Vino Nobile / Rosso di Montepulciano

Vielleicht solten wir das eine oder andere einfach weniger als Doktrin verstehen (sowohl beim Schreiber wie beim Leser).

Ich habe nicht wirklich tiefe und breite Erfahrung mit Italienern und speziell mit Toskana. Was mich in den zurückliegenden Jahren etwas davon abbrachte waren eben völlig überholzte und nicht selten auch extrem getoastete Weine, die mir den Spass verdarben (aber der Trinkspass kommt mit anderen Weinen seit kurzem wieder stark auf).

Und ein paar Weine von Poliziano (VNdM sowie den Asinone) habe ich in Erinnerung als eher weich, geschliffen, ohne Ecken und Kanten, weniger Charakter zeigend aber dafür eher trinkig (auch für meine Frau).

Barrique-Weine habe ich häufig im Glas. Aber sie (die Fässer) sollten eher gebraucht sein und nicht zu stark getoastet (leider finde ich diese starke Toastung in vielen Weinbauregionen, die mich interessieren - auch BDX ).

Kennt jemand den Vino Nobile di Montepulciano von Icario? Ich hab eine Flasche 2007 geschenkt bekommen. Auf der Website sieht das Ganze nach einem ziemlich ambitionierten Weingut aus, insbesondere architektonisch. Kann man daraus in positiver oder negativer Hinsicht auf den Wein schließen? Ich weiß, ich muss es selbst ausprobieren , aber vorher interessiert mich natürlich die Forumsmeinung, insbesondere weil ich alles andere als Vino Nobile Experte bin.

Icario kenne ich. Dieses Gut wird in der Schweiz seit einigen Jahren von der Selection-Schwander (MW) vertrieben. Ich habe den 05er und 06er probiert und jeweils auch gekauft. Der Wein bietet in meinen Augen sehr viel Qualität zu einem bescheidenen Preis. Zwar fährt man auf dem Gut auch Ferrari doch ich denke, die Kohle war schon da bevor der Wein da war (reine Mutmassung). Aus meiner Sicht ist Icario absolut empfehlenswert.

Gruss,

Adrian

Vielen Dank, Adrian. Hört sich ganz gut an. Ich werde ihn in den nächsten paar Monaten mal probieren. Das Icario Olivenöl habe ich schon probiert. Das schmeckt sehr gut .

Die letzten Tage im Glas gehabt: Poliziano VNdM 2004

Im Glas tiefdunkles Rubinrot. In der Nase herrliches Bouquet von Zypressen, schwarzen Beeren und mediterranen Kräutern. Wenn man die Augen schließt und eine Nase voll nimmt, kommt ein richtiges Toskana-Feeling auf. Am Gaumen konzentrierter und komplexer Stoff mit straffer Tanninstruktur. Aromen von schwarzen Beeren, schwarzen Kirschen, Wacholder, mediterranen Kräutern und frisch Gegrilltem vom Holzkohlegrill. Im ewig lang anhaltendem Abgang Kräuternoten und ein Hauch von Kakao. Toller Stoff! Ich habe den Wein zu Beafsteak genossen... eine wunderbare Kombination!

Habe den Wein heute nach vier Tagen im Glas (aufbewahrt im Kühlschrank mit Vakuum-Stopfen) und er zeigt eine fast unveränderte Contenance.

Bewertung: 93 DP

Hallo zusammen,

mit knapp 7 CHF bei ALDI Suisse (wohl nicht permanent im Programm) ein ordentlicher Tropfen:

VNdM 2007, Piccini
Sangiovese Grosso, Canaiolo; 13% alc.

In der intensiven, angenehmen Nase Aromen nach schwarzen Waldbeeren erkennbar mit etwas ätherischen Nuancen. Nach einigen Stunden ändert sich die Frucht in Richtung schwarzer Kirsche. Dazu gesellt sich etwas röstiges Holz mit Vanille. Passt recht gut zusammen. Am Gaumen knapp mittlerer Extrakt, eher mild, recht röstig-vanillig mit gutem Tannin. Ohne diese Röstnoten wäre der Wein wohl sehr einfach. Damit bekommt er zumindest etwas Extrakt und Struktur. Recht harmonisch, angenehm. Guter Abgang. Ein ordentlicher Wein der vom Holz geprägt wird (aber nicht extrem herb-röstig ist) und dem die Frucht am Gaumen etwas fehlt und damit für mich nicht als Sangiovese erkennbar ist. Dennoch sauber und wirklich ordentlich. Für den Preis gemessen an der regionalen Abstammung absolut ok und er hat meine Erwartungen übertroffen. Anfang der 80er OpfP. Ein paar Stunden Luft schaden nicht.

Zum Grillen gestern (Rib-Eye-Steak) gab es als ersten Wein den 2007 Vino Nobile di Montepulciano von Icario, über den wir oben schon ein wenig gesprochen hatten. Da es nach Sonnenuntergang dann doch recht kühl draußen war, haben wir den Wein vielleicht etwas kühl getrunken, was ihm aber nicht allzu sehr geschadet hat.

Ein sehr angenehm zu trinkender Vino Nobile in recht typischer Art, nach meiner limitierten Erfahrung geschmacklich irgendwo zwischen Tradition und Moderne. Die Sangiovese-Traube war jedenfalls ohne Probleme erkennbar. Laut Website wird entrappt, eine Malo durchgeführt und der Wein danach für 18 Monate in Barrique und 500l Holzfässer gelegt. Nach der Abfüllung kriegt er nochmal ein halbes Jahr Flaschenreife, bevor er in den Verkauf geht. Eine Flasche habe ich noch, die probiere ich vielleicht in zwei Jahren wieder.

Bei Einladungen kriegt ich irgendwie ziemlich oft toskanische Sangiovese kredenzt, wodurch ich immer mehr auf den Geschmack komme . Heute gab es einen 2005 Vino Nobile di Montepulciano von Salcheto, einem Gut, das ich natürlich mal wieder nicht kannte. Rausfinden konnte ich, dass die Azienda ca. 33 ha in Montepulciano und in den Colline Senesi bewirtschaftet. Der Wein war nicht aufregend, was ich aber als positiv empfunden habe in dem Sinne, dass er guten und durchaus anspruchsvollen und vor allem unaufgeregten Tringenuss bei unverkennbarer Sorten-Typizität bot.

Hallo Stephan,

deine VKN zum Nobile von Salcheto klingt doch sehr gut - angenehm unaufgeregt und klassisch - und m. E. ist Salcheto einer der sehr guten Produzenten in Montepulciano, einer der auf Qualität, Tradition und gleichzeitig Innovation setzt. Auch Dei ist hier bei mir noch positiv besetzt.

Eher schlechte Erfahrung hatte ich vor kurzem mit folgendem Exemplar

Vino Nobile di Montepulciano 2006, Azienda Casale Daviddi - Montepulciano, 90% Sangiovese, 10% Canaiolo und Mammolo

obwohl ich hinsichtlich Sangiovese doch einiges gewohnt bin, war dieser Genuss eher keiner - und das aus einem nominell sehr guten Jahr. Etwas unsaubere Aromen, etwas mostig, säuerlich/dünn und unreif in den Tanninen, kurz im Abgang 13/20 op.

Ich hatte irgendwie den Eindruck, der Zenit ist schon überschritten, oder es könnte ja eine Ausreisserflasche gewesen sein, aber dafür waren die unsauberen Töne zu sauber - obwohl, vielleicht stellt der Weine eine gelungene Begleitung zu einer billig Thunfissch-TK-Pizza mit Tabasco dar .

edit:
Soeben habe ich kurz folgendes gegoogelt:

Der Vino Nobile des Jahrgangs 2006 ist allgemein von der Zeitschrift "Der Feinschmecker" als "groß" (bestmögliche Note) bezeichnet worden. Im Daviddi finden wir dieses Prädikat in einem außergewöhnlich leckeren Geschmack, mit dem delikaten Bukett von Waldfrüchten und Veilchen wieder. Daviddi baut seinen Vino Nobile länger als andere, nämlich 26 Monate in slavonischen Eichenholzfässern (25 und 50 hl) aus, bevor er in die Flasche gezogen wird, in der er mindestens weitere 6 Monate lagert. Erst anschließend gelangt der Wein in den Verkauf. Dieses garantiert die besonders harmonische Samtigkeit.
Bei diesem Vino Nobile handelt es sich um keine Massenproduktion, sondern um einen exklusiven und edlen Wein von begrenzter Menge. Etwas Besonderes für den Genießer, der den erlesenen Geschmack dieses Daviddi Spitzenweines im Wissen um seine Herkunft und Machart zu schätzen weiß. (Noch) ein echter Geheimtipp.

Das ist (natürlich) ein Zitat aus einer Händlerwerbung, aber falls dies jemand bestätigen könnte, bitte ich um Mitteilung im Forum.

Rätsel gibt mir der 2006 Vino Nobile di Montepulciano Grandi Annate von Avignonesi auf, den ich letztens probieren konnte. Ich kenne den Grandi Annate aus anderen Jahrgängen nicht, nur den einfachen Vino Nobile, der mir stets zuverlässig, wenn auch nicht aufregend erschien. Etwas verwundert war ich von der ganz und gar helltönigen und leicht wirkenden Nase, in der eine dominante Himbeernote herausstach, die ich nicht wirklich einordnen konnte. Potenzial für einige Eleganz war erkennbar. Aber derzeit erschien mir der Wein einfach etwas leichtfüßig für seine Herkunft. Ich vermute, dass ich in ein paar Jahren nochmal zu einem Glas eingeladen werde und bin gespannt, was einen dann erwartet.