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Re: Supertoskaner

Sa 29. Aug 2015, 19:45

Hallo Forum,
Und nun ist bereits die letzte Flasche dran:

Ilatraia, 2006, Brancaia

Er ist so wunderbar gereift! Tabak und würzige Noten in der Nase, seidene Tannine, wenig Säure, dunkler Früchtebeerekompott, ewig anhaltend, so schön. Fleischige Struktur, zum reinbeissen, schöner Schmelz, grosser Trinkfluss (ist grammatikalisch eigentlich kein Satz). Er hat sich zum Abschied auf seiner absoluten Höhe gezeigt und verdient heute 95/100 Punkten.

Grüsse aus der bumm bumm streetparade city zūrich
Sacha

Re: Supertoskaner

Di 8. Dez 2015, 11:45

Schon lange mal wollte ich einen Wein von Monteverro trinken, weil es mich interessiert hat, wie das schmeckt. Kaufen wollte ich mir die Weine aber nicht. Jetzt hatte ich mal die Gelegenheit, den Monteverro 2010 zu trinken und muss sagen, der ist enttäuschender als ich vorher gedacht hatte. Blueberry Milkshake mit gaaaanz viel Vanille drin. Das klingt jetzt etwas klischeemäßig abwertend, aber ganz ernsthaft fand ich den Wein nicht gut gemacht. Der ist für mich unglaublich generisch und darauf aus, als imposanter Rotwein Eindruck zu schinden. Was ihm nicht gelingt. In größerer Runde waren ein, zwei Leute am Tisch (alles eigentlich Liebhaber imposanter Rotweine) zunächst ganz angetan ob der Fruchtintensität. Mit der kräftigen Extraktsüße und den kräftig extrahierten Tanninen im Mund konnte aber niemand was anfangen. Die Gläser blieben erstaunlich lange voll.

Nachgeschenkt haben wir uns alle lieber vom Ampeleia 2009, der für mich zeigt, wie man zu einem Viertel (!!!) des Preises des Monteverro einen intensiven, trotzdem aber hervorragend trinkbaren und auch zum Essen geeigneten Wein aus der Maremma in die Flasche bringt. Der ist noch recht jung, aber schien auf einem sehr guten Weg zu sein und war ganz zugänglich. Offen gesagt war er für mich auch deutlich komplexer als der Monteverro mit seiner klotzig-protzigen Art.

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Re: Supertoskaner

Mi 9. Dez 2015, 14:05

Hallo Stephan,

Weine von Monteverro haben mich ebenfalls schon öfters ratlos am Verkostungstisch zurückgelassen. Nun gut, richtig gereift kenne ich die nicht. Geht ja auch eher nicht ;-). Gepflegte LANGEWEILE, ist was mich betrifft, das beste was mir stets einfällt. Der Chardonnay kann meiner Meinung nach schon ganz gut sein, wenn es einem mal nach was molligem und kräftigem dürstet. Die Summen, die auch für den Chardonnay aufgerufen werden, würde ich niemals hinlegen wollen ....

Besten Gruss

Chris

Re: Supertoskaner

Sa 9. Jan 2016, 16:25

... gestern im Glas ...

Tenuta di Castiglioni 2006 IGT, M.d.Frescobaldi (Tenuta di Castiglioni) - Montespertoli, Supertoskaner Cabernet Sauvignon, Sangiovese und Merlot, firmiert seit Jahrgang 2009 unter dem Namen Tenuta Frescobaldi di Castiglioni.
Seit Jahrgang 2007 Cuvée-Angabe d. Produzenten 50% Cabernet Sauvignon, 30% Merlot, 10% Cabernet Franc und 10% Sangiovese.
Die sehr würzigen Fruchtnoten dürften aber bereits beim 2006er auf Beteiligung von Cabernet Franc schliessen lassen.

sattes Rubinrot; blauschwarze aromatisch-würzige Frucht (Brombeere, Cassis, Pflaume, Kirsche), dazu leicht weihnachtliche Gewürznoten (Vanille und Zimt) und Kakao; am Gaumen aromatisch-würzig sehr dichtes Mittelgewicht, das Aromenspiel der Nase wiederholt sich auf angenehme und nicht zu aufdringliche Art mit viel reif-würziger Frucht, gepaart mit feinen Gewürznoten und Schokoladenkaffee, dichte samtig weich gereifte Tannine mit sehr schön integrierter (toskanischer) Säure, sehr harmonisch, baut mit Belüftung sehr schmeichelnd aus, angenehmer Essensbegleiter; zunächst mittellanger, mit Belüftung langer animierender Abgang auf würzige Frucht und samtiges Tannin - 17-17,5/20 op

Rel. preiswerter Supertoskaner, der die nun 9-jährige Reifezeit dankend angenommen hat. Noch vor 3 Jahren war der Wein eher abweisend und kaum schmeichlerisch.

Re: Supertoskaner

Fr 29. Jan 2016, 09:27

... gestern im Glas ...

Quercegobbe Merlot 2008 IGT, Petra - Suvereto, 100% Merlot, 80% Ausbau in 600l Tonnaux und 20% Barrique

Statt einer eigenen VKN hier die Weinbeschreibung seitens der Petra - Homepage:
Intensiv rubinrote Farbe mit lebhaften, chromatischen Noten. Im Bouquet rote Früchte mit feinen Gewürztönen und balsamischen Noten von Myrthe und Eukalyptus. Am Gaumen hochelegant dank einer frischen Würze und betonter Mineralität, tiefgründig mit feinen und süffigen Tanninen. Ausgewogener Körper, eine schöne Saeure. Langanhaltend, kraftvoll und harmonisch im Abgang.

Natürlich ist da ein guter Schuss Lyrik dabei und ein paar zusätzliche Eindrücke hatte ich durchaus, wie z.B. viel Blaubeeren in der Nase und auch einige am Gaumen, hier auch eine gewisse mineralische Eleganz, aber eigentlich schliesse ich mich grundlegend an - 17-17,5+/20 op

Sehr schöner Wein, der nicht (nur) auf Power, sondern auf hintergründige Finessen angelegt ist. Die Power sitzt vorallem in der absolut g e i l e n Nase.
M.E. kann der noch weiter reifen, auch wenn er wohl gerade beginnt sein Fett etwas zu verlieren. Ich denke, dass der durchaus noch sehr spannend reifen können sollte und sich dabei noch weiter entwickeln wird.

Re: Supertoskaner

Di 1. Mär 2016, 09:09

... gestern im Glas ...

Fianesco IGT 2007, Fattoria di Fiano/Ugo Bing - Certaldo (FI), Cuveé Merlot, Sangiovese, Colorino, Syrah, Cabernet

dunkles trübes Rubinrot - viel feines Sediment (leider aufgewirbelt), sowohl mit violetten als auch beginnend ziegelroten Reflexen; sehr würzig-ätherisch-balsamische rot-blaue Frucht wie Maulbeere und aromatische Kirsche, Pflümli, Zimt, Nelke; am Gaumen aromatisch konzentriert, würzig-fruchtig-dicht intensiv ätherisch-balsamisch korrespondierend zur Nase, angenehm verwobene Gewürznoten (Zimt, Nelke, Macis), dazu angenehm fassige Noten, reifes samtiges, leicht erdiges Tannin, feine reife Säure, angenehmer Druck und immenser Trinkfluss, Tiefe und Komplexität auf verwobener würziger Frucht; langer Abgang korrespondierend zu den Gaumeneindrücken, ausklingend mit feiner Säure und balsamischer Frucht - 17,5-18/20 op

Nachdem mich die Chianti - Variationen nicht zwingend überzeugten, überraschte mit dieses Derivat extrem. Ein für meine Begriffe sehr angenehmer Supertoskaner, bei dem der Barriqueausbau nicht zu vordergründiger Schminke und Austrocknung, sondern zu sehr angenehmer balsamischer Komplexität geführt hat. Zwar nicht zwingend Toskanisch, aber extrem gut mit grossem Trinkfluss zu geniessen, auch oder vorallem als Solist. Jetzt auf dem Punkt.

Re: Supertoskaner

Sa 19. Mär 2016, 16:11

Gestern habe ich meinen Keller "...aia" bereinigt.

Sassicaia 1996: Brilliantes Karminrot, balsamische Nase, mittlerer Körper am Gaumen mit zarter Cassisfrucht, moderater Säure, noch spürbares Tannin, Holz sehr gut eingebunden, gute Länge. Schon noch elegant, aber mit leicht rustikalem Einschlag. (92P)

Lupicaia 1995: Noch dunkles Purpur, die Nase drückt mit Frucht (Waldbeeren) und Menthol, Der Druck setzt sich im vollen, fleischigen Körper fort. Auch hier nicht die so häufig zu findende "Toscana-Säure", das Tannin ist weitgehend abgeschmolzen, die pralle Frucht dominiert hier eindeutig bis in den langen Abgang. Ein völlig anderer Typ als der Sassicaia mit einer Lebenserwartung von sicher noch 10 Jahren. (94P)
Soviel zu der immer wieder kolportierten Aussage, Toskaner könnten nicht reifen.

Eigentlich schade, daß sie jetzt weg sind, die aias.

Grüße
dylan

Re: Supertoskaner

Mi 6. Apr 2016, 08:14

Hallo zusammen,

habe die Tage mal zwei Flaschen aus meinen Supertoskaner-Beständen gefischt, die beide in guten Jahren zu meinem Blindkauf-Repertoire gehören. In diesem Fall war ich mir im Nachhinein dann doch nicht mehr sicher, was die Jahrgangsqualität angeht, daher musste jetzt der Korken raus:

Fontodi Flaccianello 2009 und Isole e Olena Cepparello 2009.

Normalerweise habe ich eine leichte Präferenz für den Cepparello, weil der weniger vom Holz geprägt ist und die Frucht einen Tick besser rauskommt. In diesem Jahrgang ist es aber andersherum. Der Flaccianello ist wirklich sehr gelungen, schön stoffig, perfekt balanciert, da sitzt alles genau richtig. Im Jahrgangsvergleich eher mittlere Gewichtsklasse und auch von der Struktur her nicht übertrieben ambitioniert. Den Alkohol spürt man minimal am Schluss, aber harmlos. Holz ist spürbar, aber nicht zu dominant. Für mich ist das eine Vinifikation, die aus dem Jahrgang genau das Optimum herausgeholt hat.

Beim Cepparello hatte man diesmal - anders als ich ihn sonst kenne - eine nicht ganz so sichere Hand. Die sonst schöne rotbeerige Aromatik wird leider durch eine sehr deutliche Rosinennote getrübt - da sind offenbar doch einige überreife bzw leicht angeschrumpelte Trauben mit verarbeitet worden. (Beim Flaccianello keine Spur davon.) In den 90ern war das vielleicht mal en vogue, aber für meinen Geschmack soll ein high-end Sangiovese nicht an Amarone erinnern. Der Wein hat etwas mehr Struktur als der Flaccianello - vor allem Säure - aber das ist nicht unbedingt zu seinem Vorteil. Am ersten Tag wirkt er auch nach mehreren Stunden immer noch recht "komponentig" und auch der Alkohol ist stärker spürbar als beim Flaccianello, am zweiten Tag hat er sich besser zusammengefunden, aber die Säure sticht immer noch etwas heraus und wirkt nicht ganz reif.

Was beide Weine nicht haben, ist die geschmackliche Dichte und Fülle der großen Jahre - groß sind sie daher beide nicht, aber auf jeden Fall (sehr) gut. Ich würde den Cepparello bei 91 Punkten sehen, den Flaccianello bei 95.

Viele Grüße
Jürgen

Re: Supertoskaner

Di 24. Mai 2016, 07:14

Hallo,

anlässlich der gestrigen Wahlauszählung gab es einen österreichisch-italienischen Wein. Nicht gereut!

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Grüße,

wolf

Re: Supertoskaner

Di 28. Jun 2016, 14:47

Liebes Forum

vor einigen Tagen eine spannende Vertikale von Luce. In kleinem Kreis und alles aus der Magnum eine spannende Erfahrung.
Das mit dem moderaten Holzeinsatz ist natürlich immer relativ zu sehen, so ganz vanille-los war es dann doch nicht ;-)

Die Eindrücke findet ihr hier: http://www.vvwine.ch/2016/06/luce-der-n ... gramm.html

Gruss,

Adrian
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