Hallo Heiko,
ganz nach persönlichen Vorlieben brauchen auch RdM Luft, oder vertragen auch eine gewisse Reife, m.E. ähnlich gutem einfachem Chianti, oder Basis - Chianti Classico.
Ob Du diese RdM nun jung Karaffierst, eine gewisse Flaschenreife gönnst, oder aber, wenn dir eine Flasche nach Probeglas zu jung erscheint und Du diese dann einen oder mehr Tage zum Belüften stehen lässt um sie der Bestimmung zuzuführen ... ganz deine Vorlieben und nach deinen eigenen Erfahrungen.
Ebenso spielt der Jahrgang bei Sangiovese eine kaum zu vernachlässigende Rolle. Um da eine eigene/s (verlässliches) Bild / Geschmacksvorstellung auf zu bauen hilft dir nur eigene über die Jahre angeeignete Erfahrung.
Wenn du wirklich tiefer in die Materie einsteigen willst würde ich dir empfehlen über mehrere Jahre hinweg, jedes Jahr von 2-3 Erzeugern die dir grundsätzlich zusagen, 6 - 12 Flaschen ein zu lagern und diese dann nach und nach, also effektiv über die Jahre hinweg, zu konsumieren. Dies in verschiedenen Stadien / Reifegraden. Auf diese Weise lernst du langfristig deine eigenen Einschätzungen zu treffen und auch deine eigenen Vorlieben kennen - die sich aber ohnehin immer wieder verändern werden
Aber Langzeiterfahrungen mit einzelnen Weinen / Winzern über die jahre hinweg sind m.E. lehrreich und für eine echte Horizonterweiterung fast nicht zu ersetzen. Du merkst, dass verschiedene Jahrgänge sich ganz unterschiedlich entwickeln, manche echte Langläufer sind und wieder ander nach kurzer Zeit verblassen, wieder andere lange Zeit brauchen und vielleicht nur ein kurzes aber delikates Trinkfenster bieten. Alle Erfahrungen, gerade auch die eher dürftigen, bringen Erkenntnisse - vorallem die Erkenntnis trotz aller Erfahrung nichts zu wissen und stets dazulernen zu können.
Sehr oft wirst du dann eben die Erlebnisse haben wie bei der Donna Olga, oder merken dass dir manche Stile einfach mehr oder weniger zusagen, oder aber für dich feststellen, dass dir die unterschiedlichen Stilausprägungen, bzw. Antipoden, sowohl, als auch zusagen. Man lernt eben nie aus, oder?
Ob du nun letztlich systematisch, halbsystematisch oder unstrukturiert vorgehst, mit jedem Wein "lernst" du dazu und wirst dennoch nie Weisheit erlangen.
Für mich stellt sich eigentlich oft die Frage, welcher Wein passt zu dem was wir heute auf dem Tisch / gekocht haben, also als Essensbegleitung, welche einem Weingenuss als "Solist", dem Wein andere, evtl. auch einfachere Anforderungen stellt.
Am WE hatten wir zu einer Bolognese-Pasta einen RdM '13 der Cantine Bonacchi im Glas - für sich getrunken sicher nicht der Bringer, in Kombi mit dem Gericht durchaus ordentlich und ein Wein, den man sich gerne in seiner Eck-Pizzeria wünschen würde, statt dem dortigen halboxidierten Montepulciano-Hauswein
Mehr als 15,5-16/20 op hätte ich dem Bonacchi-Wein wohl nicht zugedacht, aber zum Essen funktionierte er eben sehr gut und Tannine und Säure schmiergelten Tomaten und Fette herzhaft vom Gaumen - was würde ich da mit einem 17,5-18/20 Solistengenuss wollen?
Noch ein kleiner Exkurs zu den hier fallengelassenen Namen.
Auch bei RdM gibt es analog zum Brunello eine Herstellerhierarchie, die sich zumeist auch klar an den Preisen ablesen lässt.
Eine preisgünstige Basis zwischen 9-14 €uro, mit Weinen von z.B. Tenuta Friggiali, Cantina Bonacchi, Cantina di Montalcino u.v.a.m., die einfach nur Trinkweine / Essensbegleiter darstellen, das sind Weine in einer Qualität wie du sie in der Region nach wie vor als Tischweine in Trattorien auf den Tisch bekommst.
Ein Mittelbau bei 15-21 €uro in dem sich wohl inzwischen die meisten Qualitätsproduzenten, wie Il Poggione, Altesino, La Gerla ... bewusst einreihen, und natürlich unabdingbar die Überdrüberwinzer, z.B. Salvioni, Biondi Santi, Canalicchio di Sopra u.a.m, die für RdM ab 25 € bis 50 € nehmen, was z.T. deutlich mehr ist als andere für Ihre Brunello aufrufen. Von einem RdM dieser (Preis-)Klasse sollte man dann auch deutlich erwarten können, bei den Preisen sollte das auch für RdM eine Icon-Klasse darstellen.
Ob die Preise dann schlussendlich mit den (Eigen-) Ansprüchen der Kunden (und Winzer) und / oder mit deinem Geschmack korrellieren steht dann aber auch wieder auf einem anderen Blatt.