Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F
Verfasst: So 7. Mai 2017, 11:17
Gestern abend folgte Teil zwei unserer "Wine Of The Year"-Probe (s.o.), die natürlich eigentlich eine Best Of der letzten vier Jahre (eben seit Bestehen unserer Runde) war.
Verkostet wurde in vier Zweierflights blind (nach jedem Flight wurde aufgedeckt, die Teilnehmer kannten vorab nicht das Line Up). Alle Weine wurden zu Beginn des Abends entkorkt, aber nicht karaffiert. "Gegeneinander" traten an:
1.) Lagrange 1989 vs. Leoville Poyferre 1989:
So ein Pech, gleich die erste Flasche enttäuschte. Meiner Ansicht nach ein Flaschenfehler, die meisten Teilnehmer rmeinten, der sei eher "durch". Der Poyferre kam langsam, dann aber doch gewaltig. Wirkte jünger, zeigte Länge und drehte immer weiter auf. Sicher empfehlenswert, zu dekantieren oder mit viel Geduld über einen Abend zu verfolgen (19 P.)
2.) Ducru Beaucaillou 2000 vs. Ducru Beaucaillou 2001:
Unisono DER Flight des Abends! Der 2001er präsentierte sich gleich open for business, seine Erbeer-Sahne-Nase fand sich auch am Gaumen wieder, auch etwas Blaubeere. Sehr harmonisch und stark (19 P.) und anfangs dem 00er ebenbürtig bis überlegen. Letzterer legte allerdings im Glas immer weiter zu, sicher der Wein mit dem größeren Potential und am Gaumen merklich komplexer (19+ P. und für die meisten der WOTN oder Zweiter).
3.) Clinet 1995 vs. Hosanna 2000:
Clinet mit schöner Nase, am Gaumen nett, aber auch etwas profillos, jedenfalls habe ich mir dazu wenig notiert. Fiel mit 18 P. etwas ab und den hatten wir schon mal deutlich schöner gehabt. Hosanna 2000 begeisterte mich ebenfalls weniger als zuvor schon einmal, aber auch hier sollte man sich noch Zeit lassen! Schon in der Nase sehr jung wirkend, konzentriert und kräftig mit leichter roter Paprika-Note(?). Am Gaumen tief, aristokratisch, mineralisch, sehr weich und harmonisch, braucht unbedingt Luft (19 P.).
4.) Figeac 1998 vs. Pavie Macquin 1998:
So wie der Abend begonnen hatte, endete er auch - mit einer schlechten Flasche. Der PM war leider irgendwie fertig, schon in der Nase neben Eisen deutlich Maggi/Liebstöckel. Am Gaumen dann noch etwas Sauerkirsche, das reichte aber nicht zu seiner Rettung. Der Figeac dagegen feuerte aus allen Rohren: eine ganz erstaunliche Nase mit Pilz, Kräutern, Paprika, etwas Karamell und im Mund dann kräutrig, würzig, sehr präsent/griffig, leichte laktisch und rauchig. Ein Tier von Wein, 19 P.!
Fazit:
Ein "Best of" birgt natürlich aufgrund der hohen Erwartungen ohnehin ein ordentliches Enttäuschungsrisiko. Bei manchen Weinen wäre mehr Zeit wünschenswert gewesen. Immerhin hat bei siebeneinhalb "Volltrinkern" (Glasteiler eingerechnet) jeder noch ein ordentliches Schlückchen abbekommen. Wie man an den großen Raritätenproben mit drei Minütchen pro Wein und einem winzigen Schluck Gefallen finden kann, ist mir ja ohnehin ein Rätsel (OT). Nachdem wir in unserer Runde bisher wirklich außerordentliches Glück gehabt und wenig Ausfälle zu beklagen hatten, war das heute mit zwo von acht Flaschen sowie schon beim Apero mit einem eher kurzen und etwas dumpfen 2008er Emrich-Schönleber Halenberg GG etwas schade. Ein "Best of" birgt natürlich aufgrund der hohen Erwartungen ohnehin ein ordentliches Enttäuschungsrisiko. Bei manchen Weinen wäre mehr Zeit wünschenswert gewesen. Immerhin hat bei siebeneinhalb "Volltrinkern" (Glasteiler eingerechnet) jeder noch ein ordentliches Schlückchen abbekommen. War aber dennoch ein schöner Abend mit netten Leuten und einigen verdammt guten Weinen! PLV-Sieger war für mich der Ducru-Beaucaillou 2001.
Gruß