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Barolo - Wein der Könige, König der Weine

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Créot

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragMi 1. Mai 2019, 23:20

Vor kurzem 4 Barolo aus 2010 neben- und nacheinander probiert.

Guido Porro, Barolo Lazzairasco 2010: Sehr schöne Nase mit roter Kirsche, Rosenblättern, Minze, Pfeffer. Nicht unbedingt komplexer als der Fenocchio aber im positiven Sinne wärmer. Der Gaumen sehr klar gezeichnet, Mon-Cheri-Kirsche, schöner Säurenerv. Am ersten Abend eine ganz famose Dynamik, am zweiten Abend etwas gefälliger ohne banal zu sein, knackige Tannine, gute Länge.

Massolino, Barolo 2010: Duftige Nase mit Waldhimbeere, Rosenblätter, Nelke und ein Hauch Zimt, etwas Tabak. Am Gaumen Walderdbeere, schwarze Kirsche mit Süßholz, Backgewürzen, sehr transparent und elegant, alles am richtigen Platz, schönes Spiel, Dynamik, gute Länge. Nicht ganz die Intensität des Burlottos. Bereits gut zugänglich Sehr gut.

Fennochio, Barolo Bussia 2010: In der Nase deutlich Lakritze, etwas Teer, dunkle Kirsche, etwas Mon-Cheri-Kirsche, Blütenblätter, mittlere Intensität und mittlere Tiefe. Am Gaumen Kirsche, leicht floral, schöne Frische, nach hinten raus noch recht fordernde Tannine, die eine aromatisch breite, aber auch eine etwas harsche Herbheit wie von Johannisbrot mitbringen. Sehr lang. Lebendig, aber nicht die Energie und Spannung wie etwa der Porro am ersten Tag.

Burlotto, Barolo 2010: Ebenso expressive wie elegante Nase mit Walderdbeere, etwas Erdbeergelee, Rosenbätter, ganz auf der Frucht gebaut, wunderbar klar, transparent und tief. Am Gaumen Walderdbeergelee, etwas rote Johannisbee-re, ein Hauch Olivenpaste, sehr feine Tannine, sehr klar, transparent und fein, und zugleich tolle Intensität und Dynamik, bleibt lange haften. Der eigenständigste und mit dem Massolino z.Z. der zugänglichste Wein

Der Burlotto und der Massolino waren am zugänglichsten, dem Porrro und dem Fenocchio würde ich noch 2-3 Jahre im Keller lassen. Im Moment hat mir der Burlotto am besten gefallen. Es ist aber eine sehr eigenständige Aromatik - ich mag's sehr gerne: ein sehr feiner, (so abgedroschen es auch ist:) burgundischer Barolo. Der Porro hat mir, nach eher mittelprächtigen Erlebnissen mit dem 2004er am ersten Abend sehr gut gefallen, tendenziell das Gegenmodell zu Burlotto mit einer unbändigen Energie - toll! Sehr gut auch der Massolino, der sich (aus der halben Flasche) schon sehr sehr gut trank und nicht an sperriges Serralunga-Terroir erinnerte. Den Fenocchio habe ich im Moment noch hinten gesehen - insbesondere deshalb, weil die Tannen noch recht im Vordergrund standen. Hatte auch nicht ganz die Intensität und Balance der anderen drei. Auf jeden Fall aber ein guter Wein und mit 26,- Euro ein sehr gutes PLV. Bin gespannt, wie sich der Wein in den nächsten Jahren noch entwickelt.

Grüße
Stefan
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amateur des vins

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragSa 4. Mai 2019, 20:56

Was haben Hubers Chardonnays und Barolo gemeinsam?
Beide sind hochangesehen (oder "hochgejazzt"), und mit beiden habe ich so meine Schwierigkeiten, aber zu einem (vorläufig) abschließenden Urteil komme ich nicht und probiere tapfer weiter. :ugeek:
Der Unterschied ist, daß ich mit Nebbiolo vernachlässigbar wenig Erfahrung habe...

Burlotto, Barolo «Monvigliero» 2012

Ziemlich hell und transparent, mit dtl. Grundtendenz in's Lachsfarbene oder Orange (aber mitnichten altersbedingt!).
Nase - wow, das ist groß! Noch zu kalt, aber schon grandios, sehr vielfältig und charmant: Helle Kirschen, Cranberry, überhaupt rotfruchtig. Dann dunkler, würziger: Buchenrauch, Wacholder, Lorbeer & Rosmarin (wenig), Oliventapenade. Unterschwellig ein Hauch Orange(!). Ständiger Wechsel: Direkt nach dem Schwenken eher rotfruchtig und femininer; nach einem Moment Stehen dunkler und würziger. 10' möchte ich nur schnuppern...

Dann am Gaumen... total enttäuschend! :cry:
Ja, er ist vielleicht noch eine Winzigkeit zu kalt, aber das kann es nicht sein. Recht schöne, frische Säure; mittelkörnige, eher kräftige Tannine (aber für Nebbiolo eher moderat). Aber sonst sehr wenig; fast etwas wäßrig wirkend. Ein Hauch dieser hellroten Frucht wird völlig überdeckt von dem, was manche als "Blut und Eisen" beschreiben.
[+1h] Ein bißchen mehr Ausdruck, aber minimal...
[+2h] Jetzt geht auch das bißchen Frucht zurück... härter...

[+1d] Man darf ihn keineswegs zu kühl servieren. Aber selbst "modern zimmerwarm" (geschätzt 18-20°C) ist er sehr dezent. Weiterhin ein Nasenriese, aber am Gaumen... Immerhin kann sich die äußerst zarte hellrote Frucht (hellrote Kirsche und heute auch ein paar Himbeeren) nun behaupten. Dafür sind aber auch die Tannine etwas härter. Die Würze bleibt.

Zum Essen (Steinpilzrisotto und in Butter gebratene Zucchini) gewinnnt er enorm, aber so richtig erreicht er mich dennoch nicht.

Es bleibt dabei: Mit Nebbiolo tu' ich mich schwer...
Besten Gruß, Karsten
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harti

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragSo 5. Mai 2019, 11:03

amateur des vins hat geschrieben:Burlotto, Barolo «Monvigliero» 2012

Ziemlich hell und transparent, mit dtl. Grundtendenz in's Lachsfarbene oder Orange (aber mitnichten altersbedingt!).
Nase - wow, das ist groß! Noch zu kalt, aber schon grandios, sehr vielfältig und charmant: Helle Kirschen, Cranberry, überhaupt rotfruchtig. Dann dunkler, würziger: Buchenrauch, Wacholder, Lorbeer & Rosmarin (wenig), Oliventapenade. Unterschwellig ein Hauch Orange(!). Ständiger Wechsel: Direkt nach dem Schwenken eher rotfruchtig und femininer; nach einem Moment Stehen dunkler und würziger. 10' möchte ich nur schnuppern...

Dann am Gaumen... total enttäuschend! :cry:
Ja, er ist vielleicht noch eine Winzigkeit zu kalt, aber das kann es nicht sein. Recht schöne, frische Säure; mittelkörnige, eher kräftige Tannine (aber für Nebbiolo eher moderat). Aber sonst sehr wenig; fast etwas wäßrig wirkend. Ein Hauch dieser hellroten Frucht wird völlig überdeckt von dem, was manche als "Blut und Eisen" beschreiben.
[+1h] Ein bißchen mehr Ausdruck, aber minimal...
[+2h] Jetzt geht auch das bißchen Frucht zurück... härter...

[+1d] Man darf ihn keineswegs zu kühl servieren. Aber selbst "modern zimmerwarm" (geschätzt 18-20°C) ist er sehr dezent. Weiterhin ein Nasenriese, aber am Gaumen... Immerhin kann sich die äußerst zarte hellrote Frucht (hellrote Kirsche und heute auch ein paar Himbeeren) nun behaupten. Dafür sind aber auch die Tannine etwas härter. Die Würze bleibt.

Zum Essen (Steinpilzrisotto und in Butter gebratene Zucchini) gewinnnt er enorm, aber so richtig erreicht er mich dennoch nicht.

Es bleibt dabei: Mit Nebbiolo tu' ich mich schwer...

Hallo Karsten,

am Nebbiolo scheiden sich die Geister. Die Nase von (gut gemachten traditionellen) Barolo sind umwerfend in ihrer Komplexität und Intensität, am Gaumen sind sie aber (auch in der Reife) fest im Tannin, säurebetont und bisweilen auch ziemlich karg. Und, wenn sie etwas drüber sind, kommen noch Liebstöckelnoten hinzu. Entweder man mag das oder man lehnt es ab. Auch bei meinen Weinfreunden gibt es beileibe nicht nur Barolo-Liebhaber, im Gegenteil, die Fans und Hasser halten sich fast die Waage.

Man kann nichts erzwingen, bei mir sind es z.B. die Burgunder, die mich abstoßen :roll: .

Grüße

Hartmut
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harti

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragSo 5. Mai 2019, 11:05

Créot hat geschrieben:Vor kurzem 4 Barolo aus 2010 neben- und nacheinander probiert.

....

Der Burlotto und der Massolino waren am zugänglichsten, dem Porrro und dem Fenocchio würde ich noch 2-3 Jahre im Keller lassen. Im Moment hat mir der Burlotto am besten gefallen. Es ist aber eine sehr eigenständige Aromatik - ich mag's sehr gerne: ein sehr feiner, (so abgedroschen es auch ist:) burgundischer Barolo. Der Porro hat mir, nach eher mittelprächtigen Erlebnissen mit dem 2004er am ersten Abend sehr gut gefallen, tendenziell das Gegenmodell zu Burlotto mit einer unbändigen Energie - toll! Sehr gut auch der Massolino, der sich (aus der halben Flasche) schon sehr sehr gut trank und nicht an sperriges Serralunga-Terroir erinnerte. Den Fenocchio habe ich im Moment noch hinten gesehen - insbesondere deshalb, weil die Tannen noch recht im Vordergrund standen. Hatte auch nicht ganz die Intensität und Balance der anderen drei. Auf jeden Fall aber ein guter Wein und mit 26,- Euro ein sehr gutes PLV. Bin gespannt, wie sich der Wein in den nächsten Jahren noch entwickelt.

Grüße
Stefan

Hallo Stefan,

danke für das Update. Ich schließe aus Deinen Ausführungen, dass wir mit unserer Neuauflage der 2010er Probe noch ein paar Jahre warten sollten ;) .

Grüße

Hartmut
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mixalhs

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragSo 5. Mai 2019, 11:33

... und bei mir ist Blaufränkisch die Rebsorte, die mich selten berührt - auch bei Weinen, die von anderen geliebt werden.

Harti, die 2010er Probe war wirklich großartig, und eine Wiederholung (mit einem anderem Jahrgang - vielleicht aber auch mit diesem) wäre wunderbar. Liebe Grüße, Michael
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragSo 5. Mai 2019, 11:36

harti hat geschrieben:Man kann nichts erzwingen, bei mir sind es z.B. die Burgunder, die mich abstoßen :? .

Allerdings! Barolo spielt bei mir auch nur noch eine sehr untergeordnete Rolle, ich hab' mittlerweile 50 mal mehr Pinot Noir im Keller... :lol:
Viele Grüße
Erich

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harti

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragSo 5. Mai 2019, 12:21

mixalhs hat geschrieben:... und bei mir ist Blaufränkisch die Rebsorte, die mich selten berührt - auch bei Weinen, die von anderen geliebt werden.

Harti, die 2010er Probe war wirklich großartig, und eine Wiederholung (mit einem anderem Jahrgang - vielleicht aber auch mit diesem) wäre wunderbar. Liebe Grüße, Michael

Hallo Michael,

danke :) . Eine Wiederholung wird es mit 2010 auf jeden Fall geben und ein paar andere Themen sind in der Pipeline, u.a. ein Querschnitt der Produttori del Barbaresco-Weine, eine Burlotto Monvigliero-Vertikale, dann sind irgendwann die 2008er fällig (wobei ich da externe Ergänzung brauche). Und es kommen ja bald die 2016er ... 2013 habe ich schon mit meinen Göttinger Weinfreunden abgearbeitet und für eine Neuauflage ist es vielleicht etwas zu spät. Aber ich lass mich auch gern überreden ;) .

Grüße

Hartmut
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amateur des vins

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragSo 5. Mai 2019, 13:18

Danke allen für den Zuspruch. :)

Erzwingen klappt nicht, klar. Aber Hinterfragen und Ausprobieren geht prima. Hin und wieder sollte man die Schubladen wieder aufziehen, in die man Erfahrungen gesteckt hat. Z.B. hatte ich Sauvignon blanc in einer, weil ich glaubte, die seien alle viel zu sauer, und pi de chat gehöre unabdingbar dazu. Nach vielen Jahren wagte ich einen neuen Versuch, und bin sehr froh darum, Boulay, Vacheron u.a. entdeckt zu haben.

Übrigens, den Bricco delle Viole von Vajra (Michael, Du erinnerst Dich?) mochte ich sehr. Meine bisher mit Abstand erfreulichste Nebbiolo-Erfahrung.

Sehe ich richtig, daß Burlotto zu den "Traditionalisten" und Vajra zu den "Modernisten" gehört?
Besten Gruß, Karsten
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragSo 5. Mai 2019, 13:30

amateur des vins hat geschrieben:Erzwingen klappt nicht, klar. Aber Hinterfragen und Ausprobieren geht prima.

Grundsätzlich kann ich mit einem guten Barolo nach wie vor deutlich mehr anfangen, als mit einem an sich ebenso guten Bordeaux; die Gesamtumstände, die mein "Trinkerumfeld" mit einschließen, führen aber dazu, daß sich kaum noch Gelegenheiten für solche Weine ergeben, d.h. ich säße mit der Flasche alleine da und alleine trinken macht ja bekanntlich unglücklich. Deshalb gibt's auch gerade noch einen einzigen Barolo im Keller, ein 04er Bricco Boschis von Cavallotto... :(
Viele Grüße
Erich

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dankin

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragSo 5. Mai 2019, 14:13

Danke für die Notes Amateur des Vins

Ich habe grade eine Woche in der Langhe verbracht und heftigst eingekauft. Ich liebe Barolo und Barbaresco, kann aber durchaus verstehen, wenn es nicht jedermanns Sache ist. Jung brauchen die Weine (zumindest die traditionell hergestellten) ein begleitendes Essen, finde ich. Und ja Ich schreibe absichtlich, das das Essen die Begleitung ist und nicht umgekehrt.

Der Burlotto Monvigliero ist ja auch sowas von traditionell hergestellt. Sagen Dir vielleicht die moderneren Varianten eher zu?

Falls Du noch mehr von dem Stoff hast und es loswerden willst, sach Bescheid, wir finden sicher ne Lösung :D
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