Sammelsurium historischer Jahrgänge

Gestern fand Ralf den Weg ins wilde Belgistan zum Muschelessen, und danach mussten auch 2 alte Schätzchen ran: Zunächst Chateau Meyney 1975, von Gabriel seinerzeit hochgelobt. Alte Cordier-Flasche, extrem bröseliger Korken. Die Farbe ziegelrot mit dunklerem Kern, und hier erwartet einen Old School- Bordeaux mit guter Säure und stützendem Tannin. Mit Zeit und Luft kommt aus dem Hintergrund eine dunkle Fruchtnote, die das Gesamtwerk harmonisiert. Sehr schöner Wein, wenn auch nicht umwerfend.
Dann Walter Gerlach: Ürziger Würzgarten Auslese 1971, aus einer Flasche mit Top-Füllstand. Umwerfender Duft nach Aprikosen und Kräutern, extrem sauber, saftig, von großartiger Länge. Da würde ich auch 93/100 zücken.

Viele Grüße

Markus

Hier noch ein Tipp für Weintrinker, die für wenig Geld wissen möchten, wie ein gereifter Riesling schmeckt:
Weingut Hermann Luckes, 1993er Thörnischer Ritsch Riesling Auslese, ich bin ein bekennender Fan des Jahrgangs, die Rieslinge haben so oft eine verspielte Säure die selbst ein großer Jahrgänge wie 1990 nicht besitzt, in der Breite wahrscheinlich nicht der beste Jahrgang der 90er, aber der spannendste und feinste (danach kommt 97), zurück zum Wein, vom Restzuckergehalt wahrscheinlich an der halbtrockenen Grenze (der Wein hat 10,3% Alkohol) , die Restsüsse ist trotz allem im Abgang deutlich, aber angenehm zu spüren, am Gaumen wirkt der Wein sehr frisch, mit klarer Frucht und Mineralität, nicht ansatzweise gezehrt, das zeigt für mich wieder, das 1993 ein großer Jahrgang war denn -" kleiner Jahrgang-großer Winzer, großer Jahrgang-kleiner Winzer"- un die Thörnischer Ritsch ist sicher eine der besten und spektakulärsten Lagen an der Mittelmosel, leider fehlt es-abgesehen von Loewen- an bekannten Winzern, 87 Punkte, hat ca.4 Euro (im Sixpack) bei Ebay gekostet und gibt es noch, suchen lohnt

Gruß

Ralf

...und gibt es noch, suchen lohnt

Hallo Ralf, unter dem Suchbegriff schmeißt mir Tante Google keinen einzigen Treffer raus. Unter Thörnicher R. (ohne s) findet man zwar was, aber den Winzer konnte ich nicht auftreiben.

Gruß Marko

Hallo Marko,

gehe auf Ebay unter Mosel, da wirst du fündig, der Winzer könnte auch Luches heissen, die Schrift war etwas verspielt
Korrektur: Ludes heisst der Winzer, sorry, ich hätte mal richtig lesen sollen, beeinträchtigt aber nicht die Qualität
Gruß

Ralf

Hallo Ralf,

ich habe tatsächlich noch 6 Flaschen davon ergattern können (zu einem Hammer Preis von 16,70 EUR zzgl. Versand) und gestern die erste Flasche geköpft.
Der Korken war oben etwas angeschimmelt, aber das hatte zum Glück keinen Einfluss auf die Weinqualität.

Um es vorweg zu nehmen, ich war sehr begeistert. Dafür dass ich bisher sehr wenig Erfahrung mit gereiften Reislingen machen durfte (der letzte hatte Kork ), hat dieser hier voll ins Schwarze getroffen!

Herrlich vollmundig, eine angenehme exotische Süsse unterstützt von einer noch lebhaften Säure. Ein bunter Südsee-Fruchtcoctail, vor allem Honigmelone, Ananas, leicht ölig am Gaumen, spürbare aber angenehme Reifenoten, und ein ordentlicher Abgang.
Für diesen Preis schwer zu toppen!

Danke noch mal für diesen Tipp!

Gruss
Marko

Der Höhepunkt des gestrigen Abends mit Markus und Ralf stellte für mich ein von Ralf eingebrachter 71er aus einem einstmals sehr renommierten Hause dar:



Der Füllstand der Flasche war sensationell gut, und entsprechend schön präsentierte sich dann auch der Inhalt.

Meinen Weinfreunden bin ich immer wieder sehr dankbar für die Mühe, die sie sich mit meiner Umerziehung vom bekennenden Kindermörder zum Altweinfreak gegeben haben! Eine ganz eigene Welt von enormem Reiz wäre mir ansonsten wohl immer verborgen geblieben.

Herzliche Grüße

Bernd

Hallo zusammen,

nach dem 75er Meyney im September war gestern mit Ralf das nächste Exemplar dieses umstrittenen Jahrgangs dran: Chateau Batailley 1975. Und dieser hat die Eindrücke des Meyney weitgehend bestätigt. Feste Farbe mit zum Rand hin deutlichen Orange- bis Brauntönen, ledriges Bukett. Am Gaumen geschliffenes Tannin, lebendige Säure und keine Frucht mehr. Der Wein trocknet deutlich aus und der Spassfaktor hält sich in Grenzen. Ein schönes Erlebnis, aber bestimmt kein grosser Klassiker.
Dann gab es noch eine Hallgartener Jungfer Spätlese 1990 vom Weingut Josef Semmler. Von diesem Gut gab es eine unglaublich schöne 75er Auslese, die ich dutzendfach verkimmelt habe vor Jahren. Diese Spätlese habe ich in der Bucht für 1 (in Worten Einen) Euro geschossen. Konservativ mit wenig Restzucker und 10 Vol. % ausgebaut, wirkte der Wein beinahe furztrocken, auf angenehme Art altmodisch. Feine Kräuteraromen, etwas Trockenaprikosen, lebendige Säure. Schöner, altmodischer Wein.

Viele Grüße

Markus

Hallo zusammen,

heute gibt es die zwangsweise Notschlachtung einer echten Rarität: Langwerth von Simmern: Hattenheimer Nussbrunnen Cabinet 1963, für meine Liebste gekauft. Beim Keller- Aufräumen heute sah ich, dass der Korken halb in der Flasche hing, also raus aus der Flasche und rein ins Glas. Schönes helles ambra, wundervoller Duft nach Orange, Muskat und Zimt, beinahe weihnachtlich. Mit Luft immer runder, die harsche Säure wid zugänglicher, rund im Geschmack. Für seinen Rang ein unglaublicher Genuss, klassischer Rheingau.

Viele Grüße

Markus

Hallo zusammen,

gestern war Ralf zu Besuch, wir haben eine gigantische Tintenfisch-Krustentier-Muschelpfanne katalanischer Art verdrückt und davor, dazwischen und danach gab es leckere Weine.
3 Exemplare fand ich besonders schön:
Drouhin: Beaune Clos des Mouches Blanc 1985. Ein echter Glückstreffer in der Bucht. Volles Gelb, dezent orange getönt. Rauchiger Duft, später eher Weihrauch, Orangen, am Gaumen satt und rund, perfekt gereift und von fabulöser Länge. Großes Kino.
Wwe. Thanisch: Bernkasteler Doctor Auslese GK 1990. Eine großartige halbe Flasche. Dieser Wein beweist, warum der Jahrgang beim Riesling als großer Klassiker gilt. Neben der reichen Frucht wird der Wein von immensem Extrakt getragen, auch hier große Länge.
Maximin Grünhaus: Abtsberg Auslese 1993. Auch dies, unser Absacker, ein großer Wein aus kleiner Flasche. Unverkennbarer Duft, um mit Bernd zu sprechen, grünhäuserte der ganz schön . Große Kraft, rassig, zeitlos.

Viele Grüße

Markus

Irgendwie hatte ich heute richtig Lust auf einen alten Riesling und da stand schon länger ein Geburtstagsgeschenk vom Ostbelgier in der Ecke: 1967 Ockfener Bockstein Spätlese Fuder Nr.36 Weingut Gebert ( gehörte zum VDN, Verband Deutscher Naturweinversteigerer) , Farbe goldgelb Tendenz Richtung Bernsteinfarben, am Gaumen schlank, kräftige Säure, mineralisch, erstaunlisch frisch für einen 48-jährigen Riesling, man kann sogar leichte Frischenoten von Weinbergspfirsich erahnen, minimal Karamell, keine Boytritis, sprich früh gelesen in diesem Jahrgang, wirkt halbtrocken, es gab 1967 die "Boytritisgeräte" und die schlanken, zeitig gelesenen Rieslinge , die sehr schön sein konnten (und unterschätzt wurden), Quelle: Ostbelgier, der gehört zur zweiten Kategorie, nein nicht der Ostbelgier sondern der Bockstein, ich ertappe mich gerade dabei, dass ich auch gerne zur zweiten Kategorie gehören würde, also schlank und so...., vielleicht auch mineralisch , zurück, das ist hier ein toller Vertreter seines Jahrgangs, der auch jetzt noch richtig Spass macht, 90 Punkte, toller 67er

Gruss

Ralf