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Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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kreutzer

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VKN vom 7.8.2010: Rotweine

BeitragMo 17. Jan 2011, 14:46

Hallo Weinforum,

nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz über die am
7.8.2010 bei Weinfreunden verkosteten Rotweine:

Alle Weine wurden blind verkostet und bewertet.

1.
2000 Quinta de S.Francisco Tinto
Estremadura - DO Obidos
Companhia Agricola do Sanguinhal Lda.
Alc 12,5%

Kirschrote Farbe, in der Nase frische, saubere Kirschfrucht, deutet
auf einen eher leichtgewichtigen Wein hin, im Wein leichter Körper,
saubere, für das Alter erstaunlich frisch wirkende Frucht, Kirsche
und auch etwas Kirschlikör, präsente Säure, leicht trocknende
Tannine, sehr fruchtbetont, etwas Schmelz würde ihm gut zu Gesicht
stehen, auf einen 10 Jahre alten Wein hätte ich nie getippt, passable
Länge, gut, 84 NK Punkte

2.
1988 Chateau d'Issan
Margaux

Ziegelrote Farbe, in der Nase sprint mir ein unangenehm
aufdringlicher Stallgeruch entgegen, im Mund finde ich einen eher
leichten Körper, die dominierende Stall-Aromatik setzt sich hier
fort, der Wein wirkt rustikal, spröde, herb mit präsenter Säure,
keinerlei Charme oder Fruchtsüße, knapper Abgang, 78 NK Punkte

3.
1988 Chateau Batailley
Pauillac

Ziegelrote Farbe mit braunem Rand, leider finde ich auch hier
störende Stallaromen, nicht ganz so intensiv wie beim Vorgänger,
erweckt jedoch bei mir keine Lust auf den nächsten Schluck, im Wein
von leichtem Körper, ein etwas freudloser, magerer Rotwein mit
präsenter Säure und grünen Tanninen, knapper Abgang, 80 NK Punkte

4.
2001 Pinot Noir Private Selection - Central Coast
Robert Mondavi

Hellrote Farbe, in der Nase finde ich eine leicht süßliche,
plakativ aromatische Erdbeer-Frucht, wirkt auf mich schlichtweg
unschön, im Mund eher leichter Körper, aufgesetzt
aromatisch-klebrige Frucht. Erdbeermarmelade, Maischeerhitzung?,
austrocknende Tannine, knapper Abgang, das schrie nach einem
Spätburgunder/Pinot Noir der unschönen Sorte, 78 NK Punkte

5.
1990 Chateau Pape Clement
Graves

Rubinrote Farbe, in der Nase auch nicht ganz sauber, Spuren von
Stall, ansonsten auf einen leichtgewichtigen Wein hindeutend, und das
an dieser Stelle?, im Mund leichter Körper, magere, spröde Frucht,
präsente Säure, grüne Tannine, auch hier der Anflug von Stall,
knapper Abgang, ich finde absolut nichts was mich für diesen Wein
erwärmen könnte, 78 NK Punkte

--------------------------------------

Fazit: Bevor ich hier in den Verdacht gerate, mit einem Bordeaux
nicht umgehen zu können: ich liebe Bordeaux und habe zu anderen
Gelegenheiten faszinierenden Stoff getrunken. Obige Bdx gehörten
leider nicht dazu. Und wie gesagt, ich wusste nicht, um was es sich
hier handelt.

Da beispielsweise der 90er Pape Clement von Robert Parker immerhin 94
Punkte erhalten hat, muss es sich aus meiner Sicht um ein anderes
Problem handeln. Ich werde den Verdacht nicht los, dass es sich um ein
Kellerproblem bei meinem Weinfreund handelt. Stellt sich nur die
Frage, welches? Dass zu hohe Temperaturschwankungen zu einem
schnelleren Alterungsprozess führen können, ist bekannt und
nachvollziehbar. Können zu hohe Temperaturschwankungen aber auch
Fehlgerüche in Richtung "Stall" erzeugen? Doch wohl eher nicht.

Ist dieses Phänomen in dieser Breite auch bei anderen Bdx-Liebhabern
aufgetreten?

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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VKN vom 7.8.2010: Weissweine

BeitragMo 17. Jan 2011, 14:47

Hallo Weinforum,

Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz über die am
7.8.2010 bei Weinfreunden verkosteten Weißweine:

1.
2008 Retzstadter Langenberg Silvaner Spätlese trocken
Gutsabfüllung Weingut Rudolf May, Retzstadt
Alc 13%

Hellgelbe Farbe, in der Nase saubere, etwas gesetzt wirkende,
neutrale Frucht, eher vegetativ, vielleicht etwas Heu, im Mund
leichter Körper, saubere, recht saftig wirkende Frucht mit leichtem
Schmelz und eine spitzen Säurekern, ein Mangel an Struktur verhindert
eine ausreichende Abpufferung, dadurch gerät das Ganze etwas
unharmonisch, knapper Abgang, 83 NK Punkte

2.
2009 Keuper Grüner Silvaner QbA trocken
Gutsabfüllung Weingut Dr. Wehrheim, Birkweiler
Alc 12%

Hellgelbe Farbe, in der Nase finde ich eine frische, luftig-leicht
daherkommende Frucht, Heu, etwas Birne, im Mund von leichtem Körper
mit recht säurebetonter, einfach gestrickter Frucht, Zitrone,
Limette, wenig Ausdruck, wirkt erstaunlich unreif und grün, knapper
Abgang, 81 NK Punkte

3.
2009 Weissburgunder QbA trocken
Gutsabfüllung Weingut Carolin Spanier-Gillot & H.O. Spanier,
Bodenheim
Battenfeld-Spanier
Alc 13%

Hellgelbe Farbe, in der Nase frische aber etwas breit wirkende
Frucht, grüne Bohne, im Mund leichter Körper, frische, recht saftige
Frucht, Apfel, Birne, Nüsse, platziert sich präsent im Gaumen,
bleibt aber sehr rustikal, etwas alkoholisch, passable Länge, 82 NK
Punkte

4.
2008 Kalkgestein Weißburgunder QbA trocken
Gutsabfüllung Weingut Friedrich Becker, Schweigen
Alc 12,5%

Hellgelbe Farbe, in der Nase saubere, frische, trinkanimierende
Frucht von Birne und etwas Heu, klare und präzise Zeichnung, im Mund
leichter bis mittlerer Körper, lebendige, saftige Frucht, Birne,
harmonisch eingebundene Säure, ein Hauch Fruchtsüße schimmert
durch, wirkt präsent, ordentliche Länge, gut, 84 NK Punkte

5.
2009 Dorsheimer Pittermännchen Riesling QbA trocken
Gutsabfüllung Weingut Joh. Bapt. Schäfer, Burg Layen
Alc 13%

Hellgelbe Farbe, in der Nase frische, saubere, sehr aromatisch
rüberkommende Frucht,
für einen Riesling recht exotisch, Pfirsich, Maracuja und etwas
Cassis, im Mund von leichtem Körper, frische, blitzsaubere Frucht die
zum zweiten Glas auffordert, Maracuja wird hier sehr deutlich,
lebendige Säure, der Wein hat Biss, ordentliche Länge, gut, 84 NK
Punkte

6.
2009 Riesling Eisbach QbA trocken
Gutsabfüllung Weingut Battenfeld-Spanier
Alc 12,5%

Hellgelbe Farbe, in der Nase hochintensive, jugendliche
Pfirsich-Frucht, herrlich trinkig, im Wein leichter bis mittlerer
Körper, kristallklare, saftig-lebendige Frucht, lebendiges
Säurespiel, kann ich locker auch eine zweite Flasche trinken,
ordentliche Länge, sehr gut, 85 NK Punkte

7.
2007 Tramin Moscato Rosa - Rosenmuskateller
Südtirol - Alto Adige
0,375l
Cantina Tramin
Alc 15%

Helles kirschrot in der Farbe, in der Nase ausgesprochen aromatische
Frucht, Rose, Muskat und eine leichte Bitternote, ein Hauch Süße
schimmert durch, im Mund von mittlerem Körper, verhaltene Süße, die
Frucht wird von Muskat-Aromen und einer etwas breiten, deutlich vom
Alkohol geprägten Süße geprägt, zeigt auch florale Komponenten,
der Mangel an Säure lässt den Wein für meinen Geschmack zu
eindimensional, ja fast plump erscheinen, die Kombination mit dem
Melonen-Eis passt aber sehr gut, gute Länge, nicht meine Art von Wein
aber immerhin 87 NK Punkte

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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VKN vom 31.7.2010: Reife Rieslinge aus 1996 und 2002

BeitragMo 17. Jan 2011, 14:51

Hallo Weinforum,

nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotizen über eine
Probe reifer, hochwertiger Rieslinge am 31.7.2010 in Thomasberg,
darunter vier 1996er und vier 2002er. Die Reifefähigkeit der 2002er
GG’s wollte ich in etwas breiterer Aufstellung schon lange mal
wieder testen. Die 96er ergaben sich aus der Affinität eines
mitprobierenden Weinfreundes zum Rheingau bzw. zu Breuer. Er hatte
alle 96er Breuer bereit gestellt.

1.
1996 Rauenthaler Nonnenberg Riesling
Erzeugerabfüllung Weingut Breuer, Rüdesheim
Alc 11,5%

Dunkles Gelb in der Farbe, in der Nase fein gereifte, saubere Frucht
von Zitrone, Tabak und Jod, im Mund von leichtem Körper, leicht
gereifte Frucht, viel Zitronensäure, ansonsten sehr schlank, kein
Petrolton, passable Länge, sehr gut, 88 NK Punkte

2.
1996 Rüdesheimer Berg Rottland Riesling
Erzeugerabfüllung Weingut Breuer, Rüdesheim
Alc 11,5%

Dunkles Gelb in der Farbe, on der Nase reife, recht runde Frucht,
Tabak, zeigt eine gewisse Cremigkeit, im Mund von eher leichtem
Körper, aber vollmundiger als der Vorgänger, liegt schön am Gaumen,
Zitrone, mineralische Noten, Säure erscheint mir etwas spitz, man
merkt zwar auch schon das Alter, präsentiert sich aber als
klassischer Rheingauer mit eine guten Länge, sehr gut, 89 NK Punkte

3.
1996 Rüdesheimer Berg Schlossberg Riesling
Erzeugerabfüllung Weingut Breuer, Rüdesheim
Alc 12%

Goldgelbe Farbe, in der Nase, ausdrucksvolle Frucht, Mineralität,
Bienenwachs, einfach mehr Stoff, im Mund leichter bis mittlerer
Körper, ausdrucksvolle, harmonisch gereifte Frucht, Kräuter,
Zitrone, Mineralität, der Wein verfügt über eine gewisse
Komplexität, wunderschön eingebundene Säure, recht lang, super, 93
NK Punkte

4.
1996 Kallstadter Saumagen Riesling Auslese trocken "R"
Erzeugerabfüllung Weingut Koehler-Ruprecht, Kallstadt

Goldgelbe Farbe, reife, ausdrucksstarke Frucht, Feuerstein,
Aprikosen, im Wein von mittlerem Körper, ausdrucksvolle, kompakte
Frucht, Aprikose, unglaublich dicht und mit einer lebendigen Säure
ausgestattet, lang, lang, lang, groß, 96 NK Punkte

5.
2007 Kallstadter Kreidkeller Riesling Spätlese trocken "Alte
Reben"
Erzeugerabfüllung Weingut Benderhof, Kallstadt
Alc 13%

Kräftiges Gelb in der Farbe, frische, sehr intensive Frucht,
Pfirsich, Mineralik, etwas Honig, im Wein von mittlerem Körper,
saftig-animierende Frucht, Pfirsich, feiner Schmelz, lebendige Säure,
ein toller Saufwein mit Charakter und Niveau, jede Menge Cremigkeit,
langer Abgang, 90 NK Punkte

Die nachfolgenden Weine wurden blind serviert. Wir wussten was dabei
ist und lagen bis auf die Laibles so ziemlich daneben.

6.
2002 Forster Ungeheuer Riesling GG
Erzeugerabfüllung Weingut Georg Mosbacher, Forst

Kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase reife, gelbe Frucht, reifer
Pfirsich, opulent,
im Mund von mittlerem Körper, sehr reife, opulente Frucht, Pfirsich,
Honig, ein gutes Maß an Säure, insgesamt recht harmonisch aber in
sehr weit entwickeltem Reifezustand, der Höhepunkt dürfte
überschritten sein, gute Länge, 90 NK Punkte

7.
2002 Westhofener Aulerde Riesling GG
Erzeugerabfüllung Weingut Wittmann, Westhofen

Kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase feinreife, elegante Frucht,
Pfirsich, im Mund von mittlerem Körper, ausdrucksstarke,
mundfüllende Frucht, verströmt bei aller Reife Eleganz, eine reife
Säure verleiht dem Wein auch heute noch Leben, langer Abgang, 92 NK
Punkte

8.
2002 Dalsheimer Hubacker Riesling GG
Erzeugerabfüllung Weingut Keller, Flörsheim-Dalsheim

Hellgelbe Farbe, in der Nase hochelegante, mineralisch geprägte
Frucht, Mirabelle, Pfirsich, im Wein von mittlerem Körper, ein
stahliger Riesling mit lebendiger Frucht, Struktur, einer griffigen
Säure, schöner Mineralik und schöner Länge, hervorragend, 93 NK
Punkte

9.
2001 Monzinger Halenberg Riesling Auslese trocken
Erzeugerabfüllung Weingut Emrich-Schönleber, Monzingen

Hellgelbe Farbe, feinreife, hochelegante Frucht, Birne, perfekte
Harmonie, im Wein mittlerer Körper, hochfeine Reife, viel Eleganz,
reife, harmonisch eingebundene Säure, langer Abgang, super. 93 NK
Punkte

10.
2004 Monzinger Frühlingsplätzchen Riesling GG
Erzeugerabfüllung Weingut Emrich-Schönleber, Monzingen

Hellgelbe Farbe, erneut eine ausgesprochen faszinierende Nase,
hochfeine Reife aber sehr viel Ausdruck, viel Präsenz, im Wein
mittlerer Körpe, ausdrucksvolle Pfirsich-Frucht, schöne Mineralik,
in fast beißender Form, der Wein hat Grip, lebendig-reife Säure,
langer Abgang. Super, noch einmal eine Steigerung, 94 NK Punkte

11.
2002 Durbacher Plauelrain Riesling "Achat"
Erzeugerabfüllung Weingut Andreas Laible, Durbach

Goldgelbe Farbe, in der Nase sehr reife Frucht, Brot, Malz, im Wein
von mittlerem Körper, reife, durchaus mineralische Frucht, legt den
Gaumen, in der Säure gegenüber den Vorgängern deutlich
zurückgenommen, hat den Höhepunkt überschritten, ordentliche
Länge, 88 NK Punkte

12.
2005 Durbacher Plauelrain Riesling Spätlese trocken "SL"
Erzeugerabfüllung Weingut Andreas Laible, Durbach

Hellgelbe Farbe, in der Nase feinduftige, lebendige Frucht,
Sponti-Töne, im Mund leichter bis mittlerer Körper,
animierend-frische, lebendige Frucht, Pfirsich, Zitrone, die Säure
erscheint mir schon fast bissig, schöne Länge, 89 NK Punkte, ich mag
halt auch junge Rieslinge

13.
2006 Schloßböckelheimer Kupfergrube Riesling Auslese
0,375l
Erzeugerabfüllung Weingut Dönnhoff, Oberhausen/Nahe

In der Nase pikante, sehr intensive Frucht, Pfirsich, Honig, die
Süße springt einem entgegen, im Wein von mittlerem Körper, ein
finessenreicher, edelsüßer Riesling mit lebendiger Säure der die
Klasse von Dönnhoff in diesem Segment bestätigt, langer Abgang,
super, 94 NK Punkte

------------------------------------------------------

Fazit: Schön war's. Fast alle Rieslinge haben die Jahre gut
überstanden. Die Teilnehmer waren hochzufrieden. Der
Überraschungssieger (für mich nicht blind) kam aus Kallstadt und das
mit einem 14 Jahre alten, trockenen Riesling. Die Wertung der blind
probierenden Teilnehmer war vergleichbar hoch. Soll keiner sagen, der
Koehler-Ruprecht hätte keine repräsentative Konkurrenz gehabt.:-) Na
ja, ich wollte halt einen gleich alten Wein gegen den 96er Schlossberg
stellen.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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VKN vom 17.7.2010: Kranklay,Altes Oesterreich, Bdx und mehr

BeitragMo 17. Jan 2011, 14:54

Hallo Weinforum,

am 17.7.2010 rief ein langjähriger Weinfreund zu einer
Geburtstagsnachfeier in Sterkrade auf.
Wieder einer dieser heißen Tage, bei dem nur der Wintergarten und
eine am Abend einsetzende leichte Abkühlung Erleichterung
verschafften. Und an einem solchen Abend 16 Weine zu 8 Personen
knacken, wobei der weibliche Anteil in der Trinkmenge eher zu
vernachlässigen war. Zumindest bei den Rotweinen gab es dann
ernsthafte Widerstände, die es zu überwinden galt.

Ein nicht zu schweres Abendessen sollte die Grundlage für den
Weinkonsum schaffen.
An Rehcarpaccio mit Senfeis, Fischsuppe mit selbstgemachten
Fischpuffer kann ich mich noch erinnern. Der Butterfisch wurde von
einer für meinen Geschmack eigenwilligen Beilage begleitet an deren
Namen ich mich momentan nicht mehr erinnern kann.

Die Weißweine waren überwiegend ziemlich gereift, ganz nach dem
säureempfindlichen Geschmack des Gastgebers. Darunter die vom
Gastgeber lange gesuchte, heute nicht mehr separat zugelassene Lage
Ürziger Kranklay. Der Gastgeber berichtet, dass der Sage nach die
Besitzer der Lage Kranklay soviel von ihrem eigenen Wein getrunken
haben sollen, dass sie daran erkrankt seien. Soll auch erklären warum
der Wein so schwer zu bekommen war. Na ja, ich nehme es vorweg, die
geöffnete Flasche konnte mir dieses Phänomen nicht erklären.

Ausgesprochen positiv überrascht war ich von den roten
Österreichern. Eine solch langlebige Entwicklung hätte ich den
Weinen nicht zugetraut. Exzellent.

Über die Bordeaux-Vertreter aus dem Jahre 1988 gab es nichts zu
meckern. Auch bei schwierigen Außentemperaturen bereiteten alle Bdx
viel Freude. Das kann ich von den beiden Burgundern leider nicht
sagen. Und ich entwickele mich doch gerade zu einem Fan alter
Burgunder. In diesem Fall hat der Gastgeber leider kein Glück
gehabt.

Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotizen vom
17.7.2010:

1.
1971 Uerziger Kranklay Riesling Beerenauslese
Erzeugerabfüllung Weingut Peter Nicolay KG, Uerzig

Bernsteinfarben, in der Nase deutliche Firne, Sherry-Noten, Nüsse,
sehr intensiv, deutet einen Wein mit höherer Öchsle-Zahl an, im Wein
von mittlerem Körper, reife, mundfüllende Süße, Rosinen,
Pflaumen-Kompott, gute Intensität, kommt mir recht säurearm vor,
langer Abgang, insgesamt für meinen persönlichen Geschmack schon zu
reif, ich vermisse die klassischen Riesling-Komponenten, etwas
Säure-Spiel, 87 NK Punkte

2.
1990 Langenloiser Steinhaus Grüner Veltliner trocken
Sonnhof, Josef Jurtschitsch, Langenlois/Kamptal
Alc 11,5%

Kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase sehr reife Frucht,
Feuerstein, florale Komponenten, im Mund von eher leichtem Körper.,
reife, durchaus saubere Frucht mit allerdings sehr präsenter,
direkter Säure, überreife Zitrone, es fehlt einfach etwas an
Ausdruck, wirkt sehr einfach gestrickt, im Abgang von doch sehr
moderater Länge, für das Alter allerdings noch erstaunlich gut zu
trinken, 82 NK Punkte

3.
1991 Wösendorfer Kollmütz Riesling Federspiel trocken
Bergwein
Weingut Josef Langmayer, Wösendorf/Wachau
Alc 10,9% Sre 7,6 Zu 3,3 g/l

Kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase kommt mir eine doch sehr
eigenwillige, leicht medizinal ausgerichtete Frucht entgegen, sehr
reif, im Mund von leichtem Körper, reife, etwas eindimensionale
Frucht, kräftige Säure, kommt etwas freudlos rüber, aber auch
dieser für einen Federspiel doch sehr alte Wein ist noch trinkbar,
knapper Abgang, 79 NK Punkte

4.
1985 Schloss Johannisberger Riesling Spätlese trocken
Erzeugerabfüllung Fürst von Metternich-Winneburg’sche Domä ne

Kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase überreife, phenolisch
wirkende Noten, wirkt breit und langweilig, im Mund von eher leichtem
Körper, deutliche Firne, sehr präsente, eher unangenehm direkte
Säure, kein Spiel, reichlich Bittertöne, passable Länge, macht an
dieser Stelle aber keinen Spaß mehr, hoffentlich hat der Wein mal
bessere Zeiten gesehen, 77 NK Punkte

5.
2005 Riesling Felsenterrassen
Weingut Richard Richter, Winningen
Alc 13%

Goldgelbe Farbe, in der Nase sehr intensive, mineralisch gewirkte
Frucht, Pfirsich, Mirabelle, Botrytis-Einfluß?, ich habe blind auf
einen 2006er getippt, im Mund von leichtem bis mittleren Körper,
volle, saftige Frucht, durchdringende Mineralität, dicht am Gaumen,
verhaltene Säure, ein durchaus anspruchsvoller Wein, gute Länge, 90
NK Punkte, für mehr fehlt es dann doch etwas an Klasse

6.
2004 Brauneberger Juffer Riesling Hochgewächs trocken
Erzeugerabfüllung Weingut Stiftung St. Nikolaus Hospital
Silberne Kammerpreismünze
Alc 12%

Hellgelbe Farbe, in der Nase eine etwas diffuse, ausdruckslose
Frucht,
etwas Apfel, etwas Zitrone, florale Noten, vermittelt keinerlei Lust
auf den ersten Schluck, im Wein von leichtem Körper, einfache,
charakterlose Frucht, etwas Säure, bei einem Mosel-Wein hätte ich
etwas mehr Grip erwartet, passable Länge, 80 NK Punkte

7.
2004 Bissersheimer Goldberg Chardonnay trocken
Gutsabfüllung Weingut Wageck-Pfaffmann
Alc 13%

Hellgelbe Farbe, in der Nase leichte, dezent gereifte Frucht,
Dosenananas, auch nicht der Hit, leichter Körper, einfache, aber
saubere Frucht, angenehme Säure, insgesamt trinkig, knapper Abgang,
82 NK Punkte

8.
2006 Dürkheimer Michelsberg Riesling QbA trocken
Großes Gewächs
Gutsabfüllung Weingut Fitz-Ritter, Bad Dürkheim
Alc 12,5%

Hellgelbe Farbe, in der Nase endlich eine etwas ausdrucksvollere
Frucht mit mehr Intensität, leicht botrytis-geprägte Frucht,
Anklänge an Honig, im Wein von mittlerem Körper, charaktervolle,
mundfüllende Frucht, pikant, mit Biß, zeigt eine präsente, durchaus
lebendige Säuremitte, langer Abgang, 91 NK Punkte

9.
1950 Clos Vougeot
Mähler Besse

Ziegelrote Farbe mit braunem Rand, unangenehme Nase, Liebstöckel
bzw. Maggi, Jod, im Mund von leichtem bis mittleren Körper, reif,
erinnert an Mandarinenschale oder Orangenschale, aber auch hier
Liebstöckel, ansonsten harmonisch gereift, mit passabler Länge, ein
Burgunder der sich für das Alter doch noch erstaunlich präsentiert
und dass obwohl er eine ganze Anzahl von schwierigen Aromen zu
verdauen hat, 82 NK Punkte

10.
1990 Ried Hallebühl Zweigelt, Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon
Neusiedler See
Gutsabfüllung Weingut Familie Umathum, Frauenkirchen
Alc 12,5%

Ziegelrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase reifem, immer
noch beerige Frucht mit Spuren von Liebstöckel und Kräutern, die
Damenfraktion ist sich einig: Pellkartoffel, im Wein von mittlerem
Körper, sehr schöne, saftig-rotbeerige Frucht, sehr gut
strukturiert, gute Intensität, mürbe Tannine, präsentiert sich
harmonisch, schöne Länge, das Mundgefühl ist deutlich besser als
die Nase, insgesamt 88 NK Punkte

11.
1990 Deutschkreutzer Cuvée Vulcano Barrique
Hans Igler, Deutschkreutz

Ziegelrote Farbe, in der Nase finde ich eine reife aber immer noch
ausgesprochen saftige Frucht die mich etwas an Sauerkirsche erinnert,
im Mund von mittlerem Körper, intensiv saftige Frucht, Sauerkirsche,
harmonisch, ohne Ecken und Kanten und dennoch mit Charakter, der
Einfluss des Barriques steht nicht oder nicht mehr im Vordergrund,
eine wunderschöne Überraschung die sich auf dem Reife-Höhepunkt
befindet, gute Länge, ein sehr guter Wein dem ich diese Qualität im
Alter von 20 Jahren nicht mehr zugetraut hätte, 92 NK Punkte

12.
1988 Chateau La Pointe
Pomerol
D’Arfeuille, Administrateur

Tiefdunkles Rot in der Farbe, in der Nase kühle, graphitgeprägte
Frucht, wirkt bereits reif ohne Ecken und Kanten, im Mund von
mittlerem Körper, saftig-kraftvolle, im Gegensatz zur Nase immer noch
tanningeprägte Frucht von dunkelroten Beeren, viel Bleistift, schöne
Länge, der Wein wurde in der Runde sehr kontrovers diskutiert, vor
allem nach den beiden Österreichern, dennoch für mich ein sehr
schöner Wein mit weiterem Alterungspotential, 90 NK Punkte

13.
1988 Chateau Haut-Marbuzet
Saint Estèphe
H. Duboscq & Fils

Tiefrote Farbe mit aufhellendem Rand, in der Nase dunkelbeerige,
feingereifte Frucht, tief und dunkel, würde sich, wenn noch mehr Zeit
verbliebe, im Glas noch weitere öffnen, mir war das Glas nicht
großvolumig genug, auch bei diesem Wein stelle ich leichte
Graphitnoten fest, im Mund von mittlerem bis dichten Körper, dichte,
konzentrierte Frucht die noch von einem ausgeprägten Tanningerüst
umgeben wird, sie wirken durchaus mürbe, sind aber noch dominant,
etwas mehr Schmelz oder Frucht-Süße würden den Wein weiter
aufwerten, derzeit kommt mir die Assoziation von schwarzem Tee, gute
Länge, hat noch reichlich Zukunft, 92 NK Punkte

14.
1978 Vigne de l'Enfant Jésus
Bouchard Père et Fils

Ziegelrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase leider deutlich
von Brett-Aromen geprägt, Stall, im Mund von mittlerem Körper,
saftig, aber leider ist die Frucht von Stall-Aromen dominiert, wirkt
ansonsten noch jung, passable Länge, schwierig, kann nach all den
Vorgängern nicht bestehen, dass es ein Burgunder ist musste mir über
die Flasche dokumentiert werden, schade, 82 NK Punkte

15.
1988 Chateau Larmande
Saint Emilion Grand Cru Classé

Tiefrote, fast schwarze Farbe, in der Nase tiefgründige, noch jung
wirkende Frucht von schwarzen Johannisbeeren, im Mund von mittlerem
Körper, dunkelbeerige, saftige Frucht, reichlich Tannine und zwar
körnig wirkend, macht auf mich einen noch sehr verschlossenen
Eindruck, da reichte die Zeit in der Karaffe wohl nicht aus, gute
Länge, auch dies ein schöner Wein mit Entwicklungspotential, 91 NK
Punkte

16.
1988 Rust Neuburger Beerenauslese Ried Gmärk
Ernst Triebaumer
0,375l
Alc 13,6 Sre 5,6 Zu 55,8 g/l

Kräftiges Rosé in der Farbe, in der Nase hochintensive,
borytisgeprägte, beerige Frucht,
dichter Körper, mächtig, aber ansonsten finde ich nur eine breite,
alkoholisch-bittere Frucht, dennoch kleidet die Süße den Gaumen aus,
langer Abgang,, 82 NK Punkte, leider kann ich mit dem Wein absolut
nichts anfangen, da konzentriere ich mich doch lieber auf den
Spitzenrotwein (Marienthal) der Triebaumers

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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VKN vom 20.3.2010: 1944 Chateau Lagrange und mehr

BeitragMo 17. Jan 2011, 14:56

Hallo Weinforum

Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz vom 20.3.2010
über einige in kleiner Runde geöffnete Weine:

1.
1988 Umathum Ried Hallebühl Zweigelt trocken
Neusiedler See
Gutsabfüllung Weingut Familie Umathum
Alc. 12,5%

Kirschrote Farbe mit braunem Rand, für das Alter dieses Zweigelt,
der sicher nicht im Barrique ausgebaut wurde, finde ich eine noch
erstaunlich frische Frucht, leicht, vielleicht etwas staubig,
ansonsten Spuren von getrockneter Pflaume, Rosinen, Leder,
allerdings erfällt die Nase nach ca. 1 Stunde im Glas, im Mund von
leichtem Körper,
weich gezeichnete, dezent gereifte Frucht, Kirsche, Schokolade,.
Waldboden, erstaunlich, Säure nimmt im Laufe des Abends zu, passable
Länge, anfangs 84 NK Punkte, aber man musste sich beeilen, später
vielleicht noch 81 NK Punkte

2.
2008 Panamera Chardonnay
California
Vinted and Bottled by Story Ridge Vineyards
Alc 13%

Dieser Wein wurde zu einer überaus saftigen Dorade aus dem Backofen
gereicht, dazu ein frisch gebackenes Nussbrot (Walnuss und in einer
Variante Paranuß) und fertig ist eine schmackhafte Grundlage

Hellgelbe Farbe, frische, trinkanimierende Frucht, Zitrone, Mango,
Litschi, im Wein von leichtem Körper, jugendliche, frische Frucht,
Zitrone, Sternfrucht, verhaltene Säure, kein besonders tiefer Wein,
aber ein guter, unkomplizierter Begleiter der Dorade,
knapper Abgang, mit zunehmender Temperatur stellt sich auch ein
Ansatz von Cremigkeit ein, 84 NK Punkte

3.
2000 Gigondas
Chateau de Saint Cosme
Alc 14%

Tiefrote, fast undurchsichtige Farbe mit nur ganz leicht aufhellendem
Rand, in der Nase eine vorwiegend dunkel gefärbte Frucht, Schokolade,
Moschus, verhalten Brombeere. Später auch Kirsche, wirkt noch etwas
verschlossen, im Wein von mittlerem Körper, die Frucht erscheint
dunkel, kräftig und von dunklen Beeren geprägt, noch sehr
jugendlich, von Alkohol geprägt, ansonsten ausgesprochen saftig und
mit kräftiger, fast körniger Tanninstruktur, aber zugänglich, gut
eingebundene Säure, ordentliche Länge, gefällt mir ausgesprochen
gut, 86 NK Punkte

4.
1962 Chateau Plince
Pomerol
Füllstand: very top shoulder

Rubinrote Farbe mit braunem Rand, in der Nase Sägespäne, Staub,
sehr verhalten, nicht unangenehm aber auch nicht wirklich
überzeugend, im Wein von leichtem Körper, reife, etwas stallig
wirkende Frucht, Regenwasser, hinten auch Hauch Fruchtsüße, viel
Säure, zeigt sich insgesamt eher unharmonisch, schwierig und
enttäuschend, passable Länge, 81 NK Punkte

5.
1962 Chateau Nenin
Pomerol
Füllstand: top shoulder

Ziegelrote Farbe mit braunem Rand, in der Nase sofort eine
ausgesprochen schöne, Merlot-typische, üppig wirkende Frucht,
Kirschlikör, Waldboden, Tabak,
im Wein von mittlerem Körper, saftige, vollreife Frucht, feiner
Schmelz, Brombeermarmelade, daneben aber auch eine deutliche Säure
die sich aufgrund der Struktur und der süßlichen Ausrichtung gut
einbindet, schöne Länge, ein feiner Pomerol, trotz des Fülstandes,
86 NK Punkte
6.

Und nun für mich das Highlight des Abends:

1944 Chateau Lagrange
Saint Julien
Abfüllung Eschenauer
Füllstand: very top shoulder


Ziegelrote Farbe mit braunem Rand, herrlich subtile, fein gereifte
Nase, verströmt sofort eine unglaubliche Noblesse, keine Muskeln,
eher eine künstlerisch gezeichnete, fast durchsichtige Struktur,
reife, rote Früchte, Waldboden, Teer, Leder, sicher kein ganz großer
oder tiefer Wein, aber mit einer Klasse die mir in Erinnerung bleiben
wird,
im Mund von leichtem bis mittleren Körper, reif aber mit feiner,
ausgesprochen nachhaltiger Frucht, Waldboden, Teer, Leder, Tabak, man
fragt sich wo diese Nachhaltigkeit eigentlich herkommt, die Tannine
sind abgeschmolzen, die Säure präsent und dennoch nicht unangenehm
auffällig, insgesamt ein sehr stimmiger, harmonisch gereifter Wein
mit sehr, sehr langem Abgang, auch das angesichts der Feinheit des
Weines nicht wirklich zu erklären, 90 NK Punkte und dennoch in meinem
persönlichen Ranking weit höher einzustufen als so mancher, deutlich
höher gepunkteter Wein,
Punkte allen sagen überhaupt nichts über den Spaßfaktor bei einem
Wein aus, und dieser Wein hat ohne Vorankündigung sehr viel Spaß
gemacht, und nicht nur mir

-------

Fazit: ich entwickele mich gerade im Rotweinbereich mehr und mehr zu
einem Fan wirklich gereifter Tropfen, egal ob Bordeaux oder Burgund.
Solch nachhaltige Erlebnisse hatte ich auch mit vielen Neue
Welt-Weinen (USA/Australien) aus den 70er und 80er Jahren, die in den
mir bekannten Weinzirkeln aber niemand wollte. Frühere Versuche,
diese Weine in die Diskussion zu bringen, wurden meist mit Missachtung
gestraft. So habe ich diese alten Schätze dann meist mit meiner Wera
alleine geöffnet und getrunken. Wenn ich so an den Heitz Cellar†™s
Martha’s Vineyard aus den 70ern denke, ich meine es war der 75er,
einfach grandios. Sam Hofschuster hatte anlässlich eines Abend bei
einem der letzten großen Treffen an alter Stätte auch eine
aufgezogen, auch die habe in sehr guter Erinnerung behalten. âhnliche
Erlebnisse gab es auch aus Italien und/oder Spanien. Ich bin mal
gespannt, ob sich ein paar Leute finden lassen, um in eine Probe
reiferer und teurer Spanier (Vega Sicila Unico, l’Ermita etc.) zu
investieren. Diese Art von Erlebnis wird es zukünftig auch vermehrt
bei Rotweinen aus Portugal geben. Ich denke da an Niieport’s Charme,
an Pintas, an Poeira oder an einen letztens geöffnet en, ungemein
saftigen 99er Cortes de Cima.

Und dennoch: was ist das alles schon im Vergleich zu wirklich alten
Bordeaux aus zuverlässiger Quelle. Einige Weinfreunde habe ich ja
schon elektrisieren können und Ihnen die Bereitschaft entlockt, den
einen oder anderen EURO mehr zu investieren.
Die Weine zahlen es in einer Art und Weise zurück, die länger in
Erinnerung bleibt, als so manche, schnell vergessene Urlaubsreise.
Dieser Begeisterungsfunke wurde in den letzten Wochen auch in Richtung
alte Burgunder geweckt. Und ich bin sicher, das wird irgendwann auch
mit einer Vertikale des Blaufränkisch Mariental von Triebaumer
funktionieren. Ein Wein von dem ich Jahr für Jahr überzeugt war und
der mit Reifung och deutlich zulegte.

Es gibt noch soviel zu entdecken. Bewahrt Euch die Neugier.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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VKN vom 27.11.2009: Riesling GG und olle Bdx

BeitragMo 17. Jan 2011, 15:05

Hallo Weinforum,

und es ergab sich am 27.11.2009 die Gelegenheit fuer einige liebe
Gaeste in die Schatzkammer zu greifen. Ueber reife Uhlens und
Doennhoffs wurde ja kuerzlich bereits ueberschwaenglich berichtet. Da
moechte ich nicht zurueckstehen.

Allerdings waren die roten Buddeln angesichts des fortgeschrittenen
Alters auch nicht so schlecht.

Nachfolgend fuer Interessierte meine Verkostungsnotiz vom
27.11.2009:

1.
2002 Dalsheimer Hubacker Riesling trocken "GG"
Erzeugerabfuellung Weingut Keller, Floersheim-Dalsheim
Alc 13%

Kraeftiges Gelb in der Farbe, in der Nase wunderschoen gereifte, sehr
harmonisch rueberkommende Frucht, reife, gelbe Fruechte, Aprikose,
Rosinen, Doerrobst, etwas Rauch, ich meine auch einen nussigen Ton
wahrzunehmen, im Mund von mittlerem bis vollen Koerper, harmonisch
gereift mit schoener Intensitaet, reife gelbe Fruechte, Saeure
unmerklich eingebunden, schoene Laenge, ein toller Wein, nach meiner
Einschaetzung jetzt auf dem Hoehepunkt, 93 NK Punkte

2.
2002 Winninger Uhlen "L" Riesling
Erzeugerabfuellung Weingut Heymann-Loewenstein, Winningen
Alc 13%

Goldgelbe Farbe, in der Nase finde ich eine sehr intensive,
mineralisch gepraegte Frucht mit Honignoten, deutlich konzentrierter
als der Hubacker, im Mund findet sofort eine Geschmacksexplosion
statt, sehr mineralisch, maechtig, von barocker Statur, cremig, Saeure
sehr gut eingebunden, sehr, sehr lang, 94 NK Punkte

3.
2006 Niederhauser Hermannshoehle Riesling trocken "GG"
Erzeugerabfuellung Weingut Hermann Doennhoff, Oberhausen
Alc 13%

Kraeftiges Gelb in der Farbe, in der Nase kommt einem eine jugendlich
wirkende, hochintensive, botrytisgefaerbte Frucht entgegen,
gelbfruchtig, Honig, im Mund voller, dichter Koerper, konzentrierte,
botrytisgeschwaengerte Frucht, pikante, fast suesslich anmutende
Frucht, viel Schmelz, mit lebendigem Saeurekern, langer Abgang, 93 NK
Punkte

4.
2006 Dalsheimer Hubacker Riesling trocken "GG"
Erzeugerabfuellung Weingut Keller, Floersheim-Dalsheim
Alc 13%

Kraeftiges Gelb in der Farbe, harmonisch entwickelte, leicht
botrytisgefaerbte Frucht mit Honignoten, alles etwas zurueckhaltender,
filigraner, weniger vordergruendig wirkend,
im Mund mittlerer bis dichter Koerper, konzentrierte, suess wirkende
Frucht mit mineralischen Anklaengen, praesente, lebendige Saeure,
wirkt auf mich etwas reintoeniger, klarer, brillanter als der
Doennhoff, hier mischen sich auch noch leicht apfelige Noten in das
Gesamtbild und geben dem Wein innerhalb des Jahrgangs eine eigene
Note, langer Abgang, 94 NK Punkte

5.
1953 Chateau Grignan La Rose Pauillac
Fins Gousiers de France
Dept. Dufouleur P & F. & M.H. Dussart, Proprietaire-Negociants

Rubinrote, voellig intakte Farbe mit nur leicht braunem Rand, in der
Nase wunderschoen gereift, Unterholz, Pilze, Kaffee, Karamel, nur ein
Hauch Stall, alles konzentriert sich in einer delikaten,
altersgerechten Frucht, im Mund von leichtem bis mittleren Koerper,
hier kommt der Stallton anfangs etwas deutlicher durch, verliert sich
aber bei laengerer Verweildauer im Glas, die Frucht behaelt trotz
einer praesenten Saeure und den reifen Tanninen noch die Oberhand, von
erstaunlicher Laenge, sehr gut, 87 NK Punkte

6.
1961 Chateau La Grave Trigant de Boisset Pomerol
Barton & Gestier
Aus der 0,375l Flasche

Rubinrote, erstaunlich tiefe, satte Farbe mit nur leicht braunem
Rand, in der Nase kommt mir eine tiefe, tanningepraegte Frucht
entgegen, Leder, Kakao, Bitterschokolade, feuchter Staub, fuer einen
Pomerol etwas ungewoehnlich, im Mund von mittlerem Koerper. Dicht,
kompakt, tanningepraegt, dahinter finde ich eine jahrgangstypische,
feine Fruchtsuesse, voellig intakte Frucht (bei einer halben
Flasche!!), fast noch etwas verschlossen, Kaffee, Kakao, Pilze, gute
Laenge, 90 NK Punkte

7.
1981 Chateau Haut-Brion Graves

Tiefe, rubinrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase finde ich
eine feste, fleischige Frucht, Waldbeeren, Tabak, Unterholz, aber auch
etwas Pferdestall,
im Mund dichter, fleischig-saftiger Koerper ohne Alters- oder
Ermuedungserscheinung. Brombeersaft, Unterholz, Pilze, unmerklich
eingebundene Saeure, muerbe Tannine, langer Abgang, vermutlich einer
der besseren Bdx aus diesem schwierigen Jahrgang, 90 NK Punkte


Fazit: Grosse Weissweine bei denen mir die 2002er subjektiv
betrachtet mehr Spass bereitet haben und das auch am naechsten Tag
noch gehalten haben. Beim Jahrgang 2006 machte mir die
Botrytis-Orientierung etwas zu schaffen, nimmt den Weinen aber nichts
von ihrer Klasse. Bei den Rotweinen erneut beeindruckendes
Reifepotential alter Bdx aus Top-Jahren selbst bei eher unbekannten
Weinguetern. Nie im Leben habe ich eine derart stabile Verfassung bei
einer halben Flasche erwartet. Und das nach 48 Jahren.

Gruss aus Oberhausen
Norbert
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AH.

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMo 17. Jan 2011, 17:19

90 NK Punkte und dennoch in meinem
persönlichen Ranking weit höher einzustufen als so mancher, deutlich
höher gepunkteter Wein


Hallo Norbert,

an dieser Stelle lohnt es sich, kurz innezuhalten. Falls Du meinst, der Wein sei höher einzustufen als von Dir selbst höher "gepunktete" Weine, sind Deine Punkte als Ausdruck Deines Geschmacksurteils inkonsistent - und damit m.E. wertlos, für Dich und für die Leser.

Keineswegs möchte ich andeuten, daß Punkte grundsätzlich keine adäquate Formulierung eines Geschmacksurteils darstellen, auch wenn ich selber nicht "punkte".

Gruß

Andreas
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Don Miguel

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMo 17. Jan 2011, 17:50

AH. hat geschrieben:an dieser Stelle lohnt es sich, kurz innezuhalten. Falls Du meinst, der Wein sei höher einzustufen als von [i]Dir selbst höher "gepunktete" Weine, sind Deine Punkte als Ausdruck Deines Geschmacksurteils inkonsistent - und damit m.E. wertlos, für Dich und für die Leser.


Servus Andreas,

ich kenne das von mir durchaus auch! Die Bewertung mit den Punkten drückt ein Qualitätsurteil aus, sagt aber nicht unbedingt, dass mir die Stilistik besser zusagt, als ein Wein mit weniger Punkten. Auch Trinkspaß fließt nicht (unbedingt) in die Wertung ein. Selbst bei gleichem Preis heißt das bei mir daher noch lange nicht, dass ich immer den Wein mit meinen höheren Punkten kaufen würde.

So habe ich jetzt zumindest diese Aussage von Norbert interpretiert.


Grüße
Don
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kreutzer

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMo 17. Jan 2011, 17:51

AH. hat geschrieben:90 NK Punkte und dennoch in meinem
persönlichen Ranking weit höher einzustufen als so mancher, deutlich
höher gepunkteter Wein


Hallo Norbert,

an dieser Stelle lohnt es sich, kurz innezuhalten. Falls Du meinst, der Wein sei höher einzustufen als von Dir selbst höher "gepunktete" Weine, sind Deine Punkte als Ausdruck Deines Geschmacksurteils inkonsistent - und damit m.E. wertlos, für Dich und für die Leser.

Gruß

Andreas


Hallo Andreas,

Du greifst ein Thema auf, dass mich schon lange beschäftigt. Natürlich versuche ich, mich bei der Punktevergabe an den allgemein üblichen Standards zu orientieren. Ohne eine passende Weinbeschreibung kann ich aber mein subjektives Empfinden nicht ausdrücken.

Beispiel: ich liebe einen jungen, trockenen Riesling, der sich geschmacklich im QbA oder Kabinett-Bereich bewegt, heiss und innig. Gestriges Beispiel: ein 2009er QbA-Riesling von Schäfer-Fröhlich. Ein ungemein trinkiger, rassig-lebendiger, kristallklarer Riesling. Dem gebe ich vielleicht 86 NK Punkte, was für einen Wein dieser Kategorie sicher schon sehr gut ist. Ich liebe ihn und brauche mit meiner Frau nicht sehr lange um eine Flasche zu leeren.
Einem GG mit sehr viel mehr Druck und Länge gebe ich vielleicht deutlich über 90 Punkte, was dem Wein angemessen erscheint. Der Trinkfluß ist aber deutlich sperriger, anspruchsvoller.
Ich kann dem Schäfer-Fröhlich QbA logischerweise keine Punkte über 90 geben.
Dennoch kann, muss nicht, der Schäfer-Fröhlich mit 86 Punkten mehr Begeisterung auslösen.

Ist meine mit Punkten und der dazugehörigen Besxhreibung deshalb wertlos?
Ich kann mir solche Anmerkungen in besonderen Fällen nur nicht verkneifen.
Und der 1944er Lagrange lud zum Meditieren ein. War nicht dicht, komplex oder wirklich groß. Aber die Verbindung des Bewusstseins über einen ehrwürdig gereiften Wein von dem ich diese Klasse gar nicht erwartet hätte bedarf neben der reinen Punktevergabe, die im Wust von täglich vergebenen Punkten völlig untergeht (insbesondere wenn sie die magische Grenze von wenigstens 95 nicht überschreitet) einer ergänzenden Erklärung. Die habe ich abgegeben.
Ich betrachte diese Liebesklärung nicht als wertlos. Im Gegenteil. Diese Diskussion würdigt den Wein besonders.

Dieses Thema könnte ich auch mit dem Vergleich mit einem deutlich höher gepunkteten Süßwein führen. Kann mir der trockene Schäfer-Fröhlich nicht einfach besser gefallen? Deshalb muss ich ihm doch nicht 95 Punkte geben.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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AH.

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMo 17. Jan 2011, 18:21

Hallo Norbert,

Natürlich versuche ich, mich bei der Punktevergabe an den allgemein üblichen Standards zu orientieren. Ohne eine passende Weinbeschreibung kann ich aber mein subjektives Empfinden nicht ausdrücken.

Es gibt nach meiner Auffassung keine allgemein üblichen Standards. Falls es sie gäbe, sind sie variabel (unterliegen Trends) und sind damit bedeutungslos. Auf jeden Fall sind allgemeine Standards willkürlich. War der Barriquausbau bei der Qualitätsweinprüfung früher ein Weinfehler, ist er es heute nicht mehr.... Der Eine hält Brett für einen Weinfehler, der Andere spricht von "dienendem Brett", was die Komplexität erhöht. Deine Punkte, nämlich die NK (!) Punkte sind primär Ausdruck Deines ganz persönlichen Geschmacksurteils. Parkerpunkte sind das genauso.
Deine Ansicht, daß eine Weinbeschreibung im Vergleich zu Punkten eine differenziertere Möglichkeit der Formulierung eines Geschmacksurteils darstellt, teile ich.

Dem gebe ich vielleicht 86 NK Punkte, was für einen Wein dieser Kategorie sicher schon sehr gut ist. Ich liebe ihn und brauche mit meiner Frau nicht sehr lange um eine Flasche zu leeren.
Einem GG mit sehr viel mehr Druck und Länge gebe ich vielleicht deutlich über 90 Punkte, was dem Wein angemessen erscheint. Der Trinkfluß ist aber deutlich sperriger, anspruchsvoller.
Ich kann dem Schäfer-Fröhlich QbA logischerweise keine Punkte über 90 geben.


Mir erscheint dies als das Gegenteil von logisch. Die Kriterien "Druck" und "Länge" sind für Dein Geschmacksurteil offenbar nicht so relevant, nur traust Du dich m.E. nicht, dies einzugestehen. Das ist bei mir aber genauso und nach meiner Beobachtung bei vielen anderen Weinfreunden auch. Keineswegs meine ich, daß die sensorische Quantität keine Rolle spielt, aber sie ist für mich sekundär. Schön, wenn ein köstlicher Wein auch quantitativ beeindruckt, aber häßliche Weine, die nur quantitativ beeindrucken, haben für mich auch keinen Wert und sie könnten von mir nicht viele "Punkte" bekommen. Bisher hat es trotz ausgiebiger Proben auch noch kein großes Gewächs in meinen Keller geschafft :mrgreen:

Gruß

Andreas
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