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Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

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Catenaccio

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSa 31. Okt 2020, 23:21

Vietti Langhe Nebbiolo Perbacco 2016 vs Knipser Blauer Spätburgunder 2015

Ich mache in jüngster Zeit gerne 2 Flaschen auf um die unterscheide der Weine im direkten Vergleich
zu erkunden und für mich bewerten.

Die o.g Weine mag ich beide sehr gerne. Im gehobenen Bereich könnte es auch ein Friedrich Becker Kammerberg vs Vietti Barolo Castiglione sein oder in der CL Gevrey Chambertin 1er Cru Clos St. Jacques Vieilles Vigne vs Vietti Barolo Lazzarito oder Villero Reserva. Aber das ist nicht meine Preisklasse.

Der Blaue Spätburgunder von Knipser ist sehr ausgewogen und harmonisch, leicht und durchaus elegant.
Ich mag die Basis Spätburgunder von Knipser und der 15er ist sehr gut gelungen.
Für 10 bis 12 € bekommt man hier m.E. viel Wein für sein Geld.

Nun zum Vietti, direkt nach dem Knipser getrunken ist der Unterschied schon sehr deutlich.
Der Wein ist deutlich maskuliner, athletischer hat mehr Kraft und gefällt außerordentlich gut.
Es ist ungefähr so als wenn man eine gute Sportlerin mit einem guten Sportler vergleicht.
Beide performen, sind aber trotzdem sehr unterscheidlich. Der Knipser ist eher feminin und der Vietti Maskulin.

Beide haben gemein das Sie für Ihren Preis viel Wein fürs Geld bieten.
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amateur des vins

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSo 15. Nov 2020, 19:28

Nachdem uns der Umzug aus der City an den Stadtrand in die kulinarische Diaspora geführt zu haben schien, hat sich kürzlich völlig unverhofft eine Alternative in Reichweite ergeben. Leider verhinderte der derzeitige Lockdown einen "stationären" Besuch. Es wurde aber ein Martinsmenü außer Haus angeboten, das wir ausnahmsweise, aber gerne zur Unterstützung in schwierigen Zeiten geordert haben.

Im Keller galt es einen Wein zur sehr klassischen Gans mit Orangen-Thymian-Jus, Blaukraut und Knödeln zu finden. Ich habe sogar das Forum und diesen 4 Jahre alten, mir völlig unbekannten :? Thread bemüht. Eigentlich wollte ich Bordeaux öffnen, aber ich habe kaum gereifte (und wenn, sind sie verplant), und der Tenor ging in Richtung nicht zu kräftiger Tannine. Einen kräftigen Burgunder hätte man wohl nehmen können, hatte ich aber keine Lust drauf. Madiran (als tanninstarken Gegenentwurf) habe ich auch gerade keinen, schon gar keinen älteren. Nach einigem Überlegen fiel die Wahl dann auf

La Spinetta, Vigneto Starderi 2005

Die Robe war mitteldicht und klar, der Kern rubinrot, und nur am Rand zeigte sich ganz leicht die rebsortentypische Gelbtendenz. In der Nase fanden sich eine Spur Teer und Orange(?!) über Resten dunkelroter und unidentifizierbarer blauer(?) Frucht (Schlehe?). Am Gaumen noch kräftige, aber feine Tannine. Frische Säure. Sehr transparenter Charakter, kirschig. Im Abgang schöne Würze, vorwiegend Wacholder, und etwas getrockneter Majoran.
[+15'] Ein bißchen Erdbeere kam hinzu, aber nicht so dominant oder eindeutig wie sonst oft bei Nebbiolo.
[+1d] Unverändert.
Die 14,5% waren sehr gut eingebunden. Zusammen mit der schönen mittelgewichtigen Struktur und der unauffälligen Frische hinterließ alles einen Eindruck exzellenter Ausgewogenheit.

Ich glaube, La Spinetta wird üblicherweise als "modern" angesehen, aber ich kann hier keine Extrakt- oder Holzexzesse erkennen; im Gegenteil gestaltet sich alles zwar durchaus mit einer gewissen Kraft, aber elegant mit feiner Würze. Wenn "modern" bedeutet, daß man nicht 30 Jahre auf das Abschmelzen einer undurchdringlichen Tanninwand warten muß und sich an einer schönen klaren Frucht erfreuen darf, dann darf es bei mir gerne modern sein.

Auch ohne umfangreiche Erfahrungen mit der Rebsorte behaupte ich kühn: Der Wein steht am Beginn eines langen, langen Trinkfensters. Ich würde ihn gerne in 10 Jahren nochmal probieren; aber alas! es war die einzige Flasche.

Über die Kombination mit der Gans war ich sehr glücklich! Die Tannine wirkten im Zusammenspiel gemildert, und die Säure kam perfekt sowohl mit dem vergleichsweise wenigen Fett, als auch dem deutlich "orangigen" Jus klar.
Besten Gruß, Karsten
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robertz

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragFr 15. Jan 2021, 09:34

In der letzten Woche habe ich nun den Barbaresco der Produttori Barbaresco Jahrgang 2017 in Ruhe verkostet. Ich muß sagen, nach dem super Jahrgang 2016 konnten die Produttori einen ebenfalls sehr guten Jahrgang 2017 nachschieben, der den Betrieb wunderbar in seiner Stilistik bestätigt.

im Zalto Universal PnP: mittleres strahlendes transparentes kirschrot; eher ausgeprägte frische rot-grüne Nase, anfangs rote Beeren (Ribisel, Preiselbeere) und grüne Blätter (Johannisbeere), wechselt aber sehr rasch auf eine etwas laktischere Seite, Kirsch(-zuckerln), wird mit Luft immer dichter stoffiger und ausgeprägter, auch zeitweise etwas Johannisbeer(-zuckerln), relativ rasch stellt sich eine gewohnte leichte Note nach Gummi ein, dann wieder würzige Himbeere, zwischenzeitlich auch etwas Orange, sehr vielschichtige wandlungsfreudige Nase; am Gaumen frische stützende Säure gepaart mit ausgeprägtem kantigen aber nie trockenen Tannin, die Frucht wirkt dunkler, reifer und dichter als die Nase erwarten lässt, eher dunkle Kirsche mit feinherben mineralischem Touch, später auch etwas Veilchen, Bitterschokolade im längeren Nachhall 92+ RPunkte

nach 48 Stunden: Nase etwas stiller, wirkt frisch herb würzig, wunderschöne Himbeerwürze ohne jeglicher Fruchtsüsse, wechselt in eine grüne Note nach frischen Lorbeerblättern; am Gaumen eine frische Kirschnote (Herzkirsche) mit feinem leicht herben Ton, deutliches samtiger Tannin überlagert heute die Fruchtsäure, sehr kraftvoller dichter Gaumen, schöner langer Nachhall klingt ebenfalls nach Kirsch aus

nach 7 Tagen: eher ausgeprägte würzig fruchtige Nase, schöne grüne Kräuterwürze (Lorbeerblätter, etwas grüner Tee), Himbeere, wird mit Luft wieder laktisch und blumig, Kirschjoghurt sowie Veilchen), auch Kirschlikör, dann wieder Granatapfel und Preiselbeere, Nase somit unverändert jugendlich expressiv und vielschichtig; am Gaumen schöne nunmehr eingebundene Säure, feinkörniges etwas herbes Tannin, Schwarzkirsche als tonangebende Frucht, etwas erdige Mineralität im längeren Abgang


Der 2017 ist insgesamt etwas plakativer als der 2016, begeistert durch seine Nase und zeigt am Gaumen hauptsächlich die Kirsche als prägnante Frucht, aber insgesamt ein Barbaresco mit sehr gutem PLV (trotz des nun doch rasant gestiegenen Preises in den letzten 5 Jahren), jetzt schon viel Trinkspass und benötigt weniger Zeit als der 2016er für seinen Höhepunkt.

Schöne Grüsse aus Wien, Robert
Vergeblich klopft, wer ohne Wein ist, an der Musen Pforte. ;)
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Créot

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragDo 28. Jan 2021, 00:09

La Ca 'Nova gehört auf dem Papier wohl zu den besten Nebbiolo PLV-Werten. Also: guter Preis für viele Punkte. Ich habe einige 16er gekauft und nun ein paar 17er und wollte mal reinschauen, wie ich die Weine finde und habe den 17er (Basis) Barbaresco aufgemacht.

Sehr schöne Nase, sehr intensiv mit Kirsche, Blüten, Leder und ein Hauch Wald. Am Gaumen reife Frucht, die mehr in die Breite geht, damit eher wenig Tiefe, gute Struktur, Tannin etwas ungeschliffen, eher klassische Anmutung. Gute Länge.

Für den Preis (17,- Euro) auf jeden Fall voll in Ordnung. Hat m.E. schon mehr Substanz auch als ein recht guter Lange Nebbiolo. Das ist ein sehr guter Wein, die 95 Punkte von O'Keefe sehe ich aber überhaupt nicht (täusche mich aber gerne).

Grüße
Stefan
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robertz

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSa 30. Jan 2021, 21:07

So, nach den jungen Barbaresco musste wieder ein Gereifter her, die Wahl fiel auf den Barbaresco 2008 von den Produttori Barbaresco (im Jahr 2012 vor Ort noch um 16,- EUR erstanden).

im Zalto Universal: transparentes eher helles bordeauxrot mit dezent ziegelrotem Wasserrand; eher dezente fruchtig-würzige Nase, etwas Sauerkirsche, rote Ribisel, im Hintergrund Nougat, mit Luft wird er etwas lauter, nun auch Zitrusblüten und grüne frische Zitronenblätter, zwischenzeitlich etwas Kirschzuckerln, auch das Gummiringerl ist wieder zu riechen; am Gaumen kühle dezente Aromen, frische feinherbe Säure (eher Grapefruit), mürbes feines Tannin, süffiger mittelgewichtiger Gaumen, zur Nase stimmige aber leise Aromen zeigen sich am Gaumen und auch im relativ langen Nachhall (momentan 90 RPunkte)


Meine Konklusio: Wer keine Probleme mit frischer rotbeeriger Säure und etwas kantiger Struktur (Tannin) hat, kann/sollte mit viel Vergnügen die jungen Barabaresco der letzten Jahre (insbesondere 2017) trinken, diese jugendlichen Barbaresco können inzwischen mit ihrer Lebendigkeit und Vielschichtigkeit auftrumpfen. Wer diese Flaschen reifen lässt, macht aber auch nichts falsch.

Schöne Grüße aus Wien, Robert
Vergeblich klopft, wer ohne Wein ist, an der Musen Pforte. ;)
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harti

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragMo 8. Mär 2021, 12:02

harti hat geschrieben:Galloni ist mit seinen Bewertungen für die 2016er Riservas der Produttori del Barbaresco raus. Wir dürfen uns auch hier auf einen großen Jahrgang freuen.

Wer jetzt schon seine Allokation sichern will, kann dies bei Lobenberg erledigen - natürlich mit dem Risiko, zuviel zu bezahlen ;) . Für Club-Kunden gibt es max. 3 Fl. je Lage, dann mit 10 % Rabatt für ca. 45 €.

Inzwischen gelangen die Weine auf den Markt. Dort wo die begehrten Lagen (Asili, Rabaja usw.) zu akzeptablen Preisen angeboten werden, sind sie ruckzuck ausverkauft. Beispiele: Oberhuber, hier waren knapp 50 € zu zahlen, und Millesima (für knapp 56 €). In Übersee (Hongkong, USA u.ä.) werden teilweise mehr als 100 € netto aufgerufen. Wer "damals" bei Lobenberg zugeschlagen hat, hat also alles richtig gemacht ;) .

Grüße

Hartmut

P.S. Die heute frisch eingetroffenen Montestefano und Montefico weisen 15 % Alkohol aus :o .
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Olaf Nikolai

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragFr 12. Mär 2021, 20:53

Denke trotz Allem dass der Normale 2016 für die Hälfte des Preises der Riserva das deutlich bessere Angebot war. Und das würde ich auch in 20 Jahren unterschreiben.....
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Olaf Nikolai

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragFr 12. Mär 2021, 20:55

Für 50-60€ bin ich eher beim Bricco Boschis 2016 von Cavalotto.... :-)
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UlliB

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSo 14. Mär 2021, 10:25

Dogliani "San Luigi" 2017 (Pecchenino) 13,5%Vol. 100% Dolcetto. Im Kernbereich der Langhe - dem Gebiet von Barolo und Barbaresco - spielt Dolcetto eine nachgeordnete Rolle, die Sorte wird in Lagen gepflanzt, die für Nebbiolo nicht gut genug sind und auch für Barbera nicht reichen. Im Gebiet von Dogliani sieht das aber anders aus: hier ist Dolcetto die Leitsorte und hat eine eigene DOCG. Ähnlich sieht es ganz im Süden vom Piemont in der Gegend von Ovada aus, und eine kleine "Dolcetto-Insel" gibt es auch noch bei Diano d'Alba.

Dunkles Pupurrot. Intensive Fruchtnase, vor allem Kirsche, auch etwas Brombeere. Im Gaumen frisch-fruchtig, feine Säure, das Tannin geschmeidig, gute Dichte, sauberer Nachklang auf der Frucht.

Mich erinnert Dolcetto immer ein wenig an Beaujolais, das bestätigt sich auch hier im Distanzvergleich zum kürzlich getrunkenen Morgon. Dolcetto liefert keine wirklich anspruchsvollen Weine - die Betonung liegt hier ganz auf frischer Frucht, aber das passt aus meiner Sicht ganz ausgzeichnet zur einfachen italienischen Küche (in diesem Fall eine über zwei Tage bei Niedrigtemperatur geköchelte Bolognese). Im Zweifelsfall greife ich vor Ort lieber zu Dolcetto als zu Barbera - letztere wird heute häufiger auf "großer Wein" getrimmt und mit ordentlich Neuholz malträtiert. Das passiert bei Dolcetto eigentlich nie.

Gruß
Ulli
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stollinger

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSo 14. Mär 2021, 11:08

UlliB hat geschrieben:[b]...(in diesem Fall eine über zwei Tage bei Niedrigtemperatur geköchelte Bolognese)...

Diese Zubereitung ist mir neu, warum macht man das, bzw. wie niedrig?
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