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- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 13:19
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Hallo zusammen,
letzten Freitag haben sich wieder einige "Weinnasen" getroffen, um diverse Weine aus Deutschland zu verkosten. Insgesamt wurden 14 Weine probiert (3x Rot, 11x Weiss), die ich im folgenden beschreiben werde:
1.) 2010er Mühlhauser Halde Lemberger QW tr. (Steinbachhof, Fam. Eißler, Gündelbach) -Württemberg-
die Eißler's erzeugen Weine, deren Hauptaugenmerk auf Finesse, Ausgewogenheit und Eleganz und weniger auf Extraktion, tiefer Farbe und viel Stoff liegt. Zunächst hat viele die für einen Lemberger relativ helle Farbe irritiert, so dass tatsächlich niemand die Rebsorte erkannt hat. Sehr feine und ausgewogene Aromatik nach reifer Herzkirsche, kräutrige Würze, aber nicht unreif, deutliche aber reife Säure, die für Frische sorgt, absolut trocken, sehr stimmiger Alkohol (12,5 Vol%), Holz ganz im Hintergrund, mittellanger, sehr harmonischer Abgang.
2.) 2011er Saulheimer Frühburgunder QW tr. (Thörle, Saulheim) -Rheinhessen-
Satte Pflaumen und Kirschfrucht, Holz gut dosiert, auf der Zunge eine Spur metallisch, gute Extraktsüsse, aber der Alkohol (14 Vol%) ist doch etwas spürbar, mittellanger, leicht feuriger Abgang. Aufgrund des durchdrückenden Alkohols würde ich den Wein in den nächsten 1-2 Jahren wegtrinken; trotzdem ein durchaus gelungener und typischer Frühburgunder.
2009er Oberrotweiler Kirchberg Spätburgunder "Rappen" GG (Salwey, Oberrotweil)
dieser Pinot ist in klassischer burgundischer Tradition gekeltert worden: mehrtägige Kaltmazeration, Vergärung in offenen Holzbottichen mit den Stielen und Stengeln, Ausbau 14 Mon. in Kaiserstühler Eiche, keine Schönung und Filtration, abgefüllt August 2011. Haben wir hier einen Corton oder ein Cru aus Pommard im Glas? In einer Burgunder-Blindprobe würde dieser "Kaiserstühler" wohl nicht als Pirat auffallen. Mittelkräftiges Rubinrot mit angenehmer Röst- und Mokka-Note vom neuen Barrique, hiergegen kann sich die Frucht sehr gut behaupten, reife Kirsch, Brombeere und etwas Himbeere (alles ohne die "deutsche" Erdbeernote), gute Verbindung von Würze und Frucht, durchaus komplex, auf der Zunge sehr strukturiert dank der (reifen) Tannine aus Stielen und Stengeln, knalltrocken, aber mit einigem Extrakt, die Säure (7,2 Promill !!) ist in keiner Weise spitz oder unangenehm, nur mittelgewichtig (12,9 Vol%), würzig-fruchtiger Abgang. Der Wein ist zwar jetzt mit Genuss antrinkbar, hat aber alle Voraussetzungen zur Verbesserung über die nächsten 5-10 Jahre. Ein Klasse Spätburgunder, der in dieser strukturierten Stilistik zu den jahrgangsbesten Pinots in Deutschland zu zählen ist. In Anbetracht der Klasse und des GG-Status war der Verkaufspreis ab Hof (knapp 30 EURO) durchaus noch zivil.
Weiter mit den Weissweinen:
2013er Tauberzeller Hasennestle Müller-Thurgau QW tr. (Krämer, Auernhofen) -Franken-
dieser Wein stammt wahrscheinlich aus der einzigen Müller-Thurgau-Steillage in Franken, die aufgrund der Höhenlage (350-400 m über NN) schon deutlich im klimatischen Grenzbereich Frankens liegt. In Zeiten der Klimaerwärmung muss das allerdings langfristig kein Nachteil sein. Was der junge Bio-Winzer und Bio-Bauer (der Schwerpunkt dieses zertifizierten Bio-Betriebes liegt tatsächlich in der sonstigen Landwirtschaft) Stephan Krämer hier im nicht einfachen Jahrgang produziert hat, ist wirklich aller Ehren wert: in der Nase nur hintergründige Frucht (Apfel, Birne) und kräutrige Würze, im Vordergrund steht eindeutig eine kalkig-steinige Mineralität, die aufgrund der Spontanvergärung auch noch feuersteinartige Komponenten mit einbringt, sehr straffer und geradliniger Naseneindruck, auf der Zunge ebenso straff und kompromisslos, furztrocken (weniger als 1 Gr. RZ), knackige, aber r e i f e Säure (fast 8 Promill, k e i n e Entsäuerung),nur mittelgewichtig (11,5 Vol %), phantastisch klar im Ausdruck, im mittellangen Abgang spitzt auch etwas mehr Frucht durch. Objektiv betrachtet ist das zwar kein großer Wein mit viel Extrakt, Fruchdichte und großer Länge, in subjektiver Hinsicht bleibt das aber ein großartiger "Trinkwein" mit viel Trinkfluss, der durch seine Leichtigkeit und geradlinige Art verzaubert und einfach saulecker ist.
Fortsetzung folgt !
Grüsse
Bodo
letzten Freitag haben sich wieder einige "Weinnasen" getroffen, um diverse Weine aus Deutschland zu verkosten. Insgesamt wurden 14 Weine probiert (3x Rot, 11x Weiss), die ich im folgenden beschreiben werde:
1.) 2010er Mühlhauser Halde Lemberger QW tr. (Steinbachhof, Fam. Eißler, Gündelbach) -Württemberg-
die Eißler's erzeugen Weine, deren Hauptaugenmerk auf Finesse, Ausgewogenheit und Eleganz und weniger auf Extraktion, tiefer Farbe und viel Stoff liegt. Zunächst hat viele die für einen Lemberger relativ helle Farbe irritiert, so dass tatsächlich niemand die Rebsorte erkannt hat. Sehr feine und ausgewogene Aromatik nach reifer Herzkirsche, kräutrige Würze, aber nicht unreif, deutliche aber reife Säure, die für Frische sorgt, absolut trocken, sehr stimmiger Alkohol (12,5 Vol%), Holz ganz im Hintergrund, mittellanger, sehr harmonischer Abgang.
2.) 2011er Saulheimer Frühburgunder QW tr. (Thörle, Saulheim) -Rheinhessen-
Satte Pflaumen und Kirschfrucht, Holz gut dosiert, auf der Zunge eine Spur metallisch, gute Extraktsüsse, aber der Alkohol (14 Vol%) ist doch etwas spürbar, mittellanger, leicht feuriger Abgang. Aufgrund des durchdrückenden Alkohols würde ich den Wein in den nächsten 1-2 Jahren wegtrinken; trotzdem ein durchaus gelungener und typischer Frühburgunder.
2009er Oberrotweiler Kirchberg Spätburgunder "Rappen" GG (Salwey, Oberrotweil)
dieser Pinot ist in klassischer burgundischer Tradition gekeltert worden: mehrtägige Kaltmazeration, Vergärung in offenen Holzbottichen mit den Stielen und Stengeln, Ausbau 14 Mon. in Kaiserstühler Eiche, keine Schönung und Filtration, abgefüllt August 2011. Haben wir hier einen Corton oder ein Cru aus Pommard im Glas? In einer Burgunder-Blindprobe würde dieser "Kaiserstühler" wohl nicht als Pirat auffallen. Mittelkräftiges Rubinrot mit angenehmer Röst- und Mokka-Note vom neuen Barrique, hiergegen kann sich die Frucht sehr gut behaupten, reife Kirsch, Brombeere und etwas Himbeere (alles ohne die "deutsche" Erdbeernote), gute Verbindung von Würze und Frucht, durchaus komplex, auf der Zunge sehr strukturiert dank der (reifen) Tannine aus Stielen und Stengeln, knalltrocken, aber mit einigem Extrakt, die Säure (7,2 Promill !!) ist in keiner Weise spitz oder unangenehm, nur mittelgewichtig (12,9 Vol%), würzig-fruchtiger Abgang. Der Wein ist zwar jetzt mit Genuss antrinkbar, hat aber alle Voraussetzungen zur Verbesserung über die nächsten 5-10 Jahre. Ein Klasse Spätburgunder, der in dieser strukturierten Stilistik zu den jahrgangsbesten Pinots in Deutschland zu zählen ist. In Anbetracht der Klasse und des GG-Status war der Verkaufspreis ab Hof (knapp 30 EURO) durchaus noch zivil.
Weiter mit den Weissweinen:
2013er Tauberzeller Hasennestle Müller-Thurgau QW tr. (Krämer, Auernhofen) -Franken-
dieser Wein stammt wahrscheinlich aus der einzigen Müller-Thurgau-Steillage in Franken, die aufgrund der Höhenlage (350-400 m über NN) schon deutlich im klimatischen Grenzbereich Frankens liegt. In Zeiten der Klimaerwärmung muss das allerdings langfristig kein Nachteil sein. Was der junge Bio-Winzer und Bio-Bauer (der Schwerpunkt dieses zertifizierten Bio-Betriebes liegt tatsächlich in der sonstigen Landwirtschaft) Stephan Krämer hier im nicht einfachen Jahrgang produziert hat, ist wirklich aller Ehren wert: in der Nase nur hintergründige Frucht (Apfel, Birne) und kräutrige Würze, im Vordergrund steht eindeutig eine kalkig-steinige Mineralität, die aufgrund der Spontanvergärung auch noch feuersteinartige Komponenten mit einbringt, sehr straffer und geradliniger Naseneindruck, auf der Zunge ebenso straff und kompromisslos, furztrocken (weniger als 1 Gr. RZ), knackige, aber r e i f e Säure (fast 8 Promill, k e i n e Entsäuerung),nur mittelgewichtig (11,5 Vol %), phantastisch klar im Ausdruck, im mittellangen Abgang spitzt auch etwas mehr Frucht durch. Objektiv betrachtet ist das zwar kein großer Wein mit viel Extrakt, Fruchdichte und großer Länge, in subjektiver Hinsicht bleibt das aber ein großartiger "Trinkwein" mit viel Trinkfluss, der durch seine Leichtigkeit und geradlinige Art verzaubert und einfach saulecker ist.
Fortsetzung folgt !
Grüsse
Bodo