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Piemont - Roero, Monferrato und der Norden

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stefane

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Re: Piemont - Roero, Monferrato und der Norden

BeitragSa 2. Sep 2023, 22:51

Heute abend im Glas:

Marco Porello, Canale
Roero Torretta 2019
14,5%
€ 14

Ein reinsortiger Nebbiolo von 30 bis 50 Jahre alten Reben.
Gärung in Edelstahltanks, die Reifung erfolgt dann in 500-Liter-Fässern und Barriques.
Im Glas ein intensives Rubinrot.
In der Nase Noten von schwarzen Früchten, etwas Erdbeermarmelade, Gewürze, getrocknete Rosenblüten und auch eine Spur Unterholz.
Im Mund überraschend fleischig und mächtig, mit einer sehr präsenten, doch abgerundeten Säure, im Abgang aber dennoch leicht kantig.
15/20
Herzliche Grüße
Stefan
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olifant

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Re: Piemont - Roero, Monferrato und der Norden

BeitragDo 19. Okt 2023, 10:46

... gestern im Glas ...

Bramaterra 2014 DOC, Tenute Sella - Lessona, NK, Cuvée 70% Nebbiolo, 20% Croatina 20%, 10% Vespolina, 13°alc., 28 Monate Grosses Fass (slawonische Eiche)

dunkes transparentes stumpfes Rubinrot, leicht wässrige Randaufhellung; würzige Brombeeren und wilde Himbeeren, Gewürznoten, etwas Laub, leichtes Toasting; am Gaumen zwischen kräftig und mittelgewichtig, aromatisch wieder reife erdig-würzige Himbeeren und Brombeeren, angenehme Mischung aus Gewürz- und Laubnoten, etwas weisser Pfeffer, sehr schön integrierte (angenehme) Toasting-Noten, angereiftes sehnig-trockenes Tannin, frische angenehme Säure, anfangs sehr schöne Tiefe und Komplexität / sehr rundes Gesamtpaket, baut dann ca. innerhalb 1 1/2 Stunden deutlich ab; mittellanger-langer Abgang anfangs auf würzige Frucht mit frischem, ausgewogenem Tann-Säure-Komplex, mit der Zeit trocknend und freud- ähh - fruchtlos- 17,5(--)/20 op

Einerseits sehr schön, ist von Anfang an ohne Anlaufzeit voll da, baut dann leider mit zunehmender Trinkdauer deutlich ab, verliert vorallem an Frucht, ein sehnig-sprödes Tannin gewinn beim letzten Schluck deutlich die Oberhand. Für die erste Stunde gibt es 17,5 op, für den letzten Schluck gibt es evtl. noch 15 op - daher mein minus-minus ;)
Über 20 Jahre Reifepotential spricht die Homepage des Erzeugers diesem Wein zu - mM eine höchst optimistische Einschätzung, scheint diese Flasche doch bereits knapp über dem Peak zu sein und der Sauerstoff dem Wein in knapp 1 1/2 Stunden sämtliche Frucht zu "entziehen", allerdings ohne dann Nebbiolotypische Tertiärnoten abzuliefern.
Eine "schwierige Phase" der Reifung, die es bei Nebbiologeprägten Weinen durchaus mal gibt, sehe ich hier nicht. Der Jahrgang 2014 hat im nördlichen Italien allgemein , vorallem im Roten Bereich, nix wirklich überragendes hervorgebracht. Auch ziemlich gut gemachte Weine wir dieser hier, guten Jahrgängen treue ich die prognostizierten 20 Jahre durchaus zu, machen dann doch verfrüht die Grätsche. Besondere Tertäraromatik - wie sonst oft bei Nebbiolo - scheint sich nicht ausgeprägt entwickeln zu wollen. Der eigentlich sehr schönen frischen würzigen Frucht fehlt letztendlich die Substanz um mit dem noch reichlich vorhandenen (und evtl. bei der Lese nicht ganz optimal reifem) Tannin mit zu halten.
Meine noch verbliebenen 3 Flaschen werde ich allesamt in der nächsten Zeit leeren - und dies zügig ;) vorallem nach dem Öffnen :lol:
Und was dieser Wein auch sehr schön zeigt: auch grosse Fässer können durchaus, bei Erstbelegung, ziemlich Toasting an den Wein abgeben - rein geschmacklich war ich bezüglich der ganz und gar nicht unangenehmen Holznoten gedanklich bei Tonnaux - tatsächlich aber traditionell in 25hl Fässern ausgebaut, so man der HP Glauben schenken darf.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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weingollum33

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Re: Piemont - Roero, Monferrato und der Norden

BeitragFr 20. Okt 2023, 08:53

Hallo Ralf,
ich freue mich immer, wenn ich eine Verkostungsnotiz von einem Bramaterra lese.
Ich war 2006 im nördlichen Piomont und habe das Weingut Giuseppe Barni besucht. Sein Flaggschiffwein war damals der Bramaterra vigna Doss Pilun. Ich habe den 2000er und den 2001er probiert und für kleines Geld (ich meine 12 oder 13 €/Flasche) einige Flaschen gekauft. Insbesondere der 2001er hatte gewaltige Tanninmassen und war allerdings nach ca. 10 Jahren ein schlanker, schöner Nebbiolo-Cuvee, der mir richtig Spaß gemacht hat!
Ich habe die Region mittlerweile aus den Augen verloren. Später hat noch ab und an mal einen Gattinara riserva von Travaglini den Weg in meinen Keller gefunden. Die Weine sind mE meist sehr gelungen - auch wenn ich mit der ungewöhnlichen Flaschenform wenig anfangen konnte.
Gruß Tobias
Zuletzt geändert von weingollum33 am Fr 20. Okt 2023, 09:57, insgesamt 1-mal geändert.
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olifant

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Re: Piemont - Roero, Monferrato und der Norden

BeitragFr 20. Okt 2023, 09:51

Hallo Tobias,

freut mich, wenn durch eine Notiz Bramaterra-Erinnerungen deinerseits wach werden. Für mich sind Valtellina, Gattinara, Ghemme, Bramaterra und Lessona (*) in jedem Fall Alternativen zu den üblichen Verdächtigen, Barolo und Barbaresco, in der Nebbiolo-Klasse. In den letzten Jahren sind diese Gebiete auch klare "Gewinner" der wärmeren klimatischen Bedingungen - allerdings leiden diese Gebiete auch deutlich mehr an Trockenheit als früher.

Diese Regionen werden wohl im Wesentlichen auch weiterhin Geheimtipp bleiben, da die verfügbaren Mengen im Vergleich zu den Nebbiolo-Kerngebieten, schlicht auch sehr gering sind. Allerdings ist auch hier ein z.T. deutliches Anziehen der Preise zu beobachten - vorallem bei "Etiketten" wie Conterno (Nervi) oder Le Piane und auch Ar.Pe.Pe. darf man inzwischen zu den Hochpreisigeren zählen.

Bei aller Unterschiede dieser nördlichen Nebbiolo DOC/Gs, liebe und schätze ich aber den andersartigen Ausdruck, den Nebbiolo hier entwickeln kann.

Letztendlich kommt das Meiste aus den Gegenden was ich ins Glas bekomme aber meist als Beifang in den Keller. Dabei wäre es sehr schön sich hier gut auszukennen, aber dazu wäre es von Vorteil regelmäßig in der Region unterwegs zu sein ...

(*) ... nicht zu vergessen sind auch noch weitere Nebbiolo-, bzw. Spanna-Anbaugebiete, wie Carema, Boca, Colline Novaresi, Coste della Sesia, Fara, Sizzano oder Valli Ossolane :o
Grüsse

Ralf

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