Toskana - alles außer Chianti, Vino Nobile und Brunello

Hallo Ralf,

ja, daß es schwierig sein könnte, diesen Wein hierzulande zu bekommen, habe ich schon gesehen. Vielen Dank für die Informationen zur Beschaffung. Mal sehen, ob der Händler überhaupt versendet; dann könnte ich mir mal eine Liste schicken lassen. Ansonsten, da der Händler ja insgesamt recht interessant scheint, kann ich natürlich bei einer der mehrfach im Jahr anfallenden München-Touren mal über Regensburg fahren. Und in Italien könnte man so etwas ja auch bekommen...
Meine provokante (und mal wieder völlig unpräzise) Äußerung hat mir mal wieder neue Erkenntnisse gebracht, vielen Dank dafür. Ich dachte ja, daß Spätburgunder ursprünglich etwas für den Norden wäre. Bei dem Erzeuger scheint es aber leider die übliche mit der Rebsorte verbundene Krankheit zu geben: "Dopo una leggera sedimentazione, il vino nuovo è posto rapidamente in barriques, dove poi svolgerà la fermentazione malolattica e completerà il suo affinamento per un anno."

Beste Grüße,
Jochen

Hallo Jochen,

den gibt es derzeit, was Bezug in Deutschland per Internet angeht, wohl eher gar nicht . Weder die Weinhalle, noch Jacopini, noch Belvini oder superiore haben diesen Wein, der über PoggioargentierA vertrieben wird im Angebot.

Bei mir vor Ort habe ich einen Händler, der diesen Wein direkt importiert hat: http://www.tosco.de/
Falls du Interesse hast, musst du wohl per eMail anfragen, da dies ein eher klassisches Ladengeschäft ist.

Das Sortiment ist aber so gestrickt, dass toskanische Weine in meinem Geschmack derzeit eine gewisse Renaissance haben .

Dieser Ciliegiolo Vallerana Alta sollte was für dich sein.
Als Anmerkung, der Weisse Nemorino ist trotz Semillon sehr typisch Trebbiano, aber einfach einen Tick schöner als übliche Trebbiano, der Sauvignon Alture ist wirklich mineralisch, und beide Weine echt Empfehlungen.

Und Pinot Nero von Marchesi di Pancrazi / Villa di Bagnolo ein internationaler Rebsortenwein? Ich bitte dich, Pinot Nero von Marchesi Pancrazi ist quasi Autochton .

Argentiera 2007

In unserem Urlaub im Engadin hatten wir die Gelegenheit mit Freunden eine
Doppelmagnum dieses Weines zu trinken.
In der Nase Fruchtnoten, Kaffee, Pflaumen und schwarze Beeren,
im Gaumen Pflaume und süße, weiche Tannine.
CS, Merlot und etwas CF - von mir 94 hpk
Wir sind oft in der Toskana, aber selten dass wir einen solchen Wein trinken
bzw. kaufen konnten. Mein nächster Besuch in Bolgheri wird mich zu diesem Gut führen.

... die letzten Tage im Glas ...

Ein wein der aus dem Rahmen der sonstigen toskanischen Weissweine fällt:
L'Anima 2010, Livernano - Radda in Chianti, Schraubverschluss, Cuvée aus Chardonnay, Sauvignon Blanc, mit geringen Anteilen von Voigner und Gewürztraminer

helles Strohgelb; changierende Nase mit (typischen) Komponenten der beteiligten Cuvéepartner, ca. 2 Stunden nach dem öffnen als harmonische 'Spätlese', davor und danach eher in Einzelteilen; am Gaumen entgegen der teilweise üppigen Nase eher stoffiges Mittelgewicht, Chardonnay-Basiert, teilweise eher mineralisch, teilweise eher üppig, gute Säure, schöner, komplexer teilweise harmonischer und eleganter Wein, etwas verwirrend; teilweise mittellanger, teilweise sehr langer Abgang korrespondierend zu den Gaumeneindrücken - 16-17/20 op

Am besten mit etwas Belüftung gute 2 Stunden nach dem Öffnen des Schraubverschlusses - mineralisch-aromatischer Wein, der vllt. noch nicht ausgereift (sowohl der Jahrgang, als auch die Cuvée) ist, aber alles andere als uninterressant oder langweilig. Für die Toskana fast schon ein Ausnahmeweisswein.
Sieht man jedoch zusätzlich noch den Preis von 21 € ab Hof im Kontext, so wäre mir das Gebotene dem Grunde nach zu wenig.

... gestern im Glas ...

Casamatta 2010, Testamatta / Bibi Gratz - Fiesole, reinsortiger Sangiovese

Mittelrot mit Rubunroten Reflexen; Kirsche und Veilchennoten, leicht Würze; am Gaumen mittelgewichtig, angenehm spröd-würzige Kirschfrucht und ebenfalls leicht florale Noten, feinherbes Tannin, dazu die passende erfrischende Säure; mittellanger fruchtig-würziger harmonischer Abgang - 15,5-16/20 op

Eine schöne Sangiovese, jetzt gut zu trinken. Stimmiger Essensbegleiter für herzhaft-würzige Küche. Bei Preisen von 6-7 € sehr zu empfehlen.

Servus!

Ich hab mir mal das SZ-Degustationspaket Herbst 2012 schicken lassen, um einfach mal zu sehen, was Fachleute und MV´s so empfehlen.

Ohne groß nachzudenken probierte ich als erstes den „Italiener“: Tenuta Carlina, Barengo, La Togata, 2007, Toskana/Montalcino!

Direkt ins Glas, noch sehr kühl, als Begleitung zum Essen: Angenehme Blume, würzig am Gaumen, schöne Frucht, merklich Holz, aber richtig gut, der erste Eindruck war richtig gut, das ist ein Kandidat auf 90+ Punkte!
Ich habe mich zugegebenermaßen schon oft geirrt, aber selten so wie hier und das finde ich ehrlich schade: Nach einer halben Stunde hat der Wein so abgebaut, dass ich gar nicht wusste, wie mir geschieht. Das war einfach nur noch ein belangloser Sangiovese, so wie ich ihn in jedem Supermarkt für ein paar Euro bekommen kann (und nicht für 20 €, wie dieser). Ich ließ den Rest der Flasche stehen und probierte am nächsten Tag wieder, aber es geschah kein Wunder, die Belanglosigkeit blieb.

Wie gesagt: Schade, schade, nach diesem tollen Ersteindruck!

Grüße
Don

Veronelli 2013 bietet momentan den wohl besten Überblick - im Vergleich mit den anderen Weinführern - über die Toskana:
http://michael-liebert.de/weintipps/veronelli-2013-toskana-an-der-spitze/

... gestern im Glas ...

Sciamano Rosso di Toscano 2009 IGT, Mattia Barzaghi - San Gimignano, 100% Sangiovese, nicht stabilisiert, nicht gefiltert

mittleres glänzendes Rubinrot; würzige Beerenfrucht, Sauerkirsche, leichte florale Anklänge, trockene erdige Würze; am Gaumen gute Konzentration, dichte würzige rote Fruchtnoten (Sauerkirsch, Preiselbeeren), leicht mineralisch, erdig-würzige Noten, noch junges leicht raues Tannin, sehr stimmige Säure, angenehm, trinkig; mittellanger bis langer Abgang mit frischer Frucht und angenehm rauem Tannin - 16,5/20 op

Klasse Wein, dieser 'Schamane', so wie ich Sangiovese (als Essensbegleiter) liebe, knackig, fruchtig, fast tänzelnd mit der richtigen Prise an Würze und Herbheit - Einst haben Chianti Classico mal so geschmeckt, lang, lang ist's her, bevor Merlot & Co. ihren Einzug gehalten haben. Trotz Ausbau in Barrique und Tonnaux ist dies im Sinne von Holzschmincke in keinster Weise present, wirkt wie aus dem grossen Holz. Der Wein verändert sich derzeit ständig in der Nase und am Gaumen - jetzt trinken und die Jugend geniessen. Auf der Trinkfreudeskala gibts statt 16,5 von mir 18/20

... gestern im Glas ...

Grilli di Testamatta 2003 IGT Rosso, Testamatta / Bibi Gratz - Fiesole, reinsortiger Sangiovese

rel. dunkles Rubinrot mit viel feinem Sediment; Heckenrose und Kirsche, später Rose-Veilchien, Kirsche und Zwetschkennoten, dazu erdige Gewürznoten; am Gaumen recht voll, anfangs recht mineralisch - kühl mit kühler Frucht, später wärmer und würziger, je länger der Wein offen ist, desto mehr dreht die Frucht in überreife Anklänge, erdige Gewürznoten, leicht animalische Anklänge, recht angenhemes im in Teilen abgeschmolzenes leicht raues feinherbes Tannin, sehr stimmige Säure; mittellanger-langer fruchtig-würziger harmonischer Abgang, leicht erdiger Nachhall - 16,5/20 op

Toskanisch verwurzelter Wein, recht gut zu trinken, am schönsten direkt nach dem Öffnen, austrinken.

.. vor kurzem im Glas ...

Zingaro Rosso di Toscano 2010 IGT, Mattia Barzaghi - San Gimignano, 100% Sangiovese, nicht stabilisiert, nicht gefiltert

etwas stumpfes Mittel-/ Rubinrot; gereifte rote Frucht, viel würzige Anklänge; am Gaumen knapp mittlere Konzentration, wieder gereifte mürbe rote Frucht mit (ge-)würzigen Noten, leichtes ausgereiftes Tannin, passende Säure, schon recht weit gereift; knapp mittellanger Abgang mit mürber Frucht und Säureschwänzchen - 14-14,5/20 op

Im Gegensatz zum 'grossen' Bruder, dem Sciamano, zeigt sich dieser Sangiovese als recht typischer, wenn auch einfacher, schon weit gereifter Essensbegleiter.

Gestern war im Adler - Aperg eine Weinverkostung von Leonardo Brunetti.
Der Vater ist im Frankfurter Raum als Promi-Wirt vom Haferkasten bestens bekannt.
Zum Apero gab es einen Aulo Rosé (80% Sangiovese und je 10 % Syrah und CS)
Dazu gab es seine Basisweine Aulo Bianco (50% Clairette, je 25% Vermentino + Chardonnay)
Das Menü des Adlerwirtes bestand aus einem Steinbeiserfilet, dazu präsentierte Leo einen 2011er Vermentino, der in Meeresnähe prächtig gedeiht, mit seiner Frische und Säure
ein perfekter Begleiter.
Zum Brasato gab es einen 2011er Sangiovese mit viel Frucht und Finesse.
Zum Abschluß konnten wir seine Spitzenweine 2007er Brunetti (zu gleichen Anteilen
Merlot, Sangiovese und CS) und 2007er Marze Rosso, eine Bordeaux Cuvee, probieren.
Beide Weine sind 18 Monate im Barrique gereift.
Diese Weine der Azienda Agricola sind noch ein Geheimtip, hier stimmen Preis-Leistung.
Gruß Peter