Spätburgunder 2005

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BerlinKitchen
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Spätburgunder 2005

Beitrag von BerlinKitchen »

Am Freitag gab es eine Spätburgunder 05-Probe bei Felix B. "Schnutentunker". Vorab die Intro "Wie man dt. Spätburgunder überlebt"


http://schnutentunker.wordpress.com/200 ... nder-2005/


Intro
2007 Günther Steinmetz "Pinot Meunier"
Wein zum warm-trinken. . Ein perfekter Brot&Butter-Wein. Famoses PLV für 7 Euro.

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1.Horst Löwenstein, Winninger Domgarten, Spätburgunder Auslese tr. Barrique, 13,5%, 17,50€
Präsentiert eine kühle Stilistik mit Röstnoten, weich&rund mit einer gewissen Eleganz. Es fehlt aber an Länge&Komplexität nach hinten heraus. Will beeindrucken und es ist viel gewollt. Fazit, ganz nett, mehr aber auch nicht. Gesamtplatz 5


2. Franz Keller, Spätburgunder Selection A, 13,5%, 35€
Springt einen an mit seinen bombastischen Toastnoten. Holzhammer!!! Kräftige Säure und Kaffee-Noten bis zum Abwinken. Bricht aber in der Mitte weg. Gesamtplatz 8


3. Pfleger, Edition Curator Spätburgunder Auslese, Pinot Noir ****, 14%, 30€
Üppige süsse&dichte Frucht bzw. sehr verschwenderisch in der Frucht. Mollig und mit viel Charme. Der Abgang rollt auf der Frucht aus. Hedonistischer Spätburgunder mit Suchtpotential. Gesamtplatz 3


4. Huber, Wildenstein -R-, 13,5%, 58€
Sehr charmantes Bukett. Am Gaumen eine mittlere Dichte mit Röstnoten und präsentierte sich verhalten. Ordentlich vom Holz geprägt. Charlie meinte, "er hat was Gutes und was Schlechtes". Jemand sprach von "Blümchensex". Für andere wirkte er "abgestanden". Eine enttäuschende Darbietung für den renomierten "Wildenstein". Schlechte Phase gerade? Zu jung?? Gesamtplatz 7


5. Fürst, Centgrafenberg, 13%, 23€
Gewinner des Abends. Bis jetzt der spannendeste Wein des Abends. Imposante Struktur, beeindruckende Balance&Harmonie, kein Gramm Fett und präsentiert sich sehr intellektuell. Kühle Stilistik und zeigt deutlich weniger Alkohol als die Vorgänger. Zeigt aber auch leicht grüne Noten. Gesamtplatz 1


6. R&C Schneider, Spätburgunder Parzelle Schönenberg, 13%, 25€
Mein Wein des Abends. Zeigt Präsenz&Druck am Gaumen.. Ein bißchen geizig in der Frucht und insgesamt sehr puristisch. Der am wenigsten Deutsch schmeckende Spätburgunder an diesem Abend. Großes Kino! Gesamtplatz 2

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7. Knipser, Im Großen Garten GG, 14%, 32€
Das soll Spätburgunder sein???! Viel zu viel Holz, unreife Tannine und wenig Substanz. Zudem zu alkoholisch. Austrocknend im Finish. Grillwein. Gesamtplatz 6


8. Adeneuer, Walporzheimer Gärkammer GG, 14%, 55€
NO.......not my cup of Spätburgunder. Ich konnte noch nie was mit Adeneuer anfangen. Was ist das denn?! Gesamtplatz 3


9. Duijn, Jannin, 13,5%, 27€
Sehr geschliffen und super-elegant. Lolly-Aromen Ganz OK, mehr aber auch nicht. Gesamtplatz 9
P.S. laut Gastgeber hat er sich am Tag 2 bzw. Tag 3 noch erheblich gesteigert.


10. Becker, St. Paul (Schweigener Sonnenberg GG), 13,5%, 44€
Sehr bemüht. Wo ist die Struktur? Eine merkwürdige Leere nach hinten heraus. Sicherlich in einer schlechten Phase gerade. So einen schlechten Spätburgunder hab ich ja noch nie von Becker getrunken. Gesamtplatz 10


Bild


Fazit, eine doch ernüchternde bzw. enttäuschende Darbietung der dt. Spätburgunder. Entweder waren sie zugeholzt, zu alkoholisch oder sie waren zu bemüht bzw. wollten mehr sein als sie wirklich sind.

Egal, war trotzdem ein wunderbarer Abend. Sehr anregende Gespräche und die Gastgeberin hat grandios gekocht.
Schön war´s.....

DANKE Felix.



Grüße aus Berlin,
Martin Zwick
Zuletzt geändert von BerlinKitchen am Di 23. Apr 2013, 11:38, insgesamt 4-mal geändert.
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Charlie
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Re: Spätburgunder 2005

Beitrag von Charlie »

Es war eine sehr lehrreiche Probe und ich habe mich nachher gefragt, wieso ich so gut gelaunt war obwohl ich viel zu meckern und nur ein bisschen an den weinen zu loben hatte.
1. macht es viel Spaß diese anspruchsvollen Weine zu analysieren. Dass Anspruch und Komplexität da ist, merkt man den weinen durchaus an.
2. das sind genau die Weine über die man am schönsten diskutieren kann.
3. war das eine mit der man das auch sehr gut konnte.

Ich werde meine VKNs demnächst einstellen

Dem Schnutentunker besonderen Dank.
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Birte
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Re: Spätburgunder 2005

Beitrag von Birte »

BerlinKitchen hat geschrieben: 3. Pfleger, Edition Curator Spätburgunder Auslese, Pinot Noir ****, 14%, 30€
Üppige süsse&dichte Frucht bzw. sehr verschwenderisch in der Frucht. Mollig und mit viel Charme. Der Abgang rollt auf der Frucht aus. Hedonistischer Spätburgunder mit Suchtpotential. Gesamtplatz 3

8. Adeneuer, Walporzheimer Gärkammer GG, 14%, 55€
NO.......not my cup of Spätburgunder. Ich konnte noch nie was mit Adeneuer anfangen. Was ist das denn?! Gesamtplatz 3
Aha, immer zwei Weine pro Platz, kann man ja auch mal machen. Die Notitzen lesen sich dennoch sehr gut. Freue mich auch schon auf die von Charlie.
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Charlie
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Re: Spätburgunder 2005

Beitrag von Charlie »

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Birte
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Re: Spätburgunder 2005

Beitrag von Birte »

Adeneuer also Platz 1. Charlie hat dem ja auch nicht sonderlich viel Punkte gegeben. Das Weingut hat wohl seit meinen letzten Versuchen eine enorme Qualitätssteigerung erfahren. Erinnere mich noch gut, wie ich verzweifelt in Berlin vor einer Gärkammer saß und versuchte die 50 Euro zu riechen. Kann sich mal irgendwer outen, der dem Gesöff so viel Punkte gegeben hat?
Neuppy
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Re: Spätburgunder 2005

Beitrag von Neuppy »

Hallo,
erstaunlich, wie unterschiedlich entweder Flaschen oder Geschmäcker präsentieren.
Ich hatte den 2005er St. Paul vor gut einem Monat und fand ihn wirklich sehr elegant und raffiniert. Eher sogar noch verschlossen mit weiterem Lagerpotential. Ich werde meine verbliebenden drei Flaschen erst in zwei Jahren wieder anrühren.

zur Gärkammer: Eine tolle Gärkammer 2006 hatte ich vor einem Jahr. 95 Punkted vielleicht nicht, aber auf jeden Fall 92+. Auch 2009 dürfte in einigen Jahren in dieser Größenordnung spielen.

Wenn man sich die Lage anschaut, kann man den wesentlich größeren Aufwand und damit auch den im Vergleich höheren Preis meines Erachtens aber deutlich sehen. Wenn Becker für St. Paul und Kammerberg heute auch schon 55 bzw. 65 EUR aufruft, kann ich die 55 EUR bei der Gärkammer schon verstehen, das ist schließlich wirklich ein schwer zu bewirtschaftende Lage.

Grüße Peter
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Birte
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Re: Spätburgunder 2005

Beitrag von Birte »

Neuppy hat geschrieben: zur Gärkammer: Eine tolle Gärkammer 2006 hatte ich vor einem Jahr. 95 Punkted vielleicht nicht, aber auf jeden Fall 92+. Auch 2009 dürfte in einigen Jahren in dieser Größenordnung spielen.
Ich bin irgendwann zu dem Entschuss gekommen, dass das Reifepotential von Ahrweinen, auch das der oberen Liga, gnadenlos überschätzt wird. Mag sein, dass ich damit alleine bin.
Wenn man sich die Lage anschaut, kann man den wesentlich größeren Aufwand und damit auch den im Vergleich höheren Preis meines Erachtens aber deutlich sehen. Wenn Becker für St. Paul und Kammerberg heute auch schon 55 bzw. 65 EUR aufruft, kann ich die 55 EUR bei der Gärkammer schon verstehen, das ist schließlich wirklich ein schwer zu bewirtschaftende Lage.
Damit magst Du recht haben. Dennoch bin ich als Kunde nur bereit für hochwertigen Genuss zu bezahlen und nicht dafür, dass der Adeneuer klettern musste, auch wenn das durchaus beschwerlich für ihn sein könnte.
Neuppy
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Re: Spätburgunder 2005

Beitrag von Neuppy »

Birte hat geschrieben:
Neuppy hat geschrieben: zur Gärkammer: Eine tolle Gärkammer 2006 hatte ich vor einem Jahr. 95 Punkted vielleicht nicht, aber auf jeden Fall 92+. Auch 2009 dürfte in einigen Jahren in dieser Größenordnung spielen.
Ich bin irgendwann zu dem Entschuss gekommen, dass das Reifepotential von Ahrweinen, auch das der oberen Liga, gnadenlos überschätzt wird. Mag sein, dass ich damit alleine bin.
Wenn man sich die Lage anschaut, kann man den wesentlich größeren Aufwand und damit auch den im Vergleich höheren Preis meines Erachtens aber deutlich sehen. Wenn Becker für St. Paul und Kammerberg heute auch schon 55 bzw. 65 EUR aufruft, kann ich die 55 EUR bei der Gärkammer schon verstehen, das ist schließlich wirklich ein schwer zu bewirtschaftende Lage.
Damit magst Du recht haben. Dennoch bin ich als Kunde nur bereit für hochwertigen Genuss zu bezahlen und nicht dafür, dass der Adeneuer klettern musste, auch wenn das durchaus beschwerlich für ihn sein könnte.
Hallo Birte,
schlussendlich gebe ich Dir in Bezug auf die Lagerfähigkeit recht. Die 2006er Gärkammer wird meines Erachtens noch zwei jahre reifen und danach aber nicht mehr besser werden, daher eben auch keine 95 Punkte.
Ob man 55 Euro dafür bezahlt? In der Tat wohl Geschmacksfrage. Für die anderen Ahrwinzer gebe ich das Geld nicht aus, was aber auch daran liegt, daß mir deren Schieferstilistik immer zu heiß und überreif ist und dem Spätburgunder so die Rasse verloren geht.
Grüße Peter
Ollie
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Re: Spätburgunder 2005

Beitrag von Ollie »

So, hier noch meine Notizen:

1. (Mosel) Winzermeister Horst Loewenstein Winninger Domgarten AL trocken Barrique, 13.5%, EUR 17.50
Roestige Nase, leicht mentholige Frische durch Alkohol(?). Am Gaumen sehr weiche, schoen gereifte Frucht (Erbeere - kein Kompott). Holz gut eingebaut (typisch "deutsches" Holz mit Roestnoten). Dicht, schwer, viel von allem. Leichte Restsuesse. Schoene Laenge mit etwas Waerme, Saeure und einem leichten Bitterle im Abgang. Sicherlich ein sehr guter Wein, der vielleicht aber ein bisschen zu unbedingt beeindrucken moechte. Baden? Von mir 90P und Platz 4, insgesamt Platz 5.


2. (Baden) Franz Keller Selection A, 13.5%, EUR 35
In der Nase verbrannter Kaffee, keine Frucht. Leicht volatile Note. Am Gaumen intensiv, Sauerkirsche und englischer Drops, wieder etwas brenzlig (VA?), viel Saeure und Saft, aber unharmonisch. Faellt dann sehr schnell ab. Im Abgang bleiben roestige Noten und sproedes (gruenes?), trocknendes Tannin. Pfalz? Von mir 87P und geteilter Platz 7, insgesamt Platz 8.


3. (Pfalz) Jakob Pfleger Herxheim am Berg, Editiona Curator R****, 14%, EUR 30
Verhaltene, aber schoene Nase mit dunkler Frucht. Mit etwas Luft sehr reife Frucht, ganz leichter Klebstoffton. Am Gaumen sehr kompakter Koerper, etwas Methol, dunkle, blaubeerige, sirupartige Frucht, leicht ins Dickliche gehend (ein bisschen wie Petite Sirah bzw. Durif). Saftig, sanfte Wuerze, das Holz wird voellig von Schicht um Schicht der dunklen Frucht zugeschuettet (fuer mich das mit Abstand beste Holzhandling des Abends!). "Australischer Bau". [Nachtrag: Jetzt faellt mir ein, woran mich der Wein den ganzen Abend erinnerte: er schmeckt wie eine Verkostungsnotiz von Jay Miller! Also eher Ribero del Duero als Australien.] Beeindruckender Wein, vielleicht eher zum Verkosten als zum Trinken? Noch ordentliche Laenge. Martin und ich tippen anfangs auf Becker, verwerfen dies aber mit Blick auf den knappen Abgangs. Immerhin, wir tippen Pfalz. Von mir 91-92P und geteilter Platz 2; Gruppenwertung Platz 3.

(Am Ende des Abends nachverkostet: Jetzt absolut portige Noten in der Nase (zuviel Luft), am Gaumen ist der Wein voellig auseinandergefallen. Wer Flaschen hat, sollte sie IMO jetzt austrinken, denn die Flaschen machen es nicht mehr lange.)


4. (Baden) Bernhard Huber Wildenstein -R-, 13.5%, EUR 58
Wieder mal roestige Nase mit etwas Alkohol. Am Gaumen Holz und ein Nagellackton. Gekochter und schon leicht schaler Erdbeersaft, viel Alkohol. Rheingau? Von mir 87P (mit viel Potential nach unten), das macht mein geteilter 7. Platz. Gruppenwertung auch 7. Platz.


5. (Franken) Fuerst Centgrafenberg, 13%, EUR 23
Wiederum roestige, aber recht zurueckhaltende Nase. Am Gaumen gute Struktur, schoenes Tannin und gute Saeure mit leicht bizzelige Schaerfe, aber sehr zurueckhaltende Frucht mit ganz leicht stalligen Noten; gekochte Erdbeeren. Insgesamt ein eher sehniger Wein, aber sehr interessant. Herber Abgang ("palate-cleansing finish"). Geschaetzter Alkohol 12.5%. Schiefer? Mosel? Von mir 91-92P und geteilter 2. Platz, Gruppenwertung 1. Platz.

Beim erneuten Lesen der Notiz beschleicht mich das Gefuehl, dass der Wein positiv diskriminiert wurde, d.h. nur weil es kein dicker Brummer war, hat man ihn vielleicht zu gut bewertet, denn wahnsinnig komplex und elegant habe ich den Wein naemlich nicht in Erinnerung. Es war aber auch nur der "einfache" Centgrafenberg fuer kleines Geld, und dafuer ist der Wein schon ziemlich gut.


6. (Baden) R & C Schneider Schoenenberg, 13%, EUR 25
Sehr deutsche Nase, wiederum roestig, aber (endlich wieder) auch Frucht. Auf der Zunge ganz leicht bizzelig. Am Gaumen sehr interessante Aromatik, aber die Struktur ist sehr schwer zu beschreiben - mit Volumen, aber eher so, als ob das Volumen umschlossen wuerde. Leicht, fast locker (ich habe "aetherisch" notiert), dabei aber nicht fluffig, sondern sehr gut umrissen. Im Abgang ganz schwach austrocknend, wie wenn man Trauben isst und hinterher noch auf den Kernen herumkaut. Der femininste Wein des Abends und fuer mich der interessanteste. Knipser? Von mir 92-94P und Platz 1, Gruppenwertung 2. Platz.


7. (Pfalz) Knipser Grosskarlbacher Burgwerg Im Grossen Garten GG, 14%, EUR 32
Wieder leicht roestige, aber recht tiefe Nase. "Riecht blickdicht", notiere ich (ist auch ein sehr dunkler Wein). Am Gaumen so, wie ich mir einen soliden deutschen Spaetburgunder vorstelle (nicht als Ideal, sondern als Konzept). Satte, reife Frucht (deutlich Auslese), wiederum australisch anmutend (einige meinen "Suedfrankreich", aber mir persoenlich fehlt die Wuerze dazu). Guter bis sehr guter Wein, macht Spass, Micha schlaegt ihn zu gegrilltem(!) Lamm vor - eine gute Sache. Von mir 88-90P und der 5. Platz, insgesamt 6. Platz


8. (Ahr) Adeneuer Walporzheimer Gaerkammer GG, 13.5%, EUR 55
Leicht alkoholische Nase, sehr frisch. Am Gaumen sehr hell, frische Saeure; gebaut wie ein kraeftiger Weisswein und wird auch von Saeure zusammengehalten und nicht von Tannin. Etwas simpel. Julia atestiert dem Wein Spiel. Im durchaus langen Nachhall wieder zerkaute Beerenkerne. Hm, hm, hm, bei diesem Wein weiss ich wirklich nicht weiter. Ich sitze auf dem Zaun, gebe ihm aber mal 89P (damit mein 6. Platz), aber mehr aus Ratlosigkeit denn aus Ueberzeugung. Fuer wen der Wein funktioniert, der kann ihm sicherlich viele Punkte geben, aber 85P sind genauso vertretbar fuer denjenigen, fuer den der Wein nicht zuendet. In der achtkoepfigen Gruppe finden sich fuenf(!) Leute, die den Wein auf dem 1. Platz sehen, aber drei Ausreisser sehen den Wein am entgegengesetzten Ende mit 6., 7., und 9. Platz. Gesamtergebnis ist rein numerisch der 2. Platz. Nicht dass der Wein polarisiert, ist bemerkenswert, sondern dass ihn viele als den besten Wein gesehen haben (und nicht nur als sehr guten). Stilfrage?


9. (Baden) Duijn Jannin, 13.5%, EUR 27
Sehr volle Nase. Blut? Am Gaumen metallisch (drueber?), Lollypop-artige Frucht (eher pink als rot) mit leicht bizzelnder Schaerfe. Nicht sehr komplex und faellt schnell ab. Nicht gut. Rheingau? Von mir 83P und geteilter 9. (letzter) Platz. Die Gruppe sieht ihn auch auf dem 9. Platz.


10. (Pfalz) Friedrich Becker Schweigener Sonnenberg Sankt-Paul GG, 13.5%, EUR 44
Verhaltene Nase, recht wenig Holz und eher Frucht. Etwas grelle Frucht. Im Abgang ein seltsam Ton, der in Richtung medizinal geht (aber das trifft's nicht ganz). Was haelt diesen Wein zusammen? Nix. Nicht gut. Von mir 83P und geteilter 9. (letzter) Platz; die Gruppe sieht den Wein auf dem 10. (letzten) Platz.

Alle Weine wurden stark 2h vorher doppelt dekantiert und voellig blind serviert, d.h. erst am Ende der Probe und nach der ganzen Wertungsdiskussion wurde aufgedeckt.

Genauso wie Charlie war ich hinterher sehr gut gelaunt. Fuer mich lag's an drei Aspekten der Probe:

Sie war unglaublich angenehm, weil durch das voellig blinde Verkosten jeder sehr gruendlich seinen Wein beschreiben musste und konnte und jeder auch sehr offen seine (manchmal kontraeren) Eindruecke geschildert hat (zumindest hatte ich dieses Gefuehl, und das habe ich nicht oft bei solchen Proben - kann aber auch an mir liegen).

Die Probe war auch extrem lehrreich. Zumindest ich habe keine groessere Erfahrung mit deutschem Spaetburgunder, schon gar nicht mit gereiftem, dafuer aber einige Vorurteile; einige haben sich als falsch erwiesen, einige andere hingegen haben sich verfestigt.

Und: I find it oddly satisfying that everyone takes their very own pleasure in wines they like instead of fancying wines that are highly regarded by others (especially by me). :)

Nochmal besten Dank an Felix und Mel fuer den ganz grandiosen Abend!

Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
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