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Hallo allerseits,
zum einen finde ich es gut, das Thema Languedoc auch etwas aufzusplitten und namhaften Cru´s, AOC´s oder auch Winzern einen eigenen Thread zu widmen - zum anderen habe ich grade eine kleine Serie von Weinen aus einem meiner Lieblingscru´s im Languedoc in den Tassen... - und bevor ich über diese spreche, möchte ich gern meine gesammelten Pic Saint Loup Notizen hier geordnet einstellen.
Als ich Ende 2004 begann, auf TAW aktiv zu werden, habe ich bereits einige Jahre Trinkerfahrungen mit den Languedoc - Weinen mitgebracht. Von 1991 bis 1997 war ich alljährlich (zum Teil mehrfach) in Aniane, um dort Jugendleiterfortbildungen in Form von deutsch-französischen Austauschen zu leiten. In dieser Zeit lernte ich die meisten der damals wie auch heute dort wichtigen (aus der Sicht der Qualität) Erzeuger kennen und viel verirrte sich seither in meine Keller.
Auch danach bin ich immer wieder regelmäßig nach Aniane gefahren, allerdings zu Urlaubszwecken und in den letzten Jahren, seit ich auch beruflich mit Wein zu tun habe, auch zu Arbeitszwecken.
Am Pic Saint Loup waren wir damals regelmäßig klettern, daher kenne ich den Berg und sein ihn umgebendes Weinbaugebiet quasi wie meine Westentasche. Einer der damaligen Teilnehmer (der leider schon vor etlichen Jahren am Matterhorn tödlich verunglückte) war damals total begeistert von diesem Berg, den man von vielen Stellen der Gegend immer wieder sehen konnte, weil er mit seiner Spitze alles ringsum überragte und er gab ihm den Beinamen "Matterhorn des Languedoc" - aber auch die Weine sind oft Spitze, in den 90ern gab es dort mit dem Auslöser Christophe Peyrus von Clos Marie einen regelrechten Qualitätsschub, der fast an einen Tsunami erinnern mag, plötzlich wird durch den qualitativen Wettstreit alles "weggerissen", was das einstige Massenweinbaugebiet Languedoc ausmachte - billige und belanglose Tropfen werden ersetzt durch Weine mit Anspruch, Tiefe und Terroir -Ausdruck.
Einer meiner bisher äußerst selten vergebenen 100 Punkte-Weine kommt von hier, aber auch etliches, was ich inzwischen unter "große" Weine einsortieren mag. Syrah, Mourvedre und Grenache sind sie Leitrebsorten, ähnlich wie im Priorat besann man sich auf alte, abgelegene Parzellen mit alten Reben, um die außergewöhnlichsten Weine zu kreieren. Die Mengen sind eher burgundisch, einige der Weine sind daher schon recht rar und schwer zu beschaffen, andere haben es dank umtriebiger Händler auch beizeiten in deren Regale geschafft, aber dank der Ignoranz eines teils der Weinkritikerszene ist das Gebiet nach wie vor noch unterfokussiert und bleibt oft preislich noch attraktiv.
Genug der Vorrede - ich beginne mit meinem 1. Beitrag zum Pic Saint Loup, einem für Freunde verfassten Newsletter, den ich auch am 02.12.2004 auf TAW publizierte:
02.12.2004
Pic-Saint-Loup - Kraft und Fülle, Weingenussmomente 2001…
Der Jahrgang 2001 erscheint im Languedoc vielfach üppig und konzentriert, einige dieser Fruchtbomben und Konzentrationswunder bekam ich Ende 2003 am Pic-Saint-Loup an den Gaumen…
Die Weine zeichneten sich aber nicht durch die oftmals vorkommenden gekochten Aromen, sondern durch frische, sehr reife Fruchtnoten z. T. mit Todessüße im Abgang und gut eingebundene Tannine aus. Trotz des teilweise enorm hohen Alkoholgehaltes bis 15,5% wirkten sie nicht schwer oder machten müde. Genießerweine für lang anhaltenden Genuss in sparsamer Dosierung…
Chateau de Lancyre: gute und solide Qualitäten durchweg, wenn auch nicht wirklich aufregend, die Grande Cuvée einwenig zu sehr everybodys darling, dafür aber die Vieilles Vignes (die kein Faß zu sehen bekamen) ein erster Markstein oberhalb des Durchschnittes…
Mas Gourdou: Newcomer mit einem überraschenden, qualitativ weit überdurchschnittlichen
Angebot zu sehr erfreulichen Preisen, sehr freundlicher Empfang.
Interessante Weißweine, auch hier Monster in Frucht und Konzentration, aromatisch und zum Teil überüppig (bis 15% Alkohol, dafür aber beinahe verspielt…), die Rotweine eindrucksvoll, in der Cuvée Les Roches Blanches gipfelnd: typische Pic-Saint-Loup Terroirnoten, ausgeglichen, fett und komplex. Ein Felsen von Wein, seinem Namen zur Ehre gereichend…
Mas de Fournel: Der Winzer ein absolutes, liebenswürdiges Original – trotz seines Alters jenseits der 70 einer der jüngeren Pic-Saint-Loup Winzer, der gerade mit dem 2001er seinen 4. Jahrgang vorstellt. Der Preis von 15,00 € ist angesichts der überragenden Qualität (95+/100) mehr als gerechtfertigt. Der Wein ist wie sein Winzer, ein liebenswerter Star, der im Gedächtnis haften bleibt. Es gab zum gleichen Preis noch ein paar Restflaschen des 1998er Erstlingsjahrganges derselben Cuvée Pierre, der seinerzeit im Guide Hachette mit zwei Sternen und der Wahl zum Lieblingswein geehrt wurde. Nach der Verkostung wusste ich auch, warum… Aber der neu vorgestellte 2001er setzt qualitativ noch eins drauf…
Ein Stück weiter weg, auf dem Territorium St. Christol findet sich die Domaine da la Coste:
Ein Umweg, der sich auf jeden Fall lohnt, mit extremen Preis/Genussverhältnis und Superkonzentraten, die hier trotz anderen Terroirs erwähnt werden müssen. Merlot als Vin de Pays d´Oc (dieser stand zwar neben dem Marmeladentopf) und zwei überwältigende Cuvées sélectionnées, wobei wieder ein mal die nicht faßausgebaute Cuvée den Vorzug erhielt. Glücklich, wer den Wein zu fassen bekommt, heut schon immense Vergnügen (96+/100 für die Version ohne Faß), aber wo führt das in den Folgejahren noch hin?
Das die Weine auch gereift überzeugen, bewies ein im Februar 2004 geöffneter 97er Clos Marie „Simon“: immenser Auftritt mit Wucht und Eleganz, für den Schwärmer wie gemacht,
Groß und über der Hochebene aufragend wie der Berg, der der Appellation seinen Namen gibt, mineralisch monumental wie der Fels, weitsichtig und lang wie die Sicht vom Gipfel aufs Mittelmeer und immer das Gefühl, mitten in der blühenden Garrigue zu stehen (96/100).
Wie wurde nicht der Jahrgang 97 seinerzeit schlecht gemacht…?
Soweit der fast schon ein Jahr alte "Newsletter" zum Pic-Saint-Loup zu den Eindrücken vor Ort beim Verkosten nach dem Klettern an jenem herrlichen Berg...
Aktuell verkostet: der erwähnte Les Roches Blanches 2001 der Domaine Mas Gourdou (7,00€)
Er gehört zu den Weinen, die man täglich trinken könnte. Immenses Preis-/Genussverhältnis, noch kann der Liebhaber von den günstigen Kennenlernpreisen dieses neuen Weingutes profitieren, aber auch Clos Marie hat seinerzeit preislich so angefangen...
Typisches Pic-Saint-Loup Aromenspektrum, Wildbeeren, Kräuter und ein Hauch Kirschwasser, eingeweckte Heidel- und Brombeeren, Veilchennoten..., sehr ausgewogen und harmonisch, geschliffen und komplex mit Eleganz und Tiefgang. Dezente Süße im Abgang, langer Nachhall.
Ein schöner Erstlingserfolg - 94/100 Th.
zum einen finde ich es gut, das Thema Languedoc auch etwas aufzusplitten und namhaften Cru´s, AOC´s oder auch Winzern einen eigenen Thread zu widmen - zum anderen habe ich grade eine kleine Serie von Weinen aus einem meiner Lieblingscru´s im Languedoc in den Tassen... - und bevor ich über diese spreche, möchte ich gern meine gesammelten Pic Saint Loup Notizen hier geordnet einstellen.
Als ich Ende 2004 begann, auf TAW aktiv zu werden, habe ich bereits einige Jahre Trinkerfahrungen mit den Languedoc - Weinen mitgebracht. Von 1991 bis 1997 war ich alljährlich (zum Teil mehrfach) in Aniane, um dort Jugendleiterfortbildungen in Form von deutsch-französischen Austauschen zu leiten. In dieser Zeit lernte ich die meisten der damals wie auch heute dort wichtigen (aus der Sicht der Qualität) Erzeuger kennen und viel verirrte sich seither in meine Keller.
Auch danach bin ich immer wieder regelmäßig nach Aniane gefahren, allerdings zu Urlaubszwecken und in den letzten Jahren, seit ich auch beruflich mit Wein zu tun habe, auch zu Arbeitszwecken.
Am Pic Saint Loup waren wir damals regelmäßig klettern, daher kenne ich den Berg und sein ihn umgebendes Weinbaugebiet quasi wie meine Westentasche. Einer der damaligen Teilnehmer (der leider schon vor etlichen Jahren am Matterhorn tödlich verunglückte) war damals total begeistert von diesem Berg, den man von vielen Stellen der Gegend immer wieder sehen konnte, weil er mit seiner Spitze alles ringsum überragte und er gab ihm den Beinamen "Matterhorn des Languedoc" - aber auch die Weine sind oft Spitze, in den 90ern gab es dort mit dem Auslöser Christophe Peyrus von Clos Marie einen regelrechten Qualitätsschub, der fast an einen Tsunami erinnern mag, plötzlich wird durch den qualitativen Wettstreit alles "weggerissen", was das einstige Massenweinbaugebiet Languedoc ausmachte - billige und belanglose Tropfen werden ersetzt durch Weine mit Anspruch, Tiefe und Terroir -Ausdruck.
Einer meiner bisher äußerst selten vergebenen 100 Punkte-Weine kommt von hier, aber auch etliches, was ich inzwischen unter "große" Weine einsortieren mag. Syrah, Mourvedre und Grenache sind sie Leitrebsorten, ähnlich wie im Priorat besann man sich auf alte, abgelegene Parzellen mit alten Reben, um die außergewöhnlichsten Weine zu kreieren. Die Mengen sind eher burgundisch, einige der Weine sind daher schon recht rar und schwer zu beschaffen, andere haben es dank umtriebiger Händler auch beizeiten in deren Regale geschafft, aber dank der Ignoranz eines teils der Weinkritikerszene ist das Gebiet nach wie vor noch unterfokussiert und bleibt oft preislich noch attraktiv.
Genug der Vorrede - ich beginne mit meinem 1. Beitrag zum Pic Saint Loup, einem für Freunde verfassten Newsletter, den ich auch am 02.12.2004 auf TAW publizierte:
02.12.2004
Pic-Saint-Loup - Kraft und Fülle, Weingenussmomente 2001…
Der Jahrgang 2001 erscheint im Languedoc vielfach üppig und konzentriert, einige dieser Fruchtbomben und Konzentrationswunder bekam ich Ende 2003 am Pic-Saint-Loup an den Gaumen…
Die Weine zeichneten sich aber nicht durch die oftmals vorkommenden gekochten Aromen, sondern durch frische, sehr reife Fruchtnoten z. T. mit Todessüße im Abgang und gut eingebundene Tannine aus. Trotz des teilweise enorm hohen Alkoholgehaltes bis 15,5% wirkten sie nicht schwer oder machten müde. Genießerweine für lang anhaltenden Genuss in sparsamer Dosierung…
Chateau de Lancyre: gute und solide Qualitäten durchweg, wenn auch nicht wirklich aufregend, die Grande Cuvée einwenig zu sehr everybodys darling, dafür aber die Vieilles Vignes (die kein Faß zu sehen bekamen) ein erster Markstein oberhalb des Durchschnittes…
Mas Gourdou: Newcomer mit einem überraschenden, qualitativ weit überdurchschnittlichen
Angebot zu sehr erfreulichen Preisen, sehr freundlicher Empfang.
Interessante Weißweine, auch hier Monster in Frucht und Konzentration, aromatisch und zum Teil überüppig (bis 15% Alkohol, dafür aber beinahe verspielt…), die Rotweine eindrucksvoll, in der Cuvée Les Roches Blanches gipfelnd: typische Pic-Saint-Loup Terroirnoten, ausgeglichen, fett und komplex. Ein Felsen von Wein, seinem Namen zur Ehre gereichend…
Mas de Fournel: Der Winzer ein absolutes, liebenswürdiges Original – trotz seines Alters jenseits der 70 einer der jüngeren Pic-Saint-Loup Winzer, der gerade mit dem 2001er seinen 4. Jahrgang vorstellt. Der Preis von 15,00 € ist angesichts der überragenden Qualität (95+/100) mehr als gerechtfertigt. Der Wein ist wie sein Winzer, ein liebenswerter Star, der im Gedächtnis haften bleibt. Es gab zum gleichen Preis noch ein paar Restflaschen des 1998er Erstlingsjahrganges derselben Cuvée Pierre, der seinerzeit im Guide Hachette mit zwei Sternen und der Wahl zum Lieblingswein geehrt wurde. Nach der Verkostung wusste ich auch, warum… Aber der neu vorgestellte 2001er setzt qualitativ noch eins drauf…
Ein Stück weiter weg, auf dem Territorium St. Christol findet sich die Domaine da la Coste:
Ein Umweg, der sich auf jeden Fall lohnt, mit extremen Preis/Genussverhältnis und Superkonzentraten, die hier trotz anderen Terroirs erwähnt werden müssen. Merlot als Vin de Pays d´Oc (dieser stand zwar neben dem Marmeladentopf) und zwei überwältigende Cuvées sélectionnées, wobei wieder ein mal die nicht faßausgebaute Cuvée den Vorzug erhielt. Glücklich, wer den Wein zu fassen bekommt, heut schon immense Vergnügen (96+/100 für die Version ohne Faß), aber wo führt das in den Folgejahren noch hin?
Das die Weine auch gereift überzeugen, bewies ein im Februar 2004 geöffneter 97er Clos Marie „Simon“: immenser Auftritt mit Wucht und Eleganz, für den Schwärmer wie gemacht,
Groß und über der Hochebene aufragend wie der Berg, der der Appellation seinen Namen gibt, mineralisch monumental wie der Fels, weitsichtig und lang wie die Sicht vom Gipfel aufs Mittelmeer und immer das Gefühl, mitten in der blühenden Garrigue zu stehen (96/100).
Wie wurde nicht der Jahrgang 97 seinerzeit schlecht gemacht…?
Soweit der fast schon ein Jahr alte "Newsletter" zum Pic-Saint-Loup zu den Eindrücken vor Ort beim Verkosten nach dem Klettern an jenem herrlichen Berg...
Aktuell verkostet: der erwähnte Les Roches Blanches 2001 der Domaine Mas Gourdou (7,00€)
Er gehört zu den Weinen, die man täglich trinken könnte. Immenses Preis-/Genussverhältnis, noch kann der Liebhaber von den günstigen Kennenlernpreisen dieses neuen Weingutes profitieren, aber auch Clos Marie hat seinerzeit preislich so angefangen...
Typisches Pic-Saint-Loup Aromenspektrum, Wildbeeren, Kräuter und ein Hauch Kirschwasser, eingeweckte Heidel- und Brombeeren, Veilchennoten..., sehr ausgewogen und harmonisch, geschliffen und komplex mit Eleganz und Tiefgang. Dezente Süße im Abgang, langer Nachhall.
Ein schöner Erstlingserfolg - 94/100 Th.