Di 22. Feb 2011, 11:35
Hallo allerseits,
Sieur d´ Arques; Oc Cellus; V.d.P de la Haute Vallée de l´ Aude; 1998 rot;
Ein wunderbarer Wein, für seiner Zeit 20 € als Spitzenroten der Genossenschaft mit einpacken lassen und dem Rat gefolgt, ihn erstmal im Keller zu vergraben. Was kommt nun im Jahr 13 ans Licht?
Er ist ein Wein zwischen den Welten, ein wenig Bordeaux-Liebäugelei, aber dann ganz klar eher ein Südwestfrankreich-Wein als ein Midi-Roter. Wirklichen Midi-Charakter hat er keinesfalls, egal ob Limoux zum Midi zählt oder nicht. Man mag hier Autonomie.
Auch heute noch fast schwarz und mit seinem komplexen Bukett Noblesse ankündigend. Brombeeren, Zederduft und ein andorranisches Tabakfeld kurz vor der Ernte... Ein süßlich-parfümierter Gaumen, zu dem sich sofort die Attribute Noblesse, Kühle, Eleganz und eine schöne Länge gesellen. Auch heute noch wunderbar samtige Tannine. Im Abgang ein leises Marzipan-Kirsch-Konfekt.
Insgesamt ein exzellenter Wein. Ich vergebe 94/100 und einen persönlichen Preis-Genuss Index von knapp über 1, will deuten, er ist jeden Cent wert. Ein Beweisstück, dass auch Genossenschaften nicht außer Acht gelassen werden sollten, wenn sie sich konsequent der Qualität verpflichten,so wie Sieur d´Arques es tut...
Dazu bestens gepaßt hat übrigens mein selbstgemachtes Cassoulet. Ich habe hier vom Originalrezept die Schweineschwarte weggelassen und als Knusperhaut die Entenhaut genutzt. Davon hatte ich ja mehr als genug, denn mangels einzelner frischer Keulen nahm ich eine ganze Ente und zerlegte sie "nach Vorschrift". Die Brüste wurden für weitere Weine aus Südwestfrankreich reserviert, die Keulen dominierten das Cassoulet und aus dem Rest wurde Confit de Magret hergestellt. Das Fett entsprechend ausgekocht und für diverse weitere Gelegenheiten und als Bratfond für das Cassoulet weggestellt bzw. genutzt.
Klar hatte ich auch keine Toulouser Wurst, aber das locker gestopfte Bratwürstchen eines meiner beiden Fleischer des Vertrauens war bestens, da wunderbar kräuterwürzig.
Die Bohnen habe ich dabei mit einem Stück Schweinerippchen angekocht. Möhre und Zwiebel habe ich nicht weggeschmissen, sondern daraus einen "Brei" gemacht, incl. einiger im Backofen erhitzter und dann aus den Schalen gedrückten Knoblauchzehen und dem abgeputzelten mageren Schweinefleisch vom Rippchen. Diesen Brei habe ich dann unter die Bohnen gerührt, bevor diese in den Ofen kamen. Die quasi "ausgelutschten" Entenhautstücke habe ich dann beim letzten "Ofengang" (ich hab mich auf drei beschränkt, wir hatten dann Hunger...) oben aufgelegt und knusprig gebacken.
Wie in Avignon von einem wahren Meister des Cassoulets einst gelernt, kam das Cassoulet dann mit einem anständigen Rachenputzer flambiert auf den Tisch. Da ich nicht extra einen Anis Seco öffnen wöllte, hab ich kurzerhand einen andorranischen Absinth dazu genommen und auf halben Wege gab es dann auch einen Schluck davon zur besseren Verdauung, nicht wie einst in Avignon eingeholfen bekommen, sondern selbst getrunken...
Durchaus zur Nachahmung empfohlen... Aber Vorsicht - Völlerei ohnegleichen...