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Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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Jürgen

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragDi 13. Okt 2015, 16:13

Hallo Norbert,

deine Notizen und Punkte decken sich mit meinen Erfahrungen. Den '95er Erasmus hatte ich übrigens schon zweimal super im Glas. Eine Flasche habe ich noch 8-) Vielleicht ergibt sich ja mal eine gemeinsame Probe.

Vielen Dank für deinen Probenbericht.
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kreutzer

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VKN: Aufbruch des Priorats

BeitragSo 14. Feb 2016, 18:53

Hallo Weinfreunde,
es hat einige Zeit gedauert. Endlich hat mein Weinfreund Rainer Kaltenecker seine Aufzeichnungen über die grandiose Priorat-Probe im letzten Jahr zu Papier gebracht.
Hier der Link zu seinem Blog:

https://toaster.wordpress.com/aufbruch- ... -gebirges/

Wer dies nicht anklicken mag, hier die Textversion ohne Fotos:

Aufbruch des Priorats – Große Weine von den Steilhänges des Montsant-Gebirges

Dank meines guten Weinfreundes Norbert Kreutzer hatte ich das Glück vor einigen Jahren die Weine aus dem Priorat zu entdecken. Die besten Weine können ein einmaliges Geschmacksprofil und einen mineralischen Ausdruck entwickeln, wie ich es bei einem Rotwein nirgendwo sonst erfahren durfte. Hochfeine und glockenklare Fruchtaromen nach Blaubeeren, Kirschen und Cassis gepaart mit einer intensiven Graphit- und Schiefernote, dazu hält sich das Holz im Hintergrund. Es sind Grenzgänger und so liegt die Kunst in der richtigen Balance aus Traubenreife, Alkohol und Anteil Neuholz. Wenn es gelingt zählen sie zu den großen Weinen der Welt.
Nach dem ersten Kontakt mit diesen Weinen begann ich auf internationalen Auktionen gereifte Spitzenweine zu sammeln und siehe da, die Weine waren, im Vergleich zu den aktuellen Jahrgängen, noch einigermaßen erschwinglich und mit etwas Geduld und Ausdauer hatte ich nach drei Jahren eine hinreichende Sammlung zusammen um eine hochwertige Probe ausgewählter Spitzenweine aus den Anfängen des Priorates zusammenzustellen.
Alle Weine hatte ich mindestens 12 Stunden dekantiert, die jüngeren und konzentrierten Vertreter bis zu 32 Stunden. Die hochwertigen Priorat-Weine benötigen unbedingt diese Luftzufuhr, da sie ansonsten unter Wert getrunken werden. Bei jüngeren Jahrgängen zeigen die Wein oftmals erst nach drei Tage in der offenen Karaffe ihr ganzes aromatisches Spektrum.
Die Verkostung fand verdeckt statt, wobei das grobe Line-Up den Teilnehmern vorab bekannt war.
Als Willkommen gab es wie üblich bei mir einen hochwertigen, gereiften Riesling. Dieses Mal entschied ich mich für einen Wein aus dem Rheingau. Der 2007er-Steinberger von den Staatsweingütern ist nach langen Jahren wieder ein trockener Riesling aus dem Hause, der höchsten Ansprüchen genügt. In der Nase ein fein-gereifter klassischer Rieslingduft mit steinwürziger Mineralität, zart-nussige Anklängen vom Faßausbau, sehr beweglich und glockenklar. Im Mund herrlich beweglich, herb-saftige Stein- und Zitrusfrüchte, subtiles und bewegliches Säurespiel, ungemein animierend zu trinken und trotzdem tief und nachhaltig, herrliches Süße-Säurespiel über den gesamten Verlauf, großer Trinkfluss, große Begeisterung am Tisch, binnen Minuten leert sich die Flasche. Großer Riesling mit viel Zukunft – 95/100.

1 Jose Luiz Perez Cims de Porrera Classic, 1997
Duftige schwarze und blaue Beeren, ein Hauch Rumtopf, Waldboden, duftiger Tabak, Konfitfrucht, Pflaumenkompott, insgesamt eine harmonisch, intensiv ausdrucksstarke Nase. Im Mund mittlere Fülle, leicht wärmend, tabakige Würze, deutliche gereifte Säure, Piment, Tannine sind stumpfend und grobkörnig, eher rustikal als feinsinnig, guter Nachhall und Trinkfluss.
88/100, jetzt trinken

2 Alvaro Palacios Finca Dofi, 1997
In der Nase leicht süßlicher Ansatz, erkennbare Holzwürze, Anflug von Weihnachtsgewürzen, Orangenschale, Creme de Casis, Schwarzkirsche, frische Zitrusnote, mineralische Note. Im Mund mit saftigen Auftakt, intensive Frucht, hochfein und glockenklar, ohne jede Überreife, absolut balanciert, deutlicher Graphitton bringt kühle in den Verlauf, intensive, feinporige Säure, geschliffener Stil, Orangen, Hagebutte, Frucht und Säure haben gutes Spiel, bleibt hinten schön kompakt. Delikat, auch der Alkohol ist gut integriert, langer Nachhall.
90-92/100, jetzt bis 2022

3 Alvaro Palacios l’Ermita, 1993
Hier springt mich die Mineralität bereits in der Nase an, ein deutlicher Graphitton umgibt die aromatische Frucht aus Waldbeerenkonfit, Blaubeere, getrocknete Schwarzkirsche, dazu ein kühle ätherische Brise, leise, nuanciert. Im Mund konzentriert, viel Saft, trocken, hier gar keine Überreife, reife, tänzelnde Säure, geradlinig, sehr mineralisch, ganz viel Graphit, tabakige Noten, Salzigkeit, blitzsaubere Frucht, die Tannine geben dem Wein Struktur, sind aber herrlich mürbe, ordentlich Kraft, dabei mittlerer Körper, dezent, sehr langer und nuacierter Nachhall. Die Flasche war noch ungemein frisch, keine Reifetöne, hat noch eine lange Zukunft vor sich, Trinkfluss pur. Ein nobler Wein.
93-95/100, jetzt bis 2023

4 Alvaro Palacios Finca Dofi, 1994
In der zunächst etwas verhaltenen Nase Brühwürfel und Pflaumen, binnen einer Minute wandelt sich das Bukett hin zu schwarzen Früchten, Graphit, Blaubeeren, Schokolade, leicht wärmender Eindruck. Am Gaumen überraschend kühl mit klar-fruchtigem Antrunk, fast schlank und straff, herrlich bewegliches Säurespiel, dichte Schwarzkirsche, ätherische frische Noten, Schokolade, After Eight, Eisennoten, elegant, tabakig, über das Extrak kommender Abgang, auch im Antrunk saubere, klare Frucht, schöne Holznote, die aber wunderbar zum Rest passt. Saftig bis in den Abgang. Jetzt im besten Trinkfenster.
91-93/100, jetzt bis 2020

5 Rene Barbier Clos Mogador, 1994
Da kommt der Clos Mogador aus demselben Jahr nicht mit, wenngleich er sich auf sehr gutem bis ausgezeichneten Niveau präsentierte. In der Nase ebenfalls Fleischbrühe, die aber nicht ganz vergehen, herb-würzige Noten, Tabakblätter, mineralische Noten im Hintergrund, etwas geblockt. Am Gaumen saftig, mit komplexer Frucht, erneut ätherische Noten, viel Würze, aber auch angetrocknete schwarze Kirschen, dazu eine feine Süße vom Faßausbau, dazu Süße vom dichten Extrakt, nicht ganz tief im Mund, wirkt durch die Süße etwas vordergründig, könnte sich noch verbessern. Recht unterschiedliche Eindrücke am Tisch.
88-91+/100, jetzt bis 2020

6 Alvaro Palacios Finca Dofi, 1996
Ein nobles Bukett mit Cabernet-Töne, schwarze Beeren, Sauerkirschen und Cassis herrlich verwoben mit einer tollen Holzaromatik, die nur ganz leicht im Hintergrund anklingt. Im Mund ebenso schwarze Beeren, Kirschen, Pfeffernote, Graphit, leicht wärmend, wirkt etwas geschliffen. Passt nicht ganz in den Priorat-Stil, Frucht strahlt, schönes Spiel, aber komplex wirkt das nicht, guter bis sehr guter Nachhall.
90-92/100, jetzt bis 2020

7
Alvaro Palacios l`Ermita, 1996
Schlichtweg sensationell dann der 96er-l´Ermita mit seinem hochfeinen Bukett nach Kaffee, Mokka, tiefer, dunkler Beerenfrucht, sehr sauber, komplexe Würze, mineralische Noten, im Hintergrund Piment. Am Gaumen glockenklar, herrlich saftiger Auftakt, ganze Bäche von dunklen Beeren, Kirschen, samtige Textur, süßlicher Tabak und Mokka, packende Mineralität, eine mürbe Tanninstruktur zum hineinlegen, dazu eine schöne Extraktsüße, die tänzelnde Säure bringt Schwung in den Wein, einigen ist der Wein noch zu jung, andere lieben die klare Struktrur des Weines, im weiteren Verlauf immer eleganter, beweglicher und tiefer, schlichtweg ein großer eleganter aromatischer Wein, der nur ganz langsam auf eine blitzsauberen Kirsch- und Schlehenfrucht ausblendet.
95-96/100, jetzt bis 2026

Wein zu Fischgang
Weingut Hirtzberger Grüner Veltliner Honivogel Smaragd, 2011
2011 hat in der Wachau elegante und bereits in der Jugend animierend zu trinkende Smaragde hervorgebracht. Der Honivogel war hier keine Ausnahme und erzeugte am Tisch einhellig große Begeisterung. In der Nase noch sehr jugendlich, zarte gelbe Früchte, Mirabelle, aber auch viel Birnen, erinnert eher an Weißburgunder. Am Gaumen von mittlerer Dichte, hier zeigt sich dann eine deutliche Pfeffernote, erneut gelbe Früchte, dazu florale Anklänge, feines Säurespiel, dichte Struktur, ohne jede Breite oder Schwere, viel Trinkfluss, wird immer tiefer und nachhaltiger, sehr langer Nachhall, noch am Anfang seiner Entwicklung, wer einen guten Bestand hat jetzt unbedingt einmal versuchen.
92+/100, 2017 bis 2025

8 Alvaro Palacios Finca Dofi, 1995
leider Kork
9 Rene Barbier Clos Mogador, 1995
der nächster Korker
10 Daphne Glorian Clos Erasmus, 1995
1995 scheinen nur miese Korken im Priorat angekommen zu sein, denn auch dieser Wein hatte heftigen Kork, was bei einem Wein von einigen hundert Euro für keine besonders gute Stimmung sorgt, während man ihn in den Ausguss kippt.

11 Rene Barbier Clos Mogador, 1998
Würziger Duft nach Herbstlauf, Kiefernadeln, Süßholz, hochreife Pflaume, rote Beeren, ein Hauch Schwarzbrot und Tabak. Im Mund samtig, fülliger Auftakt, recht viel Körper, zum ersten Mal geht die Frucht ins Überreife, Fleischbrühe, etwas Marzipan, leicht stumpfendes Tannin, im weiteren Verlauf fächert er immer weiter auf, Graphit, Piment, salzige Mineralität, aber leider wärmt auch die Alkohol, es fehlt die letzte Frische im Nachhall, trotzdem ausgezeichnet.
90-92/100, jetzt bis 2020

12 Rottlan Torra Tirant, 1998
In der Nase sehr würzig, Röstaromen vom Faßausbau, Sahneschokolade, dunkles Brot. Im Mund schwarze Beeren, eine deutliche Sauvage-Note, ungemein salzig, welke Frucht, kommt voll über die Würze, weiche Säure und Frucht, wild und kräuterig, auch wieder dunkle Sojasauce. Deutlich andere Stilistik, wir tippen auf eine andere Zusammensetzung der Rebsorten, es fehlt an Tiefe und Frische, trotzdem durchaus lecker.
88/100, jetzt trinken

13 Rene Barbier Clos Mogador, 1999
Ein großer Wein dann der 99er-Clos Mogador mit seinem überzeugenden Bukett nach reifen Schwarzkirschen, Blaubeeren, vollkommen reintönig und harmonisch, Kräuter de Provence, noble Schokoladennoten, Marzipan und Orangenzesten im Hintergrund. Am Gaumen perfekt ausgewogen mit saftigen Auftakt, intensiver Kirschgeschmack, verbunden mit dunkler Schokolade, Bleistift, salzig-steinige Mineralität, dazu tauchen immer wieder Kaffee und Nougat-Noten auf, ungeheuer tief und vielschichtig, immer vorhanden die glockenklare und noble Frucht, sehr langer und mineralischer Nachhall. Grandios.
93-96/100, jetzt bis 2025

14 Aalto PS Ribera del Duero, 2001 (Pirat)
Der Bleistift springt aus der Nase, zerstoßener Pfeffer, schwarzer Tee, Kaffee, schwarze Beeren, Kräuter, Wildaromen, Schinken, Leder. Im Mund nimmt er die volle Würzigkeit mit, dazu eine hochelegante dunkle Beerenfrucht, schwarzer Tee, Kaffeenoten, salzig, Tabak, komplex und aromatisch ausdrucksstark zugleich. Hinten eine tolle Salzigkeit, sehr guter Abgang, aufgrund seiner Jugend noch raue aber reife Tannine. Muss noch einige Jahre reifen, aber schon heute ausgezeichnet.
94-95/100, 2020 – 2030

15 Alvaro Palacios l´Ermita aus der Magnum, 1995
Kirschsaft, Vanille, Graphit, Blaubeeren, sauberes Bukett. Am Gaumen von mittlerer Dichte, saftiger Auftakt nach jugendlichen Sauerkirschen, feine Säure, noch nicht vollkommen entfaltet, die Tannine zeigen noch Gripp, feine Gerbstoffe, steinwürzige Mineralität, sehr beweglich, dadurch animierend zu trinken, mittlerer Tiefe und Komplexität, sehr gute Länge.
91-92+/100, 2018 – 2025

16 Alvaro Palacios l´Ermita, 1998
After-Eight-Nase mit schwarzen Kirschen und Blaubeeren, ein kühler Zug, Bleistift und Vanille im Hintergrund. Am Gaumen noch sehr jugendlich, klare Früchte, die an angetrocknete schwarze Kirschen erinnern, umgeben von einem Hauch Vanille und Rauch, Piment und Steinsalz, herrlich integriertes Säurespiel, Spuren von schwarzem Tee, sehnige Schokolade, noble Tannine, langes und vielschichtiges Finish.
93-95/100, jetzt bis 2030

17 Alvaro Palacios l´Ermita, 2000
Brauchte etwas bis er sich im Glas entfaltet hatte. Feines Bukett nach Zitruszesten, Schwarzkirsche, Feuerstein und Vanille, vollkommen reintönig, null Überreife. Am Gaumen dicht, vollmundiger Auftakt, erinnert an Orangen, Kirschen, Zitronen, glockenklar, perfekter Holzeinsatz, die Säure verspielt, Harmonie und Trinkfluss pur, deutlich Graphit, saftige Tanninstruktur, ätherische Noten, trotz seiner Komplexität ungemein gradlinig und straff, sehr langer und intensiv aromatischer Nachhall nach Schiefer und süßlichen Noten. Schlichtweg großartig.
96+/100, jetzt bis 2030

18 Daphne Glorian Clos Erasmus, 2001
In der Nase Piment, Bleistift, Graphit ohne Ende, dazu ein Hauch Vanilleschote, Laub, Anklänge nach schwarzen Früchte, Blaubeeren, etwas Casis, insgesamt tief, konzentriert und monolitisch, jemand spricht vom blanken, mineralischen Purismus. Am Gaumen dicht, ohne jede Schwere, fester Schokoladenkern, ummantelt von Graphit, Bleistift und groben Meersalz, alles durchzogen von reifen schwarzen Beeren und Kirschkonfit, unfassbar geschmacksintensiv, kräftige, sehr mürbe Tannine, wird im weiteren Verlauf immer mineralischer, begleitet von der noblen Schokolade, ungeheuer langer Nachhall, in dem sich alle Facetten des Weines noch einmal zeigen. Ein Meisterwerk, das noch viele Jahre reifen muss um seinen Höhepunkt zu erreichen. Aber schon heute nach zwei Tagen in der Karaffe ein Genuss.
97-98+/100, 2025 – 2040

19 Rottlan Torra Tirant, 2001
Kräuterdurchzogene schwarze Früchte, Rauchigkeit vom Holz, leicht animalischer Anklang, dazu Milchschokolade, getrocknete schwarze Beeren, tiefe Kräuterwürze. Im Mund von mittlerer Dichte, im Auftakt Piment, Kirschen, deutliche Aromen vom Faßausbau, Walnuss, gelungene Säurestruktur, trotz des Holzeindruckes gute Balance, harmonischer Verlauf, tief integrierte Vanilleader, Holzkohle, noch sehr jugendlich, könnte sich noch weiter auffächern, sehr langer Nachhall mit deutlicher Süße vom Faßausbau.
93+/100, 2020 – 2030

20 Celler Fuentes Cartus, 2004
Noch Kindermord trotz über 30 Stunden in der offenen Karaffe. Extrem intensiv, ein reines Extraktmonster mit Graphit und schwarzen Beeren, Salzigkeit aus den Beeren, aber auch extreme Kraft. Am Gaumen dicht, im Auftakt ganze Bäche von saftigen Kirschfrüchten, Pflaumen, Blaubeeren, viel Säue, der Alkohol wärmt, heute eigentlich noch untrinkbar, denn bereits der zweite Schluck strengt an, sehr langer und geschmacksintensiver Nachhall. Ein Erlebnis und auf seine Art eine Errungenschaft. Entwicklung bleibt abzuwarten. Noch mindestens 10 Jahre weglegen. Sehr unterschiedliche Eindrück am Tisch – dem einen war es schlicht zuviel, der andere erlag schon heute seiner Intensität. Ich lag mit 93+ in etwa in der Mitte – da wächst ein Riese heran.
89-96+/100, 2027 – 2040

(Notizen: Rainer Kaltenecker)

Viel Spaß beim Studium.

Auf dem Blog gibt es übrigens noch zahlreiche weitere interessante Verkostungsnotizen. Hier berichte ich aber nur über die, an denen ich selbst teilgenommen habe.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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VKN über eine Cos/Montrose Vertikale in Oberhausen

BeitragDi 23. Feb 2016, 07:40

Hallo Weinfreunde,
nachfolgend ein Link zu einer Verkostungsnotiz meines Weinfreundes Rainer Kaltenecker über eine im letzten Jahr von mir durchgeführte Bordeaux-Weinprobe, die sich in erster Linie auf verschiedene Jahrgänge des Cos d’Estournel und des Chateau Montrose konzentrierte.

https://toaster.wordpress.com/cos-desto ... berhausen/

Wer den Link nicht anklicken mag findet nachfolgend den Textteil ohne Fotos:

Cos d´Estournel Probe in Oberhausen

Ende 2015 ging es mal wieder nach Oberhausen. Mein Weinfreund Norbert Kreutzer lud zu einer Verkostung diverser Jahrgänge von Cos d´Estournel ein. Dieses Deuxième Grand Cru Classé-Weingut zählt mit Montrose, von dem es auch einige Jahrgänge gab, ganz sicher zum bekanntesten und besten Weingut aus Saint-Estéphe und erzeugt im Vergleich zu Montrose einen etwas anderen Weinstil. Die aktuelleren Jahrgänge (ab 1990) wirken auf mich moderner, mit sehr klaren Fruchtaromen, saftig und opulent, dabei etwas geschliffen – hier wird ein zeitgemäßer, durchaus marktorientierte Bordeaux-Stil gepflegt. Da ist der Montrose für mein Empfinden noch deutlich mehr von seiner Herkunft geprägt. Ich erkenne ihn aufgrund seiner monolitischen, gerne etwas strengen Art mit seinen kantig-herben Tanninen, eher als ein Bordeaux aus dem Saint-Estéphe. Guido meinte mal so passend, der Montrose ist der Turm auf dem Schachbrett – klare Kante, fester Kern, etwas unnahbar, aber mit viel Tiefe. Das ist Cos für mich nicht unbedingt – mir fehlt es gelegentlich an Tiefe und einer sekundären Aromatik weshalb ich auch einen Bordeaux-Wein öffne. Dafür ist er oftmals glockenklar in seiner Frucht mit viel Saft und Trinkfluss.
Dies gilt wie gesagt nur für die aktuelleren Jahrgänge der letzten 30 Jahre. Die paar älteren Jahrgänge, die ich davor probieren konnten präsentierten einen anderen, traditionelleren Weinstil. Kräftige Tannine, viel Würze, feste Struktur, komplexe Frucht – um es kurz zu machen: alte Cos können hervorragend sein und sind absolute Langstreckenläufer. Diese Aussicht auf derartige Weine erweckten meine Vorfreude. Aber bevor wir den ersten Cos im Glas bekamen, gab es ein ausführliches Vorprogramm. Und zu meinem Erstaunen servierte Norbert zum Start einen Champagner (er kann die meisten eigentlich nicht ausstehen):

Lassalle Special Club Premier Cru, 2002
Oxidatives Bukett, überreife Äpfel, unschöne mostige Anklänge, deutlich Reifenoten, dazu Brioche, Wachs, Honig, Port. Am Gaumen fällt seine deutliche Dosage auf, mir zu süße, angenehm milde Perlage, verhältnismäßig kraftvolle Struktur, durchaus harmonischer Verlauf, verbessert sich im Glas binnen Minuten ein wenig, passabler Nachhall. Wenn diese Flasche repräsentative war, dann dringend austrinken.
86/100, jetzt trinken

Weingut Christmann Riesling Deidesheimer Hohenmorgen Pfalz, 2002
Karamell, Pflaumen, herbe Kräuter, leicht harzige Anklänge, riecht wie ein alter restsüßer Riesling. Am Gaumen ein kraftvoller Riesling mit vollem Körper, ölige Textur, deutliche Restsüße, sehr harmonischer Verlauf, die typische 2002er-feine Säure, markante Kräuterwürze, zeigt am Gaumen deutlich mehr Frische, eine steinige Mineralität kommt auf, sehr gute Länge.
91/100, jetzt trinken

Weingut Goldatzel Bestes Fass Rheingau, 2014
Stachelbeere, weiße Johannisbeere, sauber, ansonsten wenig Tiefgang. Am Gaumen von mittlerer Dichte, die Restsüße seht verhältnismäßig hoch, ohne unangenehm zu sein, ein Hauch steinige Mineralität, gute Säurestruktur, die Fruchtaromatik noch verschlossen, von Primäraromen überlagert, passable Länge. Für 12 Euro wirklich sehr gut.
86/100, 2017 bis 2020

Domaine Henri Boillot Puligny-Montrachet 1er Clos de la Mouchere Burgund, 2007
Karamell, deutlich (noch zu stark) vom Neuholz geprägt, duftet ein wenig wie ein weißer Bordeaux, weil er sensorisch an Botrytis erinnert, etwas Pflaume, aber dann geht immer stärker die weiße Melone auf, daher vermutlich ein Chardonnay (kam eben blind ins Glas). Am Gaumen von mittlerer Dichte, Melone, feines, animierendes Säurespiel, die Frucht umwolkt von einer Neuholznote, die aber nicht übermäßig die Aromatik bestimmt, jetzt auf dem Punkt, überaus animierend, gute Länge. Hmm, ob der Wein noch komplett harmonisch wird, sprich das Holz sich schnell genug zurückbildet, dass sich die Frucht voll entfalten kann, bleibt abzuwarten.
88/100, 2020 – 2025

Chateau Montrose Saint Estéphe, 1980
Ausdrucksstarkes Bukett, hochreife Cabernetfrucht, Schweiß, animalische Noten, Pflaumen, Lacknoten, sofort als hochwertiger Bordeaux-Wein zu erkennen, holzige, getrocknete Kräuter, bereits weit entwickelt, etwas verwelkt. Am Gaumen kräftige Struktur, hochreife Früchte, fast hitzig, der Alkohol wärmt, getrocknete Pflaumen, animalische Noten, auch hier über seinen Höhepunkt hinweg, die überreife Fruchtstilistik macht schnell müde, malzige Noten, bodennahe Würze.
83/100, jetzt trinken

Chateau Cos d´Estournel Saint Estéphe, 1981
Wirkt sauber, Sauerkirsche, grüne Paprika, bereits in der Nase viel schlanker, nicht sonderlich tief, Orangenschalen. Am Gaumen eher schlank, zarte Sauerkirsche dazu metallische Anklänge, der Cabernet wirkt nicht ganz ausgereift, kräutrige Aromen, verschlankt sich im weiteren Verlauf zusehends, die Säure markant, die Tannine stumpf, auch hier erlebe ich ein gewisse Unreife, passabler Nachhall.
83/100, jetzt trinken

Château Pichon-Longueville-Comtesse de Lalande Pauillac, 1940
Balsamico, hochreife Beerenfrucht, kompottige Ausrichtung, Metall. Am Gaumen leider bereits unharmonisch, metallische Noten, die Säure steht bereits hervor, balsamische Noten, altes Heizölfass dazwischen sauber Kirschfrucht, wenig Ausdruck, eher kurz. Ist das noch gut, mit viel gutem Willen gerade noch.
80/100, jetzt trinken

Chateau Nenin Pomerol, 1947
Holunder, Tabak, Cassis, wirkt reif und sauber, nicht überreif, Schokolade. Am Gaumen von mittlerer Dichte, rotfruchtiger Auftakt, Sauerkirsche, präsente Säure, Eukalyptus, verschlankt sich hinten raus immer mehr, behält aber seinen Trinkfluss, nicht sehr tief, passable Länge. Sehr gut zu genießen, explizite Altweinfans würden vermutlich deutlich höher punkten.
87/100, jetzt trinken

Chateau Cos d´Estournel Saint-Estéphe, 1947
Kokos, deutlich Holzgeprägt, süßlich, etwas Vanille, hochreife Kirschfrucht, viel Merlot. Am Gaumen satte Frucht, viel neue Holzwürze, Vanille, reife Schwarzkirsche, das Holz wirkt jugendlich, die Frucht kalifornisch, die Säure frisch, gute Länge, für mich ein Fälschung, da der Wein viel zu sehr von amerikanischer Eiche geprägt ist, aber was auch immer in der Flasche war, es hat ausgezeichnet geschmeckt.
91/100, jetzt trinken

Chateau Montrose Saint Estéphe, 1983
Für einige ist der Montrose aufgrund seiner Stallnoten kaum zu ertragen. In der Tat finde ich in der Nase Anklänge nach nassem Fall, Chlorstein und Stall, dazu aber eine sehr schöne satte dunkle Beerenfrucht umgarnt von einer röstigen Holznote, Graphit, Veilchen, zeigt Tiefe und Harmonie an. Am Gaumen mit mittlerer Dichte, klarsaftiger Auftakt, nach reifen Cassis, schwarze Kirschen, mürbe Tannine, sehr gute Länge.
91/100, jetzt bis 2020

Chateau Cos d´Estrounel Saint-Estéphe, 1983
In der Nase geblockt, schleichender Kork ist möglich, dunkle Beeren, Schlehen, dunkle noble Beerenfrucht. Am Gaumen noch sehr jugendlicher Eindruck, die Säure steht etwas hoch, leichte Muffton, trotzdem ein sehr guter Bordeaux
Keine Bewertung, ohne Korkschleicher wahrscheinlich ein ausgezeichneter Wein

Chateau Lafite Rothschild Moulin des Carruades Pauillac, 1983
Feines, glockenklares Bukett, reifes Cassis, Schlehen, dunkle Schokolade, Schwarzkirsche. Am Gaumen betont mittlere Dichte, sehr saubere Aromatik, saftige, dunkelfruchtige Frucht, strukturgebende Tannine, animierendes, pikantes Säurespiel, nicht ganz tief, aber was er macht, macht er wunderbar animierend, sehr gute Länge.
91/100, jetzt bis 2020

Chateau Montrose Saint-Estéphe, 1975
Duftet herrlich nach reifem Cassis, Veilchen, Schokolade, hellem Tabak, klare Aromatik, zeigt Tiefe an. Am Gaumen von mittlerer Dichte, Marzipan, rote Beerenfrüchte, saftige Frucht, dunkle Tabaknoten, sehr langer Nachhall mit herben Kräuter. Ausgezeichneter Wein, der sich jetzt auf seinem Höhepunkt befindet.
93/100, jetzt bis 2020

Chateau Cos d´Estornel Saint Estéphe, 1975
Auf ganz ähnlich ausgezeichneten Niveau dann der Cos. Süßliches Bukett, ein Hauch Balsamico, was ihn als älteren Wein identifiziert, dazu aber eine ansprechen und saubere reife Cabernet-Frucht, süßlicher Pfeifentabak. Am Gaumen herrlich gewogen, fleischige Frucht, reife Cassis und Schwarzkirsche, viel Kräuterwürze, herrliche Extraktsüße, viel Tabak und Kaffee, prägnante Säure, gute Länge.
93/100, jetzt bis 2020

Chateau Cos d´Estournel Saint-Estéphe, 1978
Graphit, dunkle Herrenschokolade, milder Espresso, Tabak, hedonistisch strömt der Wein aus dem Glas, Krokant, komplex und trotzdem herrlich gewogen, eine grandiose Bordeaux-Nase. Am Gaumen saftig, ein üppiger Bordeaux, saftiger Cassis und Kirschfrucht, Kräuterwüzre, wild wie ein Syrah, herrlich zu trinken, leicht bäuerlicher Ansatz, mürbe, geschmacksintensive Tannine, hinten raus findet sich der Wein harmonisch zu eine Ganzen zusammen. Ausgezeichnet.
93/100, jetzt bis 2020

Chateau Cos d´Estournel Saint-Estéphe, 1976
Dieser Wein überzeugt aufgrund seiner Reinheit, in der Nase finde ich eine saubere Kirschfrucht, leider auch etwas kohlige Noten, gekochtes Gemüse, eingemachte Gurken, trotzdem ein harmonischer Gesamteindruck. Am Gaumen nochmal besser, sehr klar in der Frucht, intensive und vielschichtige dunkelbeerige Waldbeeren, Blaubeeren, Cassis und wilde Kirschen, ungemein jugendlich, saftig, herrlich klarfruchtig, feinsinniges, lebendiges Säurespiel, sehr langer Nachhall. Jetzt auf seinem Höhepunkt mit noch viel Zukunft.
93/100, jetzt bis 2026

Chateau Montrose Saint-Estéphe, 1992
Deutlich gereifte rotbeerige Frucht, rotes Paprikapulver, hochreife Cassis, leicht angetrocknete Graphitnoten, getrocknete Kräuter. Am Gaumen mittlerer Dichte, noch erstaunlich jugendlich für dieses schwierige Jahr, im Auftakt mit herrlich saftigem Auftakt mit viel dunklen Beerenfrüchte, diese zeigen sich zwar hochreif, aber ohne müde zu wirken, mundwässernder Verlauf, die Säure spielt animierend mit der Frucht, im weiteren Verlauf zeigen sich Wiesenkräuter, etwas getrocknet, zeigt Tiefe an, gute bis sehr Länge.
92/100, jetzt bis 2022

Chateau Cos d´Estournel Saint-Estéphe, 1992
Kork

Chateau Cos d´Estournel Saint-Estéphe, 1987
Creme de Cassis, süße Heidelbeeren, Milchschokolade, neue Weltstilistik, Graphit, gewisse Noblesse, hochwertiges Bukett. Am Gaumen von betont mittlerem Körper, saftiger Antrunk, auch hier modernere Stilistik, Creme de Cassis, hinten raus kommen herbe Noten auf, leider keine sonderliche Länge, trotzdem ein sehr guter Wein.
87/100, jetzt trinken

Chateau Cos d´Estournel Saint-Estéphe, 2002
Süßliches Creme-de-Cassis, Schokolade, deutlicher Neuholzeinsatz. Am Gaumen ebenfalls noch von neuem Holz geprägt, die Tannine rauen grob in den Gaumen auf, saftige Cassis, mit einem Hang zur Überreife, neue Weltstilistik, trotzdem wirken die Tannine nicht ganz reif, mittlere Länge. Nicht sehr aufregend.
87/100, jetzt trinken

Cos d´Estournel Saint Estéphe, 1990
Zum wiederholten Male zeigte der 1990er-Cos seine ganze Klasse. Man merkt ihm zwar sein konsequent moderne Machart an, aber die Klarheit und die Saftigkeit seiner Frucht ist überzeugend. In der Nase finde ich eine komplexe Kräuterwürze, milder brauner Tabak, reife rote Paprika, dunkle, glockenklare Beerenfrucht, Cassis und Brombeeren. Am Gaumen herrlich saftig, vollausgereifter Cabernet, schmelzige Schokolade, die Tannine sind noch strukturgebend, aber herrlich reif und mürbe, nachsaftender Verlauf, noch sehr jugendlich, aber schon jetzt herrlich zu trinken, ungemein harmonisch, sehr langer und komplexer Nachhall. Ist noch auf seiner Entwicklung hin zum Höhepunkt und könnte dann durchaus ein großer Bordeaux werden.
94+/100, jetzt bis 2040

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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Probe reifer Piemonteser in Oberhausen

BeitragSa 16. Apr 2016, 18:11

Hallo Weinforum,
im letzten Jahr hatte ich eine umfangreiche Probe gereifter Piemont-Weine (mit Toskana-Piraten) durchgeführt. Nach einiger Wartezeit hat mein Weinfreund Thorsten Mücke diese Probe nun endlich in einer Verkostungsnotiz beschrieben, die unter folgendem Link mit allen Fotos nachzulesen ist: https://toaster.wordpress.com/barolo-un ... montesern/

Für alle die dem Link nicht folgen wollen hier die umkopierte Version ohne Fotos:

Barolo und Freunde – eine Probe mit gereiften Piemontesern

Eine Piemont-Reise vermochte es, unseren Weinblog-Freund Norbert neu für die Weine aus Asti, Alba und Barolo zu gewinnen und sich doch noch in den Nebbiolo zu verlieben. Die Weine ließen ihn nicht mehr los, und so lud er nach Oberhausen ein auf eine schöne Probe mit gereiftem Barolo, Barbaresco und Brunello. Das Essen wurde vortrefflich auf die Weine abgestimmt, mit einem fantastischen getrüffelten Carne Cruda und, nicht gerade piemontesisch, aber geschmacklich höchst verlockend, einem Dry-Aged-Nebraska-Rind direkt aus dem Beefer. Die Weine gingen zurück bis in die siebziger Jahre, so waren wunderbar mürbe Barolos zu erwarten. So richtig überraschen sollten uns aber an diesem Abend etwas anderes.

Christmann Riesling trocken Königsbacher Idig Großes Gewächs 2004
Den Anfang machte aber erstmal ein Riesling, der so gut war, dass er hier nicht unerwähnt bleiben soll. Der Idig aus dem Superjahr 2004 präsentiert sich üppig, konzentriert, aber nicht mit zu viel Körper. Reifenoten, kräuterig, etwas malzig, getrocknetes Steinobst, Schalen, kandiert, Kandis, saubere, getrocknete Frucht, steinige Mineralität, am Gaumen getrocknete Früchte, dicht und lang am Gaumen, sehr geschmackig, ganz reife Zitronencreme, schön wässerig. (91-93 Punkte)

E. Pira & Figli Barolo 1979
Sehr gereifte Nase, viel Unterboden, Mottenkugeln, dahinter rote Früchte, nicht stark störende Lacknoten, diese im Barolo charmanten welken Blüten, auch im Antrunk saubere rote Früchte und viel Erde, bereits stark gereift, die Säure überlagert die Frucht, der Körper ist im mittleren Bereich, der Wein bleibt in seiner verschlankten Spur, auch der Abgang hat bereits gelitten, schön aber ist die wässerige Textur bei guter Konzentration. Zwar nicht komplex, aber in Würde gereift, und gerade so noch lebendig. (82-85 Punkte)

Paolo Scovino Barolo 1982
In der Nase etwas Muff, auch oxidative Noten, wirkt gedeckt, ein Quentchen Rauch, die verbleibende rote Frucht wirkt konzentriert und etwas süßlich, schöne Reifenoten, im Antrunk dann aber deutlich weniger gereift, rote Kirschen, Kirschkerne, Teer, etwas Rosenaromen, schöne Würze ohne Erdigkeit, hat viel Ausdruck, entwickelt sich im Glas sehr gut, hat auch durchaus noch Power, insgesamt noch schön im hinteren Trinkfenster. Guter Wein aus einem schlechten Jahr. Nase und Mund gehen bereits stark auseinander. (88 Punkte)

Paolo Scovino Barbera d’Alba 1985
Ein Duft von Lack, schwarzen Früchte, sehr reife Frucht, kompottige, rosinige, pflaumige Nase, auch Madeira, Veilchen, Lakritz, dazu Tabakblätter, welke Blumen, auxh etwas leicht Animalisches, trotzdem hat die Nase Ausdruck, im Antrunk dann rote Früchte, kühl anmutend, recht schlank, wieder oxidative Noten, dazu eine spitze Säure, das wirkt mit der flüchtigen Frucht und dem verschlankten bereits karg, man hat nur eine Ahnung der sicher mal dichten, ausdrucksstarken Frucht dieses Weins, das Tannin ist noch nicht zu welk, doch der Wein hat etwas Zehrendes und baut stark ab. (76-82 Punkte)

Verzio Vendemmia Barolo 1980
Schöne würzige Nase, Schokolade, reife schwarze Kirschfrucht, getrocknete Kräuter, Maggi, im Antrunk ist der Wein noch richtig gut in Form, rote Früchte, gereifte Tannine, sogar noch etwas Spannung, roter Tee, wässerige Textur, doch fehlt es leider an Ausdruck und Länge. Bei aller Feinheit und sauberer Frucht, Komplexität und Spiel bauen sich nicht mehr auf, auch wirkt er bereits etwas zehrend. (82-85 Punkte)

Michele Chiarlo Barolo Riserva Rocche di Castiglione 1983
Wieder eine würzige Nase, diesmal mit Tabakblättern, getrockneten, süßlichen Kräuter, auch Minze und ätherischen Noten, der Duft vermittelt Extrakt und Süße, was sich im Antrunk dann bestätigt, Extraktsüße, dazu würzige, welke Rosenblätter, getrocknete rote Früchte, duftiger, ernster, tiefer Auftritt, intensiv florales Aroma, Teer, Veilchentöne, rote Würze, der Wein hat Kraft, bleibt aber noch im Zaum, wässerige Textur. Wunderschön ist diese raffinierte rotwürzige, etwas wilde wirkende, teerige Note, schöne vollaromatische Länge, dazu eine grippige Säure und schöne abgeschmolzene Tannine. Wundervoll. (93 Punkte)

Renato Ratti Barolo Marcenasco Rocche 1983
In der Nase etwas schlanker, Kirschen, Kirschkerne, feine rote Würze und getrocknete Kräuter, leises, feines, dezentes, aber komplex wirkendes Bukett. Luft tut dem Wein gut, es fügen sich Leder, feine schwarze Schokolade, Tabakblätter hinzu, nichts überbordend, eleganter Auftritt. Im Antrunk wirkt der Wein noch duftiger, Frucht und Kräuter sind eng verwoben, dazu eine Tabaknote, eine ganz feine extraktsüße Spitze, präsente Säure, am schönsten aber ist der Verlauf, der seine ganze eigene Dramaturgie hat, sehr rund, nichts stört, alles ist genau an seinem Platz. Hinten bleibt eine schöne Veilchen-Rosennote stehen, und das ziemlich lange. Das kann großer Barolo. (95 Punkte)

Cisa Asinari dei Marchesi Di Gresy Barbaresco Camp Gros Martinenga 1985
Dunkle floral-würzige Nase, Algen, eingekochte reife Schwarzkirschen, die Frucht fächert in der Nase nicht so auf, etwas alkoholischer Duft, dunkle Röstnoten, Teer, im Antrunk dann eine sehr dichte, schwarze Frucht, Teer, Tee, Rosenblätter, Schwarzkirsche, Schokokaramell, große Intensität, einige Wucht, ordentlich kernige Tannine, etwas Speck, Graphit, ein Extraktmonster, hinten heraus verpackt er das nicht alles und es fehlt ihm etwas die Frische. Wirkt noch jung und unentwickelt. Zur Zeit ein hocharomatischer Blockbuster, vielleicht tut sich hier aber noch was. Wir vergeben ein Plus, sind aber dann doch überrascht, wie alt der Wein schon ist. (91-93 Punkte)

Cisa Asinari dei Marchesi Di Gresy Barbaresco Camp Gros Martinenga 1993
Eine schöne duftige rotfruchtige und kräuterige Nase, Mandeln, Kirschkerne, Graphit, intensiv und konzentriert, im Antrunk dann rote Früchte, Tabakblätter, richtig viel Extrakt, trotzdem bleibt der Wein trocken, noch adstringierende Tannine, ganz offensichtlich deutliich jünger, einige Kraft, bleibt aber ansatzweise elegant, der Abgang hat Länge mit kräuterigen, auch stengeligen Aromen. Schöner Wein, aber ohne Auffälligkeit. (88-92 Punkte)

Ceretto Bricco Rocche Barolo Brunate 1985
Rote Frucht, welke Rosen, Unterboden, feine Würze, eine gereifte, tiefe Nase, im Antrunk roter Tee, intensive Frucht, etwas Fleisch, welke Rosen, sehr ausgeprägt rotfruchtig, rote Würze, auch Muskatnuss, leichte würzige buttrige Note. Ein ganz klassischer Barolo, schön gereift und noch gut in Form. Er bleibt in der Spur, ein schöner Verlauf mit Reifetönen, eine Textur von rotem Tee, auch die Säure ist reif, aber noch vital, ein gereifter Barolo auf dem Punkt. (93 Punkte)

Tenuta Caparzo Brunello di Montalcino Vendemmia 1985
Gecrunchte Kräuter und viel Mineralität, Graphit, dazu ein sehr duftiger, rotfruchtiger Duft, dabei durchaus komplex und sich stetig wandelnd, im Antrunk trocken, sehr feine Tannine, die Frucht auch hier sehr duftig, auch rote florale Noten, Mandeln, ein relativ schlanker Körper, sehnige Struktur, mit guter Spannung, insgesamt duftig, frisch, leicht und elegant, ein feiner Abgang, ein feiner Wein. Mit seiner tänzelnden leichten Art etwas schwierig im Vergleich zum Barolo zu trinken. (93 Punkte)

Dosio La Mora Barolo Vigna Fossati 1982
Dezente, aber sehr feinduftige Nase mit Kirschen, feine Frische, frische florale Aromen, Kräuter, tief und mineralisch, im Antrunk eine starke, sehr grippige und nachhaltige Säure, dadurch umgemein frisch, junges Tannin, das ebenso wie die Säure noch nicht ganz so gut integriert wirkt, dadurch wirkt der Wein etwas zu karg, die Bestandteile stehen etwas nebeneinander. Ob es sich noch zusammenfügt? (87-88 Punkte)

Dosio La Mora Barolo Riserva Speciale 1971
In der Nase rote Würze, Maggi, ganz viel Frucht, Kirschen, Kirschkerne, im Antrunk ein guter nachhaltiger Säuregrip, sehr gut integriert und mit der Frucht zusammenwirkend, die Frucht fächert schön auf, ungemein aromatisch mit schöner Würze und Noten von rotem Tee, leichte Schokonoten, sehr harmonischer Abgang, einige Länge. Ein weiterer klassischer, feinsinniger, feinduftiger Barolo mit deutlicher Säure, in einem hervorragenden Trinkfenster. Wenn er weniger Brühwurfel hätte, wäre er ein richtig großer Wein. Beim Aufdecken geht ein Raunen durch den Raum. So viel Fitness nach über 40 Jahren! (91-94 Punkte)

Monprovato Mascarello Barolo 1997
In der Nase Weihnachtsgewürze, dazu Kräuter, Tabak und Trockenfrüchte, auch eine Nadelholznote, die Frucht ist bedeckt von den herben Noten, jemand sagt Mottenkugeln, alle nicken danach, auch im Antrunk gewürzige Noten, Spekulatius, süßliche Anmutung vom Extrakt, leider uncharmante grobe Tannine, am Ende bleibt auch eine Muffigkeit, was aber insbesondere nicht gefällt, ist das Glycerin, die Frucht wirkt überreif, eingekocht. (87 Punkte)

Aldo Conterno Barolo Soprana 1998
In der Nase duftige Himbeeren und Erdbeeren, auch etwas laktische Noten, dazu passend Holzwürze, Holzsüße, alle halten den Wein für viel jünger als er ist, im Antrunk eine ausdrucksstarke Frucht mit Himbeeren und Kirsche, ein richtig femininer Barolo, sehr fein und transparent, teeartige Textur, auch etwas salzig, seidig, glockenklare Frucht. Wir wünschen uns diesen Wein zur Wiedervorlage in sieben, acht Jahren. Sind uns nach dem Aufdecken aber dann doch nicht mehr so sicher. (90-91 Punkte)

Massolino Barolo Vigna Rionda 2001
In der eher dezenten Nase Kirschen, Zitruszesten, Herrenschokolade, sehr klarfruchtig, eine kleine Holznote, etwas Teer und Rose, im Antrunk straff am Gaumen, etwas Süße vom Extrakt, vielleicht auch leichte Restsüße, klar und geradliniger Stil, knackjung, muskulös, aber fein, Kirschkernigkeit, ordentlich Gerbstoffe, junges Tannin, hat tolles Potenzial, wirkt aber schon jetzt elegant und spannungsgeladen. Auch ein moderner Barolo kann also was! Es wäre schön, das nochmal gereift verkosten zu können. (91-92+ Punkte)

Silvio Grasso Barolo Bricco Luciani 2001
In der Nase Fenchel, getrockneter Speck, etwas reifere Frucht, im Antrunk dann etwas mehr Teer, Kirschen, die Frucht wirkt noch reifer, hat etwas Extraktsüße, Haselnuss, mehr Holz, Röstaromen, ganz hinten wird der Wein etwas bitter, ein ansatzweise gereifter Wein, der noch viel Zukunft hat. Die Tannine sind noch etwas rauh. Die Frucht sehr reif. Insgesamt aber ein schöner, generöser Wein mit reifem Stil. (87-91 Punkte)


Cigliuti Barbaresco Serraboella 1982
In der Nase säuerliche schwarze Kirschen, dazu Teer und Kräuter, im Antrunk dann mehr eine schwelgerische rote Frucht, Kirschen und Beeren, getragen von einer schönen Extraktsüße, etwas Kaffee, durchaus kräftig, auch wärmend, die Tannine sind schön abgeschmolzen, leider ist der Abgang hinten nicht ganz so lang und der verliert etwas den Fokus, trotzdem ein schöner, sehr geschmackiger Wein, der längst nicht so weit gereift wirkt, wie er ist. (91-92 Punkte)

Cigliuti Barbaresco Serraboella 1998
In der Nase ungemein konzentriert, ganz viel Graphit, Kirschkerne, eine leichte animalische Note, Pfeffer, Gewürze, vielfältig, vielschichtig, Abrieb von Zitrus, im Antrunk sehr konzentriert, aber genauso viel Frische, fleischig, deftig, wieder viel Mineralität, intensiv, aber ungeheuer filigran und tänzelnd, sensationell guter Holzeinsatz, eine starke, förmlich pulsierende Säureader. Unfassbar tief und ganz viel Ausdruck, und trotzdem noch jugendlich. Ein wahrhaft großer Gänsehaut-Wein, der alles auf den Punkt zum Ausdruck bringt. Und reifen muss. Das ist so graßartig! (96-98 Punkte)

Cigliuti Barbaresco Serraboella 2004
Und es geht sensationell weiter. In der dezenten, aber raffinierten Nase Kirschen, auch Waldbeeren, leichte Lacktöne, aber umso mehr mineralische Noten, Graphit, etwas Teer, im Antrunk eine tiefe rote und schwarze Frucht, leichte florale Noten, wieder diese Haselnüsse, etwas Laub, Kirschkerne, eine richtig straffe Säure, die Frucht explodiert am Gaumen, sehr dicht, klarfruchtig, hinten heraus werden die Tannine präsent, eine kleine Marzipannote. Sehr expressive Frucht, förmlich primärfruchtig, damit ein ganz großer Genuss, ein jugendlicher Wein, der jetzt schon auf höchstem Niveau zugänglich ist. (94 Punkte)

La Spinetta Barolo Vigneto Campe 2000
In der Nase neben der roten und schwarzen Frucht eine schöne rote Würzigkeit, auch Würze vom Holz, dazu leicht holzsüß, im Antrunk eine konzentrierte, glockenklare, recht tiefe, auch frisch wirkende Frucht, noch etwas durch das Holz gedeckt, leicht schokoladig und auch speckige Noten, die Tannine sind noch trocknend, auch Trockenfrüchte, getoastetes Holz, moderner Barolo-Stil, jetzt noch viel zu jung. Ganz viel Potenzial. (95+ Punkte)

Altesino Brunello di Montalcino Riserva 1990
In der sehr duftigen Nase Kirschen, Kirschkerne, primärfruchtig ohne Ende, im Antrunk von Extraktsüße getragene rote Früchte, eine tiefe frische Zitrus-Kräuterader, mineralische Noten, ausgewogen, etwas röstig, das Holz ist aber sehr gut eingebunden, keinerlei Reifenoten, ein frischer, intensiver, langer Abgang. Der Wein steht wie eine Eins und hat ganz sicher noch viel Zukunft, und das nach 25 Jahren! <i<(93 Punkte)

Giacomo Fenocchio Barolo Bussia 2010
Und zum Schluss wurden wir nochmal richtig wach! Eine allein limonadenhaft duftige Nase mit Himbeeren und Erdbeeren, mehr kommt da nicht, im Antrunk geht es so weiter, neben den Beeren eigenartig süß, rumtopfig, karamellig, honigartig, Milchschokolade, aber auch kohlig, der Wein geht aromatisch aus dem Leim. Das Tannin trocknet etwas, die Säure nimmt keine Form an. Der Abgang ist kurz, hinten bleibt die völlig von kompottiger Süße getragene Frucht stehen. Offenbar modern, sehr reife Frucht und irrsinnig jung. Trotzdem stellt mich der Wein vor Rätsel. Eine Bewertung lasse ich daher aus.

Anmerkung Norbert Kreutzer:
Interessant wie gegensätzlich ein Weinurteil ausfallen kann. Siehe hier im Weinforum andere Notizen zum Thema Barolo Bussia von Fenocchio. Ich habe den Wein aufgrund dieser Verkostungsnotizen beschafft und hatte auch meine Schwierigkeiten. Auch wenn ich nicht jedes beschriebene Aroma teilen kann, ich habe auch einen eher kleinen Wein in Erinnerung den kein Mensch wirklich braucht. Aber dies ist ein Weinforum. Es darf ohne Hemmungen geschimpft werden. :lol:

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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Portugal-Probe am 21.5.2016 in Oberhausen

BeitragSo 8. Mai 2016, 12:48

Hallo Weinforum,
die Weinprobe war schon lange geplant und mit max. 8 Personen ursprünglich auch schon ausgebucht.
2 kurzfristige Absagen haben 2 Plätze freigemacht, die ich in meinem üblichen Weinfreundeskreis aufgrund der Kurzfristigkeit nicht mehr unterbringen.
Daher das Angebot an Kurzentschlossene. Die Probe beginnt um 16h und findet bei mir zu Hause statt.
Daher ist die Teilnehmerzahl auf 8 Personen beschränkt (meine Frau und ich inklusive).
Die Probe kostet pro Person EUR 150 incl. Abendessen und Sonstiges und ist eine reine Umlageprobe ohne Gewinnerzielungsabsicht.
Ernsthafte Interessenten mögen sich für das LineUp an norbert.kreutzer@web.de wenden.
Im Übrigen gilt, wer zuerst kommt ...
Gruß aus Oberhausen
Norbert
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VKN vom 21.5.2016: Rotes Portugal

BeitragMo 30. Mai 2016, 10:25

Hallo Weinforum,
nachfolgend für Interessierte eine Verkostungsnotiz über eine Probe überwiegend gereifter Rotweine aus Portugal plus einem Vintage Port.

Der Termin am 21.5.2016 wurde vor fast einem halben Jahr vorher festgelegt und war für 8 Personen vollständig ausgebucht. Wie das im Leben so ist, wurde ich dann sehr kurzfristig vor dem Probentermin dann doch mit 2 Absagen überrascht, die mich dann doch etwas in Verdrückung brachten, die Probe vollständig zu belegen. Samstagtermine sind bei Weinfreunden meist mehrere Monate im voraus belegt. So war es denn auch. Selbst mein erster Aufruf im Weinforum lief völlig ins Leere. Vielleicht war das Pokalendspiel Dortmund-München wichtiger. Na ja, jedem seine Prioritäten. Letztlich gelang es mir einen Tag vor der Probe zwei langjährige Weinfreunde aus Oberhausen zu einer Teilnahme zu überreden, obwohl diese in der Regel an diesen relativ teuren Proben nicht teilnehmen.
Hauptproblem war für mich, das der mir liebgewonnene Chronist ausfiel. Vermutlich für lange Zeit. Die Probe völlig ohne Protokoll laufen lassen, wäre angesichts der liebevollen, langjährigen Ansammlung interessanter Portugiesen dann doch eine große Enttäuschung gewesen. Aber den Gastgeber zu spielen und gleichzeitig Weine zu protokollieren ist zumindest für mich Stress pur. Also habe ich mich dazu entschlossen, die meisten Weine vor Beginn der Probe aufzuziehen und zu bewerten. Spucken war nicht.

Folge: an den letzten Wein der Probe, den 1977er Vintage Port von Taylors in Kombination mit vier verschiedenen Schimmelkäsen (3 frisch gekauft auf dem Feierabendmarkt in Oberhausen, darunter einem handgeschöpften Stilton von einem berühmten Produzenten aus England, dessen Namen ich leider vergessen habe, und einem italienischen Schimmelkäse mit feinem Schokoladenüberzug sowie einem Gorgonzola, gekauft bei meinem Lieblingssarden Valdani in Oberhausen) kann ich mich einfach nicht mehr erinnern. Den musste ich am Folgetag nachprobieren.

Hier nun die von mir notierten Einzelheiten:

Eröffnet wurde die Probe nicht mit dem üblichen Champagner, sondern mit einem

2014er Rigodulum Brut, einem Riesling-Sekt vom Weingut Römerhof aus Riol von der Mosel. Alc. 12%. Auf dieses Weingut wurde ich aufgrund einer 99 Punkte-Bewertung der 2003er Ausgabe des Rigodulums aufmerksam. Damals ein ungewöhnlich cremiger Riesling-Sekt. Heute ein ungemein frischer, reintöniger Sekt mit kristallklarer Riesling-Frucht, so wie meine Frau Wera und ich es mögen. Da kann mir jeder Champagner gestohlen bleiben. Aber, nicht jeder Teilnehmer sah das genauso. Mit Herzschmerz musste ich beobachten, wie ein Teilnehmer sein Glas entsorgte, mit der Bemerkung: ist halt kein Champagner. So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein. Bei mir hatte dieser Sekt 91 NK Punkte.

Weiter ging es mit einer

2009er Schloßböckelheimer Kupfergrube Riesling trocken GG vom Weingut Schäfer-Fröhlich aus Bockenau. Alc. 13%.

In der Nase kommt mir eine ungewöhnliche Feuerstein-Aromatik entgegen. Allerdings begleitet von ersten Petrolnoten. Das Eine vermutlich Folge der Spontanvergärung, das Andere vermutlich Folge des Jahrgangs. Der Wein hat jetzt die richtige Trinkreife. Vollmundig mit einem gewissen Druck aber vermutlich nicht mit langer Zukunft. Zumindest für meine Wahrnehmung. Recht langer Abgang. Bei mir derzeit 93 NK Punkte.

Den folgenden Wein gab es zwar erst später zum Fischgang, ohne Schale gebratenen Black Tiger Garnelen mit grünem Spargel vom Hof Beckmann in Kirchhellen und einem Basilikum Pesto. Ich ziehe ihn aber hier nach vorne um die Reihe der portugiesischen Rotweine nicht zu stören.

Der

2008er Puligny-Montrachet 1er Cru Champ Gain von Olivier Leflaive (Alc. 13%) ist ein jetzt auf den Punkt gereifter, weißer Burgunder mit einer recht leichten Holznote (die ich bei Weißweinen in der Regel nicht mag), die aber zu diesem Fischgang aufgrund der leichten Röstnote der Garnelen bestens harmonierte. Der Wein wirkte ausreichend frisch mit einer leicht cremigen Note. Äußerst elegant bei guter Länge. 92 NK Punkte.

Irgendwo weiter hinten hat meine Frau ein wunderbares Kalbskarree (auf den Punkt langzeit gegart) serviert. Mit großen weißen Bohnen und im Ganzen angebratenen, aber vorgekochten Kartöffelchen. Angesichts der Fülle von Weinen konnte jeder Teilnehmer Weinreste dazu trinken.

Hier nun das Protokoll der portugiesischen Weine:

1.
1990 Garrafeira Reserva Particular Vinho de Mesa Tinto - Lisboa
Alc 12,5%
Antonio Bernardino Paulo da Silva – Beira Mar
Touriga Nacional

Helles Rot mit braunen Rändern, fein gereifte, etwas zerbrechlich wirkende Nase, Unterholz, etwas Schokolade, im Mund leichter Körper, saubere, intakte Frucht die trotz des Alters noch Kirschtöne enthielt, die reife (mürbe) Tannin-Struktur wird von einer lebendigen Säure begleitet, der Wein erinnert mich an einen schön gereiften Barolo, passable Länge, ein sehr gelungenes Garrafeira-Exemplar, 88 NK Punkte

2.
1965 Garrafeira Reserva Vinho Tinto
keine Alkoholangabe
Caves Acacio
Keine Angaben über verwendete Rebsorten recherchierbar, in der Regel Mischsatz autochtoner Rebsorten

Rostbraune Farbe, in der Nase oxidativ, Maggi, der Wein hat es hinter sich, auch geschmacklich nur noch oxidativ, Säurespuren sind vorhanden, für mich keinerlei Genusswert mehr, ohne Bewertung

3.
1955 Garrafeira Vinho Tinto
Alc 12%
Carvalho, Ribeiro & Ferreira, Lda.
Keine Angaben über verwendete Rebsorten recherchierbar, in der Regel Mischsatz autochtoner Rebsorten

Helles Rot mit rostbraunen Rändern, reife aber intakte Nase, Kräuter, Liebstöckel, keine Maggi-Ausprägung, durchaus angenehm, im Mund leichter bis mittlerer Körper, gereifte aber durchaus saubere Frucht, die recht präsente Säure gibt diesem Altwein eine erstaunlich schöne Frische, insgesamt wirkt der Wein schon etwas fragil mit mürben Tanninresten und dennoch wirkt er noch trinkig bzw. macht noch Trinkspaß, knapper Abgang, erstaunlich, hat sich auch über die nächsten 2 Tage ohne nennenswerten Luftton gehalten, 84 NK Punkte

4.
2000 Campo Ardosa – Testa Bianca Vinho Tinto - Douro
Alc 13,5%
Quinta da Carvalhosa (Projekt von Werner Näkel, Bernd Philippi, Bernhard Breuer)
Cabernet Sauvignon, Merlot

Diesen Wein konnte ich nur aus der Erinnerung bewerten, ein vollmundiger, deutlich gereifter Rotwein eher internationaler Stilistik der mich etwas enttäuscht, sicher kein schlechter Wein, aber im Vergleich zu den heute verkosteten „autochtonen“ Portugiesen eher belanglos, wer braucht CS und Merlot aus Portugal?, ordentliche Länge, 86 NK Punkte

5.
2000 Syrah Vinho Tinto - Alentejano
Alc 14%
Joao Portugal Ramos Vinhos, S.A., Estremoz
Syrah

Leider Kork, in der Vorprobe im Spiegelau Glas nicht entdeckt, im Burgunder-Glas von Zalto gnadenlos aufgedeckt. Schade.

6.
2000 Trincadeira Vinho Tinto - Alentejano
Alc 13,5%
Joao Portugal Ramos Vinhos, S.A., Estremoz
Trincadeira

Rubinrote Farbe, saubere, klare Beerenfrucht in der Nase, im Mund mittlerer Körper, saftige, feste Frucht, kräftige Tannin-Struktur, schöne Säure, gute Länge, mit dem Wiedererkennungswert der Rebsorte hätte ich aber Schwierigkeiten, war abe auch mein erster reinsortiger Trincadeira, 86 NK Punkte

7.
2000 Aragonez Vinho Tinto - Alentejano
Alc 13%
Joao Portugal Ramos Vinhos, S.A., Estremoz
Aragonez

Rubinrote Farbe, saubere, dezent gereifte Kirschfrucht in der Nase, auch etwas Rauch, etwas Teer, im Mund mittlerer Körper, saftige, noch jugendlich wirkende Frucht, die kräftige Säure hält ihn frisch, die Tannine sind noch entwicklungsfähig, geben dem Wein eine rustikale Note, ordentliche Länge, 88 NK Punkte

8.
2000 Cortes de Cima Vinho Tinto - Alentejano
Alc 14%
Hans Kristian Jorgensen
Alicante Bouschet, Aragonez, Cabernet Sauvignon, Petit Verdot und andere

Ziegelrote Farbe mit braunem Rand, in der Nase finde ich eine präsente, aromatisch-würzige Frucht mit einer deutlichen Minzspuren, im Mund leichter bis mittlerer Körper, hochintensive, saftig-aromatische Frucht die von einer lebendigen Säure begleitet wird, der Wein kleidet den Gaumen aus ohne dicht oder kompakt zu wirken, erstaunlich, mürbe Tannine, gute Länge, 88 NK Punkte

9.
2000 Paco dos Falcoes Reserva - Ribatejo
Alc 14,5%
Casa Agricola da Quinta do Falcao (Enologe Jose Neiva Correia)
Periquita, Cabernet Sauvignon

Rubinrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase mit leicht animalischer Tendenz, aber erträglich, im Mund leichter bis mittlerer Körper, säuregeprägte, leicht animalische Frucht, mürbe Tannine, kommt recht lebendig rüber, dennoch nicht ganz mein Wein, findet aber erfahrungsgemäß Liebhaber die von einer anderen, aromatischen Dimension sprechen, passable Länge, bei mir nur 85 NK Punkte

10.
2001 Cortes de Cima Vinho Tinto Incognito - Alentejano
Alc 14,5%
Hans Kristian Jorgensen
Syrah

Ziegelrote Farbe mit braunem Rand, fein gereifte, saubere, duftig-intensive Frucht in der Nase, Waldbeeren, Unterholz, im Mund mittlerer Körper, saftig-minzige Frucht, hohe Geschmacksintensität, hätte ich blind für einen hochklassigen australischen Syrah gehalten, schöne Säure, mürbe Tannine, recht lang im Abgang, 91 NK Punkte

11.
1997 Passadouro Vinho Tinto - Douro
Alc 13,5%
Quinta da Passadouro Sociedade Agricola (Niepoort)
Vermutlich autochtoner Mischsatz

Rubinrote Farbe, ausgesprochen animalisch-stallige Nase, kommt sehr intensiv rüber, im Mund mittlerere Körper, die Stallaromatik setzt sich ungebremst fort, es fehlt jeder Ansatz um das Glas auszutrinken, nicht mein Ding, 81 NK Punkte

12.
2004 Quinta da Pellada Dao
Alc 13%
Alvaro Manuel Albuquerque de Figueiredo e Castro, Pinhancos
Touriga Nacional

Rubinrote Farbe, in der Nase saubere, präsente Kirschfrucht und (sehr ungewöhnlich) Kakaopulver, im Mund mittlerer Körper, saftig-intensive Frucht mit sauberem Geschmacksbild, auch hier Kakao belebt durch eine kräftige Säure, kleidet den Gaumen aus, salzige Spuren, gute Länge, überraschend toller Wein, 93 NK Punkte

13.
1999 Vila Santa Vinho Tinto - Alentejano
Alc 14%
Joao Portugal Ramos Vinhos, S.A., Estremoz
Aragonez, Trincadeira, Alicante Bouschet, Cabernet Sauvignon

Rubinrote Farbe, saubere, elegante Nase, Kirsche, dunkle Waldbeeren, im Mund mittlerer Körper, Kirschfrucht, feinkörnige Tannine, schöne Säure, gute Geschmacksintensität, mittlere Länge, 92 NK Punkte

14.
1999 Redoma Tinto - Douro
Alc 14%
Niepoort (Vinhos) S.A., V.N. Gaia
Tinto Amaren, Touriga Francesca

Rubinrote Farbe, in der Nase für mich sehr schwierig, da ausgesprochen animalisch, im Mund mittlerer Körper, der Naseneindruck setzt sich mit einer nahezu ausschließlich animalisch geprägten Frucht fort, gute Säure-Struktur, Tannine harmonisch eingebunden, passable Länge, nicht mein Wein, dennoch 85 NK Punkte

15.
2000 Quinta de Napoles Tinto - Douro
Alc 13,5%
Niepoort (Vinhos) S.A., V.N. Gaia
Vermutlich autochtoner Mischsatz

Rubinrote Farbe, in der Nase dunkle schokoladig-beerige Frucht, im Wein mittlerer Körper, saftig-seriöse Frucht mit guter Tannin-Struktur, sehr mineralisch, schöne Säure, gute Länge, toller Wein, 94 NK Punkte

16.
2000 Mouchao Alentejano
Alc 13,5%
Vinhos de Cavaca Dourada S.A.
Alicante Bouschet, Trincadeira

Rubinrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase sehr schön gereifte, nobel wirkende Frucht, Pilze, Unterholz, aber auch Kirsche, im Mund mittlerer Körper, ausgesprochen saftige, intensive Frucht, Sauerkirsche, mineralisch-salzige Ausprägung, gut eingebundene Säure, kleidet den Gaumen aus, gute Länge, hoher Trinkspaß, 95 NK Punkte

17.
1999 Batuta Tinto - Douro
Alc 14,5%
Niepoort (Vinhos) S.A., V.N. Gaia
Tinto Amaren, Touriga Francesca

Dunkelrote Farbe, in der Nase dunkle, tief wirkende Waldbeerenfrucht, im Wein mittlerer Körper, saftig-intensive Frucht, schöne Säure, gute, reife Tannin-Struktur, der Wein vermittelt ein präsentes aber harmonisches Mundgefühl, gute Länge, 94 NK Punkte

18.
2006 Poeira - Douro
Alc 14,5%
Jorge Nobre Moreira, Provesende
Touriga Nacional, Tinta Roriz und andere

Kirschrote Farbe, in der Nase jugendliche, etwas verhaltene Kirschfrucht, dezente Holzwürze, im Mund mittlerer Körper, blitzsaubere Kirschfrucht mit schöner Intensität, mineralisch-salziger Ausdruck, die gut eingebundene Säure steht dem Wein gut zu Gesicht, mittlere Länge, sehr schöner Wein der noch Zeit braucht, 93+ NK Punkte

19.
1999 Marques de Borba Reserva - Alentejo
Alc 14%
Joao Portugal Ramos
Aragonez, Trincadeira

Rubinrote Farbe mit leicht braunem Rand, wunderschön gereifte Nase, dezente Holzwürze, Kirsche, Schokolade, wirkt nobel, im Mund mittlerer Körper, saftig-lebendige Frucht mit mürber aber präsenter Tannin-Struktur, schöne Säure, der Wein kleidet den Gaumen aus, gute Länge, ein toller Wein auf seinem Höhepunkt, 93 NK Punkte

20.
2005 Pintas - Douro
Alc 14%
Wine & Soul, Lda., Pinhao (Sandra Tavares da Silva, Jorge Serodio Borges)
Touriga Nacional, Tinta Roriz

Tiefes Rot mit lila Ausrichtung, in der Nase jugendliche, saubere Frucht, Kirsche, Brombeere, im Mund mittlerer Körper, jugendliche, saubere, intensive Kirschfrucht, dichter aber zugänglicher Tanninteppich, salzig-mineralische Spuren, schöne Säurestruktur, hat Biss, gute Länge, eigentlich Kindermord, 93+ NK Punkte

21.
2005 Quinta do Mouro Gold Label - Alentejano
Alc 14%
Miguel de Orduna Viegas Louro, Estremoz
Aragonez, Alicante Boschet und andere

Tiefes, blickdichtes Rot, in der Nase tiefe, jugendliche Kirschfrucht, im Mund mittlerer Körper, feste, mineralisch-salzige Frucht, ein Konzentrat, schöne Säure, erinnert an sehr gute Prioratos, kräftige, noch reifebedürftige Tannin-Struktur, viel zu jung aufgezogen, ein Wein mit viel Potential, langer Abgang, toll, 95+ NK Punkte

22.
2004 Quinta do Crasto Vinha da Ponte - Douro
Alc 14,5%
Sociedade Agricola da Quinta do Crasto, Ferrao
22 grape varieties of 90 years old grapes

tiefdunkles Rot in der Farbe, in der Nase tiefe, dunkle, jugendliche Frucht von dunklen Waldbeeren, Kirsche, Schokolade und ein Hauch Minze, zeigt bereits hier seine Klasse, im Mund springt mich ein dichter Körper voller Saft und Intensität an, zugängliche aber dennoch sehr feste Tannin-Struktur, gut eingebundene Säure, harmonisch, ausgewogen, einfach Klasse, ein Wein mit viel Zukunft obwohl er schon mehr als ein Jahrzehnt hinter sich hat, viel zu jung aufgezogen, kann aus meiner Sicht mit den Spitzenweinen dieser Welt mithalten, was der sehr hohe Einkaufspreis leider auch schon anzeigt, sehr lange Abgang, 98+ NK Punkte

23.
1977 Taylor’s Vintage Port
Alc 21%
Taylor, Fladgate & Yeatman Vinhos S.A.R.L.

Ziegelrote Farbe mit aufhellendem braunen Rand, in der Nase fast noch jugendlich wirkende, komplexe Frucht, verströmt Süße und Alkohol, im Mund dichter Körper, hochintensive, süße Frucht mit etwas schärfendem Alkohol, süße Schokolade, Mon Cherie, gute Tannin-Struktur, unendlich lang, mindestens 30 Jahre zu früh getrunken, sehr subjektive 94 NK Punkte, die vergleichsweise niedrigen Punkte haben mit meinen Problemen bei Süßweinen zu tun, die Kombination mit den vier verschiedenen Blauschimmel-Käsesorten passte aber ausgezeichnet

------------------------------------------------------------

Fazit:

Vor einigen Jahren habe ich mich bei einer Schiffstour auf dem Douro in die Gegend des Douro-Tales verliebt. Einfach herrlich. Auch die heutzutage eher modern gemachten Rotweine hatten mir als Essensbegleiter samt und sonders gefallen. Obwohl natürlich alle zu jung. Gesammelt habe ich portugiesische Rotweine hin und wieder schon in früheren Jahren. So weit sie mir in die Finger fielen. Die nicht so teuren, rebsortenreinen Weine von Joao Portugal Ramos gehörten mit zu den ersten von mir gekauften Portugiesen. Dann kamen Weine von Cortes de Cima dazu, die mich bereits in früheren Jahren bei Erstöffnung mit ihrer Minzaromatik immer wieder an australische Weine erinnert haben.

Ich war zufrieden mit der Probe. Es gab zwar Enttäuschungen, wie z.B. einige Weine von Niepoort, die im Vergleich eigentlich viel zu teuer waren. Aber es gab auch tolle Erlebnisse wie den 55er Garrafeira, den 2000 Mouchao und den 2004er Quinta de Pellada aus der ja Dao-Region, die ja in der Regel mit ihren Weinen eher enttäuscht. Bei den Weinen ab 2004 und jünger war es ja eher ein Potential-Trinken. Die meisten Weine waren weit von Ihrer wirklichen Trinkreife entfernt. Auch wenn man die hervorgehobene Klasse eines Quinta do Crasto Vinha da Ponte spürte. Auch der 1977er Vintage Port war weit von interessanter Trinkreife entfernt. In 30 Jahren sehen wir weiter. Ach so, doch eher unwahrscheinlich. Aber Ihr könnt mir dann ja eine aktuelle VKN nachsenden. :lol:

So, ich fürchte, das war für lange Zeit meine letzte VKN.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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Winedom

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragDi 31. Mai 2016, 23:36

Hallo Norbert!
Danke für die Verkostungsnotizen der Portugal Weine.
Das ist schon mal eine gute Vorlage um endlich eine Probekiste dieses Landes zu ordern.
Ich hatte vielleicht 1 oder 2 mal Wein von dort und weiss eigentlich gar nichts.
Ausser das ich auch die wunderschönen Bilder der Weinhänge des Duorotales kenne und sehr verlockend finde.

Gruss Rainer
und hoffentlich gibt es doch wieder einen Weinbericht bei Gelegenheit!
Viele Grüße
Rainer
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moc

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMi 1. Jun 2016, 17:41

Ich schick es gleich vor weg.......ich bin derjenige, der Norbert's Sekt ausgeschüttet hat....Herzschmerz wollte ich jedoch dabei bei Dir nicht hervorrufen lieber Norbert....... 8-)

Für mich war es absolutes Neuland, dass ich mit dieser Fülle an Weinen betrat und ich hatte mich im Vorfeld sehr auf diese Probe gefreut, da Neugier schließlich mein zweiter Vorname ist...... ;).....meine Erwartungen wurden dann auch nicht enttäuscht, obwohl nicht alle Weine letztlich meinen Zuspruch fanden. Grundsätzlich kann ich mich Norbert's Ausführungen nur anschließen. Vieles was so um die 10 Jahre alt war, war weit weit von der Trinkreife entfernt und auch der Port war ein Baby.

Beide Cortes de Cima Weine gefielen mir recht gut. Nach Aussage von Norbert liegen sie preislich irgendwo zwischen 15 und 20 Euro und weisen meiner Meinung nach damit ein tolles Preis / Genussverhältnis auf. Wein des Abends war für mich der Mouchao. Beide großen Niepoort Weine waren sehr gut.....jedoch mit leicht moderner Stilistik.

Am Ende der Probe musste ich auch den doch höheren Alkoholgradierungen portugiesischer Rotweine Tribut zollen.....oder hätte ich mehr spucken sollen......wie auch immer.....lieben Dank Norbert und Wera für die perfekte Organisation der Probe und die Speisen!!!!!
grüße jens
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kreutzer

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VKN vom 6.1.2017 Prioratos aus 2013/2014

BeitragFr 13. Jan 2017, 08:38

Hallo Weinforum,

Es ist eine ganze Weile her, dass ich die letzte Verkostungsnotiz ins Weinforum gestellt habe.

Ein bei mir eingegangenes Weinpaket von Silke und Wolfgang Spruch (Silke’s Weinkeller) mit den Erstlingsweinen Ihres gemeinsam mit dem ehemaligen Kellermeister von Vall Llach, Alvarez Duran, realisierten Priorat-Projektes aus den Jahren 2013 und 2014 hat mich dann doch animiert, diese im Vorfeld hoch gelobten Weine bereits in Ihrer Jugend zu überprüfen. Die Weine erheben gemäss den Werbeschlagzeilen bei Silke’s Weinkeller den Anspruch, in der Klasse eines l’Ermita, Mas Doix 1902 oder Vall Llach Mas de la Rosa mitspielen zu können. Dementsprechend ambitioniert sind die aufgerufenen Preise.
Der 2014 Terroir X de Llicorella La Vina Vieja soll EUR 99 kosten. Der El Segundo liegt knapp über EUR 50 und der La Tercera bei ca. EUR 30.

Vor diesem Hintergrund habe ich einige Weinfreunde zu einer Blindprobe eingeladen, darunter mit Torsten Hammer und Klaus-Peter Werner zwei ausgewiesene Priorat-Spezialisten. Wir haben die Terroir X-Weine des Gemeinschaftsprojektes Spruch/Alvarez Duran durch einige Weine aus den gleichen Jahrgängen ergänzt, darunter Finca Dofi aus 2013 und 2014 von Alvara Palacios (der l’Ermita war mir dann doch zu teuer) sowie Nit de Nin aus 2013 und 2014 von Ester Nin und zwei Empits aus dem Programm von Torsten Hammer. Weitere Weine ergeben sich aus den folgenden Verkostungsnotizen.

Die Blindprobe erstreckte sich über 2 Tage. Am ersten Tag gab es nur die Jungweine aus 2013 und 2014. Am zweiten Tag wurde die Probe durch eine Anzahl gereifter Prioratos aus meinem Keller und weiteren Einbringungen der Gäste ergänzt. Die von mir eingebrachten Altweine waren den Teilnehmern völlig unbekannt.
Umgekehrt kannte ich die Mitbringsel der Gäste nicht.
Die Probe wurde am zweiten Tag von zwei weiteren Weinkennern komplettiert, wobei Bernd Handschuh umfangreiche Erfahrungen mit Weinen aus aller Welt hat. Für Darius Namdjou als ausgewiesenem Italien-Kenner war das Priorat eine eher neue Erfahrung, zumindest in dieser Konzentration.

Die Terroir X-Weine und die Weine von Finca Dofi wurden bereits in den frühen Morgenstunden doppelt dekantiert. Meine Frau Wera hat die Weine dann vor der Probe in Karaffen dekantiert und die Reihenfolge protokolliert. So wussten die Teilnehmer am ersten Tag zum Teil was wir ins Glas bekommen würden aber nicht wann und in welcher Reihenfolge. Das Torsten Hammer aus seinem Programm

(http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... ratfuhrer/)

einen Roquers de Samso und zwei Pater von Ficaria Vins aus dem Montsant eingebracht hat, war mir gänzlich unbekannt.
Wera hat die Reihenfolge nach eigenem Gutdünken gut gemischt. Die Karaffen ließen keinerlei Einschätzung zu.

Insofern gebe ich bei den folgenden Verkostungsnotizen nur das wieder, was ich mir während der Probe notiert habe. Keinerlei nachträgliche Ergänzungen oder Punkteveränderungen.

Der Tag 2, erweitert um die Alt-Prioratos, wird in einem separaten Protokoll wiedergegeben.

Da wir vor der Probe dringend eine Essensgrundlage benötigten und Wera für die Zubereitung des Saumagens (haben uns Karola und Otto Bender-Haaß aus Kallstadt mitgebracht) noch Zeit brauchte, haben wir im Vorfeld der Probe noch einen Priorato dazwischen geschoben und zwar einen sehr alten (vielleicht zu alten) Basiswein von Mas Igneus, den

1999 Barranc dels Closos - Priorat
Mas Igneus, Poboleda
Alc 14%.

Leider hatte diese Flasche einen Schlag weg. Der Korken vermittelte einen muffigen Eindruck. Vermutlich kein Kork (TCA) aber auch kein Genuss mehr. Wirkte auf mich sehr einfach gestrickt und zeigte keinerlei Priorat-Qualitäten. Schade.

Der Essensbegleiter, ein 2014 Kallstadter Saumagen „S“ aus der ehemaligen Einzellage „Nil“ vom Weingut Benderhof war hingegen ein wunderbarer Begleiter zum Saumagen aus dem Backofen.

Flight 1

1.
2014 Les Crestes - Priorat
80% Garnatxa, 10% Carinyena, 10% Syrah
Celler Mas Doix
Alc 14,5%

NK: In der Farbe dunkles, tiefes Violett, in der Nase jugendliche, saubere Beerenfrucht, zeigt durchaus eine gewisse Tiefe, im Mund leichter bis mittlerer Körper, saftige, trinkanimierende Frucht mit einem deutlichen Säurekick, eher elegant als mächtig mit moderatem Tanningerüst, die Frucht erinnert mich an Sauerkirsche, passable Länge, 88 NK Punkte

KPW: Tief betörende mineralische Nase, dichte rote Frucht, wow! Am Gaumen schöne Kirschfrucht, sehr dichter Extrakt, feines Tannin, jugendlich, macht aber sehr viel Spaß. Sehr elegant mit feinem Abgang. 95+ VP

TH: 94+

2.
2014 Pater - Montsant
100% Garnatxa Negra
Ampolla 445 von insgesamt 1.432 Ampolles
Ficaria Vins, La Figuera
Alc 14,5%

NK: In der Farbe finde ich ein recht transparentes Rot mit rosa Rand, in der Nase etwas einfach gestrickte Frucht, sauber, eher ohne Tiefgang, im Mund leichter bis mittlerer Körper, jugendlich-lebendige Beerenfrucht, leicht aufrauhende Tannine bei recht deutlicher Säure, vermutlich der Jugend geschuldet, ich vermisse Mineralität und Tiefe, der Wein wirkt auf mich etwas einfach gestrickt, bei zunehmende Reife vermutlich eher elegant rüberkommend, passable Länge, 87+ NK Punkte

KPW: Betörend würzige und mineralische Nase, sehr animierend, baut sich mit mehr Luft schön im Glas auf und wird immer besser.
Im Mund dunkle Frucht, dichter Extrakt, elegant und facettenreich. Sehr gut. 94+ VP

TH: 95+


Flight 2

3.
2013 Terroir X de Llicorella La Vina Vieja - Priorat
95% Carinyena, 3% Garnacha, 1% Moscatell Tinto, 1% Moscatell Blanco
Flasche 31 von insgesamt 300 Flaschen
Bodega Alvarez Duran, Porrera
(Projekt von Silke und Wolfgang Spruch)
Alc 15%

NK: In der Farbe dunkles, tiefes Rot mit leicht aufhellendem Rand, in der Nase tiefe, dunkle, seriöse Beerenfrucht, absolut sauber, im Mund mittlerer bis dichter Körper, intensive, mineralisch-salzige Frucht, tolle Struktur, ein Hauch Minze, dichte aber noble Tannin-Struktur, gut eingebundene Säure, langer, tiefer Abgang, einfach Klasse, 96+ NK Punkte

KPW: Dichte rote Frucht, feine Kokosraspel, Vanille, schöne Würze, braucht Luft und legt von Minute zu Minute zu, schon die Nase vielschichtig. Am Gaumen frisch, betörend dichter Extrakt, mit dichter, eleganter, roter Frucht, sehr nobel mit wunderbarer Struktur, vielschichtig und animierend. Sehr lang, bleibt wunderbar am Gaumen haften, Top. 97+ VP

TH: 98+


4.
2013 Pater - Montsant
100% Garnatxa Negra
Ampolla 1.118 von insgesamt 1.441 Ampolles
Ficaria Vins, La Figuera
Alc 15%

NK: kirschrote Farbe, in der Nase saubere, frische Frucht von dunkelroten Beeren sowie leicht ätherisch wirkenden Noten, im Mund mittlerer Körper, saftig-mineralische Frucht, eher elegant, kleidet aber den Gaumen aus, zeigt eine leicht metallische Note, Graphit?, auch Lakritze, gute Länge, 94+ NK Punkte

KPW: Bisher die würzigste Nase des Abends, betörendes Parfum, Garnacha?, Pater?, Am Gaumen süße Kirschfrucht, aber auch schwarze Früchte: Brombeere, schwarze Johannisbeere, feine Mineralik, mit langem sanftem Abgang. 96+ VP

TH: 97+


Flight 3

5.
2013 Finca Dofi - Priorat
95% Garnatxa, 5 % Carinyena
Alvaro Palacios, Gratallops
Alc 14,5%

NK: kirschrote Farbe, in der Nase saubere, aromatische Beerenfrucht, Brombeere und ein Hauch Trüffel, im Mund mittlerer Körper, saftige, mineralisch-salzige, straffe Frucht, das ist Priorat, moderate, zugängliche Tannine, deutliche Säure-Struktur, der Wein kleidet den Gaumen aus und ist doch trinkanimierend, erzeugt Spannung, in der Aromatik etwas floral, Flieder, Veilchen, gute Länge, 94+ NK Punkte

KPW: Auffallend hellrote Farbe, sehr betörende Nase, feine Frucht, Nasenparfum. Am Gaumen frisch mit sehr betörender Frucht und feinem Extrakt, wirkt fast schlank und sehr elegant. Sehr schöne Länge. 95+ VP

TH: 94+


6.
2013 Roquers de Samso - Priorat
100% Carignan (Samso)
Celler de l’Encastell, Porrera
Bottle 446 von insgesamt 748
Alc 15%

NK: in der Farbe tiefes, fast blickdichtes Rot, in der Nase komplex, tief, ausdrucksstark, im Hintergrund Röstaromen des Holzes, Vanille, im Mund mittlerer bis dichter Körper, straffe, feste Frucht, mineralisch, aber auch holzgeschwängert, auch eine leicht likörige Note nehme ich wahr, gute Säurestruktur, langer Abgang, 94+ NK Punkte

KPW: Dichte, gewaltige Frucht, sehr üppige und würzige Nase. Am Gaumen sehr dicht, konzentriert und likörig mit dichtem Tannin und Extrakt, braucht noch viel Zeit, langer Abgang, im Moment kein Favorit von mir. 92+ VP

TH: 92+


Flight 4

7.
2013 Terroir X de Llicorella El Segundo - Priorat
Flasche 249 von insgesamt 600 Flaschen
Bodega Alvarez Duran, Porrera
(Projekt von Silke und Wolfgang Spruch)
Alc 15%

NK: in der Farbe blickdichtes Rot, in der Nase dunkle, tiefe Frucht, Kräuter, Brombeere, Holunder, im Mund dichter, komplexer Körper, tannindicht bei verhaltener Fruchtsüße, Gaumen auskleidend, gut integrierte Säure, lang, lang, lang, 96+ NK Punkte

KPW: Sehr dichte, sehr feine Nase, perfekte Mineralik, sehr betörend, so muß Priorat riechen. Am Gaumen sehr elegant, präsente Säure, dichter Extrakt, vielschichtig, sehr trinkanimierend, mehr davon! 95+ VP

TH: 94+


8.
2013 Empit - Priorat
50% Garnatxa Negre+Peluda, 30% Cabernet Sauvignon, 20 % Carinyena
Celler Castellet, Porrera
Alc 15%

NK: in der Farbe dunkles, tiefes Rot, in der Nase leicht animalisch aber tief, (Nit de Nin?), dunkelrote Beeren, im Mund mittlerer bis dichter Körper, mineralisch-salzige Struktur mit kräftigen Tanninen und einem kompakten Säure-Paket, die Tannine kommen noch etwas ruppig rüber und belegen den Gaumen, aber das wird noch, gute Länge, braucht noch viel Reifezeit, 96+ NK Punkte

KPW: Dicht, konzentriert, betörende Frucht, Power-Schiefermineralik, sehr elegante Nase, könnte Nit de Nin sein, am Gaumen schwarze Frucht, sehr elegant, müsste auf jeden Fall ein 2013 sein, hat noch viel Zeit, begeistert mich jetzt schon. 96+ VP

TH: 97+






Flight 5

9.
2014 Finca Dofi - Priorat
94% Garnatxa, 66 % Carinyena
Alvaro Palcios, Gratallops
Alc 14,5%

NK: kirschrote Farbe, in der Nase saubere, elegante Beerenfrucht, springt mich positiv und trinkanimierend an, im Mund mittlerer Körper, frische, mineralische, lebendige Frucht, wirkt fein und würzig, gute Tannin-Struktur, schöne Säure, recht lang, 95+ NK Punkte

KPW: Sehr duftige Nase, feine Frucht, 100% trinkanimierend, was für ein geniales Parfum. Am Gaumen fein und elegant, fast samtig, könnte Pater sein, falls 2014: bestellen, falls 2013: schön ihn im Keller zu haben. 96+ VP

TH: 97+


10.
2014 Nit de Nin - Priorat
60% Garnatxa, 40% Carinyena
Familia Nin Ortiz, Porrera
Alc 15%

NK: kirschrote Farbe, in der Nase aromatisch-würzige Frucht, Wera sagt Zedern-Holz, mir geht es fast schon in die Richtung Urinal, hat einen leichten Stinker, Nit de Nin?, im Mund mittlerer Körper, feste, straffe Frucht, gut integrierte Säure, gute Länge, 94+ NK Punkte

KPW: Stark riechender Kräuterstinker, der mit viel Luft nach und nach verfliegt. Am Gaumen sehr verschlossen, Babymord, dichter Extrakt, derzeit kaum zu fassen. Potential. 93++

TH: 94+


Flight 6

11.
2013 Nit de Nin - Priorat
60% Garnatxa, 40% Carinyena
Familia Nin Ortiz, Porrera
Alc 15%

NK: kirschrote Farbe, in der Nase frische, jugendliche Frucht von Süßkirsche, im Mund mittlerer Körper, lebendige, frische Frucht, trinkanimierend, mineralische Note, Säure und Tannine sind harmonisch eingebunden, aber der Wein hat einen leicht animalischen Stinker, Säure, passable Länge, 93+ NK Punkte

KPW: Extrem feine, sehr dunkle Nase, betörende Mineralik, am Gaumen sehr feiner Extrakt, feines Tannin, sehr betörend, aber eher verschlossen. Riesenpotential. 94+ VP

TH: 91+


12.
2014 Empit - Priorat
56% Grenache, 24% Syrah, 20% Carignan
Celler Castellet, Porrera
Alc 15,5%

NK: dunkelrote Farbe, in der Nase finde ich eine extreme Feuerstein-Aromatik, Zündhölzer, sehr eigenwillig, stinkt, schon sehr hart und grenzwertig, im Mund mittlerer bis dichter Körper, zeigt eine feste aber eben auch schwierige Frucht, passable Säure, moderate Tannine, gute Länge, spannend aber schwierig, 92+ NK Punkte

KPW: Heftige Nase mit Feuerstein-Phosphor-Zündholz Aromatik. Am Gaumen sehr betörend, pfeffrig und eher schlank. Unbedingt nochmal eine Flasche probieren. 93+?

TH: 97+


Flight 7

13.
2014 Terroir X de Llicorella La Vina Vieja - Priorat
Flasche 356 von insgesamt 775 Flaschen
Bodega Alvarez Duran, Porrera
(Projekt von Silke und Wolfgang Spruch)
95% Carinena von 117 Jahre alten Rebstöcken, 3% Garnacha, 1% Moscatell Tinto, 1% Moscatell Blanco
Alc 15%

NK: dunkelrote Farbe, in der Nase dunkle, etwas ins Pflaumige gehende Frucht, mittlerer Körper, etwas einfach wirkende Frucht, moderate Tannine, verhaltene Säure, passable Länge, 93+ NK Punkte

KPW: Wunderbare mineralische Nase, feiner Extrakt, sehr elegant, sehr betörend, am Gaumen sehr elegant, frisch, betörend und enorm trinkig. 95+ VP

TH: 93+


14.
2014 Terroir X de Llicorella La Tercera
Bodega Alvarez Duran, Porrera
(Projekt von Silke und Wolfgang Spruch)
40% Carinena, 20% Garnacha, 20% Syrah, 10% Cabernet Sauvignon, 8% Merlot, 1% Garnacha Blanca, 1% Macabeo Blanco
Alc 15%

NK: dunkelrote Farbe, in der Nase dunkle, saubere Frucht, im Mund mittlerer Körper, wirkt saftig, Säure und Tannine ergeben ein harmonisches Ganzes, gute Länge, 93+ NK Punkte


KPW: Faszinierend schlanke Nase mit feiner Mineralik, am Gaumen dichter Extrakt, schwarze Frucht, wunderbar zu trinken, jugendlich mit Potential. 95+ VP

TH: 96+

Flight 8

15.
2014 Terroir X de Llicorella El Segundo - Priorat
Flasche 358 von insgesamt 1186 Flaschen
Bodega Alvarez Duran, Porrera
(Projekt von Silke und Wolfgang Spruch)
40% Carinena, 25% Garnacha, 20% Syrah, 8% Cabernet Sauvignon, 4% Garnacha Blanca, 2% Macabeo Blanco, 1% Picpoul von bis zu 117 Jahre alten Rebstöcken
Alc 15%

NK: dunkelrote Farbe, in der Nase tiefe, dunkle Frucht, im Mund mittlerer Körper, saftige, trinkanimierende Frucht, schöne Säure, gute Länge, 93+ NK Punkte

KPW: Dichte Nase, dunkle Frucht, am Gaumen sehr dicht, schwarze Frucht, sehr trinkanimierend, jugendlich mit guter Länge und Potential. 95+ VP

TH: 96+


Sahnetupfer:
KPW: Zum Abschluß gab es noch eine wunderbare Riesling Auslese Saumagen 2014 vom Benderhof/Pfalz, die ich als sehr sanft mit wunderbarem Trinkfluss empfunden habe.

Ein Fazit wird am Tag 2 gezogen.

Gruß aus Oberhausen
Norbert Kreutzer
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kreutzer

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Nachtrag VKN vom 6.1.2017 Prioratos aus 2013/2014

BeitragMo 16. Jan 2017, 16:07

Hallo Weinforum,
Torsten Hammer hat nun doch schon seinen Beitrag einarbeiten können. Hier also der um Torsten Hammers Beitrag ergänzte 1. Tag der Priorat-Verkostung in voller Länge. Wer die 1. Fassung schon gelesen hat, kann sich auf die TH-Beiträge konzentrieren.

Hallo Weinforum,

Es ist eine ganze Weile her, dass ich die letzte Verkostungsnotiz ins Weinforum gestellt habe.

Ein bei mir eingegangenes Weinpaket von Silke und Wolfgang Spruch (Silke’s Weinkeller) mit den Erstlingsweinen Ihres gemeinsam mit dem ehemaligen Kellermeister von Vall Llach, Alvarez Duran, realisierten Priorat-Projektes aus den Jahren 2013 und 2014 hat mich dann doch animiert, diese im Vorfeld hoch gelobten Weine bereits in Ihrer Jugend zu überprüfen. Die Weine erheben gemäss den Werbeschlagzeilen bei Silke’s Weinkeller den Anspruch, in der Klasse eines l’Ermita, Mas Doix 1902 oder Vall Llach Mas de la Rosa mitspielen zu können. Dementsprechend ambitioniert sind die aufgerufenen Preise.
Der 2014 Terroir X de Llicorella La Vina Vieja soll EUR 99 kosten. Der El Segundo liegt knapp über EUR 50 und der La Tercera bei ca. EUR 30.

Vor diesem Hintergrund habe ich einige Weinfreunde zu einer Blindprobe eingeladen, darunter mit Torsten Hammer und Klaus-Peter Werner zwei ausgewiesene Priorat-Spezialisten. Wir haben die Terroir X-Weine des Gemeinschaftsprojektes Spruch/Alvarez Duran durch einige Weine aus den gleichen Jahrgängen ergänzt, darunter Finca Dofi aus 2013 und 2014 von Alvara Palacios (der l’Ermita war mir dann doch zu teuer) sowie Nit de Nin aus 2013 und 2014 von Ester Nin. Weitere Weine ergeben sich aus den folgenden Verkostungsnotizen.

Die Blindprobe erstreckte sich über 2 Tage. Am ersten Tag gab es nur die Jungweine aus 2013 und 2014. Am zweiten Tag wurde die Probe durch eine Anzahl gereifter Prioratos aus meinem Keller und weiteren Einbringungen der Gäste ergänzt. Die von mir eingebrachten Altweine waren den Teilnehmern völlig unbekannt.
Umgekehrt kannte ich die Mitbringsel der Gäste nicht.
Die Probe wurde am zweiten Tag von zwei weiteren Weinkennern komplettiert, wobei Bernd Handschuh umfangreiche Erfahrungen mit Weinen aus aller Welt hat. Für Darius Namdjou als ausgewiesenem Italien-Kenner war das Priorat eine eher neue Erfahrung, zumindest in dieser Konzentration.

Die Terroir X-Weine und die Weine von Finca Dofi wurden bereits in den frühen Morgenstunden doppelt dekantiert. Meine Frau Wera hat die Weine dann vor der Probe in Karaffen dekantiert und die Reihenfolge protokolliert. So wussten die Teilnehmer am ersten Tag zum Teil was wir ins Glas bekommen würden aber nicht wann und in welcher Reihenfolge. Das Torsten Hammer aus seinem Programm

(http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... ratfuhrer/)

einen Roquers de Samso und zwei Pater von Ficaria Vins aus dem Montsant eingebracht hat, war mir gänzlich unbekannt.
Wera hat die Reihenfolge nach eigenem Gutdünken gut gemischt. Die Karaffen ließen keinerlei Einschätzung zu.

Insofern gebe ich bei den folgenden Verkostungsnotizen nur das wieder, was ich mir während der Probe notiert habe. Keinerlei nachträgliche Ergänzungen oder Punkteveränderungen.

Der Tag 2, erweitert um die Alt-Prioratos, wird in einem separaten Protokoll wiedergegeben.

Da wir vor der Probe dringend eine Essensgrundlage benötigten und Wera für die Zubereitung des Saumagens (haben uns Karola und Otto Bender-Haaß aus Kallstadt mitgebracht) noch Zeit brauchte, haben wir im Vorfeld der Probe noch einen Priorato dazwischen geschoben und zwar einen sehr alten (vielleicht zu alten) Basiswein von Mas Igneus, den

1999 Barranc dels Closos - Priorat
Mas Igneus, Poboleda
Alc 14%.

Leider hatte diese Flasche einen Schlag weg. Der Korken vermittelte einen muffigen Eindruck. Vermutlich kein Kork (TCA) aber auch kein Genuss mehr. Wirkte auf mich sehr einfach gestrickt und zeigte keinerlei Priorat-Qualitäten. Schade.

TH: Dieser Wein hatte mit seiner muffigen Nase, hinter der Erdbeer- und Himbeernoten standen, einfach Pech, wobei ich das auf die Flasche und nicht den Wein an sich zurück führe. Am Gaumen besser als in der Nase, süßliche Frucht, schiefriger Nachhall, aber auch relativ dünn und karg. Für einen einfachen, nun volljährigen Basiswein (denn was anderes ist er nicht und will er nicht sein) dennoch sehr beachtlich. Bei einer sauberen Nase hätte man über ein „Sehr gut am unteren Rand“ (88/100 Th) nachdenken können, diese Flasche muss aber Federn lassen. Nur mit Respekt vor dem Alter spaßbefreite 83/100 Th. Guter Wein.


Der Essensbegleiter, ein 2014 Kallstadter Saumagen „S“ aus der ehemaligen Einzellage „Nil“ vom Weingut Benderhof war hingegen ein wunderbarer Begleiter zum Saumagen aus dem Backofen.

Flight 1

1.
2014 Les Crestes - Priorat
80% Garnatxa, 10% Carinyena, 10% Syrah
Celler Mas Doix
Alc 14,5%

NK: In der Farbe dunkles, tiefes Violett, in der Nase jugendliche, saubere Beerenfrucht, zeigt durchaus eine gewisse Tiefe, im Mund leichter bis mittlerer Körper, saftige, trinkanimierende Frucht mit einem deutlichen Säurekick, eher elegant als mächtig mit moderatem Tanningerüst, die Frucht erinnert mich an Sauerkirsche, passable Länge, 88 NK Punkte

KPW: Tief betörende mineralische Nase, dichte rote Frucht, wow! Am Gaumen schöne Kirschfrucht, sehr dichter Extrakt, feines Tannin, jugendlich, macht aber sehr viel Spaß. Sehr elegant mit feinem Abgang. 95+ VP

TH: Relativ hell in der Farbe. Anfangs offen, verschließt sich dann. Kühle, kirschbetonte Nase, wird mit Luft komplexer und öffnet sich. Würzige Noten, säuerliche Früchte (Kirschen), mineralisch und kühl. Ist irgendwie noch mit angezogener Handbremse unterwegs. Hat Finesse, will aber noch Zeit. Ich vermute was aus 2014. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.


2.
2014 Pater - Montsant
100% Garnatxa Negra
Ampolla 445 von insgesamt 1.432 Ampolles
Ficaria Vins, La Figuera
Alc 14,5%

NK: In der Farbe finde ich ein recht transparentes Rot mit rosa Rand, in der Nase etwas einfach gestrickte Frucht, sauber, eher ohne Tiefgang, im Mund leichter bis mittlerer Körper, jugendlich-lebendige Beerenfrucht, leicht aufrauhende Tannine bei recht deutlicher Säure, vermutlich der Jugend geschuldet, ich vermisse Mineralität und Tiefe, der Wein wirkt auf mich etwas einfach gestrickt, bei zunehmende Reife vermutlich eher elegant rüberkommend, passable Länge, 87+ NK Punkte

KPW: Betörend würzige und mineralische Nase, sehr animierend, baut sich mit mehr Luft schön im Glas auf und wird immer besser.
Im Mund dunkle Frucht, dichter Extrakt, elegant und facettenreich. Sehr gut. 94+ VP

TH: Recht helle, auf Grenache hindeutende Farbe. Recht verschlossen in der Nase. Öeffnet sich mit Luft und wird nobler, aber auch liköriger. Am Gaumen frisch und sehr kühl, im Abgang füllig und mit viel Mineralik, aber eher Kiesel als Schiefer. Balanciert und sehr harmonisch. Eher auf der eleganten Seite, aber im Abgang zeigt er dann auch Kraft. Wandelt sich stetig und wird süßer in der Frucht. Schöne Länge und viel Potential. Aufgrund der Verschlossenheit vermute ich eher was aus 2013. 95+/100 Th. Großer Wein.


Flight 2

3.
2013 Terroir X de Llicorella La Vina Vieja - Priorat
95% Carinyena, 3% Garnacha, 1% Moscatell Tinto, 1% Moscatell Blanco
Flasche 31 von insgesamt 300 Flaschen
Bodega Alvarez Duran, Porrera
(Projekt von Silke und Wolfgang Spruch)
Alc 15%

NK: In der Farbe dunkles, tiefes Rot mit leicht aufhellendem Rand, in der Nase tiefe, dunkle, seriöse Beerenfrucht, absolut sauber, im Mund mittlerer bis dichter Körper, intensive, mineralisch-salzige Frucht, tolle Struktur, ein Hauch Minze, dichte aber noble Tannin-Struktur, gut eingebundene Säure, langer, tiefer Abgang, einfach Klasse, 96+ NK Punkte

KPW: Dichte rote Frucht, feine Kokosraspel, Vanille, schöne Würze, braucht Luft und legt von Minute zu Minute zu, schon die Nase vielschichtig. Am Gaumen frisch, betörend dichter Extrakt, mit dichter, eleganter, roter Frucht, sehr nobel mit wunderbarer Struktur, vielschichtig und animierend. Sehr lang, bleibt wunderbar am Gaumen haften, Top. 97+ VP

TH: Wow! Eine betörend offene Nase, die sofort Carignan – Alarm vermeldet. Dunkle, Porrera – typische Frucht, ein Riechtraum, sexy. Am Gaumen eine süße, reife und knackige Frucht. Mittlerer Körper, explodiert mit dem intensiven Schlürfen. Ganz großes Kino, Kunst, die die Sinne verführt. Porrera mit Sicherheit, eher von der Stilistik her 2014, aber dann einer der richtig Guten. 98+/100 Th. Weltklassewein.

4.
2013 Pater - Montsant
100% Garnatxa Negra
Ampolla 1.118 von insgesamt 1.441 Ampolles
Ficaria Vins, La Figuera
Alc 15%

NK: kirschrote Farbe, in der Nase saubere, frische Frucht von dunkelroten Beeren sowie leicht ätherisch wirkenden Noten, im Mund mittlerer Körper, saftig-mineralische Frucht, eher elegant, kleidet aber den Gaumen aus, zeigt eine leicht metallische Note, Graphit?, auch Lakritze, gute Länge, 94+ NK Punkte

KPW: Bisher die würzigste Nase des Abends, betörendes Parfum, Garnacha?, Pater?, Am Gaumen süße Kirschfrucht, aber auch schwarze Früchte: Brombeere, schwarze Johannisbeere, feine Mineralik, mit langem sanftem Abgang. 96+ VP

TH: Das Gegenstück zum Carignan. Lass mich zeigen, was Grenache kann, bettelt er. Sehr noble Nase, kommt wie eine sich anschleichende Raubkatze, etwas wild und ungestüm, packend und damit faszinierend. Am Gaumen sehr fein und ebenso packend, baut mit dem Schlürfen dann Kraft auf, bleibt aber von burgundisch anmutender Tiefe. Süße, reife Frucht auf viel Stein. Explodiert im Abgang förmlich. Langer sanfter Nachhall. Ein Gaumenschmeichler. Vermutlich 2013. 97+/100 Th. Weltklassewein.

Flight 3

5.
2013 Finca Dofi - Priorat
95% Garnatxa, 5 % Carinyena
Alvaro Palacios, Gratallops
Alc 14,5%

NK: kirschrote Farbe, in der Nase saubere, aromatische Beerenfrucht, Brombeere und ein Hauch Trüffel, im Mund mittlerer Körper, saftige, mineralisch-salzige, straffe Frucht, das ist Priorat, moderate, zugängliche Tannine, deutliche Säure-Struktur, der Wein kleidet den Gaumen aus und ist doch trinkanimierend, erzeugt Spannung, in der Aromatik etwas floral, Flieder, Veilchen, gute Länge, 94+ NK Punkte

KPW: Auffallend hellrote Farbe, sehr betörende Nase, feine Frucht, Nasenparfum. Am Gaumen frisch mit sehr betörender Frucht und feinem Extrakt, wirkt fast schlank und sehr elegant. Sehr schöne Länge. 95+ VP

TH: Kardinalsrot, staubig kalkige Kirsche in er Nase, öffnet sich mit Luft immer mehr. Kräuterwürzig, wandelt sich stetig im Glas. Am Gaumen sehr kühl und mit sehr süßer Frucht, mir fast etwas zu süß. Burlatkirsche mit einem Hauch Vanille. Süßer langer Nachhall, die süße Frucht ist mir fast zu dominant und geht zumindest im jetzigen Stadium zu Lasten der Komplexität. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.


6.
2013 Roquers de Samso - Priorat
100% Carignan (Samso)
Celler de l’Encastell, Porrera
Bottle 446 von insgesamt 748
Alc 15%

NK: in der Farbe tiefes, fast blickdichtes Rot, in der Nase komplex, tief, ausdrucksstark, im Hintergrund Röstaromen des Holzes, Vanille, im Mund mittlerer bis dichter Körper, straffe, feste Frucht, mineralisch, aber auch holzgeschwängert, auch eine leicht likörige Note nehme ich wahr, gute Säurestruktur, langer Abgang, 94+ NK Punkte

KPW: Dichte, gewaltige Frucht, sehr üppige und würzige Nase. Am Gaumen sehr dicht, konzentriert und likörig mit dichtem Tannin und Extrakt, braucht noch viel Zeit, langer Abgang, im Moment kein Favorit von mir. 92+ VP

TH: Schwarzes Biest, noch eingerollt. Wacht mit Luft dann auf und streckt sich erst einmal. Wird immer voller, sehr kräutrige Noten, ebenfalls sehr süß. Am Gaumen fett und voll. Braucht viel Zeit, sich zu harmonisieren. Recht prall und drall, zumindest derzeit zu viel des Guten. Irgendwas aus Porrera, vermutlich 2013 im Tiefschlaf. Abwarten. 92+/100 Th. Sehr Guter Wein.


Flight 4

7.
2013 Terroir X de Llicorella El Segundo - Priorat
Flasche 249 von insgesamt 600 Flaschen
Bodega Alvarez Duran, Porrera
(Projekt von Silke und Wolfgang Spruch)
Alc 15%

NK: in der Farbe blickdichtes Rot, in der Nase dunkle, tiefe Frucht, Kräuter, Brombeere, Holunder, im Mund dichter, komplexer Körper, tannindicht bei verhaltener Fruchtsüße, Gaumen auskleidend, gut integrierte Säure, lang, lang, lang, 96+ NK Punkte

KPW: Sehr dichte, sehr feine Nase, perfekte Mineralik, sehr betörend, so muß Priorat riechen. Am Gaumen sehr elegant, präsente Säure, dichter Extrakt, vielschichtig, sehr trinkanimierend, mehr davon! 95+ VP

TH: Etwas gedeckte dunkle Porrera – Nase, öffnet sich mit Luft etwas, bleibt aber auch ein schwarzes Biest. Kratftvoll mit viel schiefer und Tannin, eine konzentrierte Kugel. Babymord, aber mit sehr viel Potential. Sollte auch aus 2013 sein. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.


8.
2013 Empit - Priorat
50% Garnatxa Negre+Peluda, 30% Cabernet Sauvignon, 20 % Carinyena
Celler Castellet, Porrera
Alc 15%

NK: in der Farbe dunkles, tiefes Rot, in der Nase leicht animalisch aber tief, (Nit de Nin?), dunkelrote Beeren, im Mund mittlerer bis dichter Körper, mineralisch-salzige Struktur mit kräftigen Tanninen und einem kompakten Säure-Paket, die Tannine kommen noch etwas ruppig rüber und belegen den Gaumen, aber das wird noch, gute Länge, braucht noch viel Reifezeit, 96+ NK Punkte

KPW: Dicht, konzentriert, betörende Frucht, Power-Schiefermineralik, sehr elegante Nase, könnte Nit de Nin sein, am Gaumen schwarze Frucht, sehr elegant, müsste auf jeden Fall ein 2013 sein, hat noch viel Zeit, begeistert mich jetzt schon. 96+ VP

TH: Ein sehr anspringendes Porrera – Nasentier vom Feinsten, sehr frisch und üppig. Extrem fein und würzig. Holunderbeere und Brombeere, schwarze Frucht, explosiv am Gaumen, eher wie ein 2013er wirkend. Sehr jung, aber sehr vielversprechend mit viel Potential, zu den Besten gehörend. 97+/100 Th. Weltklassewein.


Flight 5

9.
2014 Finca Dofi - Priorat
94% Garnatxa, 66 % Carinyena
Alvaro Palcios, Gratallops
Alc 14,5%

NK: kirschrote Farbe, in der Nase saubere, elegante Beerenfrucht, springt mich positiv und trinkanimierend an, im Mund mittlerer Körper, frische, mineralische, lebendige Frucht, wirkt fein und würzig, gute Tannin-Struktur, schöne Säure, recht lang, 95+ NK Punkte

KPW: Sehr duftige Nase, feine Frucht, 100% trinkanimierend, was für ein geniales Parfum. Am Gaumen fein und elegant, fast samtig, könnte Pater sein, falls 2014: bestellen, falls 2013: schön ihn im Keller zu haben. 96+ VP

TH: Feine, deutliche Grenachenase, verspielt und zärtlich, legt immer mehr zu, das ist Grenache vom Feinsten. Süße, reife Frucht, füllig und super lang, samtenes Tannin. Wenn es ein Pater wäre, dann 2013, für den 2014er ist er mir nicht kühl genug wirkend. Aber auf jeden Fall was, was den Keller bereichert. 97+/100 Th. Weltklassewein.

10.
2014 Nit de Nin - Priorat
60% Garnatxa, 40% Carinyena
Familia Nin Ortiz, Porrera
Alc 15%

NK: kirschrote Farbe, in der Nase aromatisch-würzige Frucht, Wera sagt Zedern-Holz, mir geht es fast schon in die Richtung Urinal, hat einen leichten Stinker, Nit de Nin?, im Mund mittlerer Körper, feste, straffe Frucht, gut integrierte Säure, gute Länge, 94+ NK Punkte

KPW: Stark riechender Kräuterstinker, der mit viel Luft nach und nach verfliegt. Am Gaumen sehr verschlossen, Babymord, dichter Extrakt, derzeit kaum zu fassen. Potential. 93++

TH: Offene, kräutrige Nase, auch Absinthkräuter. Schlank und zärtlich, so dass ich auf 2014 tippe. Mineralisch mit schöner Frische. Noch etwas schräg, aber mit Potential. Sehr elegant. Derzeit etwas an Fülle und Komplexität mangelnd, es würde mich wundern, wenn hier nicht irgendwann noch deutlich mehr geht. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

Flight 6

11.
2013 Nit de Nin - Priorat
60% Garnatxa, 40% Carinyena
Familia Nin Ortiz, Porrera
Alc 15%

NK: kirschrote Farbe, in der Nase frische, jugendliche Frucht von Süßkirsche, im Mund mittlerer Körper, lebendige, frische Frucht, trinkanimierend, mineralische Note, Säure und Tannine sind harmonisch eingebunden, aber der Wein hat einen leicht animalischen Stinker, Säure, passable Länge, 93+ NK Punkte

KPW: Extrem feine, sehr dunkle Nase, betörende Mineralik, am Gaumen sehr feiner Extrakt, feines Tannin, sehr betörend, aber eher verschlossen. Riesenpotential. 94+ VP

TH: Momentan nicht mein Wein. Biedere und solide Porrera – Nase, klassisch und gut, aber auch reht einfach am Gaumen. Fruchtbetont und gefällig, aber auch austauschbar. Da wir eigentlich keine Basisweine groß verkosten, tippe ich auf einen 2013er im Totalverschlußstadium. 91+/100 Th. Sehr Guter Wein.

12.
2014 Empit - Priorat
56% Grenache, 24% Syrah, 20% Carignan
Celler Castellet, Porrera
Alc 15,5%

NK: dunkelrote Farbe, in der Nase finde ich eine extreme Feuerstein-Aromatik, Zündhölzer, sehr eigenwillig, stinkt, schon sehr hart und grenzwertig, im Mund mittlerer bis dichter Körper, zeigt eine feste aber eben auch schwierige Frucht, passable Säure, moderate Tannine, gute Länge, spannend aber schwierig, 92+ NK Punkte

KPW: Heftige Nase mit Feuerstein-Phosphor-Zündholz Aromatik. Am Gaumen sehr betörend, pfeffrig und eher schlank. Unbedingt nochmal eine Flasche probieren. 93+?

TH: Eine nicht in Worte zu fassende Extremnase, eine Nasenbombe, bei der man in Deckung gehen muß. Als Assoziation kommt mir ein phosphorisiertes Blumenbeet in den Sinn. Am Gaumen eine sehr frische und auch etwas süße Frucht, viele dunkle Beeren aber auch an altes, verlassenes Lagerfeuer muss ich denken. Diese konzentrierte Schlankheit muß eigentlich was aus 2014 sein und wenn der die Allüren seiner ungestümen Jugend abgelegt hat, wird man sich anschnallen müssen. 97+/100 Th. Weltklassewein.


Flight 7

13.
2014 Terroir X de Llicorella La Vina Vieja - Priorat
Flasche 356 von insgesamt 775 Flaschen
95% Carinena von 117 Jahre alten Rebstöcken, 3% Garnacha, 1% Moscatell Tinto, 1% Moscatell Blanco
Bodega Alvarez Duran, Porrera
(Projekt von Silke und Wolfgang Spruch)
Alc 15%

NK: dunkelrote Farbe, in der Nase dunkle, etwas ins Pflaumige gehende Frucht, mittlerer Körper, etwas einfach wirkende Frucht, moderate Tannine, verhaltene Säure, passable Länge, 93+ NK Punkte

KPW: Wunderbare mineralische Nase, feiner Extrakt, sehr elegant, sehr betörend, am Gaumen sehr elegant, frisch, betörend und enorm trinkig. 95+ VP

TH: Klassische Porrera- Nase, sehr dichtes Konzentrat, dunkle Frucht, Bitterschokolade und Kräuter. Auch hier würde man einen guten Basiswein vermuten, aber so was ist nun mal nicht angestellt. Also eher erneut ein zur Unzeit geöffneter Wein, der sich versteckt hält. Am Gaumen eine süße und satte Frucht. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.


14.
2014 Terroir X de Llicorella La Tercera
40% Carinena, 20% Garnacha, 20% Syrah, 10% Cabernet Sauvignon, 8% Merlot, 1% Garnacha Blanca, 1% Macabeo Blanco
Bodega Alvarez Duran, Porrera
(Projekt von Silke und Wolfgang Spruch)
Alc 15%

NK: dunkelrote Farbe, in der Nase dunkle, saubere Frucht, im Mund mittlerer Körper, wirkt saftig, Säure und Tannine ergeben ein harmonisches Ganzes, gute Länge, 93+ NK Punkte


KPW: Faszinierend schlanke Nase mit feiner Mineralik, am Gaumen dichter Extrakt, schwarze Frucht, wunderbar zu trinken, jugendlich mit Potential. 95+ VP

TH: Offene dunkle Porreranase, nobel und griffig. Am Gaumen mit gutem Trinkfluß, viel Spaß im Glas und endlich mal wieder ein Wein, der schon zeigt, wo er hingehören will. Augrund des eher schlanken Körpers tippe ich auf 2014. 96+/100 Th. Großer Wein.

Flight 8

15.
2014 Terroir X de Llicorella El Segundo - Priorat
Flasche 358 von insgesamt 1186 Flaschen
40% Carinena, 25% Garnacha, 20% Syrah, 8% Cabernet Sauvignon, 4% Garnacha Blanca, 2% Macabeo Blanco, 1% Picpoul von bis zu 117 Jahre alten Rebstöcken
Bodega Alvarez Duran, Porrera
(Projekt von Silke und Wolfgang Spruch)
Alc 15%

NK: dunkelrote Farbe, in der Nase tiefe, dunkle Frucht, im Mund mittlerer Körper, saftige, trinkanimierende Frucht, schöne Säure, gute Länge, 93+ NK Punkte

KPW: Dichte Nase, dunkle Frucht, am Gaumen sehr dicht, schwarze Frucht, sehr trinkanimierend, jugendlich mit guter Länge und Potential. 95+ VP

TH: Dunkle Noten, erneut Porrera-typisch. Sehr trinkig und ausgeglichen, ein sehr typischer, großer Wein aus Porrera. Langer schokoladiger Abgang mit Espresso – Noten im Nachhall. Anders in der Stilistik, dominanteres Holz, aber momentan nicht besser als der Wein zuvor. 96+/100 Th. Großer Wein.


Sahnetupfer:
KPW: Zum Abschluß gab es noch eine wunderbare Riesling Auslese Saumagen 2014 vom Benderhof/Pfalz, die ich als sehr sanft mit wunderbarem Trinkfluss empfunden habe.

Ein Fazit wird am Tag 2 gezogen.

Gruß aus Oberhausen
Norbert Kreutzer
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