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VDP-Hausmesse bei Wein Bauer in Tübingen

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Oh Dae-Su

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VDP-Hausmesse bei Wein Bauer in Tübingen

BeitragSo 25. Mär 2012, 11:03

Hallo alle zusammen,

gestern fand eine kleine VDP Hausmesse in der Weinhandlung Bauer in Tübingen statt. Dabei waren dieses mal Weingüter aus Baden, Württemberg, Franken, der Pfalz, Mosel-Saar-Ruwer und dem Rheingau. Die Probe erschien mir äußerst professionell organisiert (Probenliste inkl. Schreibbrett mit Glashalterung. Das Brett ist mir eigentlich noch nie untergekommen. Eine gute Anregung für so manch andere Großweinprobe ;-). Die Besucherzahl war gerade richtig. Nicht zu leer, also nicht verlassen und verloren gegenüber der geballten Kompetenz der Winzer. Eine Befürchtung die ich inkompetentes Würstchen stets habe ;-). Auch Gedränge und Erstickungsangst bzw. Riechorganabschweifungen kamen zu keiner Zeit auf.
Ich möchte mich aufgrund meiner dürftigen Notizen, die durch schlechte Laune und Faulheit meinerseits verursacht wurden, auf nur einige wenige der ca. 90 verkosteten Weine beschränken. Die erwähnten Weine müssen mir auf irgendeiner Weise aufgefallen oder gefallen haben.

Legende zur Bewertung:

(++++) = die Engelchen tanzen im Himmel und ich gleich mit
(+++) = großartiger, fantastischer Wein
(++) = sehr guter Wein
(+) = guter Wein
(o) = so La La, nichts Schlimmes und nichts Besonderes
(-) = klare Schwächen vorhanden
(--) = miserabel
(---) = gutes Horrorpotential
(----) = Pisse


Anfangen möchte ich mit dem von der Sonne gereiften Badischen Wein. Vertreten wurde dieses Weinanbaugebiet von den Weingütern Salwey, Huber, Heger und Bercher.
Beim Weingut Salwey gefiel mir insbesondere der duftige, frische und fruchtbetonte Weißburgunder-Chardonnay 2010 (+). Der Weißburgunder Henkenberg GG 2010 (+)-(++) zeigte enorm viel Körper und für mich gegenüber anderen Jahrgängen etwas mehr Vanillieprägung. Auch einer meiner Lieblingsspätburgunder RS 2009 (+) kam mir etwas sehr intensiv und leicht zu holzbetont (?) vor. Die präsentierten Weiß- und Grauburgunder 2010 vom Weingut Huber kamen mir sehr herb, rauchig und mineralisch vor. Positiv aufgefallen ist mir der kräftig intensive, vielleicht etwas sehr viel herbe Kraft, Chardonnay Barrique 2009 (+)-(++). Auch die schon mehrfach verkosteten Spätburgunder Alte Reben 2009 (+)-(++) und Bombacher Sommerhalde GG 2009 (+) zeigten sich ähnlich wie in den letzten Monaten, wobei ich nicht vergessen möchte, dass die Sommerhalde Spätburgunder sicherlich nicht zu meinen favorisierten Weinen gehört. Beim Weingut Heger ist mir insbesondere der überaus frische, vielschichtige und elegant wirkende Weißburgunder Ihringer Winkelberg 2010 (+)-(++) aufgefallen. Sein Grauburgunder Pendant gefiel wegen seiner leichten, nicht überkonzentrierten holz-speckigen Art ebenfalls. Probleme hatte ich sicherlich mit dem Spätburgunder Ihringer Winkelberg GG 2008 (o). Mir sind die Heger Spätburgunder meist einfach zu an Süße und breiter Fruchtauslebung orientiert. Beim Weingut Becher hatte ich ein wenig Probleme einen positiv herausstehenden finden zu können. Der Klassiker Burkheimer Grauer Burgunder Kabinett trocken 2011 (o)-(+) war noch sehr jung, blitzsauber, leicht und ließ eine gute Ausgewogenheit vermuten. Auch der Chardonnay Barrique Spätlese 2010 (o)-(+) empfand ich als ausgewogen, semi-körperreich und nicht übermäßig holzverwöhnt.

Aus dem heimischen „Kennertrinkerland“ waren die Weingüter Graf Adelmann, Aldinger, Dautel, Jürgen Ellwanger, Herzog von Württemberg, Schloss Hohenbeilstein und Graf Neipperg.
Die vom Weingut Graf Adelmann präsentierten Weine aus den Jahren 2010 und 2008 haben mir leider nicht sehr zusagen können. Erwähnen möchte ich eigentlich nur ein Cuvée, wohl eine Spezialitätdisziplin des Hauses, namens Herbst im Park 2008 (+). Es bestach durch seine ausgeprägte Kirscharomatik, ziemlich herben Rauch und gut ausbalancierte Holzverwendung. Beim Weingut Aldinger fiel mir das neu zusammengestellten Cuvée Bentz 2011 (jetzt mit einem größeren Anteil Zweigelt) einigermaßen positiv auf. Sicherlich eine günstige Cuvéealternative mit leicht international anmutender Prägung für den modernen Weintrinker ;-). Das Cuvée C Barrique 2009 (+)-(++) zeigte sich noch recht jung, erstaunlich pfeffrig würzig und sehr gut konzentriert. Beim Weingut Dautel gefiel mir zunächst der feine, sicher einfache, aber ausdrucksstarke Weissburgunder** Schilfsandstein 2010 (+). Auch der sehr klassisch anmutende Bönnigheimer Lemberger ** 2010 (+) gefiel mir durch seine klassische Typizität und rauchig-lakritzigen Würze. Als einer der besten Rotweine des gestrigen Mittags zeigte sich der Lemberger**** 2008 (++). Er bestach durch seine sehr ansprechende Ausgewogenheit, guter Konzentration (nicht zu übermäßig), sehr ansprechenden Länge und klaren und klassikbezogenen Stilistik. Ein weiterer sehr guter Rotwein des gestrigen Mittags war das Cuvée Nicodemus 2008 (++) vom Weingut Jürgen Ellwanger. Kraft, Eleganz, Länge wie in den Jahren zuvor. Sicher eines der besten Mixgetränke Deutschlands. Beim Weingut des Grafen Neipperg überraschte mich der Lemberger Schlossberg QbA 2009 (+). Ein Wein der mir in den Jahrgängen zuvor immer weniger geschmeckt hat zeigte sich im 2009er Gewandt gut konzentriert, wesentlich mehr rebsortenspezifisch und elegant.

Aus Franken wurden Weine vom Juliusspital präsentiert. An dieser Stelle möchte ich nur den durchaus begeisterungswürdigen Würzburger Stein Silvaner GG 2010 (++) erwähnen. Er war äußerst ausdrucksstark und vielschichtig. Insbesondere die intensive Mineralik und die leicht räuchspeckige Aromatik des Silvaners begeisterten mich unverhofftermaßen.

Von Mosel und Saar waren die Weingüter Fritz Haag und Reichsgraf Kesselstatt anwesend.
Beim Weingut Fritz Haag zeigten sich alle Weine mehr oder weniger Klasse. Ich kann nicht behaupten, dass mich einer enttäuschte. Herausheben möchte ich eigentlich nur das relativ günstige GG vom Brauneberger Juffer Sonnenuhr 2010 (+)-(++) das etwas hart, etwas salzig, etwas rauchig, „trinkanimierend“ und vielleicht hart an der Grenze zum Feinherben war. Dennoch gefiel er mir durch seine feine Ausgewogenheit. Auch der Riesling Brauneberger Juffer Sonnenuhr Spätlese 1. Lage 2008 (++) zeigte wie gewohnt eine tolle Ausgewogenheit und sehr angenehme elegant proportionierte Süße. Beim Weingut des Reichsgrafen von Kesselstatt konnte die ganze Linie von feinherben Rieslingen mich nicht überzeugen. Erwähnen möchte ich eigentlich nur den spannend schmeckenden Scharzhofberger Riesling GG 2010 (+) erwähnen. Er bestach durch seine mineralische Tiefe und recht ungewöhnliche „bräunliche“ Aromatik die mich an Kopinko Bonbons erinnerte.

Die Pfalz war dieses Jahr ein wenig dünn vertreten. Nur die Weingüter Bassermann-Jordan und Philipp Kuhn haben den Weg nach Tübingern gefunden.
Vom Weingut Bassermann-Jordan möchte ich nur den sehr mineralisch und etwas zu schlank anmutenden Riesling Forster Ungeheuer QbA 2011 (o) erwähnen. Für ein Ungeheuer etwas schwachbrüstig sonst eigentlich ansprechend. Die einfachen Weine von Bassermann-Jordan fand ich etwas enttäuschend. Wie gewohnt zeigten sich die Weine von Philipp Kuhn als kräftige Gesellen. Der Lauersheimer Riesling „vom Kalksteinfels“ 2011 (+) war sehr frisch, durch anspruchsvolle Unkompliziertheit ansprechend und gut mir Steinobst-Zitronen-Frucht ausgestattet. Erstaunlicherweise gefiel mir gestern auch der Frühburgunder Reserve 2008 (+). Er hatte zwar auch etwas Brandiges und Noissette’iges doch die Penetranz der brandig-hitzigen Art hielt sich sehr in Grenzen. Den Pinot Noir „Steinbuckel“ GG 2008 (+)-(++) empfand ich als sehr intensiv, sehr konzentriert, sehr „Kuhn’ig“ und bis oben hin mit dunklen Krischen. Ein vielleicht etwas überintensiver Wein, aber trotzdem von gewisser Güte.

Den Abschluss machen drei Weingüter aus dem Rheingau: Weingut Künstler, Schloss Vollrads und das Weingut Robert Weil. Bei den Rieslingen 2011er vom Weingut Künstler überzeugte mich kein Wein sonderlich. Der Hochheimer Domdechaney Riesling (o) erschien mir zumindest gut konzentriert und ließ eine gute Balance vermuten. Von den etwas älteren Weinen überzeugte mich der Riesling Hochheimer Hölle EG 2009 (+) der mit viel Rauch und sehr gut abgestimmter Fruchtigkeit von Steinobst aufwartete. Die 2010er und 2011er von Schloss Vollrads empfand ich leider als enttäuschend. Die angebotenen 2007er Rieslingen Spätlese trocken (+) und Rheingau-Riesling EG (+)-(++) zeigten noch Klasse und Qualität. Das Erste Gewächs kam mir schon etwas sehr nussig und gealtert vor. Das „Letzte“ Weingut war Robert Weil. Hier fand ich von den 2011ern nur den Kiederich Riesling trocken (+) erwähnenswert. Dieser zeigte genügend Konzentration, Würze und Ausdrucksstärke. Der Kiedericher Turmberg trocken, Riesling Kabinett trocken und Riesling trocken QbA empfand ich alle wie gewohnt als ausdrucksarm und leicht einschläfernd. Die Säureausstattung erschien ein wenig besser als 2008 und 2009.

Als Fazit: Eine sehr schöne und gut organisierte Weinprobe bei der man erste Eindrücke zum den aktuellen Jahrgang 2011 aufschnappen konnte.

Gruss

Chris
Zuletzt geändert von Oh Dae-Su am So 25. Mär 2012, 12:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Budi

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Re: VDP-Hausmesse bei Wein Bauer in Tübingen

BeitragSo 25. Mär 2012, 12:06

Ey, da waren ja gar keine +++ und ++++-Gewächse dabei! ;)

Klingt nach einer guten Probe!
Dafür, dass du "faul" warst, gibts aber ganz schön viel Output! :shock:

Diese Brettchen sind mir bislang auch nur bei der Rheingau-Verkostung in diesem Jahr aufgefallen!.Eigentlich ganz praktisch!

Vielen Dank für den Beitrag!
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Oh Dae-Su

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Re: VDP-Hausmesse bei Wein Bauer in Tübingen

BeitragSo 25. Mär 2012, 12:42

Die Brettchen fand ich auch geschickt, aber gestern eigentlich unnötig. Es gab genügend Tische und Platz en masse. Den Vorteil haben sie aber, dass der Winzer oder Ausschenker nicht sieht was für böse Notizen man sich macht. Das fand ich gut :lol:
Ein paar weitere Spitzengewächse wurden noch ausgeschenkt. Da hab ich mir mal die Beschreibung mal gespart.
Ich hab jetzt nochmals nachgedacht. Von den GG's hat mir letztendlich wirklich der Silvaner Würzburger Stein 2010 vom Juliusspital am besten geschmeckt :shock: . Darüber bin ich selbst ziemlich überrascht. Ein sehr begeisternder, aber auch etwas komplizierter Wein.

Gruss

PS: +++ und ++++ gibts eher selten ;)

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