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Barolo - Wein der Könige, König der Weine

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robertz

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragDo 21. Nov 2019, 07:59

Hallo Alois
HPaulsen hat geschrieben:Was ist denn ein gutes Weinbuch? Insbesondere wenn man als Anfänger beispielsweise zum Thema ‚Dekantieren‘ mehr lesen will als: ‚Das kommt ganz drauf an, ….. ist recht unterschiedlich,… dazu braucht man (viel) Erfahrung….


Auch wenn du nach einem guten Weinbuch fragst, meiner Meinung nach kann kein Buch die eigene Erfahrung ersetzen. Im Grunde genommen machst du es richtig.

Probieren, Erfahrungen posten/erzählen und unterschiedliche Meinungen einholen, mit diesem Weg lernst du die Praxis und nicht die Theorie.

Anbei ein Tipp von mir, wie ich meine Erfahrungen mit Reifestadien der (Verkostungs- = Erfahrungs-) Weine mache.
Nach dem Öffnen kommt ein erster Schluck zum Antesten ins Verkostungs-Glas (Zalto Universal zeigt alle Stärken und Schwächen), 2 kleine 0,25 l Glasflaschen mit Schraubverschluss werden sanft mit Drop-Stop abgefüllt und zum Lagern in den Weinkühlschrank zurückgelegt, der Rest wird in Ruhe (z.Teil über Stunden) beobachtet. Auf diese Art habe ich manchmal mehrere Flaschen gleichzeitig geöffnet, es liegen bis zu 6 kleine Flaschen im Kühlschrank. Diese Glasflaschen sind die berüchtigten ‚Stifterln‘ oder Pikkolo, die ungekauft die Wohnung erreicht haben und eine Zeitlang nicht ins Altglas gewandert sind.

Schöne Grüße aus Wien, Robert
Vergeblich klopft, wer ohne Wein ist, an der Musen Pforte. ;)
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UlliB

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragFr 22. Nov 2019, 11:32

Barolo "Ciabot Mentin" 2007 (Domenico Clerico) 14,5%Vol. Nur kurz dekantiert. Leuchtendes Rot, sehr dunkel, aber bis in den Kern transparent, minimale Aufhellung am Rand. Absolut faszinierende Nase: enorm tiefe, dunkle Frucht, darunter minimal Teer und etwas Balsamisches (wohl vom Holz), darüber laufend changierende Obertöne, ein wenig Minze, und etwas schwer zu beschreibendes Ätherisches (meine Frau meinte: Lösungsmittelabfälle, nicht halogeniert... 8-) ), auch etwas Florales, verändert sich ununterbrochen und zieht einen immer wieder ans Glas. Der Alkohol ist trotz 14,5% überhaupt nicht spürbar. Der Gaumen kann da leider nicht mithalten: die Aromatik setzt sich durchaus fort, aber das Tannin ist bretthart, und in Verbindung mit der sehr präsenten Säure entsteht ein ziemlich sperriger Eindruck; im langen Abgang bittert der Wein deutlich nach und trocknet den Mund aus. Über den Abend verfolgt verschiebt sich das Hell-Dunkel-Spiel der Aromatik stärker ins Dunkle, aber insgesamt verändert sich der Wein nur wenig.

Galloni (damals noch bei Parker) hat dem Wein im Jahr 2011 mit extrem hohen 98 Punkten bewertet. Was die Nase betrifft, kann ich das in etwa nachvollziehen, beim Gaumen aber (noch?) nicht. Vermutlich auch nach zwölf Jahren immer noch zu jung, aber ich frage mich hier schon, ob das wirklich harsche Tannin jemals abschmelzen wird, oder der Wein vorher völlig austrocknet. Man wird sehen, zwei Flaschen sind noch da... aber frühestens wieder in fünf Jahren.

Gruß
Ulli
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amateur des vins

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragFr 22. Nov 2019, 13:23

UlliB hat geschrieben:Lösungsmittelabfälle, nicht halogeniert... 8-)
:lol: ymmd
Besten Gruß, Karsten
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Reini

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragSo 15. Dez 2019, 20:22

Hallo Zusammen!
Nach längerer Abstinenz hier im Forum dachte ich mir ist es wieder mal Zeit den Barolo Thread zu beleben.
Hatte letzten Donnerstag einen sehr feinen BAROLO Bricco Luciani 2006 von Silvio Grasso im Glas.
War der 2006er bisher immer sehr unzugänglich und vom starken Tannin geprägt so zeigte er sich erstmals bereits von einer sehr feinen Seite. :)
Typisches, eher helles Rubinrot mit bereits gereiften orangen Rand. In der Nase dann ein sehr verführerischer Duft mit balsamischen Tönen, etwas Kirsche und ein schöner Strauß Rosen. Holz bereits perfekt eingebunden.
Am Gaumen zwar immer noch etwas Adstringierend aber trotzdem bereits mit sehr schönem Trinkfluss und langem Abgang.
Insgesamt ein bereits sehr stimmiger Wein der jetzt erst am Anfang einer wahrscheinlich langen Genussphase steht.
Für mich sehr schöne 95 Reini Pkt.

Liebe Grüße
Reini
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TOM

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragMo 16. Dez 2019, 09:31

Habe mal eine Frage an die Barolo-Gemeinde, da ich bisher nur wenige getrunken habe: Gibt es auch bei den Barolos sowas wie eine "Fruchtphase" oder trinkt man die am Besten wirklich erst nach 10-15 Jahren?
Hintergrund: Bei Vivino gibt es einen "Cascina Adelaide Barolo 2014" für rund 20 Eur (angeblich halber Preis, Dank an Heiko für den Tipp!). Kann man einen 2014er "einfach mal antesten" oder legt man den besser noch 5-10 Jahre in den Keller weil er wahrscheinlich noch total verschlossen ist?
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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EThC

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragMo 16. Dez 2019, 10:32

Barolos bzw. generell Nebbiolos haben auch ihre Fruchtphase. Der Grund, warum man den Weinen -mit einem gewissen Recht- nachsagt, daß sie erst nach ca. 10 Jahren richtig gut sind, liegt in dem verhältnismäßig kräftigen Tanningerüst, das diese Sorte in der Regel mitbringt. Bis da die Ecken einigermaßen rund sind, dauert's oft ein paar Jahre. Grundsätzlich gibt's aber auch Nebbiolos / Barolos / Barbarescos, die auch in relativ jung schon recht zugänglich sind. Da Barolo aber eine Lagerzeit von min. 38 Monaten, davon min 18 im Holzfaß aufweisen muß (Riserva sogar 62 Monate) ist bei Verkaufsstart schon häufig nicht mehr so viel von der Fruchtphase übrig. Wenn man dezidiert danach sucht, sollte man eher außerhalb der Barolo DOCG danach suchen.
Da Barolo aber keine regelmäßige Baustelle mehr bei mir ist, kann Dir vielleicht Ralf etwas konkretere Tipps geben...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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olifant

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragMo 16. Dez 2019, 10:49

TOM hat geschrieben:Habe mal eine Frage an die Barolo-Gemeinde, da ich bisher nur wenige getrunken habe: Gibt es auch bei den Barolos sowas wie eine "Fruchtphase" oder trinkt man die am Besten wirklich erst nach 10-15 Jahren?
Hintergrund: Bei Vivino gibt es einen "Cascina Adelaide Barolo 2014" für rund 20 Eur (angeblich halber Preis, Dank an Heiko für den Tipp!). Kann man einen 2014er "einfach mal antesten" oder legt man den besser noch 5-10 Jahre in den Keller weil er wahrscheinlich noch total verschlossen ist?


... eine ganz schwierige Prognose, denke ich. Auch bei Barolo gibt es durchaus eine kurze Fruchtphase, allerdings ist die dann auch ziemlich tanningeprägt - tanninempfindlich darf man dann eher nicht sein. So zumindest meine Erfahrung.

Eigentlich sollte ich feststellen, das 2014 ein eher klassischer Jahrgang war, die Fruchtphase, wenn denn dieser Wein eine hatte, dürfte da zusätzlich eher kurz ausgefallen sein. Ebenso könnte man von einer eher knapp reifen Frucht ausgehen. Für mich wären 2014 wohl alles in allem Weine, die zumindest mittelfristig gelagert werden sollten.

Allerdings sagt ein Blick auf die Homepage, dass der Erzeuger selbst das Trinkfenster mit ab 3 Jahre, bis 8 - 10 Jahre, nach Erntejahr benennt. Insoweit wird der Wein hier als trinkreif bei Freigabe beurteilt.
Der eine User der auf cellartracker dieses Jahr den Wein verkostet hat, war, so oder so, in jedem Falle angetan und zückte 93p.

Für die aufgerufenen 20 € kannst du nicht viel falsch machen, dafür aber Erfahrung sammeln, was den Basisbarolo eines modernen "state of the art - Betriebs" anbelangt.
P.S. Halber Preis ist vermutlich schamlos übertrieben, ca. 2/3 wäre da ehrlicher taxiert
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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harti

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragMo 16. Dez 2019, 11:01

TOM hat geschrieben:Habe mal eine Frage an die Barolo-Gemeinde, da ich bisher nur wenige getrunken habe: Gibt es auch bei den Barolos sowas wie eine "Fruchtphase" oder trinkt man die am Besten wirklich erst nach 10-15 Jahren?
Hintergrund: Bei Vivino gibt es einen "Cascina Adelaide Barolo 2014" für rund 20 Eur (angeblich halber Preis, Dank an Heiko für den Tipp!). Kann man einen 2014er "einfach mal antesten" oder legt man den besser noch 5-10 Jahre in den Keller weil er wahrscheinlich noch total verschlossen ist?

Hallo Tom,

die Zeiten, in denen Barolo in der Jugend knochenharte und fruchtarme Gesellen waren, sind schon lange vorbei. Was allenfalls passieren kann, dass überholzte Exemplare ihre Frucht nicht zu zeigen vermögen. Ansonsten können junge Weine sehr duftig und fruchtig ausfallen, wie ich kürzlich erst beim 2015er Burlotto Barolo und beim 2016er Produttori Barbaresco (ein grandioser Wein!) wieder einmal festgestellt habe.

Zu Cascina Adelaide habe ich keine Meinung, nur zum Jahrgang 2014. Hier muss man Vorsicht walten lassen, der Jahrgang ist doch recht schlank ausgefallen. Ich persönlich habe mich beim Kauf der 2014er sehr zurückgehalten, da ich die Befürchtung hege, dass die Weine zu wenig Frucht für ein langes Lager haben.

Grüße

Hartmut
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olifant

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragMo 16. Dez 2019, 11:28

Hallo Harti,

bei Burlotto hast du natürlich absolut Recht, totale Schmeichler ;) und die Produttori haben das bei Barbaresco wohl auch sehr gut drauf. Beim Weinvolk kommt das augenscheinlich auch sehr gut an nicht so lange warten zu müssen, was die in den vergangenen Jahren überduchschnittlich gestiegenen Kurse transportieren.

Haben denn schon alle Winzer ihre Segel in diesen Wind gelegt? Wohl kaum - es ist schlicht Produzentenabhängig.

Ich bin derzeit wohl viel zuwenig in diesen Gefilden unterwegs um mich hier noch annähernd konkret auszukennen und trinke da meine mittelalten und alten Sachen aus. Viele der aufgerufenen Preise mag und kann ich da auch nicht (mehr) mitgehen.
Die nördlicheren Nebbiolo-Sachen sind für mich da ebenso ganz ok, auch wenn hier die Preise in Gattinara, Valtellina, etc., je nach Erzeuger doch auch schon deutlich anziehen.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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harti

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragMo 16. Dez 2019, 11:51

Hallo Ralf,

leider fehlt mir der Überblick über das Gebiet, wie ich ihn z.B. bei Bordeaux habe. Ich trinke jahrein, jahraus immer von denselben Winzern :roll: . Alle "traditionell" arbeitend, d.h. ohne Barrique-Einsatz und mit "normaler" Maische-Gärung. Fenocchio z.B. hat eine Riserva im Programm, die 90 Tage auf der Maische liegt (kostet ab Weingut 60 Euro). Auch B. Mascarellos 2010er hat ähnlich lange Gärzeiten durchlaufen. Trotzdem sind diese Weine nicht ausgezehrt, einfach weil mittlerweile viel besser im Weinberg gearbeitet wird und natürlich der Klimawandel den Winzern in die Karten spielt.

Teuer finde ich diese Weine insgesamt nicht, wenn man ihre herausragende Güte berücksichtigt. Wie an anderer Stelle erwähnt, hat der 16er Produttori Barbaresco 24 Euro gekostet, für einen annähernd großen Wein (bei mir beginnen die bei 95 P.) finde ich das fair. Und die Burlottos sind eigentlich auch nicht so furchtbar teuer, allerdings muss man da seine Quellen haben. Wer jetzt erst einsteigen will, hat natürlich schlechte Karten :roll: .

Und zudem gibt es auch noch die Nebbiolo, die inzwischen vielerorts richtig gut geworden sind und nicht so lange gelagert werden müssen. Mein Tipp: Burlotto - bei Pinard gibt es den 18er für 15 Euro (aber Vorsicht: den Jahrgang habe ich noch nicht getrunken!).

Grüße

Hartmut
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