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Bodensee Weinmesse 2012

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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Oh Dae-Su

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Bodensee Weinmesse 2012

BeitragSo 22. Apr 2012, 09:20

Hallo Zusammen,

gestern war ich auf der zentralen Weinmesse für eine Weinregion am Rande Deutschlands, auf der Messe war bis auf zwei Schweizer Weinproduzenten welche nicht wirklich zu den erwähnenswerten Lichtblicken der Veranstaltung gehörten nur deutsche Weinproduzenten, die wahrscheinlich auch ganz zurecht gerne links liegen gelassen wird. Jenseits von schöner Süffigkeit und Frische ist am Bodensee leider nicht viel zu finden. So auch gestern. Dennoch möchte ich meine Eindrücke kurz weitergeben.
Ich möchte mich heute auf die positiv gesehen einigermaßen erwähnenswerten Weine beschränken und euch nicht weiter mit Weißburgundern die nach Wasser oder Erbrochenem, Chardonnays die nach Vanilleeis mit Sägespänen oder bananigen Spätburgundern aus der Räucherkammer belästigen. Zugegebenermaßen waren solche Erfahrungen glücklicherweise nur in der Minderheit. Die allermeisten Weine schmeckten leider einfach nur langweilig und belanglos :( .

Bevor ich mit den aus meiner Sicht erwähnenswerten Weinen beginne, möchte ich doch die ausgefallene und tolle Location der Weinmesse hervorheben. Im Dornier Museum zu Friedrichshafen hatte ich wohl das erste Mal in meinem Leben die Möglichkeit Weine zwischen Senkrechtstartern, Drohnen, Experimentalflugzeugen und Marschflugkörpern verkosten zu können. Wann kann man das schon einmal? Nun gut, müssen muss man das auch nicht ;-). Was mich betrifft störte mich das Waffenarsenal, noch der ständige Fluglärm der benachbarten Flugzeugmesse am Flughafen keineswegs. Es war eher eine ungewöhnliche und interessante Ablenkung. Leider hatte ich keine richtige Fotokamera dabei, daher kann ich leider nur mit diesem sehr kläglichen Handyfoto :oops: dienen:

501

Legende zur Bewertung:

(++++) = die Engelchen tanzen im Himmel und ich gleich mit
(+++) = großartiger, fantastischer Wein
(++) = sehr guter Wein
(+) = guter Wein
(o) = so La La, nichts Schlimmes und nichts Besonderes
(-) = klare Schwächen vorhanden
(--) = miserabel
(---) = gutes Horrorpotential
(----) = Pisse


Nun zu den Weinen! Zunächst mal den Weißen! Aus DER Rebsorte des Bodensees, dem Müller-Thurgau, konnte ich erstaunlicherweise auch einige gut trinkbare (mehr nicht), frische und teilweise sogar charaktervolle Weine auffinden, wie z. B. den kraftvollen und fast schmelzigen „Sur Lie“ Müller-Thurgau 2011 (o) von der Weinkellerei Joseph Fürst in Nonnenhorn, dem sehr zitronigen, frischen und gehaltvollen Müller-Thurgau 2011 (o) des Weingutes Schmidt am Bodensee aus Wasserburg oder dem immer wieder verlässlichen, sehr trockenen und einigermaßen ausdrucksstarken Müller-Thurgau vom Hohentwieler Olgaberg 2011 (o) vom Badischen Staatsweingut in Meersburg. Nachdem Riesling eine Rebsorte ist die am Bodensee nicht so richtig gedeihen möchte spare ich mir jede weiter Ausführung über die verkosteten Weine. Ein Wein der mich doch etwas positiver überrascht hat war die stahlig-strahlig frische und würzige Scheurebe 470 trocken 2011 (o)-(+) vom Weingut Aufricht in Meersburg, die sogar eine gewisse Konzentration und Länge im Abgang aufzeigen konnte. Eine weitere verlässliche Konstante am Bodensee ist die des klarfruchtigen und süffigen Weißburgunders. Hier gefiel mir der Weißburgunder Meersburger Jungfernstieg 2011 (o)-(+) vom Badischen Staatsweingut mit seiner würzigen und herb-fruchtigen Art, dem leicht nach Buttergebäck schmeckenden Weißburgunder 2011 (o) vom Weingut Aufricht, dem supersüffigen, frisch zitronigen Birnauer Weißburgunder 2011 vom Weingut des Markgrafen von Baden und dem etwas nach Honig und Frühlingstau schmeckende Weißburgunder aus der Meersburger Haltnau 2011 (o) von der Spitalkellerei Konstanz. Dennoch waren allesamt sehr leicht und in wahrscheinlich in Massen verträglich. Die verkosteten Chardonnays waren bis auf das schon erwähnte Vanilleeis mit Sägespänen (---) eher recht charakterarm und belanglos inkl. Spitalkellerei Konstanz und Weingut Aufricht. Auch mit den verkosteten Grauburgundern tat ich mir größtenteils schwer. Erwähnenswert fand ich den fast stoffigen, immer noch recht süffigen und klar fruchtigen Grauburgunder 2011 (o) vom Weingut Hornstein am See in Nonnenhorn und der etwas zu viel nach Barrique schmeckende aber gut proportionierten und nicht-fetten Grauburgunder 2011 (o)-(+) vom Weingut Schmidt am Bodensee. Als letzten Weisswein würde ich noch gerne den Sauvignon Blanc Gailinger Schlossberg Rheinburg 2011 (o) vom Markgrafen erwähnen da dieser im Gegensatz zu den anderen verkosteten SB eine gute Struktur aufwies, klassisch grasige Noten hatte, ebenso leichte Stachelbeere und über sehr viel Frische verfügte.

Bei den Rotweinen kann ich mich wesentlich kürzer fassen da meiner Ansicht nach eigentlich nur zwei Weingüter erwähnenswerte Weine präsentierten. Zum einen die Spitalkellerei Konstanz mit ihrem Spätburgunder Konstanzer Sonnenhalde 2010 (+) der nach kräftigen reifen dunklen Krischen, etwas Lakritz und angenehmen Rauch schmeckte und das unkomplizierte, würzige, recht fruchtsüße und leicht holzige Cuvée Imperia 2010 (Spätburgunder, Cabernet Mitos, Regent). Des Weiteren die verkosteten Spätburgunder vom Weingut Aufricht positiv aufgefallen. Der Spätburgunder Sophia 2010 (o)-(+) hat zwar ein etwas zotige Säure doch die dunkle Kirschfrucht und sich in Maßen haltende Rauch waren ganz nett. Der Spätburgunder 1 Lilie 2010 (+) präsentierte sich zwar etwas zurückgezogen, doch Anklänge von hellen roten Beeren, leichter Cremigkeit und einer sehr eleganten Säurestruktur konnte ich durchaus verspüren.
Die roten Burgunder vom Markgrafen oder dem Staat Baden konnten mich keineswegs überzeugen. Zumeist schmeckten sie fahl, hagebuttig, überreif, brandig, teilweise unharmonisch und nicht sehr lebensfroh. Meiner Meinung nach sehr verbreitete Charakterzüge von Bodensee Spätburgundern. Die Spätburgunder von Schmidt am Bodensee oder Engelhof in Hohentengen waren mir persönlich etwas zu brandig, holzverwöhnt und diffus in ihrer Fruchtigkeit. Beide sehe ich im Bereich von (o). Dem zuletzt erwähnten Spätburgunder hilft es da auch wenig, dass er, wie auf dem Probenzettel fett erwähnt, mal vor 10 Jahren in der Business Class der Lufthansa ausgeschenkt wurde!?! Auch der teuerste Wein des Abends, der Pinot Noir Urbanus 2009 (-) vom Weingut Clauß in Nack konnte mich keinesfalls begeistern. Er hatte zwar eine sehr gute Konzentration, etwas Frucht, doch verfügte er auch über eine erschreckende Menge an fiesem Holz.

Eigentlich eine interessante und lehrreiche Weinverkostung die mir irgendwie sogar Spaß gemacht hat :D . Trotz der nicht so ganz begeisternden Weine. Wahrscheinlich zeigen Klima, Böden und Traditionen dem Weinbau am Bodensee seine Grenzen auf. Wie schon erwähnt jenseits von Frische und Süffigkeit war nichts zu finden …..

Gruss

Chris

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