Supertoskaner

Gestern gab's bei Freunden u.a. einen Ilatraia 2006 von der Casa Brancaia. Hatte gar nicht gewusst, daß es diesen Wein gibt. So richtig dolle fand ich ihn nicht. Seine präsenten, recht grünen Tannine und sein Säuregerüst sind sicherlich eine gute Voraussetzung, daß der Wein sich auf der Flasche recht gut weiterentwickeln und in einigen Jahren vielleicht 92 Punkte (WS 92 - WA93 - FA 94) von mir erhalten könnte. Wird er aber nicht, denn es war die einzige Flasche im Keller meines Freundes und animiert welche zu kaufen hat mich diese Probeflasche nicht. Momentan bekommt er von mir etwa 86-87 Punkte. Etwas Spaß gemacht hat er, das beste Glas war das letzte - Flasche leer

... am Wochenende im Glas ...

Pupà Pepu 2003 IGT, Podere Brizio (Roberto Bellini) - Montalcino, Cuvée Merlot / Cabernet Sauvignon

dunkles Rubinrot, violette Reflexe, opaker Kern, feines Sediment; Cassis, Erdbeermarmelade, etwas erdig, etwas Toffée und Leder; am Gaumen opulent, dicht, konzentriert, wieder Cassis, Erdbeeren und Heidelbeeren, etwas würzig-erdige Noten, etwas Caramell/Toffée - Milchkaffee, Mengen an samtig-süssem Tannin, feine toskanische Säure, sehr gut balanziert; langer Abgang mit Cassis und dichtem samtig-süssem Tannin - +17/20 op

Gelungene Merlot - Cabernet Cuvée, mit einerseits bordeaux-typischen Aromen, andererseits toskanischer (Säure)Struktur, dazu reifes süsses fast Neue-Welt-Tannin. Tertiäraromen derzeit nur in kleinen Ansätzen, hat noch einiges Potential, obwohl jetzt sehr gut zu trinken. Trotz Opulenz nicht klebrig oder satt machend.

Heute diesen im Glas gehabt:



Sehr passend zum Entrecote von Grill.

Hi all,

Kann jemand etwas zum 07er Paleo sagen?

Könnte den Wein um die 65 CHF erstehen...Zu teuer? Ok? Qualität?

Hallöchen zusammen,

gestern im Glas:

Podere San Luigi - Fidenzio 2005

So richtig bin ich auf den Fidenzio aufmerksam geworden bei Hillsides Jahresprobe in St. Moritz, wo der 2001er in einem Flight neben dem 01er Bryant Family stand und - nicht nur das Preis-Genuss-Verhältnis berücksichtigend - eine sensationelle Figur machte. Außerdem werde ich langsam aber sicher ein großer Fan von Daniel Thomases, dessen Tips in Form selektiv sehr hoher Wertungen ich bisher immer nachvollziehbar fand. Als sich dann bei einer Koppe-Auktion die Möglichkeit offenbarte, zwei 6er-Kisten Fidenzio für schlappe 30€ die Flasche abzugreifen, musste ich einfach zuschlagen.

Tierisch dunkel. Schwarz, undurchsichtig wie eine Tasse Motoröl. Eine Stunde dekantiert, dann über den Abend getrunken. Direkt nach dem Öffnen alles andere als verschlossen. Perfekt reif, viel Frucht, etwas Graphit. Am Gaumen ein Kraftpaket im besten Sinne: kompakt, Muskel-mäßig ein Ausnahmeathlet, unendlich lang - dabei perfekt strukturiert und balanciert. Keine beissenden, trocknenden oder sonstwelche unangenehme Fisematenten im Kopf habenden Tannine. Da sitzt alles perfekt wie angegossen, da ist nichts anderes angepeilt als das absolute High End.

Nach dem Dekantieren entwickelt sich ein phänomenales, geschliffenes Fruchtparfum mit Beeren und Kirschen, das über den Abend immer schöner und schöner wird und mit Graphit, einem wönzigen Touch Toasting und einem Hauch Rumtopf nicht nur zu begeistern weiss sondern sich stilistisch auch wunderbar passend in das Bild des 2001ers einfügt. Der extrem postitive erste Eindruck am Gaumen setzt sich nahtlos fort. Selbst gegen die doch sehr rustikalen Spaghetti mit Tomatensoße, Fenchel, Salami und Chili kommt der Fidenzio spielend an.

Einziger Kritikpunkt: dem Wein fehlen auf allerhöchstem Niveau ein wenig die Komplexität sowie die Ecken und Kanten, die man vielleicht von einem so jungen Wein nicht wirklich erwarten kann. Oder doch? Mir wollen die Worte eines in diesem Bereich sehr erfahrenen Weinfreundes nicht aus dem Kopf, der sinngemäß meinte, dass die großen Italiener qualitativ den großen Bordeaux durchaus ebenbürtig seien, dass aber eben den meisten das Terroir fehle.

Dafür fehlt dem Fidenzio auch die üblicherweise etwas störende italienische Säure. Ich denke, dass diesem Wein eine phänomenale Zukunft bevor steht deren Aussicht nur durch ein Risiko getrübt wird: die Gefahr der Beliebigkeit. Hier hoffe ich für den Fidenzio und auch für mich, dass sich in den Jahren noch ein wenig Charakter entwickelt. Nichtsdestotrotz ist der Wein auch beim offiziellen Preis von 39€ aus meiner Sicht eines der besten Schnäppchen, die man derzeit am Markt ergattern kann. (94+)

... am WE im Glas ...

Grattamacco 2000 Bolgheri Superiore, Podere Grattamacco / ColleMassari - Castagneto Carducci, Cuvée Cabernet Sauvignon 65%, Merlot 20% und Sangiovese 15%

dichtes dunkles Rubinrot, kleiner Wasserrand; etwas schwarze Beeren, Tabak, Graphit, Leder; am Gaumen etwas mehr als mittelgewichtig, gute dichte, wiederum schwarze Beeren, viel Tabak, etwas Teer/Graphit, deutlich mineralische Komponenten,feinkörniges noch gut presentes Tannin, anfangs deutliche Säuredominanz, die sich mit Belüftung mildert und einbindet; langer komplexer Abgang mit Tabak und Mineral, kräftige Säure - 16,5-17/20 op

Deutlich toskanisch geprägter Wein, nichts für Internationalisten - vllt. schon etwas über dem Zenit. Als Solist etwas anstrengend, sollte aber ein sehr guter Essensbegleiter v.a. zu Schwarz- und Rotwild sein.

Dafür, daß ich den Ilatraia bis vor kurzem noch nie im Glas hatte, ist es recht erstaunlich ihn am Samstag schon wieder vorgesetzt bekommen zu haben. Diesmal war es die 2004er Version. Kurz und knapp, auch dieser Jahrgang konnte nicht wirklich gefallen. Wir haben gerade mal ein Viertel der Flasche getrunken. Punkte: unter 90

... gestern im Glas ...

Romitorio di Santedame 1999, Tenimenti Ruffino - Castellina in Chianti, Cuvée 60% Colorino, 40% Merlot

dunkles dichtes Rubinrot; dichte komplexe würzige Nase mit Waldhimbeere, Amarenakirsche, 'wilde' Noten von Macchia und Wildaufbruch, Pfeffer, Mokka, Orangenzeste, uvam. ..., die sich ständig changierend zeigt; am Gaumen dichter und voller Körper, anfangs starker Goudron (der mit Belüftung ins rot-schwarz fruchtige dreht), dunkle Früchte, Amarenalikör, kandierte Orangenschale, Mokka, getrocknete Gewürze (Rosmarin, Piment, Pfeffer), als Basis kräftige mineralische Noten, feinsandiges dichtes gereiftes Tannin, nur noch wenig Adstringenz, trocken, sehr schön mit 'toskanischer' Säure ausbalanciert, kein Schmeichler; langer komplexer Abgang - 17,5/20 op

Für mich einer der 'toskanischten' Supertoskaner die ich kenne, sehr eigenes Geschmacksprofil, Ecken und Kanten, kein Schmeichler oder everybody's darling. Das Gegenteil von easy drinking, der Wein will erschmeckt und erschnüffelt werden - dass geht solo ganz gut - besser noch als Essensbegleiter zu würzigem Lamm- oder Wild.
Der 1999er ist jetzt in seiner besten Trinkphase, wird aber nach meiner Einschätzung noch die nächsten 8 Jahre auf diesem Niveau bleiben.

... vor kurzem im Glas ...

Tenuta di Castiglioni 2006, Frescobaldi - Castiglioni, Cuvée Cabernet Sauvignon 46%, Sangiovese 33%, Merlot 21%

sehr dunkles Rubinrot mit violetten Reflexen; rote und schwarze beeren, Cassis, viel Unterholz- und Lebkuchenwürze, dazu Vanille; am gaumen zwischen mittlerem und vollem Körper, dominierende Würznoten, dazu Frucht korrespondierend zur Nase, Tannin beginnt sich abzurunden, etwas trocknend, schöne Säure, die den Wein trink-flüssig macht, recht harmonisch - modern; recht langer würziger tanninbetonter Abgang - 16,5-17/20

Modern aber gut - im Frescobaldi-Syle - hat sich im letzten Jahr schön entwickelt.
In dieser 06er Ausgabe ist der Sangioveseanteil noch gut schmeck- und spürbar. In neueren Ausgaben, ab 07, ist die Cuvee zu gunsten 'internationaler Sorten' geändert (50% Cabernet Sauvignon, 30% Merlot, 10% Cabernet Franc, 10% Sangiovese).

Nachdem vor kurzem der 1997er dran war, nun der 1998er

Gagliole 1998 Rosso VdT, Antico Podere Gagliole (Bär) - Castellina in Chianti

glänzendes dunkles Rubinrot, leichte Randaufhellung; Goudron, rote Frucht- und Beerennoten, dazu einen Hauch Cassis, im Hintergrund etwas Unterholz; am Gaumen wieder Waldbeeren, Sauerkirsche, Johannisbeeren, dicht verwoben mit Goudron Noten, wieder etwas Unterholz, etwas dunkler Tabak, noch leichte Adstringenz aus feinem Tannin, extrem fruchtig-saftige Säure, elegant; langer Abgang mit erdig-wilden Noten, etwas balsamisch-karger Frucht, langer Nachhall mit rotfruchtiger Säure, sehr animierend - 17,5/20 op

Am 2.Tag extrem Trinkanimierend - sehr toskanisch auf der säurebetonten, eleganten Seite - wirkt wie ein Sangiovese, dem dezent aber passende Cabernet eingeimpft wurde. Mir schmeckt dieser fruchtig säurebetonte Stil - ein Supertoskaner sehr nah am Chianti Classico alter Prägung. Klar, Säure muss man mögen