glauer hat geschrieben:
Da will ich doch mal schnell OT weitermachen. Ich verstehe diese Beschreibung des US Systems, sie ist aber inzwischen doch etwas veraltet und fast ein wenig wie die deutsche Weinszene anhand von Aldi und Lidl zu beurteilen (ok, nur fast). Es gibt hier unzählige kleine Importeure und in fast allen halbwegs richtigen Städten auch sehr viele ambitionierte Weinhandlungen. In meinem Teilort von Boston habe ich in 5 bis 10 Minuten Entfernung mindestens 5 Läden mit hochinteressanter Auswahl die es in D so fast nur bei den guten Versendern gibt (nur die Preise sind teils problematisch, aber auch das nicht bei allen Regionen, der Aufschlag fuer deutschen Weine ist leider besonders hoch). Da gibt es inzwischen auch etliches aus Deutschland das weder Riesling noch süß ist. Knauss, Beurer, Dolde oder Holger Koch, Wasenhaus und Ziereisen schaffen es alle hierher. Das ist natürlich ein kleine Blase, aber das ist in D ja auch nicht so viel anders.
Danke für das update zur Situation in den USA. Mein letzter Stand ist wie geschrieben von 2018, das ist jetzt auch schon mehr als 5 Jahre her. Und apropos Boston: da war ich nur ein einziges Mal, im Spätwinter 2017, bei sehr frostigen Temperaturen (tagsüber -15°). Ich habe mich dennoch zu Fuß eine Weile umgesehen, der Eindruck war für mich eine im US-Kontext ziemlich europäisch geprägte Stadt, und offensichtlich gibt es dort viele Leute mit Interesse an gutem Essen und Trinken. Ich erinnere mich da an einen wirklich riesigen italienischen Supermarkt, gefühlt einen halben Fußballplatz groß, mit einem enorm breiten Angebot an italienischer Feinkost und italienischen Weinen; vieles konnte auch direkt vor Ort konsumiert werden. Etwas Vergleichbares kenne ich in Deutschland in dieser Größe nicht, und auch in den USA ist das wohl nicht sehr typisch.
Aber noch einmal zurück zum Briords VV. Um es vielleicht noch mal klarzustellen, ich fand den Wein überhaupt nicht schlecht, und die zweite Hälfte der Flasche wurde zum Essen (wie empfohlen etwas mit Fisch) zügig leer. Nur blieb der Eindruck, dass ich das nicht ein zweites Mal brauche. In der 15-Euro-Klasse, in die dieser Wein fällt (beim Versender habe ich 13,90 € bezahlt), könnte ich eine
sehr lange Liste deutscher und österreichischer Weine erstellen, die ich wesentlich spannender und reizvoller finde. Wobei da allerdings einiges dabei wäre, was vermutlich viel polarisierender ist als der Briords und kaum auf ungeteilte Zustimmung treffen dürfte, während der Briords wohl niemandem wehtut und insofern tatsächlich sehr konsensfähig ist.
Warum nun gute Muscadets in den USA angesagt sind und in Deutschland gefühlt überhaupt nicht, bleibt Gegenstand von Spekulation.
Wie auch
@Michl habe ich von der Domaine de la Pepière noch den Chateau Thébaud 2019, der etwas teurer war. Der ist dann auch in absehbarer Zeit dran (übrigens: weil du immer noch von Ollivier schreibst - nach Angaben im WA hat der die Domaine bereits im Jahr 2011 verkauft, und der damalige Käufer hat seitdem schon wieder verkauft. Marc Ollivier hat bis 2020 wohl noch beraten, ist dann aber endgültig in Ruhestand gegangen).
Gruß
Ulli