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Re: Supertoskaner

Mo 9. Jul 2018, 21:37

Hier noch ein Blind - Degunachtrag von Anfang dieses Jahres mit einem Bordeaux Pomerol Pirat:
1. Solaia 2008
2. Providence 2009
3. Guado al Tasso 2013
4. Chiappino, Liena Merlot 2012
5. Masseto 2006
6. Castello di Ama, L'Apparita 2011
Fazit, alle Weine waren sehr nahe beisammen. Äusserst schwer zu unterscheiden. Gesamtnote 18
Vor allem die 100 Parker Punkte für den Masseto 2006 sind für mich sehr fragwürdig. Vielleicht kam die hohe Bewertung wegen des hohen Preises zustande?

Re: Supertoskaner

Mo 19. Nov 2018, 09:49

... am WE im Glas ...

Campaccio Selezione 2003 Riserva, Terrabianca (Robert Guldner) - Radda in Chianti; NK, Cuvée 50% CS, 50% Sangiovese;

fast opakes, leicht rübes Rubinrot, kleiner Wasserrand; dicht gewirkte Nase mit roten und blauen gereifte Fruchtnoten (Amarena, Sauerkirschgelee, Zwetschkenröster, Johannisbeergelee), etwas Leder, Zigarrenkiste und Kaffee; am Gaumen kräftig und dicht, warm wirkend, dichte reifte Fruchtnoten korrespondierend zur Nase, tendenziell gewisse Überreife, dazu gut integrierte Ausbaunoten (Barrique), wie Leder, schwarzer Kaffee und etwas Fass, samtiges warmes Tannin, noch ausreichend stützende Säure, sehr rund und auch gefällig, für mich wenig Toskane-Typizität, dennoch sehr guter Wein; langer - sehr langer Abgang auf (über)reife Fruchtnoten und warmes Tannin - 17-17,5/20 op

Ein wohl eher gelungener Supertoskaner für das Jahr 2003, allerdings für meinen Geschmack wenig toskanische Typizität. Wer den weichen kräftigen runden eher säurearmen Stil mag, für den wäre die Bewertung wohl eher bei 17,5-18/20 op. Für mich, selbst unter Berücksichtigung der Reife, zu wenig Kanten.

Re: Supertoskaner

Mo 19. Nov 2018, 20:32

seit dem Wochenende im Glas
Baia al Vento Superiore 2009 von Campo Al Mare

Tag 1: sehr verhaltene Nase, ziemlich penetranter Klebstoff der alles umhüllt. Abgang staubig und kurz.
Tag 2: die Nase macht auf. Das Bordeauxglas ist zu klein, ab ins Burgunderglas. Es tut sich etwas. Der Wein braucht Luft. Es kommen dunkle Früchte hervor, tiefe Noten nach Brombeeren und Heidelbeeren. Das lässt hoffen. Wenn der Gaumen auch so fantastisch ist wie die Nase, dann lohnt sich das warten. Der erste Schluck. In der Mitte der Zunge bricht der Wein ab. Trocken, adstringierend, immer noch staubig und kurz. Schade.
Tag 3: Die Nase ist wieder verhaltener, nicht mehr so voll und tief. Eher konzentriert, eine leichte Süße macht sich im Hintergrund bemerkbar.
Also nochmals.
Der Wein schafft es wohl nicht über die Mitte der Zunge, vielleicht eine Spur besser als gestern, aber von gut weit entfernt.
Leichte Frucht auf der Zunge und weniger trocken. Enttäuschend.
Einen Tag 4 traue ich ihm nicht mehr zu, er wird wohl die nächste Sauce verfeinern.

Jetzt weiß ich warum der Wein im Abverkauf war.
Für Spaßtrinker keine Empfehlung, möglicherweise kann man aus dem Wein mehr herauslesen, wenn man sich ihm mehr widmet.
Mir ist das zu anstrengend.

Re: Supertoskaner

Di 20. Nov 2018, 09:25

Hallo Gerhard,

habe nach deiner VKN mal den cellartracker dazu gecheckt. Der Baia al Vento gehört sich anscheinend innerhalb der ersten 6 Jahre zu trinken, danach gehen die Kommentare richtung alkoholisch, überreif, etc. und die Wertungen gehen allgemein deutlich nach unten ... scheint dann m.E. am "winemaking" zu liegen. Modern gemacht und Früh zu trinken?

Ich habe noch eine Magnum des Campo al Mare aus '11, quasi der Zweit- oder Gutswein. Werde den wohl besser dieses Jahr noch aufziehen, für Normalflasche dieses Weins scheinen wohl auch ca. 6 Jahre angebracht zu sein, mag man der Schwarmintelligenz trauen - über die 6 Jahre bin ich dann auch schon drüber, ist aber 'ne Mag', vllt. hilft's ...

Re: Supertoskaner

Mo 3. Dez 2018, 11:04

... am WE im Glas ...

Tenuta di Valgiano 1999 Colline Lucchesi (Rosso) DOC, Tenuta di Valgiano - Valgiano (Lucca), NK, Cuvee 60 - 65% Sangiovese, Syrah und Merlot (zu gleichen Teilen);

A nose that expresses elegance and aromatic refinement. Fragrant aromas of ripe fruit with hints of spices and minerals, an intense and enduring bouquet. The volume on the palate is delightful with the pleasants sweetness of the fruit, the structure develops with a dense texture of mature, soft tannins that ensure length and a pleasantly delicious aftertaste. A balanced, high-class wine that will develop over the next twenty years.

... das sagt der Produzent selbst und das kann ich nur bestätigen für den 1999er! Und eigentlich steht er erst am Anfang seiner Trinkreife - 99 war in der Toskana aber auch ein recht tanninbeladenes Jahr. - 18-18,5/20 op

Ob das Terroir, international oder einfach nur geil ist, ist als Meinung jedem überlassen, der den Wein schon im Glas hatte.

Re: Supertoskaner

Fr 25. Jan 2019, 20:25

"Supertoskaner" ist ja kein wohldefinierter Begriff, aber ich hoffe, ich liege nicht allzu falsch, wenn ich

Castello di Fonterutoli, Siepi 2007

aus dem Hause Mazzei hier einsortiere. Interessanterweise findet die hiesige Volltextsuche den nicht gänzlich unbekannten "Siepi" genau zweimal, und ein Ergebnis betrifft sogar den 2007er. Das sehr knappe Fazit dort lautet:
Oh Dae-Su hat geschrieben:Castello di Fonterutoli Siepi IGT 2007 (+) 69,00 Euro
Guter Wein, sehr konzentriert, mehr aber nicht, aberwitziger Preis
Dieser "halbe Verriß" (darf ich das so sagen?) gibt nicht das wieder, was ich gestern im Glas hatte. Soviel vorab: Selbst 69€ halte ich nicht für aberwitzig; die knapp 50€ "Freundschaftspreis", die er mich gekostet hat, sind sicher locker angemessen. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß der Wein sich Ende 2011 aufgrund der Jugend wenig aufregend präsentiert haben könnte.

Der 2007er ist aus je 50% Sangiovese und Merlot gemacht. Die Robe ist ein sehr dunkles und dichtes, gerade noch transparentes Granatrot. Keinerlei Aufhellungen oder Verfärbungen sind zu erkennen. In der Nase zeigen sich dunkle Beeren, "warm/leicht süßlich". Sehr fruchtbetont, keine Tertiärnoten. Tannenzapfen, Rosmarin, Assam. Ein klein' wenig Holz und dunkle Schokolade. 10' bin ich nur dabei, dieses Vexierbild zu erschnuppern.

Am Gaumen finde ich kräftige, sehr feine "pulveroso" Tannine. Tolle Frische. Kraftvoll, aber sehr fein und elegant. Alle Aromen aus der Nase. Ganz zuletzt im langen Abgang - mit Verzögerung - ganz leichtes animierendes Bitterle.

Sehr, sehr gut!
Tolle Balance und Frische, Kraft und Eleganz, Komplexität und Länge.

Wenn man sehr kritisch sein möchte, könnte man zurecht behaupten, daß der Wein nicht besonders eigenständig, "international" oder sogar austauschbar sei. Allerdings dürfte das für über 999‰ gelten, und ich bin nicht gewillt, einem Wein deshalb die zweifellos vorhandene Klasse abzusprechen.

Re: Supertoskaner

Mi 30. Jan 2019, 17:11

Aus 2003 stammend hatte ich nicht die allergrößten Erwartungen an diesen Supertoskaner, hat sich aber erstaunlich gut gemacht bzw. gehalten:

Bild

Re: Supertoskaner

Mo 22. Jul 2019, 09:18

olifant hat geschrieben:Hallo Gerhard, ... Ich habe noch eine Magnum des Campo al Mare aus '12, quasi der Zweit- oder Gutswein. Werde den wohl besser dieses Jahr noch aufziehen, für Normalflasche dieses Weins scheinen wohl auch ca. 6 Jahre angebracht zu sein, mag man der Schwarmintelligenz trauen - über die 6 Jahre bin ich dann auch schon drüber, ist aber 'ne Mag', vllt. hilft's ...


Campo al Mare 2012 Bolgheri Rosso DOC, Tenute Campo al Mare (Ambrogio e Giovanni Folonari Tenute S.a.r.l.) - Castagneto Carducci, NK, 14,5%, Magnum, Cuvée Merlot 60%, Cabernet Sauvignon 20%, Cabernet Franc 15%, Petit Verdot 5%, 12 Mon. gebr. Tonnaux

dichtes fast opakes Rubinrot, violetten Reflexe; würzige reife rote Waldbeeren (Brombeeren, Heidelbeeren) und Früchte (Zwetschke, Maulbeere), etwas heisse Macchia, etwas exotische Würze (Zimt, Macis) und schön integrierte dezente Kokosnoten (... kennt ihr Klebreis mit dicker Kokosmilch ;) ); am Gaumen aromatisch dicht und expressiv, kraftvoll, den Naseneindruck aufnehmend und verdichtend, schöne dichte reife würzige Frucht, feines Leder und orientalische Würznoten (CF ?), auch wieder schmeichelndes Kokosnoten, dichtes samtiges reiches Tannin, harmonisch abgepuffert von leicht fruchtiger Säure, sehr schöne Struktur und Balance, komplex, tief, würzig und trinkanimierend; langer bis sehr langer animierender Abgang auf würzige Frucht und samtiges Tannin - 17,5/20 op

Genau im richtigen Trinkfenster erwischt - durchaus sehr schön gemachter, etwas moderner Bolgheri Rosso. Die Merlotbetonung fällt keineswegs unangenehm aus, ein hinterhältiger Charmeur. Sehr schön zum BBQ und auch solo danach.
Es fällt einmal mehr die Ausgewogenheit des '12er Jahrgangs auf. Schöne reife, ausgewogene Struktur. 14,5 Vol.% Alc. zu keiner Zeit, auch mit höherer Trinktemperatur, spürbar.
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Wein aus heissen Jahren eine ziemlich fette Schnecke ist und dann eher beschwerlich zu trinken und satt machend ausfallen kann.

Re: Supertoskaner

Mo 25. Nov 2019, 08:17

Am Wochenende im Glas

2015 Castellare di Castellina “I Sodi di San Niccoló”

Der Wein braucht erstmal ordentlich Luft, um sich seiner Aromenfesseln zu entledigen.
Aber dann beschenkte er mich mit einem wunderschönen Bouquet. Von Himbeeren, Sauerkirschen über Erde und leichtem Tabak bis zu Kräutern und Rauch. Dermaßen schon balanciert – ich hätte permanent nur riechen wollen.
Am Gaumen packt er dann recht ordentlich zu mit der Castellare-typischen und nicht zu zimperlichen Säure. Die Tannine feinkörnig präsent. Die Nasen-Aromen zeigen sich wieder mit immer mal durchscheinender reifer, süßer Frucht.
Der Abgang gestaltet sich dann mit menthol / ätherischen Charakter, der ziemlich lange haften bleibt. Der Wein hat gute Struktur und definitiv die Anlagen für ein langes Leben. 95 Punkte - Das Bouquet ist kaum zu überbieten....

Gestern, am 2. Tag dann nicht mehr so harmonisch, nicht mehr so expressiv. Die Tannine schlängeln sich in den Vordergrund und sorgen hinten raus für straffe Adstringenz, die den Mund fast austrocknen lässt.
92+ Punkte

Zumindest in der jungen (Frucht-) Phase habe ich bisher eigentlich noch keinen Rotwein erlebt, der nach dem 1. Tag nicht abgebaut hätte. So auch hier.

Re: Supertoskaner

Sa 1. Feb 2020, 20:30

Caiarossa Toscana IGT 2013 14% Alkohol, biodynamique, gleicher propriétaire wie Château Giscours Margaux
P&P bei 14°, dann im Verlauf von 3 Stunden chambriert bis 20°
Interessante Rebsortenzusammensetzung: 25% Cabernet Franc, 21% Merlot, 19% Sangiovese, 18% Cabernet Sauvignon, 8% Petit Verdot, 6% Syrah und 3% Alicante.
Die anfängliche Frische bekommt dem Wein sehr gut. In der Nase viel rote und schwarze Kirsche, reife, aber nicht überreife Feige, etwas Lakritze, am Gaumen neben Kirsche und Feige auch etwas milder weißer Pfeffer.
Langer Abgang auf Pflaume, (Sauer)Kirsche, Pfeffer, mit steigender Temperatur leicht brandig, also besser bei 16 bis maximal 18° trinken!
Gesamthaft ähnlich einem sehr guten, aber ein wenig atypischen Bordeaux aus einem heißen Jahr, unterscheidet sich nicht stark vom Pontet Canet 2003, den ich zuletzt vor zwei Jahren im Glas hatte.
Die Bewertungen durch Parker, Suckling, WS und Falstaff (94 his 95 Punkte) sind etwas hoch gegriffen, aber 92 bis 93 Punkte verdient der Supertoskaner allemal.

48 Stunden später, bei 18°: Der Wein hat das leicht Brandige im Abgang fast vollständig abgelegt. Was bleibt, ist ein Barriquetoasting, gepaart mit einer Amarenanote, wahrscheinlich vom Sangioveseanteil. 93 Punkte
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