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Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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kreutzer

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VKN vom 25.3.2011: 98er Prioratos in Bernburg

BeitragMo 28. Mär 2011, 15:54

Hallo Weinforum,

bereits vor einigen Monaten hatte ich mit Priorat-Liebhaber Torsten Hammer ein Wochenende in Bernburg verabredet, bei dem ich (i) diverse Kartons unterschiedlichster Prioratos aus seinem Programm mitnehmen wollte und (ii) einigen 1998er Prioratos aus seinem und meinem Keller auf den Grund gehen wollte. Ein wenig Sorge hatte ich wegen des langen Transportes von Altweinen kurz vor der Probe. Erstaunlicherweise war die Sorge unbegründet. Alle Weine zeigten sich erstaunlich stabil. Am Wochenende zum 25.3.-27.3.2011 war es dann endlich soweit. Ein Tag Urlaub genommen. Hunderte Kilometer mit dem PKW bei allerdings ausgesprochen schönem Reisewetter runtergerissen und schon klingelten wir an der Haustür von Torsten und Yvonne.

Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotizen vom 25.3.2011 mit einigen Ergänzungen der Verkostung am zweiten Tag, soweit sich der Wein aus meiner Sicht nachhaltig verbessert oder verschlechtert hat. Falls kein zusätzlicher Eintrag erfolgte hat sich der Wein auch am zweiten Tag stabil auf dem beschriebenen Niveau gehalten. Mit Ausnahme der Überraschungsweine wurden alle Weine von Torsten zuvor doppelt dekantiert und offen serviert.

Rein zufällig hatten wir uns im Vorfeld der Probe über die Qualitäten der Bodega Rotllan Torra unterhalten. Als Reserve- und Überraschungswein hatte ich einen 95er Rotllan Torra Gran Reserva eingepackt. Nahezu Minuten zuvor führte Torsten sinngemäss aus, dass man die Qualitäten unterhalb von Amadis und Tirant eher vergessen kann. Für verwöhnte Priorat-Nasen eher ungenießbar. Meine Güte. Und so etwas packe ich ein. Also, sofort improvisieren, ins Wohnzimmer zurückziehen, Korken raus und als ersten Wein blind servieren. Meine Sichtweise folgt sofort. Torstens Sichtweise ist bereits auf seinem Weinblog „Der Priorat-Hammer“ veröffentlicht.

Link: http://torsten-hammer-priorat-guide.com ... rathammer/

Die ersten beiden Weine waren Überraschungsweine und wurden Torsten blind serviert. Korken raus und rein ins Glas.

1.
1995 Rotllan Torra Gran Reserva
Bodegas Rotllan Torra
Alc 13,5%

Rubinrote Farbe mit leicht bräunlichem Rand, sehr fein gereifte, elegant wirkende Frucht, Pflaume, etwas Unterholz, der anfangs diskutierte Ansatz von Stall verfliegt sehr schnell, kommt auch nicht wieder hoch, es mangelte eben an etwas Belüftung, die Nase verströmt sogar den Ansatz von Fruchtsüße (wenn man so etwas überhaupt riechen kann) im Wein von leichtem bis mittleren Körper, die Frucht von roten Johannisbeeren, reifen roten Waldfrüchten und Kaffee kommt elegant und erstaunlich frisch rüber, natürlich gibt es Reifeansätze, aber Säure ist ein tragendes Element, die Tannine wirken mürbe, insgesamt bleibt alles harmonisch und stimmig, ein erstaunlich charmanter, eleganter Priorato aus einer sehr skeptisch angekündigten Qualität, ordentliche Länge, 89 NK Punkte (Torsten punktet mit 95 deutlich höher, ein äusserst erfreulicher Beginn
2. Tag: der Wein bleibt stabil, die Säure schiebt sich aber in den Vordergrund, am 2. Tag 88 NK Punkte

2.
1985 Mas de Daumas Gassac
Vin de Pays de l’Herault
V. Guibert de la Vaissière, Propriètaire à Aniane

Rubinrote Farbe mit braunem Rand, in der Nase dunkle, durchaus beerige Frucht, Pflaume, Schwarzkirsche, Gewürze und etwas Holz, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, die Frucht wirkt bereits reif und etwas gezehrt, die Säure schwappt hoch, es mangelt etwas an Charme, austrockenende Tannine, knapper Abgang, 84 NK Punkte
2. Tag: der Wein wirkt etwas verbessert, insgesamt runder, harmonischer, Andeutung von Fruchtsüße, 85-86 NK Punkte

3.
1998 Amadis
Bodegas Rotllan Torra
Alc 13,5%

Rubinrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase erstaunlich jugendliche, leicht wilde, animalische Frucht, rohes Fleisch, dahinter dezent rotfruchtig, ich bin selbst überrascht wie gut ich mit dieser Aromatik klar komme, der Wein bleibt über die Nase trinkanimierend, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, saftig-intensive, sehr lebendig wirkende Frucht von roten Johannisbeeren, Schiefer-Mineralik und schöner Konzentration, dahinter erscheint mir die Säure etwas zu präsent am Gaumen, die Tannine etwas ruppig-aufrauend, ein gewisser Mangel an Tiefe und Charme verhindert eine höhere Wertung und macht wohl letztlich den Unterschied zum Tirant aus, passable Länge, Wera beschreibt den Wein mit kühl und glatt, 86 NK Punkte

4.
1998 Tirant
Bodegas Rotllan Torra
Alc 13,5%

Rubinrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase anfangs ein leichter Stinker, der diesmal aber erfreulicherweise verfliegt, gewinnt damit an Ausdruck, wirkt komplex, hat etwas Wildes, rohes Fleisch, feuchter Schiefer, im Wein von mittlerem Körper, saftig-intensive, lebendige Frucht, deutliche Schiefer-Mineralität, das Wilde der Nase setzt sich im Wein fort, schöne Intensität am Gaumen, präsente Säure die durch die Struktur gut abgepuffert wird, zugängliche Tannine, wirkt für einen 13 Jahre alten Wein ausgesprochen frisch, gute Länge, 91 NK Punkte, hält dieses Niveau locker auch am 2. Tag

5.
1998 Laudes Crianza
La Conreria d’Scala Dei S.L.
Alc 14%

Tiefes rubinrot in der Farbe, in der Nase finde ich eine dunkle Frucht die mich an Bratensaft erinnert, auch dieser Wein wirkt erstaunlich Frisch, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, die Frucht enthält austrocknende Elemente, wirkt am ersten Tag etwas freudlos und spröde, ohne Charme, die präsente Säure wird weniger gut abgepuffert, passable Länge, 85 NK Punkte
2. Tag: wie kann mich nur so täuschen, volle, dichte, recht offene Frucht, zeigt leicht portige Noten, Cassis, Säure gut eingebunden, langer Abgang, 90 NK Punkte, irgendwie ein völlig anderer Wein

6.
1998 Terramar Tinto
De Muller S.A.
13,5%

Helles kirschrot in Der Farbe mit braunem Rand, in der Nase reife, dunkle Frucht die an Pflaumensirup und Rübenkraut erinnert, im Wein von leichtem Körper, einfache, spannungsarme Frucht, viel Säure, austrocknende Tannine, kein Tiefgang, kein Charme, moderate Länge, 84 NK Punkte, leider habe ich mir seinerzeit das Preisniveau nicht notiert und weiß daher nicht ob es sich um einen Basiswein handelte, Torsten kennt den Wein auch nicht
2. Tag:der einzige Wein der über Nacht einen Luftton bekommen hat, macht absolut keinen Spaß mehr, <80 NK Punkte

7.
1998 Cims de Porrera “Classic”
Cooperativa Agricola de Porrera
Alc 14,9%

Rubinrote Farbe mit aufhellendem Rand, in der Nase sehr schön gereifte Frucht, auch hier rohes Fleisch, zeigt aber Noblesse, im Wein von mittlerem Körper, die Frucht von roten Johannisbeeren wirkt einerseits schön gereift zeigt aber auch erstaunliche Frische, die Säure ist ein dominierendes Element des Mundgefühls, ebenso die noch leicht ruppigen Tannine, der Wein verspricht noch Zukunft, braucht vermutlich deutlich mehr Luft um sich weiter zu harmonisieren, gute Länge, deutet Klasse an, 89 NK Punkte
2. Tag: wirkt dichter und runder als am Vortag, zeigt jetzt die Klasse die er angedeutet hat, Priorat der Spaß macht, 91 NK Punkte

8.
1998 Gran Clos
J.M. Fuentes
Alc 13,5%

Tiefes rubinrot in der Farbe, in der Nase fleischig-animalisch aber mit Klasse, sehr Frisch wirkend, im Mund von mittlerem Körper, jugendliche, saftig-konzentrierte Frucht von roten Beeren, Eukalyptus, die Tannine sind noch nicht richtig entwickelt, die Säure auch noch nicht wirklich eingebunden, der Wein deutet Klasse an, braucht aber noch Zeit, gute Länge, 90+ NK Punkte
2. Tag: ja, jetzt zeigt er seine Klasse, hat noch zugelegt, wirkt opulent und rund, langer Abgang, 92 NK Punkte

9.
1998 Vall Llach
Celler Vall Llach
Alc 15,1%

Tiefes rubinrot in der Farbe, in der Nase dunkle, saubere, kräuterwürzige Frucht mit dezenter Reife, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, sehr intensive, noble Frucht, dunkelrote Beeren, Kräuter, Süßholz, Unterholz, gut eingebundene Säure, geschmeidige Tannine, langer Abgang, deutlicher Qualitätssprung gegenüber den Vorgängern, 95 NK Punkte, Klasse
2. Tag: unveränderte Klasse, völlig stabil, schade, hätte ich in 10 Jahren gerne wieder getrunken, aber leider …..

Die am 2. Tag neu geöffneten Weine gibt es in einem separaten Beitrag.

-------

Mein Fazit: ich bin mit dem Reifezustand der 98er hochzufrieden. Die meisten Weine zeigen auch am 2. Tag mit viel Luft unveränderte Qualität, zum Teil sogar verbesserte Qualität. Vielleicht wird der Priorato nicht die Langlebigkeit der alten Spitzen-Bdx erreichen. In guten Jahren braucht man sich aber wohl keine Sorgen wegen zu schneller Überalterung zu machen, zumindest bei höheren Qualitäten als die übliche Basis-Qualität.

Ein herzliches Dankeschön an Torsten, Yvonne, Lucy und dem Rosella für die Rundumbetreuung. Auch Quedlinburg ruft nach einer Kurzbesichtigung zum Wiederkommen. Na ja, wenn die Hotels Namen tragen wie „Hotel Vorhof zur Hölle“ dann muss man doch wiederkommen. :lol:

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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VKN vom 5.3.2011: Alte Bordeaux in Oberhausen

BeitragMi 30. Mär 2011, 10:39

Hallo Weinforum,

mittlerweile ist es beliebte Tradition geworden, dass wir in unserem Umfeld 1 bis 2mal im Jahr eine Altwein-Bordeaux Probe organisieren, an der (i) maximal 8 Personen teilnehmen sollen damit jeder eine ausreichende Menge Wein im Glas hat, (ii) die Proben so frühzeitig beginnen, damit jedem Wein in aller Ruhe begegnet werden kann und trotz begleitender Essens-Organisation jeder Teilnehmer den einzelnen Weinen zum gleichen Zeitpunkt Aufmerksamkeit widmen kann wie alle anderen Probenteilnehmer und (iii) die Probe in einem privaten Umfeld durchgeführt wird.

Der harte Kern hat im Laufe der Zeit immer wieder mal gewechselt. So wollte an dieser Probe eigentlich der liebe Weinfreund und Bordeaux-Kenner Roland Lichtel teilnehmen. Leider ereilte uns kurz zuvor die traurige Nachricht, dass Roland überraschend verstorben ist. Er ahnte wohl schon einige Zeit zuvor nahendes Unheil und bat einige Wochen zuvor bereits darum, für ihn Ersatz zu besorgen.

Vor diesem Hintergrund fanden sich dann bei uns in Oberhausen folgende Probenteilnehmer zur Verkostung diverser Bordeaux der Jahre 1945-1964 zusammen:

Joachim Kaiser
Reinhard Fulde
Peter Züllig
Bernd Handschuh
Michael Herr
Rainer Kaltenecker
Wera Kreutzer
Norbert Kreutzer

Nachfolgend für Interessierte meine/unsere Verkostungsnotiz vom 5.3.2011:

1.
1998 Incognito - Alentejo
Rebsorte: Syrah
Cortes de Cima, Hans Kristian Jorgensen
Alc 13%

NK: rubinrote Farbe, in der Nase nahezu jugendlich-frische Frucht, die ich mit Eukalyptus interpretiert habe, ich hörte aber auch Zimt und Liebstöckel, im Wein von eher leichtem Körper, schlanke, beerig-kräutrige Aromatik die sich blitzsauber präsentiert, erfrischende Säure die zu keinem Zeitpunkt stört, der Wein wirkt auf diesem mittleren Niveau sehr balanciert und hält das von vorne bis hinten durch, aromatischer Nachhall, gut, 86 NK Punkte

JK: 87

RF: tiefrote Farbe, Nase: Zedernholz, Zigarrenkiste, dunkle Früchte, im Geschmack Süße, Schoko, sehr dicht, Alkohol, wirkt noch sehr jung, untypisch für Syrah, insgesamt aber nicht mein Geschmack – 85 P.

PZ: Für mich unbekannt, sehr interessant – ein kleines Erlebnis – verfrachtete ihn kurzerhand nach Italien – zeigte meine sensorischen Mankos in Sachen Wein- und Rebsortenkenntnisse auf – möchte ich gerne wiedertreffen

BH: 87

RK: Kühle Nase nach jungen Kirschen, etwas verwaschene Gewürze und Staub, dahinter ein Touch kompottige rotbeerige Früchte. Im Mund ein wenig von einem überraschend schlanken und straffen Körper. Sehr saftiger Antrunk mit markanter Säure, sehr gute Struktur. Konsequenter, kompromissloser Stil, der es im weiteren Verlauf etwas an Harmonie und Trinkfreude vermissen lässt. Wirkt etwas sauer im knapp mittellangen Abgang. Gute Ansätze, trotzdem nicht ganz überzeugend.
83 KA-Punkte

2.
1961 Chateau Rauzan-Gassies - Saint Estephe

NK: ziegelrote Farbe mit braunem Rand, in der Nase begegnet mir ein leicht stechender Ton, begleitet durch stallige Untertöne, ansonsten wirkt er auf mich noch sehr jugendlich, im Wein von leichtem Körper, kühl wirkende, die Säure überlagert bereits die Frucht, Wald, Pilze, Laub, mürbe Tannine, aber kein Charme, kein Tiefgang, knapper Abgang, wirkt bereits etwas gezehrt, 84 NK Punkte

JK: 86

RF: Farbe tiefrot mit bräunlichen Rand, Geruch: alt …Brett?? noch erkennbare Frucht, aber recht kurz, jetzt einfach gestrickt, deutlich über den Berg - 80 P
BH: 85

PZ: Einstieg in der Gruppe unterbewertet – es darf doch nicht sein, dass der in vielen Jahren schwache Rauzen-Gassis nun plötzlich gut sein soll – es gibt auch wenig Anhaltspunkte, da der Wein kaum je besprochen wurde – ich gebe äussere spontan eine Punktzahl um meine Anerkennung zu demonstrieren: 86-88 Punkte – gegen Ende des Abends nehme ich die Flasche zu mir und trinke – die Runde hat es wohl nicht bemerkt – den doch grösseren Rest – und habe mein grosses Vergnügen (nach all den Weinen des Abends! – eher 88 Punkte. Zuhause habe ich dann doch noch online Parker konsultiert: “. It is very attractive, but lighter in style than most 1961s“, Balsam auf meine Bewerterseele

RK: Typische Nase eines BDX, der seine besten Zeiten bereits lange hinter sich hat. Zunächst deutliche Fruchtnoten, die aber leider binnen einer Minute fast gänzlich verfliegen. Immer mehr treten Aromen von Tinte, Pilze, Waldboden und einer uncharmanten alten Holzwürze in den Vordergrund. Im Mund metallische Noten, wie ich sie schon öfters in Weinen aus dem St. Estephe vorgefunden habe. Nur fehlt hier der fruchtige Gegenpart, vielleicht etwas Cassis, dafür umso mehr Säure, Altholz. Der Abgang kurz und spröde. Noch nicht ganz tot, aber ohne sonderliche Trinkfreude.
81 KA-Punkte


3.
1961 Chateau Calon-Segur - Saint Estephe
2 x 0,375l

1. Flasche: Kork
2. Flasche:
NK: ziegelrote Farbe mit braunem Rand, oxidative, deutlich madeirisierte Nase,
im Wein leichter Körper, deutlich oxidiert mit stechenden Tönen, der Wein hat es hinter sich, passable Länge, ich hatte 77 NK Punkte notiert, aber eigentlich keine Wertung möglich
JK: kleiner 78

RF: s.o. leicht medizinische Töne, etwas mehr Substanz als der Rauzan, sonst s.o.,gefällt mir nur einen Hauch besser – 81P.

BH: 80

PZ: Habe ich schwächer gesehen – bemerke intuitive, dass ich beginne den Abend für mich beckmesserisch zu verunstalten, halte mich in den Notizen (vor allem in der Wertung zurück), notiere: Tabak, Lakritze, getrocknete Tomaten, ein sauberer alter Wein, der Spass macht und Genuss bereitet, ohne weitere Spuren zu hinterlassen

RK: Die erste Flasche hatte Kork, die zweite war fehlerfrei, aber auch frei von jeglicher Trinkfreude. In der Nase wirkt der Wein äußerst gereift, auch hier verflüchtigt sich die Frucht binnen Sekunden. Nun dominieren Liebstöckel, Madeira, Bratensoße und medizinale Töne, im Hintergrund etwas Bitterschokolade. Im Mund deutlich drüber, undefinierbare Süße, wieder viel Bratensoße und Liebstöckel, deutlich oxidiert. Der Wein hat seit langem sein Trinkfenster hinter sich gelassen.75 KA-Punkte

4.
1961 Cos d’Estournel - Saint Estephe
Société des Vignobles Ginestet, Propriètaire

NK: ziegelrote Farbe, der Kork verströmte anfangs einen bestialisch unangenehmen Kellermuff, im Glas verfliegt dieser unangenehme Ton recht schnell und zeigt dann eine durchaus würzige Beerenfrucht, daneben Unterholz und Pilze, es bleibt aber ein leichter Schatten der Größe verhindert, im Wein von mittlerem Körper, er präsentiert sich eher saftig-elegant und mit schöner Konzentration, die Säure tritt so langsam hervor, aber irgendwie bleibt bei mir ein leichter Muffton, gute Länge, entspricht in dieser Flaschenform sicher nicht den Besten des Jahrgangs, 86 NK Punkte

JK: 88

RF: der Korken lässt Schlimmes ahnen (fieser Kellergestank), dafür überraschend gut: schöne tiefrote Farbe mit leicht bräunlichen Reflexen, Nase dann etwas streng, zunehmend aber verbessert, rund, elegant im Geschmack, nach hinten wirkt er dann doch schon gezehrt – 88 P.
BH: 89

PZ: Nun ist es mir zum ersten Mal etwas sauer aufgestossen – für mich über der 90 Punkte Grenze – ein schöner Wein – charmant – zwar nicht wirklich „gross“, aber präsent – etwas Pfeffernoten – salziges vermag ich nicht festzustellen – klar bester Wein bis jetzt

RK: Endlich eine schöne Frucht in der Nase, die sich leider aber auch nach kurzer Zeit auszehrt. Nach ein wenig Geduld findet der Duft seine Balance und zeigt einen feinen, schlanken Kirschduft, mit Nuancen von dunklen Waldfrüchten. Hat Spiel und Raffinesse. Ausgezeichnet. Dieses Prädikat verfehlt der Wein im Mund deutlich. Hier kann er sein Alter nicht mehr verbergen. Er ist leider bereits spürbar auf einem absteigenden Ast. Metallische Noten, etwas ausgemergelte Cassis-Noten, Waldboden. Der Wein hat sich sicherlich noch eine gewisse Struktur erhalten, geht aber im weiteren Verlauf immer weiter aus dem Leim. Zeigt sich die Säure anfangs noch sehr elegant, dominiert sie den Abgang deutlich und nimmt dem Wein seine Eleganz und drängt die Frucht zu sehr zurück. Trotzdem immer noch knapp ein sehr guter Wein.
85 KA-Punkte


5.
1964 Chateau La Pointe - Pomerol
Paul Delahoutre, Propriètaire

NK: ziegelrote Farbe, reife, beerige Frucht, Pilze, die Diplom-Chemiker-Fraktion ruft Naphtalin, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, feste, erstaunlich jugendliche Frucht, gute Struktur, immer noch reichlich Tannine, gut eingebundene Säure, passable Länge, allein es fehlt der Charme, 85 NK Punkte

JK: kleiner 78

RF: Geruch nach Mottenkugel, recht voll im Geschmack, deutliche Fruchtsüße, dann aber ebenfalls gezehrt - 88P

BH: 87

PZ: Lässt mich etwas ratlos zurück – erdig- nichts von der Klasse, die ich von diesem eigentlich günstigen Wein kenne, der in den letzten Jahren Klasse zeigte – schwächster Wein bis jetzt – Brett kann ich nicht nachvollziehen - schlank – dünne – erstmals in den 70ern – Brett kann ich nicht feststellen, wie geäussert wurde

RK: Gewöhnungsbedürftige Nase nach Mottenkugeln. Daneben eine saubere Kirschfrucht mit einem Touch Pflaume und Cassis. Nicht schlecht, es fehlt aber ein wenig an Spiel. Im Mund gefällt mir der Wein besser. Sein saftiger, fruchtbetonter Antrunk macht spontan Freude. Eine reife Kirschfrucht mit schöner Süße begleitet den Wein über den gesamten Verlauf. Bitterschokolade und feinporige Tannine geben dem Wein einen guten Rückhalt. Geschmacksschöner deutlich mittellanger Abgang, allerdings ohne sonderliche Raffinesse.
85 KA-Punkte

6.
1962 Chateau Troplong-Mondot - Saint-Emilion
B. Valette, Propriètaire

NK: rubinrote Farbe, wunderschöne, feste, dunkelbeerige Frucht, auch Schokolade, im Wein von mittlerem Körper, fast jugendlich wirkende Frucht, gut strukturiert mit einem Hauch Fruchtsüße, genau dieser Charme den ich bei alten Bordeaux so liebe, mürbe Tannine, schöne Säure, insgesamt sehr harmonisch, gute Länge, erneut ein schöner alter Troplong-Mondot, ein Weingut das bei mir früher gar nicht im Focus stand, gehört zukünftig auf die Suchliste, 89 NK Punkte

JK: 90

RF: wirkt noch recht jugendlich, schöne Frische, aber auch Reife, am Schluss etwas trocknend, schmeckt mir – 90+

BH: 90

PZ: Viel Säure – bestätigt meine sog. Kenntnisse – vor den 90er war das Weingut eher schwach – etwas Hagenbutten – zwar kräftig aber relativ unharmonisch – wir sind wieder in den 80ern

RK: Endlich eine Nase bei der man nicht Angst hat, dass sie jeden Moment in sich zusammenbrechen wird. Viel Frucht nach Cassis, dunklen Waldbeeren und Pflaumen, hat Kraft und Substanz. Dahinter Leder und eine feine Holzwürze. Auch im Mund saftig, viel schöne Pomerol-Frucht. Reife Pflaumen und dunkle Beeren begleiten über den gesamten Verlauf. Sehr gut eingebundene Säure, gut integriertes Holz. Die Tannine abgeschmolzen, aber noch mit Biss, sorgen für einen prägnanten, knapp langen Nachhall. Mal wieder ein ausgesprochen schönes Erlebnis aus dem Haus Troplong-Mondot. Seine Weine haben nicht die ganz große Raffinesse oder Charme, wirken aber klar, frisch und animierend.
88 KA-Punkte

7.
1953 Chateau Petrus - Pomerol

NK: rubinrote Farbe mit bräunlichem Rand, leicht animalische Nase, dahinter auch rote Beeren, wirkt noch sehr stabil, ja fast jugendlich, im Wein von eher mittlerem Körper, die Frucht wirkt stabil, für einen Petrus aber doch sehr schlank, er zeigt zwar Präsenz im Gaumen, letztlich erwarte ich aber doch etwas mehr an Tiefe, Fleisch und Charme, gut integrierte Säure, gute Länge, bei aller Kritik wegen einer anspruchsvolleren Erwartungshaltung immer noch 92 NK Punkte

JK: 92

RF: leichter Brettton (?), aber dann Tabak, Leder, komplex+dicht, ein wenig Liebstöckl, verbessert sich enorm im Glas!! (Zunächst 91, dann 93, nach ca. 45 Minuten wieder schwächelnd – zus. 92P

BH: 92

PZ: Noch nie habe ich in einer Runde einen Petrus getrunken, der nicht „enttäuscht“ hat – zu hoch sind die Erwartungen – Preis-leistungsvergleiche sind kaum wegzustecken – ich werde in der Erfahrung bestätigt – kein Halleluja im Kreis – kritische Töne – nicht der erwartete Überflieger – doch die Alterstöne sind da – lassen sich schwer definieren: durch die Säure gut erhalten – schön trinkbar – vielleicht leicht über 90 Punkten – noch leicht rotbeerig – im Hinterkopf notiert: schöner Wein – etwas süsslicher Gaumen – nicht sehr kräftig aber schön-glatt – bin zufrieden

RK: Komplexe Nase nach Röstaromen vom Fassausbau, Leder, Schwarzkirschen, rohes Fleisch, etwas Asche, eine Spur Tabakkiste, wirkt gereift aber noch vollständig in Takt. Eine klasse Nase, die in einer anderen Liga spielt. Zunächst erfüllt der Wein die Erwartungen, die die Nase geweckt hat. Zunächst notiere ich mir auch hier Röstaromen vom Fass, Kirsche, Kokosraspeln und eine feine Zigarrenkiste. Danach fällt unmittelbar der schlanke Körper auf. Der Wein wirkt schon etwas angestrengt, es fehlt ihm bereits die nötige Kraft und Struktur die Ansätze an Aromen bis zum Abgang zu tragen. Trotzdem hat der Wein noch Struktur, eine feine Fruchtsüße und die Säure ist noch gut eingebunden. Gute Länge.
90 KA-Punkte

8.
1959 Chateau Latour à Pomerol - Pomerol
Robert Madesclaire, Négociant

NK: tiefrote Farbe, aber leider, leider kommt mir ein intensiver Fehlton entgegen, Schimmel, so etwas hatte ich in über 40 Jahren meiner Weintrinkerkarriere noch nie im Glas, setzt sich im Mund ungehemmt fort, Lebensgefahr, man erkennt aber die Tiefe des Weins, sollte einer der Top-Acts des Abends werden, ohne Wertung

JK: kleiner 78 (zwar nicht ungenießbar, aber große Substanz erkennbar)

RF: Schimmel!!! Ich habs riskiert: im Mund natürlich auch, deutet aber wunderbare Süße und Tiefe an …o.W.

BH: o.W.

PZ: Leider eine schlechte Flasche – noch nie so ein schimmeliger Wein getrunken – ein Ausfall – diesmal war es nicht der böse Kork
RK: Schnief – leider Kork

9.
1955 Chateau Cheval Blanc - Saint Emilion
Fourcaud-Laussac, Négociant

NK: tiefrote Farbe mit nur leicht aufhellendem Rand, nach dieser schrecklichen Enttäuschung nun wieder eine saubere, nobel wirkende Nase von edlen Hölzern, Waldboden und Laub, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, saftig, dichte Frucht, die pikante Konzentration zeigt keinerlei Alterston und erinnert eher an burgundische Eleganz, ein sehr intensiver Wein mit perfekt eingebundener Säure, abgeschmolzenen Tanninen und langem Abgang, ein Wein zum Verweilen, 95 NK Punkte

JK: 95 (Saft, Kraft und Eleganz, fast burgundisch)

RF: sehr schön!! Graphit, Frucht, Tiefe und Länge, allerdings auch erkennbar früher besser… 94P.

BH: 94

PZ: Burgundisch, Schokoladennoten – leichte Ledertöne – beim Altbordeaux angekommen – schwer mit andern Weinen zu vergleichen – eigenwillig – trotzdem elegant – fragil – doch ich liebe diese Töne – deutlich über 90

RK: Wunderbare Nase nach frischer Krausminze, angenehmen medizinalen Noten, junge Waldpilze und eine grandiosen Krokantschokolade. Insgesamt sehr frisch, eindringlich und von großer Tiefe. Im Antrunk viel Tinte, adstringierend. Zunächst bin ich irritiert und enttäuscht. Mit der Zeit öffnet sich der Wein deutlich. Nun dunkle Bitterschokolade, viel Cassis und Graphit. Eigenwillig aber sehr interessant. Mit jedem Schluck lässt mich der Wein immer weiter in seine dunkle Höhle und gibt mehr von seinem Potential preis. Griffige Tanninstruktur, kräftige aber animierende Holzwürze. Im Angang gute Balance aus Frucht, Tannine, Säure und Holz. Trotzdem erreicht er im Mund nicht ganz die Klasse der Nase, daher deutlich von einem großen Wein entfernt. Aber immerhin ausgezeichnet.
92 KA-Punkte

10.
2001 Spitzer Singerriedel Riesling Smaragd
Weingut Franz Hirtzberger
Alc 13,5%

NK: kräftiges Gelb in der Farbe, wunderschön intensive Pfirsich-Aromatik, Honig, kompakt dicht, 10 Jahre und kaum zu merken, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, feinreife, konzentrierte, cremige Frucht, Honig, Mineralik, Extraktsüße, lang, grandios, 96 NK Punkte

JK: 94 (wirkt so schmelzig wie ein Chardonnay)

RF: toller Wein, aber niemand erkennt ihn als Riesling!! Ich tippte auf reifen, mineralischen Weissburgunder – sehr komplex, jetzt auf dem Punkt, aber Riesling??? 91 P.

BH: 94

PZ: Nicht zuständig

RK: Bester Wein des Abends! Ein grandioser Duft nach Honig, jodiger Mineralik, Malz und rauchigen Noten, kaum Frucht. Im Mund unheimlich dicht und elegant zu gleich. Saftig, konzentrierter Antrunk, unheimlich dicht von große Tiefe und Komplexität, kompromisslos trocken ausgebaut, Honigextrakt, Mirabelle, pfeffrige Note, ungemein feingliedrige, leicht vibrierende Säure ummantelt von einem feinen Film Gerbstoffe. Sehr langer und nachdrücklicher Abgang. Aufgrund seiner kompromisslosen Art sicherlich keine Wein für alle Gelegenheiten, sondern zum Selbststudium geeignet. Aber so what, was für ein Wein!! Kam blind auf den Tisch. Habe ich nicht als Riesling erkannt, sondern tippte auf einen Grünen Veltliner. 94 KA-Punkte

11.
1964 Chateau Cheval Blanc - Saint-Emilion
Fourcaud-Laussac, Négociant

NK: tiefrote Farbe, in der Nase dunkle, feinreife Frucht von roten Waldbeeren, Nüssen, Laub und Unterholz, im Wein von mittlerem Körper, saftig-intensive Frucht mit ähnlicher Konzentration wie der 55er Cheval Blanc, präsente Säure die sich für meinen Geschmack aber sehr gut einbindet, vielleicht etwas rauer in den Tanninen, schöne Länge, super, über diesen Wein entbrannte eine sehr kontroverse Diskussion, die sich auch in sehr stark abweichenden Bewertungen ausdrückte, bei mir 94 NK Punkte

JK: 88

RF: wieder mal Tabak, Zeder, schöne Tiefe, deutlich spürbarer Alkohol, große Kraft, gewisse Rustikalität (aber positiv!) 91+

BH: 90

PZ: Anders als der 55er – weniger burgundisch – schöne Frucht – ähnliche Bewertung wie der 55er – deutlich Cabernet-Franc Charakter – Kirschen – sehr schöner Wein – bleibt im Gaumen fest – ein Erlebnis – die Unkenrufe in der Runde werden immer lauter – Aerger…

RK: Obwohl neun Jahr jünger der eindeutig gereiftere Wein. In der Nase nicht von großer Komplexität aber mit viel Spaß. Saftige Kirschkonfit, viel Konzentration, animalische Noten, Lack. Im Mund von betörender Fruchtigkeit, viel Kirschen, saftigen Pflaumen und Wachholder. Ein Wein zu reinschütten, ohne intellektuellen Firlefanz. Die Säure tickt schon etwas hervor, samtweiche Tannine und eine leichte Holzwürze begleiten nicht knapp langen Abgang. Knapp hinter dem 55er.
91 KA-Punkte


12.
1955 Chateau Haut-Brion - Graves

NK: tiefrote Farbe mit leicht braunem Rand, in der Nase zeigen sich erste oxidative Noten, Bratensaft, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, die konzentrierte Frucht wird durch eine kompakte Tannin-Struktur begleitet, die Säure ist gut eingebunden, aber es kommt auch hier ein leichter Luftton durch, eine richtig gute Bewertung wird erschwert, langer Abgang, 92 NK Punkte, trifft nicht die hohen Erwartungen, kontroverse Sichtweise der Beteiligten

JK: 89

RF: Nö! Riecht nach Möbelpolitur, wird dann etwas besser – dann doch erstaunlich rund, ich schmecke Seife …88P.

BH: 89

PZ: Lässt noch immer die Muskeln spüren – leicht buttrig, Malz – süsse Rückaromen – Altersöne – Alterstöne – ein delikater deutlich gereifter Wein.

RK: Altersnoten, Stall, rote Beete und viel Gewürze vom Faßausbau dominieren die Nase. Nicht wirklich schlecht, aber es fehlt an Balance und Frische und wo bitte ist die Frucht? Im Mund setzt sich das (Trauer-)Spiel leider fort. Ein Wein von mittlerem Körper, deutlich gezehrte Cabernetfrucht, grüne Paprika, resche Säure tickt auf, das Holz uncharmant, sehr gute Tanninstruktur, im Nachhall etwas unreife Noten. Trotzdem erkennt man, dass der Wein früher über eine große Klasse verfügt hat, doch leider sind diese Zeiten schon lange verblasst. Und darauf gibt es eben keine Punkte. Trotzdem noch knapp ein sehr guter Wein. 85 KA-Punkte


13.
1945 Chateau Haut-Brion - Graves

NK: tiefrote Farbe mit leicht braunem Rand, anfangs ein störender Geruch von Nagellackentferner der aber mit der Zeit verfliegt und eine reifen Beerenfrucht Platz macht, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, konzentrierte, dichte Frucht von roten Waldbeeren, der Wein hat eine schöne Extraktsüße, gut integrierte Säure, langer Abgang, zum optimalen Trinkzeitpunkt (nach Weichen des anfangs störenden Tons der mit Dekantierung vielleicht gar nicht aufgefallen wäre) 95 NK Punkte, aber auch bei diesem Wein keine homogene Bewertung

JK: 91 (wäre noch höher ausgefallen, wäre da nicht die leichte Ethylacetat-/Nagelacknote)

RF: zuerst leichter Nagellackgeruch, der aber vergeht, Kräuter, auch Kirsche, tiefrote(!) Farbe, erstaunliche Kirschfrucht und Säure, wirkt kaum oxidiert – 92+P

BH: 91

PZ: Vom Jahrgang her eindeutig der Höhepunkt – doch wie viel ist einfach Ehrfurcht – Ehrfurcht vor dem Alter – ich bin gespalten: cremig, Karamell, wirkt eigentlich zu jung für das Alter – ich habe den 55er lieber – man verzeihe mir - Nagellack, kalter Rauch – meine Hochachtung, nicht meine Liebe

RK: Sehr schöne frische und exakte Nase. Für manche Tischgenossen ist die anfängliche Lacknote fast unerträglich. Diese verfliegt aber zusehend, ohne ganz zu verschwinden. Dahinter komplexer Kräuter- und Gewürzkorb in gelungener Hommage mit Kirschen, Holunder und eine wunderbaren Cabernetwürze, auch etwas gegerbtes Leder im Hintergrund. Klasse. Auch im Mund macht der Wein viel Freude. Extrem saftig und straff im Antrunk. Wirkt noch sehr frisch mit jungen Waldbeeren und Cassi, harmonisierendem Marzipan. Die Säure ist mir schon etwas zu vorlaut und auch die Tannine rauen den Gaumen noch etwas zu sehr auf. Ich bezweifle, dass sich das noch ganz in Wohlgefallen auflöst. Trotzdem ein Wein von erstaunlicher Frische, intakter Struktur und sehr gutem, verspielten Nachhall. Für eine ganz große Wertung fehlt es aber an Harmonie. 91 KA-Punkte


14
1986 Mas de Daumas Gassac - Vin de Pays de l’Herault
V. Guibert de la Vaissiere, Propriètaire
Vin de Table Francais
75% Cabernet Sauvignon, 30% Malbec, Merlot, Syrah, Cabernet Franc, Pinot, Tannat

NK: rubinrote Farbe mit aufhellendem Rand, wunderschöne, reife, beerige Frucht die sehr präsent rüber kommt, feine Unterholz-Töne, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, saftig-beerige Frucht, recht intensive aber mürbe Tannin-Struktur, präsente Säure, gute Länge, für mich ein wunderschöner Wein, als Essensbegleiter gedacht, der aber in dieser Runde und an dieser Stelle mit dieser ungemein hohen Erwartungshaltung nur sehr schwer zu verkaufen ist, für mich aber ein sehr schöner Languedoc-Wein, immerhin 25 Jahre alt, 88 NK Punkte

JK: 86

RF: sofort als (kleinen) Bordeaux vermutet, rund, schön zum Essen, nichts Aufregendes - 87P.

BH: 87

PZ: In einer andern Welt – schöner Languedoc – kaum noch Notizen – Ausklang – einfach Zufriedenheit

15.
2005 Siebeldinger im Sonnenschein Weissburgunder Spätlese trocken GG
Gutsabfüllung Weingut Ökonomierat Rebholz, Siebeldingen
Alc 14%

NK: kräftiges Gelb in der Farbe, hochintensive, gelbfruchtige Nase mit guter Intensität, pikant und mit Finesse, im Wein mittlerer Körper, schöne, saftige Frucht, Birne, Kompott, mundfüllend, ein Hauch Extraktsüße, unauffälliges Säurebild, mich stört der Alkohol an dieser Stelle überhaupt nicht, gute Länge, toller Wein, als Essensbegleiter zum Kalbsfilet mit Schokoladensoße aus meiner Sicht auch ein passenderer Begleiter als der etwas zu reife und filigrane Mas de Daumas, 93 NK Punkte, erneut liege ich deutlich über der Wertung in der Runde, ist das nur noch Wunschdenken meinerseits?

JK: 88

RF: viel Alkohol, der auch stört – kenne ich aus 2005 auch so von Wehrheims großen Gewächsen – wirkt fett, nur 85P.

BH: 88

PZ: Nicht mehr notiert


16.
1966 Chateau Peygenestou… - Saint Emilion
Magnum-Flasche
Desmerie-Jean, Propriètaire

NK: dieser Wein war trotz der Magnum-Flasche eine ziemliche Enttäuschung, bisher hatte ich mit den e4ingestreuten, kleineren Weinen immer sehr viel Glück, bei diesem Wein fand ich nur noch ein mageres, gezehrtes, rotes Tröpfchen, dafür war das Etikett blitzsauber, 79 NK Punkte

JK: 78 (noch trinkbar)

RF: Nö!! o.W.

BH: o.W.

PZ: Nicht mehr notiert

17.
1967 Chateau Sigalas Rabaud - Sauternes
Premier Cru Classé
Marquis de Lambert des Granges-Née de Sigalas, Propriètaire

NK: reif wirkende, rötlich-braune Farbe, in der Nase hochintensive, reife Frucht, ich fine einen leichten Chlor-Touch, Joachim erkennt Zündhölzer und kandierte Orangen, im Wein dichter Körper, intensive, reife Frucht, Marzipan, es fiel auch Litschi,, wenig Säure, sehr, sehr langer Abgang, zur Schoko-Tarte ein Gedicht, 93 NK Punkte

JK: 95

RF: tolle Lachsfarbe, fast perfekt gereifter Sauternes; der wunderbar zum Dessert (Schokotarte) passt – 95 P.

BH: 93

PZ: Habe mich nur noch geärgert – deutschen Weinliebhabern sollte man keinen Sauternes geben – schade für den Wein – schöne Botrytis-Töne – weiche Säure – nicht der beste Sauternes, aber ein schöner – vollreif – schieferartige Würze – nicht dropsig – als Protest zum Tenor: ich punkte: 90


18.
2001 Forster Freundstück Riesling Eiswein
0,375l
Erzeugerabfüllung Weingut Georg Mosbacher, Forst
Alc 9%

NK: kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase hochintensive, pikante Frucht von Pfirsich und Honig, typischer Eiswein-Charakter der einen lebendig-konzentrierten Ausdruck verströmt, im Wein von mittlerem Körper, konzentriert, mundfüllende Frucht, Honig, Pfirsich, eine lebendige Säure gibt dem Wein Finesse, langer Abgang, ich liebe Riesling-Eisweine, 94 NK Punkte

JK: 91

RF: --- schön! 91P.

BH: 91

PZ: Kein Kommentar, weil ich im Vergleich nicht zuständig bin

----------------

Fazit:

Norbert Kreutzer: Nun ist er leider wieder vorbei. Ein wunderschöner Weinabend. Viel Vorfreude hat eine Rolle gespielt. Leider aber auch viel Trauer. Ich hätte mich wirklich gefreut, wenn ich noch einmal Gelegenheit gehabt hätte, Roland Lichtel zu treffen. So bleibt die Erinnerung an einen ausgesprochenen Liebhaber des Bordeaux und insbesondere des Chateau Margaux. Der letzte Margaux den ich geniessen durfte war ein 47er Margaux, völlig unerwartet dem 47er Cheval Blanc und dem 47er Lafleur deutlich überlegen. Zumindest an diesem Tag. Zurück zu dem Weinabend im März 2011. Die große Erwartungshaltung wurde leider nicht von allen Weinen bestätigt. Liebenswerterweise hat sich Peter nach anfänglichem Zögern seine völlig andere Sichtweise doch noch beizusteuern. Und ich liebe diese Kontraste. Bestätigen sie doch nur, wie subjektiv all unsere Urteile letztlich sind. Vielleicht sind wir mittlerweile aufgrund der glücklichen Fügung, mehrere tolle Weinabende mit grandiosen alten Weinen in einem herrlichen Zustand von Altersreife genießen zu dürfen, allzu verwöhnt. Aber ich gebe zu, auch ich habe von einigen Weinen mehr erwartet. Widersprechen muss ich Peter bei seiner Analyse zum Feedback zum 67er Sigalas Rabaud. Was bei mir angekommen ist, war doch eindeutig positiv.

Es bleibt festzustellen, jede Altwein-Probe ist ein Abenteuer. Und das ist gut so. Wenn ich bereits vorher mit 100%iger Wahrscheinlichkeit wüsste, wie ein Wein schmeckt, dann wird es dann doch irgendwann langweilig. Wir haben in der Vergangenheit deutlich mehr Glück gehabt als bei dieser Probe. Zumindest wenn man die Frage nach einer einheitlichen Sichtweise stellt. Dennoch empfinde ich die unterschiedlichen Sichtweisen der einzelnen Teilnehmer als besonders reizvoll. Nicht zuletzt deshalb habe ich mir nach langer Zeit mal wieder die Mühe gemacht, möglichst alle Teilnehmer zu Kommentaren zu animieren und diese ungeschönt zu übernehmen. Leider musste Michael aus Zeitgründen passen.

Reinhard Fulde: Ich habe solch alte Bordeaux bisher nur sehr vereinzelt, noch nie in solcher Ballung getrunken und war besonders auf die 100 Pkt. Weine des Wineterminators gespannt, bin aber insgesamt von deren Vorstellung schon etwas enttäuscht. Ich denke, all diese Bdx haben schon wesentlich bessere Zeiten gesehen, vielleicht sollte man ganz so lange doch nicht warten – Trotzdem: Ein tolles Erlebnis – wann/ wo kann man so etwas mal geballt im entspannten Rahmen (!!!) trinken? Riesenkompliment an Wera und Norbert! Bin gerne mal wieder dabei.

Peter Züllig: Mein jüngstes Altweinerlebnis in Oberhausen
Eigentlich wollte ich nichts schreiben, nicht weiter kommentieren, nur still den Genuss weiter geniessen, zuhause, mit ein paar Erinnerungen, geleitet durch ein paar flüchtige Notizen. Nun – es hat sich längst herumgesprochen – ich verteile ungern Punkt, jedenfalls notiere ich sie nicht. Während eines Weinevent, da versuche ich mich mitunter in Punkten zu erklären, nutze die Punktordnung um mich auszudrücken: etwas besser, etwas schlechter, wunderbar, fehlerhaft…. Weil diese Punkteordnung nur der Massstab des Abends ist, reisen meine Punkte nicht mit mir nach Hause, sie bleiben zurück, wo sie spontan – als Hilfsmittel – formuliert worden sind. Nach Hause aber reisen die Erlebnisse, die Eindrücke, die glücklichen und weniger glücklichen Momente…. Ich versuche nicht, sie mit dem Aufwand (auch dem finanziellen) aufzurechnen, versuche nicht Bilanz zu ziehen, versuche nicht zu verifizieren ob Parker und andere Gurus richtig oder falsch gepunktet haben. Ob mir dies immer gelingt, bezweifle ich zwar selber; deshalb halte ich mich mit Urteilen auch meist zurück. Mir geht ganz einfach die Rolle des Inquisitors ab, an einem schönen Weinabend. Vielleicht auch deshalb, weil ich weiss, dass sich Glück nicht kaufen lässt. Auch Wein-Glück oder –Genuss nicht.
Nach dieser Präambel nun – in meiner Art – ein paar Gedanken zu den Weinen des Abends. Es begann nach dem interessanten und für mich ungewohnten Vorspiel (1998 Incognito-Alentejo) mit zwei “kleineren alten Bordeaux”, die mich hervorragend eingestimmt haben. Da kam mein Ärger bereits auf: keine grossen Namen, schwups unterbewertet. Ich beschliesse – innerlich – nicht mehr zu punkten. Dann der 61er Cos d’Estournel: deutlich bester Wein bis dahin – grenzt an die 90er oder übersteigt sie – ich freue mich über den schönen Weinabend – geniesse alte Weine, die mal etwas besser, mal bescheidener sind. Nur der Latour à Pomerol ist ein Ausfall (Schimmel) – der Petrus – diesmal der 1953er - wie immer bei Petrus: riesige (übersteigerte) Erwartungen auf Grund des Preises und weltweiten Lobs, dann die Enttäuschung. Es ist ein alter Wein, ein guter alter Wein, ein sehr guter alter Wein, aber nicht jener Überflieger, den man glaubt, kaufen zu können. Alte Weine sind unberechenbar. Alte Weine sind Abenteuer. Ich fühle mich auf abenteuerlichen Pfaden im Regenwald (kürzliches Erlebnis): da gibt es kaum Ordnung, keine wunderbar geraden Stämme, keine gepflegten Wege. Da muss ich mich „durchschlagen“. Wenn ich dazu nicht bereit bin auch die Schönheiten im Wildwuchs, ihre Einmaligkeit zu sehen, dann besuche ich eben lieber einen Botanischen Garten. Da ist alles gepflegt, etikettiert, Unpassendes ausgemerzt, geordnet…. ich kann nachlesen was mich erwartet. Im Regenwald, im Dschungel, ist alles anders…. Es braucht den Abenteuer, der das nicht konform Gewachsene akzeptiert, ja geniesst; der allmählich bemerkt, dass er gewisse Werte und Freuden nur da bekommt, im Dschungel, im Regenwald der Altweine. Wenn man da immer auf das legendäre Einhorn wartet, oder auf den nicht minder legendären Jety, der muss unglücklich werden, wenn die Fabelwesen nicht auftauchen, das strahlende Einhorn nicht zu finden ist und vom Jety nur die Spuren zu sehen sind. Das Einhorn kam diesmal nicht, auch die Spuren des Jety waren etwas verwischt. Ist deshalb das Abenteuer „Altwein“ – der Aufbruch in den Wein-Regenwald – missglückt. Nein – im Gegenteil! Das Abenteuer und nicht die Jagdbeute ist entscheidend. Ich habe – meine ich – das Abenteuer einmal mehr gut in Erinnerung, die Weine haben standgehalten. Es war kein Einhorn und kein Jety dabei, vielleicht gibt es diese Gestalten nur in unserer Phantasie, in unserem Glauben an mythische Dimensionen. Was ist, wenn dieser Mythos an einem Abend nicht auftaucht nicht eintritt? Sind die realen Stämme und Bäume, die Sträucher und Pflanzen, zu wenig attraktiv? Im übertragenen Sinn: sind die genossenen Weine ein minderes Erlebnis? Zu wenig attraktiv? Für mich waren sie – gesamthaft gesehen – ein tolles Erlebnis, eben ein Abenteuer „Altwein“.
Vielleicht muss man eben auf diesen Abenteurreisen mit ungepflegteren Wäldern vorlieb nehmen, den Botanischen Garten, die geordneten, bolzengeraden Stämme vergessen und das finden, was an Erlebnis und Genuss bei einem bleibt. Das ist viel, sehr viel sogar. Darum gehe ich lieber in den Regenwald als in den Botanischen Garten. Da ist es mir wohler.
Peter


Bernd Handschuh :Eine schöne Probe mit einigen Highlights (Cheval Blanc 55, Haut Brion 45, Troplong-Mondot 62) aber auch einigen Ausfällen und einem Petrus, von dem man sich mehr erwartet hätte. Und zwei tollen Weißweinen (Singeriedl und Sigalas-Rabaud)

Rainer Kaltenecker: Für mich war es mal wieder ein überaus lehrreicher Abend. Die feinen, schlanken Weine fordern alle Sinne ungemein. Es dominieren die leisen Töne und dann hört man eben jeden Fehlton umso deutlicher. Das diese Weine nach so vielen Jahrzehnten noch derart ihre eigene Balance wahren können, ist eine einmalige Besonderheit des Bordeaux. Dort wo andere ihre Schwächen mit Alkohol, Konzentration und Zucker überkleistern, zeigen diese Weine ihre Seele mit all ihren Verzückungen und Narben. Obwohl an dem Abend der erhoffte, ganz große Weinmoment ausblieb, bin ich motiviert mich weiter auf die Suche nach meinem ganz eigenen Geschmackserlebnis zu begeben. Und die Wachau schwebte mal wieder über allem….Mein Dank gilt Wera und Norbert, die gewohnt souverän, aber mit gleichbleibender Freude und Enthusiasmus, für einen entspannten und genussreichen Abend sorgten.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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VKN vom 26.3.2001: Prioratos und El Hierro in Bernburg

BeitragMi 30. Mär 2011, 16:27

Hallo Weinforum,

als Nachtrag zu der Verkostung von 1998er Prioratos in Bernburg gab es bei Torsten Hammer am zweiten Tag der Verkostung noch zwei Weine aus seinem Programm und einen Überraschungswein den ich blind eingestreut habe.

Nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz vom 26.3.2011:

1.
2008 Billo - Priorato
35% Grenache, 35% Syrah, 20% Carignan, 10% Cabernet Sauvignon
Blai Ferré I Just, Gratallops
Alc 14%
Preis: EUR 14
http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... ?page_id=4


kirschrote Farbe, jugendliche sehr fruchtbetonte Nase, rotbeerig, mineralisch, im Mund finde ich einen vergleichsweise leichten Körper, jugendliche, ausgesprochen Mineralisch geprägte Frucht, Waldbeeren, rote Johannisbeeren, präsente Säure, noch etwas raue Tannine, passable Länge, 86 NK Punkte
2. Tag: hat den langen Transport in der angebrochenen Flasche sehr gut überstanden, wirkt runder, saftiger, offener, jetzt 87 NK Punkte

2.
2004 Vall Por - Priorato
Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Garnacha, Carinena
Sangenis I Vaqué, Porrera
Alc 15%
Preis: EUR 18
http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... ?page_id=4


nahezu schwarzrote Farbe, in der Nase finde ich eine dunkle, immer noch jugendlich anmutende Frucht, Schwarzkirsche, Kaffee, Bitterschokolade, im Wein leichter bis mittlerer Körper, dunkle, fast noch verschlossene Frucht, Kräuter, Kaffee, auch rote Beeren, dichtes Tanningerüst, Mineralität ist spürbar, präsente Säure die aber nicht stört, der Alkoholgehalt ist allerdings sehr deutlich, braucht viel Luft, gute Länge, 89+ NK Punkte
2. Tag: auch dieser Wein hat sich verbessert, wirkt reifer, runder, der Alkohol stört nicht mehr, 90 NK Punkte

3.
2007 Tanajara Vijariego Negro - El Hierro
Vijariego Negro, ungepropfte Rebsorte aus der Zeit vor der Reblaus
Auf vulkanischem Boden gewachsen
6 Monate Barrique in französischer Eiche
Bodega Tanajara
Alc 14%
Preis: EUR 22,76
http://www.canary-gourmet.de/index.php? ... 624fff09d6

helles kirschrot in der Farbe, in der Nase sehr eigenständige, intensive, Weihnachtsgefühle vermittelnde Aromatik, Kardamon, Pfefferkuchen, Spekulatius, wann habe ich so etwas schon einmal bei einem Wein in der Nase, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, ausgesprochen würzige Frucht, Lebkuchen, Pfeffer, erneut Kardamon, sehr intensiv und mundfüllend, vermittelt einen leicht süßlichen Eindruck, recht lange Abgang, ein sehr interessanter Wein, 89 NK Punkte
über einen zweiten Tag kann ich nicht berichten, da ich die Flasche in Bernburg gelassen habe

Alle Weine sind meines Wissens noch lieferbar.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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Drei süße Prioratos in Bernburg

BeitragDi 19. Jul 2011, 12:28

Hallo Weinforum,

am 5.7.2011 habe ich mich auf den Weg nach Bernburg gemacht um bei Torsten Hammer, der über seinen Priorat-Weinführer viele hervorragende Prioratos vertreibt, die nicht unbedingt bei Silkes Weinkeller oder bei Wein und Vinos erhältlich sind, an einer Jahrgangsverkostung 2008 teilzunehmen.

Am Ankunftstag gab es für mich noch einige Weine zu probieren, die Torsten einige Tage zuvor mit einem anderen Weinfreund geöffnet hat. Über verschiedene rote 2006er wird separat berichtet.

An dieser Stelle einige Anmerkungen zu den von mir verkosteten roten Süßweinen aus dem Priorat. Vorweg: Süßweine sind nicht unbedingt meine Leidenschaft und süße, rote Prioratos habe ich noch nie zuvor im Glas gehabt.

Dennoch: Torsten hat sich in seinem Priorat-Guide ausführlich geäußert. Hier wird auch über weitere Süßweine berichtet.

Das ausführliche Protokoll ist hier nachzulesen:

http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=1516

Nachfolgend für Interessierte meine Eindrücke über folgende Weine die 3 Tage zuvor geöffnet worden sind:

1.
2006 Penelope Dolc de Garnatxa
Vinedos de Ithaca, Gratallops
Alc 15%

Helles kirschrot in der Farbe, in der Nase blitzsauber und beerenfruchtig, deutet die kommende Süße nur leicht an, im Mund von mittlerem Körper, dann kommt eine deutliche, portweinähnliche Süße die allerdings in Verbindung mit dem hohen Alkohol eine deutliche Bitternote aufweist, die Säure ist gut integriert, der Wein hat etwas von einem leichten Portwein, lang, leider nicht mein Fall, 88 NK Punkte

2.
2005 El 26 Dolc
Elvi Wines, Porrera
Alc 15,5%

Tiefes Rot in der Farbe, in der Nase ungewöhnlich dunkel mit Schokoladeprägung, aber auch einen für mich schwierigen Ton von Trockenfrüchten, geschwefelten Rosinen, leicht muffig, im Wein von mittlerem Körper, komplexe, satte Süße, alkoholisches, etwas fremdartiges, liköriges Geschmacksbild, wirkt auf mich brandig, langer Abgang, aufgrund seiner Komplexität immer noch 89 NK Punkte, dennoch löst der Wein bei mir keinen Kaufreflex aus, aber: siehe weiter oben

3.
o.J. Vell Segle XX
Celler Cesca Vicent, Gratallops
Alc 16%

Helles erdbeerrot in der Farbe, in der Nase intensives, komplexes, süßes Portwein-Bukett ohne irgendeinen störenden Unterton, auch der Alkohol dominiert nicht in der Nase, im Mund von mittlerem Körper, sehr schöne, sehr ausdrucksvolle, reif wirkende Portwein-Frucht, der Alkohol wird über eine leichte Bitternote deutlich, die Süße läuft reif aber weder störend, noch aufgesetzt oder aufdringlich über die Zunge, wirkt einfach stimmig, harmonisch und sehr ausdrucksstark, sehr, sehr langer Abgang, ein tolles Tröpfchen muss auch der Nicht-Süßweintrinker anerkennen, jetzt auf dem Höhepunkt,
keine Ahnung ob er sich in 10 Jahren noch verbessern kann, 95 NK Punkte

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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VKN vom 16.7.2011: 13 Reife Rieslinge

BeitragDi 19. Jul 2011, 16:57

Hallo Weinforum,

nachfolgend für Interessierte meine Verkostungsnotiz vom 16.7.2011 über eine Probe gereifter, vermeintlich großer Rieslinge der Jahre 1999 bis 2003.
Die Auswahl der Weine wurde wesentlich davon beeinflusst, was die Keller so hergaben. Es erfolgte also keine gezielte Beschaffung.
Die Probe fand diesmal bei Michael Herr in dem von Sabine wundervoll ausgestatteten Wintergarten in Königswinter statt.

Trinkende Teilnehmer waren:

Wera Kreutzer
Heiko Reinartz
Bernd Handschuh
Rainer Kaltenecker
Steffen Schmitt
Michael Herr
Norbert Kreutzer

Die darüber hinaus teilnehmende, weibliche Begleitung hat zwar das Eine oder Andere nachprobiert aber ansonsten großzügigerweise primär für das leibliche Wohl gesorgt.

Bis auf einen Piraten waren die teilnehmenden Weine den Probierenden bekannt, wurden den Teilnehmern aber blind serviert.

Die Eröffnung habe ich mir als Champagner-Ignorant mal wieder nicht notiert. Fast alle anderen Teilnehmer waren begeistert. Vielleicht kommentiert dieses Schmuckstück ja noch ein anderer Teilnehmer.

Nun zu den Weinen:

1.
2003 Oestricher Doosberg Riesling 3 Trauben
Erzeugerabfüllung Peter Jakob Kühn

Goldgelbe Farbe, in der Nase jahrgangstypisch, breit, kandierte Früchte, getrocknete Aprikosen, Rosinen, sehr ausdrucksvoll, im Wein mittlerer bis dichter Körper, hochreife, intensive Frucht, reife, gelbe Pflaumen, Renekloden, mineralisch, hohe Extraktdichte, wenig Säure, langer Abgang, insgesamt aber für mich wenig Trinkspaß, macht schnell satt, sicher ein sehr guter Wein aber nicht das was ich suche, 89 NK Punkte

2.
2001 Wachenheimer Rehbächel Riesling trocken PC
Erzeugerabfüllung Weingut Bürklin-Wolf
Alc 12,5%

In der Farbe hellgelb, in der Nase wunderschön gereifte, ausdrucksvolle Frucht von gelbem Steinobst, verhalten und doch voller Klasse, im Wein von mittlerem Körper, wahnsinnig trinkanimierende, mineralische Zitrusfrucht, schöne, fein gereifte Säuremitte, herrlich, schöne Länge, ein toller Wein und in der Anlage so ziemlich das Gegenteil vom Vorgänger, 92 NK Punkte

Der folgende Wein wurde von mir als Pirat eingestellt:
3.
2001 Würtz 1 Riesling trocken
Abfüller: Das Weinkontor
Alc 13%
Zur Erinnerung: Dieser Wein wurde seinerzeit als Erstling zu einem Preis von EUR 28 im Markt eingeführt und führte seinerzeit aufgrund seiner polarisierenden Präsentation zu lebhaften Diskussionen bei Weinplus

Hellgelbe Farbe, in der Nase recht verhalten, eher Petrol-orientiert, im Mund von leichtem bis mittleren Körper, etwas mineralisch geprägte, sehr puristische Zitrusfrucht, präsente, etwas eindimensionale Säure, der Wein wirkt insgesamt recht eindimensional, wenig Spannung, allerdings nicht müde, knapper Abgang, er rechtfertigt immer noch nicht den damaligen Preis, präsentiert sich aber besser als erwartet bzw. als in der Anfangszeit, fast alle Teilnehmer haben ihren Probenanteil nicht ausgetrunken, 86 NK Punkte

4.
1999 Rauenthaler Nonnenberg Riesling
Erzeugerabfüllung Weingut Georg Breuer
Alc 12,5%

Zitronengelbe Farbe, in der Nase feinreife, verhalten petrolige Frucht, ansonsten Steinobst, Mirabelle, Aprikose, im Mund von leichtem bis mittleren Körper, feinreife, mineralisch geprägte Frucht, Zitrus, Steinobst, sehr nachhaltig, herrlich eingebundene, reif Säure, der Wein verströmt Noblesse, ist unaufdringlich und trinkig, gute Länge, 91 NK Punkte

5.
2000 Rauenthaler Nonnenberg Riesling
Erzeugerabfüllung Weingut Georg Breuer
Alc 12,5%

Zitronengelbe Farbe, in der Nase reife, leicht wässerige Frucht, ich habe sofort auf einen 2000er getippt, da ich diesen Ton eigentlich überwiegend aus diesem Jahrgang kenne, ansonsten Pfirsich und Aprikose, im Mund von leichtem Körper, sehr schlanke, reife Frucht, erneut Zitrone und etwas Rauch, auch dieser Wein sehr nachhaltig mit feiner Mineralik, ordentliche Länge, im Vergleich zum Vorgänger fehlt es aber an Noblesse und Vielschichtigkeit, dennoch ein sehr guter Wein, 89 NK Punkte

6.
2000 Rüdesheimer Berg Schlossberg Riesling
Erzeugerabfüllung Weingut Georg Breuer
Alc 12,5%

Grüngelbe, gereifte Farbe, in der Nase reife, recht kompakte, mineralisch geprägte Frucht, Mandarine, Steinobst, auch ein Hauch Petrol, im Mund von mittlerem Körper, recht dichte, mineralisch geprägte Frucht, ich meine fast am Schiefer zu lutschen, Steinobst, Tabak, leicht cremig, schöne, reife Säure, lang, ein wirklich toller Wein, heute einer meine Favoriten, 94 NK Punkte

7.
2002 Oestricher Doosberg Riesling Erstes Gewächs
Erzeugerabfüllung Weingut Querbach
Alc 12%

Zitronengelb Farbe, in der Nase reife Frucht mit Anklängen von Cassis und etwas Petrol, im Mund von leichtem bis mittleren Körper, sehr schlanke, mineralisch zupackende Frucht, hat Biss, hohe Fruchtaromatik, Cassis, gut eingebundene Säure, ordentliche Länge, sehr gut, bisher haben mich die Querbach Gewächse nicht so überzeugt, dieses 9 Jahre alte Exemplar gefällt mir aber sehr gut, 89 NK Punkte

8.
2000 Spitzer Singerriedel Riesling Smaragd
Erzeugerabfüllung Weingut Hirtzberger
Alc 13,5%

Goldgelbe Farbe, in der Nase reifes, etwas breites Bukett aus der Ecke Trockenobst bzw. Rosinen, im Mund von mittlerem bis dichten Körper, der Wein wirkt dicht, kompakt, sehr breit, wenig Frucht, etwas Mineralität, Alkohol im Vordergrund, er macht einfach keinen Trinkspaß, aber lange Abgang, 88 NK Punkte

9.
1999 Dürnsteiner Schütt Riesling Smaragd
Erzeugerabfüllung Weingut Emmerich Knoll
Alc 13,5%

Goldgelbe Farbe, in der Nase reife, kräuterige Frucht, es mangelt etwas an Leben, im Wein von mittlerem Körper, sehr reife, breit angelegte Frucht, hat zwar Säure, wirkt aber auf mich schon sehr müde, sehr eindimensional, gute Länge, vielleicht macht er derzeit eine schwierige Phase durch, 88+ NK Punkte (Prinzip Hoffnung)

10.
2002 Monzinger Halenberg Riesling Auslese trocken
Erzeugerabfüllung Weingut Emrich-Schönleber
Alc 12,5%

Goldgelbe Farbe, in der Nase reife, üppig-saftige, etwas marmeladige Frucht, erinnert eigentümlicherweise an Erdbeer-Marmelade, im Wein von mittlerem Körper, lebendige, säurenbetonte Frucht, Ausdruck, Klasse, Mineralität, lang, 93 NK Punkte, hätte ich noch besser gepunktet, wenn die Nase etwas weniger marmeladig gewesen wäre

11.
2002 G-Max Riesling trocken
Erzeugerabfüllung Weingut Keller
Alc 13%

Kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase ungemein konzentrierte, ausdrucksvolle Frucht, sehr mineralisch, erinnert an Stanniolpapier bei Öffnung einer Zigarettenschachtel, toll, sagt ein Nichtraucher, im Mund mit dichtem, komplexen Körper ausgestattet, mineralisch geprägte Frucht von reifem gelben Pfirsich, sehr nachhaltig, mit Grip, wunderbare Säure, herrlich, langer Abgang, 94 NK Punkte

12.
2002 Dalsheimer Hubacker Riesling Großes Gewächs
Erzeugerabfüllung Weingut Keller
Alc 13%

Kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase intensiv und gelbfruchtig, allerdings mit leicht wässerigen Unterton der etwas an einen 2000er erinnert, Botrytis-Einfluss?, im Mund von mittlerem Körper, reife, gelbe Früchte, Zitrus, markante Säure, wenn auch verhalten deutet er im Mund auch auf Botrytis hin, noch sehr frisch, lang, 93 NK Punkte, es findet eine polarisierende Diskussion statt, da viele Teilnehmer den Hubacker höher gepunktet haben als ich (wie gesagt blind), dennoch toller Wein

13.
2002 Unendlich Riesling
Erzeugerabfüllung Weingut FX Pichler
Alc 14%

Kräftiges Gelb in der Farbe, in der Nase intensive, konzentrierte Frucht, reife gelbe Früchte, sehr mineralisch, im Mund von dichtem Körper, konzentrirerte, dichte Frucht mit unglaublicher Spannung, Steinobst, Mineralität, lebendige Säure, Mineraltät ohne Ende, wenn schon dicht dann sollte ein Riesling so sein da er seine Trinkigheit behält, unglaublich lange Abgang, toll, 96 NK Punkte

Es folgten einige anspruchsvolle Süßweine, die ich in meiner Süßwein-Ignoranz leider nicht mehr protokolliert habe. Bemerkenswert war insbesondere ein ungemein frischer und ausgesprochen mineralischer 1994er Wiltinger Braune Kupp Riesling Auslese vom Weingut Le Gallais. Ein wirklich beeindruckender Wein.

Mein besonderer Dank gilt Sabine und Michael, die als Ausrichter keine Mühe und Kosten gescheut haben, aber auch allen weiteren Teilnehmern, die mit Essensbeiträgen zum Erfolg beigetragen haben. Ich denke da insbesondere an das Kalbsfilet mit Vadouvan, Erbsenpüree und Frühlingszwiebeln und an das Zitronenmelisserisotto.

Fazit:

Auch wenn die Meinungen bei diversen Weinen ziemlich auseinander gingen, eindeutiger Sieger des Abends war der Unendlich von FX Pichler. Bei mir folgten der G-Max und der Schlossberg von Breuer. Viele Teilnehmer habe überraschenderweise den Hubacker vor dem G-Max gesehen. Aber: wie geschrieben – Blindprobe.

Meine persönlichen Favoriten waren einmal mehr die reifen Rieslinge von Breuer. Das drückt sich nicht immer in Punkten sondern mehr in der persönlichen Trinkfreude aus. Wie so häufig gehörte in diese Kategorie (Klasse und Trinkfreude) auch der Halenberg von Emrich-Schönleber. Enttäuschend die beiden Smaragde von Hirtzberger und Knoll. Das können beide besser. Und natürlich wie eh und je polarisierend der Würtz 1. Aber immerhin besser als ich ihn seinerzeit gesehen habe. Aber EUR 28 waren und sind ein Witz als Preisansage für einen solchen Erstling.

Vielleicht lässt sich ein ähnlicher Vergleich reifer Rieslinge fortsetzen. Die Keller geben immer noch einiges her.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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Re: VKN vom 16.7.2011: 13 Reife Rieslinge

BeitragDi 19. Jul 2011, 17:21

kreutzer hat geschrieben:1999 Rauenthaler Nonnenberg Riesling
Erzeugerabfüllung Weingut Georg Breuer
Alc 12,5%

Zitronengelbe Farbe, in der Nase feinreife, verhalten petrolige Frucht, ansonsten Steinobst, Mirabelle, Aprikose, im Mund von leichtem bis mittleren Körper, feinreife, mineralisch geprägte Frucht, Zitrus, Steinobst, sehr nachhaltig, herrlich eingebundene, reif Säure, der Wein verströmt Noblesse, ist unaufdringlich und trinkig, gute Länge, 91 NK Punkte

Hallo Norbert,

das klingt nach einer wirklich spannenden und grandiosen Probe. Zum 1999 Nonnenberg: Würdest du sagen, dass man sich beeilen muss mit dem Trinken? Deine Beschreibung klingt so, als wäre er jetzt gerade richtig, würde aber auch noch ein bisschen halten. Lese ich das richtig?
Beste Grüße, Stephan
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kreutzer

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragDi 19. Jul 2011, 19:36

octopussy hat geschrieben:
das klingt nach einer wirklich spannenden und grandiosen Probe. Zum 1999 Nonnenberg: Würdest du sagen, dass man sich beeilen muss mit dem Trinken? Deine Beschreibung klingt so, als wäre er jetzt gerade richtig, würde aber auch noch ein bisschen halten. Lese ich das richtig?



Hallo Octopussy,

spannend war sie allemal. Besser geht immer. :)

Sicher ist der Wein auf dem Höhepunkt. Ich glaube aber, dass die Breuer-Weine sich auf diesem Niveau auch noch halten. Jetzt schaff Dir aber nicht gleich eine 12er Kiste an, um sie über die nächsten 10 Jahre zu trinken. Allerdings: Reizvoll wäre es schon. :)

Gruß
Norbert
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thvins

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragDi 19. Jul 2011, 20:03

Hallo Norbert,

danke für deine Kommentare zu den Süßen aus dem Priorat - es ist ja in der Tat ein eher abwegiges Thema und man muss schon solche Sachen wie Maury, Banyuls, und Rivesaltes mögen, um hier Tritt zu fassen.

Aus dem Wissen um deine eigentliche Süß-Abneigung heraus hat dir ja der Vell Segle XX ja dann schon fast sensationell gemundet. 8-)

Das 2006er Protokoll bereite ich grade auf - zu den ersten Tagen vor unserer Verkostung steht schon was auf meinem Blog. Zur "2006er Abschluss-sause mit dir" komm ich morgen.
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
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kreutzer

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Re: Kreutzer's Verkostungsnotizen im Laufe der Zeit

BeitragMi 20. Jul 2011, 12:43

Hallo Weinforum,

ebenfalls am 5.7.2011 fand in Bernburg bei Torsten Hammer eine Rückverkostung am 05.07.2011 der von ihm 4 Tage zuvor geöffneten Weine statt.
Vor dem Hintergrund der an den nächsten Tagen geplanten Probe von 2008er Prioratos habe ich die Gelegenheit wahrgenommen, auch diese Weine aus dem stark unterschätzten Jahrgang 2006 zu probieren. Vorweggenommen: auch nach 4 Tagen bestätigten die meisten Weine das hohe und durchweg trinkige Niveau des 2006er Jahrgangs.

Vielen Dank an Torsten, dass er mich hat teilhaben lassen und natürlich für die Rundumversorgung an den Tagen in Bernburg.

Nachfolgend für Interessierte unsere Wahrnehmung der Weine in der Rückverkostung am 5.7.2011.
Generell ist anzumerken, dass Torsten in einem etwas anderen 100 Punkte-System lebt als ich. Tendenziell fallen die Punkte bei ihm immer etwas höher aus als bei mir. Letztlich stimmt aber meist die Grundtendenz. Spitzenweine punkten wir beide höher als gute oder sehr gute Weine. Alles Andere müsst Ihr selbst rausfinden.

Torstens Gesamtprotokoll könnt Ihr unter

http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=1527

nachlesen.

1.
Capafons-Osso; Masia Esplanes; Montsant – Falset; 2005 rot

Dunkle Frucht, kühle Stilistik, konzentriert am Gaumen und eher männlich wirkend, zeigt heute wieder etwas raues Tannin, daher wieder etwas abgewertet. 92/100 Th.

Sehr schön geöffnete, tiefe rombeer-Frucht, dezente Holz-Würze, ein Hauch Eukalyptus, er verströmt eine gewisse Kühle, im Mund von mittlerem Körper, auf der einen Seite vermittelt er den Eindruck eine hohen Intensität, andererseits überrascht er aber durch eine glatte, fast kalte Stilistik, die Tannine leicht trocknend, die Säure recht präsent, insgesamt wirkt er eckig und kantig, es mangelt an wirklicher Klasse, passable Länge, 86 NK Punkte


2.
Celler Melis; Elix; Priorat – Torroja; 2006 rot

Immer noch sehr schön zu trinken, dunkel und offen. 93/100 Th.

Feine, noble Nase von dunkelroten Beeren und Kräutern, sehr animierend, seriöser als der Vorgänger (Anm.: Masia Esplanes) der Alkohol (15%) kommt etwas durch, im Mund von mittlerem bis dichtem Körper, saftig-intensive Schwarzkirsch-Frucht mit leichter liköriger Note, kräftige aber durchaus zugängliche Tannin-Struktur, die Säure ist gut integriert, ein Wein von hohe Geschmacksintensität der Zeit braucht um sich weiter zu entwickeln, langer Abgang, 90+ NK Punkte

3.
Maius Viticultors; Maius; Priorat – La Morera de Montsant; 2006 rot

Baut langsam etwas ab, weniger frisch und rund heute in der Nachprobe. 92/100 Th.

Sehr fruchtbetonte Nase, rote Johannisbeere, macht auf mich einen unruhigen, nervösen, wenig überzeugenden Eindruck, im Wein von leichtem bis mittlerem Körper, auch hier zeigt sich ein unruhiges, sehr fruchtorientiertes Geschmacksbild ohne Tiefe, die wenigen Tannine kommen auch noch sperrig rüber, passable Säure, passable Länge, der Wein wirkt auf mich recht freudlos und enttäuscht für einen Priorato, 83 NK Punkte was immer noch auf einen guten Wein hinweist, aber zu einem sehr guten oder großen Wein wird es auch bei weiterer Entwicklung kaum reichen

4.
Arrels del Priorat; La Guinardera; Priorat – Gratallops; 2006 rot

Rund, kirschig und frisch. Nach wie vor ein bunter Kirschmix. Kein schlechter Wein, aber ich hatte auch schon noch bessere Flaschen davon. 94+/100 Th.

In der Nase finde ich eine tiefe, dunkle Frucht von dunkelroten Beeren und etwas Schwarzkirsche, auch etwas Holz, im Wein von mittlerem Körper, saftige, tiefe Sauerkirsch-Frucht, zeigt bei aller Intensität Zeichen von Harmonie, mich stört bei diesem Wein der hohe Alkohol-Gehalt (14,5%) überhaupt nicht, gut integrierte Säure, gute Länge, 89 NK Punkte, auch wenn ich den Wein nicht als groß eingestuft habe gab es bei dem Wein einen Kaufreflex wegen seiner Trinkigkeit


5.
Cartoixa de Montsalvat; Montsalvat; Priorat – La Vilella Alta; 2006 rot

Heute sehr rund, dunkel und fast elegant, aber auch mit Kraft und mineralischem Biss. Macht jetzt mit einigen Tagen Luft mehr Spaß. 95/100 Th. Großer Wein.

In der Nase dunkle Beerenfrucht von verführerischer Tiefe, im Mund von mittlerem bis dichten Körper, saftig-intensive, mundfüllende Frucht von dunkelroten Beeren verwoben mit etwas Holz, wirkt nobel, kraftvolle aber durchaus geschliffene Tannine, gut integrierte Säure, alles in allem präsentiert sich der Wein bereits jetzt äußerst harmonisch, hat Zukunft, 93+ NK Punkte

6.
Terra de Verema; Triumvirat; Priorat – El Molar; 2006 rot

Immer noch auf hohem Niveau. 94/100 Th.

ausdrucksstarke, beerenfruchtige Nase mit leichtem Stall-Stinker, im Wein von mittlerem Körper, saftig-intensive Frucht, Johannisbeere, Brombeere, kräftige Säure-Struktur, gute Tannin-Struktur, wirkt noch jugendlich, lebendig, etwas unruhig, braucht noch Zeit, gute Länge 89+ NK Punkte (Anm.: Stall führt bei mir zu deutlichem Punktabzug, ohne diesen Mangel eher bei 91+ NK Punkte)

Ficaria Vins; Èlia; Montsant – La Figuera; 2006 rot

7.
Noch immer eine sehr tiefe Nase, aber am Gaumen heute etwas säurelastig und unrund. Wo ist die Harmonie hin? 92/100 Th.

Ausgesprochen saubere, recht tiefe Nase, Schwarzkirsche, Kräuter, etwas Mon-Cherie, im Wein von mittlerem Körper, sehr saftige, aber etwas zu stark säurebetonte Frucht, kräftiger Tannin-Teppich, es mangelt an Tiefe, Struktur, Komplexität aber vor allem an Harmonie, dennoch ein sehr guter Wein mit schöner Länge, 87 NK Punkte


8.
Capafons – Osso; Vessants; Montsant – Falset; 2006 rot

Hat auch einige Federn gelassen, auch hier steht heute die Säure im Vordergrund, insgesamt aber immer noch exzellent zu trinken. 94+/100 Th.

In der Nase sehr zurückhaltende, dunkelbeerige, kühle Frucht, etwas Holzwürze, wirkt noch etwas verschlossen, im Wein von mittlerem Körper, kräftige, tanninbetonte Frucht von dunkelrote Beeren, mineralisch geprägt, sehr saftig, sehr schön integrierte Säure, gute Länger, kann noch Lagerung vertragen und weitere Verbesserung ist zu erwarten, 92+ NK Punkte


9.
Vinedos de Ithaca; Odysseus Red Label; Priorat – Gratallops; 2006 rot

Heute am Gaumen anfangs harmonisch, dann aber mit beißender Mineralik. Bleibt aber nach wie vor ein großer Wein. 95+/100 Th.

In der Nase finde ich eine ausgesprochen kühle, mineralisch geprägte Frucht von Holunder und Brombeere, im Mund von mittlerem Körper, saftige, intensive, Gaumen belegende Frucht von dunkelroten Beeren und Holzwürze, dichter Tannin-Teppich, schöne Säure, gute Länge, insgesamt ein harmonisch-stimmiger Priorato von guter Intensität, 92+ NK Punkte

10.
Celler Melis; Elix; Priorat – Torroja del Priorat; 2007 rot

Immer noch richtig großes Gefühlskino. 97+/100 Th.

Sehr feine, trinkanimierende Kirschfrucht in der Nase, nobel und ausgesprochen harmonisch, im Wein von mittlerem Körper, sehr elegant rüberkommende Schwarzkirschfrucht, gleitet förmlich über den Gaumen, gleichzeitig verfügt er über eine hohe Gaumenintensität, leichte Mandelnote, perfekt eingewobenes Tannin, gut integrierte Säure, gute Länge, Klasse, 94 NK Punkte


11.
Vinedos de Ithaca; Odysseus Black Label; Priorat – Gratallops; 2006 rot

Nach wie vor eine sehr verführerische Nase, am Gaumen üppig und voll, sehr harmonisch, elegant bei aber auch deutlicher Mineralik. 98+/100 Th.

In der Nase jugendlich-kräftige Frucht von dunkelroten Beeren, Holz, Eukalyptus, ausgesprochen nobel, im Wein von mittlerem Körper, saftig-konzentrierte, intensive Frucht, ein Knaller, präsente aber überaus mürbe Tannine, schöne Säure-Struktur, insgesamt von majestätischer Präsenz, lange Abgang, Kaufreflex, 95 NK Punkte

-----------

Fazit:

Ich habe erneut eine Menge Kaufanregungen bekommen.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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kreutzer

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VKN vom 6.7.-7.7.2011: 26 Prioratos 2008

BeitragDo 28. Jul 2011, 11:19

Hallo Weinforum,

wie bereits in vorherigen mails angekündigt, habe ich mich vom
5.Juli bis zum8.Juli 2011 bei Torsten Hammer in Bernburg aufgehalten
um an einer großen Jahrgangsvertikale von 2008er Prioratos
teilzunehmen. Alle Weine wurden über 2 Tage blind probiert (Torstens
Frau Yvonne hat die Weine dankenswerter dekantiert und blind
serviert.

Das zum Teil doch sehr überraschende Ergebnis der Proben hat Torsten
sehr umfangreich mit vielen Details und Fotos auf seiner Website
eingestellt, die Ihr unter

http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=1535

aufrufen könnt. Wer zu bequem ist, auf diese Seite zu klicken, der
kann die verkürzte aber immer noch sehr umfangreiche Version hier
nachlesen.

Nachfolgend für Interessierte (viele scheint es für Prioratos ja
nicht zu geben) meine und Torstens Verkostungsnotiz vom 6.-7.07.2011.
Die teilweise deutlichen Abweichungen in der Punktebewertung sind auf
ein etwas anderes Bewertungssystem bei Torsten zurückzuführen, das
tendenziell zu einer höheren Bewertung neigt. Wenn beide aber sehr
hoch punkten muss wohl etwas dran sein.

Zweite große 2008er Jahrgangsverkostung in Bernburg

06.07.2011 Blindverkostung Torsten Hammer und Norbert Kreutzer
07.07.2011 Rückverkostung blind nach dem Ranking des ersten Tages
Torsten Hammer und Norbert Kreutzer
ab 08.07. 2011 offene Rückverkostungen Torsten Hammer

Die Weinliste:

Ficaria Vins; Pater; Montsant - La Figuera; 2008 rot

Celler Fuentes; Coraje; Priorat - Bellmunt del Priorat; 2008 rot

Celler dels Pins Vers; Els Pins Vers; Priorat - El Molar; 2008 rot

Ferrer I Bobet; Selecció Especial; Priorat - Falset; 2008 rot

Vinicola del Priorat; Clos Gebrat Crianca; Priorat - Gratallops;
2008 rot

Cecsa Vicent; Cesca Vicent; Priorat - Gratallops; 2008 rot

Bodegas Puig Priorat; Akyles; Priorat - Gratallops; 2008 rot

Bodegas Puig Priorat; Odysseus Black Label; Priorat - Gratallops;
2008 rot

Bodegas Puig Priorat; Odys; Priorat - Gratallops; 2008 rot

Bodegas Puig Priorat; Seus; Priorat - Gratallops; 2008 rot

Vinyes de Manyetes; Solertia; Priorat - Gratallops; 2008 rot

Clos Mogador; Manyetes; Priorat - Gratallops; 2008 rot

Clos Mogador; Clos Mogador; Priorat - Gratallops; 2008 rot

Bodega Mas Alta; Basseta; Priorat - La Vilella Alta; 2008 rot

Bodega Mas Alta; La Creu Alta; Priorat - La Vilella Alta; 2008 rot

Terres de Vidalba; Tocs; Priorat - Poboleda; 2008 rot

Les Cousins Marc & Adria; L´Inconscient; Priorat - Porrera; 2008
rot

Clos Dominic; Clos Petó; Priorat - Porrera; 2008 rot

Celler Ardevol; Coma d´en Romeu; Priorat - Porrera; 2008 rot

Celler Castellet; Ferral; Priorat - Porrera; 2008 rot

Celler d´Encastell; Roquers de Samsó; Priorat - Porrera; 2008
rot

Familia Nin Ortiz; Nit de Nin; Priorat - Porrera; 2008 rot

Celler Melis; Obrador; Priorat - Torroja; 2008 rot

Celler Aixalá I Alcait; Pardelasses; Priorat - Torroja; 2008 rot

Terroir Al Limit; Torroja - Vi de Vila; Priorat - Torroja; 2008
rot

Terroir Al Limit; Arbossar; Priorat - Torroja; 2008 rot


1. Blindverkostung

1. Flight

Wein 1

Leicht offene, tiefe Nase, nobel, dunkel und würzig, edles Holz. Am
Gaumen leicht und sehr elegant, wirkt etwas "zerbrechlich" für
einen Priorat, aber von klarer Frucht. Wirkt burgundisch, auch
elegant, zeigt aber noch nicht viel Tiefe. 91/100 Th. Sehr guter Wein

Feinwürzige, beerige Frucht, blitzsauber und mit schöner
Intensität, trinkanimierend,
im Mund von leichtem bis mittleren Körper, feine Beerenfrucht in
jugendlicher Ausprägung, liegt saftig im Gaumen ohne die letzte Tiefe
zu haben, zeigt eine schöne Harmonie von Säure, Tannin und Extrakt,
gute Länge, ein sehr guter Wein, 89 NK Punkte

Durchschnitt: 90 - Platz 22 nach der ersten Blindprobe


Wein 2

Noch etwas verschlossene, sehr dunkle Nase, betonte Mineralik, etwas
staubig wirkend. Fruchtorientiert (Kirschen aller Couleur), trinkig,
aber für den Beginn auch etwas einfach wirkend. 90+/100 Th. Sehr
guter Wein.

In der Nase saubere, beerige Frucht, noch sehr jung aber mit
vielversprechenden Ansätzen, im Mund von mittlerem Körper,
ausdrucksvolle, kraftvolle Waldbeeren-Frucht, Gewürze, nobles Holz,
schöner Saft, aber auch hier fehlt die letzte Tiefe, der Alkohol
verleiht ihm eine gewisse Bitternote, die Tannine sind etwas
trocknend, die Säure aber gut eingebunden, gute Länge, ein sehr
guter Wein der noch besser werden dürfte, 88+ NK Punkte

Durchschnitt: 89++ - Platz 23 nach der ersten Blindprobe


2. Flight

Wein 3

Sehr exotische, offene Nase, üppig, würzig, orientalischer Basar
und eine Kirche nach dem Gottesdienst. Carignanwürze, die mich
Porrera vermuten lässt, vielleicht sogar der Ferrer I Bobet? Am
Gaumen süßliche Carignanfrucht, wirkt sehr reif, elegant und leicht,
sehr ausgewogen bei schönem Tannin. 95+/100 Th. Großer Wein.

In der Nase finde ich eine sehr ausdrucksstarke aber auch sehr
eigenwillige Beerenfrucht, es gibt Ansätze eines Stall-Stinkers,
Sattelleder, im Wein von mittlerem Körper, glattes, kühles
Geschmacksbild, Johannisbeere, Sauerkirsche, die Säure empfinde ich
als recht dominant, die Tannine noch etwas unfertig, der Wein wirkt
noch unharmonisch, zeigt auch Noten von Bitterschokolade als auch
mineralische Töne, auch diesem Wein mangelt es etwas an Tiefe,
Jahrgangsproblem?, gute Länge, 87+ NK Punkte

Durchschnitt: 91++ - Platz 16 nach der ersten Blindprobe



Wein 4

Offene, vielschichtige Nase, zeigt Frucht und auch eine gewisse
Tiefe, durch die dunkle Frucht wirkt der Wein sehr nobel, zeigt
Anklänge an belgische Pralinen und Brombeerlikör, wirkt auch etwas
wärmer. Am Gaumen eher leicht, aber mit welch schönen Facetten,
etwas aufgefächert und erzählend, zeigt Eleganz. Eher Prosa als
Drama… 93+/100 Th. Exzellenter Wein.

Die Nase lässt mich stutzen, mein erster Eindruck ist Naphtalin,
Mottenkugeln, nicht unbedingt das was ich suche, verliert sich später
etwas, ansonsten jugendliche Beerenaromatik in ungewöhnlicher
Ausprägung, im Wein von mittlerem Körper, jugendlich-saftige Frucht
von dunkelroten Beeren, Holz, trocknende Tannine, präsente Säure,
präsentiert sich zur Zeit noch sehr unharmonisch und etwas
adstringierend, die mangelnde Tiefe muss ich nicht erwähnen, gute
Länge, trotz der kritischen Anmerkungen aber immer noch ein sehr
guter Wein, angesichts der reichlich vorhandenen Konkurrenz muss ich
mir den Wein aber nicht kaufen, 87 NK Punkte

Durchschnitt: 90+ - Platz 20 nach der ersten Blindprobe.


3. Flight

Wein 5

Erneut ein exotisches, offenes Nasentier, erinnert ebenfalls an
große Carignan betonte Weine, dabei sehr vielschichtig und immer neue
Facetten zeigend, sehr wandelbar und schlecht einfach zu fassen. Am
Gaumen auf der sehr eleganten, weichen Seite, burgundisch, auch wenn
ein kleiner Mangel an Komplexität das ganz große Kino verhindert. In
dem Stile wünsch ich mir den Arbossar. 95/100 Th. Großer Wein.

In der Nase finde ich eine sehr eigenwillige, jugendliche Frucht,
Kräuter, Thymian, mach auf mich einen nervösen Eindruck, im Wein
erstaunlich leichter Körper, einfach gestrickte, säuerliche Frucht
voller grüner Noten, ein kleiner Wein mit viel Säure, mehr ist da
nicht, knapper Abgang, sicherlich immer noch ein guter Wein aber im
Vergleich zu sonstigen Prioratos eher mäßig, 83 NK Punkte (Nach
Offenlegung: Wow, was für eine unterschiedliche Wahrnehmung)

Durchschnitt: 89 - Platz 24 nach der ersten Blindprobe


Wein 6

Sehr tiefe, dunkle Nase, Waldfruchtlikör, etwas puristischer. Zeigt
Tiefe, erinnert an Cognac, aber auch an Schlamm. Am Gaumen unerwartete
Kraft, Bitterschokolade, erneut Likör. Sehr süßlich und dicht,
Kraft, aber auch Ansätze zur Eleganz. Lang und intensiv, für den
Jahrgang sehr stoffig. Etwas von Mas Alta? 96+/100 Th. Großer Wein.

Jugendliche, etwas bäuerlich-rustikale Nase, wirkt recht grün, mit
etwas gutem Willen ewas rote Johannisbeere und ein leichter Rauchton,
im Mund von leichtem bis mittleren Körper, jugendliche Beerenfrucht
mit angenehmer Gaumenintensität, sauber, etwas raue Tannine,
präsente Säue, kein wirklicher Tiefgang aber ausreichend Präsenz,
mittlere Länge, ein sehr guter Wein, 88 NK Punkte

Durchschnitt: 92+ - Platz 11 nach der ersten Blindprobe.


4. Flight

Wein 7

Dunkle, puristische Nase, sehr klar, sehr rein, ohne Experimente und
Kompromisse, recht einfach zu fassende Nase. Am Gaumen sehr
mineralisch und frisch. Betonte Säure aus frucht und Stein -
Kirschfrucht und rote Johannisbeeren und jede Menge Schiefergestein.
Ein Referenzwein für Poboleda oder noch besser Torroja - vielleicht
der Pardelasses?
92+/100 Th. Sehr guter Wein.

In der Nase jugendliche, ausgesprochen saftige Beerenfrucht, noch
etwas verhalten, im Mund von leichtem bis mittleren Körper, im Mund
sehr säurebetont, die Beerenfrucht kommt kaum an die Oberfläche, die
Tannine sind auch nicht gerade präsent, der Wein wirkt insgesamt noch
etwas zu grün, mittlere Länge, 88 NK Punkte

Durchschnitt: 90+ - Platz 20 nach der ersten Blindprobe.

Wein 8

Von der Nase her Parallelen zu Wein7, tiefe würzige Note, sehr
puristisch und auch nach Torroja oder anderen sehr schiefrigen
Terroirs schmeckend. Klare Note nach Stein und Kirschfrucht. Aber auch
deutlich höherwertiger als Wein 7. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

In der Nase dunkle, saubere Beerenfrucht, wirkt nobel und seriös, im
Mund von mittlerem Körper, ein sehr saftiger Priorato mit dunkler
Beerenfrucht, nobler aber nicht vordergründiger Holzwürze, feine
Tannine, gut integriert Säure, gute Länge, hat
Entwicklungspotential, 90+ NK Punkte (nachher: uff, ich bin
erleichtert, man kann die Klasse des Clos Mogador auch blind
erkennen)

Durchschnitt: 92++ - Platz 9 nach der ersten Blindprobe.

1. Flight

Wein 9

Eher kühle, noble Stilistik, geprägt von roter Frucht, balanciert,
aber keine Größe offenbarend. 91+/100 Th. Sehr guter Wein.

In der Nase kühle, rotbeerige Frucht, präsentiert sich mit einem
leicht wilden Touch, hat etwas Künstliches, im Mund von mittlerem
Körper, saftig-intensive Frucht, mundfüllend, auch hier wilde,
rotbeerige Aromen von hoher Fruchtintensität, wirkt noch sehr jung,
die Tannine noch etwas grün, langer Abgang, 90+ NK Punkte

Durchschnitt: 90,5++ - Platz 18 nach der ersten Blindprobe.



Wein 10

Intensive, üppige Nase, rotfruchtig mit sehr viel Schiefer, wirkt
mit einer Kompottnote auch etwas warm, insgesamt voller in der Nase
als viele Mitbewerber.
Am Gaumen elegant und ausbalanciert, im Abgang die volle Breitseite
Schiefer. Zeigt noch etwas die Krallen. Schöne Anlagen, aber noch
unfertig. Würde mich nicht wundern, wenn wir hier den Manyetes oder
den Solertia hätten. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.

In der Nase durchaus beerigeaber insgesamt etwas glatte Frucht, im
Mund von leichtem bis mittleren Körper, unnatürliche Frucht, nicht
wirklich überzeugend, reichlich Tannine die abgebaut werden müssen,
insgesamt jugendlich unrund, aber intensiv, gute Länge, 87+ NK
Punkte

Durchschnitt: 90++ - Platz 19 nach der ersten Blindprobe.


2. Flight

Wein 11

Offene Nase, auch wieder rotfruchtig, anfangs leicht laktische Noten.
Macht dann an der Nase immer mehr auf.. Sehr mineralisch, harmonisch,
auch elegant, es mangelt an Tiefe und Dichte für einen großen Wein.
Dennoch einer der Besseren bislang. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

In der Nase jugendliche, würzig-beerige Frucht, im Mund mittlerer
Körper, saftig-kühle, sauber, gute Fruchtintensität, zeigt
Mineralität, es fehlt die letzte Tiefe, Tannine noch unrund,
ordentliche Säure, gute Länge, sehr guter Wein, 89+ NK Punkte

Durchschnitt: 91,5++ - Platz 12 nach der ersten Blindprobe.


Wein 12

Sehr noble, offene Nase, komplex. Am Gaumen eine vorstechende
Mineralik, die mich den Wein nach Torroja oder Gratallops vermuten
lässt. 95+/100 Th. Großer Wein.

In der Nase jugendliche, eher etwas zurückhaltende Frucht, erinnert
mich etwas an Kirschsaft, im Mund mittlerer Körper,
jugendlich-beerige Frucht mit leichter Bitternote, Alkohol?, grüne
Tannine, präsente Säure, es fehlt der Kick, mir zu glatt, passable
Länge, 87 NK Punkte

Durchschnitt: 91+ - Platz 17 nach der ersten Blindprobe.


3. Flight

Wein 13


Üppige, animierende Nase, offen und komplex mit einem zarten Hauch
von Leder. Am Gaumen mineralisch und eine säurebetonte frische
Frucht. Manyetes? 95+/100 Th. Großer Wein.

In der Nase jugendliche Beerenfrucht sowie Süßholz-Noten, Lakritze,
im Mund leichter bis mittlerer Körper, würzige, beerige Frucht,
jung, unfertig aber sehr sauber, tanningeprägt mit kräftiger Säure,
gute Länge, aus meiner Sicht ein sehr guter, ausbaufähiger Wein, 88+
NK Punkte

Durchschnitt: 91,5++ - Platz 12 nach der ersten Blindprobe.

Wein 14

Sehr animierende sexy Nase, exotisch und würzig, am Gaumen
süßlich, viel reife Frucht. Eleganz und Exotik bestimmen diesen
eventuell etwas vordergründigen Wein. Recht üppig das Ganze. Lang
mit mineralischem Nachhall. Hat das was mit altem Carignan aus Porrera
zu tun? 96+/100 Th. Großer Wein.

In der Nase finde ich eine noch zurückhaltende, saubere
Holunder-Frucht, auch Kräuter, im Mund von mittlerem Körper,
saftig-intensive Frucht, etwas eigenwillig aber im positiven Sinne,
reichlich Gerbstoffe, schöne Säure, mineralische Spuren, gute
Länge, hat Zukunft, 90+ NK Punkte

Durchschnitt: 93++ - Platz 7 nach der ersten Blindprobe.


4. Flight

Wein 15

Tiefe sexy Nase, verspricht viel, zeigt Kraft und ist bereits
harmonisch. Am Gaumen expressiv und eleganter als Wein 6, aber der
zweite mit ausreichend Kraftpolster. Ganz großes Kino. Der zweite
Wein von Mas Alta? 97+/100 Th. Weltklassewein.

In der Nase saubere, noble Frucht von Waldbeeren und etwas Holz,
strahlt sofort Klasse aus, toll, im Wein von mittlerem Körper,
saubere, saftige, noble Frucht, der Wein kommt eher von der eleganten
Seite, hat aber eine feine Fruchtsüße, eine schöne Tannin-Struktur,
gut integrierte Säure, langer Abgang, ein toller Wein der am Anfang
steht, 93+ NK Punkte

Durchschnitt: 95++ - Platz 3 nach der ersten Blindprobe.



Wein 16

Dunkelfruchtige, sehr puristische Nase, auch am Gaumen bestätigt
sich die pure, klassische Prägung. Ich vermute Gratallops oder
Torroja. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.

In der Nase sehr saubere, aber auch sehr dezente Frucht von roten
Beeren, leichter Mangel an Ausdruck, verbessert sich mit viel Luft, im
Wein von mittlerem Körper, jugendliche, zunächst etwas sperrige,
tanningetränkte Beerenfrucht, deutlich mineralisch geprägt, beißt
förmlich am Gaumen, leichte Alkoholnote gepaart mit schöner
Fruchtsüße, mit merkbarer Säure ausgestattet, gute Länge, hat
Zukunft, 90+ NK Punkte

Durchschnitt: 91,5++ - Platz 12 nach der ersten Blindprobe.


5. Flight

Wein 17

Offene und animierende Nase, dunkle und rote Früchte, nasser
Schiefer, dann auch Leder. Am Gaumen im Antrunk mild mit viel Frucht
und komplex, etwas Druck, aber mehr Eleganz. Sehr harmonisch für das
junge Stadium. 96+/100 Th. Großer Wein.

In der Nase saubere, klare Kirschfrucht, springt sehr direkt in die
Nase, im Mund von leichtem bis mittleren Körper, sehr saftige, schon
fast fruchtsaftähnliche Frucht, Kirsche, sehr jugendliche Tiefe,
Säure eher verhalten, insgesamt eher ein Leichtgewicht, wenn auch ein
schönes, passable Länge, 87 NK Punkte

Durchschnitt: 91,5+ - Platz 15 nach der ersten Blindprobe.


Wein 18

Sehr dunkle, noble und schwarze Nase, öffnet sich mit Luft, am
Gaumen sanft mit dann deutlich mineralischem Druck, noch recht wilde
Säure. Lang. 95+/100 Th. Großer Wein.

In der Nase saubere, etwas verhaltene Frucht, Brombeere, im Mund
leichter bis mittlerer Körper, schöne, noble Frucht mit guter
Intensität, die Struktur wird in harmonischer Form durch zugängliche
Tannine und einer gut eingebundenen Säure gestützt, erscheint mir
bereits jetzt sehr ausgewogen, dürfte aber in seiner jugendlichen
Ausprägung noch verbesserungsfähig sein, gute Länge, 89+ NK Punkte

Durchschnitt: 92++ - Platz 9 nach der ersten Blindprobe.


6. Flight

Wein 19

Offene kirschbetonte Nase, Kirschjoghurt und eine Spur Marzipan.
Recht einfach gestrickt, klassisch und trinkig. 90+/100 Th. Sehr guter
Wein.

In der Nase finde ich eine eigentümliche, leicht laktische Frucht,
die Waldbeeren haben einen störenden, chemisch wirkenden Unterton, im
Mund mittlerer Körper, auch hier erscheint mir das Fruchtbild sehr
gewöhnungsbedürftig, wirkt in Verbindung mit Tanninen und Säure
unharmonisch, zeigt aber eine gewisse Konzentration, vielleicht
braucht er mehr Zeit, passable Länge, 84 NK Punkte

Durchschnitt: 87+ - Platz 26 nach der ersten Blindprobe.


Wein 20

Dunkle Nase, klassisch, am Gaumen ebenso dunkel bei mittlerem
Körper. Mineralisch und noch etwas bissig. 92+/100 Th. Sehr guter
Wein.

In der Nase nicht überzeugend, sehr ungewöhnliche Frucht, im Wein
von mittlerem Körper, saftig-feste Frucht von dunkelroten Beeren,
etwas wild, viel Würze, Syrah?, jugendlich, mit kompakter
Tannin-Struktur ausgestattet, präsente Säure, ordentliche Länge, 85
NK Punkte

Durchschnitt: 88,5+ - Platz 25 nach der ersten Blindprobe.


7. Flight

Wein 21

Komplexe, vielschichtige Nase von gewisser Tiefe. Ein kleines
Nasentier, animierend und fast sexy. Sehr harmonisch am Gaumen,
intensiv auffächernd bei relativ milder Säure aber doch markanter
Mineralik. 96+/100 Th. Großer Wein.

In der Nase finde ich eine verhaltene, dunkelbeerige Frucht, edle
Hölzer, von nobler Eleganz,
im Wein von mittlerem bis dichten Körper, saftig-dichte Frucht,
erneut Waldbeeren, Holz, kommt nobel rüber, hat Tiefgang, obwohl noch
sehr jugendlich erscheint er mit seinen seidigen Tannin-Teppich und
der gut integrierten Säure sehr vielversprechend, gute Länge, ein
toller Wein, 94+ NK Punkte

Durchschnitt: 95++ - Platz 3 nach der ersten Blindprobe.


Wein 22

Anfangs einfache, offene und fruchtbetonte Nase, gefällig und
geradeaus, doch nach wenigen Minuten zieht er alle Register, bläst
Stück für Stück auf Angriff und grinst sich eins. Braucht Luft.
Eher dunkel, noble Hölzer, hinterlässt einen sehr edlen Eindruck.
Subtil und edel auch am Gaumen, zeigt sich mit aristokratischer
Größe und Eleganz, wirkt aber dabei immer angenehm harmonisch und
rund. Ist mit vergleichsweise geringer Säure ausgestattet, zeigt im
Abgang aber dennoch einen Schieferblock. Lang. Mogador? Auf jeden Fall
setzt er sich an die Spitze der Probe bei mir. 97+/100 Th.
Weltklassewein.
In der Nase anfangs auch verhalten, dann kommen aber mit einem
leichten Rauchton verwobene Noten von dunkelroten Beeren und schinden
Eindruck, im Mund von dichtem Körper, saftig-intensive Frucht von
Beeren, Kräutern und edlem Holz, kompakt, dichter Tannin-Teppich,
gute Säurestruktur, verfügt über Klasse und Tiefgang, lang, toll,
ein Sprung in eine andere Liga, was schreiben die Leute da immer über
dichte, üppige, marmeladige, alkoholische Prioratos, Unsinn,
Kaufreflex, 95+ NK Punkte

Durchschnitt: 96++ - Platz 1 nach der ersten Blindprobe.


12. Flight

Wein 23

Offene, animierende Nase, sehr einladend. Würzig, exotisch,
harmonisch und ausgewogen. Elegant mit süßlicher, reifer Frucht.
96+/100 Th. Großer Wein.

schöne, fruchtbetonte Nase, von Waldbeeren und Holz geprägt, auch
diese Nase nobel, zeigt einfach eine gewisse Klasse, im Wein von
mittlerem bis dichten Körper, blitzsaubere Beerenfrucht, dunkel,
nobel, mit Klasse, harmonische Verbindung von Struktur, Tanninen und
Säure, elegant, gute Länge, 93+ NK Punkte

Durchschnitt: 94,5++ - Platz 6 nach der ersten Blindprobe.


Wein 24

Exotische, sexy Nase, komplex und etwas vogelwild. Am Gaumen sehr
harmonisch mit klarer Frucht, sehr elegant. Intensiv bei mittlerem
Körper. Schöne Länge. 97+/100 Th. Weltklassewein.

Erneut eine Nase von Format, Waldbeeren, Holz, nobel, elegante Klasse
verströmend, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, saftig-noble
Frucht mit guter Konzentration, Tannine und Säure sind stimmig, hat
Zukunft, lang, 94+ NK Punkte

Durchschnitt: 95,5++ - Platz 2 nach der ersten Blindprobe


13. Flight

Wein 25

Üppige, grenacheorientierte Frucht, sehr offen, fast anspringende
Powernase. Likörig, Himbeere, Pflaume auch am sehr ausgewogenen
Gaumen, auch hier wirkt er grenachebetont.
Pater oder Arbossar? 96+/100 Th. Großer Wein.

In der Nase dunkle, noble Kirschfrucht, Schwarzkirsche, auch dieser
Wein verströmt Klasse, im Wein von mittlerem Körper,
saftig-intensive, ausdrucksvolle, konzentrierte Frucht von dunkelroten
Beeren, etwas Holzwürze, mit Tiefgang, schönes Tanningerüst, gut
integrierte Säure, feine Mineralität, gute Länge, ich erlebe
offensichtlich eine konzentrierte Präsentation der feineren Weine aus
diesem Jahrgang, alles sehr trinkige Weine, 94+ NK Punkte

Durchschnitt: 95++ - Platz 3 nach der ersten Blindprobe.


Wein 26

Offene, dunkle Nase. Likörfrüchte. Am Gaumen elegant, mineralischer
Biss, aber alles noch im Lot für eine schöne Harmonie. Deutliche
Schiefernote und noch etwas leicht trocken wirkendes Tannin. 94+/100
Th. Exzellenter Wein.

Die Nase ist sauber und fruchtintensiv, aber nicht ganz so nobel wie
der Vorgänger, dennoch mit Klasse, im Wein von mittlerem Körper,
konzentrierte, saftige Frucht, ungemeine Fruchtintensität, Beeren,
Kräuter, Holz, Mineralität, aber alles viel zu jung, unfertige
Tannine, viel Säure, der Wein braucht noch Zeit, gute Länge, aber
auch jetzt schon ein toller Wein, 92+ NK Punkte

Durchschnitt: 93++ - Platz 7 nach der ersten Blindprobe.


1. Blindverkostung nach dem Ranking der ersten Blindverkostung.

Auch die Zuordnung der Weinnummer nach dem ersten Tag lag uns nicht
vor bzw. verzichteten wir auf das Nachschlagen. Erst mit dem Aufdecken
am Ende des 13. Zweier-Flights wurde zugeordnet. Der besseren
Lesbarkeit des Protokolls zuliebe ist die Nummer des ersten Tages
gleich angemerkt und auch gleich im Anschluss an die Notiz des 2.
Tages aufgedeckt.
Tatsächlich wurde bis zum Ende durch verkostet ohne aufzudecken.

2/1 - Platz 26 am 1. Tag - Wein 19

Verhaltene Fruchtnase, etwas beschlagen wirkend, am Gaumen
säuerliche Kirschsuppe mit viel Stein, recht kurz. Wirkt ordentlich,
aber recht belanglos. 89+/100 Th. Sehr gut.

In der Nase jugendlich-kühle Beerenfrucht, im Mund leichter bis
mittlerer Körper, wilde, unruhige Beerenfrucht, Mineralität, viel
Säure, grüne Tannine, austrocknend, stumpft den Gaumen ab, passable
Länge, 85 NK Punkte

90+; 89+ Th. = 89,5++ Th; 84; 85 NK = 84,5 NK - Durchschnitt: 87++
- bleibt auf Platz 26.

Terroir Al Limit; Arbossar; Priorat - Torroja del Priorat; 2008
rot
14°; Wein aus Costers Hängen; 3486 Flaschen


2/2 - Platz 25 am 1. Tag - Wein 20

Schöne, leicht offene Nase, die sich langsam entwickelt. Am Gaumen
leicht und trinkig wirkend. Im Abgang dann eine mineralische Faust,
durch die der Wein dann doch sehr frisch wirkt. Hallt gut nach. Sollte
sich mit Reife durchaus zur eleganten Seite hin entwickeln, aber es
mangelt an Tiefe und Komplexität. Dennoch dürfte ein wenig Spaß
vorprogrammiert sein, wenn der Wein sich entsprechend entwickelt hat.
93+ Th. Exzellent

In der Nase eigenwillige, wilde Beerenfrucht, jugendlich, lebendig,
im Mund von mittlerem Körper, die wilde, lebendige Beerenfrucht ist
auch im Mund zu finden, aber auch Ansätze floraler Noten, Veilchen,
wirkt insgesamt unfertig, rau, präsente Säure und spröde Tannine,
gute Länge, braucht Zeit, 86+ NK Punkte

90+; 93+ Th = 91,5++ Th.; 84; 86+ NK = 85+ NK - Durchschnitt
88,25+++ - bleibt auf Platz 25

Bodega Puig Priorat; Odysseus Black Label; Priorat - Gratallops;
2008 rot
Aus der Einzellage Maset del Ros


2/3 - Platz 24 am 1. Tag - Wein 5

Leicht offene Nase, dunkel und nobel, zeigt Klarheit in der Ansprache
und ist klassisch. Wirkt am Gaumen fast etwas zu leicht, wenig Stoff
für Prioratverhältnisse. Mineralischer Abgang mit frischem Eindruck.
Ist ein braver Kompromisswein für Anfänger, die sich erstmalig mit
dem Priorat beschäftigen wollen. Kein Wein dagegen für echte Priorat
- Freaks. 92+/100 Th.
Sehr gut.

In der Nase schwierige, etwas diffuse Frucht, nicht überzeugend, im
Wein leichter bis mittlerer Körper, beerige, jugendliche Frucht,
unreife Tannine, wenig Tiefe, dafür sehr säurebetont, passable
Länge, ich kann nicht viel mit dem Wein anfangen, 84 NK Punkte

95; 92+ Th. = 93,5+ Th.; 84; 83 NK = 83,5 NK - Durchschnitt 88,5+ -
bleibt auf Platz 24

Terroir Al Limit; Vi de la Vila de Torroja del Priorat; Priorat -
Torroja del Priorat; 2008 rot
14°; Vi de Vila (Dorfwein); 7.434 Flaschen


2/4 - Platz 23 am 1. Tag - Wein 2

Schwarze Hexennase, mysthischer Duft, der an Rauch- und Nebelschwaden
erinnert, am Gaumen angenehm dunkel und würzig. Mittlerer Körper,
der sich entfaltet. Ich muss an eine alte Freundin denken, die nicht
nur klettert, sondern eine Gothic / Dark Wave Queen ist. Das wär der
ideale Wein für die Gothic Party. Macht mir heute wahnsinnig viel
Spaß. 95+/100 Th.
Groß.

In der Nase dunkle, durchaus angenehme Beerenfrucht mit Ausdruck, im
Mund von mittlerem Körper, kraftvolle, dunkle Beerenfrucht, kompakte
Tannin-Struktur die Zeit braucht, der Gaumen stumpft etwas ab, hoher
Alkohol, obwohl die Säure schon recht deutlich wird erscheint sie mir
ausreichend gut eingebunden, gute Länge, 87+ NK Punkte

90+; 95+ Th. = 92,5++ Th.; 88+; 87+ NK = 87,5++ NK - Durchschnitt
90++++ - verbessert sich auf Platz 19

Clos Dominic; Clos Petó; Priorat - Porrera; 2008 rot
14,5°


2/5 - Platz 22 am 1. Tag - Wein 1

Sehr intensiv schiefrige Nase, dazu ein zarter Hauch Leder (feuchter
Fahrradsattel), öffnet sich immer mehr in der Nase und wird nobler,
ist durchaus trinkig mit einer eher milden Säure, ist gespickt mit
würzigen Noten, zeigt sich etwas harmoniebedürftig, möchte aber
eigentlich noch schlafen. 94+/100 Th. Exzellent.

In der Nase dunkle, saftige Beerenfrucht in sauberer Ausprägung, im
Mund von mittlerem Körper, feine, saftige Frucht von schöner
Gaumenintensität, die Harmonie zwischen noch jungen Tanninen und der
Säure hat sich noch nicht eingestellt, wenn das noch eintritt könnte
das ein toller Wein werden, gute Länge, jetzt schon sehr gut, 89+ NK

91; 94+ Th. = 92,5+ Th.; 89; 89+ NK = 89+ NK - Durchschnitt 90,75++
- verbessert sich auf Platz 17

Vinicola del Priorat; Clos Gebrat Crianza; Priorat - Gratallops;
2008 rot
14,5°; 35% Grenache, 35% Carignan (Mazuela), 30% Cabernet Sauvignon,
12 Monate im Barrique aus französischer Eiche ausgebaut.


2/6 - Platz 20 am 1. Tag - Wein 4

Schwere Nase, Kirschlikör bei kühlem Wind auf Schieferblock. Am
Gaumen harmonisch und von gewisser Eleganz, trinkig mit im Abgang noch
etwas stumpfem Tannin. 92+/100 Th. Sehr gut.

In der Nase dunkle, würzige Frucht von Waldbeeren, Veilchen,
Süßholz, Lakritze, im Mund von mittlerem Körper, saftig-intensive,
fleischige Frucht, unreife Tannine und recht präsente Säure,
erfordert Reifezeit, gute Länge, 88+ NK

93+; 92+ Th. = 92,5++ Th.; 87; 88+ NK = 87,5+ NK - Durchschnitt
90+++ - Bleibt auf Platz 20

Celler dels Pins Vers; Els Pins Vers; Priorat - El Molar; 2008 rot


2/7 - Platz 20 am 1. Tag - Wein 7

Sehr üppig mit anspringender Nase, aber nicht zu 100% reine Frucht,
sondern eine an Brausepulver erinnerndeNote kommt hinzu., die sich
aber mit Luft wieder verliert. Wirkt dann insgesamt nobler, nachdem er
ausreichend Luft bekommen hat. Am Gaumen wirkt er auch eher etwas
einfacher und ohne wirkliche Tiefe, vermittelt aber einfach Trinkspaß
bei einem eher leichteren Körper. Ein unkomplizierter klassischer
Priorat, den ich nach Torroja stecken würde. 92+/100 Th. Sehr guter
Wein.

Offene, dunkelbeerige Frucht in der Nase, im Wein von mittlerem
Körper, beerige, aber durchaus saftige Frucht, jugendlich, etwas sehr
säurebetont, unfertige, eckige Tannine, es mangelt an Tiefe, zeigt
aber eine gute Länge, entwicklungsfähig, 87+ NK Punkte

92+; 92+ Th. = 92++ Th.; 88; 87+ NK = 87,5+ NK - Durchschnitt 90+++
- Bleibt auf Platz 20

Celler Aixala I Alcait; Pardelasses, Priorat - Torroja del Priorat;
2008 rot
14°; 50% Grenache, 50% Samsó (Carignan), 12 Monate Barriqueausbau;
3.000 Flaschen.


2/8 - Platz 19 am 1. Tag - Wein 10

Offene Nase, der klassische Schiefer - Kirschen - Mix, am Gaumen
klar und fruchtbetont, recht einfach gestrickt und mit Schieferstaub
bedeckt. Sehr gut, aber keinesfalls von speziellem Charakter. Trinkig,
aber die noch gute Säure im Abgang verrät noch Potential.
92+/100 Th. Sehr gut.

In der Nase finde ich eine schöne, ausdrucksstarke, dunkle, beerige
Frucht, vielleicht eine Spur zu alkoholisch, im Wein von mittlerem
Körper, saftige, jugendliche Frucht, hat etwas unruhig-wildes, wirkt
dadurch sehr lebendig, präsente Säure, gute Tannin-Struktur, schöne
Länge, sehr gut, 89+ NK Punkte

93+; 92+Th. = 92,5++ Th.; 87+; 89+ NK = 88++ NK - Durchschnitt
90,25++++ - verbessert sich auf Platz 18.

Cesca Vicent; Cesca Vicent; Priorat - Gratllops; 2008 rot
15°; 40% Grenache, 35% Cabernet Sauvignon, 15% Merlot, 10% Syrah


2/9 - Platz 18 am 1. Tag - Wein 9

Dunkelfruchtige Nase, am Gaumen völlig zickig und vernagelt. Hat er
sich in den Winterschlaf verabschiedet? Raues, leicht sperriges
Tannin, zeigt gute Anlagen, die aber im Moment überhaupt nicht
zusammen gefügt sind. 90+/100 Th. Sehr gut.

In der Nase jugendliche, mir etwas zu florale Frucht, Veilchen, im
Mund leichter bis mittlerer Körper, sehr glatte, industriell wirkende
Frucht, jugendlich, unfertige Frucht, gute Säure, allerdings alles
ohne harmonische Verbindung, wenig Tiefgang, passable Länge, nicht
mein Wein, (nachher: war das wirklich der gleiche Wein wie am ersten
Tag?)
85 NK

91+; 90+ Th. = 90,5++ Th.; 90+; 85 NK = 87,5+ NK - Durchschnitt
89+++ - fällt ab auf Platz 22

Clos Mogador; Manyetes; Priorat - Gratallops; Vi de Vila
Gratallops; 2008 rot
14,5°; Vi de Vila (Dorfwein)


2/10 - Platz 17 am 1. Tag - Wein 12

Erst leicht offene Nase, legt dann aber zu. Bleibt in der Nase dann
zugänglich und brav. Recht klassischer Stil, auch kühl likörige
Noten. Auch am Gaumen recht brav und eher einfacher gestrickt. Leichte
Spitze im Abgang, aber deutlich weniger spannend als erwartet.
90+/100 Th. Sehr gut

Verhaltene Nase, kühle Beerenfrucht, im Mund leichter bis mittlerer
Körper, einfach gestrickte Beerenfrucht, präsente Säue, daneben
spröde wirkende Tannine, bietet ansonsten nicht sehr viel, passable
Länge, 84 NK Punkte

95+; 90+ Th. = 92,5++ Th.; 87; 84 NK = 85,5 NK - Durchschnitt 89++
- fällt ab auf Platz 23.

Celler Melis (Foment de Vinyes); Obrador; Priorat - Torroja del
Priorat; 2008 rot
14,5°; 54% Grenache, 11% Carignan, 25% Syrah, 10% Cabernet
Sauvignon; 6 Monate in Fässern aus französischer Eiche ausgebaut.
20.000 Flaschen.


2/11 - Platz 16 am 1. Platz - Wein 3

Dunkle, süßliche und recht dicht verwobene stoffige Nase, singend.
Am Gaumen recht elegant, aber auch etwas karg auf der Steinseite. Ein
echter Steinbeißertyp, der noch Zeit haben will. Am Gaumen aber auch
ein recht angenehmer Charakterwein, der schon zur Größe neigt.
95+/100 Th. Groß.

In der Nase schöne, leicht wilde Beerenfrucht, zeigt bereits jetzt
eine gewisse Klasse, im Wein von leichtem bis mittleren Körper, wirkt
recht elegant, typische Waldbeer-Aromatik, auch ein Hauch Lakritze,
aufgrund der Jugend erscheinen die Tannine noch recht rau, gute
Länge, 88+ NK Punkte

95+; 95+ Th. = 95++ Th.; 87+; 88+ NK = 87,5++ NK - Durchschnitt
91,25++++ - verbessert sich auf Platz 15

Bodega Puig Priorat; Odys; Priorat - Gratallops; 2008 rot
15°; Syrah Panal (Syrah aus der Lage Maset del Ros von lehmigen
Konglomeratböden); 240 Flaschen - Teil des 2er Paketes El Jocs del
Syrah


2/12 - Platz 15 am 1. Tag - Wein 17

Klassische kirschbetonte Prioratnase, öffnet sich mit Luft und will
komplexer werden, duftet recht hochwertig und ist auch am Gaumen
überzeugend. Kirsche und Schiefer lassen Torroja oder ein ähnliches
Steinbeißerterroir vermuten. Sehr pur, sehr geradeaus. 93+/100 Th.
Exzellent.

In der Nase jugendliche, etwas floral angehauchte Beerenfrucht, etwas
kühl und glatt, im Wein von mittlerem Körper, jugendliche
Beerenfrucht mit guter Intensität, raue Tannine, präsente Säure, er
zeigt Ecken und Kanten, ich glaube aber daran, dass er sich mit
entsprechender Reife noch harmonisieren wird, gute Länge, 88+ NK
Punkte

96+; 93+ Th. = 94,5++ Th.; 87; 88+ NK = 87,5+ NK - Durchschnitt
91+++ - fällt auf Platz 16 ab.

Celler Fuentes; Coraje; Priorat - Bellmunt del Priorat; 2008 rot
14°; 50% Grenache, 50% Carignan


2/13 - Platz 12 am 1. Tag - Wein 11

Dunkle, noble, anfangs auch etwas likörige Nase, am Gaumen dunkle
Eleganz, Brombeere, schwarze Assoziationen. Im Abgang eine deutliche
Schiefermineralik. Schöne Balance und ein guter Trinkspaß. 95+/100
Th. Groß.

In der Nase jugendliche, saubere, trinkanimierende Beerenfrucht,
etwas unruhig, im Wein von mittlerem Körper, die saftige, zum
nächsten Glas auffordernde Frucht strahlt eine gewisse Eleganz aus,
das jugendliche Tannin-Säure-Paket braucht noch seine Zeit, hat aber
gutes Potential, schöne Länge, gefällt mir sehr gut, 90+ NK Punkte

94+; 95+ Th. = 94,5++ Th.; 89+; 90+ NK = 89,5++ NK - Durchschnitt:
92++++ - fällt auf Platz 13 ab.

Bodega Puig Priorat (Vinedos de Ithaca); Akyles; Priorat -
Gratallops; 2008 rot
15°; aus dem Weinberg Maset del Ros


2/14 - Platz 12 am 1. Tag - Wein 13

Noble, intensive und parfümierte Nase, stoffig. Am Gaumen sehr
angenehm, harmonisch, elegant und mittelgewichtig. Macht viel Spaß.
95+/100 Th. Groß.

In der Nase jugendliche, leicht staubig rüberkommende Beerenfrucht,
mineralische Komponenten, im Wein von mittlerem Körper, ungemein
saftige, trinkanimierende Sauerkirsch-Frucht, auch hier geben sich
Tannine und Säure ein reifebedürftiges Stelldichein, braucht sicher
noch Zeit, macht mir persönlich aber auch jetzt schon Trinkspaß,
zeigt Eleganz, gute Länge, 90+ NK Punkte

95+; 95+ Th. = 95++; 88+; 90+ NK = 89++ NK - Durchschnitt 92++++ -
fällt auf Platz 13 ab.

Celler Ardèvol; Coma d´en Romeu; Priorat - Porrera; 2008 rot
14,5%; Trauben aus der gleichnamigen Lage


2/15 - Platz 12 am 1. Tag - Wein 16

Sehr noble schwarze Nase, dicht verwoben, am Gaumen elegant und sehr
harmonisch, ausgewogen. Noblesse im Abgang. Subtil und durch die
Hintertür schleichend. Eher Petting als Sex. Aber gut! 94+/100 Th.
Exzellent.

In der Nase jugendliche, mineralisch-kühle Beerenfrucht, sauber und
trinkanimierende, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, satte,
nahezu üppige Beerenfrucht, mineralische Noten, jugendliche Tannine,
völlig dem Extrakt angepasste Säure, trotz der Jugend strahlt der
Wein schon Harmonie aus, gute Länge, toll, 92+ NK Punkte

93+; 94+ Th. = 93,5++ Th.; 90+; 92+ NK = 91++ NK - Durchschnitt:
92,25++++ - bleibt auf Platz 12.

Les Cousins Marc & Adria; L´Inconscient; Priorat - Porrera; 2008
rot
14,5°; 30% Carignan, 25% Grenache, 20% Cabernet Sauvignon, 15%
Merlot, 10% Syrah


2/16 - Platz 11 am 1. Tag - Wein 6

Schwarze, dichte Nase, noch etwas kompakter als der zuvor verkostete
Wein. Ein Riechtraum mit reifer, süßlicher Frucht. Carignanbetont,
voll und kräftig am Gaumen. Voller und mit mehr Kraft als die Masse
der 2008er. Eine Spitze aus Porrera oder etwas aus La Vilella Alta.
97+/100 Th. Weltklasse.

In der Nase ausdrucksvolle, noble Beerenfrucht, beeindruckt, im Wein
volle, fast süßliche Beerenfrucht, ziemlich konzentriert, likörig,
etwas alkoholisch, jugendliche Tannin-Struktur, gut integrierte
Säure, langer Abgang, eine Wuchtbrumme, 93+ NK Punkte

96+; 97+ Th. = 96,5++ Th.; 88; 93+ NK = 90,5+ NK - Durchschnitt:
93,5+++ - verbessert sich auf Platz 9.

Bodegas Mas Alta; La Basseta; Priorat - La Vilella Alta; 2008 rot
14,5°; Mazuela (Carignan), Grenache und Syrah; 16 Monate Ausbau in
Barriques aus französischer Eiche.


2/17 - Platz 9 am 1. Tag - Wein 8

Schöne, animierende Nase, schon offen, aber nicht üppig. Am Gaumen
sehr dunkel und nobel, noch ngutes samtenes Tannin. Zeigt durchaus
schon richtig Größe. 96+/100 Th. Groß.

In der Nase feste, würzige Beerenfrucht, im Wein von mittlerem
Körper, üppig-saftige, volle Frucht, Waldbeeren, Holz, kräftige
Tannine, schöne Säure, ein kompakter Wein mit Tiefe der noch Zeit
braucht, gute Länge, 93+ NK Punkte

94+; 96+ Th. = 95++ Th.; 90+; 93+ NK = 91,5++ NK - Durchschnitt:
93,25++++ - fällt auf Platz 10 ab.

Clos Mogador; Clos Mogador; Priorat - Gratallops Vi de Finca
Qualificada; 2008 rot
14,5°; Klassifiziert als Vi de Finca Qualificada.



2/18 - Platz 9 am 1. Tag - Wein 18

Offene Nase, wirkt relativ kühl, wird mit dem Schwenken komplexer,
sehr veränderliche Nase mit flüchtenden und wiederkehrenden Aromen.
Am Gaumen durch die Schieferpräsenz präziser und greifbarer. Vom Typ
her sehr klassischer Steinbeißertyp. Lang. Könnte was aus dem
Manyetes Weinberg sein. 96+/100 Th. Groß.

In der Nase leicht diffuse, nicht völlig überzeugende Frucht, hat
aber sehr viel Kraft, wirkt komplex, im Wein von mittlerem Körper,
saftig-intensive Sauerkirsch-Frucht, kleidet den Gaumen aus, reichlich
Tannine, schöne Säure, braucht noch Zeit, hat Klasse, gute Länge,
92+ NK Punkte

95+; 96+ Th. = 95,5++ Th.; 89+; 92+ = 90,5++ NK - Durchschnitt
93++++ - fällt auf Platz 11 ab.

Vinyes de Manyetes; Solertia; Priorat - Gratallops - Vi de Vila
de Gratallops; 2008 rot
14,5°; Vi de Vila de Gratallops (Dortwein); 3.200 Flaschen


2/19 - Platz 7 am 1. Tag - Wein 14

Exotische, nahezu perfekte Nase, wandelbar, vielschichtig, sexy. Am
Gaumen Wild, exotisch und würzig. Ich vermute den Wein von Ferrer I
Bobet. 98+/100 Th. Weltklasse.

In der Nase sehr eigenwillige Beerenfrucht mit einem etwas störenden
Unterton, entwickelt sich zu einer floralen Note, Veilchen, im Wein
von mittlerem Körper, betont saftig, ausgesprochen fruchtintensiv,
Brombeere, ein Fruchtsaftkonzentrat, bereits jetzt ein harmonisch
wirkendes Tannin-Säure-Paket, wird sich aber noch weiter verbessern,
gute Länge, toller Wein, 93+ NK Punkte

96+; 98+ Th. = 97++ Th.; 90+; 93+ NK = 91,5++ NK - Durchschnitt
94,25++++ - bleibt auf Platz 7

Ferrer I Bobet; Ferrer I Bobet Selecció Especial; Priorat -
Falset; 2008 rot
15°; Selektion aus alten Carignan von Costers - Hängen der
Gemarkung Porrera


2/20 - Platz 7 am 1. Tag - Wein 26

Offene, würzige Nase, recht tief, aber klar und eher klassisch nobel
und am Gaumen ein Riesenschieferblock. Dazu Carignan? Porrera oder
Poboleda? Auf jeden Fall sehr würzig.
96+/100 Th. Groß.

In der Nase finde ich eine etwas zurückgenommene, klare, saubere
Beerenfrucht, im Wein von mittlerem bis dichten Körper, noble,
saubere Waldbeer-Frucht, sehr konzentriert, gute Tannin-Struktur, gut
integrierte Säure, schöne Tiefe, gute Länge, braucht noch Zeit, 94+
NK Punkte

94+; 96+ Th. = 95++ Th.; 92+; 94+ NK = 93++ NK - Durchschnitt
94++++ - fällt auf Platz 8 ab.

Bodega Puig Priorat; Seus; Priorat - Gratallops; 2008 rot
15°; Syrah aus der Lage Maset del Ros vom Llicorella -
Schieferboden; 240 Flaschen als Teil des El Joc de Syrah.

2/21 - Platz 6 am 1. Tag - Wein 23

Sehr intensiv duftend, viel Säure verspricht eine gute Zukunft, aber
im Moment zeigt er sich auf sehr hohem Niveau noch etwas unausgewogen.
Der klassische Kirschfrucht und Schiefer Mix. Vielversprechend.
96+/100 Th. Groß.

In der Nase finde ich eine feste, beerige Frucht mit leicht floralem,
nicht unangenehmen Touch, im Wein von mittlerem Körper noble,
intensive Beerenfrucht, kleidet den Gaumen aus, eine kräftige Säure
und noch unrunde Tannine bestätigen die Jugend und das
Reifeerfordernis, braucht Zeit, gute Länge, hat
Entwicklungspotential, 93+ NK Punkte

96+; 96+ Th. = 96++ Th.; 93+; 93+ = 93++ NK - Durchschnitt 94,5++++
- verbessert sich auf Platz 5

Ficaria Vins; Pater; Montsant - La Figuera; 2008 rot
Musterflasche noch ohne Etikett.


2/22 - Platz 3 am 1. Tag - Wein 15

Dunkle, recht süße noble Nase, auch am Gaumen eine sehr süße
reife Frucht, die beinahe untypisch für 2008 ist, balanciert mit
nicht zu massiver, aber dennoch spürbarer Mineralik. Elegant und
lang. 95+ Th. Groß.

In der Nase satte, ausdrucksvolle Frucht, Holunder, Brombeere, zeigt
Klasse, toll, im Mund mittlerer bis dichter Körper, ausgesprochen
üppige, intensive Frucht von dunkelrote Beeren, leicht likörige
Süße, merkbarer Alkohol, leichte Bitternote, reifebedürftige
Tannine, gut integrierte Säure, der Wein hat Tiefe, ein Konzentrat,
sehr langer Abgang, 94+ NK Punkte

97+; 95+ Th. = 96++ Th.; 93+; 94+ NK = 93,5++ NK - Durchschnitt
94,75++++ - fällt auf Platz 4 ab.

Bodegas Mas Alta; La Creu Alta; Priorat - La Vilella Alta; 2008
rot
14,5°; Mazuela (Carignan) und Grenache vom Llicorella - Schiefer;
18 Monate Ausbau in französischen Barriques (Allier und Troncais)


2/23 - Platz 3 am 1. Tag - Wein 21

Noble, offene Nase, dunkelfruchtig. Am Gaumen reif und ebenfalls mit
leichter Süße, mittlerer Körper. Dann entwickelt sich die Mineralik
und bietet ein Gegengewicht zur süßen Frucht. Super Performance mit
Gänsehauteffekt. 98+/100 Th. Weltklasse

In der Nase ausgesprochen noble, sehr feine Frucht von Waldbeeren,
edlen Hölzern, sauber, sehr beeindruckend, im Wein mittlerer bis
dichter Körper, ungemein fein und doch konzentriert, edel und
ausdrucksstark, tief, wunderschöne Präsenz von Tanninen und Säure,
langer Abgang, eine Granate, Kaufreflex, 95+ NK Punkte

96+; 98+ Th. = 97++ Th.; 94+; 95+ NK = 94,5++ NK - Durchschnitt:
95,75++++ - verbessert sich auf Platz 2

Terres de Vidalba; Tocs; Priorat - Poboleda; 2008 rot
15°; Grenache und Syrah aus der Lage Barranc de la Bruixa.


2/24 - Platz 3 am 1. Tag - Wein 25

Üppige, anspringende Nase, einFeuerwerk der Aromen, schräg,
würzig, sehr komplex. Am Gaumen dann auch eine süßliche reife
Frucht und ein mineralischer Nachhall. 97+ Th.
Weltklasse.

Wow, in der Nase war meine erste Assoziation Schießpulver,
Feuerwerkskörper, abgebranntes Schwarzpulver, verdeckt alle anderen
Aromen, so was war doch gestern nicht dabei, im Mund von mittlerem
Körper, die fremdartige Aromatik der Nase setzt sich auch im Wein
fort, Syrah?, sehr wild, deutliche Tannine, präsente Säure, langer
Abgang, Punkteabwertung aufgrund der heute feststellbaren, weinfremden
Aromatik, trotzdem ein spannender Wein, 91+ NK Punkte

96+; 97+ Th. = 96,5++ Th.; 94+; 91+ NK = 92,5++ NK - Durchschnitt:
94,5++++ - fällt auf Platz 5 ab.

Celler Castellet; Ferral; Priorat - Porrera; 2008 rot
14,5°


2/25 - Platz 2 am 1. Tag - Wein 24

Üppige, anspringende Nase, sehr voll, würzig und parfümiert. Am
Gaumen sehr harmonisch und balanciert. Ausgewogen und elegant. 97+/100
Th. Weltklasse.

In der Nase ausdrucksvolle, würzige Frucht von dunkelroten Beeren,
noch sehr jugendlich, im Wein von mittlerem Körper,
saftig-konzentrierte Frucht, Brombeere, zeigt auch etwas Wildes, dabei
den Gaumen belegend, reichlich Tannine, gute Säure, alles noch
harmoniebedürftig, gute Länge, ein großer Wein, 94+ NK

97+; 97+ Th. = 97++ Th.; 94+; 94+ NK = 94++ NK - Durchschnitt:
95,5++++ - fällt auf Platz 3 ab.

Ester Nin I Llort (Familia Nin Ortiz); Nit de Nin; Priorat -
Porrera; 2008 rot
15°; aus del Lage Mas d´en Cazador in der Gemarkung Porrera


2/26 - Platz 1 am 1. Tag - Wein 22

Üppige, geniale Nase, tief und eindrücklich. Nobel und kühl,
elegant und finessebetont am Gaumen. Samtenes Tannin. Üppiger,
sanfter und langer Nachhall mit einer Reprise im Abgang. 98+/100 Th.
Weltklasse.

In der Nase sehr fein, ausgesprochen nobel daherkommend, Waldbeeren,
Holz, im Mund mittlerer bis dichter Körper, ungemein saftig und
ausdrucksvoll, von hoher Gaumenintensität, typische
Waldbeer-Aromatik, reichlich Tannine, reichlich Säure, Harmoniebedarf
ist sicher noch gegeben, trotzdem empfinde ich den Wein als
ausgesprochen elegant, von großer Klasse, langer Abgang, Kaufreflex,
96+ NK Punkte

97+; 98+ Th. = 97,5++ Th.; 95+; 96+ NK = 95,5++ NK - Durchschnitt:
96,5++++ - bleibt auf Platz 1

Celler de l´Encastell; Roquers de Samsó; Priorat - Porrera; 2008
rot
14,5°; 100% 70 bis 100 Jahre alte Carignan (Samsó) aus der Lage Mas
dæsbquo;´ en Cazador in der Gemarkung Porrera; 16 Monate in neuem Barrique
aus Allier-Eiche ausgebaut. Flasche Næsbquo;° 4 von 320.

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Fazit:

Es war eine beeindruckende Probe aus einem Jahrgang der so gar nicht
dem allseits verbreiteten Vorurteil über breite, üppige, marmeladige
Prioratos entsprechen will. Viele Weine deuten eher auf Eleganz hin.
Aber, wie so häufig, es bleibt eben Geschmackssache.
Mein Kelleranteil an Prioratos ist jedenfalls gewachsen.

Gruß aus Oberhausen
Norbert
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