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Chianti (in allen Variationen)

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innauen

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMo 17. Jun 2019, 16:22

Hallo,

Apropos Isole e Olena. Hatte ganz hervorragende Begegnungen mit den Jahrgängen 2013/2014. Beide brauchten viel Luft und zeigten sich am zweiten Tag als burgundische von Säure und zarter Frucht bestimmte Chiantis. 2015 dagegen machte auf mich einen mächtigen Eindruck. Viel Frucht. Die Säuredosis schien mir etwas gering und daneben stehend. Hat jemand ähnliche oder hoffentlich andere Erfahrungen gemacht?

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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Créot

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMo 17. Jun 2019, 16:58

Hallo Wolf,

deine Charakterisierung von Isole kann ich voll unterschreiben (wollte nur den Begriff "burgundisch" vermeiden - auch wenn er m.E. trifft). 2013 fand ich auch sehr gut, 14 und 15 hatte ich noch nicht im Glas. Ganz gegen deinen Eindruck schreibt Galloni zum 15er: "The 2015 Chianti Classico is a pretty wine, but it is also decidedly light, even by Isole e Olena standards" und vergibt niedrige 87 Punkte. Sieht man wieder wie unterschiedlich die Eindrücke sein können.

Grüße
Stefan
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nono

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragDo 4. Jul 2019, 14:02

2016 Chianti Classico Tenuta di Carleone
Hier hat der Händler recht: "Die Essenz des Chianti", genau dies hatte ich nach dem ersten Schluck gedacht.
Kein Holz schmeckbar, kräftig in der Säure, Tannine kaum wahrnehmbar, 13,5 % Alkohol schmeckt aber nach weniger, kein bisschen opulent, Sauerkirsche, Waldboden, für Freunde traditioneller leicht spröder Chianti. Von dem Weingut haben bestimmt nur Wenige bereits gehört, aber den Leiter Sean O Callaghan kennt man eher: als früheren Betriebsleiter von "Riecine", die auch schon länger sehr gute Chianti produzieren. Aber diesen hier finde ich noch puristischer und konsequenter.
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Holzfass

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragSa 27. Jul 2019, 22:35

Monsanto Chianti Classico Riserva 2014

Sauerkirschen und Cassis in der Nase, dazu etwas Erde und Edelholz. Leicht staubig bis mineralisch, aber gleichzeitig fein-elegant und intensiv-würzig. Am Gaumen absolut korrespondierend. Staubig-trocken, leicht spröde, aber mit feiner, ausbalancierter und gleichzeitig durchdringender Würze. Langer bis sehr langer Abgang. Nur selten überzeugt mich ein Wein nicht nur in der Nase, sondern auch so anhaltend am Gaumen. Es fehlt jede Form von Fett oder Trägheit, ein perfektes Mittelgewicht. Über zwei Tage getrunken. Die erste Flasche vor ein paar Monaten überzeugte gleichermaßen.
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olifant

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragFr 30. Aug 2019, 11:22

Holzfass hat geschrieben:Gestern und vorgestern gab's den Chianti Classico Belcanto 2012 von Nittardi.

Auch für Chianti eher ein Mittelgewicht. Feine Nase, rote Frucht (Kirsche und etwas Himbeer) und eine interessante, fast verspielte Würze. Nicht klassisch erdig, sondern eher in Richtung Edelholz, aber sehr fein bis filigran.

Am Gaumen trotz moderater Säure noch genug Spannung und Definition. Funktioniert trotz des eher filigranen Charakters gut als Begleiter zum Essen (Lammbraten) und verliert über den Abend nicht an Definition. Am zweiten Tag besser als am ersten.

Eher modern, aber trotz 12 Monaten in französischer Eiche eben doch nicht vom Holz erschlagen oder international/fruchtdominant wuchtig. Fällt von daher bei mir unter "stimmig und mal was anderes". Es kann ja nicht immer Kirsche, Erde und großes Fass sein.


... genau den hatte ich gestern im Glas ...

... und bin nach dem Genuss des Chianti Classico Belcanto 2012, Nittardi,mit Holzfass' Notiz durchaus d'accord.
So filigran empfinde ich den Charakter des Weins nicht, ebenso erscheint mir die Säure nicht moderat, sondern in Balance mit, bzw. gemildert mit, dem Extrakt. Der Ausbau im französischen Holz hat dem Wein sicher seine moderne Anmutung verpasst - die resultierende Nase, Frucht und Würze steht dem Wein jedoch hervorragend, ebenso empfinde ich auch keine störenden oder aufgesetzte Holznoten. Insgesamt ein sehr schöner, moderner und in sich stimmiger CCl - 17/20 op
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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olifant

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragSa 7. Sep 2019, 17:34

Dieulele Chianti Classico Riserva 2008, Dievole - Castelnuovo Berardenga

dunkles Rubinrot; Nase mit gereifter rot-blauer würziger Frucht (v.a. Zwetschke und Amarena) etwas Rumtopf, altes Holz, Muskat, Zimt; am Gaumen wieder würzige rot-blaue Frucht, Zwetschken in Armagnac, etwas oriental. Gewürze und getrocknete mediterr. Kräuter, korresp. zur Nase, Orangeat und etwas Zeste, warm, weiche runde Tannine mit einem kleinen Biss an der Zunge, mit harmonisch animierender Säure, ausgewogen strukturiert, gewisse Tiefe und Komplexität; langer - sehr langer geschmeidiger Abgang mit sehr angenehmen Tannin-Säure Spiel 17,5/20 op

Noch ein Relikt aus der vom Holz dominierten Besitzer- und Ausbauzeit, aber i.m.A. eine sehr schöne, gelungene Riserva, vom Ausbau geprägt aber nicht entstellt.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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Holzfass

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragSa 19. Okt 2019, 21:23

Holzfass hat geschrieben:Heute im Glas Barone Ricasoli Brolio Chianti Classico 2016 aus der halben Flasche. Sangiovese 80%, Merlot 15%, Cabernet Sauvignon 5%. 13,5% Alkohol. Merlot oder CS sind weder geruchs- noch geschmackstechnisch auffällig. 9 Monate Tonneaux 2. und 3. Belegung, ich hätte eher auf mehr Holz getippt. Vor allem in der Nase, allerdings nicht schminkig vanillig, sondern frisch gefällter Laubbaum. Damit kann ich in jungen Jahren gut leben. Nicht zu dominante Frucht, mit elegant-würzigen Anklängen. Mal etwas Bittermandel, mal in Richtung würzig-frisches Duschgel. Nicht ewig komplex aber in der Gewichtsklasse absolut überzeugend. Am Gaumen halten sich Frucht und Würze ebenfalls die Waage, mittlerer Körper, angemessene Portion Tannine und, das ist am schönsten, lebendige Säure. Das ist im Gesamtpaket überzeugend und preislich fair. Immer mal wieder schätze ich zwischendrin einen moderneren Chianti oder grundsätzlich Toskaner, wenn er nicht zu sehr auf Nummer sicher getrimmt und ganz ohne Ecken und Kanten daherkommt.


Der 2017er gefällt mir nicht ganz so gut wie der 2016er. Viel leichter und mit irgendwie fragiler Primärfrucht. Längst nicht so eine schöne Würze und Spannung.
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olifant

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMo 21. Okt 2019, 10:30

... vor kurzem im Glas ...

Chianti Classico 2010 Rubiolo, Gagliole (Bär) - Castellina in Chianti, NK, 90% Sangiovese, 10% Merlot

mitteldunkles Rubinrot; dunkle Beeren, Kirschen, florale Noten, mediterrane Kräuter; am Gaumen gut strukturiert, gewisse Kraft, reife Frucht korrespondierend zur Nase, gewisse Süsse, Tannine recht weich, fast mollig, gewisse Säure, schöne Balance, etwas eindimensional; langer Abgang auf Fruchtkomponenten und Tannin, Nachhall auf Frucht - 16,5/20 op

Monna Lisa 1997 Chianti Classico Riserva, Vignamaggio - Greve in Chianti, NK

dunkles Rubinrot mit leichter Randaufhellung; würzige gereifte Frucht (Kirsche, Schlehe, Zwetschke), etwas Macchia, "altes Fass"; am Gaumen ebenfalls schön gereifte würzige intakte Frucht, am Anfang auch schwarze Oliven, etwas Macchia-Noten, Fass-Noten, gewisse Komplexität, Tannin gereift mit noch gutem Gripp und etwas Biss, sehr schön eingepasste Säure, gut Balanziert und harmonisch, angenehmer Druck und Trinkfluss; langer Abgang auf gereifte Frucht, etwas Biss und Nachhall auf Fassnoten - 17,5/20 op

Der Chianti Classico Rubiolo ist ein angenehmer Wein mit allerdings wenig Typizität und für meinen Geschmack etwas "lasch", man könnte auch sagen Weichgespült, für einen CCl.
Anders der Monna Lisa Riserva, der trotz oder gerade wegen seinen 22 Lenzen das bietet wofür ich CCl schätze, genügend Biss und Gripp verbunden mit (Resten) einer gewissen Wildheit und Typizität.
(Wer gerade grosse Gelüste auf eben diesen Monna Lisa 1997 verspüren sollte, in einer 10+2 Aktion bei Alpina macht das für die Flasche gerade mal 17,92 €, was durchaus in Ordnung ist).
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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olifant

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragDi 22. Okt 2019, 10:35

... gestern im Glas ...

Terre di Lamole 2012 Chianti Classico, I Fabbri - Lamole (Greve in Chianti), NK, 95% Sangiovese grosso di Lamole, 5% Canaiolo, Ausbau in Edelstahltanks und zum Teil in 500 Liter Tonneaux-Fässern aus französischer Eiche, Bio

glänzendes, etwas dunkles Mittelrot; würzige Noten von herben rote Beeren / Steinobst (Schlehe), Heckenkirschen und Schattenmorellen, dazu florale (Veilchen) und würzig-erdige Noten; am Gaumen gutes Mittelgewicht, dichte würzig-wilde Frucht und etwas Veilchen, Oliventapenade und Unterholz, noch gewisse mineralische Noten, dicht verwoben, angereiftes noch etwas herb-bissiges Tannin, knackige Säure, sehr gut strukturiert und ausbalanziert, terroirbetont, animierend und etwas fordernd; langer Abgang auf würzig herbe Frucht und sattem Tannin-Säure-Komplex - 17-17,5/20 op

Wohl so mit das Toskanischte, was mir CCL-mäßig seit Langem untergekommen ist. Tolle Annata. Chapeau!
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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UlliB

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMi 13. Nov 2019, 18:06

Pian del Ciampolo 2006 (Montevertine / Radda in Chianti) 12,5%Vol. Der Basiswein dieses Erzeugers, hinsichtlich Herkunft, Rebsatz und Ausbauart eigentlich ein Chianti classico. Da Montevertine schon vor langer Zeit aus dem consorzio ausgetreten ist, weil man mit dem Reglement nicht einverstanden war (es ging da noch meiner Erinnerung hauptsächlich um die Zulassung internationaler Sorten wie Cabernet oder Merlot im classico), firmiert der Wein wie alle Weine des Erzeugers als Toscana IGT.

An und für sich stellt ein 13jähriger Basiswein aus dem Gebiet schon ein gewisses Risiko dar, da könnte auch schon das Totenglöcklein geläutet haben. Hier nicht: robuste Farbe, etwas trübes Kirschrot, nur ganz am Rand ziegelfarbene Aufhellung, typische, knapp reife Sangiovese-Frucht (Sauerkirsche und rote Johannisbeere), völlig trocken, ziemlich knackige Säure. Steht wie eine 1 und würde auch noch ein paar Jahre durchhalten.

Als Solist wäre der Wein mit seiner Kombination von hoher Säure, immer noch spürbarem Tannin und seiner knalltrocken Art sicher nicht unbedingt geeignet, zum passenden Essen ist er aber absolut genial. Etwas für Fans traditioneller Chianti - wer auf eher international ausgerichtete, füllige und weiche Weine steht, wäre hiermit aber überhaupt nicht gut beraten.

Gruß
Ulli
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