Gaston hat geschrieben:... dass es sich um eine Genossenschaft handelt und er im Handel um die 12 Euro kostet. Also nichts Besonderes, aber wohl auch keine Massenplörre.
Ich bin ja nun, was italienische Weine angeht, ziemlich unbeleckt, aber dass ein Chianti Classico so schlank (andere sagen "dünn" dazu
) sein kann, überrascht mich doch. Ich persönlich als überwiegend Cool-Climate-Trinker kann damit sehr gut leben, aber ist das typisch? Sollte ein Chianti Classico nicht mehr "Wumms" haben?
Nunja,
Geografico ist die wohl grösste Genossenschaftskellerei in der Toskana und einige der Etiketten sind eventuell zur Massenplörre gut geeignet. Die Trauben kommen von 200 Vertragsbauern aus der Toskana rund um Siena, dem Classico, wie: Radda, Gaiole, Castellina und angerenzenden Regionen, wie Maremma, Montepulciano, Montalcino ...
Der mittlere Jahresausstoss liegt bei ca. 2.8 Mio Flaschen, irklich klein ist das nicht mehr, davon ca. 600.000 CCl und CCl Riserva, 1.2 Mio Chianti und 500.000 einfache Rosso und Bianco IGT. Der weitere Ausstoss verteilt sich auf Maremma (Morellino, Vermentino), Montepulciano (VNdM, Rosso), Montalcino (Brunello, Rosso), Supertuscans, San Gimignano (Vernaccia), Vin Santo ...
Anders als in Südtirol stehen Toskanische Genossenschaften nicht in dem Ruf qualitative Vorreiter der Region zu sein. Gern auch mal mehr Masse als Klasse - dennoch kann man Geograficos CCl u.a. Weine im neuen Jahrtausend durchaus unfallfrei trinken.
Ob Chianti Classico eher schlank sein sollte oder mehr Wumms haben? Meine unzweifelhafte Antwort: Sowohl, als auch
- es gibt beides.
Schlank, oder besser nicht erschlagend, war bis in die 90er noch ein weit verbreiteter Stil - so zumindest vor Ort - wo der Wein noch als Essensbegleiter diente und 12,5% alc. eher die Regel als die Ausnahme waren.
Sicher sind viele der modernen Chianti Classico mit der Zeit in Richtung mehr Konzentration, mehr Alk., mehr kleines Holz, usw. abgedriftet; inzwischen, oder auch immer noch, gibt es aber einige, die mehr auf aromatische Transparenz und Eleganz setzen - auch wenn mit dem wärmeren Klima die Gradationen jetzt eher ab 13,5% als normal zu erachten sind.
Bei Geografico ist der 'schlanke' Stil aber wohl auch eher hohen Erträgen geschuldet, die gerne am oberen Limit der nach DOCG/DOC zulässigen liegen dürften. Auf der Homepage werden jedenfalls keine Erträge/ha zu den Weinen vermerkt - i.d.R. weisen die Produzenten diesen gerne dann aus, wenn dieser deutlich unter den zul. Max.erträgen liegt - so vong Qualität durch Selektion her
Aber mit deiner Auffassung, mit eher 'Schlank' gut leben zu können, stehst du auch nicht unbedingt alleine