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Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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octopussy

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Re: VKN vom 19.1.2013 in Bonn

BeitragMi 6. Feb 2013, 19:35

Hallo Norbert,

danke für die interessanten Notizen.

kreutzer hat geschrieben:1.
2008 Cuvée Pinot –S- Brut
20% Weissburgunder 80% Spätburgunder
Karl Kurt Bamberger & Sohn, Nahe
Alc 13%

Anfangs ein heftiger Schäumer, der dann aber eine feine Perlage entwickelt in der Nase sehr vordergründige, apfelige Noten, nicht mein Ding, im Mund finde ich eine saubere, etwas einfach gestrickte Frucht die die apfelige Noten der Nase bestätigt, es zeig sich auch eine zarte Honig-Note, knapper Abgang, 84 NK Punkte

Von dem Sekt hatten wir Weihnachten eine Flasche ohne "S", die eigentlich die ganze Familie sehr gerne getrunken hat. Mehr Quitte, Birne und Hefe, sehr ausgewogen und eher nicht vordergründig, so fanden wir. Da ist aber auch deutlich mehr Weißburgunder drin.

kreutzer hat geschrieben:3.
1999 Forster Pechstein Riesling Spätlese trocken
Faß 63
Dr. Bürklin-Wolf
Alc 13%

Bernsteinfarben, in der Nase finde ich eine sehr reife, rosinige Frucht gepaart mit Honig-Noten, im Wein von mittlerem Körper, überreife Frucht, rosinig, Honig, Kräuter, kräftiger Säurekern, recht langer Abgang, hier ist aus meiner Sicht das Trinkanimierende leider verloren gegangen, für mich nur 86 NK Punkte, das kann das Weingut bei alten Weinen besser

Wenn man sich die Notizen zu dem Wein bei verkostungsnotizen.net zu dem Wein anschaut, war das vielleicht eine fehlerhafte Flasche?
Beste Grüße, Stephan
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kreutzer

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMi 6. Feb 2013, 19:50

Hallo Stephan,

>Wenn man sich die Notizen zu dem Wein bei verkostungsnotizen.net zu dem Wein anschaut, war das vielleicht >eine fehlerhafte Flasche?

Das kann durchaus sein. Für mich war es die erste Flasche und mein Erfahrungswert bei den hochwertigen Weinen von Bürklin-Wolf ist ja auch anders. Aber das bleibt Spekulation. Ich habe keine im Keller. :cry:

Bin jetzt eine Woche unterwegs.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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nougat

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragDo 7. Feb 2013, 10:44

Hallo Stephan,

einen zu anderen 99ern GCs und PCs vergleichsweise sehr reifen leicht petroligen 99er Pechstein habe ich schon vor zwei Jahren beim Hoffest von Bürklin-Wolf im Glas gehabt. War nicht im offiziellen Programm, wurde von Tom Benns 'einfach so' in der Vinothek nebenan geöffnet. Als ich später die äußerst positiven Kommentare im Forum zu diesem Wein las war mir klar, dass ich offenbar Pech hatte.
Grüße
Martin

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kreutzer

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VKN vom 28.2.2013: Ein Besuch bei Hackbarth

BeitragFr 1. Mär 2013, 15:22

Hallo Weinforum,

am 28.2.2013 hatten Wera und ich mich mit einem befreundeten Ehepaar, mit dem wir nun schon seit fast 40 Jahren Wein trinken, in dem sicher besten Feinschmecker-Restaurant Oberhausens, Hackbarth's Restaurant (http://www.hackbarths.de/index.php?id=22), verabredet um während eines schönen Abendessens den gemeinsam gekauften 1945er Burgunder seiner Bestimmung zuzuführen.

Wir haben uns dazu entschieden, den alten Burgunder erst nach dem Hauptgang, aber vor der Nachspeise zu verkosten. Das war dann im Nachhinein eine gute Entscheidung.

Den Abend haben wir mit einem

2001er Costers del Gravet - Montsant
Celler de Capcanes
Alc 14%

begonnen. Ein Wein der im Restaurant EUR 26 kostete. Den 2009er kann man aktuell zu einem Preisniveau von ca. EUR 14 kaufen. Nach den Angaben zum 2009er handelt es sich bei dem Costers del Gravet um einen eher Cabernet Sauvignon-dominierten Wein und damit für die Region ja eher untypisch.

Ich habe mir zwar keine Aufzeichnungen zu dem Wein gemacht, erinnere mich aber an einen Wein, der sich momentan auf seinem Höhepunkt befinden dürfte. Perfekt Reife mit hohem Trinkfluss. Ausreichende Saftigkeit, feine Fruchtsüße, mürbe Tannine, gut integrierte. Säure. Einfach stimmig. Was ihm fehlt ist Tiefe und Komplexität. Auch die Länge bleibt eher moderat. Kann man bei diesem Preisniveau vielleicht auch nicht erwarten. Ich gab ihm 87 NK Punkte. Es gab nichts zu meckern.

Bei dem nächsten Wein habe ich eine Hausnummer höher gegriffen.

Der

2005er Pintas - Douro
Wine & Soul
Alc 14%

ist mir bei Jungwein-Verkostungen immer positiv ausgefallen, was hin und wieder zu privaten Einkäufen führte. Irgendwann wird es einmal eine Portugal-Probe geben, die ein höheres Gesamtniveau erreichen dürfte als man es von den früheren, zwar langlebigen, aber eher rustikal-bäuerlichen Portugiesen à la Dao und Co erwarten durfte. Für den Liebhaber ist das Verkosten einer Vielzahl autochtoner Rebsorten ja besonders spannend.

Der erwähnte Pintas kostete auf der Weinkarte EUR 61. Da er im privaten Einkauf aus der Erinnerung um die EUR 50 kostete, für Restaurant-Verhältnisse also eher ein Schnäppchen.

Dieser Wein war aus der Erinnerung tiefer, dunkler, komplexer als der Vorgänger aber auch etwas verschlossener. Die Frucht erinnerte an Schwarzkirsche, Pflaume. Die Tannine waren noch etwas kantig, harmonisierten sich innerhalb der dem Wein verbliebenen Stunde (dann gab es schon nichts mehr) aber dermaßen, dass ich dem 92+ NK Punkte zugeschrieben habe. Säure war eher kein Thema. Er blieb auch deutlich länger im Gaumen als der Vorgänger.

Ja und dann ging es dem

1945er Vosne-Romanée Malconsorts
Moillard-Grivot

an den Kragen. Toller Füllstand. Ich würde sagen 1,5-2 cm. Der Wein wurde eine halbe Stunde vor der Verkostung aufgezogen und dekantiert. Obwohl der Korken am unteren Ende abbrach ist es mir gelungen den schmalen Korkrest rauszuholen ohne das Korkbrösel in den Wein fielen. Ich klopfe auf meine Schulter, zumal ich nicht mein gesamtes Handwerkzeug mitgenommen hatte.

Im Glas finde ich ein helles kirschrot mit braunem Rand. Keinerlei Trübung. In der Nase kommt mir Fleischsaft, Rinderbouillon entgegen aber auch eine Andeutung von Kirschfrucht. Jedenfalls wirkt der Wein in der Nase keineswegs ältlich.

Im Wein von leichtem bis mittleren Körper, eine durchaus noch schöne, reife, aus der eher eleganten Ecke kommende Frucht, mürbe Tannine, allerdings auch reichlich flüchtige Säure. Meine Wahrnehmung stellt einen leichten Stich im Wein fest, ein kleiner Bruch in der Geschmacksmitte, aber mit viel Luft zeigt er einen feinen Schmelz und verfügt über eine erstaunlich gute Länge, sicher nicht mehr groß, da er den Höhepunkt überschritten haben dürfte, als Liebhaber dieser alten Weine billige ich ihm aber immer noch 88 NK Punkte zu.

Diese Altweine sind immer wieder ein Erlebnis das schon mit der Vorfreude beginnt.
Dagegen erscheint ein qualitätsmäßig toller Wein, den ich schon 10x mal getrunken habe, dann eher langweilig. Ich weiß eben was mich erwartet.

Diese Zeilen schreibend ist noch über einen nach dem Nachtisch aufgezogenen Rotwein zu berichten, den ich unabgestimmt mit Erlaubnis des Restaurants dann zum Abschluss noch aufgezogen haben. Diesen Wein sollte ich doch nun kennen, da er mir vor einigen Wochen in Bonn blind vorgesetzt wurde und von allen Beteiligten als französischer Burgunder durchgewunken wurde. Vielleicht beeinflusst es einen doch zu stark wenn man weiß was man im Glas hat. Diesmal habe ich den Wein selbst mitgebracht.

Der

2004er Kallstadter Steinacker Spätburgunder Selection
Weingut Benderhof, Kallstadt

zeigte diesmal von Anfang an, das er aus Deutschland kommt. Der Holzeinfluss des Barrique ist zurückgetreten und gibt Nase und Mund freien Zugang zur samtigen Kirschfrucht eines deutschen Spätburgunder-Klons. Feiner Schmelz, mürbe Tannine, gut integrierte Säure, sehr stimmig, aber auch sehr deutsch. Ich wundere mich doch wie hoch die Flaschenvarianzen sein können. Oder spielt das Bewusstsein ein Rolle. Siehe weiter oben.
Wie auch immer, da sind mindestens 90 NK Punkte im Glas.

Ein schöner Abend in einem empfehlenswerten Restaurant ging zu Ende. Der nächst Bus fährt bald.

Ach so, falls es jemanden interessiert, das von uns ausgesuchte Menü im Hackbarth:

Ich sage nur: genial. Besonders die Nachspeise. Leider waren sie Sauternes so teuer. ;)

MENÜ II.

TOURNEDO VON HUMMERKRABBEN AUF
DICKEN BOHNEN UND ROTWEINSAUCE

ZWEIERLEI VON KALBSRÜCKEN UND -BÄCKCHEN
MIT STEINPILZEN UND
KARTOFFEL-VANILLEPÜREE

GEBACKENE ZARTBITTER-SCHOKOLADE
MIT HIMBEEREN
UND BROMBEER-SORBET
44,-


Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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Grosse Priorat-Probe in Oberhausen

BeitragFr 5. Apr 2013, 13:38

Hallo Weinforum,

vor einigen Wochen habe ich in dieser Rubrik bereits ein Probenprotokoll über eine grosse Priorat-Probe eingestellt. Die Textbeschreibungen entsprachen meiner subjektiven Wahrnehmung.

Mittlerweile hat mein WEinfreund Rainer Kaltenecker seine Sichtweise in seinem auch sonst lesenswerten Blog "Nur ein paar Verkostungen" eingestellt. Für alle interessierten Priorat-Liebhaber und und/der an alle die es noch werden wollen, hier ein Link zu Rainer Protokoll:

http://toaster.wordpress.com/die-spitze-des-priorats/

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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Re: VKN vom 19.4.2013: 1911 La Romanée und mehr

BeitragSo 21. Apr 2013, 12:43

Hallo Weinforum,

kürzlich habe ich bei dem Altweinhändler meines Vertrauens für unsere traditionelle Runde von Weinverrückten einige alte Morins und einen alten Leroy gekauft. Diese alten Schätze und einiges mehr wollte ich nicht der Post oder einer Spedition anvertrauen. Grundproblem: diese Weine und insbesondere die guten Füllstände lassen sich bei einem Transportschaden nicht so ohne weiteres ersetzen. Da hilft mir auch die Versicherung nicht.

Also habe ich mich entschlossen, die Weine gemeinsam mit meiner Frau in Perl-Nennig persönlich abzuholen. Eine Übernachtung hatten wir eingeplant.

Auf diese Weise hatten wir Gelegenheit, am 19.4.2013 an einem Abend mit gleichgesinnten Weinfreunden teilzunehmen, der mir wohl ewig in Erinnerung bleiben wird. Die angeregten Unterhaltungen am Abend gaben keine Möglichkeit, die Weine im Einzelnen zu protokollieren. Da ich einen Teil der Weine in diesem Leben vermutlich nicht noch einmal vorgesetzt bekommen werde, raffe ich mich an dieser Stelle auf, die verkosteten Weine aus dem Gedächtnis zumindest in Kurzform zu portraitieren.

Es ging los mit zwei Flaschen Champagner aus der Magnum. Die erste Flasche ein Blanc de Blancs des eigentlich angekündigten Champagners. Eher ein Versehen. Ich, eigentlich ein Champagner-Banause der einen guten Riesling Sekt Brut oder Extra Brut vorzieht, war überrascht von der Frische und Klarheit der Frucht. Kein Holz spürbar. Keine Brottöne. Kein Brioche. Das kann ich mit Genuss trinken.

Da sich diese Flasche als Irrtum herausstellte zauberte der Gastgeber die eigentlich angekündigte Flasche herbei., ein Champagne Comte Audoin de Dampierre Brut Premier Cru Cuvée des Ambassadeurs. Meine Befürchtungen lösten sich aber sofort in Luft auf. Auch hier kein störender Ton. Der Champagner hatte Frucht, mehr Tiefe als der Vorgänger. Wirkte weder überaltert noch holzbeladen. Ein schöner Einstieg. Auf Punkte will ich an dieser Stelle aber verzichten. Das bleibt den wirklichen Kennern vorbehalten.

Tja, dann ging es mit den Weinen los. Eine Grundlage musste geschaffen werden. Zum marinierten Lachsfilet wurde ein Bourgogne Blanc serviert. Oje, schon wieder Befürchtungen. Holz ohne Ende?

1.
2002 Meursault Les Rougeots
Domaine J-F Coche-Dury

Ja die Holznote ist da, aber so harmonisch gereift, dass die Frucht immer noch erkennbar bleibt und dem Wein einen sehr schönen Charme verleiht, feiner Schmelz, erinnert sich etwas an den 2002er Vinya Llisarda von Celler Fuentes aus dem Priorat. Auch hier war die Holznote so zurückgenommen dass der Wein Spaß machte, diesem Meursault bewete ich mit subjektiven 90 NK Punkten.


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Zum vom Gastgeber köstlich zubereiteten Bœuf Bourguignon gab es
2.
1988 Nuits St. Georges aus der Magnum
Domaine Méo Camuzet

Als Essensbegleiter geplant und Funktion erfüllt, ich hätte den Wein aber auch solo weiter genießen können, ein Village mit wunderschöner Reife, von robustem Charme, aber immer eine ausreichende Klasse ausstrahlend um ihn nicht langweilig erscheinen zu lassen, wunderschön, ordentliche Länge, 87 NK Punkte

Bild

Es folgte ein ungemein spannendes Blind tasting des 1947er Chateau La Conseillante als Schlossabfüllung und als Vandermeulen-Abfüllung. Wer leistet sich schon einen solchen Vergleich.

3.
1947 Chateau La Conseillante
Vandermeulen-Abfüllung

In der Nase ein deutlicher Luftton so als ob der Kork nicht dicht war (er war dann auch völlig durchweicht um beim Öffnen der Flasche ziemlich zerbröselt), im Wein von mittlerem Körper, diese Flasche hat ihren Höhepunkt überschritten, der Wein wirkt überaltert und müde, ohne Charme, ohne Leben, 83 NK Punkte

4.
1947 Chateau La Conseillante
Schloss-Abfüllung Louis Nicolas

Der gleiche Wein und eine völlig andere Nase, lebendig und mit Ausdruck, immer noch mit Beerenfrucht, trotz einiger animalischen Anklänge, im Mund dann von mittlerem bis tiefen Körper, ungemein frisch wirkend da von einer lebendigen Säure getragen die aber von Frucht und Extrakt ein Gegengewicht bekommt der den Wein harmonisch erscheinen lässt, ein toller Wein mit guter Länge, 94 NK Punkte, eindeutiger Sieger im direkten Vergleich


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1949 Chateau Cheval Blanc
Fourcaud-Lussac-Abfüllung

In der Nase kommen mir gleich oxidative Töne entgegen, deutlicher Luftton, im Wein von mittlerem Körper, mich stört eine flüchtige Säure, auch hier Töne von Überreife, kein überzeugendes Geschmacksbild, es mangelt an Harmonie und für einen Wein dieser Größe an Tiefe und Ausdruck, ich gehe davon aus, dass es keine optimale Flasche war, bei mir nur 84 NK Punkte, das wird in der Runde zum Teil auch anders gesehen
]

Bild


1920 Clos Sorbet
Rodier

in der Farbe schon ein leicht getrübtes ziegelrot, bräunliche Töne, in der Nase wandelt sich ein anfänglicher Liebstöckel-Ton relativ bald zu einer sehr reifen, kräuterigen Frucht mit Sattelleder-Anklängen, im Wein von mittlerem Körper, erstaunlich straffe Frucht, immer noch mit großem Genuss zu trinken, ein selten zu findender Jahrgang der meines Wissens eher als mittelmäßig eingestuft wird, der Wein hat Ausdruck und Charakter und eine ordentliche Länge, für das Alter unglaublich, 90 NK Punkte


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1911 La Romanée
Domaine Morin

Wow, was für eine Nase, in der Farbe ein klares, brillantes, helles Rot, typisch Pinot Noir, natürlich auch Brauntöne, in der Nase springt mir eine ausdrucksstarke Feuerstein-Note entgegen, ungemein intensiv, am Gaumen unverkennbar Pinot, unglaublich frisch, straff, mineralisch, belegt den Gaumen und lässt nicht locker, ungemein lang und baut im Glas weiter aus, ein Traum von Wein, danach seht sich jeder Weinliebhaber, solche ein Wein ist nicht austauschbar, das findest Du nicht in Deutschland und schon gar nicht in der Neuen Welt, hier geht es nicht um Schmelz oder Fruchtsüße, hier geht es um eine innere Tiefe, um Charakter, Leute, der Wein ist mehr als 100 Jahre alt und irgendwie habe ich den Eindruck er ist unsterblich, Klasse, ein Wein zum Niederknien, ein herzlicher Dank an den Gastgeber, alle Teilnehmer schienen begeistert, es wurde Beifall gespendet für dieses Erlebnis das spontan aus dem Keller geholt wurde, ein Beleg für die gute Stimmung in der Runde von eingefleischten Burgunder-Kennern, da kam ich mir wie ein Lehrling vor, ich habe lange darüber nachgedacht, wie man einen solchen Wein bepunkten kann, blind war ich schon bei 95 NK Punkten, nach der Offenlegung möchte ich zumindest auf 97-98 NK Punkte hochgehen, aber das macht man ja eigentlich nicht. Ich erwähne das, weil ich dieses Dilemma in der Nacht nach der Weinprobe geträumt habe und mich überraschenderweise auch noch daran erinnern konnte.


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1967 Chateau Suduiraut - Sauternes

in der Farbe bernsteinfarben, in der Nase hochintensiv und sehr reif, ein komplexes Bild von Honignoten, Nüssen, ein Hauch Marzipan, im Mund von tiefem Körper, ein mundfüllendes Elixier als ob man in eine getrocknete Feige gebissen hat und danach eine Vielzahl weiterer Aromen wahrnimmt, Dörrobst, Honig, Marzipan, alles spielt eine Rolle, für meinen Riesling-verwöhnten Gaumen vielleicht ein Mangel an Säure, aber das ist nun mal so bei einem Sauternes, schon ein eindrückliches Erlebnis, unendlich lang, leider waren die Schokoladen-ummantelten Süßteile schon alle, das hätte sicher gepasst,
95 NK Punkte

Bild

Schade, schon zu Ende. Hoffentlich kommt es zu der besprochenen Best-Bottle Runde.
Es folgt der beschwingte Marsch zurück zum Hotel.

Ein herzliches Danke Schön an die Gastgeber.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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VKN vom 26.4.2013: Reife Burgunder im Albert's

BeitragSo 28. Apr 2013, 11:42

Hallo Weinforum,

in Oberhausen gibt es seit einigen Jahren einen gemeinnützigen Verein der Oenophilogen (genauer: Deutsche Oenophilogen Gesellschaft e.V.) der sich neben der Auseinandersetzung mit weinrelevanten Themen auch um soziale Projekte, kümmert. Von Beginn an werden die Kinder von der Müllhalde Smokey Mountain in Manila/Philippinen unterstützt. Wer sich für Näheres interessiert (http://www.gemeindienst.de/ oder http://weinverein.net/ )Außerdem veranstalten die Vereinsmitglieder in unregelmäßigen Abständen Weinproben, zu denen auch Gäste eingeladen werden können.

Am 26.4.2013 arrangierte ein langjähriger Weinfreund im Albert’s, ein Restaurant in der Luise-Albertz-Halle (Stadthalle) in Oberhausen, eine Probe gereifter, roter, französischer Burgunder, zu der ich und meine Frau Wera als Nicht-Vereinsmitglied eingeladen wurden.
Als Spätberufener und ständig Dazulernender in Sachen französischer, roter Burgunder konnte ich kaum Nein sagen.

Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz vom 26.4.2013.

Da die Probe für 18 Personen ausgelegt war, gab es von jedem Wein zwei 0,7l-Flaschen.
Dies zu erwähnen hatte schon seine Bedeutung, da es zum Teil enorme Flaschenvarianzen gab.
Alle Weine wurden kurz vor dem Ausschenken dekantiert und den Teilnehmern entsprechend der geplanten Reihenfolge offen ausgeschenkt.

1.
1957 Clos Vougeot Grand Cru
Reserve des Caves de la Reine Pédauque

In der Farbe dunkles kirschrot mit leicht braunem Rand, in der Nase finde ich eine reife, aber ausgesprochen feine, saubere Frucht, Kirschkompott, Pflaumenkompott, deutliche Unterholztöne, Pilze, im Wein von mittlerem Körper, reifes, saftiges Mundgefühl, auch hier finde ich eine erdige Grundprägung, Trüffel, alles fein verwoben, wirkt harmonisch, gut eingebundene Säure, abgeschmolzene Tannine, ordentliche Länge, bleibt konstant in dieser Qualität und baut hinten nicht ab, ein sehr schöner Einstieg in die Probe, 91 NK Punkte

2.
1961 Gevrey Chambertin
Reserve des Caves de la Reine Pédauque

In der Farbe helles ziegelrot mit deutlichen Brauntönen, in der Nase zeigt sich bei meiner Flasche eine sehr reife Frucht mit Neigung zur Oxidation, wirkt etwas müde, die andere, in der Runde zirkulierende Flasche hatte einen brutalen Luftton, der Wein hatte es leider hinter sich, meine Flasche zeigte im Wein einen leichten bis mittleren Körper, die Frucht wirkt schon sehr gereift, ich werde an eine Kaffeenote erinnert, einer etwas spitz rüberkommenden Säure steht wenig an Substanz gegenüber, der Wein ist nicht mehr balanciert, allerdings verbessert sich das mit viel Luft, der Wein legt im Glas zu und zeigt später durchaus einen feinen Charme, passable Länge, 86 NK Punkte

3.
1964 Clos des Avaux
Hospice de Beaune
Masson Dubois

In der Farbe tiefdunkles Rot mit braunem Rand, ist das noch ein 100%iger Pinot Noir?, ich glaube eher nicht, in der Nase zeigt sich eine unschöne, überreife, satte Frucht mit oxidativer Note, deutlicher Luftton, der Korken war völlig durchnässt und hat sich beim Öffnen ziemlich atomisiert, im Wein von mittlerem Körper, sehr reife, überreife Frucht, erneut Unterholz, Pilze, Pflaumenkompott, wenig Säure, abgeschmolzene Tannine, passable Länge, wirkt müd und matt, für mich vermutlich eine eher schlechte Flasche, allerdings soll die zweite Flasche in der Runde auch nicht besser gewesen sein, vielleicht ein Lagerungsproblem, in dieser Form bestenfalls 83 NK Punkte

4.
1973 Pommard
Barolet & Fils

In der Farbe helles ziegelrot mit deutlich braunem Rand, in der Nase zeigt sich eine anfangs sehr verhaltene, erstaunlich lebendige, blitzsaubere Frucht mit dem Versprechen auf eine schöne Mineralitätsspur im Gaumen, im Wein von eher leichtem Körper (1973 galt wohl als eher schlechtes Jahr), aber dann kommt eine überaus spannende, straffe Frucht mit einer leichten Feuerstein-Note daher, unerwartet mineralisch, daneben die zu erwartenden, altersgerechten Unterholznoten, eine schöne Säure verleiht dem Wein zusätzliches Leben, gute Länge, ein toller Wein von einem namhaften Winzer aus einem schwachen Jahr, auf einen Pommard wäre ich blind im Leben nicht gekommen, 93 NK Punkte

5.
1985 Pommard
Guillemard-Dupont et ses Fils

In der Farbe helles kirschrot mit braunem Rand, in der Nase feine, saubere Frucht mit leichter Tabaknote, dahinter etwas Kirsche im Wein von mittlerem Körper, saubere, saftige Frucht, schöne Mineralität, recht präsente Säure, kaum wahrnehmbare Tannine, insgesamt von schöner Trinkigkeit, gute Länge, auch ein schön gereifter Pommard, der Barolet war vielleicht um Nuancen spannender, 92 NK Punkte

6.
1996 Santenay
Louis Jadot

In der Farbe brillantes kirschrot, in der Nase habe ich zunächst eine herrlich saftige Frucht, Kirschkonfitüre, leider entwickelt sich mit der Zeit eine leichte Stallnote, die bei mir zu einem Punktabzug führt, im Wein von mittlerem Körper, saftige, feste Frucht bei schöner Intensität und einer gut eingebundenen Säure, schöne Länge, sehr gut, 91 NK Punkte

7.
1996 Mercurey 1er Cru
Tollinche Frères

In der Farbe helles kirschrot, mein erstes Glas hatte Kork, ich bekam einen Schluck aus der anderen Flasche und hatte dann eine saubere, klare Kirschfrucht in der Nase, im Wein von mittlerem Körper, saftige, hochintensive, straffe Kirschfrucht, feine Mineralität, recht präsente Säure, schöne Länge, 90 NK Punkte, warum trotz der Beschreibung weniger Punkte, das hat etwas mit einer gewissen Eindimensionalität, einer geringeren Spannung zu tun, vielleicht spielt aber auch der Flaschenfehler der ersten Flasche im Unterbewusstsein eine Rolle

8.
1999 Clos Vougeot Grand Cru
Louis Jadot

In der Farbe tiefes, dunkles Kirschrot, in der Nase dunkle, tiefe Beerenfrucht, Kaffee, Tee, wirkt sehr seriös, im Wein von mittlerem Körper, dichte, immer noch sehr tanningeprägte Frucht, mundfüllend aber eine Spur zu rustikal um in die erste Reihe aufzurücken, aber eine schöne Säure gibt ihm eine angenehme Trinkigkeit, gute Länge, 91 NK Punkte

9.
1999 Savigny Les Beaune 1er Cru Les Guettes
Doudet-Naudin

In der Farbe kirschrot mit leicht bräunlicher Färbung an den Rändern, in der Nase begegne mir intensive Raucharomen, Räucherspeck, im Wein von mittlerem Körper, saftige, intensive, straffe Frucht mit ausgesprochen mineralischer Prägung, Kräuternoten, eine kräftige Säure wird gut durch Extrakte aufgefangen, trinkig, schöne Länge, ein toller Wein von dem ich gerne noch einmal nachschenke, 93 NK Punkte

----------------------------------------------------

Fazit: der Abend hat meine Erwartungen übertroffen. Ich war begeistert von dem 1973er aus Pommard und dem 1999er Savigny les Beaune. Bei einem erstklassigen Winzer gewinnen auch Weine aus schwachen Jahren (1973).

Der besprochene Abend hat auch gezeigt, das Flaschenvarianzen so manch einem Wein unrecht tun können.

Es gibt noch viel zu erforschen im Burgund. Machen wir uns an die Arbeit.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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VKN vom 4.5.2013: Reife Rote aus USA

BeitragDi 7. Mai 2013, 16:55

Hallo Weinforum,

am 4.5.2013 gab es den Lockruf aus Bonn. Es gab den einen oder anderen Kultwein aus den USA zu verkosten. Wer kann bei Namen wie Harlan Estate, Heitz Cellars, Dalla Valle oder Dominus schon nein sagen?

In meinem Keller sind die reifen Kalifornier leider arg zusammen geschmolzen. Nach anfänglicher Anfangseuphorie beim Einkauf stieß ich bei meinen damaligen Weinfreunden in den 80er Jahren zunehmen auf Widerstand was Proben mit Weinen aus der neuen Welt anging. Dabei konnte ich feststellen, dass viele der Weine aus Kalifornien und/oder Australien über ein fantastisches Reifepotential verfügten.

Bei vergleichbarer Preiskategorie wirkte der eine oder andere Bordeaux aus dem gleichen Jahr bereits müde, da zeigten viele Kalifornier erst einmal was sie können. Saft, Fleisch und Kraft waren nach 10-20 Jahren Reife noch die Regel.

Nun hatten Wera und ich mal wieder die Möglichkeit auf breiterer Basis die Qualität zu überprüfen.

Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz vom 4.5.2013. Die Weine wurden übrigens verdeckt in der Karaffe serviert. Bis auf einige wenige Jungweine wurden die Weine kurz vorher dekantiert.

1.
2000 Argyle
Extended Tirage
Willamette Valley, Oregon
54% Chardonnay, 46% Pinot Noir

Zum Einstieg gab es einen Schaumwein aus Oregon, die schwache Perlage führe ich auf die relativ großen Gläser zurück, die eigentlich nicht für Sekt oder Champagner gedacht sind, in der Nase finde ich eine intensiv duftige Note von Akazienhonig, im Mund erstaunlich frisch mit cremigem Ansatz, mir persönlich aber etwas zu süß, gute Länge, trotz der subjektiven Kritik ein sehr guter Schaumwein, 88 NK Punkte (meine Frau vergibt 85 WK Punkte)

1285 1284

Bei dem ersten Flight ging es um drei reinsortige Pinot Noir.

2.
2000 Testarossa Pinot Noir
Pisoni Vineyard
Testarossa Vineyards, Santa Lucia Highlands, California
Alc 14,5%

Kirschrote Farbe, in der Nase dominieren intensive Röstnoten, witkt schon nahezu verbrannt, im Wein von mittlerem Körper, durchaus saftiger Ansatz, aber gnadenlos ummantelt vom Toasting des Holzes, viel verbranntes Holz, Rauch, Speck, Fruchtsüße hält zwar dagegen, irgendwo ganz neben sich stehend auch ein paar Kirschnoten, insgesamt aber (hoffentlich noch) unharmonisch, mit Pinot Noir hat das derzeit für mich wenig zu tun, passable Länge, 86+ NK Punkte (Wera vergibt 89 WK Punkte)

1324

3.
2007 Artenberry Maresh Pinot Noir
Dundee Hills, Oregon
Maresh Vineyard
Alc 13%

Kirschrote Farbe, in der Nase sehr feine, ja noble Kirschfrucht, verströmt Klasse ohne sich vordergründig irgendwelcher Röstung bedienen zu müssen, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, feste, straffe, mineralisch geprägte Frucht, Kirsche, noble Tannine, gut eingebundene Säure, gute Länge, das hat Klasse, so sollte ein Pinot Noir sein, 92+ NK Punkte (Wera vergibt 90 WK Punkte)

1286

4.
2004 Sine qua Non Pinot Noir Covert Fingers
Elaine & Manfred Krankl, California
Alc 15%

Kirschrote Farbe, in der Nase durchaus feine aber etwas likörig rüberkommende Frucht, Rumtopf, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, süße, üppige Frucht, nahezu bonbonartig, in der Runde wird von Lösungsmittel gesprochen was ich selbst nicht ganz nachvollziehen kann, insgesamt aber überreifer Ansatz, wirkt breit, alkoholisch, leicht portig, passt als Rotwein bestimmt sehr gut zu Käse da die Bittertöne von der alkoholischen Süße aufgefangen werden, langer Abgang, bekommt bei mir aber nur 84 NK Punkte, Begründung: Thema verfehlt, solch einen Pinot Noir braucht kein Mensch

1322

Dazwischen gab es einen lauwarmen Spargelsalat (grün und weiß) in Estragonsauce begleitet von vier Edelfischen (Wolfsbarsch, Lachs, Thunfisch und Räucherforelle) sowie Salatbeilage arrangiert mit Mango und rotem Paprika. Dieser Essensgang wurde von dem nächsten Wein begleitet.

5.
2010 Silvaner Feuervogel
Erzeugerabfüllung Weingut Keller, Flörsheim-Dalsheim
Alc 13%

In der Farbe zeigt sch ein reif wirkendes, sattes gelb, in der Nase eine intensiv-saftige Frucht, Honigmelone, Pfirsichkompott, im Mund von mittlerem Körper, ein Maul voll Wein, sehr saftig, ordentliche Länge, sehr gut zum Spargelsalat, 86 NK Punkte

6.
1986 Kenwood Cabernet Sauvignon Artists Series
Sonoma Valley
Kenwood Vineyards
Alc 12,9%

Ziegelrote Farbe mit braunem Rand, in der Nase bereits deutlich von Alterstönen geprägt, Unterholz und Pilze dominieren, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, sauber gereifte Kirschfrucht, auch hier haben sich Unterholz und Pilze schon breit gemacht, erstaunlich leichtgewichtig, kein Tiefgang, Tannine leicht trocknend, Säurespitzen blitzen immer wieder auf, aber insgesamt durchaus harmonisch in der Gesamtpräsentation, passable Länge, 86 NK Punkte (Wera vergibt 88 WK Punkte)

1301

7.
1985 Silver Oak Cabernet Sauvignon
Napa Valley
Silver Oak Cellars
Alc 13,1%

Ziegelrote Farbe mit braunem Rand, in der Nase schöne, gereift wirkende Frucht, Kakao, Schokolade, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, durchaus saftige Frucht, altersgerecht von Unterholz und Pilzen dominiert, aber auch Schokolade und etwas Minze, leicht trocknende Tannine, schöne Säure, gute Länge, 90 NK Punkte (Wera vergibt 90 WK Punkte)

1316 1315

8.
1977 Beringer Private Reserve Cabernet Sauvignon
Napa Valley
Beringer Vineyards
Alc 13%

Ziegelrote Farbe mit braunem Rand, in der Nase ausdrucksstarke, fortschrittlich gereifte Frucht, stalliger Ansatz, Sattelleder, aber auch Kirschkompott und Kräuter, im Wein von mittlerem Körper, hochintensive, reife Frucht, mineralische Ansätze, Tabaknoten, intensive Fruchtsüße, tolle Tannin-Säure-Struktur, wirkt fest und kraftvoll strukturiert, sehr langer Abgang, toller Wein, 94 NK Punkte (Wera vergibt 92 WK Punkte)

1287

9.
1999 Andrew Will Ciel du Cheval Merlot
Washington Estate
Andrew Will Cellars
Alc 13%

Tiefes rubinrot in der Farbe, in der Nase reife, aber ausgesprochen saftig rüberkommende, rote Johannisbeer-Frucht, sehr intensiv, im Wein von mittlerem Körper, saftige, fruchtintensive Johannisbeer-Frucht mit klassischem, leicht marmeladigem Neue Welt-Ausdruck, hat eine gewisse Gaumenintensität, dennoch stelle ich mir die Frage, ob das Traubengut voll ausgereift war, ordentliche Länge, wenn ich mir selbst die Frage nach der Trinkigkeit stelle, ich mag kein zweites Glas trinken, daher nur 85 NK Punkte (Wera vergibt sogar nur 81 WK Punkte)

1283

10.
1998 Quilceda Creek Cabernet Sauvignon
Washington Estate
Quilceda Creek Vintners
Alc 14,4%

Tiefes kirschrot in der Farbe, in der Nase finde ich eine ausdrucksstarke, sehr saftige Frucht mit Hang zum Kirschlikör, im Wein von mittlerem Körper, intensive, leicht likörige Frucht, mundfüllend, hat Tiefe, abgeschmolzene Tannine, eine schöne Säure verleiht ihm ausreichende Lebendigkeit, langer Abgang, 92 NK Punkte (Wera vergibt 90 WK Punkte)

1314

11.
2000 Viader “V”
Cuvée aus Petit Verdot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc
Napa Valley
Viader Vineyards
Alc 14%

Tiefes kirschrot in der Farbe, in der Nase schöne, saftige Frucht von dunkelroten Waldbeeren, Pflaumenkompott, mineralische Spuren und eine verführerische Fruchtsüße verleihen dem Wein Charakter, reife Tannine, gut integrierte Säure, langer Abgang, 93 NK Punkte (Wera vergibt 89-90 WK Punkte)

1326 1325

12.
2001 Heitz Cellars Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard
Napa Valley
Heitz Cellars
Alc 14,5%

Tiefes kirschrot mit lila Rand, in der Nase sehr dunkle, tiefe Brombeer-Frucht vor dem Hintergrund von Graphit-Noten, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, saftig-sichte, überaus jugendlich wirkende Beerenfrucht, Cassis, Teer, ein Konzentrationsmonster, langer Abgang, Kindermord, 93+ NK Punkte mit viel Entwicklungspotential nach oben, (Wera vergibt 91 WK Punkte)

1306

13.
2001 Harlan Estate Cabernet Sauvignon
Napa Valley
Alc 14,5%

Tiefes rubinrot in der Farbe, ich hatte mir ein zweites Glas geben lassen, der erste Eindruck war nasse Pappe, staubig, chemisch, das kann nur vom Glas kommen, altes Glas genommen und schon war es ein völlig anderer Wein, feste, beerige Frucht, im Wein von dichtem Körper, saftig-intensive Frucht, Konzentration von dunkelroten Beeren, mineralische Spuren, kräftiges, noch unfertiges Tannin-Paket, gut integrierte Säure, obwohl 2 Tage vorher für jeweils 6 Stunden dekantiert, Kindermord, langer Abgang, da wird was ganz Großes, 95+ NK Punkte (Wera vergibt 93 WK Punkte)

1300 1299

Danach gab es den nächsten Essensgang. Kalbsroulade mit Ofenkartoffeln in der Schale provencialischer Art und Stangenböhnchen. Dieser Gang wurde von zwei Weinen begleitet. Einem völlig verholzten weißen Burgunder den ich sofort weitergereicht habe. Ich habe mich auch geweigert, den Namen zu notieren oder die Flasche zu fotografieren. Aber helfen wird es vermutlich nicht. 10, nein 9 Ignoranten haben ihn dennoch getrunken. Einen weiteren Extremisten gab es am Tisch, der den Wein auch ablehnte und „Flaschenfehler“ in die Runde rief. Zur Versöhnung gab es aber einen roten Vertreter aus dem Burgund. Da ich gerade auf dem Burgunder (Rot)-Trip bin, stimmte mich dieser Wein versöhnlich, auch wenn er nicht die ganz große Burgunder-Kunst repräsentierte. Dazu war das Jahr 2000 einfach zu schwach. Nach der ersten Ausschank-Runde hatte man allerdings nicht den Eindruck als ob gerade eine Magnum rumging. Der Weinrest in der Flasche war eher bescheiden.

14.
2000 Vosne Romanée aus der Magnum
Domaine René Engel
Alc 12,5%

Kirschrote Farbe mit braunem Rand, in der Nase feinreife, nict besonders tiefe Beerenfrucht, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, typische Pinot-Frucht, vielleicht etwas grün, einfach gestrickt, die Reife des Weines hilft aber ihn gefällig zu machen, präsente Säure, etwas knapp im Abgang, als Essensbegleiter aber OK, 84 NK Punkte (Wera vergibt 88 WK Punkte)

1327

15.
1995 Phelps Cabernet Sauvignon
Backus Vineyard
Napa Valley
Joseph Phelps Vineyards
Alc 13,5%

Kirschrote Farbe, in der Nase saubere, jugendlich wirkende Beerenfrucht, Paprika, im Wein von mittlerem Körper, saftig-jugendliche Frucht von dunkelroten Beeren, staubiger Ansatz, das Toasting des Holzes ist spürbar, trotz der wahrnehmbaren grünen Noten und einer wahrnehmbaren Säure verfügt der Wein über eine recht gute Gaumenintensität, passable Länge, 86 NK Punkte (Wera vergibt 85 WK Punkte)

1309

16.
1997 Etude Cabernet Sauvignon
Napa Valley
Etude Wines
Alc 13,5%

Kirschrote Farbe, in der Nase Lack, Lösungsmittel, im Wein von mittlerem Körper, straffe, jugendliche Frucht, leicht metallisch Note, präsente Säure, derzeit kein Trinkgenuß, aber vermutlich über die Reifung noch entwicklungsfähig, passable Länge, 84+ NK Punkte (mit besserer Nase 1 bis 2 Punkte mehr), (Wera vergibt nur 82 WK Punkte)

1293

17.
2000 Philip Togni Cabernet Sauvignon
Napa Valley
Philip Togni Vineyard
Alc 12,5%

Kirschrote Farbe, in der Nase saubere, klare Beerenfrucht mit mineralischen Ansätzen, im Wein von mittlerem Körper, jugendliche, feste Frucht, Paprika, deutlich mineralisch, schöne Säure, noch etwas grüne Tannine, viel zu jung aber mit Entwicklungspotential, gute Länge, 89+ NK Punkte (Wera vergibt 85 WK Punkte)

1310

18.
1996 Chateau Leoville Barton
Saint Julien
Alc 12,5%

Kirschrote Farbe, in der Nase unschönes Urinal, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, einfach gestrickte, grüne Frucht, Säure ist präsent, keinerlei Tiefgang, knapper Abgang, das ist unterhalb eines Cru Bourgeois anzusiedeln, ein vom Gastgeber eingestreuter Pirat, den ich als Katastrophe empfand, ich bin froh das ich den nicht im Keller habe, 80 NK Punkte (Wera vergibt 84 WK Punkte)

1305

19.
1992 Dalla Valle Cabernet Sauvignon
Napa Valley
Dalla Valle Vineyards
Alc 13,5%

Kirschrote Farbe, in der Nase saubere, klare Beerenfrucht, im direkten Vergleich mit dem Vorgänger wird das besonders deutlich, im Wein von mittlerem Körper, saftige, feste Frucht, mineralische Struktur, hier sind Tannine und Säure von ausreichend Struktur umgeben, sehr nachhaltig, der Wein hat Spannung, von Alter keine Spur, langer Abgang, 94+ NK Punkte (Wera vergibt 93 WK Punkte)

1289

20.
1990 Ridge Montebello
Santa Cruz Mountains
Ridge Vineyards
Alc 13,5%

Kirschrote Farbe, in der Nase finde ich einen leicht stalligen Ansatz, Kräuter, im Wein von mittlerem Körper, leicht staubige, aber feste Frucht, hat Mineralität, die gute Struktur des Weines lässt die kräftige Säure vor dem Hintergrund noch etwas ruppiger Tannine verträglich erscheinen, es mangelt derzeit etwas an Charme, passable Länge, 91+ NK Punkte (Wera vergibt 90 WK Punkte)

1308

21.
1990 Dunn Vineyards Cabernet Sauvignon
Howell Mountain
Napa Valley
Dunn Vineyards
Alc 13,5%

Kirschrote Farbe, in der Nase finde ich eine ausdrucksstarke, kräuterige Frucht von dunkelroten Beeren, im Wein von mittlerem Körper, saftig-süße, feste Frucht, mineralisch, die kräftige Säure wird von der ausgeprägten Mineralität abgepuffert, man kann nicht von einem charmanten Wein sprechen aber von einem charaktervollen Wein, gute Länge, 93+ NK Punkte (Wera vergibt 93 WK Punkte)

1292

22.
1994 Dominus
Napanouk Vineyards
Napa Valley
Christian Moueix
Alc 14%

Kirschrote Farbe, in der Nase feste, strafe Beerenfrucht mit leichtem Hang zum Animalischen, im Wein von mittlerem Körper, fein gereifte, feste Frucht, Kräuter, Mokka, Schoko, ein Hauch Minze, leichte Neigung zur Überreife, kräftige, noch etwas raue Tannine, schöne Säure, langer Abgang, toller Wein, 94 NK Punkte (Wera vergibt sogar 95 WK Punkte)

1291

23.
1991 Dominus
Napanouk Vineyards
Napa Valley
Christian Moueix
Alc 13,5%

Tiefrote Farbe, in der Nase tiefe, dunkle Frucht von vollreifen, dunkelroten Beeren, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, feste, saftige Frucht, dunkelbeerig, mineralisch, kräftig strukturiert, kräftige Tannine, gut integrierte Säure, ein Wein mit Tiefgang und Charakter, kühle Stilistik, langer Abgang, da kommt noch mehr, grandios, 96+ NK Punkte (Wera vergibt 93 WK Punkte)

1290

24.
2005
Schloss Lieser Niederberg Helden Riesling Auslese (0,375l)
Gutsabfüllung Schloss Lieser
Alc 7,5%

Zum Erdbeerkuchen gereicht. Ein klassischer Mosel-Riesling restsüßer Bauart. Ich vermisse das lebendige Säurespiel, das insbesondere für dieses Weingut typisch ist, schöne Länge, 91 NK Punkte

Nach dem offiziellen Programm:

25.
1999 Classic McLaren La Testa
Cuvee aus Grenache, Shiraz und Cabernet Sauvignon
McLaren Vale, Australien
Alc 14,5%

helles kirschrot in der Farbe, in der Nase reife, sehr reife Frucht, leichte Rauchnote, wirkt fragil und zerbrechlich, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, die Frucht neigt zur Erdbeere, feine Süße, lebendige Säure, gute Länge, irgendwie glaube ich aber, das dieser Australier seinen Höhepunkt überschritten hat, 87 NK Punkte

1323

Was danach kam habe ich nicht (konnte ich nicht) mehr notiert. Es gab einen 1997 Rauenthaler Nonnenberg Riesling von Georg Breuer, den ich an dieser Stelle nicht mehr recht zu würdigen wusste. Ich brauchte einen frischen Riesling. Dem entsprach der Nonnenberg nicht mehr.

1288

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Fazit:
Wenn man die zum Teil völlig überzogenen Preise beiseite lässt, dann hatten wir eine Menge Spaß im Glas. Mit dem Artenberry Maresh hatte ich erstmals einen Pinot Noir aus der Neuen Welt im Glas, der auch mich überzeugte. Den hätte ich auch ins Burgund gesteckt. Dagegen war das Beeindruckendste am Sine qua Non das Etikett. Ich hoffe im eigenen Interesse das Manfred Krankls Auslegung des Syrah mehr überzeugt. Nur für das Künstler-Etikett mag ich nicht so viel Geld ausgeben.

Beim Harlan Estate haben alle „Hurra“ geschrien, waren allerdings entsetzt über aktuelle Marktpreise von > EUR 1.000. Dagegen ist ein Heitz Cellars Martha’s Vineyard mit ca. EUR 160 ja ein Billigheimer. Endlich hatte ich auch mal einen Dalla Valle im Glas. An die Spitze konnte ich ihn blind allerdings nicht setzen. Beeindruckend die Qualität des Dominus 1991. Erneut enttäuschend für mich Ridge Montebello. Ich warte immer noch auf eine wirklich überzeugende Flasche. Der Dunn Howell Mountain bestätigte konstant seine hohe Qualität.

Grauselig enttäuschend dagegen der Pirat aus dem Bordeaux. Ich wusste ja nicht was es wahr. Für mich war es von Nase bis Abgang nur grottenschlecht. Aber, das haben nicht alle so gesehen. Toiletten-Freaks sahen den Wein besser. :lol:

Es ist mir ein Bedürfnis, dem Gastgeber aus Bonn und dem Mitveranstalter aus Zons ein herzliches Danke Schön auszusprechen. Die Weine wurden zu sehr moderaten Preisen eingestellt, sodass sich die Umlage in Grenzen hielt. Wer mag, kann die Marktpreise ja mal selbst recherchieren. Für einen günstigen Einkaufstip für Dominus 1991 oder Dalla Valle 1992 wäre ich dankbar. :)

Gruß aus Oberhausen
Norbert
Zuletzt geändert von kreutzer am Di 7. Mai 2013, 19:51, insgesamt 1-mal geändert.
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dylan

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragDi 7. Mai 2013, 18:12

Hallo Norbert,

ein strammes Programm habt ihr da abgearbeitet, Respekt ;) . Das der Leoville Barton so schlecht abgeschnittenhat verwundert mich etwas. Ich habe den Wein schon einige Male im Glas gehabt; grauslich war er nie, zuletzt sogar gut. Vielleicht spielte da der Umstand eine Rolle, daß er zwischen mehr oder weniger fruchtbetonten Kaliforniern einen schweren Stand hatte!?
Noch eine Frage zum Quilceda Creek 98: Ist der Wein jetzt auf dem Höhepunkt und wenn ja, wie lange wird er sich da vorraussichtlich halten?

Beste Grüße

dylan
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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragDi 7. Mai 2013, 18:23

Vielen Dank für deine Verkostungsnotizen Norbert - eine Wahnsinnsprobe :!:
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