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Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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kreutzer

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragSo 3. Feb 2013, 14:10

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Hallo Norbert,

sehr schöne Notizen und Danke auch für die Punkte-Justierung.

Ich habe bisher nicht an diese These von 24StundenLuft glauben mögen. Halte es auch immer noch für einen großen Schwachpunkt von Weinen, weil sie sich dann weder für Spontanes noch für die Gastronomie eignen. Trotzdem habe ich gestern meine letzte Flasche Sangenis i Vaque Vall Por 2004 geöffnet, in der Hoffnung, dieser Mittelbau-Wein möge jetzt gut trinkbar sein (nachdem ich den Vorabend einen grandiosen 2004 Léoville Barton getrunken habe). Naja, er war es nicht. Nach Öffnen nicht mehr als gepflegte Langeweile. Nach 2 Stunden dann endlich etwas Frucht. Habe die Flasche wieder verschlossen und bin gespannt auf heute. Wenn das Ding nicht aufmacht, war das meine letzte gekaufte Flasche Priorat jemals :cry:


Hallo Markus,

>Halte es auch immer noch für einen großen Schwachpunkt von Weinen, weil sie sich dann weder für Spontanes >noch für die Gastronomie eignen.

Da hast Du natürlich recht. Es sei denn, Du beschränkst Dich darauf Priorat-Jahrgänge 2000 und älter zu trinken.
Die gibt es in Restaurants natürlich kaum. Einen 2002er Clos Erasmus (kleines Jahr) ging auch. Habe ich ich mit Chris und seiner Frau in einem Restaurant in Oberhausen gegen Korkgeld aufgezogen. :)

>(nachdem ich den Vorabend einen grandiosen 2004 Léoville Barton getrunken habe).

Nun, ich bin auch Liebhaber von alten Bordeauxs. Den 2004 Leoville-Barton würde ich jetzt nicht dazu zählen. Mein Problem ist, dass ich mit zu früh aufgezogenen Bdx's größere Probleme hatte als mit Prioratos.
Die meisten Bdx's hatten am zweiten Tag einen Luftton. Prioratos so gut wie nie.

>Sangenis i Vaque Vall Por 2004

Wer in aller Welt hat Dir den empfohlen? Auf dem Weingut: Nette Leute. Aber kaufen würde ich mir die nie. Jedenfalls nicht mehr.
Hab auch noch was im Keller. Es gibt häufig einen Mangel an Tiefe und Noblesse. Schlichtweg an Klasse.
Bevor Du das Priorat beerdigst, versuche es mit einer Flasche Clos Mogador (2000, 2001 oder 2004, vielleicht auch 2006, auf keinen Fall 2005). Oder versuche, noch an eine Flasche Roquers de Samso 2009 heranzukommen, 24 Stunden vorher zu dekantieren, einen Schluck sofort, den Rest am Folgetag oder später. Alternative wäre der 2004 Cartus von Celler Fuentes (24 Stunden vorher geöffnet) im Vergleich gegen Leoville-Barton 2004 (am gleichen Tag geöffnet).

Notfalls biete ich Dir an, nach Oberhausen zu kommen, zwei Pullen Bdx Deiner Wahl mitzubringen, und ich bereite Roquers de Samso 2009 und Cartus 2004 24 Stunden zuvor vor. Dann sehen wir mal. Umgekehrt ist es schwerer.

Ich kann es jedenfalls nicht guten Gewissens zulassen, dass sich ein Weinfreak so vom Priorat verabschiedet. Was mir mit 6 skeptischen, kritischen Gästen gelungen ist, muss auch mit Dir möglich sein. Solange Du offen bist.

Gruß
Norbert
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Weinzelmännchen

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragSo 3. Feb 2013, 18:15

kreutzer hat geschrieben:Ich hoffe, ich habe alle Fragen beantworten können.

Gruß aus Oberhausen
Norbert


Ja, nicht nur beantwortet, sondern sogar vorbildlichst. Vielen, vielen Dank!

Interessant waren für mich deine Ausführungen zu den "Blendern", die sich unter Luftzufuhr eher verabschieden. Zum Glück gibt es so ein Weinforum, das einem den richtigen Umgang mit Priorat-Weinen näher bringt, weil ein Probeschlückchen aus einer frisch geöffneten Flasche keine wirkliche Entscheidungshilfe beim Kauf sein dürfte.
MvG
(Mit vinophilen Grüssen)

Daniel
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Markus Vahlefeld

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragSo 3. Feb 2013, 18:45

kreutzer hat geschrieben:Ich kann es jedenfalls nicht guten Gewissens zulassen, dass sich ein Weinfreak so vom Priorat verabschiedet. Was mir mit 6 skeptischen, kritischen Gästen gelungen ist, muss auch mit Dir möglich sein. Solange Du offen bist.


Offen bin ich wirklich, denn mich verbindet mit dem Priorat auch einiges. Habe länger in Barcelona studiert und auch einige Male das Priorat bereits. Ich würde sie wirklich gerne mögen, die Prioratos :shock:

Nach jetzt 24 Stunden ist der Wein so ziemlich genau das, was Du beschreibst, Norbert: lack of finesse, nur Rumtöpfiges und sehr, sehr rustikal. Gut, er zeigt jetzt mehr als gestern, aber nicht das, was ich erhofft hatte.

Ich habe so ein Idealbild vom Priorat, was sicher dieser grandiosen Schieferlandschaft geschuldet ist. Dabei interessiert mich die Frucht viel weniger als eine gewisse speckige Kargheit im Verbund mit diesen schiefrigen Graphitaromen. Und eine gewisse Animalität erwarte ich auch von Prioratos. Der Vall Por hat's nicht. Die Mogadors, die ich kenne, kommen dem schon sehr nahe.

Ich habe noch Clos Martinet 2004 im Keller. Kann ich den schon anfassen?
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kreutzer

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragSo 3. Feb 2013, 19:08

Markus Vahlefeld hat geschrieben:
kreutzer hat geschrieben:Ich habe noch Clos Martinet 2004 im Keller. Kann ich den schon anfassen?


Hallo Markus,

Wenn Du nur eine Flasche im Keller hast und/oder nicht bereit bist 24 Stunden vorher zu dekantieren würde ich es nicht tun. Wenn Du eine 6er Kiste im Keller hast könnte man es antesten. Aber 24 Stunden!!!
2004 war ein hervorragendes Jahr und verträgt noch einige Jährchen. In meiner Probe Anfang des Jahres habe ich einen 1996er Clos Martinet aufgezogen. Der war jetzt sehr schön trinkreif. Am Probentag aufgezogen. Vor einigen Tagen habe ich mir den 2009er besorgt um ihn erstmal im Keller zu vergessen.

Für die von Dir gesuchte Schiefer-Mineralität könnte der 2009er Costers de l'Alzina oder sogar dessen Basis-Version, der Pardelasses, interessant sein. Der Basis-Wein hat diese klassische, salzige Llicorella-Mineralität, allerdings ohne die Tiefe eines großen Weins.
Kostet dafür aber auch nur einen Bruchteil.
Beim Clos Martinet ist mir dieser Aspekt bei den von mir verkosteten Weinen jetzt nicht in Erinnerung geblieben.

Gruß
Norbert
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Markus Vahlefeld

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragSo 3. Feb 2013, 19:54

Übrigens noch vielen Dank, Norbert, für das Angebot. Würde ich wirklich gerne mal annehmen, wenn ich im Ruhrgebiet bin (Du kommst doch aus dem Pott? - herrjeh, hoffentlich habe ich jetzt nichts Falsches gesagt...)
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kreutzer

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragSo 3. Feb 2013, 20:18

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Übrigens noch vielen Dank, Norbert, für das Angebot. Würde ich wirklich gerne mal annehmen, wenn ich im Ruhrgebiet bin (Du kommst doch aus dem Pott? - herrjeh, hoffentlich habe ich jetzt nichts Falsches gesagt...)


Warum? Ich bin ein Ruhri und steh dazu. Allerdings kann ich die Sprache nicht perfekt.
Bei der Pommes-Prüfung im Ebertbad (Stück von Gerburg Jahnke) wäre ich durchgefallen. Mir ist zwar schon mal spontan "Kumma, wattdada dampft" eingefallen. Aber diese schnelle Reihenfolge von Kannse, Hasse, Weisse etc. aus dem Stück habe ich nicht drauf. Auch keine Weinbeschreibungen im Ruhrgebiets-Slang. :)

>Würde ich wirklich gerne mal annehmen,wenn ich im Ruhrgebiet bin

Bitte nur rechtzeitig vorher anmelden. Nach Eintritt in den Vorruhestand habe ich überhaupt keine Zeit mehr.
Ein Termin jagt den Anderen. Nee, Weine wollen ja auch vorbereitet sein. Und ich muss die Wohnung aufräumen. :lol:

Autsch, gerade einen Kaufversuch bei ebay gnadenlos verloren. Hoffte einen 1969er Jayer und einen 1966er Armand Rousseau zu ersteigern. Ich Fantast. :roll:

Gruß
Norbert
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Jürgen

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMo 4. Feb 2013, 10:54

Markus Vahlefeld hat geschrieben:
Ich habe noch Clos Martinet 2004 im Keller. Kann ich den schon anfassen?

Nach meiner Erfahrung würde ich 2004er noch zulassen Markus. Clos Martinet sehe ich ähnlich wie Norbert. Die Weine reifen (im Gegensatz zu manch anderen Prioratos) ganz hervorragend. Zwar spielen sie für mich nicht in der allerersten Liga sondern irgendwo dahinter, machen aber auch ausreichend Spaß. Clos Mogador reift auch hervorragend. Jünger als 2001 und 2003 trinke ich momentan nicht. 2002 habe ich verpasst zu kaufen.
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Desmirail

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMo 4. Feb 2013, 20:34

kreutzer hat geschrieben:Warum? Ich bin ein Ruhri und steh dazu.


... eben, Ruhrpott rulez :!: :!: :!: ;)
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kreutzer

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VKN vom 4.2.2013: Pernand-Vergelesses

BeitragMo 4. Feb 2013, 21:37

Hallo Weinforum,

als immer noch Lernender im Bereich rote Burgunder habe ich in den letzten Monaten/Jahren immer mal wieder reifere Burgunder für einen Gemeinschaftskauf (Teilung der Finanzlast und des Risikos) zusammengekauft um das eigene Geschmacksprofil und natürlich den Geschmack meiner Weinfreunde weiter zu entwickeln. So fällt es einfach leichter, Weine für eine Probe zusammen zu stellen, die altersbedingt schon eine Menge Geld kosten. Wir reden über Weine aus de 30er, 40er und 50er Jahren. Um die Kosten etwas zu reduzieren wurden immer wieder mal jüngere Jahrgänge eingestreut. Dann durften die Winzer aber auch nicht gerade Kult sein. So hoffe ich immer noch mal einen bezahlbaren Jayer zu erwischen.

So habe ich dann in meinem Weinkreis auch schon mal Weines des nicht gerade überragenden Jahrgangs 2000 anzubieten. Welch ein Frevel. Wurde schlichtweg abgelehnt.
Da aber im Rahmen eines Paketes schon gekauft musste ich den Rosinenpickern nachgeben und diese Weine mit meiner Frau Wera alleine trinken.

Heute war solch ein Wein dran. Normalerweise fehlt mir mittlerweile die Motivation, jeden Abend unsere geöffneten Flaschen zu protokollieren. Und wir können uns einen Abend ohne Wein ja gar nicht mehr vorstellen.

Den ersten Wein des Abens, einen 1999er Chateau Laporte Bayard Saint Emilion Grand Cru, der mit seinen 70% Merlot, 15% Cabernet Sauvignon und 15% Cabernet Franc, überaus charmant daher kommt, mürbe Tannine, feine Süße, 87 NK Punkte überspringe ich jetzt mal, da er mich nicht zum Notieren animieren würde. Er wurde zum Essen getrunken.

Eine weitere Flasche, eben ein roter Burgunder stand bereit.

Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz vom 4.2.2013 über einen von der Allgemeinheit ungewollten roten Burgunder:

2000 Pernand-Vergelesses Premier Cru Les Fichots
Domaine Pavelot
Alc 13%

11921191

Helles kirschrot mit leicht bräunlichem Rand, das Zalto-Burgunder-Glas (ich liebe dieses Glas mittlerweile für deutsche und französische Burgunder) bringt eine ungemein feine und doch ausdrucksstarke Kirschfrucht in die Nase, es gibt natürlich auch die Reifetöne die man von dem Jahrgang und augrund des Farbrandes erwartet, und dennoch hat der Wein eine wunderschöne, wenn auch vornehm zurückhaltende Intensität in der Nase, ich darf ihn natürlich nicht neben einem Comtes de Vogüe oder Meo-Camuzet trinken, im Wein von leichtem Körper, der Gaumen wird von Anfang an von einer feinen Mineralität belegt die mir den Gaumen auskleidet (nach dem Bordeaux), die Tannine sind reif, die Säure ist angemessen und wird über die mineralische Ader und nicht über Extrakte balanciert, der Wein verströmt eine wunderbare Trinkigkeit bei gleichzeitig straffer Auslegung die mich ungewohnterweise ausreichend animiert, diese Zeilen direkt in den Laptop zu hämmern, ich bin begeistert, passable Länge, und wenn schon, subjektive 88 NK Punkte, die gefühlt aber im 90er Bereich liegen, wieder das Dilemma das der Kopf sagt, keine 90 Punkte, das Herz aber über 90 punktet.

Ich bilde mir ein, das war keine Protestbewertung.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
Zuletzt geändert von kreutzer am Di 5. Feb 2013, 13:56, insgesamt 2-mal geändert.
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kreutzer

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VKN vom 19.1.2013 in Bonn

BeitragDi 5. Feb 2013, 13:28

Hallo Weinforum,

Spontane Zusammenkunft mit vertrauten Weinfreunden. Nach dem Best Bottle-Prinzip. Jeder bringt was Gutes mit. Insofern erfolgt die Zusammenstellung nach dem Zufallsprinzip. Ich habe zwar einige Flaschen mitgebracht. Ich wusste aber nicht wann sie kamen. Für mich war es also eine Blindprobe.

Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz vom 19.1.2013 über eine Probe in Bonn:

1.
2008 Cuvée Pinot –S- Brut
20% Weissburgunder 80% Spätburgunder
Karl Kurt Bamberger & Sohn, Nahe
Alc 13%

Anfangs ein heftiger Schäumer, der dann aber eine feine Perlage entwickelt in der Nase sehr vordergründige, apfelige Noten, nicht mein Ding, im Mund finde ich eine saubere, etwas einfach gestrickte Frucht die die apfelige Noten der Nase bestätigt, es zeig sich auch eine zarte Honig-Note, knapper Abgang, 84 NK Punkte

2.
2011 Spitzer Singerriedel Riesling Smaragd
Frantz Hirtzberger
Alc 14%

Hellgelbe Farbe, in der Nase kommt mir eine herrlich klare, ja brillante Frucht entgegen, Steinobst, Orangenschale, Mandarine, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, bei aller Finesse aber von allerhöchster Intensität, Aprikose, Pfirsich, eine spannungsgeladene, mineralische Ader durchzieht den Wein, schönes, lebendiges Säurespiel, das nenne ich trinkanimierend, langer Abgang, 94 NK Punkte

3.
1999 Forster Pechstein Riesling Spätlese trocken
Faß 63
Dr. Bürklin-Wolf
Alc 13%

Bernsteinfarben, in der Nase finde ich eine sehr reife, rosinige Frucht gepaart mit Honig-Noten, im Wein von mittlerem Körper, überreife Frucht, rosinig, Honig, Kräuter, kräftiger Säurekern, recht langer Abgang, hier ist aus meiner Sicht das Trinkanimierende leider verloren gegangen, für mich nur 86 NK Punkte, das kann das Weingut bei alten Weinen besser

4.
2004 Gran Clos - Priorat
Tempranillo, Garnacha, Cabernet Sauvignon, Syrah
Celler Fuentes
Alc 14,9%

Tiefrote Farbe, in der Nase dunkle, tiefe Frucht, Schwarzkirsche, Pflaume, im Mund von mittlerem bis dichten Körper, dichte, kompakte, saftige Frucht, Neigung zur Überreife, reichlich tanningeprägt, verströmt Wärme, der Alkohol ist merkbar aber durch die hohen Extraktwerte gut abgepuffert, das wird am Tisch aber auch anders gesehen, unendlich langer Abgang, 92+ NK Punkte, nach Offenlegung: ich habe den Wein zwar 24 Stunden zuvor dekantiert und die Karaffe dann mit nach Bonn geschleppt, aber es hat entweder nicht gereicht oder der Transport und das neuerliche Umfüllen in eine andere Karaffe (damit ich den Wein nicht erkennen kann, gemein: oder?) haben ihm nicht gut getan, sehe ich normalerweise größer

5.
2010 Marge - Priorat
60& Garnacha 40% Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah
Celler de l’Encastell
Alc 15%

Rubinrote Farbe, in der Nase herrlich frische, ausdrucksstarke Frucht von dunkelroten Beeren und einem leichten Anis-Touch, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, spannungsgeladene Frucht voller salziger Schiefer-Mineralität, daneben die typische Frucht von dunkelroten Beeren, gute Tannin-Struktur, schöne Säure, ordentliche Länge, für das Preisniveau von ca. EUR 17 ein toller Wein, 90+ NK Punkte

6.
2006 Morey-Saint-Denis Vieilles Vignes
Domaine Alain Jeanniard
Alc 13,5%

In der Farbe helles rubinrot mit weiter aufhellendem Rand, in der Nase finde ich eine reife, Pinot-artige Frucht, Kirsche, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, feine Sauerkirsch-Frucht, wirkt reif, abgeschmolzene Tannine, vielleicht etwas säurelastig und hinten heraus etwas kurz, 88 NK Punkte

7.
2004 Kallstadter Steinacker Spätburgunder Selection
Weingut Benderhof, Kallstadt
Alc 14%

In der Farbe kirschrot mit leicht braunem Rand, in der Nase tippte ich auf einen klassischen, französischen Burgunder, ausdrucksstarke, straffe Kirschfrucht, die Ahnung einer Tannin-Struktur vermittelnd, im Wein von mittlerem Körper, kompakter, dichter Körper, hat Extraktsüße, immer noch ein mit Tanninen ausgestattetes Kraftpaket aber auch sehr viel Frucht, gut integrierte Säure, langer Abgang, 93 NK Punkte

Anmerkung: nun bin ich ja als Benderhof-Promoter bekannt (habe eben eine Menge im Keller), aber hier wurde ich im wahrsten Sinne des Wortes reingelegt. Ich habe die Flasche nicht mitgebracht, habe bei einer quasi Best Bottle-Veranstaltung auch nicht damit gerechnet. Nun habe ich den 2004er auch seit Jahren nicht mehr angerührt und bedaure es auch nicht – ein schönes Präsentations-Beispiel das ein deutscher Spätburgunder nicht vordergründig nach dem Marienfelder-Klon schmecken muss. Ich habe wirklich an einen französischen Burgunder geglaubt)

8.
1998 Gevrey-Chambertin Vieilles Vignes
Bernard Dugart-Py
Alc 13%

Tiefrote Farbe, in der Nase sehr gemüsig, Knollensellerie, im Wein von mittlerem Körper, durchaus saftige Frucht, Sauerkirsche, hat Dichte, eine mineralische Ader, die kräftige Tannin-Struktur und die durchaus nachhaltige Säure werden durch die Kraft des Weines aber abgepuffert, toller Wein, 93+ NK Punkte

9.
1999 Pommard Cuvée Billardet
Hospices de Beaune
Mis en Bouteille par Meo-Camuzet pour Jeanne-Marie De Champs
Alc 13,8&

Tiefrote Farbe, in der Nase gibt es erst einmal die Assoziation von Fleischbrühe, im Wein von mittlerem Körper, saftige, feste Frucht, salzige Mineralität, würzig, Kräuter, kraftvolle Tannin-Struktur, schöne Säure, spannungsgeladen, gute Länge, 94 NK Punkte

10.
1989 Château La Tour de Mons - Margaux
Cru Bourgeois
Alc 12%

Tiefrote Farbe, in der Nase reife, dezent würzige Frucht, Unterholz, Pilze, auch hier etwas Fleischbrühe, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, sehr leichtgewichtig, eher elegant, Bordeaux-Typ, reife Tannine, passable Länge, 88 NK Punkte

11.
2009 Randersackerer Sonnenstuhl Silvaner Großes Gewächs
J. Störrlein & Krenig, Randersacker
Alc 13,5%

Hellgelbe Farbe, in der Nase saubere, jugendliche Frucht, Aprikose, Birne, Zitrusfrüchte, im Wein von leichtem Körper, etwas einfach gestrickte, jugendlich-säurebetonte Frucht, Zitrone, grüner Apfel, pikante Säure, passable Länge, 84 NK Punkte
Anmerkung nach Offenlegung: kein GG-Niveau

12.
1995 Corton Chateau Grancey Grand Cru
Louis Latour, Beaune
Alc 14%

Rubinrote Farbe mit aufhellendem Rand, in der Nase reife, etwas stumpfe Frucht, Unterholz, Pilze, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, feste, ausdrucksvolle Frucht, mineralische Struktur, wirkt dicht, hat aber auch Eleganz, gut integrierte Säure, schöne Länge, 92 NK Punkte

13.
1986 Château Leoville Las Cases - Saint Julien
Alc 13%

Tiefrote Farbe, in der Nase reife, kräuterige Frucht, Paprika, Pfeffer, im Wein von mittlerem Körper, feste, tannindurchsetzte Frucht, Holz, wirkt bei aller Dichte insgesamt noch etwas grün und unentwickelt, braucht noch viel Zeit, ordentliche Länge, im derzeitigen Reifezustand kein Charmeur, 90+ NK Punkte

14.
1999 Dona Bernarda Cabernet Sauvignon Coleccion Privada
Luis Felipe Edwards, Chile
Alc 13,5%

Tiefrote Farbe, intensive, offene Frucht, Pflaume, süßliche Noten, im Wein von mittlerem Körper, intensive, fruchtsüße Struktur, dunkelrote Beeren, Pflaume, mineralische Ansätze, zugängliche und gleichzeitig feste Tannin-Struktur, schöne Säure, sehr, sehr langer Abgang, der Wein hat noch etwas vor sich, 92+ NK Punkte

15.
1998 Barolo Rüncot
Elio Grasso, Monforte d’Alba
Alc 14,5%

Tiefrote Farbe, in der Nase reife, herbe, säureorientierte Frucht, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, ein sehr reifer, fruchtintensiver und dabei schlanker Wein, obwohl er Eleganz verströmt ist er voller Ausdruck, das Säurebild ist recht hoch, die Tannine merkbar aber mürbe, ein sehr intensiver Wein mit schöner Länge, 94 NK Punkte

Anmerkung: An dieser Stelle hätte man eigentlich auf einen sehr guten Barolo kommen können. Ich kam nicht drauf, daran sieht man, wie lange ich keinen guten Barolo mehr im Glas hatte

16.
2004 Barolo Gavarini Chiniera
Elio Grasso, Monforte d’Alba
Alc 14%

Rubinrote Farbe, in der Nase offene Beerenfrucht, dunkel und etwas eindimensional, zeigt eine gewisse Holzwürze, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, die Frucht zeigt eine gewisse Reife, dabei aber auch reichlich grüne Noten, mürbe, aber heftige Tannine, viel Säure, wirkt unnahbar und unzugänglich, hinten heraus sehr kurz, enttäuschend, 81 NK Punkte
Anmerkung: welch ein Gegensatz

17.
2002 Campoleone Sangiovese/Merlot - Umbrien
Lamborghini
Alc 13%

Tiefrote Farbe, tiefe, dunkle Nase, Teer, Koriander, recht verschlossen, im Wein von mittlerem Körper, dunkelwürzige Frucht, Bitter-Lakritze, grüne Tannine, kräftige Säure, wenig Charme, knapper Abgang, nicht mein Ding, 83 NK Punkte

18.
1990 Wehlener Sonnenuhr Riesling Auslese
J.J. Prüm
Alc 7,5%

Honiggelbe Farbe, in der Nase springt mir in aller Stärke Petrol entgegen, heftig, im Wein von mittlerem Körper, reife, petrolige Süße, Honig, lebendige Säure, tolles Spiel zwischen Süße und Säure, langer Abgang, nach den schwierigen Vorgängern ein toller Abschluss, 93 NK Punkte

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Fazit: Diese (quasi) Best-Bottle-Proben bei denen man nicht weiß was in aller Welt auf einen zukommt haben ihren ganz eigenen Reiz wenn die Qualität stimmt. Es bleibt einfach ungemein spannend. Meine Meinung über einzelne Weine ist in den Punkten hinreichend ausgedrückt worden. Die Highlights waren eben Barolo Rüncot, Pommard von Meo-Camuzet und der Singerriedel. In diesem Umfeld fühlte sich der Benderhof Spätburgunder Selection sichtlich wohl. :)

Vielen Dank an den Gastgeber, der die Räumlichkeiten und einen Teil der Weine zur Verfügung gestellt hat und vielen Dank an das Kochteam, das unseren Gaumen immer wieder auf das Angenehmste neu vorbereitet hat.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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