VKN vom 19.1.2013: Leoville-Vertikale sowie Sauternes
Verfasst: Fr 25. Okt 2013, 12:22
Hallo Weinforum,
Elke Drescher hat gemeinsam mit Jürg Richter im Landgasthof Farnsburg in der Schweiz am 19.10.2013 eine Leoville Las Cases Vertikale ausgerichtet. Die Rotweine wurden überwiegend von Elke Drescher gestellt. Es gab einzelne Ergänzungen aus dem Genussweinkeller von Jürg Richter. Als Weinliebhaber sollte man sich diesen Keller unbedingt mal anschauen. Bordeaux, Burgund, Kalifornien, Italien, Australien ohne Ende, vom Feinsten und zum Teil in großformatigen Flaschen zu durchaus marktüblichen Preisen. Seine persönliche Leidenschaft ist das Sauternes. Das drückte sich in einem zusätzlichen (unglaublichen) Flight aus. Auch als Nichtkenner der Süßwein-Fraktion war ich nachhaltig beeindruckt.
Die Probe wurde durch ein Menü der exzellenten Küche des Landgasthofes Farnsburg (unweit von Basel) begleitet. Darunter Bergkäse und Trockenwurstspezialitäten vom Landgasthof (bekannt für seine Galloway-Rinder), ein Risotto mit frischen Pilzen du Sprinz, klare Kürbis-Suppe, knusprig gebratenes Jungschwein hom Hof, ein vorzügliches Käsebuffet vom Affineur Rolf Beeler und zur Erfrischung eine Kugel hausfabriziertes Kirschen-Sorbet.
Nachfolgend für Interessierte meine Kurzeindrücke von den verkosteten Weinen (die Weine wurden in vorher bekannt gegebenen Flights serviert – Ausnahmen wurden separat vermerkt):
Flight 1
1.
1920 Château Léoville Las Cases
dieser Wein wurde vom Gastgeber als Überraschung blind serviert
in der Farbe aufhellendes ziegelrot mit deutlich braunem Rand, in der Nase ausgesprochen feiner Duft von Unterholz und Pilzen, da gibt es nichts zu meckern, im Wein von eher leichtem bis mittleren Körper, feine, aber doch recht weit entwickelte Frucht die aber vornehmlich von einer hohen Säure dominiert wird, passable Länge, wenn man das Alter mit berücksichtigt ein immer noch erstaunlich guter Wein, seinen Höhepunkt hat er aber schon hinter sich, 85 NK Punkte (Wera vergibt 89 WK Punkte)
2.
1929 Château Léoville Las Cases
in der Farbe ziegelrot mit braunem Rand, in der Nase ausgesprochen fein wirkende, ja elegante Frucht, im Wein von eher leichtem Körper, mürbe Tannine, spitze Säure, etwas kurz im Abgang der von Säure dominiert wird, auch dieser Wein hat seine besten Zeiten hinter sich, für sein Alter aber immer noch sehr gut, 87 NK Punkte (Wera vergibt 91 WK Punkte)
3.
1934 Château Léoville Las Cases
in der Farbe erstaunlich tiefes Rot, feine, dunkle Nase von Brombeeren und Unterholz, im Wein von mittlerem Körper, recht feste Frucht mit Noten von Bitterschokolade, recht präsente Tannine, passable Länge, erstaunlich, 92 NK Punkte (Wera vergibt 91 WK Punkte)
4.
1945 Château Léoville Las Cases
ziegelrote Farbe, in der Nase fein von mittelkräftiger Intensität, neben den typischen Unterholz-Noten schimmert rotfruchtig ein Hauch roter Johannisbeere durch, und das bei diesem Alter, im Mund wirkt die Frucht doch schon sehr filigran, sie zerfällt schnell im Gaumen, was bleibt ist eine starke Säure, passable Länge, 87 NK Punkte, (Wera vergibt 81 WK Punkte, ihr missfällt die Nase, notiert Staub, Mauerwerk)
5.
1949 Château Léoville Las Cases
in der Nase unangenehm oxidativ, pilzig, nicht zu trinken, kann nur eine fehlerhafte Flasche sein, der Korken soll noch gut gewesen sein, ich hatte den Verdacht, der Wein hätte aufgrund eines undichten Korkens zu viel Luft gezogen, nicht zu bewerten
Flight 2
6.
1949 Château Léoville Las Cases
nach der Enttäuschung hat der Gastgeber Jürg Richter in seinem Keller gestöbert und spontan eine weitere Flasche des 1949er gestiftet, ohne jede Vorbereitung: Korken raus und ab ins Glas
in der Nase absolut sauber und intakt, im Wein von mittlerem Körper, feste, saftige Frucht, elegant im Ausdruck, gut integrierte Säure, passable Länge, 92 NK Punkte (Wera vergibt 89,5 WK Punkte)
7.
1953 Château Léoville Las Cases
in der Nase saubere, fein gereifte Beerenfrucht, im Wein von mittlerem Körper, feste Frucht die etwas rustikal rüberkommt, präsente Säure aber noch in Harmonie mit der Struktur, passable Länge, 91 NK Punkte (Wera vergibt 89 WK Punkte)
8.
1959 Château Léoville Las Cases
aus der Erinnerung eine Barriere-Abfüllung
feine Nase mit einer für Leoville Las Cases eher ungewöhnlichen Tabak-Note, im Wein von mittlerem Körper, feste Frucht, immer noch präsente Tannine, dabei aber auch kräftig in der Säure, gute Länge, 91 NK Punkte (Wera vergibt 90 WK Punkte)
9.
1961 Château Léoville Las Cases
Erste Flasche: Kork (wurde beim Entkorken noch nicht entdeckt)
Zweite Flasche: ohne jede Vorbereitung: Korken raus und ab ins Glas
in der Nase saubere, aber etwas einfach gestrickte Frucht, auch im Mund ein eher leichtgewichtiger Tropfen, Säure dominiert, wenig Klasse, knapper Abgang, da hatten wir schon bessere 61er Leoville Las Cases im Glas, es war eine Händler-Abfüllung, ich habe mir aber den Händler nicht notiert, 87 NK Punkte (Wera vergibt 88 WK Punkte)
10.
1966 Château Léoville Las Cases
in der Nase finde ich Karamell, für dieses Weingut ungewöhnlich, im Mund von mittlerem Körper, in der Frucht einfach gestrickt, grüne Paprika-Töne, Säure dominiert, passable Länge, 87 NK Punkte (Wera vergibt 87 WK Punkte)
Flight 3
11.
1978 Château Léoville Las Cases
in der Nase saubere, präzise Frucht, im Wein von mittlerem Körper, saubere, nicht allzu tiefe Frucht mit leichtem Hang zum Stall, noch präsente Tannine, ordentliche Länge, 88 NK Punkte (Wera vergibt 89 WK Punkte)
12.
1982 Château Léoville Las Cases
in der Nase feste, tiefe Brombeer-Frucht, auch etwas Unterholz, aber deutlich saftigerer, fleischigerer Ansatz als die Vorgänger, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, feste, kompakte Frucht, saftiger Ansatz, immer noch präsente Tannine, gut integrierte Säure, gute Länge, noch nicht am Ende seiner Entwicklung, aber schon ein deutlicher Klassenunterschied gegenüber den meisten Vorgängern, 94 NK Punkte (Wera vergibt 94 WK Punkte und sieht den Wein in seiner Entwicklung als vollendet, jetzt trinken)
13.
1983 Château Léoville Las Cases
in der Nase leicht stallig, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, Stall setzt sich auch hier fort, nicht mein Ding, 84 NK Punkte (Wera sieht das völlig anders, hat keinen Stall und vergibt 91 WK Punkte)
14.
1985 Château Léoville Las Cases
in der Nase saubere, intakte Frucht, Holunder, Schoko, Tabak, im Mund von mittlerem Körper, feste, elegante Frucht, erstmals mit Finesse, gut integrierte Säure, unauffällige Tannine, schöne Länge, 94 NK Punkte, (Wera vergibt 90 WK Punkte)
Flight 4
15.
1986 Château Léoville Las Cases
in der Nase kompakte, saubere Beerenfrucht, im Wein von mittlerem Körper, feste, dichte Frucht, kompaktes, noch entwicklungsfähiges Tannin-Paket, gut integrierte Säure, gute Länge, braucht noch Zeit, 93+ NK Punkte (Wera vergibt 91 WK Punkte)
16.
1988 Château Léoville Las Cases
in der Nase saubere, recht dichte Frucht, im Mund von mittlerem Körper, recht saftige, noch etwas verschlossen wirkende Frucht, jugendliche Tannine, gute Länge, 92+ NK Punkte (Wera vergibt 89 WK Punkte)
17.
1989 Château Léoville Las Cases
in der Nase saubere, trinkanimierende Beerenfrucht, im Mund von mittlerem Körper, die saftige Frucht füllt den Gaumen aus, harmonisches Gesamtbild von Tannine und Säure, schöne Länge, toller Trinkfluss (wenn genug da gewesen wäre), 94 NK Punkte (Wera vergibt 93 WK Punkte)
18.
1990 Château Léoville Las Cases
auch wenn es der 90er ist, ich habe leichten Stall in der Nase, im Mund mittlerer bis dichter Körper, feste Struktur, noch etwas verschlossen wirkend, reichlich Tannine, leider ist auch im Mund die Stallneigung zu erkennen, gute Länge, im Hinblick auf die Stallneigung keine Höchstnote sondern nur 93+ NK Punkte, für die Allgemeinheit wird der Wein sogar besonders interessant, oh je (Wera vergibt 90+ WK Punkte)
Flight 5
19.
1990 Château Climens
in der Nase unglaublich spannende, vibrierende Frucht, es beweg und verändert sich ständig etwas, ich bemühe nach langer Zeit mal wieder die vibrierende Strahlkraft, aber diesmal für die Nase, ich bin elektrisiert, und das für einen Weinliebhaber der das Sauternes nur selten bemüht, Die Nase zeigt natürlich auch Noten von Nüssen und Honig, im Mund mit dichtem, vollem Körper ausgestattet, hohe Fruchtintensität, sehr lang anhaltend im Abgang, 95 NK Punkte (Wera vergibt ebenfalls 95 WK Punkte), die Probenvorlage verweist darauf das Sauternes-Kenner Richter 19,5 von 20 Punkten für diesen Wein vergeben hat
20.
1959 Château Lafaurie Peyraguey
in der Farbe rötlich gefärbtes Goldgelb, in der Nase hochintensive, mandelorientierte Frucht, natürlich auch Honig, im Mund komplexe, hochintensive Frucht, lang anhaltend im Gaumen, schöne Säure, erstaunlich, lang, lang, lang, 93 NK Punkte (Wera vergibt 91 WK Punkte), die Probenvorlage verweist darauf das Sauternes-Kenner Richter 19 von 20 Punkten für diesen Wein vergeben hat
21.
1978 Château d’Yquem
in der Nase lebendige, hochintensive Frucht, Honig, einfach finessenreich, auch im Wein komplex und gleichzeitig voller Leben, lebendige Säure, das Gegenteil von eindimensional, langer Abgang, toll, 95 NK Punkte (Wera vergibt 92 WK Punkte), die Probenvorlage verweist darauf das Sauternes-Kenner Richter 18,5 von 20 Punkten für diesen Wein vergeben hat
22.
1982 Château Suduiraut
Crème de Tête
In der Farbe dunkles goldgelb, in der Nase dunkle, würzige Honigfrucht, Marzipan, im Wein hochkomplex, im direkten Vergleich zu den Vorgängern etwas zu direkt in der Süße, dennoch verfügt der Wein über eine ausreichend gute Säure, langer Abgang, 93 NK Punkte (Wera vergibt 96 WK Punkte), die Probenvorlage verweist darauf das Sauternes-Kenner Richter 18,5 von 20 Punkten für diesen Wein vergeben hat
23.
1929 Château Rayne Vigneau
dunkle, rotbraune Farbe, man vermutet fortgeschrittene Oxidation, weit gefehlt, in der Nase hochintensive, reife Honignoten, sehr komplex, im Wein dichte Frucht, Honig ohne Ende, trotz des hohen Alters aber mit einer tollen Säure ausgestattet, das verleiht dem Wein unvermutet Lebendigkeit, Gaumen füllend, ein Abgang ohne Ende, 95 NK Punkte (Wera vergibt sogar 97 WK Punkte und das als Süßwein-Ignorantin), die Probenvorlage verweist darauf das Sauternes-Kenner Richter 20 von 20 Punkten für diesen Wein vergeben hat, Jürg Richter teilt mir mit, dass er dem heute geöffneten Wein 100 Punkte vergeben hat, da merkt man seine Leidenschaft für Sauternes.
------------------------------------------------------
Fazit:
Das war nun meine zweite Leoville Las Cases-Vertikale in relativ kurzer Abfolge. Es bleibt die Erkenntnis, das Leoville in den 80er Jahren einen Qualitätssprung nach vorne gemacht hat. Jedenfalls muss ich früheren Jahrgängen nicht unbedingt hinterher laufen. Das habe ich bei anderen Chateaus auch schon anders gesehen. Ich danke Elke Drescher für die Mit-Organisation dieses Events (sie zeichnete für den Rotwein-Teil verantwortlich) und dafür, dass Wera und ich an diesem herrlichen Tag in der Schweiz teilnehmen konnten.
Ein unerwartetes Highlight waren für mich die fünf Sauternes. Ich habe ja immer mal wieder eine Flasche in der Vergangenheit probiert und zum Schluss gesagt, wenn süß, dann lieber einen lebendigen Eiswein-Riesling oder eine schöne Riesling Beerenauslese.
Aber das hier war schon etwas Besonderes. Jeder Wein hatte Klasse. Auch wenn ich mich nicht zu noch höheren Punkten durchringen konnte, das wird unvergesslich bleiben. Ein herzliches Danke Schön an Jürg Richter für diese tolle Weinauswahl im Bereich Sauternes.
Gruß aus Oberhausen
Norbert
Elke Drescher hat gemeinsam mit Jürg Richter im Landgasthof Farnsburg in der Schweiz am 19.10.2013 eine Leoville Las Cases Vertikale ausgerichtet. Die Rotweine wurden überwiegend von Elke Drescher gestellt. Es gab einzelne Ergänzungen aus dem Genussweinkeller von Jürg Richter. Als Weinliebhaber sollte man sich diesen Keller unbedingt mal anschauen. Bordeaux, Burgund, Kalifornien, Italien, Australien ohne Ende, vom Feinsten und zum Teil in großformatigen Flaschen zu durchaus marktüblichen Preisen. Seine persönliche Leidenschaft ist das Sauternes. Das drückte sich in einem zusätzlichen (unglaublichen) Flight aus. Auch als Nichtkenner der Süßwein-Fraktion war ich nachhaltig beeindruckt.
Die Probe wurde durch ein Menü der exzellenten Küche des Landgasthofes Farnsburg (unweit von Basel) begleitet. Darunter Bergkäse und Trockenwurstspezialitäten vom Landgasthof (bekannt für seine Galloway-Rinder), ein Risotto mit frischen Pilzen du Sprinz, klare Kürbis-Suppe, knusprig gebratenes Jungschwein hom Hof, ein vorzügliches Käsebuffet vom Affineur Rolf Beeler und zur Erfrischung eine Kugel hausfabriziertes Kirschen-Sorbet.
Nachfolgend für Interessierte meine Kurzeindrücke von den verkosteten Weinen (die Weine wurden in vorher bekannt gegebenen Flights serviert – Ausnahmen wurden separat vermerkt):
Flight 1
1.
1920 Château Léoville Las Cases
dieser Wein wurde vom Gastgeber als Überraschung blind serviert
in der Farbe aufhellendes ziegelrot mit deutlich braunem Rand, in der Nase ausgesprochen feiner Duft von Unterholz und Pilzen, da gibt es nichts zu meckern, im Wein von eher leichtem bis mittleren Körper, feine, aber doch recht weit entwickelte Frucht die aber vornehmlich von einer hohen Säure dominiert wird, passable Länge, wenn man das Alter mit berücksichtigt ein immer noch erstaunlich guter Wein, seinen Höhepunkt hat er aber schon hinter sich, 85 NK Punkte (Wera vergibt 89 WK Punkte)
2.
1929 Château Léoville Las Cases
in der Farbe ziegelrot mit braunem Rand, in der Nase ausgesprochen fein wirkende, ja elegante Frucht, im Wein von eher leichtem Körper, mürbe Tannine, spitze Säure, etwas kurz im Abgang der von Säure dominiert wird, auch dieser Wein hat seine besten Zeiten hinter sich, für sein Alter aber immer noch sehr gut, 87 NK Punkte (Wera vergibt 91 WK Punkte)
3.
1934 Château Léoville Las Cases
in der Farbe erstaunlich tiefes Rot, feine, dunkle Nase von Brombeeren und Unterholz, im Wein von mittlerem Körper, recht feste Frucht mit Noten von Bitterschokolade, recht präsente Tannine, passable Länge, erstaunlich, 92 NK Punkte (Wera vergibt 91 WK Punkte)
4.
1945 Château Léoville Las Cases
ziegelrote Farbe, in der Nase fein von mittelkräftiger Intensität, neben den typischen Unterholz-Noten schimmert rotfruchtig ein Hauch roter Johannisbeere durch, und das bei diesem Alter, im Mund wirkt die Frucht doch schon sehr filigran, sie zerfällt schnell im Gaumen, was bleibt ist eine starke Säure, passable Länge, 87 NK Punkte, (Wera vergibt 81 WK Punkte, ihr missfällt die Nase, notiert Staub, Mauerwerk)
5.
1949 Château Léoville Las Cases
in der Nase unangenehm oxidativ, pilzig, nicht zu trinken, kann nur eine fehlerhafte Flasche sein, der Korken soll noch gut gewesen sein, ich hatte den Verdacht, der Wein hätte aufgrund eines undichten Korkens zu viel Luft gezogen, nicht zu bewerten
Flight 2
6.
1949 Château Léoville Las Cases
nach der Enttäuschung hat der Gastgeber Jürg Richter in seinem Keller gestöbert und spontan eine weitere Flasche des 1949er gestiftet, ohne jede Vorbereitung: Korken raus und ab ins Glas
in der Nase absolut sauber und intakt, im Wein von mittlerem Körper, feste, saftige Frucht, elegant im Ausdruck, gut integrierte Säure, passable Länge, 92 NK Punkte (Wera vergibt 89,5 WK Punkte)
7.
1953 Château Léoville Las Cases
in der Nase saubere, fein gereifte Beerenfrucht, im Wein von mittlerem Körper, feste Frucht die etwas rustikal rüberkommt, präsente Säure aber noch in Harmonie mit der Struktur, passable Länge, 91 NK Punkte (Wera vergibt 89 WK Punkte)
8.
1959 Château Léoville Las Cases
aus der Erinnerung eine Barriere-Abfüllung
feine Nase mit einer für Leoville Las Cases eher ungewöhnlichen Tabak-Note, im Wein von mittlerem Körper, feste Frucht, immer noch präsente Tannine, dabei aber auch kräftig in der Säure, gute Länge, 91 NK Punkte (Wera vergibt 90 WK Punkte)
9.
1961 Château Léoville Las Cases
Erste Flasche: Kork (wurde beim Entkorken noch nicht entdeckt)
Zweite Flasche: ohne jede Vorbereitung: Korken raus und ab ins Glas
in der Nase saubere, aber etwas einfach gestrickte Frucht, auch im Mund ein eher leichtgewichtiger Tropfen, Säure dominiert, wenig Klasse, knapper Abgang, da hatten wir schon bessere 61er Leoville Las Cases im Glas, es war eine Händler-Abfüllung, ich habe mir aber den Händler nicht notiert, 87 NK Punkte (Wera vergibt 88 WK Punkte)
10.
1966 Château Léoville Las Cases
in der Nase finde ich Karamell, für dieses Weingut ungewöhnlich, im Mund von mittlerem Körper, in der Frucht einfach gestrickt, grüne Paprika-Töne, Säure dominiert, passable Länge, 87 NK Punkte (Wera vergibt 87 WK Punkte)
Flight 3
11.
1978 Château Léoville Las Cases
in der Nase saubere, präzise Frucht, im Wein von mittlerem Körper, saubere, nicht allzu tiefe Frucht mit leichtem Hang zum Stall, noch präsente Tannine, ordentliche Länge, 88 NK Punkte (Wera vergibt 89 WK Punkte)
12.
1982 Château Léoville Las Cases
in der Nase feste, tiefe Brombeer-Frucht, auch etwas Unterholz, aber deutlich saftigerer, fleischigerer Ansatz als die Vorgänger, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, feste, kompakte Frucht, saftiger Ansatz, immer noch präsente Tannine, gut integrierte Säure, gute Länge, noch nicht am Ende seiner Entwicklung, aber schon ein deutlicher Klassenunterschied gegenüber den meisten Vorgängern, 94 NK Punkte (Wera vergibt 94 WK Punkte und sieht den Wein in seiner Entwicklung als vollendet, jetzt trinken)
13.
1983 Château Léoville Las Cases
in der Nase leicht stallig, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, Stall setzt sich auch hier fort, nicht mein Ding, 84 NK Punkte (Wera sieht das völlig anders, hat keinen Stall und vergibt 91 WK Punkte)
14.
1985 Château Léoville Las Cases
in der Nase saubere, intakte Frucht, Holunder, Schoko, Tabak, im Mund von mittlerem Körper, feste, elegante Frucht, erstmals mit Finesse, gut integrierte Säure, unauffällige Tannine, schöne Länge, 94 NK Punkte, (Wera vergibt 90 WK Punkte)
Flight 4
15.
1986 Château Léoville Las Cases
in der Nase kompakte, saubere Beerenfrucht, im Wein von mittlerem Körper, feste, dichte Frucht, kompaktes, noch entwicklungsfähiges Tannin-Paket, gut integrierte Säure, gute Länge, braucht noch Zeit, 93+ NK Punkte (Wera vergibt 91 WK Punkte)
16.
1988 Château Léoville Las Cases
in der Nase saubere, recht dichte Frucht, im Mund von mittlerem Körper, recht saftige, noch etwas verschlossen wirkende Frucht, jugendliche Tannine, gute Länge, 92+ NK Punkte (Wera vergibt 89 WK Punkte)
17.
1989 Château Léoville Las Cases
in der Nase saubere, trinkanimierende Beerenfrucht, im Mund von mittlerem Körper, die saftige Frucht füllt den Gaumen aus, harmonisches Gesamtbild von Tannine und Säure, schöne Länge, toller Trinkfluss (wenn genug da gewesen wäre), 94 NK Punkte (Wera vergibt 93 WK Punkte)
18.
1990 Château Léoville Las Cases
auch wenn es der 90er ist, ich habe leichten Stall in der Nase, im Mund mittlerer bis dichter Körper, feste Struktur, noch etwas verschlossen wirkend, reichlich Tannine, leider ist auch im Mund die Stallneigung zu erkennen, gute Länge, im Hinblick auf die Stallneigung keine Höchstnote sondern nur 93+ NK Punkte, für die Allgemeinheit wird der Wein sogar besonders interessant, oh je (Wera vergibt 90+ WK Punkte)
Flight 5
19.
1990 Château Climens
in der Nase unglaublich spannende, vibrierende Frucht, es beweg und verändert sich ständig etwas, ich bemühe nach langer Zeit mal wieder die vibrierende Strahlkraft, aber diesmal für die Nase, ich bin elektrisiert, und das für einen Weinliebhaber der das Sauternes nur selten bemüht, Die Nase zeigt natürlich auch Noten von Nüssen und Honig, im Mund mit dichtem, vollem Körper ausgestattet, hohe Fruchtintensität, sehr lang anhaltend im Abgang, 95 NK Punkte (Wera vergibt ebenfalls 95 WK Punkte), die Probenvorlage verweist darauf das Sauternes-Kenner Richter 19,5 von 20 Punkten für diesen Wein vergeben hat
20.
1959 Château Lafaurie Peyraguey
in der Farbe rötlich gefärbtes Goldgelb, in der Nase hochintensive, mandelorientierte Frucht, natürlich auch Honig, im Mund komplexe, hochintensive Frucht, lang anhaltend im Gaumen, schöne Säure, erstaunlich, lang, lang, lang, 93 NK Punkte (Wera vergibt 91 WK Punkte), die Probenvorlage verweist darauf das Sauternes-Kenner Richter 19 von 20 Punkten für diesen Wein vergeben hat
21.
1978 Château d’Yquem
in der Nase lebendige, hochintensive Frucht, Honig, einfach finessenreich, auch im Wein komplex und gleichzeitig voller Leben, lebendige Säure, das Gegenteil von eindimensional, langer Abgang, toll, 95 NK Punkte (Wera vergibt 92 WK Punkte), die Probenvorlage verweist darauf das Sauternes-Kenner Richter 18,5 von 20 Punkten für diesen Wein vergeben hat
22.
1982 Château Suduiraut
Crème de Tête
In der Farbe dunkles goldgelb, in der Nase dunkle, würzige Honigfrucht, Marzipan, im Wein hochkomplex, im direkten Vergleich zu den Vorgängern etwas zu direkt in der Süße, dennoch verfügt der Wein über eine ausreichend gute Säure, langer Abgang, 93 NK Punkte (Wera vergibt 96 WK Punkte), die Probenvorlage verweist darauf das Sauternes-Kenner Richter 18,5 von 20 Punkten für diesen Wein vergeben hat
23.
1929 Château Rayne Vigneau
dunkle, rotbraune Farbe, man vermutet fortgeschrittene Oxidation, weit gefehlt, in der Nase hochintensive, reife Honignoten, sehr komplex, im Wein dichte Frucht, Honig ohne Ende, trotz des hohen Alters aber mit einer tollen Säure ausgestattet, das verleiht dem Wein unvermutet Lebendigkeit, Gaumen füllend, ein Abgang ohne Ende, 95 NK Punkte (Wera vergibt sogar 97 WK Punkte und das als Süßwein-Ignorantin), die Probenvorlage verweist darauf das Sauternes-Kenner Richter 20 von 20 Punkten für diesen Wein vergeben hat, Jürg Richter teilt mir mit, dass er dem heute geöffneten Wein 100 Punkte vergeben hat, da merkt man seine Leidenschaft für Sauternes.
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Fazit:
Das war nun meine zweite Leoville Las Cases-Vertikale in relativ kurzer Abfolge. Es bleibt die Erkenntnis, das Leoville in den 80er Jahren einen Qualitätssprung nach vorne gemacht hat. Jedenfalls muss ich früheren Jahrgängen nicht unbedingt hinterher laufen. Das habe ich bei anderen Chateaus auch schon anders gesehen. Ich danke Elke Drescher für die Mit-Organisation dieses Events (sie zeichnete für den Rotwein-Teil verantwortlich) und dafür, dass Wera und ich an diesem herrlichen Tag in der Schweiz teilnehmen konnten.
Ein unerwartetes Highlight waren für mich die fünf Sauternes. Ich habe ja immer mal wieder eine Flasche in der Vergangenheit probiert und zum Schluss gesagt, wenn süß, dann lieber einen lebendigen Eiswein-Riesling oder eine schöne Riesling Beerenauslese.
Aber das hier war schon etwas Besonderes. Jeder Wein hatte Klasse. Auch wenn ich mich nicht zu noch höheren Punkten durchringen konnte, das wird unvergesslich bleiben. Ein herzliches Danke Schön an Jürg Richter für diese tolle Weinauswahl im Bereich Sauternes.
Gruß aus Oberhausen
Norbert