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Supertoskaner

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olifant

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Re: Supertoskaner

BeitragMi 14. Sep 2016, 08:11

... vor kurzem im Glas ...

Piano del Cipresso Rosso Toscano IGT 2004, Terrabianca - Radda in Chianti, 100% Sangiovese (Herkunft aus 80% Chianti Classico, 20% Maremma), Barrique

glänzendes Mittelrot mit dunklen Kirschroten Reflexen; würzige ätherische Kirschnase, Waldhimbeeren, feiner Tabak, etwas Rosmarin und Oregano; am Gaumen mittelgewichtig, trinkige aromatisch-würzige Kirschen, ätherische Gewürz- und Ausbaunoten mit wiederum Tabak, trockener mediterraner Eichenwald, Trockengewürze und etwas Pfeffer, feine abgerundete beginnend morbide Tannine, perfekt ausbalazierte Säure, elegante Struktur, angenehmer Druck, Tiefe, animierend; langer Abgang korrespondierend zum Gaumen - 17,5/20 op

In bester Trinkreife, abgeschmolzen (leicht morbide) Tannine, Barriquenoten perfekt integriert, nicht trocknend, sehr animierender toskanischer Wein, der sowohl solo, aber auch als hervorragender Essensbegleiter zu würzigen (Hackfleisch) Sugos. Sicher kein Ausbund an Komplexität, dafür in gewisser Weise ätherisch und fast schwebend. M. E. selten, dass Barrique und Sangiovese eine derart gelungene Marriage eingehen, gelungen. Jetzt trinken.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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olifant

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Re: Supertoskaner

BeitragMo 5. Dez 2016, 10:25

... vor kurzem im Glas ...

Ser Niccolo Solatio del Tani IgT Rosso Toscano (o.Jg./Etikett unleserlich), Machiavelli SpA (GIV) - San Casciano Val di Pesa , vermutlich ziemlich reinsortiger Cabernet Sauvignon aus den 90er oder 00ern, da nur bis ca. 2006 in dieser Art produziert; weder das ziemlich zerstörte Etikett (aus Hochwasserschaden ?!), die Lot-Nr., noch der Korken (ohne Jahrgangsbrand, aber halb Durchfeuchtet), ließen einen wirklichen Rückschluss auf den Jahrgang zu.

dichtes Rubinrot mit minimalen mittelroten Randaufhellungen; gereifte Johannisbeeren- / Cassis-Noten, sanfte kräuterige und erdige Anklänge; am Gaumen noch wunderbar aromatisch dicht, viele gereifte dunkle Johannisbeer-/Cassis- und Waldbeerennoten komplex vermischt mit kräuterigen Waldbodenanklängen und Leder, seidig abgeschmolzenes leicht süsses Tannin gepaart / harmonisch ausbalanziert mit der exakt stimmigen toskanischen Säuredosis, harminisch gereift, tief, angenehmer Druck, schöner Trinkfluss; langer Abgang korrespondierend zu den Gaumeneindrücken - 17,5/20 op

Dem Wein haben wir es degustatorisch leicht gemacht, als Tafelwein zu einem sehr dünn geschnittenen, in Olivenöl und Kräutern marinierten, Rinderhüft-Steakletts (nach Van Velsens Rezept) mit getrüffeltem Kartoffelpürree und Ruccola mit Kirschtomaten und Roten Zwiebeln.
Die Marriage zu Steakletts und Kartoffelpürree war in jeden Falle einfach perfekt.

Dieser Wein wurde zumeist nicht sonderlich hoch bewertet, die meisten Jahrgänge um Mitte der 80er Punkte. Also war für mich das Rätselraten welcher Jahrgang es denn nun sein könne. Aus der Reife / Farbe ab Mitte der 90er, aus der Stilistik wohl ein eher normaler bis warmer Jahrgang, je nach Lagerung, die Flasche war aus unbekannter Quelle, könnte wohl von 97, 98, 2000 oder 06 so ziemlich alles möglich sein. Ich würde wohl ob der Harmonie auf einen 97er, in Punkto Aromatik eher auf 2006 tippen.

Wie auch immer, im Zuge einer Sortimentsstraffung irgendwann in Mitte der 00er wurden die ehemaligen IgT-Flaggschiffe des Betriebs, der Ser Niccolo (100% Cabernet) , als auch der damalige Il Principe (100% Pinot Nero), 'kassiert', da diese Weine für normale Käuferschichten wohl eher unverständlich waren. Eigentlich verständlich aus Sicht des GIV, wenn denn 10 - 19 Jahre auf Genuss gewartet werden muss, ist dass was für Freaks, die sich von einem GIV-Betrieb wohl eher nicht angesprochen fühlen, dies aber der wohl üblichen Zielgruppe des GIV - / Machiavelli-Kunden wohl eher nicht vermittelbar ist. Die Macchiavelli-Weine bieten, vorallem der CCL-Riserva, ein sehr gutes PGV, aber dies dürfte auch das Maximum dessen sein, mit dem auch eher unbedarfte Käuferschichten an zu sprechen sind.
Grüsse

Ralf

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hermesbach32

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Re: Supertoskaner

BeitragMo 26. Dez 2016, 22:48

Ca' Marcanda di Gaja Bolgheri 2006

Color:
Clear, medium garnet red;

Nose:
Clean, high intensity,
Primary, secondary and tertiary aromas,
Primary aromas (forrest fruit, raspberry, red currant, black currant, blackberry, red sweet cherry; minerality (earth, ground, soil); spicy notes (liquorice, star anise, cinnemon (after some time and contact with oxidation)));
Secondary aromas (oak notes (smoke, wood (fine!!)));
Tertiary aromas (forrest floor, flesh, leather, earth, coffee, chocolate, farm odour);

Has already ripened a bit, but still potential or at least some years at the peak left;

Palate:
Dry,
High acidity,
High tannin level,
Medium to high alcohol level,
Full-bodied,
High intensity,
Primary, secondary and tertiary flavors,
Similar to the nose, but additionally there are some caramel notes and cherry flavors,
Long, but could be even longer (for this price and quality)

Amazing texture!! Really just perfect!! Soft and intense and complex at the same time!!
Very good ripe tannins, but they should maybe even improve with some aging

Quality: extraordinary
Ripeness: can be drunken now, but could improve even further

Points: 95+/100
Drink: 2015-2021

Very fine, perfectly integrated tannins, paired with an extraordinary structure and acidity,
Great red wine with very high complexity and balance, as well as concentration!!
Some parts of it still seem a bit raw, but the wine already seems to be quite evolved (lots of tertiary aromas), so it is unclear, how many potential is still left in ti (therefore "only" 95+),
Quite individual, but last step to a higher evaluation is missing (furthermore its length could be even better), but still is critique on a very high level!
A great Super-Tuscan!!
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Herr S.

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Re: Supertoskaner

BeitragDo 29. Dez 2016, 17:29

Hallo zusammen,

zuletzt zum Wildschweinrücken im Glas: den kleinen Bruder eines Supertoskaners!

Bild

Lässt sich locker einfach so wegschlabbern, bleibt aber auch nicht wirklich in Erinnerung.

Viele Grüße,
Björn
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BerlinKitchen

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Re: Supertoskaner

BeitragFr 17. Feb 2017, 19:05

Feinheit&Finesse&Frische

2012 Riecine IGT rosso

www.pinard-de-picard.de

All die bekannten Journalisten&Weinhändler haben diesmal wirklich Recht. ;)

Das ist echt guter Stoff. Präsentiert sich sehr, sehr, sehr geschliffen. Kirsche, Himbeere, Bitterschokolade, Gewürze und das Holz ist wirklich im Hintergrund. Falstaff 95, Suckling 95, Vinum 18
"Ein Leben ohne Riesling ist zwar möglich, aber sinnlos!"
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olifant

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Re: Supertoskaner

BeitragMo 8. Mai 2017, 08:11

... gestern im Glas ...

Cerviolo 2001 Rosso Toscano IGT, San Fabiano Calcinaia - Castellina in Chianti, Cuvee Sangiovese, Cabernet Sauvignon, Merlot

opakes dunkles trübes Rubinrot mit bräunlichen Rändern; üppige Nase mit Zentimeter dickem Leder, etwas kandierten Zwetschken und Kirschen, im Hintergrund Muskat- und Fassnoten; am Gaumen dicht und konzentriert, dichte Leder- und Schwarzteenoten, dazu Anklänge von Früchten in Rumtopf und roten Johannisbeeren, im Hintergrund erdige Noten, gereifte kräftige feinsandige-samtige Tannine mit Grip, trocken, stimmige Säure, ausgewogen, gereift-trocken-würzig, deutlich auf der tertiären Seite; langer trockener Abgang auf Leder, Schwarztee und Tannin - 17,5/20 op

Der Wein, oder diese Flasche ?, ist nun deutlich auf der tertiären Seite, manchmal der Eindruck Leder zu kauen und dies mit einer Tasse Schwarztee runter zu spülen - das wäre aber zu kurz gegriffen, da der Wein noch richtig auf der Höhe ist. Mir persönlich war die noch nicht so gereifte, auf Frucht gebaute Fassung vor 5 Jahren geschmacklich näher. Ein modern gemachter Supertoskaner aus dem Barrique, mit den Anlagen dies auch angemessen zu verdauen.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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olifant

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Re: Supertoskaner

BeitragMo 22. Mai 2017, 09:29

... gestern im Glas ...

Haiku 2009 Toscana IGT, Castello di Ama - Gaiola in Chianti (Loc. Ama), Cuveé Sangiovese 45-50%, Merlot 25-30%, Cabernet Franc 25-30%, lt. Rückenetikett; (bei neueren Jahrgängen werden SG 50%, CF 25% und M 25% ausgewiesen); 13% Alc.; Erstlingsjahrgang des Weins

glänzendes dichtes, dennoch transparentes Rubinrot; p'n'p - ins Glas, am Anfang gibt die Nase wenig Preis, etwas staubige rote Frucht, trockene Erde, Unterholz - nach 1/2 bis 1 Stunde Belüftung im Glas und in der Flasche macht der Wein jedoch rasant auf, würzige rot-blaue Frucht mit Kirschen und Waldbeeren, feine Gewürznoten (Muskat, Zimt, Kurkuma,...), mineralische-steinig-erdige Anklänge, vielleicht etwas Caramel; am Gaumen benötigt der Wein ebenfalls einiges an Luft, anfangs noch recht staubig, karg und kurz, blüht er dann aromatisch zusehends auf, wobei die rebsortentypischen Aromen anfangs eher nacheinander aufblättern, um sich schlussendlich zu einer komplexen Einheit verbinden, jedoch ohne je erschlagend oder überbordend zu wirken, saftige Kirsche und würzige Waldbeeren, balsamisch werdende Gewürznoten, Erd- und Macchia-Noten, Veichen-und Ginsterblüten im Hintergrund, Tannin anfangs noch spröde und karg, nach und nach immer runder zwischen Samt und Seide, immer present, perfekt eingebundene (recht toskanisch-kräftige) Säure, immer komplexer, tiefer und harmonischer werdend, ohne jedoch an Einfachheit, Klarheit und Direktheit einzubüssen, charmante toskanische Interpretation einer Cabernet Franc Cuveé mit gutem Trinkfluss und angenehmen Alc.-Gehalt; mit Luft langer präziser würzig-fruchtig-erdig-/kräuteriger Abgang, animierend - 17,5(+)/20 op

Ein Grenzgänger und Chamälion, bei dem ich Lobenbergs blumige Beschreibung recht treffend charakterisierend empfinde: "Haiku ist eine japanische Gedichtsform, die die Magie der Einfachheit hervorhebt. Genau so präsentiert sich dieser Wein: die Prinzipien der Ehrlichkeit, Tiefe, Schlichtheit und Natürlichkeit charaktarisieren Haiku am ehesten."
Cellartracker-User sehen den 09er Jahrgang da eher kritisch, 88kommairgendwas, wobei deren letzte VKN aus 2014 datiert - Warten zahlt sich oftmals aus.
Ob ich mir den Wein aus richtig heissen Jahrgängen antun würde, wage ich jedoch, ob eines Damokles-Schwerts Namens Merlot, etwas zu bezweifeln. Diesen Jahrgang sehe ich für Experimentierfreudige als durchaus zu empfehlen.
Grüsse

Ralf

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olifant

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Re: Supertoskaner

BeitragDi 18. Jul 2017, 08:54

... am WE im Glas ...

Cignale 1995 IGT Colli della Toscana Centrale, Castello di Querceto - Greve in Chianti
DMag, Flasche mit leichtem Ausläufer, nach Entfernen der Wachskapsel jedoch Korken intakt und nicht bröselig, Wein stand an Korkenunterseite an.

trübes Rubinbrot mit dunkel-Kirschroten Reflexen, viel feines, aber nicht störendes Sediment; schwarz-rote Beerenfrucht, Erde; am Gaumen noch kompakt und dicht, intakte Frucht, viel rote und etwas schwarze Johannisbeeren, im Verlauf Orangenzeste, viel humusartige-erdige Anklänge, etwas Fassnoten, rund gereiftes und dennoch etwas rustikales Tannin, trocken, jahrgangstypisch tragende Säure, angenehme Balance, kräftig und animierend; mittellanger - langer Abgang auf erdige rote Johannisbeeren mit gereiftem Tannin-Säurekorsett - 17/20 op

Der Produzent gibt eine Lagerfähigkeit von 20-25 Jahren für den Wein; dem kann ich mich durchaus anschliessen.
Kein Ausbund an Komplexität oder enormer Tiefe, aber würdig gereifter toskanischer Cabernet Sauvignon, der es problemlos mit einem pikanten Chili aufnehmen konnte. Baute innerhalb 5 Stunden kein bisschen ab, vom ersten Schluck an da.
Toskanisch geprägter, ehrlicher Cabernettyp, ohne Turbo oder Chi-Chi. Als Essensbegleiter zu deftiger Küche, wie Chili oder Wildschwein-BBQ, durchaus zu empfehlen.
Grüsse

Ralf

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EThC

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Re: Supertoskaner

BeitragDi 18. Jul 2017, 09:19

Beim Lesen hier habe ich mich gefragt, was eigentlich genau ein "Supertoskaner" ist und was nicht. Bei manchen ist mir das ja klar, aber wo -ungefähr- verläuft die Grenze?

Ist das hier einer?

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Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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olifant

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Re: Supertoskaner

BeitragDi 18. Jul 2017, 14:11

EThC hat geschrieben:Beim Lesen hier habe ich mich gefragt, was eigentlich genau ein "Supertoskaner" ist und was nicht. Bei manchen ist mir das ja klar, aber wo -ungefähr- verläuft die Grenze?


Supertoskaner sind alle (roten) Top- und Flagship-Weine der Produzenten und Winzer, die keinen DOC-, oder DOCG-Status besitzen, in der Regel aber preislich auch gerne über den entsprechenden DOC- und DOCG-Weinen, wie z.B. Chianti, Chianti Classico, Vino Nobile die Montepulciano, Brunello ...., angesiedelt sind. Früher firmierten diese Weine noch als VdT (Vino di Tavola), heute zumeist als IGT.
Ein weiteres Merkmal stellte der für toskanische Verhältnisse damalig nicht übliche Ausbau in Barriques und u.U. die Verwendung internationaler Sorten (Cabernet, Merlot, Syrah, etc...) dar. Diese Merkmale sind heute m.E. aber nicht mehr ausschlaggebend.
Für einige frühere Supertoskaner wurden auch inzwischen eigene DOCG geschaffen, als prominentestes Beispiel gilt hier bspw. der Sassicaia.

Der Caiarossa weist m.E. alle typischen Merkmale eines 'Supertoskaners' auf und darf dann wohl getrost auch so tituliert werden.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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