Mo 29. Apr 2013, 11:08
Alas hat geschrieben:Halali!
Aus verschiedenen Gründen habe ich mich entschlossen meine Weinkenntnisse zunächst nicht beim französischen Wein zu vertiefen, sondern auf die Jagd nach italienischem Wein zu gehen und im Piemont anzufangen, also einem Kerngebiet des italienischen Weinbaus. Bisher habe ich lediglich zwei Flaschen Dolcetto in jüngerer Zeit und vor langer Zeit einen Gavi getrunken. Ich habe also keine Ahnung. Vielleicht geht es anderen auch so und sie stellen ihre Fragen ebenfalls hier.
Wie ich mitbekommen habe, gab / gibt es dort zwei Anschauungen in der Vinifikation, eine traditionelle und eine moderne.
Gibt es noch Weingüter, die rein auf die traditionelle Art ihren Wein produzieren?
Auch gibt es dort den Barbaresco, der aus der gleichen Traube auf die gleiche Art wie der Barolo hergestellt wird. Mir ist nicht klar geworden, wo denn der Unterschied ist, außer im Preis ggf..
Gruß
Alas
Hallo Alas,
Piemont ist als Thema recht weit gefasst
, ich nehme mal an, die geht es eher um die Roten, oder auch um Weisse? Von daher Einsteiger - Exkurs autochtone und internationale Rebsorten:
autochton Rot:
Nebbiolo, mittlere Farbe, bei Barolo und Roero auch mal recht intensive Farbe, je nach Gebiet und Qualitätsstufe klassifiziert als Nebbiolo DOC, Barbaresco DOCG und Barolo DOCG, sowie Roero DOC (Verschnittpartner bis 15% erlaubt),
Barbera, farbstark, trocken, eigentlich ein einfacher Essensbegleiter, bei gekonntem Barriqueausbau jedoch eher 'Superpieminteser' (Braida, Vietti uvma.), je nach Gebiet und Qualitätsstufe klassifiziert als Barbera DOC, Barbera d'Asti DOCG, Barbera del Monferrato DOCG und Barbera d'Alba DOCG
Dolcetto, farbstark, trocken, meist reinsortig
Grignolino, farbarm, fruchtig, dennoch Tanninlastig, meist reinsortig
Pelaverga, mittlere Farbe, fruchtig, leicht bitter, meist reinsortig
Freisa, reinsortig als Schaumwein, auch gerne in Cuvées als Verschnittpartner (Langhe Rosso)
autochton Weiss:
Cortese, eher leicht, leicht fruchtig, Traube für den Gavi (di Gavi)
Roero Arneis, recht aromatisch-kräftige Sorte
Favorita, kernig, eher fruchtarm
Erbaluce di Caluso, leicht fruchtig
Timorasso, aromatisch, kräftige Säure, alkoholstark
Internationale Rebsorten, wie immer, was das Herz begehrt, spielen jedoch nur eine untergeordnete Rolle, in Rot Cabernet Sauvignon, Merlot, Pinot Nero ..., in Weiss Chardonnay, Riesling, Pinot Bianco, ... .
Als Einstieg zum Nebbiolo / Barbaresco / Barolo, die Basis Nebbioli zu wählen kann ich nur empfehlen. Jene sind jung zu trinken und bilden in den Anlagen doch recht gut die Typizität der Rebsorte ab - Tannin, Säure, judendlich eher rote Frucht, manchmal etwas florale Frucht, die in der Reife sehr herbstlich-morbide Tönungen annimmt (welke Blumen, Laub, Teer ...).
Übrigends sind nicht nur Barolo teuer - als höchster Ausdruck von Nebbiolo zählen wohl auch deren an hohem Preis und geringer Verfügbarkeit zu messenden Barbaresco DOCG von Gaja und Barbaresco St. Stefano DOCG (rotes Etikett) von Bruno Giacosa. Und ob dir eher elegante Barbaresco oder kräftige Barolo liegen, dass ist persönlicher Geschmack.
Ich persönlich finde auch Barbara und Grignolino als Essensbegleiter interessant und trinke diese auch gerne. Bei Barbera ist auf den Holzeinsatz zu achten - je nach dem hast du dann Jedentagswein / Essensbegleiter, oder eben Solisten im Glas.
Grignolino ist ein eher gewöhnungsbedürftiger Wein, Farbe wie ein Rose, aromatisch mit hellroter Frucht (Kirsche, Erdbeere), dazu das Tannin eines eher herben Rotweins und griffige Säure. Zum Essen mit grosser Bandbreite, von einfacher kerniger Brotzeit bis zu ligurischem Fischeintopf (mit Tomate und Safran, geröstetem Brot) harmoniert sehr viel, dazu noch erfrischend im Sommer.