Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
kreutzer
- Beiträge: 364
- Bilder: 277
- Registriert: Mo 22. Nov 2010, 16:40
- Wohnort: Oberhausen
Mo 17. Jan 2011, 14:46
Hallo Weinforum,
nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz über die am 7.8.2010 bei Weinfreunden verkosteten Rotweine:
Alle Weine wurden blind verkostet und bewertet.
1. 2000 Quinta de S.Francisco Tinto Estremadura - DO Obidos Companhia Agricola do Sanguinhal Lda. Alc 12,5%
Kirschrote Farbe, in der Nase frische, saubere Kirschfrucht, deutet auf einen eher leichtgewichtigen Wein hin, im Wein leichter Körper, saubere, für das Alter erstaunlich frisch wirkende Frucht, Kirsche und auch etwas Kirschlikör, präsente Säure, leicht trocknende Tannine, sehr fruchtbetont, etwas Schmelz würde ihm gut zu Gesicht stehen, auf einen 10 Jahre alten Wein hätte ich nie getippt, passable Länge, gut, 84 NK Punkte
2. 1988 Chateau d'Issan Margaux
Ziegelrote Farbe, in der Nase sprint mir ein unangenehm aufdringlicher Stallgeruch entgegen, im Mund finde ich einen eher leichten Körper, die dominierende Stall-Aromatik setzt sich hier fort, der Wein wirkt rustikal, spröde, herb mit präsenter Säure, keinerlei Charme oder Fruchtsüße, knapper Abgang, 78 NK Punkte
3. 1988 Chateau Batailley Pauillac
Ziegelrote Farbe mit braunem Rand, leider finde ich auch hier störende Stallaromen, nicht ganz so intensiv wie beim Vorgänger, erweckt jedoch bei mir keine Lust auf den nächsten Schluck, im Wein von leichtem Körper, ein etwas freudloser, magerer Rotwein mit präsenter Säure und grünen Tanninen, knapper Abgang, 80 NK Punkte
4. 2001 Pinot Noir Private Selection - Central Coast Robert Mondavi
Hellrote Farbe, in der Nase finde ich eine leicht süßliche, plakativ aromatische Erdbeer-Frucht, wirkt auf mich schlichtweg unschön, im Mund eher leichter Körper, aufgesetzt aromatisch-klebrige Frucht. Erdbeermarmelade, Maischeerhitzung?, austrocknende Tannine, knapper Abgang, das schrie nach einem Spätburgunder/Pinot Noir der unschönen Sorte, 78 NK Punkte
5. 1990 Chateau Pape Clement Graves
Rubinrote Farbe, in der Nase auch nicht ganz sauber, Spuren von Stall, ansonsten auf einen leichtgewichtigen Wein hindeutend, und das an dieser Stelle?, im Mund leichter Körper, magere, spröde Frucht, präsente Säure, grüne Tannine, auch hier der Anflug von Stall, knapper Abgang, ich finde absolut nichts was mich für diesen Wein erwärmen könnte, 78 NK Punkte
--------------------------------------
Fazit: Bevor ich hier in den Verdacht gerate, mit einem Bordeaux nicht umgehen zu können: ich liebe Bordeaux und habe zu anderen Gelegenheiten faszinierenden Stoff getrunken. Obige Bdx gehörten leider nicht dazu. Und wie gesagt, ich wusste nicht, um was es sich hier handelt.
Da beispielsweise der 90er Pape Clement von Robert Parker immerhin 94 Punkte erhalten hat, muss es sich aus meiner Sicht um ein anderes Problem handeln. Ich werde den Verdacht nicht los, dass es sich um ein Kellerproblem bei meinem Weinfreund handelt. Stellt sich nur die Frage, welches? Dass zu hohe Temperaturschwankungen zu einem schnelleren Alterungsprozess führen können, ist bekannt und nachvollziehbar. Können zu hohe Temperaturschwankungen aber auch Fehlgerüche in Richtung "Stall" erzeugen? Doch wohl eher nicht.
Ist dieses Phänomen in dieser Breite auch bei anderen Bdx-Liebhabern aufgetreten?
Gruß aus Oberhausen Norbert
kreutzer
- Beiträge: 364
- Bilder: 277
- Registriert: Mo 22. Nov 2010, 16:40
- Wohnort: Oberhausen
Mo 17. Jan 2011, 14:47
Hallo Weinforum,
Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz über die am 7.8.2010 bei Weinfreunden verkosteten Weißweine:
1. 2008 Retzstadter Langenberg Silvaner Spätlese trocken Gutsabfüllung Weingut Rudolf May, Retzstadt Alc 13%
Hellgelbe Farbe, in der Nase saubere, etwas gesetzt wirkende, neutrale Frucht, eher vegetativ, vielleicht etwas Heu, im Mund leichter Körper, saubere, recht saftig wirkende Frucht mit leichtem Schmelz und eine spitzen Säurekern, ein Mangel an Struktur verhindert eine ausreichende Abpufferung, dadurch gerät das Ganze etwas unharmonisch, knapper Abgang, 83 NK Punkte
2. 2009 Keuper Grüner Silvaner QbA trocken Gutsabfüllung Weingut Dr. Wehrheim, Birkweiler Alc 12%
Hellgelbe Farbe, in der Nase finde ich eine frische, luftig-leicht daherkommende Frucht, Heu, etwas Birne, im Mund von leichtem Körper mit recht säurebetonter, einfach gestrickter Frucht, Zitrone, Limette, wenig Ausdruck, wirkt erstaunlich unreif und grün, knapper Abgang, 81 NK Punkte
3. 2009 Weissburgunder QbA trocken Gutsabfüllung Weingut Carolin Spanier-Gillot & H.O. Spanier, Bodenheim Battenfeld-Spanier Alc 13%
Hellgelbe Farbe, in der Nase frische aber etwas breit wirkende Frucht, grüne Bohne, im Mund leichter Körper, frische, recht saftige Frucht, Apfel, Birne, Nüsse, platziert sich präsent im Gaumen, bleibt aber sehr rustikal, etwas alkoholisch, passable Länge, 82 NK Punkte
4. 2008 Kalkgestein Weißburgunder QbA trocken Gutsabfüllung Weingut Friedrich Becker, Schweigen Alc 12,5%
Hellgelbe Farbe, in der Nase saubere, frische, trinkanimierende Frucht von Birne und etwas Heu, klare und präzise Zeichnung, im Mund leichter bis mittlerer Körper, lebendige, saftige Frucht, Birne, harmonisch eingebundene Säure, ein Hauch Fruchtsüße schimmert durch, wirkt präsent, ordentliche Länge, gut, 84 NK Punkte
5. 2009 Dorsheimer Pittermännchen Riesling QbA trocken Gutsabfüllung Weingut Joh. Bapt. Schäfer, Burg Layen Alc 13%
Hellgelbe Farbe, in der Nase frische, saubere, sehr aromatisch rüberkommende Frucht, für einen Riesling recht exotisch, Pfirsich, Maracuja und etwas Cassis, im Mund von leichtem Körper, frische, blitzsaubere Frucht die zum zweiten Glas auffordert, Maracuja wird hier sehr deutlich, lebendige Säure, der Wein hat Biss, ordentliche Länge, gut, 84 NK Punkte
6. 2009 Riesling Eisbach QbA trocken Gutsabfüllung Weingut Battenfeld-Spanier Alc 12,5%
Hellgelbe Farbe, in der Nase hochintensive, jugendliche Pfirsich-Frucht, herrlich trinkig, im Wein leichter bis mittlerer Körper, kristallklare, saftig-lebendige Frucht, lebendiges Säurespiel, kann ich locker auch eine zweite Flasche trinken, ordentliche Länge, sehr gut, 85 NK Punkte
7. 2007 Tramin Moscato Rosa - Rosenmuskateller Südtirol - Alto Adige 0,375l Cantina Tramin Alc 15%
Helles kirschrot in der Farbe, in der Nase ausgesprochen aromatische Frucht, Rose, Muskat und eine leichte Bitternote, ein Hauch Süße schimmert durch, im Mund von mittlerem Körper, verhaltene Süße, die Frucht wird von Muskat-Aromen und einer etwas breiten, deutlich vom Alkohol geprägten Süße geprägt, zeigt auch florale Komponenten, der Mangel an Säure lässt den Wein für meinen Geschmack zu eindimensional, ja fast plump erscheinen, die Kombination mit dem Melonen-Eis passt aber sehr gut, gute Länge, nicht meine Art von Wein aber immerhin 87 NK Punkte
Gruß aus Oberhausen Norbert
kreutzer
- Beiträge: 364
- Bilder: 277
- Registriert: Mo 22. Nov 2010, 16:40
- Wohnort: Oberhausen
Mo 17. Jan 2011, 14:51
Hallo Weinforum, nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotizen über eine Probe reifer, hochwertiger Rieslinge am 31.7.2010 in Thomasberg, darunter vier 1996er und vier 2002er. Die Reifefähigkeit der 2002er GGâ€s wollte ich in etwas breiterer Aufstellung schon lange mal wieder testen. Die 96er ergaben sich aus der Affinität eines mitprobierenden Weinfreundes zum Rheingau bzw. zu Breuer. Er hatte alle 96er Breuer bereit gestellt. 1. 1996 Rauenthaler Nonnenberg Riesling Erzeugerabfüllung Weingut Breuer, Rüdesheim Alc 11,5% Dunkles Gelb in der Farbe, in der Nase fein gereifte, saubere Frucht von Zitrone, Tabak und Jod, im Mund von leichtem Körper, leicht gereifte Frucht, viel Zitronensäure, ansonsten sehr schlank, kein Petrolton, passable Länge, sehr gut, 88 NK Punkte 2. 1996 Rüdesheimer Berg Rottland Riesling Erzeugerabfüllung Weingut Breuer, Rüdesheim Alc 11,5% Dunkles Gelb in der Farbe, on der Nase reife, recht runde Frucht, Tabak, zeigt eine gewisse Cremigkeit, im Mund von eher leichtem Körper, aber vollmundiger als der Vorgänger, liegt schön am Gaumen, Zitrone, mineralische Noten, Säure erscheint mir etwas spitz, man merkt zwar auch schon das Alter, präsentiert sich aber als klassischer Rheingauer mit eine guten Länge, sehr gut, 89 NK Punkte 3. 1996 Rüdesheimer Berg Schlossberg Riesling Erzeugerabfüllung Weingut Breuer, Rüdesheim Alc 12% Goldgelbe Farbe, in der Nase, ausdrucksvolle Frucht, Mineralität, Bienenwachs, einfach mehr Stoff, im Mund leichter bis mittlerer Körper, ausdrucksvolle, harmonisch gereifte Frucht, Kräuter, Zitrone, Mineralität, der Wein verfügt über eine gewisse Komplexität, wunderschön eingebundene Säure, recht lang, super, 93 NK Punkte 4. 1996 Kallstadter Saumagen Riesling Auslese trocken "R" Erzeugerabfüllung Weingut Koehler-Ruprecht, Kallstadt Goldgelbe Farbe, reife, ausdrucksstarke Frucht, Feuerstein, Aprikosen, im Wein von mittlerem Körper, ausdrucksvolle, kompakte Frucht, Aprikose, unglaublich dicht und mit einer lebendigen Säure ausgestattet, lang, lang, lang, groß, 96 NK Punkte 5. 2007 Kallstadter Kreidkeller Riesling Spätlese trocken "Alte Reben" Erzeugerabfüllung Weingut Benderhof, Kallstadt Alc 13% Kräftiges Gelb in der Farbe, frische, sehr intensive Frucht, Pfirsich, Mineralik, etwas Honig, im Wein von mittlerem Körper, saftig-animierende Frucht, Pfirsich, feiner Schmelz, lebendige Säure, ein toller Saufwein mit Charakter und Niveau, jede Menge Cremigkeit, langer Abgang, 90 NK Punkte Die nachfolgenden Weine wurden blind serviert. Wir wussten was dabei ist und lagen bis auf die Laibles so ziemlich daneben. 6. 2002 Forster Ungeheuer Riesling GG Erzeugerabfüllung Weingut Georg Mosbacher, Forst Kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase reife, gelbe Frucht, reifer Pfirsich, opulent, im Mund von mittlerem Körper, sehr reife, opulente Frucht, Pfirsich, Honig, ein gutes Maß an Säure, insgesamt recht harmonisch aber in sehr weit entwickeltem Reifezustand, der Höhepunkt dürfte überschritten sein, gute Länge, 90 NK Punkte 7. 2002 Westhofener Aulerde Riesling GG Erzeugerabfüllung Weingut Wittmann, Westhofen Kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase feinreife, elegante Frucht, Pfirsich, im Mund von mittlerem Körper, ausdrucksstarke, mundfüllende Frucht, verströmt bei aller Reife Eleganz, eine reife Säure verleiht dem Wein auch heute noch Leben, langer Abgang, 92 NK Punkte 8. 2002 Dalsheimer Hubacker Riesling GG Erzeugerabfüllung Weingut Keller, Flörsheim-Dalsheim Hellgelbe Farbe, in der Nase hochelegante, mineralisch geprägte Frucht, Mirabelle, Pfirsich, im Wein von mittlerem Körper, ein stahliger Riesling mit lebendiger Frucht, Struktur, einer griffigen Säure, schöner Mineralik und schöner Länge, hervorragend, 93 NK Punkte 9. 2001 Monzinger Halenberg Riesling Auslese trocken Erzeugerabfüllung Weingut Emrich-Schönleber, Monzingen Hellgelbe Farbe, feinreife, hochelegante Frucht, Birne, perfekte Harmonie, im Wein mittlerer Körper, hochfeine Reife, viel Eleganz, reife, harmonisch eingebundene Säure, langer Abgang, super. 93 NK Punkte 10. 2004 Monzinger Frühlingsplätzchen Riesling GG Erzeugerabfüllung Weingut Emrich-Schönleber, Monzingen Hellgelbe Farbe, erneut eine ausgesprochen faszinierende Nase, hochfeine Reife aber sehr viel Ausdruck, viel Präsenz, im Wein mittlerer Körpe, ausdrucksvolle Pfirsich-Frucht, schöne Mineralik, in fast beißender Form, der Wein hat Grip, lebendig-reife Säure, langer Abgang. Super, noch einmal eine Steigerung, 94 NK Punkte 11. 2002 Durbacher Plauelrain Riesling "Achat" Erzeugerabfüllung Weingut Andreas Laible, Durbach Goldgelbe Farbe, in der Nase sehr reife Frucht, Brot, Malz, im Wein von mittlerem Körper, reife, durchaus mineralische Frucht, legt den Gaumen, in der Säure gegenüber den Vorgängern deutlich zurückgenommen, hat den Höhepunkt überschritten, ordentliche Länge, 88 NK Punkte 12. 2005 Durbacher Plauelrain Riesling Spätlese trocken "SL" Erzeugerabfüllung Weingut Andreas Laible, Durbach Hellgelbe Farbe, in der Nase feinduftige, lebendige Frucht, Sponti-Töne, im Mund leichter bis mittlerer Körper, animierend-frische, lebendige Frucht, Pfirsich, Zitrone, die Säure erscheint mir schon fast bissig, schöne Länge, 89 NK Punkte, ich mag halt auch junge Rieslinge 13. 2006 Schloßböckelheimer Kupfergrube Riesling Auslese 0,375l Erzeugerabfüllung Weingut Dönnhoff, Oberhausen/Nahe In der Nase pikante, sehr intensive Frucht, Pfirsich, Honig, die Süße springt einem entgegen, im Wein von mittlerem Körper, ein finessenreicher, edelsüßer Riesling mit lebendiger Säure der die Klasse von Dönnhoff in diesem Segment bestätigt, langer Abgang, super, 94 NK Punkte ------------------------------------------------------ Fazit: Schön war's. Fast alle Rieslinge haben die Jahre gut überstanden. Die Teilnehmer waren hochzufrieden. Der Überraschungssieger (für mich nicht blind) kam aus Kallstadt und das mit einem 14 Jahre alten, trockenen Riesling. Die Wertung der blind probierenden Teilnehmer war vergleichbar hoch. Soll keiner sagen, der Koehler-Ruprecht hätte keine repräsentative Konkurrenz gehabt. Na ja, ich wollte halt einen gleich alten Wein gegen den 96er Schlossberg stellen. Gruß aus Oberhausen Norbert
kreutzer
- Beiträge: 364
- Bilder: 277
- Registriert: Mo 22. Nov 2010, 16:40
- Wohnort: Oberhausen
Mo 17. Jan 2011, 14:54
Hallo Weinforum,
am 17.7.2010 rief ein langjähriger Weinfreund zu einer Geburtstagsnachfeier in Sterkrade auf. Wieder einer dieser heißen Tage, bei dem nur der Wintergarten und eine am Abend einsetzende leichte Abkühlung Erleichterung verschafften. Und an einem solchen Abend 16 Weine zu 8 Personen knacken, wobei der weibliche Anteil in der Trinkmenge eher zu vernachlässigen war. Zumindest bei den Rotweinen gab es dann ernsthafte Widerstände, die es zu überwinden galt.
Ein nicht zu schweres Abendessen sollte die Grundlage für den Weinkonsum schaffen. An Rehcarpaccio mit Senfeis, Fischsuppe mit selbstgemachten Fischpuffer kann ich mich noch erinnern. Der Butterfisch wurde von einer für meinen Geschmack eigenwilligen Beilage begleitet an deren Namen ich mich momentan nicht mehr erinnern kann.
Die Weißweine waren überwiegend ziemlich gereift, ganz nach dem säureempfindlichen Geschmack des Gastgebers. Darunter die vom Gastgeber lange gesuchte, heute nicht mehr separat zugelassene Lage Ürziger Kranklay. Der Gastgeber berichtet, dass der Sage nach die Besitzer der Lage Kranklay soviel von ihrem eigenen Wein getrunken haben sollen, dass sie daran erkrankt seien. Soll auch erklären warum der Wein so schwer zu bekommen war. Na ja, ich nehme es vorweg, die geöffnete Flasche konnte mir dieses Phänomen nicht erklären.
Ausgesprochen positiv überrascht war ich von den roten Österreichern. Eine solch langlebige Entwicklung hätte ich den Weinen nicht zugetraut. Exzellent.
Über die Bordeaux-Vertreter aus dem Jahre 1988 gab es nichts zu meckern. Auch bei schwierigen Außentemperaturen bereiteten alle Bdx viel Freude. Das kann ich von den beiden Burgundern leider nicht sagen. Und ich entwickele mich doch gerade zu einem Fan alter Burgunder. In diesem Fall hat der Gastgeber leider kein Glück gehabt.
Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotizen vom 17.7.2010:
1. 1971 Uerziger Kranklay Riesling Beerenauslese Erzeugerabfüllung Weingut Peter Nicolay KG, Uerzig
Bernsteinfarben, in der Nase deutliche Firne, Sherry-Noten, Nüsse, sehr intensiv, deutet einen Wein mit höherer Öchsle-Zahl an, im Wein von mittlerem Körper, reife, mundfüllende Süße, Rosinen, Pflaumen-Kompott, gute Intensität, kommt mir recht säurearm vor, langer Abgang, insgesamt für meinen persönlichen Geschmack schon zu reif, ich vermisse die klassischen Riesling-Komponenten, etwas Säure-Spiel, 87 NK Punkte
2. 1990 Langenloiser Steinhaus Grüner Veltliner trocken Sonnhof, Josef Jurtschitsch, Langenlois/Kamptal Alc 11,5%
Kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase sehr reife Frucht, Feuerstein, florale Komponenten, im Mund von eher leichtem Körper., reife, durchaus saubere Frucht mit allerdings sehr präsenter, direkter Säure, überreife Zitrone, es fehlt einfach etwas an Ausdruck, wirkt sehr einfach gestrickt, im Abgang von doch sehr moderater Länge, für das Alter allerdings noch erstaunlich gut zu trinken, 82 NK Punkte
3. 1991 Wösendorfer Kollmütz Riesling Federspiel trocken Bergwein Weingut Josef Langmayer, Wösendorf/Wachau Alc 10,9% Sre 7,6 Zu 3,3 g/l
Kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase kommt mir eine doch sehr eigenwillige, leicht medizinal ausgerichtete Frucht entgegen, sehr reif, im Mund von leichtem Körper, reife, etwas eindimensionale Frucht, kräftige Säure, kommt etwas freudlos rüber, aber auch dieser für einen Federspiel doch sehr alte Wein ist noch trinkbar, knapper Abgang, 79 NK Punkte
4. 1985 Schloss Johannisberger Riesling Spätlese trocken Erzeugerabfüllung Fürst von Metternich-Winneburgâ€sche Domä ne
Kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase überreife, phenolisch wirkende Noten, wirkt breit und langweilig, im Mund von eher leichtem Körper, deutliche Firne, sehr präsente, eher unangenehm direkte Säure, kein Spiel, reichlich Bittertöne, passable Länge, macht an dieser Stelle aber keinen Spaß mehr, hoffentlich hat der Wein mal bessere Zeiten gesehen, 77 NK Punkte
5. 2005 Riesling Felsenterrassen Weingut Richard Richter, Winningen Alc 13%
Goldgelbe Farbe, in der Nase sehr intensive, mineralisch gewirkte Frucht, Pfirsich, Mirabelle, Botrytis-Einfluß?, ich habe blind auf einen 2006er getippt, im Mund von leichtem bis mittleren Körper, volle, saftige Frucht, durchdringende Mineralität, dicht am Gaumen, verhaltene Säure, ein durchaus anspruchsvoller Wein, gute Länge, 90 NK Punkte, für mehr fehlt es dann doch etwas an Klasse
6. 2004 Brauneberger Juffer Riesling Hochgewächs trocken Erzeugerabfüllung Weingut Stiftung St. Nikolaus Hospital Silberne Kammerpreismünze Alc 12%
Hellgelbe Farbe, in der Nase eine etwas diffuse, ausdruckslose Frucht, etwas Apfel, etwas Zitrone, florale Noten, vermittelt keinerlei Lust auf den ersten Schluck, im Wein von leichtem Körper, einfache, charakterlose Frucht, etwas Säure, bei einem Mosel-Wein hätte ich etwas mehr Grip erwartet, passable Länge, 80 NK Punkte
7. 2004 Bissersheimer Goldberg Chardonnay trocken Gutsabfüllung Weingut Wageck-Pfaffmann Alc 13%
Hellgelbe Farbe, in der Nase leichte, dezent gereifte Frucht, Dosenananas, auch nicht der Hit, leichter Körper, einfache, aber saubere Frucht, angenehme Säure, insgesamt trinkig, knapper Abgang, 82 NK Punkte
8. 2006 Dürkheimer Michelsberg Riesling QbA trocken Großes Gewächs Gutsabfüllung Weingut Fitz-Ritter, Bad Dürkheim Alc 12,5%
Hellgelbe Farbe, in der Nase endlich eine etwas ausdrucksvollere Frucht mit mehr Intensität, leicht botrytis-geprägte Frucht, Anklänge an Honig, im Wein von mittlerem Körper, charaktervolle, mundfüllende Frucht, pikant, mit Biß, zeigt eine präsente, durchaus lebendige Säuremitte, langer Abgang, 91 NK Punkte
9. 1950 Clos Vougeot Mähler Besse
Ziegelrote Farbe mit braunem Rand, unangenehme Nase, Liebstöckel bzw. Maggi, Jod, im Mund von leichtem bis mittleren Körper, reif, erinnert an Mandarinenschale oder Orangenschale, aber auch hier Liebstöckel, ansonsten harmonisch gereift, mit passabler Länge, ein Burgunder der sich für das Alter doch noch erstaunlich präsentiert und dass obwohl er eine ganze Anzahl von schwierigen Aromen zu verdauen hat, 82 NK Punkte
10. 1990 Ried Hallebühl Zweigelt, Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon Neusiedler See Gutsabfüllung Weingut Familie Umathum, Frauenkirchen Alc 12,5%
Ziegelrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase reifem, immer noch beerige Frucht mit Spuren von Liebstöckel und Kräutern, die Damenfraktion ist sich einig: Pellkartoffel, im Wein von mittlerem Körper, sehr schöne, saftig-rotbeerige Frucht, sehr gut strukturiert, gute Intensität, mürbe Tannine, präsentiert sich harmonisch, schöne Länge, das Mundgefühl ist deutlich besser als die Nase, insgesamt 88 NK Punkte
11. 1990 Deutschkreutzer Cuvée Vulcano Barrique Hans Igler, Deutschkreutz
Ziegelrote Farbe, in der Nase finde ich eine reife aber immer noch ausgesprochen saftige Frucht die mich etwas an Sauerkirsche erinnert, im Mund von mittlerem Körper, intensiv saftige Frucht, Sauerkirsche, harmonisch, ohne Ecken und Kanten und dennoch mit Charakter, der Einfluss des Barriques steht nicht oder nicht mehr im Vordergrund, eine wunderschöne Überraschung die sich auf dem Reife-Höhepunkt befindet, gute Länge, ein sehr guter Wein dem ich diese Qualität im Alter von 20 Jahren nicht mehr zugetraut hätte, 92 NK Punkte
12. 1988 Chateau La Pointe Pomerol Dâ€Arfeuille, Administrateur
Tiefdunkles Rot in der Farbe, in der Nase kühle, graphitgeprägte Frucht, wirkt bereits reif ohne Ecken und Kanten, im Mund von mittlerem Körper, saftig-kraftvolle, im Gegensatz zur Nase immer noch tanningeprägte Frucht von dunkelroten Beeren, viel Bleistift, schöne Länge, der Wein wurde in der Runde sehr kontrovers diskutiert, vor allem nach den beiden Österreichern, dennoch für mich ein sehr schöner Wein mit weiterem Alterungspotential, 90 NK Punkte
13. 1988 Chateau Haut-Marbuzet Saint Estèphe H. Duboscq & Fils
Tiefrote Farbe mit aufhellendem Rand, in der Nase dunkelbeerige, feingereifte Frucht, tief und dunkel, würde sich, wenn noch mehr Zeit verbliebe, im Glas noch weitere öffnen, mir war das Glas nicht großvolumig genug, auch bei diesem Wein stelle ich leichte Graphitnoten fest, im Mund von mittlerem bis dichten Körper, dichte, konzentrierte Frucht die noch von einem ausgeprägten Tanningerüst umgeben wird, sie wirken durchaus mürbe, sind aber noch dominant, etwas mehr Schmelz oder Frucht-Süße würden den Wein weiter aufwerten, derzeit kommt mir die Assoziation von schwarzem Tee, gute Länge, hat noch reichlich Zukunft, 92 NK Punkte
14. 1978 Vigne de l'Enfant Jésus Bouchard Père et Fils
Ziegelrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase leider deutlich von Brett-Aromen geprägt, Stall, im Mund von mittlerem Körper, saftig, aber leider ist die Frucht von Stall-Aromen dominiert, wirkt ansonsten noch jung, passable Länge, schwierig, kann nach all den Vorgängern nicht bestehen, dass es ein Burgunder ist musste mir über die Flasche dokumentiert werden, schade, 82 NK Punkte
15. 1988 Chateau Larmande Saint Emilion Grand Cru Classé
Tiefrote, fast schwarze Farbe, in der Nase tiefgründige, noch jung wirkende Frucht von schwarzen Johannisbeeren, im Mund von mittlerem Körper, dunkelbeerige, saftige Frucht, reichlich Tannine und zwar körnig wirkend, macht auf mich einen noch sehr verschlossenen Eindruck, da reichte die Zeit in der Karaffe wohl nicht aus, gute Länge, auch dies ein schöner Wein mit Entwicklungspotential, 91 NK Punkte
16. 1988 Rust Neuburger Beerenauslese Ried Gmärk Ernst Triebaumer 0,375l Alc 13,6 Sre 5,6 Zu 55,8 g/l
Kräftiges Rosé in der Farbe, in der Nase hochintensive, borytisgeprägte, beerige Frucht, dichter Körper, mächtig, aber ansonsten finde ich nur eine breite, alkoholisch-bittere Frucht, dennoch kleidet die Süße den Gaumen aus, langer Abgang,, 82 NK Punkte, leider kann ich mit dem Wein absolut nichts anfangen, da konzentriere ich mich doch lieber auf den Spitzenrotwein (Marienthal) der Triebaumers
Gruß aus Oberhausen Norbert
kreutzer
- Beiträge: 364
- Bilder: 277
- Registriert: Mo 22. Nov 2010, 16:40
- Wohnort: Oberhausen
Mo 17. Jan 2011, 14:56
Hallo Weinforum
Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz vom 20.3.2010 über einige in kleiner Runde geöffnete Weine:
1. 1988 Umathum Ried Hallebühl Zweigelt trocken Neusiedler See Gutsabfüllung Weingut Familie Umathum Alc. 12,5%
Kirschrote Farbe mit braunem Rand, für das Alter dieses Zweigelt, der sicher nicht im Barrique ausgebaut wurde, finde ich eine noch erstaunlich frische Frucht, leicht, vielleicht etwas staubig, ansonsten Spuren von getrockneter Pflaume, Rosinen, Leder, allerdings erfällt die Nase nach ca. 1 Stunde im Glas, im Mund von leichtem Körper, weich gezeichnete, dezent gereifte Frucht, Kirsche, Schokolade,. Waldboden, erstaunlich, Säure nimmt im Laufe des Abends zu, passable Länge, anfangs 84 NK Punkte, aber man musste sich beeilen, später vielleicht noch 81 NK Punkte
2. 2008 Panamera Chardonnay California Vinted and Bottled by Story Ridge Vineyards Alc 13%
Dieser Wein wurde zu einer überaus saftigen Dorade aus dem Backofen gereicht, dazu ein frisch gebackenes Nussbrot (Walnuss und in einer Variante Paranuß) und fertig ist eine schmackhafte Grundlage
Hellgelbe Farbe, frische, trinkanimierende Frucht, Zitrone, Mango, Litschi, im Wein von leichtem Körper, jugendliche, frische Frucht, Zitrone, Sternfrucht, verhaltene Säure, kein besonders tiefer Wein, aber ein guter, unkomplizierter Begleiter der Dorade, knapper Abgang, mit zunehmender Temperatur stellt sich auch ein Ansatz von Cremigkeit ein, 84 NK Punkte
3. 2000 Gigondas Chateau de Saint Cosme Alc 14%
Tiefrote, fast undurchsichtige Farbe mit nur ganz leicht aufhellendem Rand, in der Nase eine vorwiegend dunkel gefärbte Frucht, Schokolade, Moschus, verhalten Brombeere. Später auch Kirsche, wirkt noch etwas verschlossen, im Wein von mittlerem Körper, die Frucht erscheint dunkel, kräftig und von dunklen Beeren geprägt, noch sehr jugendlich, von Alkohol geprägt, ansonsten ausgesprochen saftig und mit kräftiger, fast körniger Tanninstruktur, aber zugänglich, gut eingebundene Säure, ordentliche Länge, gefällt mir ausgesprochen gut, 86 NK Punkte
4. 1962 Chateau Plince Pomerol Füllstand: very top shoulder
Rubinrote Farbe mit braunem Rand, in der Nase Sägespäne, Staub, sehr verhalten, nicht unangenehm aber auch nicht wirklich überzeugend, im Wein von leichtem Körper, reife, etwas stallig wirkende Frucht, Regenwasser, hinten auch Hauch Fruchtsüße, viel Säure, zeigt sich insgesamt eher unharmonisch, schwierig und enttäuschend, passable Länge, 81 NK Punkte
5. 1962 Chateau Nenin Pomerol Füllstand: top shoulder
Ziegelrote Farbe mit braunem Rand, in der Nase sofort eine ausgesprochen schöne, Merlot-typische, üppig wirkende Frucht, Kirschlikör, Waldboden, Tabak, im Wein von mittlerem Körper, saftige, vollreife Frucht, feiner Schmelz, Brombeermarmelade, daneben aber auch eine deutliche Säure die sich aufgrund der Struktur und der süßlichen Ausrichtung gut einbindet, schöne Länge, ein feiner Pomerol, trotz des Fülstandes, 86 NK Punkte 6.
Und nun für mich das Highlight des Abends:
1944 Chateau Lagrange Saint Julien Abfüllung Eschenauer Füllstand: very top shoulder
Ziegelrote Farbe mit braunem Rand, herrlich subtile, fein gereifte Nase, verströmt sofort eine unglaubliche Noblesse, keine Muskeln, eher eine künstlerisch gezeichnete, fast durchsichtige Struktur, reife, rote Früchte, Waldboden, Teer, Leder, sicher kein ganz großer oder tiefer Wein, aber mit einer Klasse die mir in Erinnerung bleiben wird, im Mund von leichtem bis mittleren Körper, reif aber mit feiner, ausgesprochen nachhaltiger Frucht, Waldboden, Teer, Leder, Tabak, man fragt sich wo diese Nachhaltigkeit eigentlich herkommt, die Tannine sind abgeschmolzen, die Säure präsent und dennoch nicht unangenehm auffällig, insgesamt ein sehr stimmiger, harmonisch gereifter Wein mit sehr, sehr langem Abgang, auch das angesichts der Feinheit des Weines nicht wirklich zu erklären, 90 NK Punkte und dennoch in meinem persönlichen Ranking weit höher einzustufen als so mancher, deutlich höher gepunkteter Wein, Punkte allen sagen überhaupt nichts über den Spaßfaktor bei einem Wein aus, und dieser Wein hat ohne Vorankündigung sehr viel Spaß gemacht, und nicht nur mir
-------
Fazit: ich entwickele mich gerade im Rotweinbereich mehr und mehr zu einem Fan wirklich gereifter Tropfen, egal ob Bordeaux oder Burgund. Solch nachhaltige Erlebnisse hatte ich auch mit vielen Neue Welt-Weinen (USA/Australien) aus den 70er und 80er Jahren, die in den mir bekannten Weinzirkeln aber niemand wollte. Frühere Versuche, diese Weine in die Diskussion zu bringen, wurden meist mit Missachtung gestraft. So habe ich diese alten Schätze dann meist mit meiner Wera alleine geöffnet und getrunken. Wenn ich so an den Heitz Cellar†s Marthaâ€s Vineyard aus den 70ern denke, ich meine es war der 75er, einfach grandios. Sam Hofschuster hatte anlässlich eines Abend bei einem der letzten großen Treffen an alter Stätte auch eine aufgezogen, auch die habe in sehr guter Erinnerung behalten. âhnliche Erlebnisse gab es auch aus Italien und/oder Spanien. Ich bin mal gespannt, ob sich ein paar Leute finden lassen, um in eine Probe reiferer und teurer Spanier (Vega Sicila Unico, lâ€Ermita etc.) zu investieren. Diese Art von Erlebnis wird es zukünftig auch vermehrt bei Rotweinen aus Portugal geben. Ich denke da an Niieportâ€s Charme, an Pintas, an Poeira oder an einen letztens geöffnet en, ungemein saftigen 99er Cortes de Cima.
Und dennoch: was ist das alles schon im Vergleich zu wirklich alten Bordeaux aus zuverlässiger Quelle. Einige Weinfreunde habe ich ja schon elektrisieren können und Ihnen die Bereitschaft entlockt, den einen oder anderen EURO mehr zu investieren. Die Weine zahlen es in einer Art und Weise zurück, die länger in Erinnerung bleibt, als so manche, schnell vergessene Urlaubsreise. Dieser Begeisterungsfunke wurde in den letzten Wochen auch in Richtung alte Burgunder geweckt. Und ich bin sicher, das wird irgendwann auch mit einer Vertikale des Blaufränkisch Mariental von Triebaumer funktionieren. Ein Wein von dem ich Jahr für Jahr überzeugt war und der mit Reifung och deutlich zulegte.
Es gibt noch soviel zu entdecken. Bewahrt Euch die Neugier.
Gruß aus Oberhausen Norbert
kreutzer
- Beiträge: 364
- Bilder: 277
- Registriert: Mo 22. Nov 2010, 16:40
- Wohnort: Oberhausen
Mo 17. Jan 2011, 15:05
Hallo Weinforum,
und es ergab sich am 27.11.2009 die Gelegenheit fuer einige liebe Gaeste in die Schatzkammer zu greifen. Ueber reife Uhlens und Doennhoffs wurde ja kuerzlich bereits ueberschwaenglich berichtet. Da moechte ich nicht zurueckstehen.
Allerdings waren die roten Buddeln angesichts des fortgeschrittenen Alters auch nicht so schlecht.
Nachfolgend fuer Interessierte meine Verkostungsnotiz vom 27.11.2009:
1. 2002 Dalsheimer Hubacker Riesling trocken "GG" Erzeugerabfuellung Weingut Keller, Floersheim-Dalsheim Alc 13%
Kraeftiges Gelb in der Farbe, in der Nase wunderschoen gereifte, sehr harmonisch rueberkommende Frucht, reife, gelbe Fruechte, Aprikose, Rosinen, Doerrobst, etwas Rauch, ich meine auch einen nussigen Ton wahrzunehmen, im Mund von mittlerem bis vollen Koerper, harmonisch gereift mit schoener Intensitaet, reife gelbe Fruechte, Saeure unmerklich eingebunden, schoene Laenge, ein toller Wein, nach meiner Einschaetzung jetzt auf dem Hoehepunkt, 93 NK Punkte
2. 2002 Winninger Uhlen "L" Riesling Erzeugerabfuellung Weingut Heymann-Loewenstein, Winningen Alc 13%
Goldgelbe Farbe, in der Nase finde ich eine sehr intensive, mineralisch gepraegte Frucht mit Honignoten, deutlich konzentrierter als der Hubacker, im Mund findet sofort eine Geschmacksexplosion statt, sehr mineralisch, maechtig, von barocker Statur, cremig, Saeure sehr gut eingebunden, sehr, sehr lang, 94 NK Punkte
3. 2006 Niederhauser Hermannshoehle Riesling trocken "GG" Erzeugerabfuellung Weingut Hermann Doennhoff, Oberhausen Alc 13%
Kraeftiges Gelb in der Farbe, in der Nase kommt einem eine jugendlich wirkende, hochintensive, botrytisgefaerbte Frucht entgegen, gelbfruchtig, Honig, im Mund voller, dichter Koerper, konzentrierte, botrytisgeschwaengerte Frucht, pikante, fast suesslich anmutende Frucht, viel Schmelz, mit lebendigem Saeurekern, langer Abgang, 93 NK Punkte
4. 2006 Dalsheimer Hubacker Riesling trocken "GG" Erzeugerabfuellung Weingut Keller, Floersheim-Dalsheim Alc 13%
Kraeftiges Gelb in der Farbe, harmonisch entwickelte, leicht botrytisgefaerbte Frucht mit Honignoten, alles etwas zurueckhaltender, filigraner, weniger vordergruendig wirkend, im Mund mittlerer bis dichter Koerper, konzentrierte, suess wirkende Frucht mit mineralischen Anklaengen, praesente, lebendige Saeure, wirkt auf mich etwas reintoeniger, klarer, brillanter als der Doennhoff, hier mischen sich auch noch leicht apfelige Noten in das Gesamtbild und geben dem Wein innerhalb des Jahrgangs eine eigene Note, langer Abgang, 94 NK Punkte
5. 1953 Chateau Grignan La Rose Pauillac Fins Gousiers de France Dept. Dufouleur P & F. & M.H. Dussart, Proprietaire-Negociants
Rubinrote, voellig intakte Farbe mit nur leicht braunem Rand, in der Nase wunderschoen gereift, Unterholz, Pilze, Kaffee, Karamel, nur ein Hauch Stall, alles konzentriert sich in einer delikaten, altersgerechten Frucht, im Mund von leichtem bis mittleren Koerper, hier kommt der Stallton anfangs etwas deutlicher durch, verliert sich aber bei laengerer Verweildauer im Glas, die Frucht behaelt trotz einer praesenten Saeure und den reifen Tanninen noch die Oberhand, von erstaunlicher Laenge, sehr gut, 87 NK Punkte
6. 1961 Chateau La Grave Trigant de Boisset Pomerol Barton & Gestier Aus der 0,375l Flasche
Rubinrote, erstaunlich tiefe, satte Farbe mit nur leicht braunem Rand, in der Nase kommt mir eine tiefe, tanningepraegte Frucht entgegen, Leder, Kakao, Bitterschokolade, feuchter Staub, fuer einen Pomerol etwas ungewoehnlich, im Mund von mittlerem Koerper. Dicht, kompakt, tanningepraegt, dahinter finde ich eine jahrgangstypische, feine Fruchtsuesse, voellig intakte Frucht (bei einer halben Flasche!!), fast noch etwas verschlossen, Kaffee, Kakao, Pilze, gute Laenge, 90 NK Punkte
7. 1981 Chateau Haut-Brion Graves
Tiefe, rubinrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase finde ich eine feste, fleischige Frucht, Waldbeeren, Tabak, Unterholz, aber auch etwas Pferdestall, im Mund dichter, fleischig-saftiger Koerper ohne Alters- oder Ermuedungserscheinung. Brombeersaft, Unterholz, Pilze, unmerklich eingebundene Saeure, muerbe Tannine, langer Abgang, vermutlich einer der besseren Bdx aus diesem schwierigen Jahrgang, 90 NK Punkte
Fazit: Grosse Weissweine bei denen mir die 2002er subjektiv betrachtet mehr Spass bereitet haben und das auch am naechsten Tag noch gehalten haben. Beim Jahrgang 2006 machte mir die Botrytis-Orientierung etwas zu schaffen, nimmt den Weinen aber nichts von ihrer Klasse. Bei den Rotweinen erneut beeindruckendes Reifepotential alter Bdx aus Top-Jahren selbst bei eher unbekannten Weinguetern. Nie im Leben habe ich eine derart stabile Verfassung bei einer halben Flasche erwartet. Und das nach 48 Jahren.
Gruss aus Oberhausen Norbert
AH.
- Beiträge: 92
- Registriert: Mo 13. Dez 2010, 20:17
Mo 17. Jan 2011, 17:19
90 NK Punkte und dennoch in meinem persönlichen Ranking weit höher einzustufen als so mancher, deutlich höher gepunkteter Wein
Hallo Norbert,
an dieser Stelle lohnt es sich, kurz innezuhalten. Falls Du meinst, der Wein sei höher einzustufen als von Dir selbst höher "gepunktete" Weine, sind Deine Punkte als Ausdruck Deines Geschmacksurteils inkonsistent - und damit m.E. wertlos, für Dich und für die Leser.
Keineswegs möchte ich andeuten, daß Punkte grundsätzlich keine adäquate Formulierung eines Geschmacksurteils darstellen, auch wenn ich selber nicht "punkte".
Gruß
Andreas
Don Miguel
- Beiträge: 426
- Registriert: Mi 3. Nov 2010, 19:01
Mo 17. Jan 2011, 17:50
AH. hat geschrieben:an dieser Stelle lohnt es sich, kurz innezuhalten. Falls Du meinst, der Wein sei höher einzustufen als von [i]Dir selbst höher "gepunktete" Weine, sind Deine Punkte als Ausdruck Deines Geschmacksurteils inkonsistent - und damit m.E. wertlos, für Dich und für die Leser.
Servus Andreas, ich kenne das von mir durchaus auch! Die Bewertung mit den Punkten drückt ein Qualitätsurteil aus, sagt aber nicht unbedingt, dass mir die Stilistik besser zusagt, als ein Wein mit weniger Punkten. Auch Trinkspaß fließt nicht (unbedingt) in die Wertung ein. Selbst bei gleichem Preis heißt das bei mir daher noch lange nicht, dass ich immer den Wein mit meinen höheren Punkten kaufen würde. So habe ich jetzt zumindest diese Aussage von Norbert interpretiert. Grüße Don
kreutzer
- Beiträge: 364
- Bilder: 277
- Registriert: Mo 22. Nov 2010, 16:40
- Wohnort: Oberhausen
Mo 17. Jan 2011, 17:51
AH. hat geschrieben:90 NK Punkte und dennoch in meinem persönlichen Ranking weit höher einzustufen als so mancher, deutlich höher gepunkteter Wein
Hallo Norbert,
an dieser Stelle lohnt es sich, kurz innezuhalten. Falls Du meinst, der Wein sei höher einzustufen als von Dir selbst höher "gepunktete" Weine, sind Deine Punkte als Ausdruck Deines Geschmacksurteils inkonsistent - und damit m.E. wertlos, für Dich und für die Leser.
Gruß
Andreas
Hallo Andreas, Du greifst ein Thema auf, dass mich schon lange beschäftigt. Natürlich versuche ich, mich bei der Punktevergabe an den allgemein üblichen Standards zu orientieren. Ohne eine passende Weinbeschreibung kann ich aber mein subjektives Empfinden nicht ausdrücken. Beispiel: ich liebe einen jungen, trockenen Riesling, der sich geschmacklich im QbA oder Kabinett-Bereich bewegt, heiss und innig. Gestriges Beispiel: ein 2009er QbA-Riesling von Schäfer-Fröhlich. Ein ungemein trinkiger, rassig-lebendiger, kristallklarer Riesling. Dem gebe ich vielleicht 86 NK Punkte, was für einen Wein dieser Kategorie sicher schon sehr gut ist. Ich liebe ihn und brauche mit meiner Frau nicht sehr lange um eine Flasche zu leeren. Einem GG mit sehr viel mehr Druck und Länge gebe ich vielleicht deutlich über 90 Punkte, was dem Wein angemessen erscheint. Der Trinkfluß ist aber deutlich sperriger, anspruchsvoller. Ich kann dem Schäfer-Fröhlich QbA logischerweise keine Punkte über 90 geben. Dennoch kann, muss nicht, der Schäfer-Fröhlich mit 86 Punkten mehr Begeisterung auslösen. Ist meine mit Punkten und der dazugehörigen Besxhreibung deshalb wertlos? Ich kann mir solche Anmerkungen in besonderen Fällen nur nicht verkneifen. Und der 1944er Lagrange lud zum Meditieren ein. War nicht dicht, komplex oder wirklich groß. Aber die Verbindung des Bewusstseins über einen ehrwürdig gereiften Wein von dem ich diese Klasse gar nicht erwartet hätte bedarf neben der reinen Punktevergabe, die im Wust von täglich vergebenen Punkten völlig untergeht (insbesondere wenn sie die magische Grenze von wenigstens 95 nicht überschreitet) einer ergänzenden Erklärung. Die habe ich abgegeben. Ich betrachte diese Liebesklärung nicht als wertlos. Im Gegenteil. Diese Diskussion würdigt den Wein besonders. Dieses Thema könnte ich auch mit dem Vergleich mit einem deutlich höher gepunkteten Süßwein führen. Kann mir der trockene Schäfer-Fröhlich nicht einfach besser gefallen? Deshalb muss ich ihm doch nicht 95 Punkte geben. Gruß aus Oberhausen Norbert
AH.
- Beiträge: 92
- Registriert: Mo 13. Dez 2010, 20:17
Mo 17. Jan 2011, 18:21
Hallo Norbert, Natürlich versuche ich, mich bei der Punktevergabe an den allgemein üblichen Standards zu orientieren. Ohne eine passende Weinbeschreibung kann ich aber mein subjektives Empfinden nicht ausdrücken.Es gibt nach meiner Auffassung keine allgemein üblichen Standards. Falls es sie gäbe, sind sie variabel (unterliegen Trends) und sind damit bedeutungslos. Auf jeden Fall sind allgemeine Standards willkürlich. War der Barriquausbau bei der Qualitätsweinprüfung früher ein Weinfehler, ist er es heute nicht mehr.... Der Eine hält Brett für einen Weinfehler, der Andere spricht von "dienendem Brett", was die Komplexität erhöht. Deine Punkte, nämlich die NK (!) Punkte sind primär Ausdruck Deines ganz persönlichen Geschmacksurteils. Parkerpunkte sind das genauso. Deine Ansicht, daß eine Weinbeschreibung im Vergleich zu Punkten eine differenziertere Möglichkeit der Formulierung eines Geschmacksurteils darstellt, teile ich. Dem gebe ich vielleicht 86 NK Punkte, was für einen Wein dieser Kategorie sicher schon sehr gut ist. Ich liebe ihn und brauche mit meiner Frau nicht sehr lange um eine Flasche zu leeren. Einem GG mit sehr viel mehr Druck und Länge gebe ich vielleicht deutlich über 90 Punkte, was dem Wein angemessen erscheint. Der Trinkfluß ist aber deutlich sperriger, anspruchsvoller. Ich kann dem Schäfer-Fröhlich QbA logischerweise keine Punkte über 90 geben.Mir erscheint dies als das Gegenteil von logisch. Die Kriterien "Druck" und "Länge" sind für Dein Geschmacksurteil offenbar nicht so relevant, nur traust Du dich m.E. nicht, dies einzugestehen. Das ist bei mir aber genauso und nach meiner Beobachtung bei vielen anderen Weinfreunden auch. Keineswegs meine ich, daß die sensorische Quantität keine Rolle spielt, aber sie ist für mich sekundär. Schön, wenn ein köstlicher Wein auch quantitativ beeindruckt, aber häßliche Weine, die nur quantitativ beeindrucken, haben für mich auch keinen Wert und sie könnten von mir nicht viele "Punkte" bekommen. Bisher hat es trotz ausgiebiger Proben auch noch kein großes Gewächs in meinen Keller geschafft Gruß Andreas
Zurück zu Weinproben und Verkostungsberichte
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste
|
|
|