olifant hat geschrieben:Hallo Thomas,
mehr Dichte im Sinne von Konzentration sehe ich bei (klassischen) CCl Riserva nicht unbedingt, wird aber seitens der Produzenten gerne so interpretiert.
Hallo Ralf, das ist wohl wirklich der Fall. Deckt sich mit meinen Erfahrungen.
Höhere aromatische Dichte, Tiefe und Feinheit / Finesse würde ich bei einer Riserva hingegen schon und gerne mehr sehen wollen. M. E. hat das eine, Konzentration, mit dem anderen, Tiefe, nicht zwingend etwas zu tun, bzw. führt ein Mehr an Konzentration nicht zwingend zu mehr Tiefe, i.d.R. geht dies aber zu Lasten der Finesse.
Ebenfalls führt dieses Mehr an Konzentrtion nicht zwingend zu harmonischer reifenden Weinen, so zumindest meine Erfahrung.
Absolut Deiner Meinung. In allen Belangen.
Aus diesem Grunde sind mir die meisten der gebotenen Riservas auch ziemlich 'egal' und gut gereifte CCl oftmals zusagender als deren aufgemotzte Brüder aus der Reserve.
Das kommt bei mir jetzt immer darauf an. Also aufs Weingut und jeweils die Machart von Annata und Riserva.
Die schönste CCl Riserva kommt für mich derzeit aus Umbrien
und ist der
Monticchio Riserva von
Lungarotti .
Den hatte ich vor Weihnachten einmal. Den 2007er. War überhaupt nicht mein Ding. Der gesamte Charakter des Weines war mir irgendwie fremd. Habe ich überhaupt nicht mit Sangiovese oder Toskana assoziiert. Der Wein unausgewogen, ohne Spannung, ich will nicht so weit gehen und seifig sagen, aber es ging in die Richtung. An Blut und Rost meine ich mich noch erinnern zu können. Weinfehler? Kam mir nicht so vor, aber wer weiß. Oder halt Jahrgang, oder einfach nicht mein Ding.
Insgesamt zeigt sich die Inhomogenität der Auffassungen was Chianti Classic, was CCl Riserva, was eine Lagen-Riserva denn ausmacht. Die neu eingeführte - und m. E. ganz und gar nicht notwendige - Gran Selezione Kategorie wird das Problem der teilweise sehr stark abweichenden Auffassungen innerhalb der Produzentenschaft auch nicht lösen ...
Die Auffassungen unterscheiden sich wohl wirklich sehr. Ebenso wie grundsätzlich die Ergebnisse im Chianti. Ich muss jenseits der Riserva-Thematik z.B. feststellen, dass ich durchaus mal, obwohl ich meist doch die tendenziell traditionellen Chiantis aus den autochtonen Rebsorten bevorzuge, solche mit Cabernet- oder Merlotanteil schätze. Beispiele wären
Rampolla CCl und
Rocca delle Macie Riserva. Ist dann aber wohl eher "trotz" als "wegen" dieser Rebsorten, da deren charakteristischen Eigenschaften nicht wirklich wahrnehmbar sind. Hätte ich blind nicht erraten.
Und wenn wir schon bei Ausnahmen sind, dann sei noch die Riserva der
Tenuta di Vignole erwähnt. 2008er, an einem Weihnachtstag 2015. Eine Dichte jenseits von Gut und Böse. Aber dermaßen extraktreich, balsamisch und ätherisch dass es schon wieder richtig gut war. Auch dank der Duftigkeit und Säure, die sich gerade noch erfolgreich gegen den Körper gestemmt und Lust auf mehr als nur ein, zwei Gläser gemacht hat.
Ansonsten bleibt mir als schöne, traditionelle, im positiven Sinn weniger dichte Riserva mit, wenn ich mich recht entsinne, nur 12,5% Alkohol (2007er) diejenige der
Villa Pagliaia in Erinnerung. War allerdings auch der erste Abend des Toskana-Urlaubs 2013, könnte die Wahrnehmung beeinflusst haben
. Müsste ich aber wirklich mal wieder probieren.