, die 14 Vol% sind nur dezent spürbar, ein mediterran inspirierter Wein, der 1 Jahr im französischen Barrique ausgebaut wurde. 85P.


7.) 2012er Mavrotragano Cyclades PGI (Sigalas, Santorini) -Santorin-
100 % der selten Rebsorte Mavrotragano (die "Schwarz-Knackige"),von der es griechenlandweit nur wenige Hektar gibt und die daher zu den "Arche"-Rebsorten von Slow-Food zählt.18 Mon. neues Barrique. Ein exzellenter und sehr eigenständiger Wein: auffallend in der Nase die starken, aber sehr angenehmen ätherischen Noten (Minze, Eukalyptus), daneben sehr feine Brombeer- und Kirschfrucht, wirkt extrem harmonisch und in sich ruhend, der Eindruck bestätigt sich auch am Gaumen, trotz 14,5 Vol% einiges an Eleganz und Finesse, tiefe, aber nicht plumpe Frucht, etwas Tabak und Leder, der Holzausbau ist nahezu perfekt und nur unterstützend bemerkbar, langer, harmonischer Abgang. Der Wein trinkt sich jetzt schon hervorragend, dürfte aber aufgrund der Struktur und Fruchtdichte noch einige Jahre Lagerpotential haben. Viel Erfahrung mit der Alterungsfähigkeit dieser Rebsorte habe ich aber naturgemäß nicht. Toller Wein, leider kein Schnäppchen (knapp 30 EURO im hiesigen Handel) 92 P.


8.) 2008er Gaia Estate Nemea PDO (Gaia Estate, Koutsi) -Nemea-
100% Agiorgitiko, Barriqueausbau, unfiltriert abgefüllt. Kräftiges, tiefes Purpurrot, reife dunkle Früchte mit einem Hauch Marmelade in der Nase, gelungener Holzeinsatz, reif, aber nicht pomadig, auf der Zunge kraftvoll, aber mit kühlem Unterton (trotz 14 Vol%), gerade genug Säure, noch relativ jugendliches leicht eckiges Tannin, kräftige Frucht mit deutlich Tabak und Leder, dezente Animalik, tiefe Dunkelfrucht mit einem Hauch gekochten Erdbeeren, gute Länge. Ein perfekt gemachter, aber etwas international wirkender Rotwein. 88P.


9.) 2011er "Avaton" Epanomi PGI (Ktima Gerovassiliou, Epanomi) -Makedonien-
Interessante Cuvee aus den einheimischen Sorten Limnio (40%), Mavroudi (30%) und Mavrotragano (30%). sehr tiefes Kirschrot, in der Nase noch etwas verschlossen, Brombeere, Kirsche und Pflaume, gute Säure, die den körperreichen Wein (14,5 Vol%) gut in der Balance hält, Alkohol gut integriert, feinkörniges, fast poliertes Tannin, etwas zurückhaltende Dunkelfrucht mit eingebundenem Holz, ordentliche Länge. Ein sehr guter Wein, der aber etwas gestylt und dadurch auch etwas international austauschbar wirkt, trotz der ausschließlich autochthonen Rebsorten. 88P.


10.) 2008er Ktima Alpha Tannat (Alpha Estate, Amyndeon-Florina) -Amyndeo-
die griechische Version eines Madiran, angereichert mit 5% Xinomavro, 18 Monate Ausbau in Allier-Eiche, sehr interessanter Sortentyp, der viel geschmeidiger als ein Madiran daherkommt, etwas Himbeere und Erdbeere, erste Reife erreicht, Holz praktisch nicht spürbar, präsente Säure, die die 14,5 Vol% überhaupt nicht spüren lassen, wirkt eher kühl und elegant, aufgrund der jungen Reben fehlt natürlich die Fruchdichte, Intensität und Länge etwas, aber ein durchaus gelungenes Experiment. Das noch relativ unbekannte Amyndeo eignet sich hervorragend aufgrund der sehr hoch gelegenen Weinberge für elegante Rotweine und dürfte im Rahmen der Klimaerwärmung noch weiteres Potential besitzen. Alpha Estate ist auch ein sehr guter Betrieb, der die Vorzüge dieses Gebietes voll ausspielen kann. 87 P. Ein Tipp: der Xinomavro von Alpha Estate aus sehr alten Reben ist ein echter Hit und ist im Handel für weniger als 20 EURO zu haben.

Fortsetzung mit den letzten 4 Weinen folgt !
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mixalhs

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Re: Griechenland-Weinprobe in Würzburg

BeitragMo 9. Mär 2015, 20:55

....auch hierzu ein kleiner Kommentar. Wir waren im September 2014 bei Gerovassilou in Epanomi und mein Eindruck vom Avaton 2011 deckt sich recht gut mit Deinem:

mixalhs hat geschrieben:...beim 2011er Avaton, den ich vor gut zwei Monaten auf dem Weingut probiert habe, hatte ich einen ähnlichen Eindruck: ein gut gemachter Wein im internationalen Stil zu einem angemessenen Preis, aber trotz autochthoner Rebsorten nicht mit eigenem Charakter und daher (auf durchaus hohem Niveau) etwas beliebig wirkend.

Anders dagegen der Viognier aus diesem Hause, und auch der im Holzfass ausgebaute SB hat mir deutlich besser gefallen. Beide haben, IMHO, mehr Charakter und sind nicht so sehr auf Gefälligkeit getrimmt.


Ich habe damals zwar nicht gepunktet. 88 entsprechen aber auch in etwa meinem Eindruck, wenn ich mich recht erinnere.
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weinaffe

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Re: Griechenland-Weinprobe in Würzburg

BeitragDi 10. Mär 2015, 13:43

.... und weiter geht's mit den letzten 4 griechischen Rotweinen:


11.) 2004er Cabernet "Nea Dris" (Antonopoulos, Patras) -Peloponnes-
100% Cabernet Sauvignon. Pürrierte Dunkelfrucht in der Nase, sehr balsamisch und voll, wirkt reif aber ohne jegliche Oxidation, ganz trocken, sehr fruchtdicht und mächtig angelegt (15,5 Vol%), Tannin fast gänzlich abgeschmolzen, mild wirkende Säure, im Verbund mit dem kräftigen Alkohol deutlich extraktsüss, trotzdem noch einigermaßen im Gleichgewicht und nicht vordergründig alkoholisch, als mediterran angelegter Cabernet gut zu erkennen, durchaus langer, aber "warmer" Abgang. Macht auf die Dauer schon etwas satt. 87 P.


12.) 2008er Syrah Landwein von Ilia (Christos Kokkalis, Skafidia/Elis) -Peloponnes-
1 Jahr in amerikanischer Eiche ausgebaut, gesamt 6.500 Flaschen. Sehr sortentypische Nase mit Cassis, Kirsche und dezenter Pfeffrigkeit, Hauch grüne Paprika,hat die erste Reife erreicht, noch leicht eckige Tannin, viel Extrakt und Fruchtdichte, Alkohol (14 Vol%) gut integriert, Holz nur ganz unterstützend im Hintergrund, mittellanger bis langer, fruchtig-würziger Abgang. Sicherlich einer der besten Syrahs des Landes. 91P.


13.) 2009er "Trilogia" Landwein von Ilia (Christos Kokkalis, Skafidia/Elis) -Peloponnes-
100 % Cabernet Sauvignon. Leider Kork ! Jammerschade, da der Trilogia ein sehr guter Vertreter dieser Rebsorte ist und regelmäßig bei um die 90 P. anzusiedeln ist.


14.) 2009er "Diaporos" Imathia PGI (Kir-Yianni Estate, Naossa) -Makedonien-
22 Monate Barriqueausbau/ 90% Xinomavro + 10% Syrah. Eigentlich ein Naoussa, aber wegen der 10% Syrah wird er als Landwein vermarktet. Mittelkräftiges Rubinrot, Naoussa-typische Nase nach getrockneten Tomaten, Oliven, etwas Stachelbeere und Preiselbeere, Holz ganz im Hintergrund, absolut trocken mit kräftiger Säure und kantigem, aber durchaus feinkörnigem Tannin,Alkohol (14 Vol%) bestens integriert, tiefe Frucht und Würze, noch sehr jugendlich, charaktervoller Abgang. Xinomavro und Nebbiolo haben durchaus viele Gemeinsamkeiten. Wer klasssische Barolos mag, wird auch diesen "verkappten" Naoussa gerne trinken. 91 P.

Das war's wieder einmal in aller Kürze. Fazit: griechische Weine können durchaus viel Spass machen und sind überwiegend zu sehr vernünftigen Preisen erhältlich.
Ende nächster Woche werden wir in Würzburg einen internationalen Rundumschlag mit den "Rhone-Rebsorten" machen. Nach Möglichkeit werde ich hier darüber berichten.

Grüsse
Bodo

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