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Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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Herr S.

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMo 21. Jan 2013, 18:55

Hallo Norbert,

danke für die aisführlichen Notizen! Schön zu esen, daß der Roquers de Samso derart eingeschlagen hat. Auf Torstens Tipp hin habe ich diesen ebenfalls im Keller liegen, allerdings nur eine Flasche. Was sagst Du aus Deiner Erfahrung heraus, wo geht die Reise hin und wie lange dauert sie?

Viele Grüße & Danke,
Björn
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kreutzer

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMo 21. Jan 2013, 19:03

Herr S. hat geschrieben:Hallo Norbert,

danke für die aisführlichen Notizen! Schön zu esen, daß der Roquers de Samso derart eingeschlagen hat. Auf Torstens Tipp hin habe ich diesen ebenfalls im Keller liegen, allerdings nur eine Flasche. Was sagst Du aus Deiner Erfahrung heraus, wo geht die Reise hin und wie lange dauert sie?

Viele Grüße & Danke,
Björn


Hallo Björn,

von Erfahrung kann man bei dem Roquers de Samso kaum sprechen. Ich kenne nur die Jahrgänge 2007-2010.
Vorher gab es den wohl noch nicht.

Wenn ich die Qualität richtig einschätze, dann würde ich da frühestens in 8-9 Jahren drangehen. Das sagt mir die hier besprochene Probe, bei der alle alten Jahrgänge gut abschnitten. Von dem 74er mal abgesehen.
Bei PrioratJahrgangsblindproben hatte ich den Roquers de Samso in den Jahren 2007, 2008 und 2009 immer an erster Stelle gesehen. 2010 sehe ich kritischer. Da hatte ich aufgrund einer überbetonten Vanillearomatik meine Probleme.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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Jürgen

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMo 21. Jan 2013, 19:14

kreutzer hat geschrieben:Tros de Clos

Den 2010er hatte ich letzte Woche. Bin über 93+ NK Punkte nicht hinausgekommen. Gehörte aber zu den besseren Weinen. Nur übertroffen vom 2009 Coster de l'Alzina vom Celler Aixalà Alcait aus Torroja (Pardelasses Winzer). Dem habe ich 95+ gegeben.

Les Manyes

Den leistest Du Dir?

Ich kenne nur den 2009er. Der hat eine unglaublich mineralische Ader bei enorm straffer Frucht. Aber blind kaum als Priorato zu erkennen, oder?

Hallo Norbert,
probier mal den 2009er Tros del Clos. Der ist schon ein Jahr weiter. Ein super Wein. Ich kenne übrigens auch nur den 2009er Les Manyes - wozu sind denn Proben da? ;) Als Priorato nicht zu erkennen? Kann sein, weiß nimmer. Junge Erasmus sind auch sehr international und für mich nicht als Prioratos zu erkennen. Macht nix, her mit :lol:

Schön übrigens, daß R.K. bei deiner Probe dabei war. Ihn konnte ich im letzten Jahr mal kennenlernen. Er bewertet zurückhaltend, was ich sehr gut finde.
Zuletzt geändert von Jürgen am Mo 21. Jan 2013, 19:49, insgesamt 1-mal geändert.
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thvins

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMo 21. Jan 2013, 19:33

Hallo Norbert,

danke für die umfangreichen und lesenswerten Notizen.

Nur kurz zum 2010er Tros del Clos - am Samstag war Klaus - Peter dann am Tanzen zu dem Wein - und ich konnte mich einfügen... Wie auch der Roquers de Porrera und sogar der Planetes de Nin gehört er in einer Reihe extremer Spätstarter. Da reicht selbt ein Tag vorher öffnen nicht... Ich denke mal, bei den großen Weinen aus 2010 wird sehr viel mehr Geduld nötig sein. Die erste derartige 2010er Probe weist jedenfalls stark in diese Richtung. :shock:
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
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vinos

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMo 21. Jan 2013, 23:41

Hallo Norbert,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. Da hast Du Dir als Gastgeber sehr viel aufgeschrieben, Chapeau!
Das liest sich für mich spannender als jeder Roman. Erstaunlich wie gut die alten Prioratos abgeschnitten haben, dazu noch aus den nicht gerade
berühmten Jahrgängen 1992,1997 und 1999. Den 74er Scala Dei gab es neulich mal bei einer ebay-Auktion, wie es aussieht habe ich ja alles richtig gemacht und nicht mit geboten. :)
Der einzige Wein, von dem ich mir noch etwas mehr erhofft hätte ist der Planots 2004, also bleiben meine Flaschen noch zu. Der Nit de Nin wurde sicher unter Wert geschlagen, in 10 Jahren sehen wir weiter. Die Liebe zum Mogador kann ich durchaus nachvollziehen 8-).
Beste Grüße
Klaus-Peter
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kreutzer

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VKN vom 1.2.2013: Priorar und Manchuela

BeitragSa 2. Feb 2013, 15:54

Hallo Weinforum,

nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz vom 1.2.2013:

1.
2011 Odysseus Garnatxa Blanca - Priorat
Bodega Puig Priorat
Alc 14,5%

Korken raus und rein ins Glas

Dunkles zitronengelb in der Farbe, die Nase kommt verhalten frisch rüber, Zitronenschale, Sternfrucht, ich habe diesen Wein erstmals im letzten Jahr vor Ort auf dem Weingut bei Silvia Puig verkostet und war seinerzeit von der animierenden Frische, die mir ins Geicht sprang, angetan, diese lebendige Frische muss während des Transports verloren gegangen sein, im Wein von leichtem Körper, die Frucht ins Weinige/Beliebige ab, der Alkohol ist spürbar, die Säure ist nur moderat, als Begleiter zum Fisch ist der Wein sicher gut geeignet, da er sehr neutral im Gaumen bleibt, hat sich dann zum Rotbarsch (ganzer Fisch im Backofen zubereitet) bestätigt, Rotbarsch und Wein waren beide etwas grobfleischig, zum Solo-Trinken auf der Terrasse eignet sich der Wein nicht oder nicht mehr, dafür ist er mir zu anstrengend, zu wenig Frucht, auch sonst keine Alternativen bietend die gesteigerte Aufmerksamkeit fordern würden, knapper Abgang, 83 NK Punkte

2.
2011 P.F. (100% aus der Rebsorte Bobal) - Manchuela
Bodegas y Vinedos Ponce, s.l.
Alc 14%

24 Stunden vorher karaffiert

undurchsichtige, schwarzrote, tintige Farbe mit lila Rand, in der Nase zeigt sich ein ungewöhnliches Fruchtbild, Preiselbeere, Pflaumenmus, Rumtopf, aber auch Flieder und Tabak, zu laut, zu schreiend, zu heftig, 24 Stunden reichen wohl nicht, soweit ich mich erinnern kann mein erster Bobal und dann gleich mit einem extrem schwierigen Einstand, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, der Wein vermittelt ein leicht moussierendes Mundgefühl, aber in dieser Form für mich nur mit Schwierigkeiten konsumierbar, zu marktschreierisch und dabei ohne Tiefgang, ein Füllhorn dunkler ins Bittere gehender Noten, Schwarztee, schwarzer Pfeffer, Tabak, Teer, Bitterorange, auch grün rüberkommende Tannine leisten ihren Beitrag zu einem hohen Maß an Freudlosigkeit mit dem ich zu kämpfen habe, trotz aller Aromenvielfalt fehlt mir irgendeine liebenswerte Komponente, zumindest im derzeitigen Zustand, das Thema Säure fiel mir zunächst gar nicht ein, spielt wohl vordergründig keine Rolle, moderate Länge, 82 NK Punkte mit unsicherer Zukunftsprognose, mir fehlt das Vertrauen, der Wein ist in höchstem Maße anstrengend, kein Kaufreflex, gut es scheint sich hier um den Basis-Bobal des Hauses Ponce zu handeln, es gibt jedenfalls noch eine teurere Variante

3.
2010 Les Crestes - Priorat
Celler Mas Doix
Alc 15%

24 Stunden vorher karaffiert

tiefrote Farbe mit lila Rand, dunkle, noble Nase, Brombeere, Holunder, Lavendel, im Mund von leichtem bis mittleren Körper, Sauerkirsch-Frucht, aber auch Bitterschokolade, Schwarztee, die Fruchtnoten werden von den Bittertönen fast vollständig überlagert, vermutlich ein Problem des Alkohols dem zu wenig Extraktstoff gegenüber stehen, dezente Mineralitätsspuren sind wahrnehmbar, eine lebendige Säure vermittelt dem Wein dennoch eine gewisse Trinkigkeitsperspektive, obwohl es sich um den Basiswein des Weinguts handelt würde ich den Wein frühestens in 3-4 Jahren anfassen, moderate Länge, 85+ NK Punkte

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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VKN vom 16.1./17.2.2013: Prioratos 2009+2010 in Bernburg

BeitragSa 2. Feb 2013, 16:35

Hallo Weinforum,

nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz über einige über zwei Tage bei Torsten Hammer am 16.1./17.1.2013 in Bernburg verkostete Prioratos aus den Jahren 2009 und 2010.

Torsten stellt zur Zeit eine Zusammenfassung aller Sichtweisen und ein Ranking in seinem Blog ein.

Bei vielen Weinen bestätigte sich, dass die Weine erst ab dem zweiten Tag aufmachen. Es gab allerdings auch einige wenige andere Beispiele. Blender?

Wein 1

Celler Cecilio; Cecilio Negre; Priorat – Gratallops; 2010 rot;
14°

Tag 1 (blind):
Saubere, jugendliche Beerenfrucht, schwarze Johannisbeere, im Mund von leichtem bis mittleren Körper, jugendliche, etwas künstlich wirkende Frucht, grüne Noten, ruppige Tannine, ordentliches Säuregerüst, passable Länge, wirkt unausgewogen, so als ob unreifes Traubengut verwendet wurde, kann mich nicht überzeugen, muss ich nicht haben
83 NK Punkte

Tag 2:
In der Nase offene, saubere, klare Beerenfrucht, im Mund leichter bis mittlerer Körper,
schöne Frucht mit guter Intensität, noch etwas ruppige Tannin-Struktur, Säure gut integriert, insgesamt wirkt der Wein auf mich etwas rustikal, passable Länge, für einen Basis-Wein ok
85+ NK Punkte

Wein 2

Trossos del Priorat; Lo Mon; Priorat – Gratallops; 2009 rot;
14,5°; Grenache, Carignan, Cabernet Sauvignon und Syrah, 12 Monate
Reifung im Fass.

Tag 1 (blind):
In der Nase finde ich eine kühle Beerenfrucht gepaart mit Noten von Schokolade, Vanille, Holz, im Wein von mittlerem Körper, saftige, durchaus ausdrucksvolle Frucht, auch hier dringt Vanille durch, Röstaromen des Holzes, dunkelrote Beeren, jugendliche Tanninstruktur, gut integrierte Säure, hat Ansätze von Tiefe, schöne Länge, braucht noch Zeit
87+/100 NK Punkte

Tag 2:

In der Nase schön geöffnete Beerenfrucht, Kaffee, dezente Röstaromen des Holzes, im Wein von mittlerem Körper, sauberem dichte Frucht, feine Konzentration, erzeugt Spannung, gute Tannin-Struktur mit ausreichend präsenter Säure, gute Länge, schöner Wein und ein weiteres Beispiel dafür wie wichtig bei jungen Prioratos eine Dekantierzeit von mindestens 24 Stunden ist, anders lassen sich die gravierend höheren Punktbewertungen (in vielen nicht allen Fällen) kaum erklären
93+ NK Punkte

Wein 3

Portal del Priorat; Negre de Negres; Priorat – El Molar; 2010 rot;
14°; 12 Monate im französischen Fass; unfiltriert; Flaschennummer 6.239
von 11.840 Flaschen.

Tag 1 (blind):

In der Nase verhaltene, dunkle Beerenfrucht, wirkt kraftvoll und seriös, im Wein von mittlerem Körper, saftige Frucht mit guter Struktur, dunkelrote Beeren, Holz, noch sehr jugendlich, wirkt vielleicht etwas aufgesetzt, parfümiert, die Tannine kommen noch sehr rau rüber, schöne Säure, ordentliche Länge, braucht Zeit
85+ NK Punkte

Tag 2:

In der Nase verhaltene, saubere Beerenfrucht mit Noten von dunkler Schokolade, im Wein von mittlerem Körper, eigenwillige, aber durchaus intensive, gaumenfüllende Frucht, Holunder, Holz, Schokolade, das Fruchtbild wirkt auf mich aber etwas ungewöhnlich, hat Kraft, hat Tiefe, kraftvolle Tannin-Struktur, gut eingebundene Säure, schöne Länge, ein sehr schöner Wein bei dem es mir zur wirklichen Größe aber noch etwas an Seriösität fehlt
89 NK Punkte

Wein 4

Blai Ferré Just; Billo; Priorat – Gratallops; 2010 rot;
14°; 35% Grenache, 35% Syrah; 20% Carignan; 10% Cabernet Sauvignon aus
der Lage Mas del Billo in der Gemarkung Falset – 1999 gepflanzt.

Tag 1 (blind):

In der Nase frische, kühle Frucht, florale Noten, Veilchen, aber auch Süßholz und eigenartigerweise Phosphor, Zündhölzer, im Wein von mittlerem Körper, dunkle, satte Frucht, jugendlich und tanningeprägt, dunkelrote Beeren, Holzwürze, salzige Schiefer-Mineralität, ungestüme, fast aggressive Frucht, auch die kräftige Säure ist zu erwähnen, wird aber gut aufgefangen, insgesamt von guter Struktur und Länge, hat Zukunft, braucht viel Luft
93+ NK Punkte

Tag 2:

In der Nase kühle, dunkle Beerenfrucht, sauber, aber etwas eindimensional, im Wein leichter bis mittlerer Körper, erstaunlich saftige, feste Frucht, hat Biss, Schiefer-Mineralität kommt deutlich rüber, die Tannine erscheinen mir noch etwas harsch, die Säure ist präsent, insofern fehlt es noch an Harmonie, aber sehr schöne Länge, insgesamt ein toller Wein mit Zukunftsperspektive
93+ NK Punkte


Wein 5

Bodegas La Cartuja; La Cartuja; Priorat – El Molar; 2011 rot;
14,5°; 70% Grenache, 30% Carignan aus der Gemarkung El Molar, ca. 250 m
hoch gelegen. 6 Monate Ausbau im französischen Eichenholzfass.

Tag 1 (blind):

In der Nase kühle, florale Frucht, Kräuter-Noten, im Mund von mittlerem Körper, saftig-intensive, konzentrierte Frucht die mit ihrer Expressivität den Gaumen in Beschlag nimmt, auch im Mund findet sich die kräuterig-florale Interpretation wieder, kraftvolles Tannin-Paket das aber aufgrund der hohen Extraktwerte nicht unangenehm auffällt, guter Säure-Anteil, langer Abgang von Veilchen-Noten geprägt, braucht Zeit,
92+ NK Punkte

Tag 2:

In der Nase kühl und fruchtbetont, wirkt auf mich etwas künstlich, im Wein leichter bis mittlerer Körper, einfach gestrickte, etwas eindimensionale Frucht, jugendliche Tnnine, gute Säure-Struktur, passable Länge, mir mangelt es heute etwas an Klasse
86 NK Punkte


Wein 6

Blai Ferré Just; Desnivell; Priorat – Gratallops; 2010 rot;
14,5°; 80% Grenache, 20% Carignan alte Reben – erster offizieller
Jahrgang.

Tag 1 (blind):

In der Nase gibt es einen leichten Stinker, sehr schwierig, sehr expressiv, dunkelrote Beeren, Holzwürze, im Mund von mittlerem Körper, die Frucht wirkt auf mich unangenehm, extrem bittere Lakritze, heftig, nicht besonders charmant, sperrige, trocknende Tannine belegen den Gaumen, da kommt weder Frucht noch Charme durch, ein Konzentrationsmonster, langer Abgang, unsichere Zukunftsprognose, die nachfolgend vergebenen Punkte stehen für die Kraft und Konzentration, Klasse ist aber etwas Anderes
89+ NK Punkte

Tag 2:

Die Nase zeigt eine leichte Stallneigung, damit hat es der Wein bei mir schon sehr schwer, so etwas muss ich nicht haben, im Wein von mittlerem Körper, recht kompakte Frucht mit Ausdruck, Bitterschokolade, Kaffee und Stall, wenig Fruchtkomponenten, zugängliche Tannine, ausreichend Säure ist vorhanden, gute Länge, insgesamt etwas enttäuschend, die deutlich höhere Bewertung des Vortages kann ich heute nicht mehr nachvollziehen
86+ NK Punkte


Wein 7

Portal del Priorat; Tros de Clos; Priorat – El Molar; 2010 rot;
13,5°; Trauben aus der Lage Clos del Portal; 14 Monate im französischen
Eichenholzfass; ungefiltert; Flasche N° 716 von 1.477 Flaschen. Warum
der Wein den Beinamen „The Scarecrow“ (die Vogelscheuche) hat, muss
noch hinterfragt werden.

Tag 1 (blind):
Verhaltene, aber recht tiefe Nase, Brombeere, Tabak, im Wein von mittlerem Körper, saftige, kompakte Frucht, konzentrierte Aromen von Brombeere, Holunder, dichter Tannin-Teppich, ein konzentrierter Tropfen der den Gaumen gut beschäftigt, gute Länge, noch sehr jung, aber mit Entwicklungspotential
92+ NK Punkte


Tag 2:

In der Nase tiefe, dunkle Brombeer-Frucht, Kirschlikör, Rumtopf, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, dichte, komplexe Frucht, Brombeere, Holz, legt den Gaumen aus, dichter Tannin-Teppich, ohne sperrig zu wirken, moderate Säure-Struktur, ein Kraftbolzen, langer Abgang
93+ NK Punkte


Wein 8

Celler Cecilio; L´ Espill; Priorat – Gratallops; 2009 rot;
14,5°

Tag 1 (blind):

In der Nase noch etwas verschlossen, neben der dunklen Beerenfrucht gibt es einen medizinalen Unterton der mir nicht gefällt, im Wein von mittlerem Körper, saftig-konzentrierte Frucht von roten Waldbeeren, nobles Holz, die kräftigen Tannine werden durch hohe Extraktwerte gut aufgefangen, die Säure passt gut in das Gesamtbild, langer Abgang, braucht Zeit
92+ NK Punkte


Tag 2:

in der Nase dunkle, saubere Beeren-Frucht, Brombeere, Holunder, Kaffee, im Wein von mittlerem Körper, saftig-intensive Frucht, sehr seriös, feine, salzige Schiefer-Mineralität, schöne Gaumenintensität, kräftige Tannine, präsente Säure die sic aber stimmig einbindet, gute Länge
93+ NK Punkte




Wein 9

Alfredo Arribas; Tros Negre; Montsant – Marca; 2009 rot;
15°; Grenache; unfiltriert; insgesamt 742 Flaschen.

Tag 1 (blind):

in der Nase offen und recht weit entwickelt, ja, das ist schon eine recht oxidative Note, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, unangenehme, künstlich wirkende Frucht, Erdbeere, Fruchtdrops, raue Tannine, nicht eingebundene Säure, passable Länge, überzeugt mich nicht
82 NK Punkte


Tag 2:

in der Nase offene aber unangenehm künstlich daher kommende Frucht, im Wein von mittlerem Körper, jugendliche, irgendwie zerrissen wirkende, unnatürliche Frucht, Erdbeere, wirkt gemacht, Säure nicht eingebunden, kaum Tiefe, passable Länge, eine Riesenenttäuschung, für das Geld das er kostet eine Frechheit
82 NK Punkte


Wein 10

Celler de l´ Encastell; Marge; Priorat – Porrera; 2010 rot;
15°; 60% Grenache, 40% Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah aus der 5
ha. großen Lage Mas d´ en Ferran; 8 Monate in Fässern aus französischer
und amerikanischer Eiche ausgebaut.

Tag 1 (blind):

In der Nase jugendliche, etwas eindimensionale Beerenfrucht, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, saubere, etwas einfach gestrickte Beerenfrucht, Lakritze, unfertige, leicht trocknende Tannine, gut integrierte Säure, passable Länge
87+ NK Punkte

Tag 2:

In der Nase dunkle Beerenfrucht begleitet von Schokonoten und Kaffeenoten, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, saftig-feste Frucht, Holunder, Bitterschokolade, Tee, vom Mundgefühl vielleicht etwas glatt, aber die Schiefer-Mineralität schimmert durch, präsentiert sich sehr kühl mit ordentlicher Tannin-Struktur und verhaltener Säure, zeigt sich aber von guter Trinkigkeit, moderate Länge, ein sehr guter Trinkwein, nicht mehr, aber auch nicht weniger
87+ NK Punkte


Wein 11

Celler Solà Classic; Solà Classic; Priorat – Bellmunt; 2010 rot;
14°; Grenache und Carignan alte Reben aus ökologischem Anbau in der
Lage Mas Hereu; unfiltriert.

Tag 1 (blind):

In der Nase kommt mir eine etwas parfümiert wirkende Frucht entgegen, zwar auch dunkelrote Beeren, im Wesentlichen aber von aromatischen Untertönen geprägt, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, die Frucht kommt jugendlich und leichtgewichtig rüber, Sauerkirsche, Zwetschge, grüne Töne, viel Säure, passable Länge
84+ NK Punkte

Tag 2:

In der Nase recht verhaltene, etwas einfach gestrickte Beerenfrucht, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, jugendliche, durchaus saftige Frucht mit mineralischen Spure, insgesamt erscheint er mir etwas bäuerlich, grüne Noten, präsente Säure, raue Tannine, passable Länge, keine Ahnung ob das noch besser wird
85 NK Punkte


Wein 12

Celler de l´ Encastell; Roquers de Porrera; Priorat – Porrera; 2010 rot;
vorab gefülltes Muster, noch ohne aktuelles Etikett.

Tag 1 (blind):

In der Nase finde ich eine dunkle, sehr röstige, aufgesetzt wirkende Frucht, unnatürlich, im Wein von mittlerem Körper, saftig-konzentrierte Frucht, Veilchen-Pastillen, bonbonartig, sehr kompakt, gute Tannin-Struktur, verhaltene Säure, für mich aufgrund der bonbonartigen Töne aber nicht überzeugend, gute Länge, braucht vermutlich Zeit
86+ NK Punkte


Tag 2:

In der Nase sehr dunkle, immer noch verschlossen wirkende Frucht, dunkelrote Beeren, sehr viel Schokolade und Holz, im Wein von mittlerem Körper, auch hier finde ich eine ausgesprochen dunkle, würzige Frucht, Holunder, Bitterschokolade, Kaffee, Vanille, deutlich Holz, mir etwas zu viel, seidige Tannine, gut integrierte Säure, recht langer Abgang, präsentiert sich deutlich besser als am Vortag und braucht vermutlich auch jetzt noch mehr Zeit
91+ NK Punkte

Wein 13

Bodega Puig Priorat; Akyles; Priorat -Gratallops; 2009 rot;
15°

Tag 1 (blind):

In der Nase kühle, leicht florale Frucht, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, die Frucht enthält grüne Noten, kommt etwas spröde rüber, raue Tannine, kräftige, nicht eingebundene Säure, ein rustikaler Geselle, passable Länge
83+ NK Punkte


Tag 2:

Schwierige, geradezu fremdartige Nase mit medizinaler Ausrichtung, dahinter gibt es auch die Ahnung von dunkelroten Beeren, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, straffe, feste Frucht, salzige Schiefer-Mineralität, hat Biss, jugendliche, reifebedürftige Tannine, gut integrierte Säure, ordentliche Länge
88+ NK Punkte

Wein 14

Celler Aixalà Alcait; Coster de l´ Alzina; Priorat – Torroja del
Priorat; 2009 rot;
14°; 100% 80 Jahre alte Carignan; 12 Monate Barrique

Tag 1 (blind):

Tiefe, dunkle Nase mit Noten von Schokolade und Röstaromen des Holzes, im Wein von mittlerem Körper, satte, konzentrierte Frucht, Preiselbeere, Bitterschokolade, kräftige, leicht trocknende Tannine, ein Kraftpaket das momentan noch sehr ungestüm daher kommt, die Säure ist in der Struktur des Weines gut integriert, der Wein vermittelt vorwiegend dunkle Noten und braucht Zeit um sich zu öffnen, gute Länge
91+ NK Punkte

Tag 2

In der Nase finde ich eine blitzsaubere Beerenfrucht gepaart mit Mokkanoten, sehr schön, im Wein von mittlerem Körper, sehr präzise, straffe Frucht von dunkelroten Beeren, eine sehr präsente, salzige Schiefer-Mineralität gibt dem Wein Biss und Spannung, feine Gaumen-Intensität, sehr gutes Tannin-Säure-Verhältnis, schöne Länge, toller Wein, für mich der schönste Wein des gesamten Paketes
95+ NK Punkte


Wein 15

Celler Pahí; Gaubanca; Priorat – Poboleda; 2010 rot;
früh gefüllte Musterflasche, noch nicht im originalen Etikett

Tag 1 (blind):

In der Nase sehr ungewöhnlich, ätherisch-aromatische Komponenten sind wahrnehmbar, Minze?, im Wein von mittlerem Körper, konzentrierte, dichte Frucht, sehr kompakt, Bitterschokolade, Teer, Leder, ein dichter, unzugänglicher Tannin-Teppich vermittelt einen eher verschlossenen Gesamteindruck, die Säure ist nicht wirklich gut integriert, erscheint mir etwas zu spitz und bissig, mittlere Länge, braucht Zeit
91+ NK Punkte


Tag 2:

Offene, saubere Beerenfrucht in der Nase, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, eine jugendliche Beerenfrucht vereint sich mit salziger Schiefer-Mineralität, kräftige Tannin-Struktur, gut integrierte Säure, kommt heute etwas einfach gestrickt rüber, ordentliche Länge
88+ NK Punkte


Wein 16

Celler de l´ Encastell; Roquers de Samsó; Priorat – Porrera; 2010 rot;
15°; 100% Carignan alte Reben aus der Lage Mas d´ en Cazador. Bestes
Fass-Auslese.

Tag 1

In der Nase kühle, recht verhaltene Frucht, mit viel Luft kommen Vanille-Noten der Holz-Röstung durch, im Wein von mittlerem Körper, saftig intensive Frucht, sehr jugendlich, kleidet den Gaumen aus, dunkelrote Beeren, edles Holz, Bitterschokolade, dichte Tannin-Struktur, zur Zeit etwas spröde, kräftige Säure, sehr langer, aromatischer Abgang von Vanille geprägt, der erste blind verkostete Roquers de Samso den ich nicht auf Platz 1 gesehen habe, gibt es hier ein neues Holz-Toasting?
91+ NK Punkte

Tag 2

In der Nase offene, dunkle Frucht, Brombeere, Holunder, verströmt Noblesse, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, saftig-dichte Frucht, legt den Gaumen aus, wirkt auf mich aber etwas gemacht, jugendliches Tannin-Paket, gut integrierte Säure, langer Abgang mit einem eigenwilligen, Vanille-geprägten Nachhall und einem Hauch Minze, sehr ungewöhnlich, hier sollte Torsten einmal hinterfragen ob Raimon beim 2010er ein anderes Holz-Toasting als in den Jahren zuvor gewählt hat, ohne diese starke Holznote wäre das sicher ein ganz großer Wein
Jetzt etwas enttäuschende (wegen der großen Erwartungshaltung) 92+ NK Punkte

Wein 17

Familia Nin Ortiz; Planetes de Nin; Priorat – Vi de la Vila Porrera;
2010 rot;
15°; 70% Grenache und 30% Carignan aus der Lage Partida Les Planetes;
biodynamisch erzeugt, spontane Vergärung und minimaler Schwefeleinsatz.


Tag 1

In der Nase sehr eigenwillig, erinnert mich an parfümierte Seife, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, die ausgesprochen schwierige, aufgesetzte Seifenaromatik setzt sich im Wein fort, dichte Tannin-Struktur, gut integrierte Säure, passable Länge, gefällt mir überhaupt nicht
80 NK Punkte

Tag 2

In der Nase verhaltene, saubere, dunkle Beerenfrucht, Milchschokolade, im Wein von mittlerem Körper, eigenwillige Erdbeer-Frucht, ungewöhnlich und künstlich rüberkommend, wenig überzeugend, jugendliche Tannine, Säure nicht eingebunden, passable Länge, enttäuschend, Ester: das ist der falsche Weg
82 NK Punkte

Wein 18

Celler Cal Pla; Mas d´ en Compte Schwarzer Schiefer; Priorat – Porrera;
2010 rot;
14°; 80 Jahre alte Carignan und 60 Jahre alte Grenache, Ausbau in
amerikanischer und französischer Eiche.

Tag 1

in der Nase noch sehr junge, dunkle Beerenfrucht, unterlegt von dezenten Röstaromen, im Wein von mittlerem Körper, dunkle, noble, satte Frucht, ausdrucksstark, rund und tief, seidige Tannine, schöne Säure-Mitte, dezente, aber anfangs nicht störende Stallneigung, nimmt aber mit viel Luft zu und führt zum Punktabzug,
aber immer noch 93+ NK Punkte

Anmerkung: nach Offenlegung mag ich es kaum glauben, ein Wein der zwischen EUR 10 und EUR 13 angeboten wird

Tag 2

In der Nase sehr fruchtbetont, Cassis, leicht kitschig, im Wein von mittlerem Körper, saftig-intensive Frucht, Cassis, Himbeere, vielleicht etwas plakativ, eindimensional, aber sehr Gaumen-intensiv, zugängliche Tannin-Struktur, schöne Säure, legt den Gaumen aus, ja da gibt es auch die Llicorella-Schiefer-Komponente, die gestern festgestellte Stallneigung bestätigt sich heute nicht so stark, gute Länge, ein Schnäppchen
93+ NK Punkte

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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Weinzelmännchen

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragSo 3. Feb 2013, 00:46

Hallo Norbert!

Ich lese sehr gerne die VKN von Torsten und bin mit seinem Punkteschema durchaus vertraut. Da du - wie ich aus diversen anderen, nicht Priorat bezogenen Verkostungen - eher "konventionall" bepunktest, war dein Posting für mich besonders interessant.

Offenbar braucht guter, junger roter Priorat wirklich enorm viel Luft. Ich habe aber auch gesehene, dass anfänglich "ordentliche" Weine am zweiten Tag abgebaut haben.

Konntest du erahnen, welche Weine sich am nächsten Tag zum Teil in ungeahnte Höhen schwingen und welche Weine am nächsten Tag nachlassen?

Schließlich noch die Frage, wieweit Preis und Geschamcksempfinden miteinander korrelieren?
MvG
(Mit vinophilen Grüssen)

Daniel
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kreutzer

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragSo 3. Feb 2013, 09:45

Weinzelmännchen hat geschrieben:Hallo Norbert!

Ich lese sehr gerne die VKN von Torsten und bin mit seinem Punkteschema durchaus vertraut. Da du - wie ich aus diversen anderen, nicht Priorat bezogenen Verkostungen - eher "konventionall" bepunktest, war dein Posting für mich besonders interessant.

Offenbar braucht guter, junger roter Priorat wirklich enorm viel Luft. Ich habe aber auch gesehene, dass anfänglich "ordentliche" Weine am zweiten Tag abgebaut haben.

Konntest du erahnen, welche Weine sich am nächsten Tag zum Teil in ungeahnte Höhen schwingen und welche Weine am nächsten Tag nachlassen?

Schließlich noch die Frage, wieweit Preis und Geschamcksempfinden miteinander korrelieren?


Hallo Daniel,

bevor ich auf Torsten und sein Punkteschema zurückkomme möchte ich auf Deine zum Thema Prioratos aufgeworfenen Fragen beantworten:

>Offenbar braucht guter, junger roter Priorat wirklich enorm viel Luft.

Ja, unbedingt. Mindestens 24 Stunden, wenn nicht mehr. Trotz anfänglicher Zweifel bezeichne ich mich mittlerweile als geläutert. Torsten wird noch davon schwärmen, dass viele der Weine die ich im Januar in Bernburg an den ersten beiden Tagen verkostet habe, sich in den Folgetagen weiter geöffnet haben. Ich will ihm das gerne glauben, obwohl ich meinem „geliebten“ Roquers de Samso“ (in den Jahren 2007-2009 absolut genial) in der 2010er Version nicht vertraut habe.

Ich habe gestern Abend mit meiner Frau den 2010 Les Crestes von Celler Mas Doix (und den P.F. Bobal von Ponce aus der Manchuela-Region) nachprobiert. Ich muss sagen, 24stündiges Dekantieren haben nicht ausgereicht. Beide Weine haben sich enorm harmonisiert und sind charmanter geworden. Ich punkte sie beide am dritten Tag 2 Punkte höher. Nun empfinde ich es als enorm schwierig, sich am Potential-Trinken zu versuchen. Jeder versucht es. Ich auch.
Aber mir misslingt auch Einiges. Aber ich bin Hobbyverkoster.
Nur wenn ich mir die Profibewertungen eines Robert Parker anschaue...........
Da kaufe ich mir einen mit 100 Parker-Punkten bewerteten 2000er Ch9 Cuvée Reservé von der Domaine Vieille Julienne für teures Geld und habe Anfang 2013 nur 84 Punkte im Glas. Das kann es doch auch nicht sein. Andersrum funktioniert es auch nicht unbedingt. Den 1961er Mouton Baron Philippe hat Parker völlig niedergemacht. René Gabriel ha ihm aber 19 Punkte gegeben. Da nicht so teuer habe ich ihn gekauft. Ergebnis: ein absolut geiler Stoff. Nachgekaufte Flaschen waren genauso gut.
Es geht hier aber nicht um Parker. Diese Beispiele gibt es auch bei anderen Profiverkostern.
Sam Hofschuster lag mit seinem 2001er Würtz 1 Riesling damals völlig daneben. Nach wie vor eine grausame, belanglose Brühe. Stephan Reinhardt hat die extrem teuren 2008er Weine von Terroir al Limit (Priorat) hoch gepunktet. Die Weine sind so was von nichtssagend. In 2009 und 2010 ist das bei diesem Weingut durchaus anders. Nach meiner Wahrnehmung. Es ist alles subjektiv.


Unter Bezugnahme auf meine gerade gemachten Ausführungen springe ich zu einem Deiner Fragen:

>Konntest du erahnen, welche Weine sich am nächsten Tag zum Teil in ungeahnte Höhen >schwingen und welche Weine am nächsten Tag nachlassen?

Nein, nicht wirklich. Natürlich habe ich es versucht. Allen Weinen, bei denen ich die Punktbewertung mit einem + versehen habe, habe ich Entwicklungspotential zugebilligt.
Ich selbst traue mir nur zu, die Momentaufnahme für mich persönlich zu bewerten. Schon dabei gibt es Wahrnehmungsunterschiede wenn Torsten mir bei der Probe gegenübersitzt. Er ist relativ stallunempfindlich. Ich bin überempfindlich. Bei Torstens Weinbeschreibungen muss ich immer nach Textbeschreibungen wie animalisch, rohes Fleisch, Sattelleder oder ähnlichem suchen. Das ist für mich meist ein no go.

Aber den vielen Beispielen, bei denen die Weine am Folgetag so was von aufgemacht haben, dass ich die Weine fast nicht mehr wiedererkannt habe, standen eben auch Weine gegenüber die offensichtlich als „Blender“ produziert wurden. Beispiel: Der Cartuja. Oder der Desnivell. Oder der Gaubanca. Cartuja und Gaubanca habe ich aufgrund des ersten guten Trinkeindrucks gekauft. Aus der Probe habe ich bei diesen beiden Weinen gelernt. Eher jung trinken. Normalerweise lass ich meine Rotweine mindestens 10 Jahre liegen. Diese Weine habe ich am zweiten Tag deutlich schlechter gesehen. Nur handelt es sich bei diesen Weinen ja eher um das preiswerte Segment unterhalb von EUR 20.

>Ich habe aber auch gesehen, dass anfänglich "ordentliche" Weine am zweiten Tag abgebaut >haben.

Ich stimme Dir zu. Siehe Oben. In der Mehrzahl trifft aber die Empfehlung, 24 Stunden vorher zu dekantieren, ins Schwarze. Ich trinke mit meiner Frau in der Regel auch eine Flasche am Abend „aus“. Nur wir trinken jetzt 1997-2001. Ich bin in der meist, nicht immer, glücklichen Lage, noch viele Altweine im Bestand zu haben. Das „nicht immer“ bezieht sich auf die hin und wieder erlebten, überlagerten Enttäuschungen.

>Schließlich noch die Frage, wieweit Preis und Geschmacksempfinden miteinander >korrelieren?

Schwer zu beantworten. Bei einer Blindprobe kann es eigentlich keine Rolle spielen, da ich ja nicht weiß, was ich im Glas habe. Ich bin jedenfalls so gestrickt, dass ich mir sowohl den Mas d’en Compte Schwarzer Schiefer im Preisbereich von EUR 10-13 als auch den Celler Aixalà Alcait; Coster de l´ Alzina (EUR 32) kaufe. Den Coster de l’Alzina vergesse ich im Keller. Den Schwarzer Schiefer trinke ich frühzeitig dekantiert über die nächsten Jahre.

Mein Vertrauen in die Lagerfähigkeit der Prioratos ist jedenfalls mit meiner Priorat-Verkostung der Jahre 1974-2009 gewaltig gestiegen.

Obwohl nicht als Frage formuliert, möchte ich auf Deine Einleitungsanmerkung

>Ich lese sehr gerne die VKN von Torsten und bin mit seinem Punkteschema durchaus >vertraut. Da du - wie ich aus diversen anderen, nicht Priorat bezogenen Verkostungen - eher >"konventionell" bepunktest, war dein Posting für mich besonders interessant

noch einmal eingehen.
Du sprichst ein Thema an, über das ich mit Torsten in persönlichen Gesprächen schon mehrfach debattiert habe. Torstens Art der Punktbewertung lässt eigentlich keinen Freiraum für die wirklich großen Weine dieser Welt, die ihre Größe auch nach 50 Jahren Lagerzeit und mehr noch bestätigen. Prioratos hatten diese Chance ja noch gar nicht.
Wer aber Weine wie einen 1961er Palmer, einen 1961er Latour-à-Pomerol, einen 1961er Petrus, einen 1949 Chateau Lafleur oder einen 1947er Corton von Faiveley verkostet hat, der weiß, dass man bei Jungweinen mit Punkten in der Größenordnung von 97-100 Punkten nicht so leichtfertig umgehen sollte. Da oben ist die Luft schon ganz schön dünn.

Wie auch immer, aus meiner Sicht unterliegt Torsten als Weinhändler, wenn auch als sehr kleiner, der großen Gefahr, dass der Leser ihm tendenziöse Absichten unterstellt. Habe ich auch getan. Habe mir dann einfach eine Auswahl der hochbewerteten Weine gekauft und selbst probiert. Das Ergebnis: die Punkte sind in der Regel um 5 Punkte zu hoch. Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich habe auch schon mal höher als er gepunktet. Was aber stimmt ist die Grundausrichtung. Und darauf kommt es an. Die von ihm hoch gepunkteten Weine sind schon sehr gut. Das ist alles was ich wissen muss. Im Detail stimme ich auch bei anderen Verkostern nicht mit den Punkten überein.
Aber wo bekomme ich sonst eine so konzentrierte Information über Priorat-Weine und Zugang zu Priorat-Weinen, die sonst keiner importiert. Außerdem steckt seine Begeisterung an. Viele der Priorat-Winzer kennt er persönlich. Das kann sehr wichtig werden, wenn Du überhaupt Zugang zu einzelnen Winzern finden willst. Ohne ihn hätte ich den Roquers de Samso oder auch den Cartus vermutlich nie kennen gelernt.

Ich habe Torsten irgendwann einmal vorgeworfen, dass er sich mit diesen, von kaum einer anderen Person in dieser Welt nachvollziehbaren, Punkten (sein ganz persönliches Bewertungssystem) eher schadet. Er hat aber Probleme damit, nach vielen Jahren einer höheren Punktepraxis in ein anderes Punktespektrum zu wechseln. Was sind dann noch seine in der Vergangenheit vergebenen Punkte wert. Das ist ein Dilemma. Sowohl den Winzern als auch den Kunden gegenüber. Also nehme ich es wie es ist, fahre zu seinen Verkostungen und treffe danach Kaufentscheidungen. Dann muss ich nicht alles selbst kaufen.

Ich hoffe, ich habe alle Fragen beantworten können.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
Zuletzt geändert von kreutzer am So 3. Feb 2013, 14:16, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragSo 3. Feb 2013, 13:00

Hallo Norbert,

sehr schöne Notizen und Danke auch für die Punkte-Justierung.

Ich habe bisher nicht an diese These von 24StundenLuft glauben mögen. Halte es auch immer noch für einen großen Schwachpunkt von Weinen, weil sie sich dann weder für Spontanes noch für die Gastronomie eignen. Trotzdem habe ich gestern meine letzte Flasche Sangenis i Vaque Vall Por 2004 geöffnet, in der Hoffnung, dieser Mittelbau-Wein möge jetzt gut trinkbar sein (nachdem ich den Vorabend einen grandiosen 2004 Léoville Barton getrunken habe). Naja, er war es nicht. Nach Öffnen nicht mehr als gepflegte Langeweile. Nach 2 Stunden dann endlich etwas Frucht. Habe die Flasche wieder verschlossen und bin gespannt auf heute. Wenn das Ding nicht aufmacht, war das meine letzte gekaufte Flasche Priorat jemals :cry:
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