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22. Bayerntalk: Spätburgunder

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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Oberpfälzer

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Re: 22. Bayerntalk: Spätburgunder

BeitragSo 8. Jan 2012, 14:13

Hallo zusammen,

die Schweiz hat uns wieder nach 5 Stunden Autofahrt bei Schneegestöber. Die Eindrücke müssen noch "verdaut" werden und meine Notizen folgen später.

Eines vorab: Meine Wertung für Molitor und Bernhart sind vertauscht. Molitor hatte 92 und Bernhart 88 OpfP. Die 88 fallen so oder so aus dem Rahmen :oops:


Wie waren denn die "Goodies" so, v.a. der 1986 Rousseau Charmes-Chambertin?

Der war sehr gut aber auch Rousseau kann nicht zaubern und der schwache Jahrgang kann nicht verleugnet werden.


Danke Michael und Cilia für die erneute freundliche und köstliche Aufnahme in Euerem "neuen Zuhause". Wie immer hiess es aus dem Auto raus, Schlappen anziehen und sofort wohlfühlen. Irgendwie sind wir es ja schon gewohnt aber Claudia meinte später im Auto, dass sie es beachtlich findet, wie schnell wir (die Bayerntalker) zueinander fanden, wie anhaltend diese Weinfreundschaft ist und wie freundschaftlich, locker und unkompliziert wir miteinander umgehen. Dem kann ich nichts mehr hinzufügen ausser einem Merci.

Bis bald.
Servus
Wolfgang
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Mr. Nebbiolo

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Re: 22. Bayerntalk: Spätburgunder

BeitragSo 8. Jan 2012, 15:08

Oberpfälzer hat geschrieben:. Irgendwie sind wir es ja schon gewohnt aber Claudia meinte später im Auto, dass sie es beachtlich findet, wie schnell wir (die Bayerntalker) zueinander fanden, wie anhaltend diese Weinfreundschaft ist und wie freundschaftlich, locker und unkompliziert wir miteinander umgehen.




Das liegt daran, dass ich so ein ruhiger, stiller, zurückhaltender und harmoniesüchtiger Typ bin ;) 8-) :P


@ Michael: Du wirst es kaum glauben, aber ich hätte jetzt tatsächlich richtig Lust auf den ein oder anderen der Weine :D :o
Grüße

Klaus
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Don Miguel

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Re: 22. Bayerntalk: Spätburgunder

BeitragSo 8. Jan 2012, 16:21

Oberpfälzer hat geschrieben:Eines vorab: Meine Wertung für Molitor und Bernhart sind vertauscht. Molitor hatte 92 und Bernhart 88 OpfP.

Servus Wolfgang,

vielen Dank für den aufmerksamen :idea: Hinweis vor Ablauf der Korrekturfrist! Da war nicht nur deine Molitor-Wertung vertauscht, sondern die kompletten Reihen für Ziereisen/Koch und Molitor/Bernhart :oops: :shock: :oops: :!:

Ich war wohl gestern doch noch nicht so fit, wie ich dachte!

@octopussy: Ein wenig besser schaut es ja jetzt für Ziereisen aus!

Grüße
Don
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Don Miguel

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Re: 22. Bayerntalk: Spätburgunder

BeitragSo 8. Jan 2012, 16:28

@ Michael: Du wirst es kaum glauben, aber ich hätte jetzt tatsächlich richtig Lust auf den ein oder anderen der Weine :D :o

Cilia hat gestern noch etwas übrig gelassen, kannst gerne auf einen Sprung vorbeischauen ;) .

Den Huber-Wildenstein konnte ich gestern nicht probieren, die Säure kratzte sofort meinen angeschlagenen Gaumen. Problemlos geniesen konnte ich den samtigen, tiefgründigen Becker-Kammerberg - wenn auch nur einen Schluck -, ich denke, er hat sich den Tagessieg redlich verdient.

Gruß
Don
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Don Miguel

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Zu den einzelnen Weinen der Probe:

BeitragSo 8. Jan 2012, 18:30

Servus!

Einige Impressionen zu den Spätburgundern des Abends:

1. Flight
Als Einstieg die "günstigsten" Weine des Abends. Ein badisches Duell zwischen
Ziereisen, Rhini, 2008, immerhin 92 Gault Millau Punkte, und
Koch, Pinot Noir *, 2007, meiner persönlichen Empfehlung:

Um es vorwegzunehmen: Ein Fiasko :( :( !

Der Ziereisen war ja noch ordentlich zu trinken, aber 86 DMP sind einfach zu wenig für diesen ansonsten verlässlich hervorragenden Wein. Bei der schönen, intensiven Spätburgundernase war ja noch alles im grünen Bereich, aber der schlanke, lebhafte Rhini hatte ein etwas irritierendes Bitterl und insgesamt fehlte ihm jegliche Tiefe und Komplexität. In dieser Verfassung für mich nur ein durchschnittlicher Tischwein, allerdings heftig überbezahlt. Ich weiß nicht, ob ich mich darauf freuen soll, in einigen Jahren die verbliebene Flasche zu öffnen, aber ich mag auch nicht ausschließen, dass er derzeit in einer tiefen Verschlussphase ist.

Weit schlimmer war allerdings der Pinot Noir * von Koch, das war absolut indiskutabel, 83 DMP sind sogar noch sehr wohlwollend. Da war nichts, was es sich lohnt zu berichten. Der Wein war nicht erkennbar fehlerhaft, aber das war eine miserable Flasche, ich kenne den Wein ganz anders, um Welten besser :shock: :cry: !

Das war schon eine Enttäuschung zum Einstieg, gleich zwei Weine, potentielle PGV-Tipps, völlig neben der Spur :x , vor allem wenn man auch die noch deutlich heftigeren Kritiken meiner Mitverkoster in Betrachtung zieht.


2. Flight

Württemberg versus Baden, es kann nur besser werden!
Wurde es zum Glück auch.

Schnaitmann, Simonroth, 2007:
Intensive Aromen von schwarzen Johannisbeeren und Brombeeren; angenehmer, fülliger Ersteindruck am Gaumen; feine Frucht, lebhafte Säure, moderates Holz, sehr ausgewogen, komplex, ein fast langer Abgang mit schönen Nachhall. 91 DMP, das passt, hervorragend :) !

Bercher, Burkheimer Feuerberg GG Barrique, 2007
Auch hier eine intensive Nase nach dunklen Beeren, aber nicht ganz so schön wie beim Simonroth. Mittlerer Körper, geschmeidige Säure, seidig, dezentes Holz, sehr ausgewogen, mittlerer Abgang. Sehr trinkig, aber es fehlte mir heute die Tiefe, daher nur 89 DMP :( . Enttäuschend, zuvor hatte ich eine deutliche hochwertigere Flasche, Bercher kann mehr.

3. Flight

Der Fürstliche gegen den Bürgerlichen:

Fürst, Spätburgunder R, 2006
Ich glaube, es war noch zu früh für diesen schlanken, eleganten Fürsten. Die Tannine waren noch deutlich vernehmbar und die Säure sehr präsent. Insgesamt zwar sehr gute, eher kopfgesteuerte 90 DMP :| , aber trinken würde ich ihn erst wieder in ein paar Jahren.

Adeneuer, Rosenthal GG, 2007
Intensive Aromen mit Anklängen von dunklen Beeren; Sehr angenehmer, fülliger Gaumeneindruck, vielschichtig, ein sehr harmonischer und ausgewogener Wein, am Ende mit einem langen, nachhaltiger Abgang.

Der Rosenthal verzauberte mich vom ersten Moment an, ein hervorragender Spätburgunder, 92 DMP :) . Das war auch der erste Ahr-Wein, der mich nachhaltig ansprach (war allerdings auch der teuerste, den ich bislang getrunken habe).

4. Flight

Der Kampf der (deutschen) Spätburgunder-Titanen:

Huber, Wildenstein Reserve, 2005 und Becker, Kammerberg GG, 2005!

So ist das leider häufig mit den (meinen) hohen Erwartungen, sie werden nicht erfüllt. Beide erwiesen sich als schöne, auch wertige und komplexe Spätburgunder, meine vergebenen 90 und 91 DMP :| sind eigentlich nicht übel, aber bei Weinen, die 60 bzw. 45 € kosten sind die Erwartungen einfach höher. Den Weinen fehlte einfach der Kick, um sich qualitativ abzusetzen, das war zu brav. Ich hatte ehrlich gesagt mehr erwartet. Um so überraschter war ich innerlich, dass meine Mitverkoster beide Weine noch höher bewerteten als ich. Nach einem abendlichen Nachtrunk möchte ich zugestehen, dass die die vergebenen 92 bis 93 Punkte meiner Mitverkoster durchaus berechtigt sind.

5. Flight

Beim Molitor, * Brauneberger Mandelgraben, 2007, wusste ich eigentlich nicht, worauf ich mich da einlasse. Eine Wertung im Gault Millau oder Eichelmann gibt es nicht, aber Molitor ist eigentlich immer klasse, egal was er macht und ich wollte einfach einen Spätburgunder von der Mosel dabei haben.

Und es hat funktioniert: eine animierende, kräftige Nase nach roten Beeren; elegante Stilistik, feine Frucht, geschmeidige Säure, komplexe Anklänge, langer Abgang, schöne Harmonie, 90 DMP :) , ein gelungener Spätburgunder für 25 €.

Dagegen stellte mich der 93-Gault-Millau- Punkte-Wein von Bernhart, der Schweigener Sonnenberg-Redling Großes Gewächs aus 2007, vor ein ziemliches Rätsel, welches ich zur fortgeschrittenen Stunde in angeschlagenen Zustand nicht mehr lösen konnte. Das war/ist ein Spätburgunder? Schon die süßlich-liebliche Nase irritierte mich vehement. Und auch am Gaumen vernahm ich zwar einen objektiv hervorragenden Wein, ich vergab auch 90 DMP :| , aber mit dem Thema des Abends hatte der Redling wenig bis nichts gemein, ich war fast selbst im Zweifel, ob ich einen Rebsortenpiraten in die Flasche gefüllt hatte. Da ich zwischenzeitlich Bernhart-Weine kenne und schätze – zuletzt erst den Kalkmergel und die "R" Spätlese genossen – weiß ich, dass man dort ansonsten sehr wohl typischen Spätburgunder auf die Flasche bringen kann.


Mein Fazit:
Durchwachsen und nicht ganz zufrieden!
Ich habe so ein Gefühl, als hätten zehn nervöse Kandidaten aus Lampenfieber ihr Potential auf der Showbühne nicht vollständig entfalten können, ja teilweise haben sie sogar versagt (Koch, Ziereisen).

Wie immer man dies werten mag, die stets besseren Wertungen des Gault Millau unterschritten wir durchgängig, und zwar teilweise sehr deutlich.

Sehr positiv empfand ich die Erfahrungen mit Adeneuer und Molitor, zwei qualitativ und preislich erfreulichere Erfahrungen.

Aber eines kann man auch festhalten: Abgesehen vom 1. Flight schmeckten die Weine, es war ein Genuss, niemand musste sich durch die Probe quälen.

Und die Erkenntnis, dass der Spätburgunder kein Tummelplatz für Sparfüchse ist, war ja schon vorher klar. Allerdings war diese Probe kein Maßstab, denn hier waren schon zumeist die Prestigeweine der Weingüter (z. B. „Große Gewächse“) am Start.


Beste Grüße
Don
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vinos

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Re: 22. Bayerntalk: Spätburgunder

BeitragSo 8. Jan 2012, 19:40

Liebe Bayerntalker,

mit der Heimfahrt hat es sich gestern bei mir doch etwas gezogen, nachdem die S-Bahn reichlich Verspätung hatte - da hätte ich doch besser noch einen Kaffee bei Donna und Don nehmen sollen, statt im Scheegestöber auf dem Bahnsteig rumzustehen :lol: , aber hinterher ist man ja immer schlauer.

Der Spätburgunder-Abend hat mir sehr viel Spass bereitet und ich habe wieder einige neue Erfahrungen sammeln können. Don hat sich vorbildlich in die Materie eingetrunken und eine hervorragende Auswahl getroffen, die Donna mit herrlicher Essensbegleitung versehen hat.
Vielen herzlichen Dank dafür. Wie immer ein sehr harmonischer Abend, der leider viel zu schnell verging.

Aber nach dem Bayerntalk ist auch vor dem Bayerntalk :mrgreen: !
Beste Grüße
Klaus-Peter
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Oberpfälzer

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Re: 22. Bayerntalk: Spätburgunder

BeitragMo 9. Jan 2012, 20:53

Hallo zusammen,

ich krame mal meine Notizen hervor und will meine Eindrücke ebenfalls widergeben:

1. Flight

Ziereisen, Rhini, 2008,
Kräftige, angenehme rotbeerige Nase mit fein-getoastetem Holz. Am Gaumen schlank, mittlerer Extrakt und Körper, harmonisch und angenehm mit etwas Grillkohlearomatik und leichter Herbe im Nachhall. Gut mittlerer Abgang. 82 OpfP. Ein guter Wein aber für den Preis für mich eindeutig zu klein geraten.

Koch, Pinot Noir *, 2007
Michaels Empfehlung konnte mich noch weniger überzeugen. Eher einfache Nase und am Gaumen für mich nicht besonders harmonisch wegen einer störenden Schärfe. 80 Opf.

Damit war der Einstieg schon etwas ernüchternd. Preislich liegen sie in etwa auf dem Einstiegsniveau kleiner 1er Cru. Und da habe ich schon deutlich besseres im Glas gehabt. Auch ein jüngst probierter Huber-Basis-Pinot (allerdings Jahrgang 2010) hat viel mehr gezeigt. Haben wir wirklich 2 schwache Flaschen erwischt?


2. Flight

Schnaitmann, Simonroth, 2007:
In der Nase beinahe laut daherkommend, vielschichtig mit zunächst einer geballten Ladung an Sauerkirsche und roten Beeren, begleitet von dunkler Schokolade, Kaffee und einem Touch Rauch. Am Gaumen einahe voluminös mit kräftigem Körper, ganz leicht süssem Extrakt, abgeschmolzenen Gerbstoffen. Harmonisch und auch hier merke ich etwas Schärfe, die mich störte (auch in der Nachverkostung Stunden später). Noch viel Röstaromen. Langer Abgang. 88 OpfP. Ich habe hier etwas bescheiden gewertet. Mir gefällt diese Art überhaupt nicht, für mich zu aufdringlich und gemacht wirkend. Weniger wäre für mich mehr - das gilt auch für den Preis. Freunde dieser Stilistik werden dies aber komplett anders sehen.

Bercher, Burkheimer Feuerberg GG Barrique, 2007
In der Nase kräftig nach dunklen Beeren, etwas Leder und Vanille, gefällig. Am Gaumen lebhaft, mittlerer Extrakt, beinahe sehr harmonisch, angenehm-vielschichtig mit noch etwas viel Röstaromen. Auch hier 88 Opf aber er gefällt mir besser.

Grosses Kino wollte sich im 2. Flight noch nicht einstellen. Ich hätte hier aber schon etwas mehr Finesse und Spiel erwartet, liegen doch beide schon jenseits der 30€-Grenze.


3. Flight

Fürst, Spätburgunder R, 2006
In der Nase intensive rotbeerige Frucht, ebenfalls Nuancen an Leder und feinröstigen ätherischen Aromen. Eine schöne Kühle strahlt beim Fürsten. Am Gaumen mittlerer extrakt, lebhafte Säure, leicht süsser Extrakt, kräftiger Körper, Tannine zeigen noch etwas Grip. Knapp sehr harmonisch (wiederum etwas störende Schärfe (Alkohol?)). Der Fürst zeigt auch seine mineralische Seite und nebenher auch etwas Kaffee. Für mich ein super Abgang. 90 OpfP und damit klar besser als die Vorgenannten. Stolz ist er der Fürst, auch der Preis (ca. 45€).

Adeneuer, Rosenthal GG, 2007
Mindestens auf Augenhöhe sowohl in der Nase wie am Gaumen. Etwas weniger mineralisch aber dafür einen Tick animalisch. Auch hier (warum auch nicht, das zieht sich den ganzen Abend durch :oops: ) etwas Schärfe am Gaumen. 90-91 OpfP und knapper Flightsieger.


4. Flight

Huber, Wildenstein Reserve, 2005
Ja, hier ist was anderes im Glas. Ein schöne feine Nase empfängt einen aber leider auch etwas verhalten. Vielschichtig mit Nuancen an Mandeln und feinätherisch. Toll. Am Gaumen gut mittlerer Extrakt, lebhaft, schöner süsser Kern wie ich ihn auch bei Grand Cru kenne. Feinkörnige Gerbstoffe. Und hier ist sie anwesend, die Finesse. Schwebt über der Zunge und streichelt den Gaumen. Knapp sehr harmonisch (warum? Natürlich, auch hier etwas Schärfe). Ein wunderschöner langer Abgang. 91-92 OpfP - wenn nur die Nase etwas offener wäre. Klasse Wein. Sehr stolzer Preis.

Becker, Kammerberg GG, 2005
Was für eine andersartige Nase - notiere "Weihnachts-Pinot". Intensive rote Beeren werden von kandierten exotischen Früchten begleitet, viel Mandel, sehr fein und lecker - wenn auch ungewöhnlich. Beinahe voluminöser Extrakt, lebhaft, zeigt auch Finesse, noch etwas trockene Gerbstoffe. Knapp sehr harmonisch, vielschichtig mit feinätherischen und -röstigen Aromen. Ein sehr langer Abgang. 93 OpfP

Die beiden schenken sich nichts. Nase und Abgang gefallen mir beim Kammerber besser, im Mund punktet der Wildenstein. Absolut ausgewogener Flight mit zwei ausgezeichneten Kandidaten.


5. Flight

Molitor, * Brauneberger Mandelgraben, 2007
Und in dieser Liga spielt auch der Brauneberger Mandelgraben mit. Intensive, vielschichtige Nase nach Erdbeeren, feinen Holzaromen, Nuancen an Mineralik, etwas Schwarzpulver und feinätherisch. Tolle Nase. Hätte ich durchaus als Burgunder durchgehen lassen (der einzige der 10er Parade). Am Gaumen mit leichter Extraktsüsse, knapp lebhaft, tolle Finesse. Sehr harmonisch (ich notierte hier erst- und letztmalig "keine Schärfe"), vielschichtig mit langem Abgang. 92 OpfP. PGV-Sieger.

Bernhart, Schweigener Sonnenberg-Redling Großes Gewächs, 2007
Kräftige, kühle Nase nach roten Johannisbeeren, feinätherisch, sehr fein wirkend aber auf Pinot wäre ich nie und nimmer gekommen. Voluminöser Extrakt, etwas röstig, modern wirkend. Nicht auf Finesse aufbauend und damit für mich klar unterhalb des Molitors angesiedelt. Harmonisch, vielschichtig aber auch am Gaumen völlig untypisch. Mittlerer Abgang. 88 OpfP. Nicht mein Wein. Auch hier bin ich versucht zu sagen, "zu viel gewollt".


Mein Fazit: Ein sehr interessante Probe, die eine breite Interpretation des Spätbrugunders in D. zeigte. Nicht alle Erwartungen erfüllend (hatte schon recht hohe, da ich ein paar Wochen vorher die akutelle Huber-Parade probieren durfte und die war sensationell), schon gar nicht in Sachen PGV (Ausnahme Molitor). Bis auf wenige Ausnahmen lagen wir recht nahe mit den Wertungen beisammen.
Servus
Wolfgang
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BuschWein

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Re: 22. Bayerntalk: Spätburgunder

BeitragDi 10. Jan 2012, 17:41

Es macht immer wieder Spaß die Berichte von den Bayern-Talks zu lesen, ich war ja einmal live dabei und kann die angenehme Stimmung dieser Abende nur bestätigen, wenn Frankfurt nicht so weit weg wäre ... ;-)

Zum Thema:
Ich fürchte Ihr habt ein wenig Pech mit den Jahrgängen gehabt, dass die beiden 2005er und der 2007er Molitor sich gut präsentiert haben ist nicht ganz verwunderlich, das sind halt recht reife Jahrgänge und da zeigt sich meist die Primärfrucht auch animierend. In "schlankeren" Jahren wirken Pinots halt gern mal dünn, ich fürchte, dass das auch den ersten Flight so enttäuschend gemacht hat. Schade drum, den Rhini habe ich noch nie auf Eurem Niveau getrunken.

@Don, lass Deine Konterflasche Rhini erst mal liegen und dann bin ich fast ganz sicher, dass Du mit dem Wein doch noch viel Spaß haben wirst. Vor 2015/2016 solltest Du den nicht öffnen! Bei Flight 2 hätte ich den Bercher eher vor dem Schnaitmann probiert, ich finde Berchers Spätburgunder eher eleagnt und feinfruchtig in der Aromatik, bei Schnaitmann zeigt sich jung oft das Holz recht kräftig. Zuerst probiert hätte der Bercher mit seiner Eleganz vielleicht noch etwas mehr punkten können. Aber das weiß man manchmal halt auch erst nach den Proben, wie die Reihenfolge ideal gewesen wäre.

Trotz mancher kleiner und den beiden ersten größeren Enttäuschungen scheint die Probe viel Spaß gemacht zu haben, vielleicht eignen sich Burgunder auch nicht ganz so sehr "gegeneinander", besser "miteinander" verkostet zu werden und trinken macht bei dieser Sorte vielleicht auch mehr Spaß als "verkosten"?

Auf alle Fälle wieder schöne Berichte von Euch. Wünsche Euch noch viele weitere Bayern-Talks und wenn vielleicht mal irgendwann noch ein Plätzchen frei ist an Eurem Talk-Tisch habe ich vielleicht auch mal wieder Zeit :) ...
Armin
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Oberpfälzer

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Re: 22. Bayerntalk: Spätburgunder

BeitragDi 10. Jan 2012, 18:39

Hallo Armin,

Trotz mancher kleiner und den beiden ersten größeren Enttäuschungen scheint die Probe viel Spaß gemacht zu haben...


Spass haben wir immer. So schlecht kann die Weinauswahl gar nicht sein, dass sie uns aufs Gemüt schlägt. Kann mir sogar vorstellen, dass es eher umgekehrt ist. Je schlechter der Wein, desto besser die Stimmung :lol: (zumindest bei denjenigen, die den talk nicht organisiert haben)
Servus
Wolfgang
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BuschWein

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Re: 22. Bayerntalk: Spätburgunder

BeitragMi 11. Jan 2012, 14:25

Kann mir sogar vorstellen, dass es eher umgekehrt ist. Je schlechter der Wein, desto besser die Stimmung (zumindest bei denjenigen, die den talk nicht organisiert haben)

Ganz so schadenfroh habe ich Eure Runde gar nicht in Erinnerung, ein klein wenig Mitleid mit dem Organisator hätte ich doch erwartet 8-) ;) :D .

Außerdem kenne ich Euch doch zu sehr als Weinfreunde", als dass Euch ein schlechter Wein echte Freude machen würde. ;)
Armin
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