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Getränke ausländischer Marken in der ehemaligen SU

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sjargin

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Getränke ausländischer Marken in der ehemaligen SU

BeitragSa 5. Mai 2012, 04:37

Vorher berichteten wir über alkoholische Getränke ausländischer Marken, die in der ehemaligen Sowjetunion hergestellt werden, insbesondere über Portwein [1,2]. Die Produktion von Portwein wird weiter entwickelt [3], was im Hinblick auf seine Popularität auch nicht erstaunlich ist. Auch Madeira (transliteriert Madera) wird im Süden von Russland und der Ukraine hergestellt; sie schmeckt weitgehend wie die portugiesische Madeira, doch kann, laut hinterer Etikette, mit „rektifiziertem Alkohol aus Nahrungsstoffen“ verstärkt werden, und nicht mit Weingeist, wie es für das Originalprodukt typisch ist. Außerdem werden hierzulande die Imitationen vom Champagner und anderer weltbekannten Weine nach wie vor produziert. Cognac wird in einigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion hergestellt. Im Nordkaukasus entwickelt sich die Produktion von Calvados [4]. Sherry (Jerez) aus der Krim wird in Moskau verkauft; es schmeckt ähnlich wie die preiswerten Sorten von Sherry aus Spanien, wirkt aber als ob es etwas verdünnt wäre. Noch ein Beispiel: Kadarka Wein aus Bulgarien wird in Moskau verkauft; der Name kann irreführend sein: während der Sowjetzeit wurde solcher Wein Gamza (гъмза) genannt; es wurde in großen Flaschen verkauft und war preiswert. Viele Verbraucher können sich daran erinnern; deswegen wurde es wahrscheinlich auch umbenannt. Der Kadarka Wein kam ursprünglich aus Ungarn. Pinot Gris, wie auch viele andere Weinsorten, sind in Russland oft süßer und schmecken anders als in Westeuropa oder Australien. Weiterhin wurde eine Anti-Werbung von Coca-Cola vermerkt [5]. Die in Russland verkauften Coca-Cola und Pepsi-Cola unterscheiden sich von denen aus dem Westen, haben oft ein ungewöhnliches Beigeschmack und sind sehr süß. Manche bekannten Biersorten schmecken in Russland anders als im Ausland, z.B. Großpopowitzer Ziegenbock (Velkopopovicky Kozel), welches z.B. am Japan Filmfestival ("Illusion" Kino, Moskau, 1. August 2011) verkauft wurde. Ein typischer Beispiel: es wurden in einem Moskauer Supermarket zwei Flaschen Bier gekauft (Bavaria und Baltika), die voneinander kaum zu unterscheiden waren. Ein geringer Unterschied wurde von einem Prüfer vermerkt, war aber, seiner Meinung nach, nur von einem Konzentrationsunterschied bedingt.

Herstellung der Getränke ausländischer Marken hat in der ehemaligen Sowjetunion eine lange Geschichte. Zahlreiche Etiketten z.B. von Madeira aus dem Jahr 1954 oder Pinot Gris aus 1962, beide in der Krim hergestellt, sind in der Ausgabe [6] abgebildet. Einige Sorten von Champagner, Port, Madeira, Sherry u.a. waren von einer guten Qualität; und unsere Bürger genossen sie, wenn die Einfuhr aus dem Westen bekanntermaßen spärlich war. Demzufolge haben unsere Verbraucher die ausländischen Marken kennengelernt und erkennen heute die Originale. Unsere Winzer haben eine großartige Arbeit geleistet, indem sie neue Weinsorten entwickelten, einschließlich der Imitationen. Qualitätsvolle Weine und Cognac waren für die breiten Bevölkerungsschichten erschwinglich: während der siebziger Jahren kostete eine 0.75l Flasche vom Qualitätswein, z.B. die in der Krim produzierte Madeira, Portwein oder Sherry, ungefähr 3.30 Rubel, eine billigere Variante - etwa 2.40 Rubel, während eine 0.5l Wodka-Flasche etwa 4 und Cognac - 8 Rubel kostete. Infolge der anti-Alkohol-Kampagne der 1985-88 Jahre haben wir einen Teil dieser Erbe verloren; heute geht es darum, den Rest zu erhalten. Andererseits, soweit es uns bekannt ist, werden in Westeuropa gemäß der gesetzlich vorgeschriebenen Herkunftsbezeichnung nur die Originalprodukte der genannten Marken verkauft. Das Problem wartet auf seine Lösung: unter welchen Namen und Etiketten können diese Produkte legitim produziert und verkauft werden. Unserer Meinung nach müssten internationale Abkommen abgeschlossen werden, die den Gebrauch solcher Marken wie der „Sowjetischer Champagner“ (noch in Produktion), „Krim Madera“, „armenischer Cognac“ usw. regelten. Einige populäre Portweinsorten wurden in der Sowjetzeit nummeriert: z.B. Portwein 33 oder 72. Es könnte eine gute Idee sein, diese Marken weiterzuverwenden, unter der Bedingung einer genauen Befolgung der originellen Formel, weil diese Weinsorten einen nostalgischen Wert haben. Es werden in der ehemaligen SU unter dem Namen „Portwein“ oft Surrogate verkauft [2]. Portimitationen können auch „Ruby“ oder „Tawny“ genannt werden; statt Champagner kann das entsprechende Produkt „Brut“ heißen, wie es z.B. in Australien üblich ist. Im gewissen Sinne können die weltberühmten Sorten von Wein und Spirituosen mit Kunstwerken verglichen werden: mittels moderner Technologien kann man sie nachahmen oder gar verbessern. Eben deshalb sollten die Produktionsvorgänge solcher Produkte samt entsprechenden Namen gesetzlich geschützt werden. Die Imitationen haben aber auch ihr Existenzrecht; vorausgesetzt, dass die Verbraucher klar anhand der Etikette zwischen Originalen und Nachahmungen unterscheiden können. Dafür müssen auch die hinteren Etiketten auf den Flaschen deutlich leserlich sein, was hierzulande nicht immer der Fall ist. S.Jargin (Moskau)

1. Jargin SV.On the causes of alcoholism in the former Soviet Union. Alcohol and Alcoholism 2010;45(1):104-5
2. Jargin SV. Minimal price for vodka established in Russia from 1 January 2010. Alcohol and Alcoholism 2010;45(6):586-8
3. Alekseeva RV. Development of manufacturing technology of the special wine Portwein from perspective sorts of grapes. Dissertation (in Russian). Krasnodar: Kuban Technological University, 2009
4. Blagoz AR, Ageeva NM. Manufacturing of Calvados in the Republic of Adygea (in Russian). Wine-making and Viticulture (a magazine issued by the Publishing House “Food Industry”) 2007;(5):16-7
5. Jargin SV. Kvass: A possible contributor to chronic alcoholism in the former Soviet Union. Alcohol and Alcoholism 2009;44(5):529
6. Kruchina E, Shtyrlin M, Sogoyan K. Crimean wines (in Russian). Moscow: Izdatelstvo Zhigulskogo, 2004
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sjargin

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Re: Getränke ausländischer Marken in der ehemaligen SU

BeitragFr 29. Jun 2012, 14:22

Mehr dazu:
Jargin SV. Minimal price for vodka established in Russia from 1 January 2010. Alcohol and Alcoholism 2010;45:586-8.
Http :/ / alcalc.oxfordjournals.org/content/45/1/104.long
http://alcalc.oxfordjournals.org/content/45/1/104.long
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sjargin

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Re: Getränke ausländischer Marken in der ehemaligen SU

BeitragFr 1. Nov 2013, 16:15

Mehr dazu:
Jargin SV. Changing pattern of alcohol consumption in Russia. Adicciones 2013;25:356-7.
http://www.adicciones.es/files/356-357_ ... Editor.pdf
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sjargin

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Re: Getränke ausländischer Marken in der ehemaligen SU

BeitragSo 3. Nov 2013, 13:32

Alkoholkonsum und Alkoholismus in der ehemaligen Sowjetunion
http://forum.emh.ch/nforum/forum.cfm?be ... n=25326466

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